Auf eigenen Füßen stehen, selbstbestimmt leben, für das
Alter vorsorgen – das ist manchmal schwerer als gedacht. Denn wer Kinder hat
oder Angehörige pflegt, bringt viel Zeit für Fürsorge und Haushalt auf. Zeit,
die etwa im Beruf fehlt. Das hat langfristige Auswirkungen auf das Einkommen,
den Aufbau von Vermögen oder die Rente.
Das Bundesfamilienministerium und das Center for Responsible
Research and Innovation (CeRRI) laden Sie herzlich zu einem Austausch über Ihre
Erfahrungen mit der eigenen wirtschaftlichen Eigenständigkeit ein.
In insgesamt fünf Lebenszeit-Labor wollen wir mit Ihnen
erarbeiten, was Frauen und Männer brauchen, um wirtschaftlich eigenständig zu
leben. Melden Sie sich jetzt für die Teilnahme in Windeck am 19.
Januar 2024 an!
Sie brauchen keine Vorkenntnisse oder spezielles Wissen –
Wir möchten uns mit Ihnen über Ihre alltäglichen Erfahrungen, Wünsche und Ideen
austauschen!
Die Lebenszeit-Labore sind für alle! Egal welches
Geschlecht, Alter, sexuelle Orientierung, ob mit oder ohne Kinder, ob im Beruf,
in Elternzeit oder Rente, ob in Beziehung oder allein – wir interessieren uns
für Ihre Perspektiven und Erfahrungen.
Sie erhalten eine Aufwandentschädigung inklusive
Reisekostenerstattung von 100 €. Ihre Kinder können Sie gerne mitbringen,
wir stellen vor Ort kostenlose Kinderbetreuung bereit.
Datum: Freitag, 19. Januar 2024
Uhrzeit: 13:00-17:00 Uhr
Ort: Windeck-Schladern (NRW), voraussichtlich im kabelmetal
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.
Wie teilen Paare die Haushaltstätigkeiten auf? Welche Vorstellungen haben Jugendliche? Und weshalb kann man auch mit einer als ungerecht empfundenen Aufteilung zufrieden sein? Dazu wurden in einer Online-Erhebung 1.577 Personen zwischen 16 und 88 Jahren befragt. Zwar repliziert die Studie des Österreicher Instituts für Familienforschung das bekannte Bild weiblicher Mehrarbeit, erkennt aber auch Generationenunterschiede. Nicht zuletzt spielen Gefühle eine Rolle: Personen, die mehr emotionale Zuwendung in ihrer Partnerschaft erhalten, berichten über eine größere Zufriedenheit mit der Arbeitsteilung.
Das in der Studie verwendete Modell zur Simulation von
Zufriedenheit mit der Arbeitsteilung identifiziert drei Wirkdimensionen, welche
die Zufriedenheit beeinflussen:
die praktizierte Arbeitsaufteilung im Haushalt,
das Austauschverhältnis emotionaler Zuwendung
und
der realisierte Gerechtigkeitsanspruch.
Darin zeigt sich, dass eine ausgeglichene Arbeitsaufteilung
bei Routinetätigkeiten im Haushalt die Zufriedenheit beider Geschlechter stark
positiv beeinflusst. Doch „halbe/halbe“ im Haushalt ist nicht allein
ausschlaggebend. Der realisierte Gerechtigkeitsanspruch der Arbeitsaufteilung
hat wesentlichen Einfluss auf die Zufriedenheit. Selbst wenn die Arbeit im
Haushalt ungleich verteilt ist, ist ein Großteil der Männer, aber auch der
Frauen, mit ihrer Aufteilung zufrieden, sofern sie keinen besonderen Wert auf
eine gerechte Aufteilung legen.
Nicht zuletzt spielen auch immaterielle Gefallens Leistungen
eine Rolle: Personen, die mehr emotionale Zuwendung vom Partner/von der
Partnerin erhalten, berichten eine größere Zufriedenheit mit der
Arbeitsteilung. Das gilt für Frauen mehr als für Männer. Im Sinne der
emotionssoziologischen Austauschtheorie ist das kein neues Ergebnis, es
unterstreicht aber, wie komplex und auch fragil die Zufriedenheit dort ist, wo
soziale Beziehungen in Liebe begründet sind.
Die geschlechtergerechte Aufteilung von Erwerbs- und Pflegearbeit ist auch hierzulande ein Thema. Initiativen wie Equal Care Day und ‚Sorgearbeit fair teilen‘ möchten Gesellschaft und insbesondere Männer dafür zu sensibilisieren. Erfolgversprechende Ansätze dazu liefert auch der Bericht ‚State of the World’s Fathers‘.
