„Großeltern im Blick- Gedanken zur Rolle von Großvätern im
Familiensystem“
… lautete der Titel des Werkstattgesprächs der LAG Väterarbeit am 16. März. Jürgen Haas, Referent beim Institut Kirche und Gesellschaft
in Villigst, ist dabei unter anderem auf folgende Fragen eingegangen:
Welche Veränderungen hat es in den letzten
Jahrzehnten gegeben?
Wovon ist eine gute
Großeltern-Enkelkind-Beziehung abhängig und
welche Herausforderungen ergeben sich?
Welche Beziehung haben wir selbst zu unseren
Großeltern und
welche Erinnerungen sind damit verknüpft?
„Großeltern sind für Enkelkinder wichtig“, zu diesem und
anderen interessanten Ergebnissen kommt eine Studie des Deutschen
Jugendinstituts, die der Referent zitierte. Vorab schilderte er seine
persönlichen Erfahrungen mit dem Großvater werden und wie diese Erfahrung auch
die Arbeit mit Vätern beeinflusst hat.
Nie zuvor hat es eine Generation von Kindern gegeben, denen
der Zugang zu den leiblichen und sozialen Großeltern in dem derzeitigen
zeitlichen Umfang möglich war. Von einem guten Kontakt profitieren beide –
Enkelkinder und deren Großeltern.
Neben den leiblichen Großeltern gibt es oft auch Nenn-Omas bzw. Opas, ältere Menschen
in der Nachbarschaft, die das Aufwachsen der Kinder begleiten, in der
Anonymität der Großstädte und aufgrund großer Entfernungen zur eigenen
Herkunftsfamilie inzwischen auch ‚Leih-Omas bzw. Opas‘.
Die Bedeutung der Großeltern, die in aktuellen Studien
vielfach auf die Betreuungsfrage ‚reduziert wird‘ ist vielschichtig und
komplementär zu den Erziehungsaufgaben der Eltern: Sie sind Beziehungspersonen,
Entwicklungshelfer, Vermittler von Werten und Ritualen, in der Erziehenden
Rolle und unterstützen ihre Kinder und Enkelkinder auf vielfältige Weise.
Insbesondere Jugendliche schätzen an ihren Großeltern, dass diese Zeit haben
ihnen zuzuhören.
Dass Großeltern eine derartige Bedeutung erlangt haben, ist
nicht zuletzt auch der Verlängerung der Lebenserwartung zu verdanken:
Vor 100 Jahren hatten 80% aller 20jährigen eine
Mutter
Heute haben 90% aller 20jährigen eine Großmutter
und
20% aller Großeltern werden auch Urgroßeltern
Das liegt auch daran, dass 36% bei der Geburt ihres ersten
Enkelkindes noch keine 50 Jahre alt sind, 45% sind im Alter zwischen 50 und 60
Jahren.
Angesichts von zahleichen Trennungen und Scheidungen ging es
auch um die Frage, ob Großeltern ein eigenes Umgangsrecht haben. Dies ist im
BGB § 1685 ‚Umgang des Kindes mit anderen Bezugspersonen‘ geregelt: „(1)
Großeltern und Geschwister haben ein Recht auf Umgang mit dem Kind, wenn dieser
dem Wohl des Kindes dient.“
Im Streitfall müssen die Großeltern begründen, dass ihr Umgang dem Wohl des
Kindes dient und im Konfliktfall wiegt das Erziehungsrecht der Eltern schwerer
als das Umgangsrecht der Großeltern.
Auch in der Väterarbeit sind aktive Großväter eine Ressource. Sie können Enkelkinder bei Vater-Kind-Angeboten begleiten, wenn der Vater, aus welchen Gründen auch immer, nicht zur Verfügung steht. Und Großväter sind selbstverständlich auch eine eigene Zielgruppe von Väterarbeit, wie z.B. das Wochenendseminar ‚Gemeinsam unterwegs‘ der Männerarbeit der Vater-Kind-Agentur der evangelischen Kirche.
Am 8. März 2006 wurde der Preis ‚Spitzenvater des Jahres zum
ersten Mal verliehen. Die Verleihung stieß auf heftige Kritik, warum bekommen
Väter einen Preis für etwas, was eigentlich selbstverständlich ist und von
Müttern täglich geleistet wird. Der Begriff des #MentalLoad war damals noch
nicht so gebräuchlich.
Das die Motive der Initiatorin des Preises, Frau Ulrike Detmers, aber 17 Jahre später immer noch aktuell sind, macht die Aktion des @Fatherhood Institute aus London deutlich. Es würdigte am Weltfrauentag die Arbeit von sechs Väterforscherinnen und veröffentlichte ihre Antworten auf die Frage „: Warum ist es für Sie, für Frauen und für die Gesellschaft wichtig, Männer als engagierte Väter und Betreuer zu unterstützen?“.
Auch ich teile die Vision von einer Gesellschaft, in
der alle Kinder eine starke und positive Beziehung zu ihrem Vater haben, in der
sowohl Mütter als auch Väter als Erwerbstätige und Betreuungspersonen
unterstützt werden und in der Jungen und Mädchen auf ihre künftige gemeinsame
Rolle bei der Betreuung von Kindern vorbereitet werden.
Die Beteiligung der Väter bringt nicht nur ihren
Kindern viele Vorteile. Auch für die Mütter ist sie von Bedeutung, denn sie
trägt dazu bei, ihre Mutterschaft und ihre Beziehung zu ihrem Baby zu
gestalten, und ermöglicht eine gleichberechtigtere Aufteilung von Betreuung und
Hausarbeit.
Aus diesem Grund ist meine Unterstützung engagierter Vaterschaft ein
Schlüssel zu einer geschlechtergerechten Welt – einer Welt frei von
Vorurteilen, Stereotypen und Diskriminierung.
