Wenn falsche Vorwürfe ein Leben ruinieren
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 4. Juli 2010
Ein heißes Eisen packte das Frauenmagazin Mona Lisa an. Ausgehend vom aktuellen Fall des Moderators Jörg Kachelmann, zeigt das Magazin verschiedene Fälle, in denen Männer falschen Anschuldigen ausgesetzt und zum Teil Jahre unschuldig im Gefängnis verbringen mussten.
Jörg Kachelmann sitzt seit fast vier Monaten in Untersuchungshaft, angeklagt wegen Vergewaltigung. Ob schuldig oder nicht, allein der Verdacht sei so ruinös, sagt die Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen, dass er sich selbst bei einem Freispruch nicht mehr davon erholen werde.
Genau das ist dem Arzt Philipp Berdel passiert. Vor zwei Jahren bezichtigte ihn seine Ehefrau, er habe sie fünf Mal brutal vergewaltigt. Sein Fall wurde in aller Öffentlichkeit ausgeschlachtet. Er sei sehr enttäuscht von dem Menschen gewesen, so Berdel, mit dem er einmal sein Leben geplant hatte, aber eine noch größere Enttäuschung sei das Rechtssystem gewesen. Denn obwohl der Bonner Oberarzt von Anfang an belegen konnte, dass er Opfer einer Intrige ist, wurde er angeklagt.
Es waren so schwerwiegende Vorwürfe, wenn die durchgekommen wären, sagt Berdel, wäre er für mehrere Jahre im Gefängnis gewesen, hätte seine Approbation, alles verloren. Erst vor vier Wochen bestätigte das Gericht endlich seine Unschuld. Gisela Friedrichsen, Gerichtsreporterin bei „Der Spiegel“, hat den Fall Berdel dokumentiert. Sie erkennt ein typisches Muster wieder: „Um einen Mann fertig zu machen, ist es das Einfachste, zu sagen, er hat mich oder ein Kind vergewaltigt. Es gibt davon tausende solcher Fälle.“
Wenn es um den Vorwurf der Vergewaltigung gehe, sei die Unschuldsvermutung quasi außer Kraft gesetzt, lautet das Fazit des Hamburger Strafverteidigers Johann Schwenn. Er befasst sich seit vielen Jahren mit solchen Fällen: „Wer behauptet, Opfer eines Sexualdelikts geworden zu sein, wird von Anfang an so behandelt, als sei das so. Und gegen diese Feststellung ist nahezu kein Kraut gewachsen.“
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