Dieser enthüllt eine bemerkenswerte Wertschätzung der Pflege
durch die befragten Männer. In einer Online-Umfrage assoziierte eine
überwältigende Mehrheit ‚Pflege‘ mit positiven Begriffen. ‚Liebe‘ war das am
häufigsten genannte Wort in allen Ländern.
Weitere häufig genannte Wörter waren ‚Hilfe‘, ‚Schutz‘, ‚Aufmerksamkeit‘,
‚Verantwortung‘, ‚Gesundheit‘, ‚Freundlichkeit‘ und ‚Familie‘.
Die meisten der an der Umfrage beteiligten Männer geben an,
dass sie Betreuungsarbeit leisten und bereit sind, mehr zu tun. Aber viele
Hindernisse stehen ihnen im Weg, einschließlich gesellschaftlicher Normen und
finanzieller Zwänge.
Der Bericht stellt fest, dass Mütter nach wie vor einen
größeren Teil der Verantwortung für Betreuungsaufgaben wie Putzen, physische
und emotionale Kinderbetreuung, Kochen und Partnerpflege tragen. In allen
Ländern, die für den Bericht befragt wurden, geben Frauen an, 1,32-mal mehr
körperliche Kinderbetreuung und 1,36-mal mehr Hausputz zu leisten als Männer.
Aber auch Väter in so unterschiedlichen Ländern wie
Argentinien, Irland, China, Kroatien und Ruanda geben an, dass sie erhebliche
Stunden für verschiedene unbezahlte Betreuungsaufgaben im Haushalt aufwenden.
Die Studie ‚State of the World’s Fathers‘ führt diese
Verschiebung auf mehrere Faktoren zurück, darunter die Auswirkungen von
COVID-19, sich verändernde Geschlechternormen in Bezug auf die Pflege und
strukturelle Faktoren wie Pflegesysteme und Elternzeitpolitik.
In 15 Ländern stimmen zwischen 70 und 90 % der Männer der
Aussage zu: ‚Ich fühle mich für die Betreuungsarbeit genauso verantwortlich wie
meine Partnerin‘.
… und dass nicht erst durch Pandemie, Klimakrise und Inflation.
Unter der Überschrift „Ein Tag hat 24 Stunden …“ legt der Vorsitzende
der LAG Väterarbeit in der aktuellen Ausgabe der Deutschen
Hebammenzeitschrift dar, dass mehr Zeit für Familien nur durch eine
Umverteilung von Zeit und die in ihrem Verlauf ausgeübten Tätigkeiten
zwischen Vätern und Müttern entstehen kann.
„Eltern und Familien stehen unter Druck, und dass nicht erst durch
Pandemie, Klimakrise und Inflation. Schon vor 25 Jahren hieß es in der
von der Konrad Adenauer Stiftung beauftragten Studie „Eltern unter
Druck: Selbstverständnisse, Befindlichkeiten und Bedürfnisse von Eltern
in verschiedenen Lebenswelten“: „Eltern stellen heute hohe Anforderungen
an ihre Mutter- und Vaterrolle; sie haben das Bedürfnis und
Pflichtgefühl, in der Erziehung alles richtig machen zu wollen. Der
persönliche Anspruch, diesen Vorstellungen auch in der Praxis zu
genügen, setzt Eltern häufig unter großen Druck. Vor allem Väter
befinden sich in einer unbestimmten Situation: Der Wandel des
Rollenbilds vom Ernährer zum Erzieher kollidiert im Familienalltag mit
den gestiegenen Ansprüchen im Berufsleben.“
Damit ist eine Dimension beschrieben, die „Stress im Familiensystem“
auslösen kann: die eigenen Vorstellungen vom Mutter- Vater- und
Elternsein, die auf Rahmenbedingungen treffen, die in vielen Fällen
nicht förderlich sind. In diesem Beitrag wird jedoch weder davon
ausgegangen, dass Vereinbarkeit eine „Lebenslüge“ ist, noch einer
Selbstoptimierung das Wort geredet. Der Autor beschreibt die
Herausforderungen für Väter und Mütter in verschiedenen
Lebenssituationen, vor allen denen, in denen Weichen gestellt bzw.
Entscheidungen getroffen werden, die für zukünftige Aufteilungen von
bezahlter Erwerbs- und unbezahlter Care-Arbeit bedeutsam sind. Außerdem
werden Wege und Rahmenbedingungen skizziert, die es Vätern und Müttern
erleichtern, ihre mehrheitlich geäußerten Wünsche bzw. Lebenskonzepte
einer partnerschaftlichen Arbeitsteilung tatsächlich zu leben.
„Keine Zeit …“ – Fakten und Gedanken zur Verteilung und Verwendung von Zeit
„Es ist eine Frage der Gerechtigkeit, wie Zeit verteilt ist, wie sie
genutzt werden kann, wie ihr Wert bemessen wird und wie sie erlebt wird.