Gewürdigt wurden Dr. Helen Norman, Dr. Jasmine Kelland, Jane van Zyl, Professorin Tina Miller, Nikki van der Gaag und Dr. Anna Machin, deren Buch „The Life of Dad: The Making of the Modern Father“ auch in Deutschland unter dem Titel „Papa werden, Die Entstehung des modernen Vaters“ erschienen ist. Ihr Antwort lautet:
„Wir wissen, dass Männer biologisch genauso für
die Elternschaft prädestiniert sind wie Frauen, dass sie genauso starke Bindungen
aufbauen wie Mütter, sich aber in einzigartiger und wichtiger Weise von ihnen
unterscheiden, und dass sie eine einzigartige und eigenständige Rolle in der
Entwicklung ihres Kindes spielen. Als
Gesellschaft müssen wir die Väter als die große ungenutzte Taskforce für die
psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen anerkennen: Ihre besondere
Rolle beim Aufbau von Resilienz kann das Risiko von Einsamkeit, geringem
Selbstwertgefühl und Depressionen bei unseren Kindern verringern.“
Der Preis „Spitzenvater des Jahres“ ist übrigens eingestellt worden. In der Stellungnahme von Frau Detmers heißt es dazu: „Auch wegen der stark angestiegenen Energiekosten und erhöhten Rohstoffpreise mussten wir leider als Familienunternehmen kurzfristig diverse Sparmaßnahmen ergreifen. Das hat unter anderem dazu geführt, dass der Gleichstellungspreis Spitzenvater des Jahres ab sofort eingestellt werden musste.“
In der Generation der heutigen Großväter lag die Kindererziehung
vielfach noch in den Händen der Frauen. Für die Väter von damals heißt
das aber nicht, dass sie sich heute als Großvater wieder in die Ränge
verweisen lassen. Der Altersforscher Eckart Hammer hat vor fünf Jahren
ein Buch über Großväter geschrieben. Im INterview mit der Süddeutschen
Zeitung hat er seinerzeit erklärt, warum ein Opa, der sich in die
Betreuung der Enkel einbringt, nicht nur den Kindern nützt, sondern auch
sich selbst etwas Gutes tut.
„Herr Professor Hammer, wenn es um Großeltern geht, ist häufig nur von der Oma die Rede. Warum kommen die Opas seltener vor?
Großväter hatten mal eine Konjunktur Anfang des 19. Jahrhunderts. Da
galten sie als gütige Ratgeber, alte Weise im Lehnstuhl. Dann wurde
dieses Bild allmählich verdrängt von der guten Großmutter. Der Mann
geriet in den Hintergrund, als der distanzierte, strenge Großvater, den
man nicht anfassen kann.
Warum verändert sich das jetzt?
Das hat auch mit der Entwicklung der Bevölkerung zu tun. Großväter
haben heute so viel Zeit mit ihren Enkeln wie zu keiner Zeit zuvor. 1890
haben zwei Drittel aller Kinder keine Großeltern erlebt. Heute liegt
das Durchschnittsalter, um Großvater zu werden, bei 56. Zugleich gehen
viele Arbeitnehmer früher in den Ruhestand. Und beeinflusst durch die
1968er-Jahre haben sie häufig auch den gleichen Anspruch, für ihre Enkel
da zu sein, wie die Großmutter. Opas wollen Gleichberechtigung.
Diesen Anspruch durchzusetzen, ist aber manchmal gar nicht so
einfach. Häufig steht die Großmutter immer noch im Mittelpunkt, wenn es
um die Versorgung der Enkel geht.
Das stimmt. Es geht darum, von Anfang an mitzumachen und nicht erst
zu warten, bis die Kinder Fußball spielen können. Männer können auch
wickeln. Das sollten sie selbstbewusst formulieren und vor allem
durchhalten. Wenn das Baby dann mal einen Mucks macht, darf man es eben
nicht gleich in die Arme der Großmutter oder Mutter geben, sondern kann
sagen: Nee, das mache ich jetzt. Was manchmal auch hilft, sind separate
Tage für Oma und Opa. So kann jedes Großelternteil seine eigene
Beziehung zum Kind aufbauen.
Wie bereitet man sich auf die Rolle als Großvater vor?
Es ist gut, vorher darüber nachzudenken: Wie viel möchte ich tun?
Möchte ich regelmäßig auf mein Enkelkind aufpassen? Außerdem sollte man
noch in der Schwangerschaft mit den künftigen Eltern besprechen, welche
Erwartungen sie haben. Die künftigen Großeltern dürfen auch ehrlich
sagen, dass man lieber nur einen Tag pro Woche oder nur ab und an
aufpassen möchte. Ich rate auch, daran zu denken, dass die aktive
Großelternrolle nur eine Durchgangsphase ist. Wer nichts mehr macht
außer Opa zu sein, steht am Ende möglicherweise mit leeren Händen da,
weil die Enkel größer werden und nicht mehr so viel kommen.
Sich um Enkel zu kümmern, ist ja auch anstrengend. Warum soll man sich das überhaupt antun?
Für viele Männer ist es der zentrale Ruhestandssinn. Sie haben da
noch einmal etwas, das sie zutiefst beglückt. Nämlich dass da ein
kleiner Mensch ist, für den man ganz wichtig ist. Der Sozialpsychiater
Klaus Dörner hat einmal gesagt: „Jeder Mensch braucht seine Tagesdosis
an Bedeutung für andere.“ Gerade für Männer, die die Erziehung der
eigenen Kinder ihren Frauen überlassen haben, ist es zudem eine große
Chance. Sie können noch einmal Dinge erleben, wie auf dem Boden zu
liegen, mit einer Eisenbahn zu spielen oder mit Sandkastenförmchen zu
backen. Eben alles, was man nur mit Kindern erleben kann und darf, es
aber aus anderen Gründen versäumt hat.
Das klingt, als sei Opasein gut für die Gesundheit.
Unbedingt. Es gibt die vier „L“, die nachweislich dafür sorgen, dass
man im Alter länger gesund und fit bleibt: Das Lernen, also zum Beispiel
neugierig zu bleiben wie ein Kind. Das Laufen, also die Bewegung, für
die Enkel ebenfalls sorgen, weil sie uns auf Trab halten. Das dritte „L“
ist die Liebe, damit sind soziale Beziehungen gemeint: Gut eingebundene
Menschen leben nachweislich länger. Und das vierte „L“ steht für das
Lachen. Spaß zu haben mit den Kindern und ihnen den Spielraum zu geben,
den ein strenger Vater erst mal noch etwas Mühe hat, zu gewähren.
Und nützt es auch den Enkeln, wenn sich der Großvater aktiv einbringt, oder ist das egal – Hauptsache, Großeltern sind da?
