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lebe deinen Traum!

Archiv für Oktober, 2006

Kampf gegen alte Rollenmuster

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 23. Oktober 2006

Gute Beispiele von Männern, die ihre Arbeitszeit reduzieren um sich aktiv um Familie und Kinder kümmern zu können, sind selten, Führungskräfte in Teilzeit noch seltener. Viele Väter fürchten einen Karrierknick, wenn sie ihre Arbeitszeit um ein paar Stunden oder mehr reduzieren. Manuela Keil hat am vergangenen Samstag im Hamburger Abendblatt eine ganze Reihe von aktiven Vätern und Unternehmen die neue Wege gehen vorgestellt:

‚Dr. Andreas Bock hat gute Erfahrungen gemacht. Der 42-Jährige ist Leiter der Systementwicklung bei der Basler AG in Ahrensburg. Er arbeitet drei Tage in der Firma, an den beiden anderen Tagen zu Hause jeweils zwei Stunden. „Das geht am Heimarbeitsplatz mit Zugang zum Firmenrechner sehr gut.“ Bock hat 13 Mitarbeiter und einige Aufgaben an seinen Stellvertreter delegiert. Seine Frau arbeitet auch drei Tage pro Woche. „Am Anfang war da schon eine große Skepsis in der Firma“, sagt Bock, „gerade als Führungskraft geht es auch um Abteilungsentwicklung.“ Deshalb habe man ihm zunächst nur ein halbes Jahr bewilligt, „um zu sehen, ob es klappt.“ …

Torsten Maddey musste mit alten Rollenmustern kämpfen, als er vor acht Jahren ein Jahr Elternzeit nahm und ganz zu Hause blieb. Heute arbeitet der 43-Jährige Sparkassenbetriebswirt an vier Wochentagen bei der Hamburger Sparkasse. „Vor acht Jahren war ich seit 1827 der dritte Mann bei der Haspa, der für die Kindererziehung zu Hause blieb.“ Inzwischen arbeiten dort 20 Väter in Teilzeit.

Er müsse sich schon mal Sprüche der Kollegen anhören, wenn er pünktlich den Arbeitsplatz verlasse, um ein Kind vom Kindergarten abzuholen, sagt Maddey. Aber er habe viel gelernt in dem Jahr zu Hause. „Eigentlich müsste das jeder Mann mal machen, der Kinder hat.“ Zeitmanagement und Organisation seien kein Thema mehr für ihn. Er habe gelernt, jede Minute zu nutzen und nichts aufzuschieben. …

Mathias Otto ist Teamleiter Infrastruktur bei Lufthansa Technik. Dort arbeiten 500 Mitarbeiter Teilzeit, davon 278 Männer, 21 von ihnen wegen Kinderbetreuung. Otto sind 54 Mitarbeiter zugeordnet. Der 42-Jährige Vater zweier Kinder arbeitet seit Februar Teilzeit, abwechselnd zwei und drei Tage die Woche. „Es wird erwartet, dass man in der kurzen Zeit dasselbe schafft wie an fünf Tagen. Man braucht ein dickes Fell.“‚

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit klaffen in der Regel noch Welten. Häufig stößt der Versuch von Vätern, ihre Arbeitszeit für die Familie zu reduzieren, in der Arbeitswelt auf Unverständnis – sowohl bei den Chefs als auch bei Kollegen.

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Die neue ‚V – Klasse‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 22. Oktober 2006

Thea Dorn, freie Autorin und Moderatorin der Bücher-Talk-Sendung Literatur im Foyer im SWR hat soeben ‚Die neue F-Klasse – Wie die Zukunft von Frauen gemacht wird‘ veröffentlicht.

