Eine Kindeswohlgefährdung festzustellen, ist für die abklärenden Sozialarbeitenden anspruchsvoll. Selina Steinmann hat in ihrer Abschlussarbeit für den Master in Sozialer Arbeit Abklärungsberichte analysiert und festgestellt, dass oft nicht das Kind im Fokus steht, sondern in erster Linie die Mutter. Ein Grund dafür sind die Rollenbilder in den Köpfen der Abklärenden.
«Trotz zehn Jahren KESB sind Kindeswohlabklärungen bis
heute uneinheitlich und wenig transparent», sagt Selina Steinmann. Sie
arbeitet als Sozialarbeiterin und führt Mandate im Kindesschutz. 2022 hat
sie das Master-Studium in Sozialer Arbeit an der Hochschule Luzern abgeschlossen.
In ihrer Master-Arbeit untersuchte sie Abklärungsberichte zu Kindeswohlgefährdungen
und ging dabei der Frage nach, welches implizite Wissen in den Entscheidungsprozessen
erkennbar ist.
Unreflektierte Rollenbilder entscheiden mit
Bis heute fehlten verbindliche Qualitätsstandards für
Abklärungsprozesse, bedauert die junge Aargauerin. Die von ihr analysierten
Texte der Abklärenden seien alltagssprachlich gehalten und es scheine wenig
sozialarbeiterisches Fachwissen durch. Sie konnte herausarbeiten, dass
die Entscheidungsprozesse vor dem Hintergrund eigener Rollenbilder, besonders
jenem der familiarisierten Kindheit, abgehandelt werden. «Im Modell der
modernen Familie ist nicht mehr vorgesehen, dass das Kind mehrere Sorgepersonen
hat.
Die Erziehung und Betreuung – und damit das Sicherstellen
des Kindeswohls – wird vor allem der Mutter zugesprochen», erläutert Steinmann.
«Der Vater wird oft erst als Sorgeperson in Betracht gezogen, wenn die Mutter
ausfällt.» Erst wenn die Abklärenden die Mutter als nicht mehr erziehungsfähig
ansähen, nähmen sie den Vater und das erweiterte soziale Unterstützungssystem
(Großeltern, freiwillige Angebote der frühkindlichen Bildung, Betreuung
und Erziehung wie Kitas usw.) in den Fokus. Das Ziel von Maßnahmen sei stets,
die Mutter so zu unterstützen, dass sie in ihrer Rolle handlungsfähig bleibe.
… und dass nicht erst durch Pandemie, Klimakrise und Inflation.
Unter der Überschrift „Ein Tag hat 24 Stunden …“ legt der Vorsitzende
der LAG Väterarbeit in der aktuellen Ausgabe der Deutschen
Hebammenzeitschrift dar, dass mehr Zeit für Familien nur durch eine
Umverteilung von Zeit und die in ihrem Verlauf ausgeübten Tätigkeiten
zwischen Vätern und Müttern entstehen kann.
„Eltern und Familien stehen unter Druck, und dass nicht erst durch
Pandemie, Klimakrise und Inflation. Schon vor 25 Jahren hieß es in der
von der Konrad Adenauer Stiftung beauftragten Studie „Eltern unter
Druck: Selbstverständnisse, Befindlichkeiten und Bedürfnisse von Eltern
in verschiedenen Lebenswelten“: „Eltern stellen heute hohe Anforderungen
an ihre Mutter- und Vaterrolle; sie haben das Bedürfnis und
Pflichtgefühl, in der Erziehung alles richtig machen zu wollen. Der
persönliche Anspruch, diesen Vorstellungen auch in der Praxis zu
genügen, setzt Eltern häufig unter großen Druck. Vor allem Väter
befinden sich in einer unbestimmten Situation: Der Wandel des
Rollenbilds vom Ernährer zum Erzieher kollidiert im Familienalltag mit
den gestiegenen Ansprüchen im Berufsleben.“
Damit ist eine Dimension beschrieben, die „Stress im Familiensystem“
auslösen kann: die eigenen Vorstellungen vom Mutter- Vater- und
Elternsein, die auf Rahmenbedingungen treffen, die in vielen Fällen
nicht förderlich sind. In diesem Beitrag wird jedoch weder davon
ausgegangen, dass Vereinbarkeit eine „Lebenslüge“ ist, noch einer
Selbstoptimierung das Wort geredet. Der Autor beschreibt die
Herausforderungen für Väter und Mütter in verschiedenen
Lebenssituationen, vor allen denen, in denen Weichen gestellt bzw.
