Vätermonate sind besser als jeder Managementlehrgang
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 15. April 2014
Familienministerin Schwesig äußert sich im Interview mit der Zeitschrift Eltern zu den Gründen, warum sie eine Debatte um Arbeitszeiten angestoßen hat:
„… Wie wollen Sie Müttern und Vätern konkret helfen?
Familien brauchen Geld, Zeit und vor allem gute Bildungs- und Betreuungsangebote für ihre Kinder. Ich bin nicht dafür, dass Familien rund um die Uhr arbeiten. Ich will, dass die Arbeitswelt endlich familienfreundlicher wird. Deshalb habe ich auch die Debatte um die Familienarbeitszeit angestoßen.
… bei der beide Elternteile „große Teilzeit“ arbeiten. Aber ist das nicht das Aus für jede Karriere?
Das muss sich ändern. Gerade in der „Rushhour“, wenn die Kinder klein sind und Eltern vielleicht pflegebedürftig werden, muss Teilzeit möglich sein und darf nicht in die berufliche Sackgasse führen. Deshalb werden wir das Recht auf befristete Teilzeit einführen. Danach muss es wieder möglich sein, auf Vollzeit zu gehen. Außerdem werden wir die Elternzeit flexibler gestalten. Eltern sollen einen Teil ihrer dreijährigen Elternzeit bis zum achten Lebensjahr des Kindes nehmen können. Zum Beispiel, wenn das Kind in die Schule kommt. Darüber hinaus werde ich das Elterngeld weiterentwickeln zu einem ElterngeldPlus. Derzeit werden Väter und Mütter, die nach einer Auszeit wieder schnell zurück in den Beruf gehen, beim Elterngeld benachteiligt. Das wollen wir ändern: Wer Teilzeit arbeitet, soll künftig den vollen Anspruch des Elterngelds nutzen können. Und wenn sowohl Vater als auch Mutter Teilzeit arbeiten und sich gemeinsam um das Kind kümmern, soll es einen Partnerschaftsbonus geben. …
Und Sie glauben, dass Männer wirklich Teilzeit arbeiten werden?
Ich sehe, dass Väter heute nicht nur zum Gutenachtkuss zu Hause sein wollen. Sie wollen mehr Zeit für ihre Kinder und sich die Verantwortung teilen. Das tut auch der Partnerschaft gut. Ich erwarte von den Arbeitgebern, dass sie die Männer, die sich eine Auszeit für die Familie nehmen, unterstützen und nicht sagen, „das sind Weichlinge, die keine Lust haben zu arbeiten“. Schon in den zwei Vätermonaten lernen sie doch mehr an Sozialkompetenz als in jedem Managerlehrgang.
Bisher sind familienfreundliche Arbeitszeitmodelle in den Unternehmen nicht unbedingt selbstverständlich. Welche Pläne haben Sie, um das zu ändern?
Unternehmen nicht unbedingt selbstverständlich. Welche Pläne haben Sie, um das zu ändern? Warum ist es in Skandinavien und nicht in Deutschland möglich, dass man um 16 Uhr das Kind aus der Kita holt und dafür nicht schräg angeschaut wird? Nicht die Eltern müssen flexibler werden, sondern die Arbeitszeit familienfreundlicher. Es wäre schon ein Riesengewinn, wenn wir eine Arbeitskultur hätten, wo man sich darauf einigt, dass die wichtigen Dinge nicht erst am Abend stattfinden. …“
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