Nein. Großväter sind ganz wichtige Partner für die Kinder – gerade in einer so frauendominierten Erziehungswelt. Die Kindergärten und Schulen sind ja zum Beispiel überwiegend weibliches Terrain. Und es ist auch immer noch so, dass die Väter häufig mehr arbeiten als die Mütter. Männliche Bezugspersonen sind aber als zweiter Pol sehr wichtig für Kinder.“
ChatGPT ist in aller Munde und vielfach werden Befürchtungen
geäußert. Es lag also nahe, auch um persönliche Neugierde zu befriedigen, einen
Zugang zu ergattern und die KI nach Väteranliegen zu befragen.
Die Antworten haben mich einerseits überrascht, andererseits
habe ich das Gefühl, ähnliche Vorschläge in den vergangenen Jahren selbst schon
einmal formuliert zu haben. Meine erste Frage lautete:
Wie kann man die Rechte der Väter stärken?
„Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie man die Rechte der Väter
stärken kann:
Verbesserung der Familienrechtsvorschriften:
Gesetze und Vorschriften können so gestaltet werden, dass sie die Rechte der
Väter stärken. Dazu können zum Beispiel die Vaterschaftsanerkennung, das
Sorgerecht und Umgangsrecht gehören. Die Gesetze können auch klare Leitlinien
für Entscheidungen im Hinblick auf das Kindeswohl und das Wohl der Familie
bieten.
Sensibilisierung der Gesellschaft: Eine stärkere
Sensibilisierung der Gesellschaft für die Bedeutung der Vaterrolle und die
Herausforderungen, denen Väter gegenüberstehen, kann dazu beitragen, dass die
Rechte der Väter besser verstanden und unterstützt werden. Hierzu können zum
Beispiel Informationskampagnen und Schulungen für Fachleute wie Richter,
Anwälte und Sozialarbeiter beitragen.
Stärkere Beteiligung der Väter am Familienleben:
Eine stärkere Beteiligung der Väter am Familienleben kann dazu beitragen, dass
Väter eine wichtigere Rolle in der Erziehung ihrer Kinder spielen und ihre
Rechte besser geschützt werden. Hierzu können zum Beispiel flexible Arbeitszeiten
und Elternzeitangebote beitragen.
Förderung von Beratungs- und
Unterstützungsangeboten: Beratungs- und Unterstützungsangebote für Väter können
dazu beitragen, dass sie ihre Rechte besser wahrnehmen können. Hierzu können
zum Beispiel Vätergruppen, Beratungsstellen und Coachingangebote beitragen.
Insgesamt können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, um
die Rechte der Väter zu stärken. Wichtig ist, dass dabei das Kindeswohl immer
im Vordergrund steht und die Interessen von Vätern, Müttern und Kindern
gleichermaßen berücksichtigt werden.“
… und eine zweite
Wie sieht eine Familienpolitik aus, die die Interessen
von Vätern und Müttern gleichermaßen berücksichtigt?
Eine Familienpolitik, die die Interessen von Vätern und
Müttern gleichermaßen berücksichtigt, kann folgende Maßnahmen umfassen:
Elternzeit: Eine familienfreundliche
Elternzeitpolitik, die Müttern und Vätern ermöglicht, nach der Geburt ihres
Kindes eine Auszeit von der Arbeit zu nehmen, kann dazu beitragen, dass beide
Elternteile eine enge Bindung zu ihrem Kind aufbauen können. Es sollte darauf
geachtet werden, dass die Elternzeit flexibel gestaltet ist und auch Vätern die
Möglichkeit gibt, eine längere Auszeit von der Arbeit zu nehmen.
Kindergeld und steuerliche Entlastungen:
Kindergeld und steuerliche Entlastungen können eine finanzielle Unterstützung
für Familien darstellen und dazu beitragen, dass Mütter und Väter ihre Rolle
als Erziehungsberechtigte besser ausfüllen können.
Kinderbetreuung: Eine flächendeckende und
qualitativ hochwertige Kinderbetreuung, die auch flexibel gestaltet ist, kann
dazu beitragen, dass Mütter und Väter Beruf und Familie besser vereinbaren
können.
Familienfreundliche Arbeitsbedingungen: Flexible
Arbeitszeitmodelle, Telearbeit und Jobsharing können dazu beitragen, dass Mütter
und Väter Beruf und Familie besser vereinbaren können. Arbeitgeber sollten
hierbei auch darauf achten, dass Väter und Mütter gleichermaßen Zugang zu
diesen Arbeitsbedingungen haben.
Familienberatung und Unterstützung:
Familienberatung und -unterstützung kann dazu beitragen, dass Mütter und Väter
ihre Rolle als Erziehungsberechtigte besser ausfüllen können und auch in
schwierigen Situationen Unterstützung erfahren.
Eine Familienpolitik, die die Interessen von Vätern und
Müttern gleichermaßen berücksichtigt, sollte also darauf achten, dass Väter und
Mütter gleichermaßen Zugang zu den genannten Maßnahmen haben und auch
individuelle Bedürfnisse und Lebensumstände berücksichtigt werden. Wichtig ist
auch, dass diese Maßnahmen regelmäßig auf ihre Wirksamkeit hin überprüft werden
und gegebenenfalls angepasst werden.
Unsere Kurzbefragung ist zwar nicht repräsentativ, gibt uns
als LAG-Väterarbeit aber wichtige Anhaltspunkte, wie unsere Mitglieder und ‚Follower*innen
auf den verschiedenen Kanälen ‚ticken‘, wo wir mit unserer Arbeit ansetzen
können und welche Herausforderungen und Stolpersteine noch bewältigt bzw. aus
dem Weg geräumt werden müssen. Vielen Dank, dass Sie sich auch diesmal
beteiligt haben.
Insgesamt haben wir Ihnen diesmal 5 Fragen gestellt. Die
erste ist identisch mit einer, die auch der kürzlich veröffentlichten
Väterstudie der TU Braunschweig und der FH Kiel (VAPRO) gestellt wurde:
Wodurch
zeichnet sich ein ‚guter Vater‘ aus?
