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Archiv für die 'Elternzeit' Kategorie

Die Pioniere der neuen Väterzeit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 13. Dezember 2006

Thomas Gesterkamp berichtet im Kölner Stadtanzeiger über Ergebnisse des von der Europäischen Union geförderten Projekts ‚FOCUS‚ (Fostering Caring Masculinities).

In dem Projekt werden die Möglichkeiten von Männern, Erziehungs- und Fürsorgearbeit in ihrer Familie zu übernehmen untersucht. Im Mittelpunkt stehen dabei vor allem die Spielräume männlicher Beschäftigter am Arbeitsplatz. In Spanien, Deutschland, Slowenien, Norwegen und Island wurden je zwei Unternehmen, ein privatwirtschaftliches und ein öffentliches, auf ihre „Väterfreundlichkeit“ hin getestet.

„Väterförderung ist in den meisten Betrieben immer noch ein blinder Fleck“, stellt Marc Gärtner fest. Der Politikwissenschaftler vom Berliner Forschungsinstitut Dissens war für den deutschen Part am FOCUS-Projekt verantwortlich. Im Vergleich zu Skandinavien dominiere hierzulande eine konservative Aufteilung der Geschlechterrollen – mit der Folge, dass bisher nur wenige Väter Teilzeit arbeiten oder eine Babypause nutzen. 

Den FOCUS-Ergebnissen zufolge nehmen auf Island Väter im Schnitt 90 Tage und Mütter 180 Tage eine bezahlte Auszeit. Die isländischen Mütter stillen ihre Säuglinge ein halbes Jahr und bleiben in dieser Zeit zu Hause. Danach aber gehen neun von zehn Vätern für ein Vierteljahr in Elternzeit.

Nach den Befragungen der Wissenschaftler befürworten 73,7 Prozent der isländischen Arbeitgeber den befristeten Ausstieg der Männer. Vor allem diese Zahl macht die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und den nordischen Ländern deutlich: Gesetzliche „Papamonate“ werden dort nicht als „Wickelvolontariat“ diffamiert oder als „staatliche Bevormundung“ abgelehnt. Vielmehr herrscht ein breiter gesellschaftlicher Konsens darüber, dass auch Männer Erziehungsaufgaben übernehmen.

Deutsche Unternehmen gehen bislang nicht davon aus, dass ihre männlichen Mitarbeiter künftig in Scharen an den Wickeltisch abwandern könnten. Ein wichtiger Grund dafür dürfte die nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit sein, die gerade junge Väter verunsichert: Wer Angst hat vor einer Kündigung, der traut sich häufig nicht, ‚Vätermonate‘ zu beantragen.

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Karriere entscheidet sich nicht in zwei Monaten

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 1. Dezember 2006

In einem Interview, das in der Dezember Ausgabe des Newsletters des Netzwerks ‚Erfolgsfaktor Familie‘ abgedruckt ist, setzt sich Volker Baisch, Geschäftsführer von Vaeter e.V. in Hamburg mit dem Thema ‚Vereinbarkeit aus der Sicht von Vätern‘ auseinander:

„Herr Baisch, warum geben sich immer weniger Väter mit der reinen Ernährerrolle in ihrer Familie zufrieden?

Da hat sich grundsätzlich etwas gewandelt. Die meisten wollen es anders machen als ihre eigenen Väter. die oft in wichtigen Momenten nicht da waren. Außerdem ist es in vielen Partnerschaften so. dass Männer ihre Frauen beim schnellen Wiedereinstieg in den Job unterstützen. Für viele Männer ist der Beruf auch nicht mehr das absolut entscheidend Wichtigste. Es geht ihnen vielmehr darum. die Lebensqualität zu verbessern- und zwar mit Kind und Partnerin.

Hat das Elterngeld diesen Trend beschleunigt?

]a. das ist deutlich spürbar. Laut einer Infra­test-Studie würde die Hälfte aller Män­ner gerne Elternzeit in Anspruch neh­men. Früher war die Vereinbarkeit von Beruf und Familie immer eher ein Frau­enthema. …

Sind auch Führungskräfte interessiert?