F_Klasse.jpg

‚Wir haben eine Kanzlerin, die Männerdämmerung ist ausgerufen und noch nie in der Geschichte waren so viele Frauen so erfolgreich wie heute. Gratulation, die Beauvoirs und Schwarzers haben ganze Arbeit geleistet. Wie bitte? Gut ausgebildet und zur Selbstständigkeit erzogen, halten Frauen zwar heute den Geschlechterkampf für beendet, doch wer klar sieht, stellt fest: Der Erfolg der Emanzipation ist ein Märchen, solange Frauen siebzig Prozent der Niedrigverdiener ausmachen und der Großteil der Akakemikerinnen als Versorgerin von Mann und Kind im schwarzen Loch des Eigenheims verschwindet. Da hilft es auch nicht, wenn die Herren Chefredakteure die Frauen neuerdings wieder als Multi-Gebärende und große Aufopferungsvolle preisen.‘

Spiegel online hat einige Auszüge veröffentlicht, die die Rolle der Männer und die der Väter thematisieren:

‚Die Frage, wie moderne Elternschaft aussehen kann, ist eine der Fragen, die unsere Gesellschaft in den nächsten Jahren am meisten beschäftigen wird – jenseits der zynisch-verlogenen Hochglanz-Parolen, mit ein bisschen Lässigkeit und Spaß sei schon alles unter einen Hut zu zaubern. Was bedeutet es physisch und psychisch für eine Frau, ein Kind und einen herausfordernden Beruf zu haben? Welche Rolle müssen die Väter in derart veränderten Familien-Konstellationen spielen? Welche Institutionen muss der Staat bereitstellen? Gerade weil diese Fragen so dringend sind, ist es unerlässlich, sich bei denen umzuschauen, die bereits in zeitgemäßen Familienverhältnissen angekommen sind. Und gefährlich, die Thematik für den berufsjugendlichen beziehungsweise den als solchen kaschierten Spießer-Diskurs zu missbrauchen.‘

Interessanterweise glaubten auch die (von Männern betriebenen) Naturwissenschaften bis vor zweihundert Jahren, Kinder entstünden, indem der Mann seinen „Geist“ in die Frau hineingießt – oder wie es Dietrich Schwanitz in seinem Bestseller „Männer – Eine Spezies wird besichtigt“ formuliert: „Der Vater war der alleinige Schöpfer und die Mutter nur der Brutofen. Er war der Pflanzer und sie der Topf (und manchmal ein zerbrochener Krug).“ Es war eine der katastrophalsten Begriffsverwirrungen der Menschheitsgeschichte, zu behaupten, das männliche Pendant zum weiblichen Gebären sei das Schöpfen. Nein! Nein!! Nein!!!

Wenigstens im 21. Jahrhundert sollten wir endgültig einsehen, dass der dem Gebären komplementäre Vorgang das Zeugen ist. Und wenn dieser relativ überschaubare biologische Akt des Sperma-Abladens den Herren im Vergleich zum langwierigen und komplizierten Prozess der Schwangerschaft und Geburt zu bescheiden erscheint, als dass sie sich darauf etwas einbilden könnten – dann dürfen sie ihr Selbstbewusstsein liebend gern daraus beziehen, dass sie Zeitungsartikel schreiben oder Rasenmäher erfinden. Aber sie sollen bitte nie wieder erzählen, es sei „unfair“, wenn Frauen diese Dinge auch tun, wo sie doch schon die supertolle Gabe des Gebären-Könnens besitzen. Noch einmal zum Mitschreiben: Frauen gebären. Männer zeugen. Alles andere können beide Geschlechter.‘

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Oh, Mann – Männer sind anders

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 20. Oktober 2006

Was typisch Mann ist, war auch schon mal klarer. Heute engagieren sich Männer ganz selbstverständlich in Haushalt und Familie. Sie beteiligen sich an der Zubereitung der Mahlzeiten, kümmern sich um die Instandhaltung von Haus und Wohnung, übernehmen ihren Part bei der Betreuung der Kinder und sind sozial aktiver, als man ihnen nachsagt. Kurzum: Männerleben ist im Wandel. Nur verhindern starre Job-Strukturen in den Unternehmen, dass Männer so können, wie sie wollen. Gefragt ist mehr Raum für individuelle Lebensentwürfe. 

Im Gespräch mit Anja Dilk äüßert sich Peter Döge, Geschäftsführer des Instituts für anwendungsorientierte Innovations- und Zukunftsforschung (IAIZ) Berlin und Autor der Studie ‚Männer – Paschas und Nestflüchter?‚ im changeX Interview zu den Handlungsmöglichkeiten und -strategien von Männern und Unternehmen.

