Es geht um mehr als 2 Monate zusätzliches Elterngeld für Väter
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 2. April 2010
Gestern habe ich an dieser Stelle über das Veto des Finanzministers gegen die Pläne zur Weiterentwicklung des Elterngeldes und der Partnermonate berichtet, Die zwei zusätzlichen Monate für Väter sind nicht billig, es geht um 250 Millionen Euro. In ihrem Kommentar in der taz macht Barbara Dribbusch deutlich, das es um viel mehr als das Geld geht. Es geht um einen weiteren Schritt hin zu einer partnerschaftlichen Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit auf der einen und zwei weitere in den Unternehmen hin zu einer Unternehmenskultur, die weniger auf Anwesenheit setzt und ‚Vereinbarkeit’ nicht nur in Form Hochglanzbroschüren und Sonntagsreden betont, sondern tatsächlich lebt:
‚Auf den ersten Blick scheint es nur ein Konflikt zwischen Sozialpolitik und Finanzen zu sein. In Wirklichkeit jedoch geht es um einen tiefen Wandel in der Lebensorganisation von Paaren, wenn jetzt um eine Erweiterung des Elterngeldes gestritten wird. Nach dem Referentenentwurf aus dem Familienministerium soll es künftig vier statt zwei der sogenannten Vätermonate geben. Außerdem soll es länger möglich sein, dass beide Eltern gleichzeitig auf Teilzeit gehen und dabei Teilelterngeld beziehen – und dies gemeinsam bis zu 14 Monate lang. Bisher ist eine solch gleichberechtigte Arbeitsteilung unattraktiv, weil dadurch schon nach sieben gemeinsamen Monaten der Anspruch auf Elterngeld verbraucht ist.
Kämen die Neuerungen, die so schon im Koalitionsvertrag vereinbart waren, könnte dies also vieles verändern, auch in der Wirtschaft: Unternehmen wären damit konfrontiert, dass viele Väter nicht mehr nur zwei, sondern vier Monate abwesend sind. Ob man länger aussetzen kann, ohne Karriereoptionen einzubüßen, ist eine der ungeklärten Fragen der männlich dominierten Unternehmenskultur.
Firmen müssten sich überdies damit abfinden, dass mehr Männer für ein gutes Jahr auf Teilzeit wechseln wollen, um sich mit der gleichfalls verkürzt arbeitenden Partnerin die Erziehungsaufgaben zu teilen. Die Erweiterung des Elterngeldes fördert eine neue Ökonomie in den Geschlechterrollen. Denn gerade in den kritischen Monaten nach der Geburt eines Kindes „traditionalisieren“ sich bisher viele Paare, weil die Väter Überstunden kloppen und die Mütter im Job aussetzen. …’
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