Erstellt von Hans-Georg Nelles am 10. Dezember 2015
Eine aktuelle Studie der beiden Familienforscherinnen Pia Schober vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und Gundula Zoch von der Bamberg Graduate School of Social Sciences liefert auf der Grundlage der Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) der Jahre 1992 bis 2012 neue Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Länge der Elternzeit und späterer Aufteilung der Familienarbeit zwischen den Partnern und zeigt mögliche Ursachen auf. „Wenn man – wie von vielen Eltern gewünscht – eine gleichmäßige Aufteilung von Hausarbeit und Kinderbetreuung erreichen will, sind Maßnahmen wie die Einführung des Elterngeldes durchaus bedeutsam“, lautet das Fazit von Pia Schober.
Die Ergebnisse von Schober und Zoch zeigen, dass Mütter, die ein Jahr länger Elternzeit genommen hatten, im vierten Jahr nach der Geburt ihres ersten Kindes ihre Hausarbeitszeit um eine Viertelstunde pro Tag und ihren Anteil an der Hausarbeit um vier Prozentpunkte erhöhten. Ihr Anteil an der Kinderbetreuung lag um circa sechs Prozentpunkte höher als bei Müttern mit kürzerer Elternzeit. Dies entspricht mehr als einer Stunde pro Tag zusätzlich an Hausarbeitszeit. Gleichzeitig trugen ihre Partner weniger zu Hausarbeit und Kinderbetreuung bei. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes waren die Mütter mit einer längeren Elternzeit zwei Prozentpunkte mehr mit Hausarbeit und circa drei Prozentpunkte mehr mit Kinderbetreuung beschäftigt.
Väter, die ihre Erwerbstätigkeit nach der Geburt ihres ersten Kindes unterbrochen hatten, beteiligten sich unabhängig von der Länge der Elternzeit später grundsätzlich stärker an der Familienarbeit als andere Väter. Wenn sie nicht gleichzeitig mit ihrer Partnerin in Elternzeit gewesen waren, verbrachten sie vier Jahre nach der Geburt ihres ersten Kindes täglich etwa eineinhalb Stunden mehr Zeit mit der Betreuung als jene Väter, die zusammen mit ihrer Partnerin in Elternzeit waren. Mögliche Verzerrung der Ergebnisse durch Selektion unterschiedlicher Elternzeitlänge von Müttern und Vätern abhängig von unbeobachteten Präferenzen wurden zum Teil berücksichtigt, indem die Beteiligung an Hausarbeit und Kinderbetreuung vor der Geburt in die Schätzungen miteinbezogen wurden.
Zusammenhänge sind durch klassische familienökonomische Theorie nicht zu erklären
Nach der klassischen ökonomischen Theorie senkt eine längere Elternzeit die späteren Verdienstmöglichkeiten; dies wiederum schwächt die Verhandlungsmacht des betreffenden Elternteils, wenn es um die Aufteilung der häuslichen Arbeit geht. Entgegen dieser Theorie scheinen solche Argumente für den Zusammenhang der Elternzeiten von Müttern und Vätern mit ihrer mittelfristigen Aufteilung der Familienarbeit von untergeordneter Bedeutung zu sein. Die Ergebnisse der beiden Forscherinnen deuten vielmehr darauf hin, dass Mütter im Zuge einer längeren Elternzeit eher ihre Präferenzen und ihre Identität anpassen. Väter wiederum können sich durch die Elternzeit familienrelevante Fähigkeiten aneignen und engere Bindungen zu ihren Kindern aufbauen.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 8. Dezember 2015
Der Vorstand von männer.ch hat bei seiner Sitzung vom 8. Dezember 2015 einstimmig beschlossen, gemeinsam mit TravailSuisse und als Teil einer breiten Allianz eine Volksinitiative für einen gesetzlich verankerten Vaterschaftsurlaub von 20 Tagen vorzubereiten. Er beantragt der Mitgliederversammlung vom 23. Januar 2016 einen entsprechenden Beschluss.