Immer mehr Führungskräfte wissen. dass ihre Karriere nicht in zwei Mona­ten. sondern über viele Jahre entschie­den wird. Natürlich stellt sich die Fra­ge. inwiefern die Auszeit ein Karriere­hindernis ist. Aber mit der Einführung des Elterngeldes kann sich da jetzt für Männer und für Frauen einiges ändern. Wenn sowohl die Arbeitgeber mitziehen als auch die Kinderbetreu­ung für unter Dreijährige verbessert wird. ist das für alle eine Riesenchance.

Auch für die Arbeitgeber?

Auf jeden Fall. Es ist belegt. dass Teil­zeitkräfte viel effektiver und struktu­rierter arbeiten. Hinzu kommen die vielen anderen Fähigkeiten von Eltern. Die Arbeitgeber halten hoch qualifi­zierte Kräfte und bauen durch die bes­sere Vereinbarkeit von Beruf und Fami­lie auch langfristig einen absolut loya­len Mitarbeiterstamm auf. Das ist angesichts des Fachkräftemangels für Unternehmen überaus wichtig.

Wie sollten Unternehmen nun darauf reagieren?

Sie sollten auf jeden Fall zum Thema Stellung nehmen. Am besten natürlich. indem sie die Väter zu den Elternmona­ten motivieren. Wichtig ist, dass die Geschäftsführung dahinter steht – sonst wird relativ wenig passieren.

Wie können Arbeitgeber Vater, aber auch deren Kolleginnen und Kollegen unterstützen?

Sie sollten das Thema offen anspre­chen. Dann ist es wichtig. durch Befra­gungen den genauen Bedarf herauszu­finden. Denn so können die Elternmo­nate am besten frühzeitig im Team organisiert werden. Arbeitgeber unterschätzen oft die Bereitschaft der Kollegen, werdende Väter zu unterstützen.“

Unterstützung bei diesem Vorhaben erhalten Unternehmen durch das Projekt ‚Väter & Karriere’  .

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‚Bei meinem Mann ginge das gar nicht‘ – Neues vom ‚Rabenvater‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 14. November 2006

In der vergangenen Woche habe ich über den neuen Elternblog berichtet. Inzwischen hat sich der ‚Rabenvater‘ gemeldet und stellt Gedanken in den Raum, die  zum Nachdenken anregen:

… „Verdienen Sie denn nicht genug, dass Ihre Frau arbeiten muss? Hausarbeit und Kind, das ist doch nichts für einen Mann.“ Gleichzeitig fallen mir Bemerkungen meines Vaters ein, wie: „Hast Du schon wieder frei?“. Oder der Kollege, als ich vor einem Jahr meine Teilzeitstelle antrat: Er habe gehört, da werde einer anfangen, der kürzer treten wolle.

Das neue Vaterbild, das so viel gepredigt wird, ist meiner Meinung nach kaum in den Köpfen der Deutschen angekommen. Als Vater hat man(n) in Deutschland Karriere zu machen und das Geld nach Hause zu bringen. So denken auch viele Mütter, denen ich auf dem Spielplatz oder in Krabbelgruppen begegne. Ihre Fragen sind ähnlich subtil wie die der Nachbarin: „Verdient Deine Frau überhaupt genug?“, „Geht das in Deinem Beruf?“ oder „Hat Deine Frau denn genug von Eurem Sohn?“. Und im weiteren Gespräch höre ich dann oft den Satz: „Bei meinem Mann ginge das gar nicht.“

Die bewährten Rollenbilder sind natürlich nicht nur um mich sondern auch in mir: Darf ich als Vater meine Karriere und damit die finanzielle Zukunft unserer Familie gefährden?‘

Sind wir wirklich noch nicht so weit? Alleine von Beruf wegen bin ich ja bislang ein Optimist, auch wenn ich kein Prediger bin.

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Elterngeld online berechnen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 29. Oktober 2006

Die Höhe des Elterngeldes nach der Neuregelung am 1. Januar 2007 lässt sich durch einige ‚Schachzüge‘ z.B. mit den Steuerklassen und der Eintragung von Freibeträgen beeinflussen. Die Stiftung Warentest gibt dazu auf ihrer Internetseite einige Hinweise.