Entscheidungen getroffen werden, die für zukünftige Aufteilungen von
bezahlter Erwerbs- und unbezahlter Care-Arbeit bedeutsam sind. Außerdem
werden Wege und Rahmenbedingungen skizziert, die es Vätern und Müttern
erleichtern, ihre mehrheitlich geäußerten Wünsche bzw. Lebenskonzepte
einer partnerschaftlichen Arbeitsteilung tatsächlich zu leben.
„Keine Zeit …“ – Fakten und Gedanken zur Verteilung und Verwendung von Zeit
„Es ist eine Frage der Gerechtigkeit, wie Zeit verteilt ist, wie sie
genutzt werden kann, wie ihr Wert bemessen wird und wie sie erlebt wird.
Menschen sind unterschiedlich zeitarm und unterschiedlich zeitsouverän,
und das ist nicht zufällig, sondern als Ergebnis gesellschaftlicher
Machtstrukturen.“ (Bücker 2022, 14)
Zeiten sind unterschiedlich verteilt. Dies fängt bei Möglichkeit über
ihre Verwendung zu entscheiden an und hört bei der Bezahlung und
Wertschätzung der ausgeübten Tätigkeiten noch lange nicht auf. Wie viel
Zeit bleibt den Menschen in Deutschland neben Arbeit, Schule oder
Haushalt für Freundschaften und Familie? Wie viel Zeit wenden Männer und
Frauen für „Care-Arbeit“, also unbezahlte Arbeit wie Kinderbetreuung,
Hausarbeit, Ehrenamt oder Pflege von Angehörigen auf? Antworten auf
diese und weitere Fragen liefert die Zeitverwendungserhebung, kurz ZVE,
die alle 10 Jahre durchgeführt wird.
Die aktuell vorliegenden Zahlen stammen aus dem Jahr 2012. Mütter
bzw. Väter mit Kindern wenden für die Bereiche ‚Erwerbstätigkeit‘,
‚Haushaltsführung und Betreuung‘ sowie ‚Ehrenamt, freiwilliges
Engagement‘ in der Summe 8 Stunden und 26 Minuten bzw. 8 Stunden und 31
Minuten auf. Der Anteil Haushaltsführung und Betreuung beträgt bei den
Müttern 5 Stunden 46 Minuten und bei den Vätern 3 Stunden und 1 Minute.
Die tägliche Zeitverwendung für unbezahlte Arbeit ist bei den Vätern von 2001/2002 bis 2012/2013 um 7 Minuten gestiegen, Mütter haben diese Tätigkeiten im selben Zeitraum um 6 Minuten reduziert. Von einer Gleichstellung der Geschlechter kann also weder bei der bezahlten noch bei der unbezahlten Arbeit gesprochen werden. Nach wie vor liegt eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung vor, wobei Väter insgesamt (unbezahlt wie auch bezahlt) täglich 13 Minuten mehr arbeiten als Mütter. …“
Väter wollen mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und
Frauen finden Karriere besser als Kinder
„Wenn wir über Frauen nachdenken, kommen wir immer mehr von
einem ‚Und‘ zu einem ‚Oder‘. Die Wahl: Familie oder Erwerbstätigkeit.“ So Jutta
Allmendinger
Frauen in Deutschland ist es nicht mehr so wichtig, Kinder
zu bekommen. Das ist nachvollziehbar und legitim – zeichnet sich bei näherer
Betrachtung jedoch als unfreiwillige und dramatische Entwicklung ab. Beim ZEIT
für Arbeit-Event am 23. Mai in Berlin haben Jutta Allmendinger, Präsidentin des
Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB), und Lena Hipp,
Leiterin der Forschungsgruppe „Arbeit und Fürsorge“ am WZB, die Ergebnisse der
vierten Vermächtnisstudie vorgestellt.
Fragen zur Einschätzung von Vätern in Deutschland wurde 2023
erstmals erhoben. Bei den Antworten fällt auf, dass Väter Kritik an sich selbst
äußern: Väter sollten in Zukunft mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, als sie
es heute tun. Wer mehr arbeitet (Vollzeit im Vergleich zu Teilzeit oder nicht
arbeitstätig), stimmt der Aussage, dass er genügend Zeit mit der Familie
verbringt, weniger zu. Die befragten Väter reflektieren also, dass mehr Arbeit
weniger Zeit für die Familie bedeutet.
Sie wünschen
sich für die Zukunft mehr Zeit in der Familie und gehen auch davon aus, dass
Väter in Deutschland mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen werden, als sie es
heute tun.