Heute ist ein werdender Vater auf den Goodwill seines Arbeitgebers angewiesen, wenn er schon nur bei der Geburt seines Kindes dabei sein will. Das entspricht weder dem Selbstverständnis junger Eltern noch den Anforderungen an eine zeitgemäße Familien- und Gleichstellungspolitik. Die Schweiz ist denn auch neben Albanien und Irland das einzige Land Europas, das keinerlei Anspruch auf Väterzeit kennt.
Wie Forschung und internationale Erfahrungen zeigen, ist ein gesetzlich verankerter Paternity Leave die entscheidende Maßnahme, um den Einbezug der Väter in die Kinderbetreuung zu stärken und die faire Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen den Geschlechtern gemäß Verfassungsauftrag (Art. 8 Abs. 3 BV) zu fördern. So hält auch der erste Report of the World’s Fathers fest: Klug gestaltete Elternzeit-Modelle in Kombination mit zahlbarer familienexterner Kinderbetreuung haben die stärkste Hebelwirkung, um die Verantwortung für die Kinderbetreuung egalitär zu gestalten.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 17. November 2015
Nach wie vor dominiert in Deutschland das modifizierte Ernährermodell die Arbeitsteilung in Familien: Väter arbeiten in Vollzeit; Frauen übernehmen den Großteil der Sorgearbeit und sind als Zuverdienerinnen in (kleiner) Teilzeit tätig. Allerdings streben immer mehr Paare eine partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit an.
Ein wichtiger Schlüssel zu einer geschlechtergerechteren Arbeitsteilung in Familien ist die Einbindung von Vätern in die Sorgearbeit. Und mittlerweile treibt auch viele Väter der Wunsch um, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Mit der Einführung der Partnermonate des Elterngeldes und dem neuen ElterngeldPlus wurden wichtige Impulse für eine partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit gesetzt. Doch was kommt nach der Elternzeit? Was bewegt Väter dazu sich auch im Anschluss an die Elternzeit einzubringen und dafür beruflich kürzer zu treten? Welche Väter verkürzen tatsächlich ihre Arbeitszeit?
Auf Grundlage von Daten, die im Rahmen der von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten SowiTra-Elterngeld-Studie (2012-2014) erhoben wurden, gehen die AutorInnen Svenja Pfahl und Dietmar Hobler in der Studie „Einflussfaktoren auf die Arbeitszeitdauer von Vätern nach den Elterngeldmonaten“ diesen Fragen im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung nach. Dabei untersuchen Sie, welche Bedingungen eine Arbeitszeitreduktion der Väter nach der Elterngeldzeit begünstigen. Aufbauend auf den interessanten Ergebnissen Ihrer Untersuchung, formulieren die AutorIinnen Impulse für eine partnerschaftlich ausgerichtete Politik.
Die Studie‚Vater, Elterngeld.. und dann Teilzeit? – Einflussfaktoren auf die Arbeitszeitdauer von Vätern nach den Elterngeldmonaten‘ wird am Donnerstag, den 3.12.2015, von 10.30 bis 12.15 Uhr, in der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin vorgestellt. Bitte schicken Sie Ihre Anmeldung bis zum 30. November an doreen.mitzlaff@fes.de
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 26. Oktober 2015
Ein Drittel der Väter nimmt eine Auszeit vom Beruf, um voll für die Familie da zu sein. Viele würden gerne mehr Zeit mit der Familie verbringen, aber die Arbeit würde das nicht zulassen, so die gängige Begründung. Müssten im Sinne der Gleichberechtigung mehr Männer in Elternzeit gehen? Ist die Angst vor Nachteilen beim Beruf berechtigt?
Das war das Tagesthema im rbb Kulturradio am Mittag u.a. mit Mareike Bünning und Eberhard Schäfer, dem Leiter des Papaladens in Berlin. Der Beitrag ist bis 2. November in der Mediathek verfügbar.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 21. Oktober 2015
Familienbewusste Angebote und speziell Elternzeit wirken sich positiv sowohl auf die berufliche Leistung als auch auf Familie und Partnerschaft aus. Das ist ein zentrales Ergebnis der Commerzbank-Väter-Studie, die heute in Berlin vorgestellt wurde. 81 Prozent der befragten Väter geben an, dass sich die familienbewussten Maßnahmen der Bank positiv auf ihre berufliche Leistungsfähigkeit auswirken. 86 Prozent der Väter geben an, dass die Elternzeit gleichzeitig ihrer Partnerschaft gut getan hat.
