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Archiv für Juli 6th, 2010

Froh zu sein bedarf es weniger

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. Juli 2010

Frauen sind mit niedrigeren Einkommen zufrieden als Männer. Zu diesem Ergebnis kommen zwei Untersuchungen von Wissenschaftlern des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), der Universität Bielefeld und der Universität Konstanz. Demnach meinen Frauen, dass ihnen „gerechterweise ein geringeres Bruttoeinkommen zusteht als Männern“. Dieses Ergebnis dürfte die Debatte über hohe Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern in Deutschland antreiben.

Personalchefs kennen das Phänomen: In Gehaltsverhandlungen treten Frauen bei gleicher Kompetenz vorsichtiger und zurückhaltender auf als Männer. Die Studien von Stefan Liebig, Jürgen Schupp und Thomas Hinz liefern nun einen empirischen Beleg dafür, dass dieser Eindruck korrekt ist. Die Wissenschaftler befragten im Rahmen des „sozio – ökonomischen Panels“ 10.000 Erwerbstätige, ob sie ihr eigenes Einkommen für gerecht halten. Wer sein eigenes Einkommen als ungerecht einstufte, sollte angeben, welchen Betrag er (oder sie) angemessen fände.

Das Ergebnis überraschte die Wissenschaftler. Dem bekannten Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen – er liegt in Deutschland bei mehr als zwanzig Prozent – entspricht auch ein Unterschied der Ansprüche. „Das Einkommen, das Frauen für sich als gerecht ansehen, liegt sogar unter dem Einkommen, das die Männer real erzielen“, sagt Jürgen Schupp vom DIW. Die Zurückhaltung der Frauen zeigte sich bei ungelernten Hilfskräften ebenso wie bei Akademikerinnen: Stets war das von Frauen als gerecht angesehene „Wunschgehalt“ niedriger als das reale Gehalt vergleichbar qualifizierter Männer.

Politisch brisant sind diese Ergebnisse, weil sie einen neuen Akzent in der Diskussion über die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen setzen. Bisher wird die Einkommenskluft meist als Diskriminierung der Frauen durch Unternehmen gesehen.

Die neuen Ergebnisse machen es gleichwohl schwierig, die Schuld für Einkommensunterschiede alleine den Unternehmen zuzuschreiben: Firmen sind am Entstehen niedriger Frauengehälter zwar stark beteiligt, was sich auch in ihrem Zögern zeigt, die Gehaltsunterschiede von sich aus zu verringern oder Führungspositionen mit Frauen zu besetzen. Beteiligt sind freilich auch Frauen, die sich mit weniger zufriedengeben als Männer. Der Eindruck, dass die Arbeit von Frauen weniger wert ist als die von Männern, ist offenbar in der gesamten deutschen Gesellschaft verbreitet: bei Männern und Frauen, bei Angestellten und Chefs.

Ein Befund der Forscher deutet darauf hin, dass das Thema trotz der neuen Ergebnisse ein Politikum bleibt: Die überwiegende Mehrheit der Befragten war der Meinung, dass das Geschlecht eines Menschen die Höhe seines Einkommens nicht beeinflussen sollte. Den wenigsten Befragten war dabei wohl bewusst, dass ihre abstrakten Prinzipien den eigenen konkreten Urteilen über niedrige Frauengehälter widersprachen.

Die Ergebnisse der Studien werden am Mittwoch, den 7. Juli, im Wochenbericht des DIW, Heft 27-28, veröffentlicht.

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Deutschlands erster Väterbeauftragter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. Juli 2010

Der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft stellt jeden Monat eine Hochschulperle vor, aus denen die Hochschulperle des Jahres 2010 gekürt wird. Hochschulperlen sind innovative, beispielhafte Projekte, die in einer Hochschule realisiert werden. Weil sie klein sind, werden sie jenseits der Hochschulmauern kaum registriert. Weil sie glänzen, können und sollten sie aber auch andere Hochschulen schmücken.

Die Hochschulperle des Monats Juli 2010 bekommt die Charité in Berlin. Sie hat den bundesweit ersten Väterbeauftragten. Jakob Hein ist seit Anfang 2009 Ansprechpartner für alle männlichen Mitarbeiter, die erwägen, zur Betreuung ihres Kindes in Elternzeit zu gehen. Bei ihm können sie sich über rechtliche und vertragliche Rahmenbedingungen informieren, aber auch moralische Unterstützung für die Durchsetzung ihres Vorhabens bekommen.

Immer noch finden die auf Männer durch eine Vaterschaft zukommenden Veränderungen und Belastungen nur im geringen Maß gesellschaftliche Beachtung. Viele Schwangerschaftsberatungsstellen verfügen bis heute über keinen männlichen Berater. Auch Familienberatungsstellen bieten kaum auf Väter zugeschnittene Beratungsangebote an. Mit ganz praktischen Fragen zum Thema Vaterschaft werden die Männer meist allein gelassen, sagt auch Jakob Hein: „Ich spreche aus eigener Erfahrung, da ich selbst fünf Monate in Elternzeit war.“ Nach der Geburt seines ersten Sohnes vor gut sieben Jahren hatte er dafür allerdings noch unbezahlten Urlaub nehmen müssen.

