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Großväter zeigen großes Engagement im Kontakt zu den Enkelkindern

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 30. März 2023

Die steigende Lebenserwartung führt zu dem Phänomen, dass Großeltern eine sehr lange Zeitspanne zusammen mit ihren Enkelkindern verbringen können. Diese Entwicklung wirft die Frage auf, ob und wie Familien diese Möglichkeit, der von den verschiedenen Generationen gemeinsam verbrachten Zeit nutzen.

Großväter und Großmütter gestalten heute diese generationenübergreifen- den Beziehungen gezielt und aktiv. Dabei sind die Großeltern-Enkelkind-Beziehungen meist von Wärme und Nachsicht geprägt. Diese intensiven gegenseitigen Kontakte entstehen, obwohl die verschiedenen Generationen heute meist getrennt voneinander wohnen.

Während man im Bereich der internationalen Forschung viel Literatur zur Großeltern-Enkelkind-Beziehung finden kann, ist dieses Thema in Deutschland bisher wenig untersucht worden. Studien aus Deutschland beschränken sich häufig auf den Aspekt der Enkelkinderbetreuung und haben nicht so sehr die Beziehung an sich im Fokus.

Familiale Beziehungen haben sich von Zweckgemeinschaften hin zu einer emotionalen Beziehung, welche von Liebe, Zuneigung und Kontakt auf Augenhöhe geprägt ist, entwickelt. Dieser Prozess betrifft auch die Generationenbeziehungen. Gleichwohl spielen wechselseitige Unterstützungsleistungen zwischen den Generationen eine wichtige Rolle, auch wenn die Generationen nur noch selten im gemeinsamen Haus(-halt) leben.

Dementsprechend hat sich in der Familienforschung immer mehr der von Hans Bertram geprägte Begriff der „multilokalen Mehrgenerationenfamilie“ durchgesetzt. Die internationale Forschung legt nahe, dass sich die räumliche Distanz unweigerlich auf die intergenerationellen Kontakte insbesondere im Alltag auswirkt. Trotz des getrennten Wohnens der verschiedenen Generationen ist die emotionale Nähe zwischen den Generationen sehr hoch, was auch als „Intimität auf Distanz“ bezeichnet wird.

Mit Hilfe von Sekundärdatenanalysen und Experteninterviews hat die DJI Studie „Generationenübergreifende Zeitverwendung: Großeltern, Eltern, Enkel“ die nachfolgenden Fragen beantwortet.

  • Wie gestaltet sich die Kontaktstruktur zwischen Großeltern und Enkeln? Gibt es Unterschiede zwischen Großmüttern und Großvätern? Gibt es Unterschiede zwischen Enkeln und Enkelinnen? Unterscheiden sich die Kontakte zu Kindern von Söhnen zu denen von Töchtern
  • Wie ist die Qualität der Großeltern-Enkel-Beziehung? Wie lässt sich die gemein- sam verbrachte Zeit beschreiben? Welche Themen verbinden Großeltern und Enkel? Ergeben sich Unterschiede aus der Perspektive der Großeltern und der der Enkel?
  • Was sind Einflussfaktoren auf die Kontakthäufigkeit zwischen Großeltern und Enkel und die Qualität der Beziehung? Welche Rolle spielen Merkmale von Großeltern und Enkel, wie Alter, Geschlecht und Wohnort, aber auch der Gesundheitszustand der Großeltern? Wie relevant sind sozioökonomische Faktoren, wie Bildung, Einkommen und Erwerbstätigkeit von Großeltern und Eltern? Welche Bedeutung haben die Eltern für die Großeltern-Enkel-Beziehung? Welche Bedeutung hat beispielsweise die Einstellung der Eltern zu Großeltern allgemein und die Beziehung zwischen Eltern und Großeltern?