Menschen sind unterschiedlich zeitarm und unterschiedlich zeitsouverän,
und das ist nicht zufällig, sondern als Ergebnis gesellschaftlicher
Machtstrukturen.“ (Bücker 2022, 14)
Zeiten sind unterschiedlich verteilt. Dies fängt bei Möglichkeit über
ihre Verwendung zu entscheiden an und hört bei der Bezahlung und
Wertschätzung der ausgeübten Tätigkeiten noch lange nicht auf. Wie viel
Zeit bleibt den Menschen in Deutschland neben Arbeit, Schule oder
Haushalt für Freundschaften und Familie? Wie viel Zeit wenden Männer und
Frauen für „Care-Arbeit“, also unbezahlte Arbeit wie Kinderbetreuung,
Hausarbeit, Ehrenamt oder Pflege von Angehörigen auf? Antworten auf
diese und weitere Fragen liefert die Zeitverwendungserhebung, kurz ZVE,
die alle 10 Jahre durchgeführt wird.
Die aktuell vorliegenden Zahlen stammen aus dem Jahr 2012. Mütter
bzw. Väter mit Kindern wenden für die Bereiche ‚Erwerbstätigkeit‘,
‚Haushaltsführung und Betreuung‘ sowie ‚Ehrenamt, freiwilliges
Engagement‘ in der Summe 8 Stunden und 26 Minuten bzw. 8 Stunden und 31
Minuten auf. Der Anteil Haushaltsführung und Betreuung beträgt bei den
Müttern 5 Stunden 46 Minuten und bei den Vätern 3 Stunden und 1 Minute.
Die tägliche Zeitverwendung für unbezahlte Arbeit ist bei den Vätern von 2001/2002 bis 2012/2013 um 7 Minuten gestiegen, Mütter haben diese Tätigkeiten im selben Zeitraum um 6 Minuten reduziert. Von einer Gleichstellung der Geschlechter kann also weder bei der bezahlten noch bei der unbezahlten Arbeit gesprochen werden. Nach wie vor liegt eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung vor, wobei Väter insgesamt (unbezahlt wie auch bezahlt) täglich 13 Minuten mehr arbeiten als Mütter. …“
… Die Tatsache, dass die Mutter ihrem Kind am Anfang seines
Lebens körperlich näher ist als der Vater, vermindert dessen Fähigkeiten bei
der Betreuung und Versorgung seiner Kinder nicht. In Stresssituationen gilt der
‚hinreichend gute‘ Vater nach der Mutter als wichtigste Bindungsperson für das
Kind und gibt dem Kind ebenfalls das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.
Die Bindungssicherheit, die Kinder an ihre Väter entwickelt
haben. Ist recht stabil. Eine Längsschnittstudie an 112 Vätern und ihren
Kindern, die im Alter von 13 Monaten und 3 Jahren untersucht worden waren,
zeigte nicht nur eine hohe Stabilität über diesen Zeitraum, sondern auch, dass
die Bindungssicherheit der Kinder mit einer langfristigen Zunahme der
väterlichen Feinfühligkeit verbunden war – sicher Kinder sind also eine gute
Entwicklungschance für Väter!
Inge Seiffge-Krenke, Väter, Männer und kindliche Entwicklung, Mainz 2015, S.15
In der dritten Ausgabe der monatlichen Webinar-Reihe begrüßt
das Team von „Following Young Father’s Further“ Dr. Aniela Wenham und Judith
Cork, um ihre Forschungen mit jungen Müttern zu diskutieren.
„Es geht nicht darum, ein Teenager zu sein, es geht um die
Mutterschaft.“ Das „Problem“ der jungen Mutterschaft neu formulieren.
Judith Cork (Koordinatorin des Programms für junge Eltern,
Romsey Mill) ist seit mehr als 20 Jahren in der Jugendarbeit tätig und arbeitet
seit 2009 in Romsey Mill, insbesondere mit jungen Eltern. Romsey Mill arbeitet
sowohl mit jungen Müttern als auch mit jungen Vätern und bietet ein breites
Spektrum an Unterstützung in Einzel- und Gruppensettings. Romsey Mill ist auch
vom Cambridgeshire County Council beauftragt, die Unterstützung für junge
Eltern in der gesamten Grafschaft zu koordinieren. Inspiriert durch ihre
Unterstützungsarbeit führte Judiths Wunsch, Veränderungen für Familien auf
systemischer oder gesellschaftlicher Ebene herbeizuführen, dazu, dass sie ein
Teilzeitstudium der Gemeindepsychologie an der Universität Brighton
absolvierte.
