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Archiv für die 'Familie' Kategorie

Und wie schläft euers so?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 14. Dezember 2009

Wie Deutschlands Babys schlafen und wie ihre Eltern damit leben – das zeigt die repräsentative ELTERN – Umfrage. Das Meinungsforschungsinstitut forsa hat über 1.000 Mütter und Väter befragt: Wie lange schläft das Kind? Wann geht es ins Bett? Wie oft wacht es nachts auf? …

In puncto Nachtruhe sind pflegeleichte Kinder eine klare Minderheit 86 % der Säuglinge (zwischen 0 und 6 Monaten) wachen mindestens einmal nachts auf, ein Viertel dieser Kinder (24 %) sogar dreimal und mehr. Aber immerhin: 13 % der Kleinsten schlafen durch. Mit dem Alter wird es auch für die Eltern, deren Kinder häufiger schreien, besser: Zwischen 13 und 18 Monaten schlafen schon 38 % durch. Nur noch wenige wachen häufiger als zweimal pro Nacht auf (8 % mehr als dreimal).

Baby im Bett – zwischen Notlösung und Überzeugungstat 22 % der befragten Eltern lassen ihr Kind schon im ersten halben Jahr in einem anderen Zimmer schlafen, 64 % der Babys haben ein eigenes Bettchen im elterlichen Schlafzimmer. Von den Einjährigen schlafen bereits 72 % in einem anderen Zimmer. Aber 12 % aller Säuglingsmütter und -väter teilen ihr Bett mit dem Baby.

Diese Gruppe wird selbst im zweiten Lebensjahr nur geringfügig kleiner. Dabei resultiert das sogenannte Co-Sleeping für 43 % aus der Überzeugung, dass es „das Beste fürs Kind sei“. Fast genauso viele Eltern (41 %) nehmen das Baby nur „notgedrungen“ mit ins Bett. Bei den Vätern sind das sogar 56 % (vs. Frauen 32 %). In den nördlichen Bundesländern schlafen vergleichsweise die meisten Kinder im elterlichen Bett (16 %), die wenigsten im Osten (8 %).

Nachts herrscht im Kinderzimmer noch keine Gleichberechtigung In zwei von drei Fällen (62 %) sind es die Mütter, die aufstehen, um die Kinder nachts zu beruhigen. Bei den Paaren, die sich das nächtliche Beruhigen teilen, gehen die Meinungen über die Mithilfe des Partners allerdings auseinander: Denn nur 33 % der Mütter geben an, dass sie sich das nächtliche Beruhigen des Kindes mit dem Partner teilen. Aber 44 % der Männer.

Babyalarm in der Nacht kann elterliche Freuden nicht trüben Nur 4 % der Eltern mit Babys zwischen 0 und 18 Monaten sagen: „Das Schlafverhalten unseres Kindes belastet uns sehr.“ Für 35 % stellt es eine kleine Belastung dar, 60 % fühlen sich dadurch nicht beeinträchtigt.

Interessanterweise ist das Verhältnis im Rückblick ein anderes: Denn 21 % der Eltern mit Kindern über 18 Monate sagen, das Schlafverhalten ihres Babys habe sie in den ersten 18 Monaten sehr belastet. Fünfmal mehr als jene, die sich mitten in der akuten Phase befinden.

Die gesamte Studie gibt es hier.

Quelle

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Neue Ministerin für junge Väter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 30. November 2009

Die heute in ihr Amt eingeführte neue Bundesfamilienministerin Kristina Köhler (CDU) hat bereits in ihrem ersten Fernsehinterview nach der Nominierung angekündigt, sich stärker für die Belange junger Väter einzusetzen.

Ihrer Vorgängerin, die als Nachfolgerin des zurückgetretenen Ministers Jung ins Arbeitsressort wechselt, zollte Köhler Respekt. Von der Leyen sei eine „ganz tolle Familienministerin“ gewesen, sagte Köhler im ZDF. „Das sind wirklich sehr große Fußstapfen, in die ich da trete. Ich will ihre erfolgreiche Arbeit fortsetzen.“ So gehe es in den kommenden Jahren darum, den bereits in Gang gebrachten Ausbau der Kinderbetreuung vollends umzusetzen.