Auf die Frage, warum  die meisten Männer die vorhandenen (gesetzlichen) Möglichkeiten nicht wahrnehmen antwortete Döge:

‚Gute Frage. Männer wagen es nicht. Jene, die aktiv ihre Vaterschaft leben wollen, vernetzen sich kaum. Zudem gibt es in den Betrieben keine Ansprechpartner für sie. Es gibt fast keine Vätergruppen oder Männerworkshops. Wir haben überall Gleichstellungsbeauftragte – doch niemand ist für die Väter zuständig. Wenn wir schon über Gender diskutieren, wieso besetzen wir diese Posten nicht paritätisch mit Frauen und Männern? Zumindest einige Männer könnten darunter sein. Dann würden Männer auch der Genderberatung mehr zuhören, sie ernster nehmen. Allerdings bin ich optimistisch: Angesichts der demographischen Entwicklung wird den Betrieben keine Wahl bleiben, als den Männern mehr Flexibilität zuzugestehen. Wenn in zehn Jahren eine Führungskraft sagt: Ich komm die nächsten zwei Jahre nur, wenn ich auf 30 Stunden reduzieren kann, wird der Arbeitgeber wohl abnicken müssen. 

Welche Konsequenzen ziehen Sie für die Geschlechterpolitik? Wie kann man Handlungschancen und Chancengleichheit beider Geschlechter verbessern?

Geschlechterpolitik verstehe ich als Baustein von Managing Diversity. Es kommt darauf an, Unterschiede der Geschlechter zu erkennen und zu managen. Falsch ist der defizitäre Ansatz, mit dem wir es zurzeit meist zu tun haben. Er geht davon aus, dass es ein bedürftiges, benachteiligtes Geschlecht gibt, das gefördert werden muss, um nachzuziehen. Dieser Ansatz ist eher kontraproduktiv, denn er belässt den Defizitstatus bei den Frauen. Es sollte vielmehr darum gehen, beide Geschlechter in ihren Fähigkeiten wahrzunehmen, nicht die vermeintlichen Mängel des einen oder anderen auszubügeln. Wir brauchen eine Vielfalt der Konzepte. …‘

Das ganze Interview finden Sie bei changeX

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Zusammen wachsen – Väter und ihre Kinder

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 18. Oktober 2006

Am 20. Oktober erscheint der Kalender ‚Väter und ihre Kinder‘ zum zweiten Mal. Mit der Kalenderpräsentation und einer damit verbundenen Ausstellung der Bilder möchte der Autor Andreas Gerts demonstrieren, dass Vater – Kind – Gespanne ebenso natürlich schön aussehen wie Mutter – Kind – Gespanne. Dreizehn Vater – Kind – Paare wurden dafür von verschiedenen Berliner FotografInnen abgelichtet. Die aussagekräftigsten Bilder finden sich im Kalender 2007 und in der Ausstellung.
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Ausgangspunkt für das Projekt ist der gesellschaftliche Wandel, der dazu führt, dass Männer ihre Vaterrolle stärker wahrnehmen. Der aktive, partnerschaftliche Vater ist längst die Norm. Väter leisten sich Gefühlsoffenheit, Zärtlichkeit, Fürsorglichkeit und auch Schwäche gegenüber ihren Kindern. Die Bilder versuchen das Schöne, Witzige und Bindende einer Vater – Kind – Beziehung bildhaft auszudrücken.

Ergänzt werden die Vater – Kind – Fotos von einigen Drei – Generationen – Bildern: Auch Großväter sind zusammen mit ihren Söhnen und deren Kindern zu sehen.

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Keine Lust auf Karriere (ohne Familie)

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 17. Oktober 2006

Das Manager Magazin ist besorgt: ‚Der Wunsch nach Karriere ist bei den meisten Studenten in Deutschland gering: Hohes Einkommen, berufliches Prestige oder eine leitende Funktion – das ist den angehenden Akademikern weniger wichtig als Familie, Freunde, Partnerschaft und Freizeit. … Nur 26 Prozent sagen, dass sie auf alle Fälle Karriere machen wollen.‘ Der Nachwuchs sei ‚risikoscheu‘.

