… beschäftige mich gerade mit den Aussagen des gestern veröffentlichten Väterreport 2016 zum ElterngeldPlus bzw. dem Partnerschaftsbonus. Dazu heißt es dort u.a.:
„Die Bilanz zur Nutzung des ElterngeldPlus für das zweite Quartal 2016 fällt positiv aus: 18,1 Prozent – in einigen Regionen sogar bis 30 Prozent – der Eltern, deren Kinder ab dem 1. Juli 2015 geboren wurden, haben sich für das ElterngeldPlus entschieden. Bei Vätern kommt besonders der Partnerschaftsbonus gut an, der die gleichzeitige Erwerbstätigkeit von 25 bis 30 Wochenstunden mit der Partnerin fördert: Bis zu 37 Prozent der Väter, die ElterngeldPlus beantragen, entscheiden sich zugleich für den Partnerschaftsbonus.“
Das ist alles korrekt aber in absoluten Zahlen ausgedrückt haben 1887 Väter den Partnerschaftsbonus in Anspruch genommen, das sind 2,4% derjenigen die Elternzeit genommen haben. Es gibt also noch eine Menge zu tun!
Wenn Väter Elternzeit nehmen, wirkt sich das nicht negativ auf die Entwicklung ihrer Löhne aus. Wählen Väter dagegen Teilzeit, um Beruf und Familie besser zu verbinden und mehr Zeit für ihre Kinder zu haben, müssen sie mit Lohneinbußen und Karrierenachteilen rechnen. Das fand Mareike Bünning, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Nachwuchsgruppe Arbeit und Fürsorge am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), in einer Studie heraus.
Die WZB-Wissenschaftlerin untersuchte erstmals für Deutschland, ob Männer, die Elternzeit in Anspruch nehmen, berufliche Nachteile in Kauf nehmen müssen, und verglich die Auswirkung einer Elternzeit mit den Folgen einer Teilzeitarbeit. Dafür analysierte sie Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) von 1991 bis 2013 und des Panels Familien in Deutschland (FiD) von 2010 bis 2013. Das Ergebnis: Weder im öffentlichen Dienst noch in der Privatwirtschaft ist Elternzeit für Väter mit Lohneinbußen verbunden, unabhängig davon, ob sie nur die beiden für sie reservierten Partnermonate oder eine längere Elternzeit in Anspruch nehmen. Das gilt für Väter mit Berufsausbildung wie für Väter ohne beruflichen Abschluss.
Anders sieht es bei der Teilzeitarbeit aus: Im Gegensatz zur Elternzeit ist Teilzeitarbeit mit Lohneinbußen verbunden. Mit jedem Monat, den Männer in Teilzeit statt in Vollzeit arbeiten, verringert sich ihr Stundenlohn um durchschnittlich 0,2 Prozent. Ein Jahr Teilzeitarbeit führt somit zu Lohneinbußen von etwa 3 Prozent. Das lässt sich möglicherweise darauf zurückführen, dass der Wunsch nach Teilzeitarbeit als Signal für mangelndes berufliches Engagement verstanden und entweder durch eine geringere Entlohnung oder durch das Ausbleiben einer Lohnerhöhung oder Beförderung sanktioniert wird, erklärt die Forscherin.
Die Studie ist gerade unter dem Titel Die Vereinbarkeitsfrage für Männer: Welche Auswirkungen haben Elternzeiten und Teilzeitarbeit auf die Stundenlöhne von Vätern? in der aktuellen Ausgabe der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie erschienen.
Bei Unternehmen gibt es in Sachen Väterfreundlichkeit noch einen deutlichen Handlungsbedarf – doch es bewegt sich was: Junge Väter nehmen, laut dem gerade veröffentlichten 2. Väter-Barometer, die Väterfreundlichkeit ihrer Arbeitgeber etwas positiver wahr als der Durchschnitt.