Hürden für Väter
Woran liegt es, dass Männer in Deutschland nicht genügend
Zeit mit ihren Kindern verbringen? Auch dazu wurden die Studienteilnehmerinnen
und -teilnehmer befragt. Auf einer Skala von 1 bis 7 sollten sie angeben,
welche Gründe ihrer Meinung nach Väter davon abhalten, mehr Zeit mit ihren
Kindern zu verbringen. Nachstehend werden die gewichteten Antworten von rund
2.160 Frauen und 2.040 Männern auf diese Frage abgebildet.
Das Haupthindernis sind finanzielle Gründe. Das sehen sowohl
Männer als auch Frauen so. An zweiter Stelle werden Hürden in der Arbeitswelt
genannt: Rund zwei Drittel der Männer in Deutschland und ein knappes Viertel
der Frauen stimmen der Aussage, dass der „Druck vom Arbeitgeber“ Männer davon
abhielte „mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen“ zu bzw. sehr zu. Interessant
ist, dass weniger als die Hälfte der Männer und Frauen den Druck seitens der
Kollegen als Hindernis ausmachen. 45 Prozent der Männer und 31 Prozent der
Frauen sagen, dass das nicht bzw. überhaupt nicht zutrifft. Fehlender Mut der
Väter scheint jedoch ein gewichtigeres Hindernis zu sein. Mehr als die Hälfte
der Bevölkerung im Alter von 23 bis 65 Jahren sieht den mangelnden Mut als
Ursache, warum Väter in Deutschland nicht genügend Zeit mit ihren Kindern
verbringen.
Von den etwas mehr als 1.500 Befragten, die auf die Frage, ob es „aus Ihrer Sicht noch andere Gründe … [gibt], warum nicht alle Väter in Deutschland so viel Zeit mit ihren Kindern verbringen, wie sie gerne möchten“ geantwortet haben, wissen wir außerdem: Vorherrschende Rollenbilder, Egoismus und Desinteresse der Väter werden noch als weitere wichtige Hindernisse wahrgenommen. Auch Karriere und die Wünsche und das Verhalten von Müttern wurden von mehr als 10 Prozent der Befragten als Hindernis angegeben
Veränderungen in der
Enkelbetreuung, das Wohlbefinden von Eltern und das Wohlergehen von Kindern waren
die Kernpunkte der von der Stiftung Ravensburger Verlag angestoßenen Studie,
deren Ergebnisse im Sommer des vergangenen Jahres präsentiert wurden
Oma und Opa gefragt? war die
Ausgangsfrage des zweijährigen Projektes, mit dem sich ein Team aus Familien-
und Bildungsforscherinnen am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW
Berlin) und am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB Wiesbaden und
Berlin) befasst hat.
Für den Zusammenhalt der
Generationenuntereinander hat die Frage, inwiefern Oma und Opa gefragt
sind, eine wichtige Bedeutung: Die Betreuung der Enkel durch die Großeltern
kann zum Zusammenhalt der Enkel- und Großelterngeneration beitragen, aber auch
zum Zusammenhalt der Eltern- und Großelterngeneration.
Im ersten Teil der Studie geht es
um die Frage, wie sich vor dem Hintergrund familienpolitischer Veränderungen
die Betreuung durch Großeltern über die Zeit veränderte. In welchem
Zusammenhang stehen Großelternbetreuung und Kita-Betreuung? In einem zweiten
Studienschwerpunkt wurde die Frage beantwortet, in welchem Zusammenhang eine
Großelternbetreuung und kindliche Entwicklungsmaße sowie elterliche Zufriedenheit
stehen.
Als Ergebnis ihrer Untersuchung halten
die Forscher*innen fest, dass die Betreuung der Enkel durch Großeltern in
Deutschland seit vielen Jahren ein bedeutsamer Bestandteil der
Betreuungswirklichkeit von Kindern zwischen null und zehn Jahren ist. Im Detail
zeigt sich, dass bei Kindern im Krippenalter die Großeltern sowohl am Vor- als auch
Nachmittag eine Bedeutung haben, während es bei älteren Kindern die
Nachmittagsbetreuung ist.
Neben der planmäßigen Unterstützung sind Großeltern auch für die Betreuung in
Notfällen relevant. Ungefähr 60 Prozent aller Großmütter und 40 Prozent aller
Großväter unterstützen im Notfall bei der Betreuung ihrer Enkelkinder.
Zusätzlich betreuen Großeltern im Bedarfsfall. Wird die Großelternabfrage nicht
auf eine regelmäßige Betreuung beschränkt, sondern umfasst auch eine Betreuung
„nach Bedarf“, gibt rund die Hälfte aller Eltern von unter Dreijährigen und
etwa 55 Prozent der Eltern von Kindern zwischen drei und sechs Jahren, die noch
die Kita besuchen, an, dass die Großeltern normalerweise eine
Kinderbetreuungsfunktion übernehmen.
