Die Gedanken eines werdenden Vaters
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 8. Januar 2013
wurden von Malte Welding formuliert und in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlicht:
‚… In sechs Wochen kommt mein erstes Kind zur Welt, und ich habe keine Ahnung, wie ich es von A nach B bekommen soll, ohne es dabei zu verletzten oder zu töten. Und diese Frage gehört noch zu den leichtesten.
In ihrer Kinderwagen-Untersuchung fand die Stiftung Warentest in jedem der geprüften Wagen Giftstoffe. Für Puppenkinderwagen würden strengere Vorschriften gelten, so die Tester. Spielzeug muss Grenzwerte für Weichmacher einhalten, ein Kinderwagen nicht. Wenn die Stiftung Warentest zu diesem Urteil kommt, fällt es einem natürlich schwer, einen Kinderwagen auszuwählen. Aber darf ich das Kind überhaupt rollen? Oder ist es dann nicht zu weit weg von mir? Ein Baby braucht doch Körperkontakt. Also lieber doch eine Babytrage? Der klassische Babybjörn?
“Ein Babybjörn geht gar nicht“, sagt meine Bekannte S., mit zwei Kindern die erfahrenste Mutter in unserem Freundeskreis. …
“Ja“, bestätigt unsere Hebamme, „Babybjörn ist nicht gut.“ Stattdessen soll man ein Tuch benutzen.
“Tücher sind ganz furchtbar“, sagt S. „Da musst du Knoten können wie ein Seemann.“
Ein Seemann bin ich ganz und gar nicht. Das Kind würde sicher stürzen. Aber gegen den Rat meiner Hebamme will ich nicht handeln. Wer jetzt spottet, der soll das ruhig tun.
Kein Schwangerschaftslaie kann sich vor einer Schwangerschaft vorstellen, was an Entscheidungen auf einen zukommt. Das Entscheidungsdilemma wird ihn spätestens dann erwischen, wenn er dieses kleine Blinken auf dem Ultraschallmonitor sieht. „Das ist der Herzschlag“, sagt einem eine freundliche Medizinerstimme, und von diesem Moment an ist man der vorsichtigste Mensch der Welt. …‘