Freiheit, Gleichheit, Väterlichkeit
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Freitag 25. März 2011
Frankreich erwägt, junge Väter nach der Geburt eines Kindes verpflichtend in Urlaub zu schicken. Die Babypause sei eine Karrierebremse – und die muss gerecht verteilt werden. … Diesen Vorschlag macht Laurence Parisot, Präsidentin des mächtigen französischen Unternehmerverbandes Medef. Sie schlägt vor, nach der Geburt eines Kindes den Vater obligatorisch in Urlaub zu schicken. „Es ist traurig, aber wir kommen in Sachen Gleichberechtigung der Geschlechter nicht mehr voran“, sagt die 51 Jahre alte Unternehmerin. …
Ihr Vorstoß trifft auf viel Zustimmung. „Wir müssen gewisse Stereotypen aufbrechen“, fordert Roselyne Bachelot, die Ministerin für sozialen Zusammenhalt. „Auch Männer sind dazu fähig, sich um ihre Kinder zu kümmern.“ Ihr Kollege Xavier Bertrand, der Arbeitsminister, ist ebenfalls für Vaterferien; auch Gewerkschafter und Soziologen sind angetan von der Idee.
Argumentiert wird, die bisherige Rollenverteilung bei der Babybetreuung benachteilige Frauen in den Firmen massiv. Weil Arbeitgeber damit rechneten, dass Frauen mehrmals wegen einer Geburt für längere Zeit ausfielen, bevorzugten sie Männer bei Einstellungen und Beförderungen. Tatsächlich dominieren bei leitenden Jobs in französischen Betrieben noch immer die Männer. Zeitarbeitsstellen und Jobs für Unqualifizierte werden dagegen meist von Frauen besetzt. Im Schnitt verdienen Französinnen 27 Prozent weniger als die Männer.
Der Babyurlaub sei eine Karrierebremse, argumentiert die Arbeitssoziologin Sabine Erbès-Seguin. „Es ist zu begrüßen, wenn dieses Handicap gerecht verteilt wird, und sei es unter Zwang.“ Bislang steht den Frauen in Frankreich ein vollbezahlter Mutterschaftsurlaub von 16 Wochen zu. Die Hälfte davon ist obligatorisch. Männer müssen nicht in Vaterschaftsurlaub gehen. Falls sie es wollen, stehen ihnen bei Geburt eines Kindes insgesamt 14 Tage Ferien zu. Den Lohnausfall übernimmt die Sozialversicherung, bei Besserverdienenden allerdings nur teilweise. So lassen sich lediglich 60 Prozent der Männer auf den Vaterschaftsurlaub ein. Viele fürchten, eine Babypause werde von ihren Chefs nicht gerngesehen.
Ein Zwangsurlaub für Väter werde die französische Gesellschaft genauso tief verändern wie einst die Einführung des Wahlrechts ab 18 Jahren, prophezeit die Bossin der Bosse, Laurence Parisot. Nun wird über Dauer und Bezahlung diskutiert. Die Gewerkschaft CFDT schlägt zwei Monate vor, bei achtzigprozentiger Gehaltsfortzahlung. Sie propagiert auch einen neuen Dreiklang, auf den Frankreich künftig hören soll: „Égalité, Paternité, Liberté!“
Donnerstag 31. März 2011 um 13:26
Super Idee – Bekommen die Frauen auch 80% ? 🙂 #equalpay