Wenn Großeltern bei der
Kinderbetreuung mitwirken, kann man bei Müttern zwei Effekte beobachten: Sie
sind zufriedener mit der Kinderbetreuung und mit ihrer eigenen Freizeit. Ihre
Zufriedenheit mit der Kinderbetreuungssituation steigt um 14 Prozent an. Dieser
Effekt geht auf Eltern mit Kindern im Kindergartenalter zurück – für diejenigen
mit Grundschulkindern ist er nicht festzustellen.
Bei den Vätern sind die Effekte
auf die Zufriedenheit im statistischen Sinne nicht so stabil. Die Zufriedenheit
der Väter mit der Kinderbetreuungssituation steigt um 21 Prozent, wenn ihre
Kinder von den Großeltern betreut werden. Die Kinderbetreuung durch die Großeltern
senkt jedoch die Zufriedenheit der Väter mit ihrer Karriere um 7 Prozent.
Die Effekte der Betreuung der Großeltern
auf die Kinder entspricht nicht denen, die einer Kita mit einer hohen Qualität
zugesprochen werden. Dies wird damit erklärt, dass Kinder in Kitas mit Gleichaltrigen
agieren, die Kita einen expliziten Bildungsauftrag hat und dort pädagogische
Fachkräfte beschäftigt sind.
„Der Befund, dass wir kaum Effekte im Mittel aller Kinder messen können, zeigt
aber auch, dass eine Großelternbetreuung nicht zu einer größeren
Entwicklungsauffälligkeit von Kindern oder Ähnlichem beiträgt. Vielmehr kann
vermutet werden, dass diese gemeinsame Zeit mit den Großeltern Wirkungen zeigt,
die eher mittel- bis langfristiger Natur sind.“
In ihren Schlussfolgerungen für
die zukünftige Kinderbetreuungspolitik, beschreibt die Studie auch in den
kommenden Jahren einen großen Bedarf, dass Familien auf diese
„Betreuungsressourcen“ zurückzugreifen. Für Familien, deren Großeltern nicht mehr
leben oder zu weit weg wohnen, müssten diese Ungleichheiten im Zugang und der
Verfügbarkeit von intergenerationalen Unterstützungsleistungen durch
ehrenamtliche und professionelle „Großelterndienste“ begegnet werden.
Großelternbetreuung ist, so ein
weiteres Ergebnis, in den letzten Jahren trotz Kita-Ausbau weitgehend konstant
geblieben, sie ist eine wichtige Komponente im Leben von jungen Familien und
hilft den Eltern. Eltern, die sie nicht nutzen können, wünschen sich in großem
Maß eine stärkere Einbindung von Oma und Opa. Erwerbstätigen Eltern stehen weiterhin
vor großen Herausforderungen – selbst wenn die Kita-Betreuung noch weiter
ausgebaut wird.
Sie sind vor allem auf eine
familienfreundliche Arbeitswelt angewiesen. Eine Arbeitswelt die Möglichkeiten bereit
hält, auf Notfälle und ungeplante Bedarfe reagieren zu können. Eine familienbewusste
Unternehmenskultur ist von großer Bedeutung und wird in Zukunft noch an
Bedeutung zunehmen.
In der dritten Ausgabe der monatlichen Webinar-Reihe begrüßt
das Team von „Following Young Father’s Further“ Dr. Aniela Wenham und Judith
Cork, um ihre Forschungen mit jungen Müttern zu diskutieren.
„Es geht nicht darum, ein Teenager zu sein, es geht um die
Mutterschaft.“ Das „Problem“ der jungen Mutterschaft neu formulieren.
Judith Cork (Koordinatorin des Programms für junge Eltern,
Romsey Mill) ist seit mehr als 20 Jahren in der Jugendarbeit tätig und arbeitet
seit 2009 in Romsey Mill, insbesondere mit jungen Eltern. Romsey Mill arbeitet
sowohl mit jungen Müttern als auch mit jungen Vätern und bietet ein breites
Spektrum an Unterstützung in Einzel- und Gruppensettings. Romsey Mill ist auch
vom Cambridgeshire County Council beauftragt, die Unterstützung für junge
Eltern in der gesamten Grafschaft zu koordinieren. Inspiriert durch ihre
Unterstützungsarbeit führte Judiths Wunsch, Veränderungen für Familien auf
systemischer oder gesellschaftlicher Ebene herbeizuführen, dazu, dass sie ein
Teilzeitstudium der Gemeindepsychologie an der Universität Brighton
absolvierte.