Risikoscheu? Da bekennt sich der akademische Nachwuchs, (das sind die, die nach Ansicht der Regierung auf jeden Fall Kinder bekommen sollen) auch dazu und ist im Gegenzug  sogar bereit auf ‚berufliches Prestige‘ und Einkommen zu verzichten um der Verantwortung in der Familie nachzukommen zu können. Und dann dieser Vorwurf, als nächstes kommt dann wohl ‚arbeitsscheu‘, wenn Väter in die Elternzeit gehen.

Ist das die Stimme der Wirtschaft die sonntags und neuerdings auch montags wohlfeile Erklärungen veröffentlicht um dann am nächsten Tag mögliches Verhalten, das auf einen neuen Stellenwert von Familie und Kindern in der Arbeitswelt hinauslaufen könnte bereits im Entstehen zu denunzieren?
Wenn ja, dann wäre die Glaubwürdigkeit endgültig geliefert.

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Väter sollen Arbeitswelt kinderfreundlicher machen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 17. Oktober 2006

In der heutigen Ausgabe der FAZ berichtet die konservative schwedische Autorin Anna Wahlgren über eine interessante Entwicklung in Schweden und verknüpft damit eine herausfordernde Perspektive, auch für Deutschland:

‚ … Immer mehr junge Väter kümmern sich um ihre kleinen Kinder, und ich beobachte eine interessante Entwicklung: Früher schrieben junge Mütter Bücher darüber, wie schrecklich das Leben mit kleinen Kindern zu Hause sei und wie sehr ihnen ihre Arbeit fehle. Heute schreiben junge Väter das Gegenteil: Wie wunderbar sie die Zeit mit ihrem Nachwuchs finden. Sie sagen, dass sie gern mehr Zeit für ihre Kinder hätten. Vielleicht sind es nun die jungen Väter, die das in Angriff nehmen, was die arbeitenden Mütter nicht geschafft haben: die Arbeitswelt so zu verändern, daß sie kinderfreundlicher wird.‘

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Studenten ist Familie wichtiger als Karriere

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 17. Oktober 2006

Familie, Freunde und Freizeit sind den meisten Studenten und Studentinnen wichtiger als ein hohes Einkommen und Ansehen im Beruf. Dies hat eine aktuelle Untersuchung des Hochschul – Informations – Systems (HIS) in Hannover ergeben, die vom Magazin ‚Zeit Campus‘ in Auftrag gegeben wurde.

Der Studie zufolge wünschen sich zwar fast alle Studenten und Studentinnen (96%) einen Job, der ihnen Spaß macht, für 77% ist das entscheidende Auswahlkriterium aber die Sicherheit des Arbeitsplatzes. Meiner Meinung nach liegt an dieser Stelle auch einer der entscheidenden Schalter für die Umsetzung eines vorhandenen Kinderwunschs. Zudem gaben 70% der Studenten an, sich später intensiv um Kind und Partnerin kümmern zu wollen.

Zu den Herausforderungen mit denen AkademikerInnen konfrontiert werden, die den Kinderwunsch realisiert haben, ist immer noch ein Artikel aus der FAZ Hochschlanzeiger vom Mai 2006 sehr lesenswert:  Akademiker im Fortpflanzungsstress, Kinder, Karriere, Krise?

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Deutschland braucht eine väterbewusste Arbeitswelt!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 16. Oktober 2006

Das war, wenn überhaupt, nur am Rande Thema des heutigen Gipfelgesprächs der Impulsgruppe der noch von der alten Regierung gebildeten ‚Allianz für die Familie‘.