Die Studie wurde von der Väter gGmbH und der Frankfurter Agentur für Innovation und Forschung im Auftrag der Commerzbank erstellt. Sie untersucht die Motivation von Vätern, sich neben dem Beruf für die Familie zu engagieren und wie sie beide Lebensbereiche vereinbaren. Sie gibt zudem Aufschluss darüber, wie die Angebote der Bank derzeit angenommen werden und wie passgenauere Unterstützung für Väter in der Commerzbank aussehen kann. Befragt wurden 754 Mitarbeiter der Commerzbank in Deutschland, die in den letzten fünf Jahren in Elternzeit waren.
„Eltern möchten heute Familie und Beruf partnerschaftlich teilen: Väter wollen sich stärker in der Familie einbringen und mehr Zeit für ihre Kinder haben, Mütter ihre beruflichen Qualifikationen in einer verantwortungsvollen Tätigkeit nutzen“, betonte Petra Mackroth, Abteilungsleiterin im Bundesfamilienministerium. „Mit dem Elterngeld und dem Elterngeld Plus unterstützen wir diese Wünsche. Aber auch familienfreundliche Unternehmen sind gefragt. Denn eine partnerschaftliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann nur gelingen, wenn Mütter und Väter gleichermaßen gute Angebote vorfinden. Die Väterstudie der Commerzbank zeigt: Eine väterfreundliche Personalpolitik ist dabei ein zentraler Baustein.“
Berufliche und familiäre Rolle sind gleich wichtig
Die in der Studie befragten Väter möchten sich zunehmend für Beruf und Familie engagieren. 93 Prozent halten die berufliche und die familiäre Rolle für gleich wichtig. 97 Prozent wollen möglichst viel Zeit mit ihrem Kind verbringen, 84 Prozent wollen die Beziehung zum Kind stärken. Rund die Hälfte (53 Prozent) möchte mit der Elternzeit aber auch den beruflichen Wiedereinstieg oder den nächsten Karriereschritt der Partnerin unterstützen.
Viele Väter hätten gerne längere Elternzeit genommen
Knapp 70 Prozent der befragten Väter nehmen zwei Monate Elternzeit. Doch gleichzeitig geben ebenso viele an, dass sie gerne eine längere Elternzeit genommen hätten. Als Grund für ihre Zurückhaltung nennen die Befragten Weiterlesen »
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 3. Oktober 2015
Die Grünen im Bundestag wollen die Bezugsdauer des Elterngelds um zehn Monate auf insgesamt 24 Monate verlängern. Jedes Elternteil soll Anspruch auf acht Monate Elterngeld haben, weitere acht Monate sollen frei aufteilbar sein. Das Elterngeld soll aber auch genutzt werden können, um Einkommensverluste auszugleichen, wenn ein Elternteil nach dem ersten Lebensjahr des Kindes in Teilzeit mit mindestens 20 Wochenstunden arbeitet. Das sieht ein Konzept der zuständigen Fachpolitikerinnen der Bundestagsfraktion vor. „Wir wollen es Müttern und Vätern leichter machen, Kind und Beruf zu vereinbaren“, sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Katja Dörner. Es müsse möglich sein, nicht nur nach der Geburt für das Baby eine Auszeit zu nehmen. „Viele Eltern wünschen sich, auch später vorübergehend im Job kürzertreten zu können, etwa wenn die Tochter oder der Sohn in die Schule kommt.“
In einem elfseitigen Bericht haben die Abgeordneten rund um die Familienexpertin Dörner und die Wirtschaftspolitikerin Kerstin Andreae Instrumente zusammengetragen, mit denen Berufstätige mehr Zeit verschafft werden soll. „Für viele Menschen ist dauernde Zeitknappheit ein großes Problem. Sie haben das Gefühl, sich dauernd in einem Hamsterrad zu bewegen. Wir wollen das Hamsterrad verlangsamen und für bestimmte Lebensphasen die Möglichkeit bieten, es ganz anzuhalten“, sagt Dörner.