Zugleich wolle sie aber auch neue Akzente setzen und sich dabei insbesondere um die Probleme von Jungen und Männern kümmern, kündigte Köhler an. So hätten junge Väter bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft größere Probleme als Frauen, an ihrem Arbeitsplatz zu erklären, dass auch sie Zeit für die Familie bräuchten.

Es gehe es darum, für junge Paare mit Kinderwunsch „Rahmenbedingungen zu schaffen, dass sie den auch verwirklichen, dass sie Kinder kriegen und möglichst nicht nur eins“, sagte die CDU-Politikerin.

Wir werden diese Absichtserklärungen kritisch begleiten und Vorschläge für die Umsetzung machen.

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Neue forsa – Studie im Auftrag der Zeitschrift ELTERN

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 10. August 2009

Rund 14 Millionen minderjährige Kinder leben in Deutschland. Sie alle haben keine Stimme, wenn am 27. September der Bundestag gewählt wird. Aber die meisten Eltern haben ein Wahlrecht. Für welche Partei machen sie ihr Kreuz? Das hat die Zeitschrift ELTERN in einer repräsentativen forsa-Umfrage 1.000 Mütter und Väter von Kindern unter 18 Jahren gefragt: Wäre der Bundestag bereits im Sommer gewählt worden, hätten sich 35 % der Eltern für die CDU entschieden, 26 % für die SPD, 14 % für die FDP. 13 % hätten für die Grünen gestimmt und 8 % der Eltern mit Kindern unter 18 Jahren für Die Linke. Verglichen mit aktuellen Wahlumfragen der Gesamtbevölkerung, wählen Deutschlands Eltern damit tendenziell etwas häufiger SPD und Grüne. Allerdings: Jeder vierte Befragte wäre gar nicht zur Wahl gegangen.

Bildung ist für Deutschlands Eltern wichtiger als alles andere: Mit 81 % ist sie das Top-Thema. Auf dem 2. Platz rangiert die Familienförderung (77 %), mit 75 % gefolgt von der besseren Vereinbarkeit von Job und Familie. Die Kinderbetreuung ist für 67 % ein relevantes Thema. Für die Mehrheit (52 %) ist die freie Wahl des Lebensmodells wichtig – denn: Die klassische Rollenverteilung, bei der der Mann das Geld verdient und die Frau die Kinder hütet, wird längst nicht mehr von allen als optimal empfunden.

Mehr als die Hälfte der Befragten (55 %) hat mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf Probleme, teils sogar große. Besonders betroffen: Alleinerziehende (65 %) und Eltern mit niedrigem Einkommen (61 %). Für 43 % der Befragten würde ein flexibleres Betreuungsangebot Abhilfe schaffen. Bei den Gutverdienern gilt das für die Hälfte. 37 % halten verbesserte Teilzeitangebote mit Zeitkonten für hilfreich, besonders Frauen machen sich dafür stark (42 vs. 30 % bei den Männern). Über ein Viertel der Befragten (28 %) wünscht sich für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf mehr Unternehmen, die Müttern und Vätern auch bei Teilzeitarbeit Aufstiegschancen ermöglichen.

Was kann der Staat tun, damit Eltern wirklich frei entscheiden können, wie sie die Rollen in der Familie aufteilen wollen? 85 % der befragten Mütter und Väter sind der Meinung, dass die unterschiedlichen Gehälter von Männern und Frauen angeglichen werden müssen. Sonst bleibt das traditionelle Alleinverdienermodell aus rein finanziellen Gründen die beste Wahl.

Für insgesamt 88 % gehört zu einer echten Wahlfreiheit des Lebensmodells, dass Familienarbeit gesellschaftlich besser anerkannt und wie Erwerbsarbeit ein selbstverständlicher Teil der Biografie wird – bei Frauen und Männern. Eine Gesellschaft, die Lebensmodelle mit Schlagwörtern wie „Rabenmütter“ oder „Herdprämie“ belegt, verhindert eine freie Entscheidung der Familien bei ihrer Rollenaufteilung.

Weitere Informationen und der komplette Studienband können bei ELTERN heruntergeladen werden.