Die Präsentation gibt Einblicke in ein Forschungsprojekt, das
untersucht, wie junge Mütter in der heutigen englischen Gesellschaft
konstruiert sind. Mithilfe der kreativen Methode des Photovoice wurden von
ehemaligen jungen Müttern aufgenommene Fotos mit Bildunterschriften erstellt,
die in Online-Fokusgruppen mit Hebammen und jungen Müttern diskutiert und
anschließend in einer öffentlichen Online-Ausstellung mit einer begleitenden
qualitativen Umfrage gezeigt wurden.
Die Ergebnisse der Studie stellen negative Stereotypen über junge Mütter in Frage, und in dieser Präsentation wird argumentiert, dass defizitorientierte Diskurse über „problematische“ junge Mütter durch einen neuen Diskurs ersetzt werden sollten, der junge Mütter als Mütter identifiziert, die eher Empathie und Verständnis als Kritik und Sanktionen verdienen.
In einer gemeinsame Pressemitteilung des FrauenRat NRW, der Landesarbeitsgemeinschaft Familienverbände NRW, des Fachforums Familienselbsthilfe im Paritätischen Wohlfahrtsverband NRW und der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit NRW, wird eine nachhaltige Unterstützung von Familien eingefordert:
„In der Ausnahmesituation der Pandemie muss den unterschiedlichsten Bedürfnissen der Familien Rechnung getragen werden. Während der Corona-Krise verschärfen sich längst bekannte strukturelle Probleme.
„Wir wollen gestärkt aus der Krise hervorgehen, daher müssen
wir uns jetzt um grundsätzliche Lösungen bemühen“, sagt Hans-Georg Nelles,
Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit NRW.
Mütter und Väter müssen in der aktuellen Situation
gleichzeitig Erwerbsarbeit, Erziehung, Betreuung, Beschulung und Pflege
stemmen. Sie sind am Rande ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. Bestehende
strukturelle Diskriminierungen in Bezug auf Sexismus, soziale Lage,
Heteronormativität und Rassismus u.a. werden in dieser Situation noch
verschärft. Alleinerziehende können sich diese Belastungen mit niemandem
teilen.
Der komplette Ausfall der gesellschaftlichen Infrastruktur
muss durch die Familien im Privaten aufgefangen werden. Auch Homeoffice wird
für Eltern leicht zu einer Falle. Familien- und Berufsarbeit können nicht
gleichzeitig ausgeführt werden. Es sind eigenständige Tätigkeiten, mit jeweils
eigenem Zeitbedarf.
Eine alleinige verbale Würdigung dieser Leistungen von
Familien reicht bei weitem nicht aus. Auch die finanziellen Auswirkungen und
die Unsicherheit der zukünftigen Entwicklung führen zu Ängsten, zu
Existenznöten und zu noch mehr Kinderarmut. Familien, deren Mitglieder in
verschiedenen Ländern leben, wurden durch die strikten Grenzschließungen
zerrissen.
Fast immer sind es die Mütter, die bis zur Erschöpfung
arbeiten, um den Anforderungen in Beruf und Familie zu genügen. Dort, wo keine
partnerschaftliche Aufteilung zwischen Berufs- und Familienarbeit gelebt wird,
droht eine Überlastung der Mütter. Equal-Pay und Equal-Care werden zwar seit
Langem diskutiert, werden aber nicht ausreichend umgesetzt.
„Wir müssen verhindern, dass Mütter und Väter in das
traditionelle Rollenbild zurückgedrängt werden, das wir schon längst überwunden
geglaubt haben“, sagt Dr. Patricia Aden. „Im Gegenteil, wir müssen die
strukturellen Hindernisse beseitigen, die gleichberechtigten Lebensmodellen
entgegenstehen“, so die Vorsitzende des FrauenRat NRW.
„In der öffentlichen Diskussion der letzten Wochen kamen
Kinder mit ihren Rechten und besonderen Bedürfnissen nicht vor“, sagt Sabine
Nagl vom Kinderschutzbund LV NRW e.V.. „Die Schließung von Schulen, Kitas und
sogar von Spielplätzen sowie das Kontaktverbot beeinträchtigen die Kinder in
ihrer geistigen und sozialen Entwicklung“ so die Familienfachberaterin. Kinder
haben auch in Zeiten von Corona ein Recht auf Bildung. Die Schließung von
Bildungs- und Freizeiteinrichtungen diskriminiert vor allem Kinder aus
wirtschaftlich benachteiligten Familien sowie Kinder mit besonderem Förder- und
Pflegebedarf.
Finanzielle Entlastung wie ein einmaliger Kinderbonus und
eine befristete Senkung der Mehrwertsteuer sind zwar besser als eine rein
verbale Würdigung der Leistungen der Familien, aber sie genügen bei weitem
nicht, um die coronabedingten Ängste, Existenznöte und die wachsenden
Kinderarmut langfristig abzumildern.
