Väter in der Bronx
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Montag 19. Februar 2018
Die Abwesenheit von Vätern ist ein sichtbares soziales Problem, das alle sozialen und ethnischen Gruppen betrifft, aber besonders in afrikanisch geprägten Gemeinschaften hervorgehoben wird. Die Forschung zeigt aber auch, dass schwarze Väter im Leben ihrer Kinder nicht weniger präsent sind als Väter anderer ethnischer Gruppen, unabhängig davon, ob sie mit ihrer Familie zusammenleben oder nicht.
Von 2011 bis 2015 fotografierte Zun Lee schwarze Väter und Familien aus verschiedenen Lebensbereichen und in verschiedenen US-Städten. Anstatt eine Reihe von Porträts anzuhäufen, war es sein Ziel, vertrauenswürdige Beziehungen aufzubauen und in das Leben dieser Väter einzutauchen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sie ihren Alltag nicht nur als Väter, sondern auch als Schwarze aushandeln.
Seine eigene Suche nach Identität und kulturellen Zugehörigkeit, bildete die Motivation für diese visuelle Erforschung der Vaterschaft: Er nutzt eigene Erfahrungen, von afroamerikanischen Familien und beschäftigt sich mit seiner persönlichen Geschichte der Vaterlosigkeit.
Die wenigsten Männer, die er traf, lebten in traditionellen Beziehungen, aber sie waren trotzdem liebevolle, anwesende und verantwortungsbewusste Väter. Mit seiner Arbeit verbindet Lee die Hoffnung, dass die Vaterschaft und die Abwesenheit des Vaters differenzierter betrachtet wird und Wege gefunden, die Menschlichkeit afroamerikanischer Männer besser beschreiben zu können.
Zun Lee ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Er studierte Medizin und Wirtschaft und lebte bereits in Atlanta, Philadelphia und Chicago. In seinen Werken befasst er sich vor allem mit dem Leben von Schwarzen. Seine Bilder stellte er bereits in zahlreichen Museen in Nordamerika und Europa aus. Derzeit lebt er in Toronto. Die Ausstellung „Father Figure“ ist noch bis 31. März 2018 im Bronx Documentary Center zu sehen.