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Nicht von schlechten Eltern – wie Familie sich wandelt

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 4. Juli 2009

Jeder hat sie. Manchmal nervt sie. Meistens lieben wir sie. Die Familie. Sie formt, beglückt, stürzt in Krisen. Die Familie begleitet uns ein Leben lang. Im Auf- und Ab des Lebens suchen und finden die meisten Menschen Zuflucht in ihrer Familie. In einer aktuellen Umfrage gaben 68 % der Befragten an, ihre Familie gebe ihnen den größten Halt.

Die traditionelle Familie mit Vater, Mutter, Kindern ist dabei längst nicht mehr das einzige Lebensmodell. Die deutsche Familie hat Zuwachs bekommen. Die Patchworkfamilie, Alleinerziehende oder sogenannte Regenbogenfamilien sind mittlerweile gesellschaftlich anerkannt. Nur noch ein Drittel der deutschen Haushalte setzen sich klassisch aus Vater-Mutter-Kind zusammen. Die Mehrheit lebt als kinderloses Paar zusammen oder als Single in der Großstadt. Bis „dass der Tod uns scheidet“ galt früher, heute scheiden sich viele lieber selbst. Zugleich wagen immer weniger Menschen überhaupt den Schritt vor den Altar. Was ist los mit der Familie in Deutschland?

In den vergangenen 60 Jahren hat die klassische Familie einen radikalen Wandel vollzogen. Zum ersten Mal untersucht eine Fernseh-Dokumentation, wie sich das Familienleben in Deutschland verändert hat, seit dem Zweiten Weltkrieg bis heute, in Ost und West. Denn Unterschiede gab es viele, zwischen dem Familienleben in der Bundesrepublik und der DDR, allein schon beim Thema berufstätiger Frauen und Mütter. Im Arbeiter- und Bauernstaat gingen in den 70er Jahren mehr als 80 Prozent der Frauen einer Berufstätigkeit nach. Ermöglicht wurde ihnen dies durch eine gut ausgebaute Kinderbetreuung.

Zwei Großfamilien – eine aus Mönchengladbach und eine aus dem sächsischen Radebeul – führen durch die dreiteilige Dokumentation. Jeweils drei Generationen berichten mit ganz persönlichen Geschichten, wie sie den Wandel erlebt haben. Ergänzt werden ihre Schilderungen durch Archivmaterial und Erläuterungen von renommierten Familien-Experten. Außerdem werden Familien vorgestellt, die für den Wertewandel in der Gegenwart stehen, sei es das schwule Paar aus Berlin, das zwei Kinder aus den USA adoptiert; die Familie, die 14 Monate Elterngeld bezieht, weil der Vater lange Zeit die Erziehung übernimmt; eine Patchworkfamilie oder eine Familie, in der die Ehefrau unmittelbar nach der Geburt ihrer Kinder wieder Vollzeit in den Beruf zurückkehrt.

Der erste Teil der Dokumentation wird im ZDF am Dienstag, 7. Juli, Teil 2 am Mittwoch, 8. Juli jeweils um 22:45 Uhr ausgestrahlt. Teil drei folgt am Donnerstag, 9. Juli 2009, um 22:15 Uhr.

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Mehr als die Hälfte der Männer würde Elternzeit nehmen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 21. Mai 2009

Die Bundesbürger schätzen die Bedeutung der Familie hoch ein. Zudem würde mehr als die Hälfte der deutschen Männer bei entsprechenden beruflichen Rahmenbedingungen Elternzeit nehmen. Zu diesen und weiteren Ergebnissen kommt eine bundesweite Studie des Lehrstuhls für Soziologie und Empirische Sozialforschung an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU).

Gut drei Viertel der Befragten bewerteten die Familie wichtiger als Beruf oder Freizeit. Auch die Rolle eines Kindes im eigenen Leben wurde sehr positiv eingeschätzt: 42% der Befragten stimmten der Aussage „Ein Kind gibt meinem Leben erst den wahren Sinn“ voll zu, 38% stimmten eher zu. Gesellschaftlicher Druck zum „Kinder kriegen“ wurde dagegen kaum verspürt. Der Aussage „Kinderlose werden in unserer Gesellschaft schief angeschaut“ stimmten nur 23% der Befragten voll oder eher zu.