Eine väterbewusste Personalpolitik ist ein wichtiger Teil der Unternehmenskultur und als solche in der Arbeitswelt angekommen. Dies bestätigen Väter und Arbeitgeber in der jetzt erschienenen zweiten Auflage des Väter-Barometers. Die befragten Unternehmen haben erkannt, dass „klassische“ Vereinbarkeitsangebote Väter nicht angemessen ansprechen und bieten deshalb vermehrt individuell gestaltbare Maßnahmen wie flexible Arbeitszeit, flexible Führungsmodelle oder mobiles Arbeiten an. So plant beispielsweise mittlerweile jedes vierte Unternehmen Maßnahmen zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung. Allerdings sind sie von einem niedrigen Niveau gestartet – gerade für Väter älterer Kinder bleiben Defizite bestehen, was Kommunikation und Angebote betrifft.
Die repräsentative Befragung von 1.000 Vätern und 300 Arbeitgebern zeigt, dass sich Väter ein Arbeitsleben wünschen, das mit dem Familienleben vereinbar ist. Gerade bei jungen Vätern zwischen 18 und 29 Jahren ist der Wunsch nach einer möglichen Arbeitszeitreduzierung zugunsten der Familie besonders stark: Sieben von zehn Befragten interessieren sich dafür. Insbesondere der Wunsch nach vollzeitnaher Teilzeit ist in dieser Altersgruppe ausgeprägt. Der Anteil der jungen Väter, die ihre Arbeitszeit um bis zu 20% reduzieren wollen, hat sich gegenüber 2015 auf 46% verdoppelt.
Zudem empfinden junge Väter die Kultur in ihren Unternehmen als väterfreundlicher als die Gesamtheit der Väter. Sie nehmen sowohl ein stärkeres systematisches Interesse der Arbeitgeber an ihnen und ihrer Rolle als Väter wahr und fühlen sich auch durch die Kommunikation der Unternehmen besser angesprochen als die Gesamtheit der Väter.
Deutschlands Arbeitgeber schätzen ihre Vereinbarkeitsangebote realistischer ein als noch 2015, haben ihr Angebot an Vereinbarkeitsmaßnahmen – gestartet von niedrigem Niveau – aber hinsichtlich flexibler Modelle ausgebaut. Die familienpolitischen Leistungen wie Elterngeld und ElterngeldPlus haben das Bewusstsein für die Bedürfnisse von Vätern gestärkt: Gerade junge Väter fühlen sich von den Angeboten angesprochen und haben das Gefühl, familiäres Engagement werde von den Unternehmen verstärkt akzeptiert und unterstützt. Die Unternehmen sind offen für väterfreundliche Maßnahmen – Väter machen gute Erfahrungen mit der Elternzeit. Spielräume für Verbesserungen gibt es aber für Väter älterer Kinder. Nun müssen gute Beispiele und Vorbilder auf allen Ebenen geschaffen und aktiv kommuniziert werden.
Diese Frage steht im Mittelpunkt der Studie von Lisa Wagner, die im Rahmen eines Forschungsprojekts am Lehrstuhl für Diagnostik und Persönlichkeitspsychologie der Universität Zürich durchgeführt wird.
Wer kann teilnehmen und worum geht es?
Die Befragung richtet sich an Väter und Mütter, werdende Väter und Personen mit Kinderwunsch in deutschsprachigen Ländern. In der Studie geht es um die Wahrnehmung verschiedener Persönlichkeitseigenschaften von Kindern. Insbesondere interessiert uns Ihre Meinung zur Erwünschtheit verschiedener Eigenschaften bei Ihren Kindern.
Wie ist der Ablauf der Studie?
In dieser Online-Studie werden Ihnen einige Fragen dazu gestellt, welche Eigenschaften Sie sich bei Ihren Kindern wünschen. Außerdem werden Ihnen einige Fragen zu Ihrem eigenen Erleben und Verhalten gestellt. Am Ende der Studie besteht für Sie die Möglichkeit, Ihre Email-Adresse zu hinterlassen, wenn Sie weitere Informationen wünschen, oder wenn Sie Interesse haben, für eine nachfolgende Studie kontaktiert zu werden. Die Beantwortung der Fragen wird ca.20 Minuten dauern.
Ihnen entsteht durch die Teilnahme an unserer Studie keinerlei Schaden und Sie können auf die Teilnahme verzichten oder diese abbrechen, ohne dass Ihnen daraus ein Nachteil entsteht. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Dipl.-Psych. Lisa Wagner.
Welchen Nutzen hat die Teilnahme für Sie?