LAGV
VAPRO
Zeit mit dem
Kind zu verbringen
56,06 %
27 %
Dem Kind
etwas beibringen
3,03%
12,1 %
Dem Kind
Zuneigung zeigen
39,39%
59,5 %
Dem Kind
(finanzielle) Sicherheit bieten
1,52 %
1,4 %
Bei den Ergebnissen zeigt sich, dass die klassische Vaterrolle des finanziellen Versorgers in beiden Befragungen keine Rolle mehr spielt. Zeit mit dem Kind zu verbringen, wird in unserer Befragung mit 56 % doppelt so häufig als Eigenschaft eines ‚Guten Vaters‘ benannt., Zuneigung zeigen mit 40 % rund 20 % weniger als bei der VAPRO Befragung.
Bei der zweiten Frage ging es um die Einschätzung von
folgenden Behauptungen:
Für ein Kind ist es problematisch, wenn der
Vater die Erziehung allein der Mutter überlässt
Väter sollten für ihre Kinder beruflich
‚kürzertreten‘
Es liegt nicht in der ‚Natur des Mannes‘,
Hausmann zu sein
Ein Mann muss seine Familie ernähren können
Der Vater sollte sich genauso stark an der
Kindererziehung beteiligen wie die Mutter
Bei den Antworten zeigt sich eine große Zustimmung zu der
aktiven Beteiligung von Vätern an der Erziehung ihrer Kinder. Sichtbar werden
aber hier teilweise noch die Widersprüche bei den Erwartungen und
Zuschreibungen bezüglich der ‚Ernährerrolle‘.
Der Behauptung, Väter sollten für ihre Kinder beruflich ‚kürzertreten‘ stimmen lediglich gut 40% zu.
Ist
die bisher wichtigste, schönste und aufregendste Epoche. Dies schreibt Reiner
Holbe in seinem Buch ‚Wir neuen Großväter – Der schönste Job der Welt‘. Und der
Altersforscher Eckart Hammer bezeichnet Großväter als die am meisten
unterschätzte Gruppe in unserer Gesellschaft.
Die Forschung über Großeltern in Deutschland ist noch nicht sehr umfangreich
und wenn Großeltern erwähnt werden, geht es, wie in der Generation darunter,
meist um Großmütter. Sie sind in der Familienpolitik vor allem als ‚Plan B‘ bei
der Kinderbetreuung interessant und haben während der Corona-Pandemie eine
wichtige Rolle gespielt.
Viele Großväter lassen sich in dieser Lebensphase aber nicht noch einmal an den
Familienrand verweisen und werden aktiv. Getreu einem holländischen Sprichwort
‚Großväter sind Väter, denen der liebe Gott eine zweite Chance gegeben hat.‘
Großväter brauchen Enkel und Enkel brauchen Großväter, für beide bietet diese
Beziehung eine Entwicklungschance.
Worin diese Chancen bestehen, wie Großväter, Söhne und Enkel sie nutzen können
und was die Väterarbeit in Kitas, Familienzentren und Familienbildung dazu
beitragen können, ist das Schwerpunktthema der LAG-Väterarbeit im 1. Quartal.
Lassen Sie sich überraschen.
Väter
sind wichtig, von Anfang an!
Das
ist die Grundüberzeugung der LAG-Väterarbeit und deshalb setzt sie sich dafür
ein, Rahmenbedingungen in Gesellschaft, Betrieben aber auch Familien so zu
gestalten, dass Väter aktive Vaterschaft leben und der Vater sein können, der
sie sein wollen.
Das schließt konkrete Angebote für Väter, politisches Handeln auf kommunaler
und Landesebene ebenso ein wie Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnen in den
sozialen Medien. Zu Beginn des neuen Jahres hat die LAGV deshalb eine Kampagne
zum Thema ‚Väter sind wichtig, von Anfang an!‘ gestartet. Mindestens zweimal
pro Woche beleuchten Beiträge auf Facebook und Instagram die Bedeutung von
Vätern und die Rahmenbedingungen von Vaterschaft insbesondere im Kontext von
Erwerbsarbeit.
Im Rahmen dieser Kampagne führt die LAGV auch eine Kurzumfrage durch, deren
Ergebnisse ebenfalls genutzt werden, um Väter in NRW zu ermutigen, ihre
Vorstellungen von Vaterschaft auch zu leben.
Bitte beteiligen Sie sich an der Umfrage und teilen den Link bzw. den QR-Code
dazu. Die Beantwortung dauert 2 Minuten. Ebenfalls laden wir Sie herzlich ein,
die Beiträge auf Facebook und Instagram zu liken, zu kommentieren und zu
teilen. Damit können Sie deren Wirkung verstärken.
Hier geht es zur Umfrage:
Wenn Sie als Team, Verantwortliche
in einer Einrichtung, Gleichstellungsbeauftragte oder Personalverantwortliche
Fragen zu Vätern in bestimmten Lebenslagen oder auch im Allgemeinen haben, dann
finden wir gerne mit Ihnen gemeinsam in einem Strategiegespräch
passgenaue Antworten bzw. Lösungen.
Die Geschäftsstelle der LAG-Väterarbeit bietet auch Vorträge und Fortbildungen
an, die Beschäftigten verschiedener Einrichtungen oder auch einzelnen Teams die
Möglichkeit gibt, sich intensiv mit einem ‚Väterthema‘ auseinanderzusetzen und
ihre Arbeit mit und die Angebote für Väter weiterzuentwickeln. Melden Sie sich
einfach per Mail bei uns.
… es gibt eine neue
Papa-Lese-Liste von Christian Meyn-Schwarze
„Keiner erzählt die Gutenachtgeschichte
so lebendig wie Großvater. Es lag an seiner Stimme, eine Stimme, die die Kinder
noch lange hörten. Kaum hat er an diesem Abend die Gutenachtgeschichte für
seinen Enkel angefangen, kommen die Tiere aus der Geschichte eins nach dem
anderen ins Zimmer gesaust und versammeln sich ums Bett. …“
Dies ist nur eine von mehr als 300 Kurzrezensionen, mit der Christian
Meyn-Schwarze seit über 20 Jahren in seiner ‚Papa-Lese-Liste‘
Kinderbücher für und über Väter in allen Lebenslagen vorstellt und Väter
ermutigt, mit ihren Kindern zu lesen und ihnen vorzulesen.