Im statistischen Durchschnitt wurden 2,3 Kinder als Optimum gleichermaßen von Männern und Frauen angegeben. Weder das Alter der Befragten noch die Größe der Herkunftsfamilie hatte einen erkennbaren Einfluss auf die gewünschte Kinderzahl. Die Einbindung in ein Familiennetzwerk hatte dagegen einen positiven Effekt auf den Kinderwunsch; je häufiger also Kontakt zu den eigenen Eltern besteht, desto wahrscheinlicher ist auch ein Kinderwunsch.

In der Studie wurden auch Einstellungen zum 2007 eingeführten Elterngeld erhoben: Nach Einschätzung von rund 60% der Befragten – Frauen wie Männern gleichermaßen – wirkt sich diese Neuerung positiv auf den Kinderwunsch aus. Rund 60% der befragten Männer und Frauen sahen einen positiven Einfluss des Elterngeldgesetzes auf die Bereitschaft von Vätern, zur Kinderbetreuung zu Hause zu bleiben.

Bei über drei Vierteln aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie wäre die eigene Bereitschaft zur Elternzeit hoch bis sehr hoch. „Dabei gab es jedoch – erwartungsgemäß – einen signifikanten Unterschied zwischen den Geschlechtern. 60% der Männer erklärten eine sehr hohe oder eher hohe Bereitschaft, in Elternzeit zu gehen, bei den Frauen waren es fast 90%“.

Die Bereitschaft sei aber deutlich vom Einkommen des Befragten abhängig: je höher das Einkommen der befragten Männer, desto geringer die Bereitschaft, selbst Elternzeit zu nehmen. Daran scheine auch das Elterngeld nichts zu ändern. Frauen wären hingegen auch mit hohem Einkommen häufiger dazu bereit, in Elternzeit zu gehen. Das Alter des Befragten hatte keinen Einfluss auf die Einschätzung.

Die am häufigsten genannten Gründe für die mögliche Inanspruchnahme von Elternzeit waren:

  • um so mehr Zeit mit dem Kind verbringen zu können (51%),
  • weil sich die befragte Person für am besten geeignet für die Kinderbetreuung hielt (19%),
  • weil die Kinderbetreuung und -erziehung als besondere Bereicherung/Erfahrung angesehen wurde (15%)
  • und aus finanziellen Gründen (5%).

Gründe für die Nicht-Inanspruchnahme von Elternzeit

  • wären vor allem berufliche Gründe bzw. die Sorge um den Wiedereinstieg (55%)
  • und finanzielle Gründe (31%).

Dabei sorgten sich Männer etwas stärker um ihren Beruf (57%) als Frauen (47%). Insbesondere Selbstständige und Freiberufler sehen ihre berufliche Zukunft nach einer Elternzeit gefährdet. „Sie waren zwar auch überwiegend bereit, in Elternzeit zu gehen, aber der Anteil fiel im Vergleich zu anderen Berufsgruppen etwas niedriger aus. Für diese Berufsgruppen greift die Elternzeitregelung also nicht entsprechend“.

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Eine Frage des Respekts

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 1. Mai 2009

Eine Frau liegt gemütlich auf dem Sofa und liest. Plötzlich dröhnt laute Musik aus dem Nebenzimmer – ihr Mann hat die Anlage schon wieder bis zum Anschlag aufgedreht. Die Frau geht zu ihm, sie schreit: ‚Wie oft soll ich dir noch sagen, dass mich der Krach nervt, dafür darfst du heute Abend keine Sportschau gucken!’ Strafe muss sein, denkt sie sich, sonst lernt der das nie.

Der dänische Familientherapeut Jesper Juul mag solche Geschichten. Weil sie wie Unsinn klingen, aber in Wahrheit die Wirklichkeit beschreiben. Denn wie diese Frau, meint Juul, benähmen sich zahllose erwachsene Menschen. Vielleicht nicht untereinander, aber ihren Kindern gegenüber. Weil sie glaubten, dies sei das, was man Erziehung nennt. Irrtum, sagt Juul. Erziehung bestehe darin, Kindern mit Respekt zu begegnen. Dann bekomme man auch Respekt zurück.