Sie erhalten durch Ihre Teilnahme an der Studie einen Einblick in die aktuelle psychologische Forschung. Sie unterstützen durch Ihre Teilnahme die wissenschaftliche Forschung und tragen dazu bei, dass im Gebiet der Positiven Psychologie neue Erkenntnisse gewonnen werden. Auf Wunsch senden wir Ihnen nach Abschluss der Studie gerne eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse zu.
Trauen wir Männern die alleinige Kindererziehung zu?
Oder brauchen Kinder in erster Linie eine weibliche Bezugsperson?
Das Umfeld reagiert oft mit Skepsis, wenn sich Väter alleine um ihre Kinder kümmern. Ein Austausch mit anderen Vätern findet dabei eher selten statt. Dabei wäre es wichtig, sich Hilfe bei anderen Gleichgesinnten zu holen oder über ihre Überforderung zu reden. Denn sie geben alles, damit es den Kindern gut geht und an nichts fehlt. Dabei vergessen die Väter oft ihre eigenen Bedürfnisse. Die Gefahr besteht, dass sie an ihre Grenzen stoßen und psychisch erkranken.
Obwohl sie sich rund um die Uhr um die Kinder kümmern, kann es sein, dass sie zusätzlich noch finanziell bestraft werden, und sie fast die Hälfte ihres Einkommens an die allein lebende Mutter bezahlen müssen. Der Film begleitet Armin, welcher genau in diese Situation geraten ist, und trotz enormer Anstrengung dem finanziellen Ruin entgegen schlittert. Wir erleben die Erleichterung von Alf am 18. Geburtstag seiner Tochter Lily: Endlich ist sie volljährig, und er muss niemandem mehr Rechenschaft ablegen. Hans-Peter erzählt, wie er vor 30 Jahren seinen Sohn alleine aufzog. Seine beruflichen Ambitionen musste der junge Bauingenieur zurückstecken und aus seinem Umfeld spürte er oftmals großes Misstrauen.
Sendetermin: Do 01.12. 23:50 – 00:40 3sat – Dokumentation 50 Min.
Es klingt verrückt, aber 1968 war es für rumänische Besucher der DDR für einen kurzen Moment möglich, trotz eingeschränkter Reisefreiheit nach Westdeutschland zu reisen. Klar, dass manche die Gelegenheit, dort einen Asylantrag zu stellen, nutzten. Der Vater von Regisseurin Anca Miruna Lăzărescu hat diese Situation tatsächlich erlebt, seine Tochter rekapituliert seine damaligen Erfahrungen und Erinnerungen mit nostalgischem Charme und einer Prise Ironie mit einer unterhaltsamen und in ein Roadmovie gepackten Geschichtsstunde.
Man muss sich das mal vorstellen: da fährt eine Familie aus Rumänien in den Urlaub in die Deutsche Demokratische Republik, wird dort aber festgenommen und in ein Lager gesteckt. Hintergrund sind politische Unruhen in der Tschechoslowakei, 1968 in die Geschichte eingegangen als „Prager Frühling“. Weil das rumänische Staatsoberhaupt Nicolae Ceauşescu damals den Einmarsch ostdeutscher Truppen in der CSSR kritisierte, wird die Familie ausgewiesen, kann die Rückkehr in ihre Heimat aufgrund der politischen Situation jedoch nur mittels eines Transitvisums über die Bundesrepublik via Österreich und Jugoslawien antreten. Klar, dass dies eine Einladung zur Einwanderung in die BRD bedeutet.