Die Großelternrolle wird von den meisten Betroffenen als positiv erlebt. Die große Mehrheit der Großeltern bezeichnet ihre Großelternrolle im Jahr 2014 subjektiv als sehr wichtig (55,8 %) oder wichtig (36,2). Im Vergleich zur Einschätzung der Wichtigkeit der Großelternschaft im Jahr 2008 bleibt dieser Wert stabil hoch. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass eine positive Großelternidentität sowie emotionale Nähe zwischen Großeltern und Enkeln mit Wohlbefinden und psychischer Gesundheit, z. B. einem höheren Selbstwert und geringer Depressivität einhergehen.

Dieser positive Effekt gilt sowohl für die Großeltern selbst als auch für die Enkelkinder. Engagierte Großeltern können dazu beitragen, familialen Stress, elterliche Doppelbelastung oder Vernachlässigung der Kinder zu reduzieren, insbesondere bei zwei vollerwerbstätigen Elternteilen oder bei alleinerziehenden Vätern oder Müttern.

Während das Geschlecht von Großeltern und Enkelkindern bei der Ausgestaltung des Kontaktes keine Rolle spielt, ist das Geschlecht der Eltern von Bedeutung: Großeltern haben häufiger Kontakt zu Enkelkindern von Töchtern. Neben dem Geschlecht der Eltern ist auch der Familienstand der Eltern entscheidend. Zu Enkelkindern von alleinstehenden Söhnen haben Großeltern am wenigsten Kontakt. Die Eltern spielen eine wichtige Mittlerrolle für den generationenübergreifenden Kontakt. Wie häufig Großeltern Kontakt mit den Eltern der Enkelkinder haben, wirkt sich selbst bei jugendlichen und jungen erwachsenen Enkelkindern auf die Kontakthäufigkeit aus. Und auch die Qualität der Beziehung zu den Eltern beeinflusst, wie häufig der Kontakt mit den Enkelkindern zustande kommt.

Das Vorhandensein eines Partners wirkt sich sowohl in der Großeltern- als auch in der Elterngeneration positiv auf die Großeltern-Enkelkind-Beziehung aus, was darauf hindeutet, dass Beziehungen innerhalb von Familiensystemen eine gewisse Tendenz zur Kongruenz aufweisen. Geschlechtsunterschiede gemäß der „Kin- Keeper“ Theorie wurden zum Teil auf Großeltern- und insbesondere auf Elternebene gefunden

Auch wenn Großmütter die Beziehung zu ihren Enkelkindern etwas positiver einschätzen und mehr Freude in ihrer Rolle als Großeltern empfinden, zeigen auch die Großväter ein großes Engagement im Kontakt zu den Enkelkindern. Enkelkinder haben somit die Chance, sowohl zum Großvater als auch zur Großmutter eine enge Beziehung aufzubauen.

Mit Blick auf das Geschlecht der Eltern lassen sich Unterschiede feststellen. Großeltern geben häufiger an, mindestens wöchentlichen Kontakt zu Enkelkindern von Töchtern (46 %), als zu Enkelkindern von Söhnen (33 %) zu haben. Dies zeigt, dass insbesondere die Töchter darum bemüht sind, den Kontakt zu ihrer eigenen Herkunftsfamilie aufrecht zu erhalten und auch ihre Kinder in dieser Richtung prägen. Hinzu kommt, dass im Falle einer Scheidung der Eltern die Kinder oftmals bei der Mutter aufwachsen. In ihrer Rolle als Alleinerziehende ist die familiäre Unterstützung durch die Großeltern besonders hilfreich.

Auch in einer anderen Studie berichten die Enkelkinder, mehr Kontakt zu Großeltern mütterlicherseits zu haben. 52 Prozent der Enkelkinder geben an, ihre Großmutter mütterlicherseits mindestens wöchentlich zu sehen (siehe Abb. 14). Beim Großvater mütterlicherseits ist der Prozentsatz mit mindestens wöchentlichem Kontakt mit 44 Prozent bereits deutlich geringer, liegt jedoch trotzdem noch höher als die Angaben zu den Großeltern väterlicherseits (Großmutter: 39 %; Großvater: 34 %).

Download der Studie

Quelle

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