Entscheidend für das Wohlergehen einer Familie sei nicht, welche Regeln man aufstelle, sondern wie man miteinander umgehe, sagt Juul. Er malt einen Strich an die Tafel, der an jedem Ende eine Spitze hat. Darunter schreibt er das Wort »Beziehung«. Darauf komme es an, sagt er, auf Respekt und darauf, die Würde des anderen anzuerkennen. Bei kleinen Kindern genauso wie bei pubertierenden. Und dann formuliert er seinen Kernsatz: Kinder sind vollwertige Menschen. Sie müssen nicht erst durch Strafen und Verbote zurechtgebogen werden.

Das klingt schlicht. Doch in einer Zeit, in der viele Eltern in Erziehungsfragen verunsichert sind, nicht mehr wissen, woran sie sich orientieren sollen, und den Eindruck haben, Erziehung sei ein ungeheuer kompliziertes, anspruchsvolles Unterfangen, sind solche einfachen Ratschläge vermutlich genau das, was ihnen hilft. Und weil Juul erfahren hat, wie viele Eltern dringend nach Orientierung suchen, hat er vor einigen Jahren sein Familylab gegründet, eine Bildungswerkstatt für Familien in bisher sieben europäischen Ländern. Familylab bietet Seminare, Vorträge, Beratungsgespräche für Eltern an, erfüllt von dem Gedanken, dass niemand ein schlechter Mensch ist, nur weil er sich im Umgang mit seinen Kindern überfordert fühlt. Im Gegenteil, sagt Juul bei jeder Gelegenheit, selbst den besten Eltern unterliefen täglich zwanzig Fehler. Der schlimmste Fehler aber sei der Wunsch nach Perfektion.

Juul selbst hat das, was er zu wissen glaubt, weniger an Instituten oder Fakultäten gelernt als vor allem draußen in der Welt, in ungezählten Gesprächen mit Müttern, Vätern und Kindern, mit wohlhabenden dänischen Familien hat er ebenso gearbeitet wie mit kroatischen Flüchtlingsfamilien, die alles verloren hatten.

Denn Jesper Juul hat einen kleinen Enkel, zweieinhalb Jahre ist er alt. Abgesehen davon, dass er sich wie jeder Großvater über den Nachwuchs freue, sagt Juul, habe es ihn neugierig gemacht, endlich das anwenden zu können, was er anderen so oft geraten habe. Bei seinem Sohn sei er viel zu jung und ahnungslos gewesen.

Kürzlich saß er nun mit seinem Enkel beim Essen, und der Kleine spuckte alles, was ihm nicht schmeckte, wieder aus und schmierte es auf den Tisch. ‚Genau wie mein Sohn, als er klein war’, sagt Juul. Den hatte er damals noch angeschrien, hatte geschimpft, er solle die Reste gefälligst auf dem Teller liegen lassen, und hatte damit erreicht, dass der Junge einen Wutanfall bekam. Jetzt sagte er ganz ruhig zu seinem Enkel: ‚Ich will, dass du das Essen auf den Teller zurücklegst, wenn es dir nicht schmeckt. Machst du das für mich?’

Und, wie hat der Kleine reagiert? ‚Er hat es tatsächlich zurückgelegt’, sagt Jesper Juul lächelnd.

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Väter haben heute mehr Zeit für Kinder

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 8. April 2009

Wie bin ich erzogen worden und wie will ich meine Kinder erziehen? Für das Generationen-Barometer 2009 hat das Institut für Demoskopie Allensbach 2222 Deutschen ab 16 Jahren diese Fragen gestellt.

Das Ergebnis: Die Atmosphäre zwischen Eltern und Kindern ist gesellschaftlich viel schlechter angesehen als sie in den Familien erlebt wird. Mütter, Väter und große Kinder geben zu hohen Prozentzahlen an, liebevoll und aufmerksam miteinander umzugehen.

Die Väter nehmen sich auch mehr Zeit für Kinder: Während die heute 60-Jährigen nur zu 10 % der Aussage ‚Mein Vater hatte ausreichend Zeit für mich’ zustimmen sind es bei den 16 bis 29-Jährigen schon 34 %. Und das sind ja noch nicht die wirklich ‚neuen’ Väter der Elternzeit Generation.

