In der Partnerschaft auf Augenhöhe bleiben
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Montag 5. Februar 2018
In Punkto Familie und Beruf finden sich immer noch klare Rollenzuweisungen – und das obwohl Generation Y lauthals nach Gleichberechtigung schreit. Während Mütter-Karrieren unter Windelbergen verschwinden, werden Väter in die der Rolle des Workaholic-Alleinverdieners gedrängt.
Aber warum ist das noch so? Immerhin wollen 66 % der Väter ihre Kinder viel öfter sehen. Martin Drechsler von der Väter gGmbH berichtet im Gespräch mit kununu, mit welchen Problemen und Vorurteilen Teilzeit-Väter auf dem deutschen Arbeitsmarkt konfrontiert werden.
kununu: Worin sehen Sie momentan noch das größte Problem bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie?
Martin Drechsler: Die Herausforderung liegt oft im Unternehmen bzw. bei den direkten Vorgesetzten. Meist sind diese noch nicht auf die Vereinbarkeitsbedürfnisse von Vätern eingestellt und können sich damit nicht identifizieren, dass ihre männlichen Mitarbeiter auch den Wunsch haben gleichberechtigt am Familienleben teilzuhaben. Und auch mal Nachmittags früher zu gehen, bei Krankheit des Kindes zu Hause zu bleiben oder auch mal eine Zeit lang nur vier Tage zu arbeiten.
Warum ist es immer noch so selten?
Das hat meiner Ansicht nach drei Gründe: In Deutschland wird Vätern suggeriert, dass ihre Elternzeit nur zwei Monate beträgt, die sogenannten „Väter-Monate“. Da gibt es ein Kommunikationsproblem, das bis heute nicht gelöst ist! Die Partnerschaftsmonate im Rahmen der Elternzeit oder die Möglichkeit mit dem ElterngeldPlus-Modell eine längere Zeit nur vier Tage zu arbeiten, ist bei vielen Vätern noch nicht bekannt. Unternehmen kommunizieren diese Modelle aber auch nicht oder werden als Best Practicemodelle aufgegriffen und veröffentlicht.
Der zweite Grund ist der äußerliche Rahmen: Väter haben besonders hohe finanzielle Einbußen während der Elternzeit, da Sie meistens die Hauptverdiener in der Familie sind und sich die Familie eine längere Elternzeit nicht leisten kann.
Außerdem haben Väter ihre Kollegen im Blick und nehmen Rücksicht, wenn sie in Elternzeit gehen, da es für ihre Elternzeit oft keine Vertretung gibt. Und natürlich spielt auch die eigene Sorge eine Rolle, wie der Vorgesetzte reagiert und wie es sich auf das berufliche Fortkommen auswirkt.
Sie können zu einer besseren Transparenz in Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei! Gemeinsam mit care.com und den Kooperationspartnern families@work, kununu, XING und nextexitfuture, hat die Väter gGmbH eine Umfrage gestartet. Sie setzt sich mit dem Thema auseinander: Vereinbarkeit verhandeln – Wie handeln Eltern berufliche und familiäre Aufgaben in der Partnerschaft aus? Teilnehmen können Sie bis zum 14. Februar 2018 und helfen, ein Gesamtbild der aktuellen Situation aufzuzeigen. Wie meistern Paare mit Kindern berufliche und familiäre Entscheidungen? Welche Lösungen haben Sie für Ihre Partnerschaft gefunden und welche Auswirkungen haben diese Entscheidungen für Ihre beruflichen Entwicklungen?