Ihre Fraktionskollegin Andreae argumentiert, es lohne sich auch für Arbeitgeber, auf Familienfreundlichkeit und Zeitsouveränität zu setzen. „Unternehmen, die das berücksichtigen, haben nicht nur einen Vorteil bei der Auswahl ihres Personals, sie bekommen auch gesündere und produktivere Arbeitskräfte“, sagt Andreae. „Unsere Arbeitswelt muss insgesamt flexibler werden“, fordert sie.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 24. September 2015
Im Landkreis Main-Spessart lag die Väterbeteiligung beim Elterngeld für Nachwuchs, der im Jahr 2013 geboren wurde, bei 53,9 %. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, löste der Landkreis damit die thüringische Stadt Jena von der Spitzenposition ab. Hier war die Väterbeteiligung mit 53,7 % am zweithöchsten. Die geringste Beteiligung von Vätern gab es in der nordrhein-westfälischen Stadt Gelsenkirchen (12,8 %) sowie in Bremerhaven (13,6 %). Die Väterbeteiligung lag im Bundesdurchschnitt bei 32 %, die Mütterbeteiligung bei 96 %.
In 302 der bundesweit insgesamt 402 kreisfreien Städte und Landkreise betrug die Väterbeteiligung mindestens 25 %. Dabei zeigte sich eine klare regionale Konzentration im Süden und Südosten Deutschlands, und zwar in Bayern, Sachsen und Thüringen. Aber auch in fast allen Kreisen Brandenburgs nahm mehr als jeder vierte Vater Elterngeld in Anspruch.
Die Höhe des Elterngeldes ist entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen abhängig vom bisherigen Einkommen der Elterngeldbeziehenden. Hier gab es – auch innerhalb der Bundesländer – deutliche regionale Unterschiede. So lag der durchschnittliche monatliche Elterngeldanspruch von Vätern, die vor der Geburt des Kindes erwerbstätig waren, in 253 von insgesamt 402 Kreisen (63 %) bei mindestens 1 200 Euro. Diese Kreise befanden sich schwerpunktmäßig im früheren Bundesgebiet. Einen durchschnittlichen monatlichen Elterngeldanspruch von weniger als 1 000 Euro hatten Väter in 29 kreisfreien Städten und Landkreisen, die fast alle zu den ostdeutschen Bundesländern gehörten.
Der Elterngeldanspruch von Vätern, die vor der Geburt erwerbstätig waren, lag mit bundesweit durchschnittlich 1 243 Euro – wie auch schon in den Vorjahren – deutlich höher als von Müttern, die vor der Geburt des Kindes erwerbstätig waren (897 Euro). Anders als bei den Vätern betrug der vergleichbare durchschnittliche monatliche Elterngeldanspruch von Müttern nur in 23 Kreisen mindestens 1 000 Euro. Die unterschiedlich hohen Elterngeldansprüche von Müttern und Vätern waren unter anderem darin begründet, dass Väter häufiger als Mütter vor der Geburt ihres Kindes erwerbstätig waren und in der Regel ein höheres anrechenbares Einkommen erzielten.