Der Zusammenhalt ist da, auch wenn oft vermutet wird, Eltern hätten kaum noch Einfluss auf ihre Kinder. Trotzdem hat sich viel verändert. Die Erfahrungen der Kinder, Eltern und Großeltern unterscheiden sich stark. Heute sind die Kinder oft der Mittelpunkt der Familie. Sie werden als Persönlichkeiten respektiert und sind viel freier in ihren Entscheidungen als die Generationen zuvor.

Deshalb wünschen sich Eltern neben den traditionellen Erziehungszielen wie Pünktlichkeit und Fleiß, dass ihre Kinder selbstbewusst und willensstark werden und dass sie Fähigkeiten entwickeln, die ihren Interessen entsprechen. Das macht zwar Spaß, ist aber auch anstrengend. Es wird weniger geohrfeigt, dafür mehr geredet. Schimpfen tun Eltern aber übrigens heute noch genauso wie die Großeltern.

Die Online Ausgabe der Zeit hat die wichtigsten Ergebnisse grafisch zusammengestellt.

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‚Zur Hölle mit der Disziplin’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 21. Februar 2009

Unter dieser Überschrift hat der Familientherapeut Wolfgang Bergmann im Gespräch mit Martin Zips in der Süddeutschen Zeitung mit den Ansichten der Bestsellerautoren Michael Winterhoff und Bernhard Bueb abrechnet:

SZ: Herr Bergmann, Bücher wie „Warum unsere Kinder Tyrannen werden“ des Jugendpsychiaters Michael Winterhoff und „Lob der Disziplin“ des ehemaligen Leiters des Eliteinternats Salem, Bernhard Bueb, sind derzeit sehr erfolgreich. Eine These der beiden Autoren: Eltern müssen ihren Kindern wieder mehr Grenzen setzen. Wie erklären Sie sich den Erfolg Ihrer Kollegen?

Bergmann: Sie scheinen einen Nerv getroffen zu haben. Und auch wenn ich damit offensichtlich derzeit recht alleine stehe: Ich habe etwas gegen diesen disziplinarischen Jargon, der auf eine unterdrückte, verkrampfte, verklemmte Art und Weise daherkommt. Dieser Bürokratenkram, dieses halb verfehlte Psychologendeutsch ödet mich zutiefst an. Die Welt ist zu komplex für die einfachen Antworten von Bueb und Winterhoff. Ihre reaktionären Thesen können, wenn es schlecht geht, die Hölle in einer Familie anrichten. Davor muss man die Familien schützen. …

SZ: Aber während Sie davon ausgehen, dass die meisten Eltern grundsätzlich in der Lage sind, Erziehungsdinge zu reflektieren, erklärt Winterhoff, dass es diese Art von Eltern immer weniger gibt.

Bergmann: Wie kommt der darauf?

SZ: Winterhoff spricht von 30 Prozent auffälligen Kindern und sagt, dass durch den immensen Wohlstand in den neunziger Jahren immer mehr Menschen damit begannen, sich um sich selbst zu drehen.

Bergmann: In dieser Form ist das doch Kneipengewäsch. Das Problem hat mit der globalisierten Welt zu tun. Es hat damit zu tun, dass ein gut ausgebildeter Ingenieur nicht mehr über sein Leben verfügt. Wo Unternehmen zerschlagen werden und die Finanzkrise wütet, da kann kein Vater seinen Kindern mehr garantieren, dass sie ihr eigenes Kinderzimmer behalten dürfen. Die Werte der Väter gehen verloren. Wenn man gleichzeitig sieht, wie fragil die Familien heute sind, so hat dies eine tiefe Unsicherheit der Kinder zur Folge. Diese Verfassung moderner Familien ist eine wesentliche Ursache für die Zunahme von ADS oder Selbstverletzungen von Kindern. Wenn der Vater nicht mehr das Gefühl hat, er habe alles im Griff, dann hat es sein Sohn auch nicht. Gleichzeitig müssen diese Kinder noch eine glückliche Familie repräsentieren und sich gegen Konkurrenz beweisen. Hinzu kommt vielleicht noch eine Patchwork-Situation und die Schule, die Kinder schon früh in Hauptschüler und Gymnasiasten selektiert. Man kann dieses komplizierte System nicht auflösen, indem man sagt: Unsere Kinder sind zu verwöhnt oder bekommen nicht genügend „Gegenwehr“, deshalb werden sie zu Tyrannen. Ein Kind liebt Vater und Mutter. Mit dieser Liebe kann man fast jedes Problem lösen.