‚Durch die Wahl der Steuerklasse in den zwölf Monaten vor der Geburt Ihres Kindes können Sie die Höhe des Elterngeldes beeinflussen. Das meiste Elterngeld sichern Sie sich, wenn der Elternteil, der den größeren Teil des Elterngeldes bekommen wird, im Jahr vor der Geburt Steuerklasse 3 hat.‘

Auch zur Nutzung der ‚Partnermonate‘ gibt Warentest nützliche Hinweise: ‚Voraussetzung für eine Verlängerung des Elterngelds von zwölf auf 14 Monate ist eine Verringerung des Erwerbseinkommens für mindestens zwei Monate. Der Elternteil, der erwerbstätig ist, muss also innerhalb der 14 Monate nach der Geburt mindestens zwei Monate Elternzeit nehmen. Wenn Sie Elternzeit beanspruchen wollen, müssen Sie dies beim Arbeitgeber spätestens sieben Wochen vor Beginn beantragen. Nur wenn dringende Gründe vorliegen, ist eine Verkürzung der Frist möglich.‘

Inzwischen gibt es auch die Möglichkeit, das neue Elterngeld vorab zu berechnen, hier finden Sie einen ‚Elterngeldrechner‘.

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Dänische Väter schlapper als andere Skandinavier?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 25. Oktober 2006

Der Nordschleswiger, die deutsche Zeitung in Dänemark, setzt sich heute in einem Leitartikel kritisch mit dem Verhalten der dänischen Väter auseinander und lobt unter anderem die deutsche Regelung zu den Vätermonaten:

‚Dänemarks Väter ziehen es vor, den Nachwuchs am Abend in die Arme zu schließen und tagsüber Geld zu verdienen. In den nordischen Ländern, mit denen sich Dänemark zu vergleichen pflegt, sieht dies anders aus. Dort bleiben viel mehr Väter länger bei ihren Neugeborenen als im hiesigen Königreich. Das ist aber nicht allein Schuld der Väter, sondern in hohem Maße auch der Politik und der Wirtschaft, hat Bente Marianne Olsen, die sich wissenschaftlich mit dem Thema beschäftigt, herausgefunden.

In den nordischen Nachbarländern gibt es klare Quoten, die da sagen: Wenn Elternurlaub, dann müssen Vater und Mutter daran beteiligt sein. Sogar in Deutschland wurde schlussendlich eine Regelung erreicht, nach der ein gewisser Zeitraum nur gegeben wird, wenn die Väter sich um ihre Kinder kümmern. In Island gibt es das Recht auf neun Monate Elternurlaub: drei für die Mutter, drei für den Vater und die letzten drei Monate können die Eltern unter sich aufteilen.

In Dänemark gibt es derartige Regeln nicht. Hier haben die Mütter 14 Wochen lang nach der Geburt Recht auf Tagegeld, das in den meisten Tarifverträgen auf den vollen Lohn ergänzt wird. Die Väter haben das Recht auf nur zwei Wochen. Danach stehen dann 32 Wochen Elternzeit zur Verfügung, währenddessen Tagegeld gezahlt wird. Aber nur gut sechs Prozent dieser Elternzeit wird von den Vätern genommen, zeigen die jüngsten statistischen Zahlen. Das heißt, dass im fortschrittlichen Dänemark immer noch die alte Rollenteilung greift: Mutter hütet – zeitweise – Heim, Herd und Kinder und Vater zieht hinaus in die feindliche Welt.

Es existiert kein Klima, in dem Männer ganz selbstverständlich in den Väterurlaub gehen. Die Zeiten, in denen ein Mann, der sich um sein Neugeborenes, und waren es auch nur die zwei Wochen, kümmern wollte, sich gegen alle Widerstände durchsetzen, Mobbing aushalten musste und dennoch wie ein gefährlicher Exot betrachtet wurde, sind zwar vorbei. Begeisterung kommt aber auch heute noch nur bei den wenigsten Firmenchefs auf, während bei Ikea in Schweden nur der Mann richtig Karriere machen kann, der sich im Fall der Fälle auch als Vater zu Hause bewährt hat.