Die Ergebnisse bietet die Publikation Elterngeldstatistik für im Jahr 2013 geborene Kinder zu allen 402 Kreisen in Deutschland sowie dazugehörige Kreiskarten. Dort finden Sie auch die quartalsweise aktualisierten Tabellen zu den Bestandsergebnissen der Elterngeldstatistik, die einen aktuellen Einblick in die Inanspruchnahme von Elterngeld im Jahr 2015 geben.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. September 2015
Die Bundesregierung erwägt wegen des Erfolgs des Elterngeldes und der steigenden Ausgaben dafür dem ‚Spiegel‘ zufolge eine Kürzung, das gehe aus einem internen Papier des Finanzministeriums hervor. Eine Ministeriumssprecherin wies den Bericht zurück: ‚Es gibt derzeit in der Bundesregierung keine Pläne, etwas am Elterngeld zu ändern.‘
Das Ministerium rechnet laut ‚Spiegel‘ damit, dass die Ausgaben im kommenden Jahr um 245 Millionen Euro auf knapp 5,8 Milliarden Euro steigen. Im laufenden Jahr seien überplanmäßige Ausgaben nicht auszuschließen. Die Ausgaben seien ‚recht dynamisch‘. Um den Anstieg zu bremsen, sei zu überlegen, ‚das Elterngeld in seiner ursprünglichen Ausrichtung als Lohnersatzleistung zu schärfen‘ und ‚die sozialpolitisch intendierten Elemente zu überprüfen‘, zitierte der ‚Spiegel‘ aus dem Papier.
Das würde bedeuten, dass künftig verstärkt Arbeitnehmer profitieren – das Mindestelterngeld von 300 Euro, etwa für Studierende und Arbeitslose, könnte dafür überprüft werden; ebenso der Geschwisterbonus (10 Prozent mehr) und der Mehrlingszuschlag (300 Euro zusätzlich).
Grund für die wachsenden Ausgaben sind steigende Geburtenzahlen, steigende Löhne und die Tatsache, dass immer mehr Väter das Elterngeld beantragen, die in der Regel einen höheren Durchschnittslohn haben als Mütter. Sie bekommen im Schnitt 1112 Euro Elterngeld, Mütter im Schnitt nur 741 Euro. In den ersten drei Monaten dieses Jahres bezogen knapp 835.000 Mütter und Väter Elterngeld. Die Bezugsdauer betrug bei Frauen durchschnittlich 11,8 Monate, bei Männern 4,3 Monate.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. September 2015
Travail.Suisse, die unabhängige Dachorganisation der Arbeitnehmenden, hat die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage zum Vaterschaftsurlaub veröffentlicht. Die Resultate sind eindeutig: Über 80 Prozent der Schweizer Stimmberechtigten wollen einen gesetzlich festgelegten und bezahlten Vaterschaftsurlaub. Die Zustimmung ist über alle Bevölkerungsschichten, Altersgruppen und über beide Geschlechter stabil hoch. Das zeigt: Die Zeit ist überreif für den Vaterschaftsurlaub. Es ist nun an der Sozialkommission des Ständerates, die Zeichen der Zeit zu erkennen und den konkreten Auftrag für ein entsprechendes Gesetz zu erteilen.
Mit der repräsentativen Umfrage des Link-Instituts hat Travail.Suisse zum ersten Mal verlässliche Aussagen über die Ansichten der Schweizer Stimmbevölkerung hinsichtlich des Vaterschaftsurlaubs gewonnen. Dabei bestätigt sich die schon früher festgestellte Tendenz, dass der Vaterschaftsurlaub einem starken Bedürfnis entspricht: Über 80 Prozent der Stimmberechtigten sind dafür, dass Väter nach der Geburt eines eigenen Kindes einen gesetzlichen Anspruch auf einen bezahlten Vaterschaftsurlaub haben. Überaus stark wird das Anliegen von den 30-44-jährigen Müttern und Vätern unterstützt (fast 90 Prozent Zustimmung). Das Anliegen ist in der Stimmbevölkerung breit abgestützt. Keine Bevölkerungsgruppe weist eine Zustimmung von unter 70 Prozent aus. Obwohl in der Tendenz die jüngeren Stimmberechtigten dem Anliegen etwas stärker zustimmen, ist die Zustimmung z.B. auch in der Altersgruppe der 60-74-Jährigen überaus deutlich. So befürworten auch die Väter, die selber noch keinen Vaterschaftsurlaub hatten, einen solchen deutlich.
