Mehr Väter ins Familienleben
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 22. Januar 2014
Ich freue mich, dass mein Beitrag ‚Mehr Väter ins Familienleben’in der aktuellen Ausgabe von Pandsid, dem Fachmagazin für Gender Communication, erschienen ist:
Tatsächliche Verhaltensänderungen von Vätern sind vor allem eine Frage der Anerkennung und Wertschätzung. Durch andere Männer, Führungskräften in den Unternehmen vor allem aber der Partnerinnen. Es braucht Mut, Entscheidungen zu treffen, die die Realisierung der Lebensentwürfe ermöglichen.
Die beste Möglichkeit, die Zukunft vorauszusagen ist, sich an ihrer Gestaltung zu beteiligen. Das gilt auch für die Beziehung von Vätern zu ihren Kindern. Der Wunsch, mehr Zeit für Kinder und Familie zu haben wird schon lange geäußert, die Wirklichkeiten sehen jedoch oft anders aus. Die in diesem Zusammenhang oft geäußerte Erklärung, da würde gesagt, was sozial erwünscht ist, aber anders gehandelt, ist wenig zielführend.
Erstens ist es bedeutsam, sich ein anderes Verhalten vorstellen zu können, denn was nicht vorstellbar ist kann niemals Wirklichkeit werden. Und zweitens klammert sie sämtliche Rahmenbedingungen und die Entwicklung dieses Verhaltens aus. Mit dieser Logik könnte man auch zu dem Schluss kommen, Frauen wollten nicht in Führungspositionen. Aber wie lassen sich diese Widersprüche auflösen, welche Bedingungen brauchen Männer und Frauen, partnerschaftliche Lebensentwürfe auch tatsächlich zu leben?
Die Frauenzeitschrift ‚Brigitte‘ hat dazu bereits 1988 einen (leider) auch heute noch aktuellen Einwand formuliert. „Theoretisch haben die jungen Männer schon einiges von echter Partnerschaft begriffen. Und sogar praktisch deuten sich erfreuliche Tendenzen an. Nur: Wenn ein Kind kommt, ist meistens Feierabend. Dann tauchen die alten Rollenbilder wieder auf – Papi füllt Konto. Mutti schaukelt Baby. Ein Wunder ist es nicht: Das Modell der Versorgerehe wird leider noch von allen Seiten gefördert, von der Arbeitswelt, von Schulen, Kindergärten – und von den Frauen selbst.“
Und diese Aufgabenteilung hat etwas mit Familienpolitik zu tun. Da wird viel Geld ausgegeben und die Wirkung bleibt aus, es werden immer weniger Kinder geboren und überhaupt, ‚Familien sind anders!‘ lautet der Titel eines Buches, der gerade auf meinem Schreibtisch liegt. ‚Anstöße für eine neue Familienpolitik‘ heißt es im Untertitel. Beim Überfliegen bin ich im Abschnitt ‚Tendenzwende‘ hängen geblieben, da schreiben die Autoren ‚Wenn wir abends mit den Ehepaaren sprachen … so war es fast in allen Familien selbstverständlich, dass beide Elternteile – Mütter wie Väter – abwechselnd die Kinder mit Liebe und Geduld trösteten, und es kam häufig vor, dass die Kinder ausdrücklich nach dem Vater riefen, wenn sie wach wurden, oder dass die Väter die Kinder als erste hörten, wenn sie weinten.‘ Die erwähnte Untersuchung ist nicht in den vergangenen Jahren in den skandinavischen Ländern gemacht worden, sondern in den Jahren 1977 bis 1979 in deutschen Unterschichtsfamilien.
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