„Familien sind systemrelevant. Sie sind das Rückgrat einer stabilen Gesellschaft. Wir, der FrauenRat NRW und die Landesarbeitsgemeinschaft der Familienverbände NRW, stärken dieses Rückgrat, machen es krisentauglich und fordern eine breite öffentliche Debatte über Familie und gute Rahmenbedingungen.“ sagt André Hartjes, Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft der Familienverbände NRW.“
wollte Tanya Neufeld mit ihrem vierten Buch ‚Mütter aus Deutschland‘ schaffen. Neufeld ist Schauspielerin, Autorin und Mutter. Unter dem Pseudonym Lucie Marshall publizierte sie drei Bücher und war als Kolumnistin unter anderem für die taz. die tageszeitung und das Frauenmagazin FREUNDIN tätig. Ihr Blog Lucie Marshall gilt als „Sex and the City für Mütter”. Seit April dieses Jahres ist Tanya Neufeldt Tandem-Geschäftsführerin der Social Moms GmbH, einem sozialen Netzwerk für Mütter.
Für das Projekt ‚Mütter‘ ist sie durch ganz Deutschland gereist und hat Gespräche mit 30 Müttern geführt: Mütter, die früh Kinder bekommen haben, späte Mütter, verheiratete, alleinerziehende, in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften lebende. Mütter, die Vollzeit arbeiten, Mütter, die sich entschieden haben, ihre Zeit ganz den Kindern und der Familie zu widmen, Mütter, die hadern, kämpfen, Mütter, die glücklich sind mit dem, was ist. Mütter mit den unterschiedlichsten Herkunftsgeschichten, Mütter, die ihre Kinder adoptiert haben oder selbst adoptiert wurden. Mütter mit Kindern, die besondere Unterstützung brauchen. Interessiert haben sie dabei insbesondere drei Leitfragen:
Was wünschen sich Mütter?
Was haben Mütter für Bedürfnisse?
Wie ist es, eine Mutter in Deutschland zu sein?
Das Ergebnis der Gespräche sind 30 beeindruckende Portraits von
Frauen, die deutlich machen, worauf es Ihnen ankommt bzw. angekommen ist. Da
ist z.B. Deborah, die mit 21 Mutter werden wollte und diesen Wunsch zunächst
gegen den Willen des Vaters durchzieht. „Irgendwann kam er dann von allein. …
Und eigentlich ist es jetzt genau so, wie ich es immer wollte, und er ist der
liebevollste Papa der Welt.“
Oder Jennifer, die 12 Monate nach der Geburt wie vereinbart wieder
an den Arbeitsplatz zurückkehrt und über ihren Vater sagt: „Mein Vater ist bei
uns der absolute Superopa! Meine Mutter arbeitet noch, mein Vater ist
Frührentner und schart alle Kinder und Enkelkinder um sich.“ Väter und Großväter
haben in dem 111seitigem Band, für den Mujo Kazmi sehr persönliche
Fotoportraits der Mütter gemacht hat, ihren jeweils eigenen persönlichen
Stellenwert.
Das Fazit der Autorin am Ende: „Habe ich Antworten auf die Fragen bekommen, mit denen ich meine Reise angetreten bin? Zum Teil. Vor allem hat es sich aber gezeigt, wie komplex das Thema ist, und dass es keine einfache Antwort gibt. Ein Wandel wird nur stattfinden, wenn alle bereit sind, ihn mitzugestalten und ihren Beitrag zu leisten – Gesellschaft, Politik, Arbeitgeber – und jeder Einzelne.“
Mein Resümee, Tanya Neufeld ist es gelungen das breite Spektrum von Müttern und Mütterlichkeit einzusammeln und in den kurzen Beiträgen die unterschiedlichen Leitbilder und Lebenskonzepte der Frauen authentisch darzustellen.
Die Erlöse aus dem Verkauf des auch für (werdende) Väter absolut lesenswerten Buches gehen übrigens an das Projekt Care Forward. Hier erhalten geflüchtete Frauen die Möglichkeit, Berufsorientierungskurse zu besuchen, um danach eine Ausbildung zur Altenpflegerin, Erzieherin oder Krankenschwester zu absolvieren, in der Kinderbetreuung oder als Haushaltshilfe zu arbeiten.
Die Geburt eines Kindes ist für Eltern ein wichtiges und einschneidendes Ereignis. In diesem Forschungsprojekt der RWTH Aachen University wird untersucht, wie Paare ihre berufliche und familiäre Situation vor und nach der Geburt ihres ersten gemeinsamen Kindes erleben. Insbesondere geht es uns darum, mehr Erkenntnisse über die berufs- und familienbezogenen Entscheidungen sowie die individuellen Erfahrungen beider Elternteile zu erlangen. Dafür sind wir auf die Unterstützung durch 300 teilnehmende Paare angewiesen.