Das Gros der Bevölkerung will zwei bis vier Wochen Vaterschaftsurlaub
Die Umfrageteilnehmenden wurden auch zur idealen Dauer des Vaterschaftsurlaubs befragt. Etwas über 40 Prozent derjenigen, welche sich grundsätzlich für einen Vaterschaftsurlaub aussprechen, tendieren zu einer Auszeit von 4 Wochen oder mehr. Weitere gute 40 Prozent sprechen sich für zwei Wochen aus. Der Rest erachtet eine kürzere Dauer als genügend. Die Väter selber möchten tendenziell einen etwas längeren Urlaub als die Gesamtbevölkerung. Die Resultate der Studie mit Grafiken können im Anhang eingesehen werden.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 13. August 2015
Zwischen den Wünschen von Vätern, mehr Zeit in Familie bringen zu wollen und der tatsächlichen Reduzierung von Arbeitszeit nach der Geburt eines Kindes oder der Inanspruchnahme von längeren Elternzeiten klafft immer noch eine Lücke. Zur Erklärung dieser Widersprüche gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Untersuchungen und Studien, die gute Gründe und Erklärungen liefern, nach Ansicht der Tübinger Wissenschaftlerin Almut Peukert aber zu kurz greifen.
Sie setzt sich in ihrer kürzlich veröffentlichten Dissertation kritisch mit den vorliegenden Quantitativ empirischen Studien zur Inanspruchnahme von Elternzeit durch Väter auseinander. Neben der jeweiligen Datenbasis und fehlender Vergleichsgruppen gibt sie insbesondere zu bedenken, dass in allen Studien mit theoretischen Modellen es (neo-) utilitaristischen Paradigmas gearbeitet wird, welche als Handlungsmodell der rationalen Wahl voraussetzen. Dies ist ihrer Meinung nach ‚unterkomplex‘.
Sie hält es für erforderlich, den Blick stärker auf die innerpartnerschaftlichen Aushandlungen im Übergang zur Elternschaft zu richten. Auf der Grundlage der von ihr mit 9 Paaren geführten Partner- und Einzelinterviews entwickelt sie anhand des Aspekts „Wer betreut das Kind?“ vier zentrale Begründungsfiguren, die sich in der Selbst- und Fremdzuschreibung von Betreuungsverantwortung und –aufgaben unterscheiden:
„1. ‚Hegemonic Mothering‘: Beide Elternteile sehen selbstverständlich und einvernehmlich die Mutter in der Betreuungsverantwortung, während der Vater als (deutlich) weniger kompetent und verantwortlich positioniert wird.
2. ‚Sameness Taboo‘: Beide Elternteile verstehen sich auf Paarebene als potenziell egalitäre Betreuungspersonen. Der Vater versucht jedoch implizit über geschlechterdifferenzierende Annahmen seine Betreuungsverantwortung zu minimieren.
3. ‚Maternal Gatekeeping‘: Die Mutter schreibt sich selbst die Hauptverantwortung für die Betreuung des Kindes zu und versucht das Engagement des Vaters zu begrenzen. Der Vater hingegen versteht sich als egalitärer Elternteil und widersetzt sich dem ‚Maternal Gatekeeping‘.
4. ‚Equally Shared Parenting‘: Beide Elternteile sehen sich selbstverständlich, einvernehmlich und im gleichen Maße in der Betreuungsverantwortung.“
Auch bei der Frage, „Wer nimmt wie lange Elternzeit?“ weist die Autorin anhand der von ihr untersuchten Paare nach, dass nicht nur die Nominalwerte der Erwerbseinkommen und die beruflichen Rahmenbedingungen maßgeblich sind. „Vielmehr handelt es sich bei den Aushandlungen um eine Konstruktion von Realität, durch die Handlungsoptionen … wahrgenommen werden.“
Die vier Begründungsfiguren spielen auch bei der Elternzeitaufteilung eine Rolle. Peukert weist systematische Unterschiede darin, welche Erwerbstätigkeiten, Karriere(n) und Einkommen in den Aushandlungen der Paare zur Elternzeit relevant bzw. nicht relevant gemacht werden, nach. Weiterlesen »
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