Der Mann 2013
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 1. Oktober 2013
„Jeden vierten Mann nervt Gleichberechtigung“ titelt die Süddeutsche „Männer haben von Gleichberechtigung die Schnauze voll“ der Focus und „Die Männer stecken in der Zwickmühle“ die Passauer Neue Presse.
Auslöser dieser markigen Überschriften ist eine am Montag veröffentlichte Befragung des Springer Blattes „Bild der Frau“ die in der Tradition der großen „Brigitte“ Befragungen der 70er und 80er Jahre das Meinungsforschungsinstitut aus Allensbach beauftragt haben herauszufinden, wie der Mann dieses Jahr tickt.
Bach Ansicht der Auftraggeberinnen zeigt die Studie: Männer setzen immer noch alles auf die Karriere-Karte, der Hausmann ist dagegen ein Exot. Demzufolge kommt Teilzeit für 62 % der Männer nicht in Frage, gerade mal 15 Prozent wären bereit, beruflich zurückzustecken. Frauen hingegen stellen heutzutage an ihre Männer doppelte Ansprüche: 66 % der Frauen wünschen sich, dass Männer viele Aufgaben im Haushalt und in der Familie übernehmen. Auf der anderen Seite ist es aber auch 52 % der Frauen weiterhin sehr wichtig, dass Männer im Beruf erfolgreich sind. Diese „Supermann-Rolle“ überfordere die deutschen Männer: Die Studie zeigt, dass jeder dritte Mann, bei den Singles sogar jeder Zweite, das Gefühl hat, den an ihn gestellten Erwartungen nicht gewachsen zu sein.
In puncto Gleichberechtigung meinen inzwischen 64 % der Männer, dass es reicht, 28 % sind sogar davon überzeugt, dass diese sogar schon übertrieben wird. Einen Umstand, den die Chefredakteurin der Zeitschrift bedauert, da Gleichberechtigung nur als gemeinsames Projekt von Männern und Frauen gelingen kann. Ihre Schlussfolgerung: „… die Gesellschaft muss Strukturen schaffen, in denen Männer sich auch ändern können: Noch sind 71 % aller Deutschen sicher, dass ein Arbeitgeber kein Verständnis zeigt, wenn ein Vater zugunsten der Familie kürzer treten will.“
Ja das ist ein entscheidender Punkt: kein Verständnis, keine Anerkennung und erst recht keine Wertschätzung. Das sind keine Bedingungen für Verhaltensänderungen. Und was die Einschätzung der gesellschaftlichen Diskussion zum Thema ‚Gleichberechtigung angeht bin ich der Auffassung, Männern reicht es, als Objekte einer „frauenzentrierten“ Debatte über quantitative Aspekte der Gleichstellung behandelt zu werden. Das subjektive Interesse an „guter Arbeit“ und einer partnerschaftlichen Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit als einem Schlüsselfaktor zur gleichberechtigten Teilhabe an allen Lebensbereichen ist sehr wohl vorhanden.