Allerdings arbeiten auch viele Frauen im öffentlichen Sektor oder in Firmen, die daran gewöhnt sind, dass ihre weiblichen Mitarbeiter für eine Elternzeit mittelfristig pausieren.
Es dabei zu belassen, ist allerdings der verkehrte Weg. Es müssen sich eben mehr Firmen daran gewöhnen, dass auch Männer dies tun. Der sogenannte Fertilitätsquotient, der zeigt, wie sich die Dänen vermehren, liegt bei 1,7 und damit an der Spitze in Europa, nur noch übertroffen von Irland mit einem Quotient von zwei. Aber es könnte ja auch in Dänemark noch besser kommen, wenn die Männer noch mehr mitmachen. Abgesehen davon, dass Kinder Mutter und Vater haben und enorm davon profitieren, wenn sie beide gut kennenlernen und der eine nicht nur der Abendgast ist.
In den ersten Lebensjahren sind Kinder ohnehin viel zu häufig nur mit Frauen zusammen, weil es meist Erzieherinnen und Grundschullehrerinnen sind, von den Tagesmüttern ganz zu schweigen.‘

Die Schlussfolgerung der Redaktion: ‚Wenn es nicht von selbst geht, dann müssen die Männer vielleicht zu ihrem Glück gezwungen werden.‘

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Von neuen Vätern und alten Vorurteilen …

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 28. September 2006

… ist in dem Dossier ‚Männersache? Väter zwischen Kind und Karriere‘ in der aktuellen Ausgabe von Brigitte zu lesen.

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Brigitte hat ja bereits im Jahr 1975 die erste ‚Männerstudie‘ von Helge Pross mitfinanziert und ist seitdem sehr engagiert, den Männern den Spiegel vorzuhalten, wie es in dem Vorwort der ersten Studie heißt.
Überrascht war der Autor des Dossiers, Marian Blasberg aber dennoch davon, dass in den meisten Familien vor der Geburt der Kinder nicht über die Rollenverteilung gesprochen wird.

Interessant sind neben den Portraits der Väter auch die Ergebnisse der bei IPSOS in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage bei 1000 Männern:

Fast dreiviertel können sich gut vorstellen, als Vater und Hausmann ein Jahr lang zu Hause zu bleiben. Allerdings glauben 64 Prozent, dass ein Mann, der Elternzeit nimmt, mit beruflichen Nachteilen rechnen muss. Auf der anderen Seite ist jeder Dritte (37%) der Ansicht, dass ein Mann, der nicht bereit ist, für seine Kinder beruflich zurückzustecken, ein schlechter Vater ist.

Mit der neuen Elterngeld-Regelung, die im kommenden Jahr in Kraft tritt, könnten sich 68 Prozent der Männer der Umfrage zufolge gut vorstellen, Elternzeit zu nehmen. Knapp ein Drittel sagt aber auch, dass sie sich gern um die Kinder kümmern würden – auf die Hausarbeit aber keine Lust hätten. Nur 21% der Männer sehnen sich nicht besonders nach Heim und Herd: sie würden auch dann keine Elternzeit nehmen, wenn die Frau mehr verdient und somit der Lebensunterhalt gesichert wäre.

Gegenüber den bislang diskutierten Zahlen, die Bundesregierung geht von 27% Vätern aus, die von der neuen Regelung Gebrauch machen werden, Allensbach hatte im letzten Jahr 48% Bereitschaft erfragt, ist die Zahl der Männer, die sich eine partnerschaftliche Aufgabenteilung vorstellen können also weiter gestiegen.