Und da Christian jetzt im ‚Opa-Alter‘ ist, nimmt der Anteil der ‚Opa-Bücher‘
zu. Denn Großväter können mit ihrer Zeit und ihrer Lebenserfahrung wichtige
fördernde und fordernde Bezugspersonen – besonders für Jungs – werden. Allein 6
neue Titel sind in dieser Rubrik dazugekommen.
Wie sag ich es meinem Kinde?
Im November und Dezember stand das
Thema ‚Väter im Strafvollzug im Mittelpunkt. Einen kurzen Bericht zum Werkstattgespräch
am 5. Dezember mit Thomas Wendland, der bei der Diakonie in Bielefeld schon
seit 15 Jahren Vater-Kind-Gruppen sowie Elternkurse im Gefängnis anbietet, und
ein Video seiner Präsentation finden Sie hier.
… jugendliche Väter im Blick
Am 9. Mai 2023 findet im
Rahmen des von der Aktion Mensch geförderten Verbundprojekts ‚jugendliche Väter
im Blick‘ in Osnabrück eine Fachtagung statt. Impulsgeberinnen sind Prof*in
Anna Tarrant von der Universität in Lincoln/ GB die über ihre Erfahrungen in
den Projekten Following Young Fathers & Following Young Fathers Further
berichtet und Dr*in Kim Bräuer von der TH in Braunschweig, die aktuelle
Ergebnisse ihrer Forschung zu Vätern in Deutschland präsentiert.
Im Praxisteil der Tagung geht es um die Ansprache und Erreichbarkeit der jungen
Väter (nicht nur) im Rahmen der Frühen Hilfen. Hier
können Sie sich schon einen Platz bei der Fachtagung sichern.
Ausblick
Zum Thema ‚Gemeinsam getrennt
erziehen‘ hat der Beirat der Bundesregierung im Oktober 2021 ein Gutachten
vorgelegt. Anfang Januar hat die Familienministerin die Kommission für den 10.
Familienbericht berufen, diese wird sich mit dem Thema „Unterstützung
allein- und getrennterziehender Eltern und ihrer Kinder – Bestandsaufnahme und
Handlungsempfehlungen“ beschäftigen, die vielfältigen Lebenslagen von
Familien skizzieren und Empfehlungen für die Familienpolitik geben.
Anlass genug, auf die Lebenswirklichkeiten getrennt erziehender Väter zu
schauen und die Rahmenbedingungen zu beleuchten, die sie und die Mütter der
Kinder brauchen, damit gemeinsam getrennt erziehen gelingen kann.
Im 3. Quartal werden wir uns nach dem VäterSummit am 26. August in Essen damit
beschäftigen, wie Väter ermutigt werden können, ihr Vatersein so zu leben, wie
sie es sich vorstellen und wünschen.
Termine
28. Februar 2023, 15:30 bis 17
Uhr, Online Member Meeting der LAG-Väterarbeit
16. März 2023, 15:30 bis 17 Uhr,
Werkstattgespräch ‚Bedeutung von Großvätern‘ mit Jürgen Haas
Das ist die Grundüberzeugung der LAG Väterarbeit und deshalb
setzt sie sich dafür ein, Rahmenbedingungen in Gesellschaft, Betrieben aber
auch Familien so zu gestalten, dass Väter aktive Vaterschaft leben und der Vater
sein können, der sie sein wollen.
Das schließt konkrete Angebote für Väter, politisches
Handeln auf kommunaler und Landesebene ebenso ein wie Öffentlichkeitsarbeit und
Kampagnen in den sozialen Medien. Zu Beginn des neuen Jahres hat die LAGV
deshalb eine Kampagne zum Thema ‚Väter sind wichtig, von Anfang an!‘ gestartet.
Mindestens zweimal pro Woche beleuchten Beiträge auf Facebook und Instagram die
Bedeutung von Vätern und die Rahmenbedingungen von Vaterschaft insbesondere im
Kontext von Erwerbsarbeit.
Im Rahmen dieser Kampagne führt die LAGV auch eine
Kurzumfrage durch, deren Ergebnisse ebenfalls genutzt werden, um Väter in NRW
zu ermutigen, ihre Vorstellungen von Vaterschaft auch zu leben.
Bitte beteiligen Sie sich an der Umfrage und teilen den Link
bzw. den QR Code dazu. Die Beantwortung dauert 2 Minuten.
Ebenfalls laden wir Sie herzlich ein, die Beiträge auf Facebook und Instagram
zu liken, zu kommentieren und zu teilen. Damit können Sie deren Wirkung
verstärken
Eine
Inhaftierung trifft nicht nur den Inhaftierten selbst, sondern auch
seine Angehörigen und ganz besonders Kinder. Angebote zur
Aufrechterhaltung sozialer und familiärer Bindungen während der Haftzeit
haben eine große Bedeutung: sie sind eine wichtige Stütze für den
Inhaftierten während der schwierigen Zeit der Haft dar und sind
mitentscheidend für eine erfolgreiche Resozialisierung. Der regelmäßige
Kontakt zu dem inhaftierten Vater bzw. Mutter ist zudem ein Grund- und
Menschenrecht jedes Kindes und in der Regel bedeutsam für die kindliche
Entwicklung.
Vor diesem Hintergrund haben sich die Fraktionsvorsitzenden der
Grünen, Stefan Engstfeld und Josefine Paul im Dezember 2021 mit einer
Kleinen Anfrage an die damalige Landesregierung gewandt, um zu erkunden,
wie familiensensibel der Strafvollzug in NRW ist.
Gibt es mittlerweile in allen Justizvollzugsanstalten in
Nordrhein-Westfalen spezielle Kinderbesuchsräume? (tabellarische
Auflistung nach Justizvollzugsanstalt und Jahr der Inbetriebnahme wird
erbeten)
Gibt es in allen Justizvollzugsanstalten familiensensible
Besuchszeiten und -dauern mit Rücksicht auf Schulzeiten und eventuell
lange Anfahrtswege? (tabellarische Auflistung nach
Justizvollzugsanstalt, Besuchszeit und -dauer wird erbeten)
Gelten die besonderen Familienbesuchsmöglichkeiten für sämtliche
Familienkonstellationen (Patchworkfamilien, nicht-leibliche Kinder)?