Die Hauptstudie besteht aus fünf Befragungen, deren Bearbeitung jeweils etwa 15 – 20 Minuten in Anspruch nimmt. Daneben besteht die Möglichkeit an einer einwöchigen Zusatzstudie mit täglichen Kurzbefragungen teilzunehmen (Dauer: jeweils ca. 5 Minuten). Genauere Informationen zum Ablauf finden Sie weiter unten.
Wer kann teilnehmen?
Die Studie richtet sich an heterosexuelle Paare, die ihr erstes gemeinsames Kind erwarten (bisher beide kinderlos) und erwerbstätig sind (jeweils im Umfang von min. 18 Std./Woche).
Die Teilnahme bietet werdenden Eltern die Möglichkeit, ihr Erleben und ihre Entscheidungen in dieser wichtigen Lebensphase zu reflektieren. Die Studie soll dazu beitragen, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu gewinnen, von denen Paare zukünftig beim Übergang zur Elternschaft profitieren können. Als Dankeschön können Paare nach der Bearbeitung jedes Fragebogens der Hauptstudie an einer Verlosung von je 10 x 150 € teilnehmen. Die Paare, die an der Zusatzstudie teilnehmen, erhalten eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 50 €.
Ablauf der Studie
Beide Elternteile werden insgesamt jeweils fünf Mal befragt und bekommen zu jedem Befragungszeitpunkt einen eigenen Fragebogen. Zum Zeitpunkt der jeweiligen Befragung erhalten Teilnehmende per E-Mail eine Einladung inklusive Link zum Online-Fragebogen. Die Fragebogen können bequem von zu Hause beantwortet werden. Auf Wunsch besteht die Möglichkeit, die Fragebogen in Papierform auszufüllen und per Post zugesandt zu bekommen (inkl. frankiertem Rückumschlag). Der erste Fragebogen ist noch vor der Geburt des Kindes ausfüllen, die weiteren, 3, 6, 12 und 18 Monate nach der Geburt (siehe Abbildung).
Wir möchten gerne mehr darüber erfahren, wie Mütter und Väter ihren Alltag nach dem Übergang zur Elternschaft erleben. Deshalb haben interessierte Paare die Möglichkeit, an einer einwöchigen Zusatzstudie mit täglichen Kurzbefragungen teilzunehmen.
Alle Angaben werden selbstverständlich vertraulich behandelt und anonymisiert ausgewertet.
Väter werden immer häufiger von Zaungästen zu Beteiligten an der Erziehungsarbeit: Sie bereiten sich zusammen mit der Partnerin auf die Geburt des Kindes vor und sind bei den Kontrollen und auch im Kreißsaal dabei. Sie wechseln zu jeder Tag- und Nachtzeit Windeln, gehen zum Vater – Kind Turnen und drehen ihre Runden auf den Spielplätzen. Doch mit den neuen Aufgaben wächst auch der Druck auf die Väter, ihren verschiedenen Rollen gerecht zu werden, Familie und Karriere gut unter einen Hut zu bringen. Margrit Stamm stellt die neuen Herausforderungen, denen sich die Väter von heute gegenübersehen, in einen gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang und zeigt, dass neue Väter nur Verantwortung übernehmen können, wenn die Mütter loslassen.
„… Wann ist ein Mann ein guter Vater?
Gemessen an der politischen Diskussion in der Schweiz hat man das Gefühl, ein Mann sei schon ein guter Vater, wenn er zwei Wochen Vaterschaftsurlaub nimmt. Andere sind überzeugt davon, dass Männer, die Teilzeit arbeiten, gute Väter sind. Manchmal gelten auch Männer als gute Väter, die Windeln wechseln können und am Freitagnachmittag frei nehmen.
Was sagen Sie?
Dass die Präsenzzeit überbewertet wird. Unserer Studie, auf der das Buch basiert, zeigte, dass vollzeitberufstätige Männer sehr intensive, emotionale und zugewandte Väter sein können und dass sich nicht alle Väter, die Teilzeit arbeiten, besonders intensiv in der Familie engagieren. Ein guter Vater ist, wer sich auf die Familie einlassen und eine für beide Seiten befriedigende Partnerschaft leben kann.
Wenn nicht die Quantität, sondern die Qualität der Zeit entscheidend ist, dann ist ein gesetzlich verankerter Vaterschaftsurlaub unnötig?