SZ: Aus Liebe schenken manche Eltern ihren Kindern zum Beispiel teure Markenklamotten.

Bergmann: Wer seinen Kindern Markenklamotten kauft, obwohl es die gleichen Klamotten auch ohne Firmenzeichen woanders wesentlich günstiger gibt, der muss sich nicht wundern, wenn er von seinen Kindern nicht für voll genommen wird. Erklärt man dem Kind jedoch, warum man als Vater nicht bereit ist, so viel zu bezahlen, so mault das Kind zwar. Insgeheim aber ist es stolz, dass sein Vater eine klare Haltung einnimmt. …

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Das Jahr der Väter …

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 10. Januar 2009

(C) photocase matthias the dread

(C) photocase matthias the dread

… ist ausgerufen worden, noch nicht von den Vereinten Nationen sondern vom Lokalen Bündnis für Familien in Wiesbaden.
Das Wiesbadener Bündnis möchte einen Schwerpunkt der Arbeit im Jahr 2009 denjenigen Männern widmen, die sich eine Zeit lang aus dem Berufsleben zurückziehen wollen, um sich um ihre Familie zu kümmern. „Deshalb haben wir das Jahr der Väter ausgerufen“, sagt die kommissarische Frauenbeauftragte und qua Amt Geschäftsführerin des Bündnisses, Saskia Veit – Prang.

Am 15. Mai, dem bundesweiten Aktionstag „Mehr Zeit für Familie“, wird das Bündnis eine Veranstaltung zum Thema anbieten, für Männer, die mit der Idee des Erziehungsurlaubs „schwanger gehen“, drückt es Veit – Prang passend aus.

Sie hat auch initiiert, dass Angebote der freien Träger besser „an den Mann gebracht werden“. Denn Frauen und Männer sprechen bekanntlich nicht dieselbe Sprache, wenn der Gymnastikkurs für Eltern und Kleinkind die Mama anspricht, ist der Papa noch lange nicht erreicht. Eine Expertin in Sachen „Ansprache“ soll den freien Trägern Hinweise geben.

Ebenfalls in Planung ist eine Broschüre, in der u.a. ein Busfahrer, ein Friseur und ein Bankangestellter schildert, warum er Elternzeit nimmt und wie er damit klar kommt.

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Er leitet das berühmte kleine Familienunternehmen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 10. Dezember 2008

Familienarbeit ist eine anspruchsvolle und wichtige Tätigkeit, die gesellschaftliche Anerkennung und Unterstützung verdient. Denn ohne die vielen Frauen und Männer, die Familienarbeit leisten, teilweise sogar parallel zu einem Erwerbsberuf, wäre unsere Gesellschaft nicht lebensfähig.

Auch in diesem Jahr hat Vorwerk daher fünf Beispiele für erfolgreiches Familien-Management ausgezeichnet – stellvertretend für alle Familien- Managerinnen und Manager in Deutschland.

In diesem Jahr erhält Norbert Schiffer, Maschinenschlosser und Vater aus Kaarst die Auszeichnung.

Er übernahm die Elternzeit, als seine erste Tochter auf die Welt kam. Bei den Zwillingen, die vier Jahre später geboren wurden, teilte sich das Paar die Elternzeit und beschloss: bei drei Kindern soll es bleiben! Doch drei Jahre später überraschte ihn seine Frau mit der Nachricht: Ich bin schwanger!

Eigentlich wollte Norbert Schiffer bis zur Rente als Maschinenschlosser arbeiten – doch nun entschied er: Ich quittiere den Job und werde Vollzeit-Hausmann. Als seine Frau mit dem vierten Kind hochschwanger in der Badewanne saß, setzten plötzlich die Wehen ein. Sie erinnert sich: „In der einen Hand hatte er die Brause, um mich mit warmen Wasser zu wärmen, das Handy am Ohr eingeklemmt, um den Notarzt zu holen – und die andere Hand habe ich fast zerdrückt. In diesem Moment hat er mir bewiesen, dass auch Männer multitaskingfähig sind“

Quelle

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