Arbeitgeber, Gewerkschaften, Bundesregierung und Vertreter der Hertie und der Bertelsmann Stiftung tagten heute in Berlin und gossen alten Wein in schon leicht verstaubte Flaschen:

‚Wir wollen, dass Deutschland im internationalen Vergleich von Erfolgen lernt und sich an den Besten misst. Das neue Elterngeld wird aus diesem Grund eingeführt. Mit geeigneten Instrumenten wie dem Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit, der Potenzialanalyse Familienatlas, dem Benchmarking Report Vereinbarkeit, dem Unternehmenswettbewerb Erfolgsfaktor Familie sowie dem Audit berufundfamilie® werden wir unseren Standort bestimmen und Chancen verbessern.‘

‚DGB und BDA wollen dazu beitragen, dass die Erkenntnisse über den Gewinn aus familienbewusster Personalpolitik in die Unternehmen getragen werden und damit Chancengleichheit und Familienbewusstsein weiter an Dynamik gewinnen. Sie werden ihren Mitgliedern empfehlen, weitere Maßnahmen und Instrumente zur Verbesserung von Beruf und Familie in den Unternehmen zu ergreifen.‘

‚Wir haben uns heute zusammen mit der Bundeskanzlerin auf das Ziel verständigt, Familienbewusstsein als Markenzeichen in der deutschen Wirtschaft zu etablieren. Die Bertelsmann-Stiftung und die Hertie-Stiftung leisten dazu herausragende Beiträge.‘

‚Deutschland braucht mehr Kinder‘ aber damit keine überbordenden Erwartungen geweckt werden steht’s auch schon im ersten Abschnitt: ‚Der Staat kann nicht alles leisten‘.
Stimmt, aber zum Umsteuern sind klare Visionen und diese unterstützende gesellschaftliche Rahmenbedingungen gefragt und weniger Allgemeinplätze und Ansammlungen von Unverbindlichkeiten.

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… an ihren Taten werdet ihr sie erkennen!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 15. Oktober 2006

Bei der Aufarbeitung der Mails der vergangenen Woche bin ich an einer Pressemeldung der SPD zur Familienpolitik hängen geblieben. Dort erklärt Bärbel Dieckmann, im SPD Vorstand für das Thema zuständig unter anderem:

‚Alle Studien zeigen aber, dass viele junge Menschen ihren vorhandenen Kinderwunsch insbesondere deshalb nicht verwirklichen, weil sie sich in beruflich unsicheren Situationen befinden. Vor allem von jungen Frauen zwischen 25 und 35 wird viel erwartet – gute Abschlüsse, Einstieg in die berufliche Karriere und Gründung von Familien. Viele junge Frauen und Männer arbeiten in befristeten Arbeitsverhältnissen, gleichzeitig gelten Auszeiten zur Kindererziehung für viele Arbeitgeber noch immer als Disqualifikationszeiten. Hier ist ein Umdenken der Wirtschaft dringend notwendig.‘

Die SPD weiß wohl selber, warum sie diesen Abschnitt in ihren News zu dem Thema nicht abgedruckt hat. Der geneigte Leser bzw. die Leserin könnte ja auf den Gedanken kommen zu fragen, was denn die SPD als Regierungspartei an diesem Punkt unternommen bzw. geplant hat.

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Aktive Vaterschaft als männliches Statussymbol

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 15. Oktober 2006

Die Bundesregierung hat jetzt ein Interview veröffentlicht, das Bundesfamilienmisterin Ursula von der Leyen am 29. September der Berliner Zeitung gegeben hat. Dort hat sie sich unter anderem für eine Väterbewegung in Deutschland ausgesprochen, die eine Emanzipation der Männer von alten Rollenklischees beschleunigen soll und auch angeregt, aktive Vaterschaft als männliches Statussymbol anzuerkennen, wie dies in Schweden längst der Fall sei.
Auszüge aus dem Interview:

Berliner Zeitung: Frau von der Leyen, es wird zurzeit viel darüber diskutiert, ob der Feminismus am Ende ist und Frauen sich wieder auf die Mutterrolle beschränken sollten. Was sagen Sie dazu?

Ursula von der Leyen: Wir haben nicht zu viel Emanzipation, sondern zu wenig. Die gläserne Decke, die Frauen am beruflichen Aufstieg hindert, existiert nach wie vor. Frauen haben zwar viel mehr Chancen als früher, aber die Frage ist jetzt: Wer hat beruflich die Folgen zu tragen, wenn Kinder geboren werden?

Berliner Zeitung: Die Antwort dürfte klar sein.

von der Leyen: Lassen sie es mich so sagen: Mit der Emanzipation der Männer sind wir noch weit zurück. Deutschland braucht eine Väterbewegung.