Der Vater von Regisseurin Anca Miruna Lăzărescu hat dies 1968 als 18-Jähriger genau so erlebt, seine Tochter rekapitulierte die Ereignisse nun für ihr Spielfilmdebüt in Form einer Tragikomödie. Herausgekommen ist eine Geschichte, die von der Liebe und der Freiheit handelt, dabei aber auch deutlich macht, wie schwer es sein kann, beides miteinander zu vereinen. Lăzărescu macht aber nicht den Vater, wie man vielleicht meinen könnte, zum Hauptdarsteller. Hierfür gewählt hat sie den jungen Arzt Mihai, der sich nach dem Tod der Mutter um den kranken Vater und den jüngeren Bruder kümmert. Man erfährt nebenbei, dass im rumänischen Radio die Beatles als eine ungarische Rockband gespielt wurden, in einer späteren Szene rechtfertigt der Bruder das Hören von „Strawberry Fields forever“ gegenüber Ostbeamten damit, dass es sich bei diesem Lied doch ganz klar um eine Hymne auf eine kollektive landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft für Erdbeeren handeln würde. …
(La Drum Cu Tata) Deutschland/Rumänien/Ungarn 2016 – 111 Min. – Regie: Anca Miruna Lăzărescu Darsteller: Alex Mărgineanu, Răzvan Enciu, Ovidiu Schumacher, Susanne Bormann, Manuel Klein, Doru Ana, Marcela Nistor
„Ich war 33 Jahre alt als ich meine erste Tochter bekam. Natürlich hatte ich vorher viel mehr Zeit, vor allem für mich. Ich war permanent auf irgendwelchen Kulturevents, habe Konzerte besucht, konnte lange ausschlafen und buchte spontan Reisen, auf die ich Lust hatte. Mittlerweile habe ich zwei Kinder. Da ist Zeit für mich natürlich eher rar. Irgendwie muss ich ja alles unter einen Hut bekommen. Arbeit, Familie und Hobbys: Es passt nicht immer und manchmal ist es sogar schwierig. Irgendeiner kommt immer zu kurz und meistens bin ich das selber. Damit komme ich gut klar, denn ich möchte genauso oft für meine Kinder da sein wie meine Frau.
In Sachen Erziehung setze ich auf eine ausgewogene Mischung aus traditioneller Erziehung und zeitgemäßer Ausprobiermentalität. Ob das modern ist, weiß ich nicht. Ich stelle mir einfach oft vor, was ich damals gerne mit meinem Vater erlebt hätte und frage mich, ‚Hätte mir das Spaß gemacht?‘ Mit dieser Einstellung fahre ich eigentlich ganz gut. Ich genieße es, im Kölner Vorgebirgspark Zeit im Freien zu verbringen oder einfach auf den großen Wiesen ausladende Feste zu feiern.“
Wer auch Interesse hat, seine Geschichte zu erzählen, kann sich gerne bei Janni Orfanidis melden.
Der österreichische Sozialminister Alois Stöger und Dr. Edit Schlaffer von „Frauen ohne Grenzen“ präsentierten heute im Zuge einer Pressekonferenz das Forschungsprojekt „Väter und Söhne – Zwischen Zwei Welten“. Grundlage für das qualitative Forschungsprojekt boten Interviews mit männlichen Jugendlichen und Vätern mit vorwiegend muslimischem Migrationshintergrund. Insbesondere die Jugendlichen zeigten sich hin- und hergerissen zwischen der „alten Welt“ ihrer Herkunftsfamilie und der „neuen Welt“ ihres unmittelbaren Umfelds in Österreich.
Die Studie, die insgesamt 100 Tiefeninterviews umfasst, zeigt sowohl bei den Vätern als auch bei den Söhnen mit Migrationshintergrund in Bezug auf Integrationsbereitschaft eine durchgängig positive Einstellung. Vorwiegend die Väter sind allerdings auch in einer Ambivalenz zwischen Herkunfts- und Ankunftskultur gefangen. Sie empfinden einen hohen Druck, „aus den richtigen Gründen“ nach Österreich gekommen zu sein. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit wird von migrantischer Seite hoher Respekt erwiesen. Bei der überwiegenden Mehrheit der migrantischen Väter und Söhne spielt Religion – im Gegensatz zur Mehrheitsgesellschaft – eine große Rolle. Gehorsam und Nichthinterfragen der väterlichen Autorität sowie relativ deutliche Rollenfixierungen gehören zum Regelsystem in Familien mit Migrationshintergrund.
Die Zukunftspläne der befragten Burschen umfassen Berufsausbildung, Familiengründung, Glück, Geld, Friede und Ruhe. Während junge Österreicher ohne Migrationshintergrund Schule und Ausbildung betonen, heben migrantische Jugendliche oftmals die Familie hervor. Die Zukunftspläne der jungen männlichen Generation sind insgesamt überschattet von Ängsten, die mit sozialen Unsicherheiten jenseits ihrer Lebensgestaltung zusammen hängen. Die Bedrohung durch gewalttägigen Extremismus ist vor allem für die migrantischen Jugendlichen ein großes Problem. Sie argumentieren nicht aus einer Defensivhaltung, sondern eher aus der Perspektive der persönlichen Verunsicherung und mangelnden Zukunftsperspektive auf individueller, aber auch kollektiver Ebene.