Der Vaterschaftsurlaub ist ein wichtiges Signal, zumal unser Staat die Bedeutung der Familie derart betont. Der Vaterschaftsurlaub würde den Männern die Möglichkeit geben, wenn sie Väter werden, beruflich innezuhalten und sich voll auf die neue Situation einzulassen. Im internationalen Vergleich ist die Schweiz ein Entwicklungsland. Dass wir überhaupt über den Vaterschaftsurlaub diskutieren müssen, ist lächerlich. In Deutschland und Österreich haben Väter und Mütter bis zu zwei Jahre Elternzeit.
In Deutschland aber nutzen die meisten Männer die Elternzeit nicht.
Stimmt. Aber der Anteil der Väter, die Elternzeit beantragen, steigt. Interessant ist die Frage, weshalb die Möglichkeit der Elternzeit bei den Männern keine Lawine an Anträgen ausgelöst hat.
Weshalb nicht?
Weil die meisten Männer als Buben immer noch so sozialisiert worden sind, dass sie später einmal eine Familie ernähren müssen. Paare sind ja nicht nur eine Liebes-, sondern auch eine Wirtschaftsgemeinschaft. Weil Frauen oft die tieferen Löhne haben als Männer, setzen viele Paare auf die Karriere des Mannes, wenn die Kinder da sind. Wenn dieser dann noch einen Chef alter Schule hat, der ihm sagt, dass der Elternurlaub seine Aufstiegschancen schmälern könnte, dann ist die Chance gross, dass der Mann auf den Urlaub verzichtet oder ihn nur sehr zurückhaltend bezieht. …“
Im Gespräch mit Claudia Landolt erläutert der Schweizer Kinderarzt Cyril Lüdin was Kinder brauchen, um stark zu sein:
„… Kinder brauchen eine verlässliche Bindung an primäre Bezugspersonen, in der Regel Mutter und Vater. Werden sie zudem im Umfeld von verlässlichen Personen umsorgt, erlangen sie eine gute soziale Kompetenz, zeigen eine adäquate Stressresistenz und neigen weniger zu psychischen Erkrankungen.
Sie haben den Zusammenhang zwischen früher Bindung und dem Einfluss auf die Hirnstruktur des Kindes erkundet. Welches sind Ihre wichtigsten Erkenntnisse?
Wir wissen aus den Erkenntnissen der pränatalen Psychologie und aus der Hirnforschung, dass ein ungeborenes Kind mit seinen Sinnen alles aufnimmt und speichert. Es spürt, wenn die Eltern in Verbindung mit ihm stehen. Gefühlserfahrungen während der Schwangerschaft, sowohl positive wie auch negative, werden im Gehirn als emotionale Muster abgelegt. Das ungeborene Kind möchte anerkannt werden. Es ist hilflos, wenn sich die Mutter oder der Vater seelisch verschliessen.
«Kinder spüren jede Stimmung von uns Erwachsenen – egal wie alt die Kinder sind.»
Sie sagen, Berührung, Bewegung und Sprache seien die wichtigsten Elemente für ein gesundes Gedeihen der Kinder.
Als soziale Wesen reagieren Kinder auf körperliche wie auf emotionale Einflüsse. Schon der direkte Körperkontakt in den Wochen nach der Geburt vermittelt Sicherheit und Geborgenheit. Berührung ist ganz essenziell für die Sicherheit und das Wohlbefinden in einer Eltern-Kind-Beziehung. Bewegung fördert die Entwicklung der motorischen, geistigen und sprachlichen Fähigkeiten. Schon in der Schwangerschaft setzt die Bewegung des Babys Reize für die Entwicklung des Gehirns ungeborene Kind möchte anerkannt werden. Es ist hilflos, wenn sich die Mutter oder der Vater seelisch verschliessen.
Auch wenn das Kind schon älter ist?
Ja. Erinnern Erlebnisse in der frühen Kindheit an vorgeburtliche negative Muster, so können sie irrationale Ängste auslösen. Solche Ängste sind ein Risikofaktor für spätere Lernstörungen, Aggressionen und asoziales Verhalten. …
Wie wichtig ist Kommunikation und Sprache zwischen Kind und Eltern?
Kommunikation ist das A und O. Sie bedeutet Wahrnehmung, Interaktion und Anregung. Sie funktioniert nur in der Beziehung. Im Kontakt zum Kind müssen wir emotional und gedanklich dabei sein. Hantieren wir am Smartphone, sind wird nicht wirklich verfügbar. So fehlt schon dem Kleinkind die sprachliche Auseinandersetzung und damit die kommunikative Kompetenz. Zum Lernen braucht es persönliche Beziehungen. Geschichten vorlesen und erzählen hilft den Kindern, Ruhe zu finden und sich zu konzentrieren. …“