Die Präsentation gibt Einblicke in ein Forschungsprojekt, das
untersucht, wie junge Mütter in der heutigen englischen Gesellschaft
konstruiert sind. Mithilfe der kreativen Methode des Photovoice wurden von
ehemaligen jungen Müttern aufgenommene Fotos mit Bildunterschriften erstellt,
die in Online-Fokusgruppen mit Hebammen und jungen Müttern diskutiert und
anschließend in einer öffentlichen Online-Ausstellung mit einer begleitenden
qualitativen Umfrage gezeigt wurden.
Die Ergebnisse der Studie stellen negative Stereotypen über junge Mütter in Frage, und in dieser Präsentation wird argumentiert, dass defizitorientierte Diskurse über „problematische“ junge Mütter durch einen neuen Diskurs ersetzt werden sollten, der junge Mütter als Mütter identifiziert, die eher Empathie und Verständnis als Kritik und Sanktionen verdienen.
Die Ruhrfestspielstadt Recklinghausen mit rund 120.000
Einwohner*innen ist das Zentrum für Handel, Dienstleistung, Bildung und Kultur
des Kreises Recklinghausen zwischen dem Ruhrgebiet und dem Münsterland, mit
besten Verkehrsanbindungen, Wohn-, Erholungs- und Bildungsmöglichkeiten sowie
einer in weiten Teilen erhaltenen Altstadt. Sie bietet ihren Bürger*innen u.a.
eine Vielzahl von Weiterbildungseinrichtungen und attraktiven kulturellen
Angeboten.
Im Bereich des Stabes Gleichstellung von Frauen und Männern
und der Innerbetrieblichen Beschwerdestelle nach AGG ist zum frühestmöglichen
Zeitpunkt
eine Stelle Sachbearbeitung im Bereich
„Gleichstellung mit dem Schwerpunkt Männerbelange
und Vielfältiges Leben“
zu besetzen.
Es handelt sich um eine unbefristete Vollzeitstelle nach
Entgeltgruppe 10 TVöD bzw. Besoldungsgruppe A 11 LBesG NRW vorbehaltlich einer
abschließenden Stellenbewertung.
Auf Grund der besonderen Aufgabenschwerpunkte und der
sensiblen Beratungsinhalte soll diese Stelle mit einem Mann besetzt werden.
Das Gleichstellungsbüro nimmt vielfältige Aufgaben rund um
das Thema Gleichstellung von Frau und Mann in der Verwaltung und in der Stadt
wahr. Professionelle Gleichstellungsarbeit besteht hierbei darin,
tradierte Rollenzuweisungen für die verschiedenen Geschlechter zu hinterfragen.
Insbesondere der Abbau von Geschlechterstereotypen, die
Gewinnung von Männern für untypische Berufsfelder und eine partnerschaftliche
Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind zentrale Aufgaben.
Künftig sollen nunmehr verstärkt auch Männer in die
Wahrnehmung und in den Fokus der Gleichstellungspolitik gerückt werden.
Ihr Aufgabenbereich
Das Aufgabengebiet umfasst im Wesentlichen
Unterstützung
der Dienststelle und Mitwirkung bei der Ausführung des
Landesgleichstellungsgesetzes
Information,
Beratung und Unterstützung von Mitarbeitenden der Stadtverwaltung
Recklinghausen sowie der Einwohnenden der Stadt Recklinghausen
Zusammenarbeit
mit allen Fachbereichen und Gremien sowie mit Vereinen und Organisationen
aus der Zivilgesellschaft
Identifizierung
von themenspezifischen Handlungsbedarfen, Strategie- und Konzepterstellung
vorrangig für Männer.
Initiierung
und Begleitung von Projekten und Aktionen im Bereich männerorientierter
Gleichstellungsarbeit und LSBTIQ*
Netzwerk-
und Öffentlichkeitsarbeit
Beratung
und Weitervermittlung zu Fachstellen (Lotsenfunktion)
Unsere Anforderungen
Wir suchen eine engagierte Persönlichkeit mit einem
abgeschlossenen (Fach-)Hochschulstudium (Diplom oder Bachelor) der Fachrichtung
Soziale Arbeit, Sozialwissenschaften, Sozialpädagogik oder alternativ mit der
Befähigung für den gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst
Kommunalverwaltung, das heißt Laufbahnprüfung g.D. Laufbahngruppe 2.1 oder
abgeschlossener Verwaltungs- / Angestelltenlehrgang II und nachgewiesener
Berufserfahrung in einem für die Aufgabenwahrnehmung einschlägigen
Aufgabenbereich.
Ein hohes Interesse an neuen Entwicklungen und
Fragestellungen im Rahmen der Gleichstellungspolitik, insbesondere im
Themenschwerpunkt „Männerarbeit“, sowie Akzeptanz und Sensibilität gegenüber
vielfältigen Lebensentwürfen wird vorausgesetzt.