Jakob Hein soll zwischen werdenden Vätern und ihren Vorgesetzten vermitteln und sie von der Wichtigkeit zufriedener Eltern im Beruf überzeugen. Auch die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Charité, Christine Kurmeyer, freut sich über die Arbeit von Jakob Hein: „Das ist für alle Beteiligten ein Gewinn: für die Väter, die Kinder und nicht zuletzt auch für die Frauen.“ Dass Nachfrage besteht, bewies der Ansturm, den Hein erlebte, nachdem er seine Tätigkeit aufgenommen hatte: mit zeitweise 30 Anfragen pro Woche. Inzwischen hat er im Intranet für die rund 15.000 Beschäftigten der Charité eine Info-Plattform eingerichtet.

In einem Punkt allerdings bleiben die Männer benachteiligt: Bisher ist Jakob Hein Väterbeauftragter im Ehrenamt – und ohne eigenes Budget. Das mache sich bei allem Engagement durchaus bemerkbar, sagt Jakob Hein. Dennoch: „Väterbeauftragter zu sein ist eine feine Sache.“ Er könne jedem Unternehmen nur empfehlen, solch eine Position einzurichten, denn sie sei ein Signal an die Beschäftigten.

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Aktive Vaterschaft und Beruf – eine Analyse betrieblicher Hindernisse

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. Juli 2010

Johanna Possinger hat ein Working Paper zur „Vereinbarkeit von Vaterschaft und Beruf – eine Analyse betrieblicher Hindernisse“ veröffentlicht. Es handelt sich dabei um Teilergebnisse ihrer noch laufenden Dissertation mit dem Arbeitstitel „Zwischen Sorgearbeit und Brotverdienen – Väter im Spannungsfeld von Familien- und Erwerbsleben“. Die wichtigsten Ergebnisse sind:

Väter in Deutschland wollen ihre traditionelle Funktion als Brotverdiener der Familie zunehmend um Elemente engagierter Vaterschaft erweitern – ein Einstellungswandel, der sich auch im steigenden Beliebtheitsgrad des Elterngelds bei Männern niederschlägt. Gleichwohl herrscht in den meisten Familien – nicht immer freiwillig – eine traditionelle Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit.

Im vornehmlich vom Beruf geprägten Alltag von Vätern kommt den ArbeitgeberInnen eine besondere Bedeutung zu. Allerdings können auch Unternehmen, die als familienfreundlich gelten, die Vereinbarkeitsdilemmata von Vätern oft nicht oder nur unbefriedigend lösen.

Aus Angst vor einem „Karriereknick“ nehmen die meisten Männer keine familienbewussten Angebote in Anspruch. Dabei erweist sich die antizipierte Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes häufig als unbegründet. Vielmehr sind es Befürchtungen informeller Natur, wie der Verlust von Zuständigkeiten oder eine Außenseiterposition im Kollegenkreis, die auf Väter abschreckend wirken.

Arbeitsklima, Betriebsklima und Unternehmenskultur werden als Handlungsfelder einer familienbewussten Personalpolitik oft unterschätzt, dabei sind sie ausschlaggebend für die tatsächliche Familienfreundlichkeit eines Betriebs. Werte und Verhaltenskodices, die auf diesen Ebenen verankert sind, wie jederzeitige Verfügbarkeit, körperliche Anwesenheit am Arbeitsplatz sowie „traditionelle“ Vorstellungen von Männlichkeit, können so dominant sein, dass sie die eigentlich vorhandenen familienfreundlichen Angebote untergraben bzw. außer Kraft setzen.

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‚Unternehmen sind schrecklich fantasielos’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. Juli 2010

Familienministerin Kristina Schröder fordert flexiblere Teilzeitangebote für Eltern. Viele Väter und Mütter würden gerne mehr als 20 oder weniger als 40 Wochenstunden arbeiten. „Aber da sind etliche Unternehmen noch immer schrecklich fantasielos und bieten nur 20- oder 40-Stunden-Modelle an.“

Das sagte Schröder der Zeitung „Die Welt„. Zudem beklagte sie eine „Präsenzkultur“ in deutschen Firmen. In anderen Ländern sei es selbstverständlich, dass Väter und Mütter pünktlich um 18 Uhr nach Hause gingen, um ihre Kinder noch wach zu erleben. In Deutschland stießen solche Eltern dagegen oft auf Unverständnis.

In der Analyse stimme ich der Ministerin zu. Unternehmen in Deutschland nutzen die Potenziale der beschäftigten Väter und Mütter bei weitem nicht aus und setzen auf Anwesenheit statt auf Leistung. In Schweden werden zum Beispiel junge Väter von ihren Vorgesetzten angesprochen wenn sie nach 16:00 Uhr (im Ministerium beginnt der Arbeitstag offensichtlich ein wenig später) noch am Arbeitsplatz sind.

‚Was machst du noch hier, du wirst zuhause gebraucht, von deiner Familie und deinem Kind, deinen Kindern. Diese Haltung kann ich nicht alleine durch Gesetze bewirken, eine solche Kultur muss sich entwickeln. Von Seiten der Politik muss ich aber schon beachten, welche Anreizsysteme für welche Arbeitszeitmodelle zum Bespiel beim Ehegattensplitting gesetzt werden.

Wenn sich eine Mehrheit der Familien eine gleichmäßige Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit wünscht, kann dies sehr wohl durch steuerliche Rahmenbedingungen, d.h. gesetzliche Regelungen befördert werden. Bislang unterstützt das Gesetz ja genau das Gegenteil.

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