Welche Angebote gibt es für inhaftierte Eltern (Kurse, Gruppen,
Therapie) bzw. für Angehörige von Inhaftierten (für Kinder Inhaftierter,
Lebenspartnerinnen und -partner, Eltern)? (tabellarische Auflistung
nach Justizvollzugsanstalten wird erbeten)
Welche Fortbildungsangebote gibt es für Bedienstete von Justizvollzugsanstalten zum Thema familiensensibler Justizvollzug?
Die am 19. Januar 2022 erfolgte Antwort zeichnet fast ein Idealbild:
Nahezu alle Justizvollzugsanstalten Nordrhein-Westfalens verfügen
über kindgerecht gestaltete und eingerichtete Besuchsräume. Fröndenberg
seit 1990, Münster als Schlusslicht seit 2019. Lediglich in Hagen gibt
es im Besuchsraum nur eine Spielecke.
Familiensensible Besuchszeiten gibt es in allen Haftanstalten und
diese gelten für alle Familienkonstellationen. Die Frage nach den
Anfahrtszeiten (und die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr)
bleiben unbeantwortet. Da die Justizvollzugsanstalten oftmals in
Randgebieten angesiedelt sind, stellen diese für die ‚Restfamilie‘
oftmals eine große Herausforderung dar.
Für Bedienstete im Justizstrafvollzug hat die Justizakademie die
Fortbildung „Justizvollzug: Familiensensibler Straf-vollzug – Chancen,
Möglichkeiten und Grenzen“ im Programm.
Den größten Teil der Antwort bezieht sich auf die Angebote für die
inhaftierten Väter und Mütter und deren Angehörigen. Dass diese sich an
bestehende Beratungsstellen wenden können, ist selbstverständlich,
wichtiger ist da schon der Gebührennachlass für Angebote der
Familienbildung.
Aus Mitteln des Kinder- und Jugendförderplans NRW werden zwei
Angebote gefördert: die Fachberatungsstelle ‚Freiräume“ der Diakonie für
Bielefeld sowie das Projekt ‚Kinder in Familien mit Straffälligkeit –
Förderung und Prävention“ des SKM und Freie Straffälligenhilfe in Bochum
gefördert.
Darüber hinaus gibt es in fast allen Haftanstalten Angebote für
Inhaftierte und ihre Familien. Auch die Liste der Angebote für
inhaftierte Väter kann sich sehen lassen
Vater-Kind-Gruppe: Hier haben die Kinder die Möglichkeit, jeweils
mit ihren Vätern in ausreichender Zeit gemeinsam zu spielen, zu basteln,
zu reden und zu lachen. Durch diese kindgerechten Kontaktmöglichkeiten
im Vollzug wird den Elternteilen ermöglicht, auch während der Haft eine
gute und kindgerechte Beziehung zu ihren Kindern zu pflegen. Die Kinder
werden dadurch in dieser schwierigen Situation besonders unterstützt.
(Bielefeld)
Väter-Gruppe: Verpflichtend für die Väter, die an der Vater Kind
Gruppe und an dem Familientreffen teilnehmen. In der Vätergruppe werden
die jeweiligen Gruppen mit den Kindern vor- und nachbereitet. Die
Elternteile bekommen von den Gruppenteilnehmern und von den Teamern eine
Rückmeldung zu dem Kontakt mit dem eigenen Kind. Ferner werden Rituale
wie Kindergeburtstag, saisonale Feste besprochen, vorbereitet und
umgesetzt.
Darüber hinaus finden 13 thematische Einheiten statt (Auseinandersetzung
mit der eigenen Elternerfahrung, Elternverantwortung ganz praktisch
trotz Vollzug, was ist für Kinder wichtig, wie erzählen / erklären sie
ihrem Kind ihren Aufenthalt; kindgerecht). Zudem werden spezielle
Einheiten zu Erziehungsthemen (welche Bedürfnisse haben meine Kinder?
Was tut Kindern gut? Guter Vater- Schlechter, Vater, Medienkonsum usw.
angeboten. (Bielefeld)
Vätergruppe: Die Gruppen sind konzeptionell offen gestaltet und
dienen u.a. dem fachlich begleiteten Austausch über Erziehungsinhalte.
(Duisburg)
Vater-Kind-Gruppe: Mehrstündige Treffen von Vätern und ihren Kindern
in ungezwungener Atmosphäre bei Sport-, Spiel-, und anderen
Freizeitaktivitäten. (Essen)
Vater-Kind-Tag: von 10-15 Uhr können Kinder ihre Väter besuchen und mit ihnen ungestört spielen, basteln und essen (Geldern)
Einmal jährlich Durchführung einer Gruppe für inhaftierte Väter:
„Lass das mal den Papa machen“. Acht Sitzungen mit Themen rund um das
Kind und das Vatersein auch unter Berücksichtigung der speziellen
Situation in Haft. (Heinsberg)
Zweimal jährlich ein dreimonatiges Väterseminar mit Familientag.
Dieses beinhaltet 10 Sitzungen zu ca. 1,5-2 Stunden plus den Familientag
von 3 Stunden in der hiesigen Kirche. (Herford)
Vätergruppe für werdende und junge Väter: Inhalte u.a.:
Rollenverständnis; Was bedeutet es Vater zu sein? Wie und wo bekommen
jungen Familien Hilfe? (Hövelhof)
„Papa liest“: Die Väter lesen aus einem, vorab von ihnen
ausgesuchtem, Kinderbuch vor. Das Gelesene wird, mit Hilfe eines
Mikrofons, auf einem Datenträger aufgezeichnet und im Anschluss mit dem
Buch und einem persönlichen Brief an das Kind nach Hause versandt.
(Remscheid)
„Papa, mein Superheld“ – Triple P: An zwei Samstagen im Jahr findet
ein Erziehungskompetenztraining (Triple P) mit einer externen Fachkraft
statt. (Remscheid)
Gruppe „Vater sein im Gefängnis“: Das Gruppenangebot richtet sich an
inhaftierte Väter und soll diesen die Möglichkeit bieten, ihre
Vater-Kind Beziehung zur stärken. Die Teilnehmer haben die Gelegenheit,
sich mit anderen Vätern auszutauschen und Erziehungsfragen zu
besprechen. (Werl)
Zusammengenommen kommt (fast) keine Familienbildungsstätte an so ein
väterspezifisches Programm heran. Vor dem Hintergrund, dass in NRW ca.