Darüber hinaus sollten Sie Einfühlungsvermögen, Leistungs-
und Reflexionsbereitschaft und ein hohes Maß an Kreativität mitbringen.
Die Stelle ist teilbar, sofern Bewerber*innen zu einer
flexiblen Arbeitszeitgestaltung bereit sind und ein dienstlich erforderlicher
Abstimmungsbedarf eingehalten wird.
Eine flexible Arbeitszeitgestaltung kann – orientiert an den
dienstlichen Erfordernissen – vereinbart werden. Dazu gehört z. B. die
Begleitung von Veranstaltungen oder Terminen außerhalb der üblichen
Arbeitszeit, gelegentlich auch an Wochenenden und in den Abendstunden.
Die Stadtverwaltung Recklinghausen fördert in vielfältiger
Hinsicht aktiv die Gleichstellung der Mitarbeiter*innen. Wir begrüßen daher
Bewerbungen von Personen ausdrücklich unabhängig von Behinderung, kultureller
und sozialer Herkunft, Alter, Religion, Weltanschauung oder sexueller
Identität. Gern gesehen sind Bewerbungen von interessierten schwerbehinderten
Personen.
Fragen zum Aufgabenbereich beantwortet in der
Gleichstellungsstelle Frau Steuer, Gleichstellungsbeauftragte, Tel.
02361/50-1193
Fragen zum Verfahren beantwortet im Fachbereich Personal,
Organisation, IT und Betriebliches Gesundheitsmanagement Frau Molitor,
Sachgebietsleitung Personalentwicklung / -marketing, Tel. 02361/50-1306
Ihre aussagefähige Bewerbung reichen Sie bitte bis zum 4.
Januar 2023 ausschließlich online über unser Bewerbungsportal www.interamt.de
ein.
‚Vatersein‘ lautet der Titel des dritten Buchs von Tillmann
Prüfer, dessen Kolumne ‚Prüfers Töchter‘ seit vier Jahren wöchentlich im
ZEITmagazin zu lesen ist. Im Untertitel heißt es dann appellativ ‚Warum wir
mehr denn je neue Väter brauchen‘. Also noch ein weiteres Buch, dass Vätern den
Widerspruch zwischen Wollen und Handeln aufzeigt?
Die Antwort lautet Ja und Nein. Prüfer nimmt die Messlatte ‚Bedeutung der Väter
für die Entwicklung ihrer Kinder‘ und konfrontiert die Leser*innen mit den
daraus folgenden Ansprüchen und der oft lauen Performance von Vätern. Auf der
anderen Seite beleuchtet er aber auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen,
Erwartungen und Zuschreibungen an Väter und die damit verbundenen Ambivalenzen,
die noch allzu oft zugunsten des Ernährer Mannes aufgelöst werden. Dabei
bleiben die Ansprüche ans gute Vatersein, auf jeden Fall besser als der eigene
Vater, auf der Strecke.
Authentisch wirken die von Tillmann Prüfer formulierten
Ansprüche vor allem dadurch, dass er in einem Erzählstrang seine eigene
Auseinandersetzung mit dem Vater werden und sein reflektiert. Dazu gehört auch
das Scheitern der ersten Beziehung. In einem Doppelinterview in der aktuellen
Ausgabe des STERN, mit ihm und seinem Vater, äußert dieser auf die erste Frage,
„Herr Prüfer, ist Ihr Sohn Tillmann ein guter Vater?“ „Er gibt sich die größte
Mühe, und ich denke, er macht es sehr gut.“
Dazu, was einen guten Vater ausmacht, schreibt der Sohn an verschiedenen
Stellen seines knapp 200 Seiten umfassenden Buches, aber zunächst einmal ein
kurzer Blick in das Werk.
Im ersten Abschnitt skizziert der Autor die Entstehung und
Geschichte der existierenden Väterbilder und wirbt dafür, den Feminismus als Chance
für Väter zu betrachten, denn die patriarchale Gesellschaft bringe keineswegs
allen Männern in gleicher Weise Vorteile. Es gehe nicht darum von außen auf
sich zu blicken, in Wettbewerb mit anderen zu treten, um im Benchmarking gut
dazustehen und dieses Konkurrenzdenken auf das Vatersein zu übertragen. „Es
gibt nur eine Person auf der Welt, die einem beibringen kann, wie gutes
Vatersein geht: das eigene Kind.“ Auf der anderen Seite ist die Rolle, „die man
als Vater für sein Kind spielt, die wichtigste, die man je im Leben spielen
wird.“ Und ein Vater der einfühlsam und interessiert ist, hilft seinen Kindern
am meisten.