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Anruf von der Redaktion

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 17. September 2006

Eigentlich hatte ich mir ja geschworen hier nichts mehr über Frau Herrmann zu schreiben. Aber am vergangenen Mittwoch erhielt ich den Anruf der Redaktion eines angesehenen TV Nachrichtenmagazins. Man wolle den Medienhype, den ihre Äußerungen im Moment verursachen zum Anlass nehmen, sich noch einmal ernsthaft mit dem Thema Geschlechterrollen auseinanderzusetzen.
Frank Plaßberg
hatte zu diesem Zeitpunkt sein ‚Evaloo‘ noch nicht erlebt. Nach Ansicht einiger Bekannter und Freunde ist es allein dem Auftritt von Armin Laschet zu verdanken, dass etliche Fernseher und Fensterscheiben nicht zu Bruch gegangen sind.
‚Ich wäre doch mit dem Thema befasst, ob ich nicht Väter oder Unternehmen kenne, die bereit wären zu einem kurzen Dreh, ca. 30 Minuten. So gegen 15:00 Uhr sei die Wochenkonferenz, da würden die Themen für die nächste Woche festgeklopft. 4 Stunden, das seien in der Medienbranche fast eine halbe Ewigkeit. Ob ich denn auch zu einem kurzen Interview …‘
Nach einem kurzen Fachgeplenkel sagte ich zu, mich bei den mir bekannten väterfreundlichen Unternehmen umzuhören, ob sie kurzfristig bereit seien, sich an dem Vorhaben zu beteiligen.

Nach anderthalb Stunden, der Prokurist des einen Unternehmens, auch ein junger Vater, musste erst im Urlaub angerufen werden, konnte ich dem Redakteur zwei Unternehmen nennen, die bereit waren, ihre Ansichten zum Thema ‚aktive Väter, ein Gewinn für Unternehmen!‘ öfffentlich darzustellen.
Dem Readkteur reichte das noch nicht, ob ich denn nicht auch noch einen Vater, der im Moment Verantwortung für Familie und Haushalt …

Also nochmal ans Telefon und nach eiteren 30 Minuten konnte ich wieder ‚Vollzug melden‘. Ich würde dann auch informiert wie es weiter geht.

Funkstille!

Am Freitag treffe ich den kaufmänniscchen Leiter des anderen Unternehmens bei einer IHK Veranstaltung in Köln, nein, man habe (noch) nichts von der Redaktion gehört. Ein Anruf bei dem aktiven Vater ergab die Auskunft, dass er nach Ansicht des Redakteurs wohl nicht so ganz ins Profil (welches Profil?) gepasst habe.

Fuck! Jetzt muss ich meinem Ärger doch mal Raum verschaffen. Ob es richtig war, das Thema als Antithese zu Frau H. aufzustellen, da hatte ich von Anfang an Bauchschmerzen. Mir war es daher auch wichtig, dass engagierte Unternehmen und glaubwürdige Vorgesetzte etwas zu dem Thema sagen, denn wie lautete zum Beispiel das Resümme der 2. Tagung des ‚Aktionsforums Männer und Leben‘ ‚Kinder machen Väter‘ im Januar beim Hessischen Rundfunk: ‚Engagierte Väter scheitern an ihrem Chef‘.
Für den Redakteur (und viele andere JournalistInnen) sah das Profil des gesuchten Vaters wohl so aus: Angesichts der Lektüre des oben erwähnten Buchs und dem Konsum der fünften Sendung mit bzw. über Frau H. entschließt sich Vater spontan und im Vorgriff auf die kommende Elterngeldregelung, die Geschlechterrollen zu tauschen, den Kinderwagen zu schieben und den Apfelkuchen zu backen.

Mit derartig individualisierten Sichtweisen auf das Thema dauert es noch länger bis sich was verändert.

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von der Leyen’s Vision einer idealen Familie

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 15. September 2006

Gestern war Ursula von der Leyen in Sachen kinderfreundliche Arbeitswelt in Nordrhein Westfalen unterwegs. Die Stationen waren Duisburg Marxloh, Kaiserswerth und Essen.

In der Kaiserswerther Diakonie nahm sie die Wirtschaft in die Pflicht ‚Firmen müssen umdenken: Sie beschäftigen nicht Frauen und Männer, sondern Mütter und Väter.‘ Marianne Diercks, Leiterin der Abteilung ‚Bildung und Erziehung‘ der Diakonie und Autorin der Studie ‚Karriere! – Kinder, Küche?‘ nannte den Vortrag befruchtend und ist der Überzeugung, dass die Diakonie als Arbeitgeberin mit immerhin 2000 Beschäftigten aus den Denkanstößen der Ministerin Konsequenzen ziehen wird.