16.000 Männer inhaftiert sind, sind die Angebote jedoch ein Tropfen auf
dem heißen Stein. Dazu kommt, dass sie in den Jahren 2020 und 2021
bedingt durch die Corona Pandemie zum größten Teil nicht stattgefunden
haben.
Bei dem nächsten Werkstattgespräch am 5. Dezember wird Thomas
Wendland, der bei der Diakonie in Bielefeld die Vater-Kind Angebote in
der dortigen JVA durchführt über seine Arbeit und deren Wirkungen auf
die inhaftierten Väter und ihre Kinder berichten.
Hier können Sie sich zu dem Werkstattgespräch anmelden
So lautete die Überschrift in dem Abschnitt ‚Eckpunkte für
eine zukünftige Familienpolitik‘ in dem Familienbericht, den die
Landesregierung 2015 veröffentlichte. Dem Bericht zugrunde lagen die Auswertung
statistischer Daten, eine eigens durchgeführte Familienbefragung sowie die
Ergebnisse verschiedener Workshops an denen Familien und Expert*innen sich
beteiligen konnten. Als letzte Veranstaltung fand im November 2014 unter der
Überschrift ‚Vatersein in Siegen, Vater sein in NRW‘ ein Familiendialog an der
Universität in Siegen statt.
Hier wurden bereits die Ambivalenzen und Widersprüche
deutlich, mit denen Väter und Mütter, nicht nur in NRW, konfrontiert werden. ‚Väter
sehen sich nicht mehr länger nur in der Rolle des Ernährers, sondern möchten
sich aktiv an der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder beteiligen. Bei der Familienbefragung
für NRW haben 42 Prozent der Väter erklärt, dass sie es ideal fänden, wenn
beide Elternteile in gleichem Maße erwerbstätig sind und sich um Haushalt und
Familie kümmern.‘
Die Ursache – Wirkung – Kette‘ wird in dem Bericht
folgendermaßen beschrieben: Dies spiegelt die individuellen Wünsche der Väter,
mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen zu können – stellt aber auch eine
Grundvoraussetzung für eine erhöhte Erwerbstätigkeit der Mütter dar. „Einspruch
Euer Ehren“ würde es jetzt vor Gericht lauten. Hat doch die gleiche
Landesregierung bei der Prognos AG wenige Jahre zuvor eine Untersuchung in
Auftrag gegeben, wovon die Inanspruchnahme von Elternzeit in erster Linie
abhängt. Als die wichtigsten Faktoren wurden identifiziert:
die existierenden Kinderbetreuungsangebote
der Umfang der Berufstätigkeit von Frauen und
die Einstellung zur Betreuung von kleinen
Kindern durch eine andere Person als die Mutter
Insbesondere bei den beiden letzten
Kriterien liegt NRW weit zurück. Darüber hinaus konstatiert der Bericht: ‚die
im Bundesvergleich geringe Inanspruchnahme der Partnermonate beim Elterngeld
bei den Vätern in NRW belegt, dass auch Väter bei der Realisierung des von
ihnen gewünschten Familienmodells auf Widerstände stoßen. … Dass viele Väter
hiermit unzufrieden sind, ist bei den Familiendialogen sehr deutlich geworden:
Väter erklärten, sie hätten immer ein schlechtes Gewissen ihren Kindern
gegenüber, und sie beneideten ihre Partnerin um die Zeit, die diese mit den
gemeinsamen Kindern verbringen könne. Dazu passt, dass 24 Prozent der voll
erwerbstätigen Väter bei der Familienbefragung für NRW den Wunsch nach einer Reduzierung
ihrer Arbeitszeit geäußert haben.
Bei den Gründen, warum sie es nicht tun, spielten
finanzielle Erwägungen eine wichtige Rolle. Äußerungen aus den Familiendialogen
hätten aber auch gezeigt, dass viele Väter ihre Rechte im Hinblick auf eine
Teilzeittätigkeit nicht kennen. Als Ziel wird an dieser Stelle im Bericht
formuliert, die Entscheidungsspielräume für Eltern zu erweitern. Dazu „müssen
die traditionellen Geschlechterbilder für Frauen und Männer so verändert
werden, dass die wechselnden Phasen von Erwerbs- und Familienphasen nicht
länger zu unterschiedlichen Erwerbschancen von Frauen und Männern führen“.
Diese mechanistische Sichtweise karikiert das an sich
wünschenswerte Ziel ‚atmender‘ Lebensläufe von Vätern und Müttern. Verhalten
und noch mehr Haltungen lassen sich nicht durch Anweisungen verändern, sondern
dadurch, dass Väter und Mütter andere Erfahrungen machen können, z.B. durch
Elternzeiten und Verantwortungsübernahme in bislang „vernachlässigten“
Bereichen.
Hier setze die Arbeit der 16 Kompetenzzentren Frau und Beruf
an. Es gehe dabei auch um Strategien für eine bessere Vereinbarkeit von
Familie/Pflege und Beruf, flexible Übergänge zum Wiedereinstieg nach der
Elternzeit, aber auch bessere berufliche Entwicklungs- und
Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen und die Gewinnung weiblicher Auszubildender
in frauenuntypischen Berufen.
Alles gut und EU finanziert, aber was unternimmt die Landesregierung um Vätern
neue Erfahrungen zu ermöglichen? Dazu ist im Familienbericht zu lesen: Mit
ihrem Portal „www.vaeter.nrw.de“informiert die Landesregierung über
Wege zu einer aktiven Vaterschaft. Sie fördert außerdem eine Fachstelle für
Väterarbeit. Zusätzlich wird sie die Diskussion über die Bedeutung von Vaterschaft
stärker in die Gesellschaft hineintragen. Ziele einer Öffentlichkeitskampagne
sind deshalb u. a.:
die Attraktivität der Vaterrolle für Männer zu
steigern,
die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die
mit dem Rollenwandel einhergehenden Anforderungen,
die Bedeutung einer aktiven Vaterschaft für die kindliche
Erziehung darzustellen und
die notwendigen Aushandlungsprozesse von Eltern zu
begleiten.
Die Kampagne ist knapp 9 Monate nach der Veröffentlichung
des Familienberichts Ende Juni 2016 mit einer Plakataktion gestartet. Besonders
wirksam war der Aufbau eines SocialMedia Auftritts bei Facebook, bei dem
wöchentlich Erfahrungsberichte von Vätern publiziert wurden und der innerhalb
weniger Monate mehr als 8.000 Follower hatte.