Im zweiten Abschnitt beschreibt Prüfer die Hindernisse, die
einem glücklichen Vatersein im Weg stehen. Da sind zunächst einmal die
Widersprüche und Ambivalenzen zwischen den Sphären Beruf und Familie, die auf
den ersten Blick dazu (ver-)führen, es keinem Recht machen zu können. „Es
scheint klar, dass man etwas anderes machen möchte als früher, machen muss.
Doch die Orientierung fällt schwer. Es gibt so viele Ansprüche an den sogenannten
neuen Vater, dass es unmöglich ist, allem gerecht zu werden.“ Zumal es Vätern
immer noch an Vorbildern mangelt.
Den Vätern gut zuzureden, mehr Interesse für die Kinder zu
zeigen und ihre Wünsche, mehr Zeit mit ihnen zu verbringen einfach zu
verwirklichen, genügt nach Ansicht von Prüfer nicht. Dazu braucht es „eine
Anstrengung beider Partner – und der ganzen Gesellschaft.“ Zu wissen, dass die
Rollenzuschreibung guter Vater = guter Ernährer nichts ist, was schon immer so
war ist hilfreich. „Wir sind es geworden. Und genauso können wir auch etwas
Neues werden. Wenn wir es denn wagen.“ Dazu ermutigt Prüfer Väter, auch in Gesprächen
über sein Buch wie hier zum Beispiel in der ZDF Sendung ‚Hier und heute‘: „…
reden Sie mal mit anderen Männern darüber. Männer reden mit anderen Männern
kaum über diese Themen, das ist Ihnen irgendwie … da fühlen sie sich schwach,
da sind sie unsicher. Sie reden über Alles andere, aber nicht über die Dinge,
die sie auch seelisch verletzen und bedrücken oder unsicher machen und ich
glaube, wenn sich Väter nur einigermaßen so vernetzt hätten, wie das Frauen
schon lange machen und sich Hilfe holen, dann würde sich viel ändern.“
Im Buch bietet er Vätern im dritten Teil einen ‚Werkzeugkasten
für den modernen Vater an‘. Darin befinden sich 12 Werkzeuge und ein ‚Universalschlüssel‘.
Die einzelnen Werkzeuge reichen von ‚Mach dir einen Plan‘, ‚Lerne vom Kind‘
über ‚Trau dich zu fühlen‘ bis hin zu ‚Mach Fehler und steh dazu!‘ und ‚Beschütz
dein Kind und lass es los‘.
Zu jedem Werkzeug gibt es ausführliche Anwendungsbeschreibungen,
die durch wissenschaftliche Anmerkungen und Zitate unterlegt sind. Beim ‚Werkzeug
9: Rede und hör zu‘ erfährt man, dass Kinder neue Wörter eher von Vätern lernen
als von Müttern. Da Väter weniger Zeit mit Kindern verbringen, müssten sie erst
einmal lernen, sich mit den Kindern zu verständigen. Auf dem Weg dahin lernen
auch Kinder eine Menge.
Das Universalwerkzeug beinhaltet die Aufforderung an Väter ‚Mach was!‘, „denn
die Vatererfahrung findet nicht nur durch Wörter statt, sondern vor Allem durch
Taten. Taten kann man fühlen, hören, riechen, sehen.“
Im vierten und letzten Teil des Buches zeichnet Prüfer
anhand der Entwicklungsstufen einer jeden Vaterschaft ‚Jeder Vater fängt ganz klein
an: Kleinkindpapa‘ bis zum leeren Nest ‚Tschüss Alter! Wenn die Kinder ihre
Väter nicht mehr so sehr brauchen‘ die Möglichkeiten auf, als Vater
mitzuwachsen.
„All diese Konfrontationen, die kleinen Katastrophen, die ständigen
Herausforderungen und Niederlagen, im Wechsel mit minimalen Erfolgen, die
machen etwas mit Vätern. Wer Vater wird, der verändert sich.“
Eingestreut in diesen Lebensreigen ist das Kapitel ‚Kein
neuer Vater ohne eine neue Mutter‘. Seine These: Es wird „keinen neuen Vater
geben, wenn die Partnerin ihm keinen Raum gibt, diese Rolle auszufüllen. Der
Autor setzt sich mit dem Phänomen des ‚Maternal Gatekeeping‘ auseinander und
geht dabei auch auf den Shitstorm ein, den der Spiegel-Beitrag ‚Papa kann das
schon alleine! Was moderne Väter hinkriegen – wenn Mütter sie lassen‘ im Sommer
2021 ausgelöst hat. In der Spiegelrezension schreibt Tobias Becker dazu „Prüfer gelingt das
Kunststück, über sogenanntes Maternal Gatekeeping zu schreiben, ohne die
Väter aus der Pflicht zu entlassen“ und macht deutlich, dass er immer noch
nicht verstehen will, das mit der Beschreibung von ‚Maternal Gatekeeping‘ keine
Schuldzuschreibungen verbunden sind, sondern Verhaltensweisen in einem
komplexen System analysiert werden.