Berliner Zeitung: Wie meinen Sie das?

von der Leyen: Emanzipation heißt doch, dass man seine eigene Rolle entwickelt und erweitert. In Deutschland ist ein Mann nach wie vor nur dann ein echter Mann, wenn er erfolgreich im Beruf ist. Die Rolle als Vater ist noch recht unterentwickelt. In Skandinavien gehört aktive Vaterschaft zum Erfolg in Beruf und Gesellschaft dazu, sie ist ein männliches Statussymbol.

Berliner Zeitung: Bei uns wird neuerdings beklagt, dass Jungs von den Mädchen abgehängt werden. Teilen Sie die Sorge?

von der Leyen: Ich finde es nicht schlimm, dass Mädchen in Sachen Bildung an den Jungen vorbeiziehen. Wären die Zahlen anders herum, würde kein Hahn danach krähen. Man würde es als Gott gegeben betrachten. Dennoch müssen wir genauer hingucken, was mit den Jungs los ist.

Berliner Zeitung: Und was ist mit ihnen los?

von der Leyen: In der Gruppe der Jugendlichen ohne Schulabschluss und ohne berufliche Qualifikation sind überwiegend Jungen, viele mit Migrationshintergrund. Sie fühlen sich abgehängt und klammern sich umso stärker an tradierte Rollenmuster. Aus Angst, komplett die Orientierung zu verlieren. Diese Jungs sind in den ersten Lebens- und Schuljahren zu wenig integriert worden, sie haben kaum männliche Vorbilder im Alltag erlebt, die sie für Bildung und Verantwortung für andere als Wert an sich begeistert haben. Das Drama der bildungsarmen Kinder ist doch, dass sie isoliert sind …

Berliner Zeitung: …und Dass diese Jungen keine Partnerin mehr finden.

von der Leyen: Das ist kein deutsches Phänomen, das konnte man bereits vor 15, 20 Jahren etwa in Schweden beobachten. Dort haben sich daraufhin Werte und Ziele für Männer verändert. Ein akzeptierter Mann ist nicht mehr der Boss, sondern der, der Partnerschaft ernst nimmt. Er schätzt die Bildung der Frau und betrachtet sich im Bezug auf Kinder nicht als zweitklassige Mutter, sondern als erstklassiger Vater. Das hat die Gesellschaft enorm verändert und das Gleichgewicht auf dem Ehemarkt wieder hergestellt.

Berliner Zeitung: Wie reagieren eigentlich die Herren in Ihrer Partei, wenn Sie so reden?

von der Leyen: Bei den über 60-Jährigen hat sich eine gewisse Wachheit entwickelt.

Berliner Zeitung: Bezogen worauf?

von der Leyen: Bezogen auf ihre erwachsenen Töchter. Die Männer sind stolz auf deren berufliche Erfolge, aber bedauern, dass die Enkelkinder ausbleiben. Und weil sie ihre Töchter lieben, realisieren sie, dass Kinderlosigkeit eben nicht das Ergebnis einer selbstsüchtigen Generation ist.

Berliner Zeitung: Verraten Sie uns, wer von den Unionsmännern das erkannt hat?

von der Leyen: Es wäre nicht fair, nur einen zu nennen. Aber ich kann Ihnen sagen, dass Edmund Stoiber mich sehr unterstützt hat, als es in den Koalitionsverhandlungen um Vereinbarkeit von Beruf und Familie ging.

Berliner Zeitung: Aha. Und was ist mit den Jüngeren?

von der Leyen: Ein wachsender Anteil erkennt, dass wir den jungen Menschen Antworten auf ihre ganz realen Probleme geben müssen. Wir können nicht mit Rezepten kommen, die vielleicht noch vor 30 Jahren galten. Eines der realen Probleme ist, dass Männer unsicherer werden, ob sie eine Familie ernähren könnten. Berechtigt. Deshalb müssen wir konsequent daran arbeiten, dass Partner gleichermaßen Verantwortung für Einkommen und Erziehung übernehmen. Nur so lässt sich auch die Kinderarmut reduzieren.

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