Sozialminister Stöger wies darauf hin, dass das Forschungsprojekt die notwendigen Integrationsmaßnahmen wie Spracherwerb, Bildung und erste Zugänge zum Arbeitsmarkt bestätigt. Um gegen eine Spaltung der Gesellschaft zu arbeiten, hob Stöger die Sinnhaftigkeit weiterer Integrationsanstrengungen und die Notwendigkeit des Dialogs mit den Jugendlichen hervor. „Wir müssen Initiativen setzen, um gegen die Entstehung von Parallelwelten wirksam zu sein. Die Jugendlichen sind in hohem Maße integrationsbereit. Nun gilt es, sie zur Mitarbeit in unseren Gemeinden einzuladen und entsprechende Bildungsangebote zur Verfügung zu stellen. Nur so wird Integration gelingen“, so Sozialminister Alois Stöger.
Als handlungsorientiertes Ergebnis der Studie wurde auch ein Kurzfilm präsentiert. Die DVD mit dem Kurzfilm „Zwischen Zwei Welten“ inklusive einer Anleitung zum Einsatz der DVD im Rahmen eines Workshops für die Jugendarbeit ist kostenlos über das Broschürenservice des Sozialministeriums zu bestellen. Der Forschungsbericht steht als Download ebenfalls auf der Website des Sozialministeriums zur Verfügung.
Es ist eine Entscheidung (Aktenzeichen XII ZB 280/15) von großer Bedeutung. Vor allem für leibliche Väter, die Schwierigkeiten haben, das Umgangsrecht mit ihren Kindern durchzusetzen. Dies kann etwa passieren, wenn ihre Kinder in einer anderen Familie aufwachsen, und die Eltern dort den Kontakt zwischen biologischem Vater und seinem Kind ablehnen
Erstritten hat die Entscheidung ein Nigerianer, der schon seit vielen Jahren vor Gericht für sein Umgangsrecht kämpft. Vor elf Jahren hatte er mit einer verheirateten Frau Zwillinge gezeugt. Noch vor deren Geburt lebte die Mutter wieder mit ihrem Ehemann zusammen. Mit ihrem Ehemann hatte sie bereits drei Kinder. Nach dem Gesetz ist der Ehemann auch der rechtliche Vater der Zwillinge, obwohl sie nicht von ihm abstammen. Denn laut Gesetz ist zunächst einmal derjenige der rechtliche Vater eines Kindes, der mit der Mutter verheiratet ist.
Der leibliche Vater forderte von Anfang an Umgang mit seinen Kindern. Doch das Ehepaar lehnte dies ab. Der leibliche Vater ließ sich allerdings nicht beirren. Er klagte, zunächst ohne Erfolg. Auch eine Verfassungsbeschwerde wurde zurückgewiesen. Daraufhin zog er vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg und bekam dort Recht. Daraufhin änderte der deutsche Gesetzgeber vor drei Jahren das Familienrecht – und stärkte das Umgangsrecht von leiblichen Vätern. Nach der neuen Vorschrift hat ein leiblicher Vater ein Recht auf Umgang mit seinem Kind, wenn dies dem Kindeswohl dient.
Der Bundesgerichtshof hat diese Vorschrift nun zum ersten Mal ausgelegt und präzisiert, wie sie anzuwenden ist. Wenn – wie im konkreten Fall geschehen – die rechtlichen Eltern behaupten, dass die Kinder durch den Umgang psychisch überfordert werden, müssen die Familiengerichte diese Behauptung streng überprüfen. Das bedeutet, dass Kinder, wenn sie alt genug sind, vom Gericht dazu auch befragt werden müssen.
Außerdem haben die Kinder das Recht zu erfahren, von wem sie abstammen, auch wenn die rechtlichen Eltern dagegen sind. Wenn sich die rechtlichen Eltern weigern, den Kindern Auskunft darüber zu geben, steht es im Ermessen des Familiengerichts, auf welche Art und Weise die Kinder informiert werden.