Im allerletzten Kapitel spricht Tillmann Prüfer noch einmal eine
Ermutigung aus ‚Trau dich Papa!‘ und weist darauf hin, dass die
gesellschaftliche Wahrnehmung der Vaterrolle offensichtlich problematischer ist
als die tatsächlich empfundene Nähe von Kindern zu ihren Vätern. „Wahrscheinlich
haben wir heute die besten und um ihre Kinder am meisten besorgten Väter, die
es jemals in der Geschichte westlicher Länder gegeben hat.“ Aber das ist vor
allem auch eine Frage der (Selbst-)Wahrnehmung. „Wenn ich jemand sein kann, an
den die Kinder glauben, obwohl ihnen gerade der Glaube an etwas fehlt. Dann
werde ich ein guter Vater sein“ lautet der vorletzte Satz in dem Buch. Ich
denke, es reicht, wie Heinz Walter vor 15 Jahren in dem Sammelband ‚Vater wer
bist du?‘ beschrieben hat, ein ‚hinreichend guter Vater‘ zu sein. Aber das
entscheiden ja die Kinder und die haben andere Maßstäbe als die Väter selber
und das Feuilleton.
Ich kann den Band von Tillmann Prüfer, jedem empfehlen, der sich mit den Herausforderungen mit denen Väter und Mütter, die es anders mache möchten als es bislang ‚normal‘ ist, konfrontiert sind, auseinandersetzen möchten. Sie werden dabei en passant auch mit spannenden Erkenntnisse der Väterforschung belohnt.
im Oktober hat die LAG-Väterarbeit in NRW eine Kurzumfrage mit 5 Fragen zur Bedeutung von Vätern in der Geburtshilfe gestartet. Die erste Frage lautete:
Welche Bedeutung haben Väter Ihrer Meinung nach bei der Geburt?
Wichtig bzw. sehr wichtig antworteten 93%. Spannend ist bei dieser Frage der Blick auf die Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Von den 98 Antwortenden haben sich 65 dem männlichen und 30 dem weiblichen Geschlecht zugeordnet. Drei haben keine Angaben gemacht.
Während die Einschätzung, sie haben gar keine oder eine geringe
Bedeutung gleichermaßen selten geäußert wird sind prozentual mehr Frauen
der Überzeugung, dass werdende Väter bei der Geburt unabkömmlich sind
als Männer. Eine große Mehrheit von 63% bzw. 73% schätzen ihre Rolle bei
der Geburt aber als wichtig ein.
Frage 2: Kennen Sie Angebote für Väter sich auf die Geburt bzw. aufs Vaterwerden vorzubereiten?
Im Durchschnitt kennen 58% der Antwortenden Angebote zur
Geburtsvorbereitung für Väter. Während aber lediglich 52% der Väter
entsprechende Angebote bekannt sind, äußern über 73% der Frauen diese
Angebote zu kennen.
Bei der Frage, welche Angebote bekannt sind, nennen 6 der 34 Männer
väterspezifische Angebote, bei den Frauen äußern drei, diese Angebote zu
nennen. Alle anderen Nennungen beziehen sich auf die Teilnahme an den
Kursen der Hebammen bzw. Paarkurse. …
Schlussfolgerungen für die Arbeit der LAG-Väterarbeit
Väter ‚spielen‘ bei der Geburt eine bedeutsame Rolle, vor, während
und unmittelbar nach der Geburt werden Weichen für väterliches
Engagement und eine partnerschaftliche Arbeitsteilung gestellt.
In diesem Kontext sind passende Angebote für Väter sind ein
unbedingtes Muss und die gemeinsame Vorbereitung im Rahmen eines
Hebammenkurses kann diese nicht ersetzen.
Im Rahmen dieser Angebote, die es bislang nur vereinzelt, vor allem
in städtischen Ballungszentren gibt, brauchen Väter Möglichkeiten, sich
mit anderen (werdenden) Vätern auszutauschen, alleine und gemeinsam mit
ihren Kindern, sich als bedeutsam für die Entwicklung ihrer Kinder zu
erleben und diese Bedeutung auch gesellschaftlich zugeschrieben zu
bekommen.
Für die Schaffung der konkreten Angebote braucht es politischen Gestaltungswillen und die entsprechenden Mittel. Die allgemeine Anerkennung der Bedeutung von Vätern für die Entwicklung von Kindern ist vor allem eine Frage der Haltung. Sie einzunehmen erleichtert die Gestaltung der passenden Rahmenbedingungen, di nicht nur den Vätern, sondern auch den Kindern und den Partnerschaften zugutekommen.