Am späten Nachmittag hatte von der Leyen bei der Auftaktveranstaltung ‚Beruf + Familie = Zukunft‘ der IHK Ruhr im Congress Centrum Essen ihren dritten Auftritt. Die Veranstaltung war von den Auszubildenden der IHK in Essen und der Geno Volksbank vorbereitet und durchgeführt worden. Für die abschließende Talkrunde mit der Ministerin hatten sie dann auch einige Fragen formuliert. Die erste zielte auf die Vision der Ministerin von einer idealen Familie. Für Frau von der Leyen gehört dazu auf jeden Fall, dass ’sich Mutter und Vater gleichermaßen die Erziehungs- und Erwerbsaufgaben aufteilen, Kinder brauchen starke Mütter und starke Väter‘.

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Elterngeld – Entwurf mit Macken

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 13. September 2006

Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hat den Gesetzentwurf zum Elterngeld unter die Lupe genommen. Ein Ergebnis: Die Anreize für eine partnerschaftliche Aufteilung von Erziehungs- und Erwerbsarbeit kommen zu kurz.

Das geplante Elterngeld ist grundsätzlich ein richtiges und wichtiges Instrument. Doch bei genauerer Analyse entpuppt sich der vorliegende Gesetzentwurf als ein Kompromiss, der keiner klaren geschlechterpolitischen Linie folgt. Ein familienpolitischer Paradigmenwechsel – hin zur vorrangigen Förderung der Erwerbstätigkeit beider Elternteile – habe nicht stattgefunden.

Zwar erlaubt die Elternzeitregelung seit 2001 die gleichzeitige Arbeitszeitreduzierung beider Eltern. Das geplante Elterngeldgesetz setzt jedoch klare finanzielle Anreize gegen gleichzeitige Teilzeit: Arbeiten beide Eltern mit verringerter Stundenzahl, bekommen sie statt 14 Monate maximal 7 Monate lang Elterngeld. Die Folge: Haben beide Elternteile ihre Arbeitszeit um 50 Prozent reduziert, erhalten sie nur die Hälfte der Summe, die ein Paar bekommt, das nacheinander für jeweils mindestens zwei Monate in Vollzeit Elternzeit nimmt.

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Der Bund spare auf Kosten der Paare, die eine egalitäre Arbeitsteilung anstreben, so WSI-Wissenschaftlerin Silke Bothfeld. Damit falle die vorgeschlagene Regelung hinter die Errungenschaften des Elternzeitgesetzes zurück und fördere erneut die traditionelle geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in den ersten Lebensmonaten des Kindes.

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Migros führt bezahlten Vaterschaftsurlaub ein

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 12. September 2006

Nach Swiss Re und Swisscom führt das Einzelhandelsunternehmen Migros als drittes Schweizer Unternehmen einen bezahlten Vaterschaftsurlaub ein.

‚Frisch gebackene Väter, die bei der Migros arbeiten, können sich künftig mehr Zeit für die Familie nehmen. Der Detailhandelskonzern führt ab dem 1. Januar 2007 für 25000 Mitarbeiter einen bezahlten Vaterschaftsurlaub von zwei Wochen ein. … Zusätzlich haben die Mitarbeiter Anrecht auf bis zu zwei Wochen unbezahlten Urlaub.‘

Während hierzulande die Unternehmen noch nach ihrer Position zu den geplanten Vätermonaten suchen, schaffen engagierte Unternehmen in der Schweiz, wo es keine gesetzliche Regelung zu dem Thema gibt, auf eigene Rechnung Fakten.

Ein Bericht im MIGROS Magazin gibt Aufschluss über die Motive: ‚Wer zugleich private und berufliche Ziele erreicht, hat eine gute Work-Life-Balance – ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Leben. Die Universität Zürich hat eine Studie zu diesem Thema durchgeführt. Mehr als tausend Studentinnen und Studenten wurden zum Image von 35 Unternehmen befragt – die Migros kam bei der Frage nach der Work-Life-Balance auf den ersten Platz.‘ Im Hinblick auf den sich im Zuge des demografischen Wandels abzeichnenden ‚War for Talents‘ hat Migros also eine gute Ausgangssituation.

Im JobBlog von Marcel Widmer gibt es übrigens eine kleine Diskussion zu dem Thema.

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