Bereits fünf Monate vor dem Start der Kampagne fand der
ebenfalls im Bericht erwähnte Familiengipfel statt. In der Erklärung ist u.a.
zu lesen, „… dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber mit Müttern und Vätern
gemeinsam das Gespräch über die unterschiedlichen Ausgestaltungsmöglichen der
Elternzeit suchen und den werdenden Müttern und Vätern Ansprechpartner zur
Beratung und Beantragung des Elterngelds benennen, …“ und weiter unten „… dass
Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und
ihren Vertretungen in einer Kultur gegenseitiger Wertschätzung die
Inanspruchnahme der Elternzeit festlegen.“
Das klang und klingt gut und wäre, wenn den Worten denn
Taten gefolgt wären, echt innovativ gewesen, aber …
Und auch der Kampagne ging schnell die Luft bzw. das Geld
aus und nach der Landtagswahl im Mai 2017, bei der eine Koalition aus CDU und
FDP die bisherige Regierung ablöste wurde auch die erfolgreiche Facebook Seite
ebenso wie das Portal vaeter.nrw in den neuen Auftritt der Landesregierung
„integriert“. Die besondere Ansprache der Zielgruppe und das
Kommunikationsdesign dem allgemeinen ‚Corporate Design‘ untergeordnet.
Die Fachstelle ist bis Ende 2018
und mit einem halben Jahr Unterbrechung ab Juli 2019 die Geschäftsstelle der
LAG-Väterarbeit weiterhin gefördert. Seit dem Familienbericht sind sechs
Fachtagungen zu Väterthemen gefördert worden, u.a. 2017 in Bielefeld ‚Bewegte
Zeiten für Väter‘ und Olpe ‚Vater ist, was du draus machst!‘, 2019 in
Düsseldorf ‚Eltern bleiben trotz Trennung‘ und 2021 online per Zoom ‚Lockdown
als Chance? – Weichenstellungen für mehr väterliches Engagement‘.
Von den Veranstaltungen gingen
wichtige Impuls aus und die Geschäftsstelle der LAG-Väterarbeit arbeitet
kontinuierlich daran, die Weichen für väterliches Engagement zu stellen. Als
Dienstleister für alle diejenigen, die in Familienbildung- und beratung, Kitas
und Familienzentren Angebotejetzt schon Angebote für Väter machen, aber auch
als Lobbyist bei denen, die Rahmenbedingungen für väterliches Engagement strukturell
gestalten.
In dem Sinne sieht nicht nur die Landesregierung die
Arbeitgebenden als wichtige Akteure, wenn es um aktive Vaterschaft und eine
Unternehmenskultur geht, in der die Bedarfe von Vätern respektiert und
„mitgedacht“ werden.
Der Bericht „Familien gestalten Zukunft“ und insbesondere der Abschnitt ‚Mehr Zeit mit der Familie für Väter‘ sind ein erster Meilenstein nicht nur auf dem Weg zu einer kontinuierlichen Familienberichterstattung, sondern auch im Hinblick darauf, wie ernsthaft das Ziel einer partnerschaftlichen Aufteilung von Erwerbs- und Carearbeit in der Landespolitik verfolgt und umgesetzt wird. In der Legislaturperiode 2017 bis 2022 ist kein weiterer Bericht erfolgt. Dieses Vorhaben steht nun auf der Agenda der neuen Landesregierung und die Krisen ‚Corona‘ ‚Krieg‘ und ‚Inflation‘ und ihre Auswirkungen auf Väter, Mütter und Kinder sind mehr als ein Anlass für die Schwerpunktthemen des neuen Berichts.
Die Erwartungen an die Rolle des Vaters haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Galt es früher für den Vater als ausreichend, seine Familie finanziell zu versorgen und sich sonntags Zeit für sie zu nehmen, sind die Ansprüche heutzutage vielfältig: Geburtsvorbereitungskurs, Babyschwimmen, Spielplatzaufsicht, Hausaufgabenhilfe und Haushaltspflichten. Wie sehen Väter selbst ihre Rolle in der Familie? ZDFneo zeigt das zweiteilige Social Factual „Rabenväter oder Super Dads?“ mit Collien Ulmen-Fernandes
am Donnerstag, 24.
März 2022, ab 20.15 Uhr. Beide Teile stehen ab 10.00 Uhr in
der ZDFmediathek.
Moderatorin Collien
Ulmen-Fernandes besucht fünf Väter und ihre Familien in ihrer vertrauten
Umgebung: Einen Hausmann, der beim zweiten Kind den größten Teil der Elternzeit
übernimmt, einen Vater, der in zweiter Ehe erneut eine Familie gegründet hat
und neue Perspektiven für sich und seine Töchter entdeckt, zwei Väter, die sich
Kindererziehung und Haushalt teilen und einen Vater, der mit seiner Ehefrau und
zwei Kindern eine Familie hat, die in den meisten Bilderbüchern beschrieben
wird.
Die Rolle der Väter
hat Einfluss auf die Entwicklung der Söhne und der Töchter. In der
Vergangenheit wurde das von der Wissenschaft häufig unterschätzt. Heutzutage
zeigen Studien, dass Väter wesentlichen Einfluss auf die Berufs- und
Lebenspläne ihrer Töchter haben. Das Vaterbild ändert sich allmählich, aber
stetig. Und auch die Erwartungen der Väter selbst ändern sich. Zunehmend
entscheiden sie sich für eine Elternzeit, wenn auch selten für eine, die länger
als drei Monate dauert.
Väter sind heute auch
selbstverständlich bei der Geburt ihres Nachwuchses dabei, was noch in den
1970er-Jahren ein No-Go war, und sie bereiten sich gewissenhaft auf ihre Rolle
als werdende Väter vor. Das zeigt eine Väterschule, die Collien Ulmen-Fernandes
besucht. In einem Test beantworten Väter und Mütter die Frage, wer in der
Familie für was verantwortlich ist oder sich verantwortlich fühlt. Selbst für
Väter, die versuchen, die Aufgaben, die in ihrer Familie für Kinder und
Haushalt anfallen, angemessen zu teilen, sind die Ergebnisse
überraschend.