Christoph, du hast deine Dissertation zum Thema ‚Väter und
familiäre Gewalt‘ geschrieben. In der politischen Diskussion wird der Begriff
‚häusliche Gewalt‘ verwendet. Ist damit das Gleiche gemeint?
Nein, der Begriff „häusliche Gewalt“ ist mittlerweile eigentlich
sehr etabliert, auch über verschiedene Bereiche hinweg. Also die soziale Arbeit
oder auch die Strafverfolgung und Polizei, und beschreibt Gewalt ja eigentlich
zwischen erwachsenen Menschen, die in einer Beziehung leben oder in einer
intimen Partnerschaft, und ist dadurch sehr spezifisch wirklich auf diesen
Bereich Partnerschaftsgewalt zugeschnitten.
Der Begriff „familiäre Gewalt“ ist dagegen ein bisschen breiter und spezifischer, auch leicht antiquierter. War für meine Dissertation aber sehr passend, weil er eigentlich so alle Formen von Gewalt, die es in Familien gibt, ja, weil er diese beschreibt. Also Gewalt zwischen den Eltern, auch Gewalt gegenüber Kindern. Und meine Dissertation beschreibt genau diese Überschneidungen von letztlich Partnerschaftsgewalt und Kindesmisshandlung.
In der Vergangenheit ist häufig ‚Väter sind Täter‘ gereimt worden.
Was sind die Faktoren, die dazu beitragen, dass Männer zu Tätern und Frauen zu
Täterinnen werden?
Also mein Eindruck ist schon, dass es da sehr viele
Geschlechtsstereotype gibt, die so im Hintergrund eine Rolle spielen. Also dass
man bei Männern eher davon ausgeht, dass sie durchsetzungsstark sind, damit
auch zu Gewalt neigen, während Frauen eher, fürsorglicher sind und solche
Dinge. Dass das implizit so eine Rolle bei der Thematik spielt und auch bei
diesen Zuschreibungen.
Und wir wissen in der Tat auch, es gibt deutliche Anzeichen,
zumindest bei schweren Formen von Gewalt, sowohl in der Partnerschaft als auch
gegenüber Kindern, dass dort Väter häufiger die Täter sind. Das heißt aber
nicht, dass das generell so ist. Auch bei leichteren Formen, also
beispielsweise bei körperlicher Disziplinierung von Kindern, wissen wir, dass
sogar Mütter gleichermaßen oder teilweise sogar stärker aktiv sind.
Letztlich hilft uns das aber relativ wenig, weil es ja eigentlich,
mir zumindest, nicht darum geht aufzurechnen wer da jetzt irgendwie
gewalttätiger ist. Und zu den Ursachen muss man sagen, wissen wir noch gar
nicht so viel über geschlechtsspezifische Zuschreibungen. Gibt es
wahrscheinlich auch nicht.
Es gibt sehr viele Rahmenbedingungen, die in dem Bereich eine
Rolle spielen. Sogenannte Risikofaktoren, also soziale Problemlagen,
Hintergrund der Familie. Wir wissen bei Vätern aber insbesondere, dass alles
eine Rolle spielt, was dazu führt, dass Väter in der Lage sind, sich in andere
Menschen hineinzuversetzen. Also wie gut sind sie in der Lage, andere Menschen
zu verstehen? Also ihre Partnerin zu verstehen, die Kinder zu verstehen und
auch deren Situation zu verstehen. Bei Müttern gibt es, bei
Kindesmisshandlungen zumindest, Anzeichen, dass da noch stärker auch Dinge wie
Stress oder auch wie Depressionen eine Rolle spielen können. Das gilt natürlich
für beide Geschlechter, das sind so grob gesagt Punkte, die eine Rolle spielen.
In einer Familie leben häufig auch Kinder, welche Zusammenhänge
zwischen der Partnerschaftsgewalt und möglichen Kindesmisshandlungen gibt es?
Partnergewalt ist eigentlich, das wissen wir aus ganz vielen Studien, ein Indikator dafür, dass es auch ganz viele andere Problemlagen in der Familie gibt. Und unter anderem eben auch Kindesmisshandlungen. In der Forschung spricht man dann davon, dass es ein Mediator ist. Das heißt, sobald Partnerschaft vorliegt, erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, dass es Gewalt gegenüber Kindern gibt. Das lässt sich nicht generalisieren. Das gilt auch nicht für alle Bereiche. Wir wissen, dass es bei Vätern Überschneidungen in dem Bereich gibt. Und wir wissen auch, dass wir diesen ganzen Komplex eigentlich sehr viel systemischer betrachten müssen, also zwischen Vätern, Müttern und Kindern.