Familienfreundlichkeit auch in Männerdomänen
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Sonntag 26. Juni 2011
Für viele Personalverantwortliche im Handwerk werden die älter werdenden Belegschaften zu einer ernsten Herausforderung, erklärt die Handwerkskammer für die Region Aachen nach einer Sonderumfrage. An der hatten 270 Firmen mit 5000 Beschäftigten teilgenommen. 40,4 % der Befragten gaben an, dass bei ihnen in den nächsten fünf Jahren durchschnittlich zwei Mitarbeiter in Rente gehen.
„Bei einer durchschnittlichen Betriebsgröße im Handwerk von sieben Beschäftigten sind deswegen Personalengpässe zu befürchten, die existenzgefährdend sein können“, fasst die Handwerkskammer zusammen. Schließlich werde auch die Anzahl der Bewerber zurückgehen.
Die meisten Betriebe ergreifen deshalb Maßnahmen zur Fachkräftesicherung:
61,3 % haben ihre Ausbildung verstärkt, fast 60 % qualifizieren ihre Mitarbeiter stärker und rund 48 % machen Überstunden, um die Kundenaufträge zu erledigen.
Ergänzend greifen 18,5 % der Inhaber auf Zeitarbeiter zurück oder decken Spitzen durch gegenseitige Kollegenhilfe ab. Knapp ein Drittel der Chefs will ältere Mitarbeiter länger im Betrieb halten und investiert in die Gesundheitsförderung und den ergänzenden Maschineneinsatz.
27,2, % der Betriebe treffen Regelungen, um die Arbeit familienfreundlicher zu gestalten – auch in Männerdomänen wie dem Bauhandwerk oder den Handwerken für den gewerblichen Bedarf. Dabei haben die Firmeninhaber auch den Zufriedenheitsgrad der jungen Väter im Auge, die sich in die Betreuung ihrer Kinder einbinden möchten. Dem wollen die Chefs soweit möglich Rechnung tragen, ergab die Umfrage.
Überdurchschnittlich viele Betriebsinhaber aus den stark mit weiblichen Fachkräften besetzten Gesundheits- und Nahrungsmittelhandwerken wollen die Familienfreundlichkeit steigern.
Auf die verstärkte Einstellung und Ausbildung von Migranten setzen derzeit 7 % der Handwerksunternehmen. Nur ein verschwindend geringer Teil (zwischen 1,2 und 2,1 %) denkt daran, Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben und anzustellen.