Der Nordschleswiger, die deutsche Zeitung in Dänemark, setzt sich heute in einem Leitartikel kritisch mit dem Verhalten der dänischen Väter auseinander und lobt unter anderem die deutsche Regelung zu den Vätermonaten:
‚Dänemarks Väter ziehen es vor, den Nachwuchs am Abend in die Arme zu schließen und tagsüber Geld zu verdienen. In den nordischen Ländern, mit denen sich Dänemark zu vergleichen pflegt, sieht dies anders aus. Dort bleiben viel mehr Väter länger bei ihren Neugeborenen als im hiesigen Königreich. Das ist aber nicht allein Schuld der Väter, sondern in hohem Maße auch der Politik und der Wirtschaft, hat Bente Marianne Olsen, die sich wissenschaftlich mit dem Thema beschäftigt, herausgefunden.
In den nordischen Nachbarländern gibt es klare Quoten, die da sagen: Wenn Elternurlaub, dann müssen Vater und Mutter daran beteiligt sein. Sogar in Deutschland wurde schlussendlich eine Regelung erreicht, nach der ein gewisser Zeitraum nur gegeben wird, wenn die Väter sich um ihre Kinder kümmern. In Island gibt es das Recht auf neun Monate Elternurlaub: drei für die Mutter, drei für den Vater und die letzten drei Monate können die Eltern unter sich aufteilen.
In Dänemark gibt es derartige Regeln nicht. Hier haben die Mütter 14 Wochen lang nach der Geburt Recht auf Tagegeld, das in den meisten Tarifverträgen auf den vollen Lohn ergänzt wird. Die Väter haben das Recht auf nur zwei Wochen. Danach stehen dann 32 Wochen Elternzeit zur Verfügung, währenddessen Tagegeld gezahlt wird. Aber nur gut sechs Prozent dieser Elternzeit wird von den Vätern genommen, zeigen die jüngsten statistischen Zahlen. Das heißt, dass im fortschrittlichen Dänemark immer noch die alte Rollenteilung greift: Mutter hütet – zeitweise – Heim, Herd und Kinder und Vater zieht hinaus in die feindliche Welt.
Es existiert kein Klima, in dem Männer ganz selbstverständlich in den Väterurlaub gehen. Die Zeiten, in denen ein Mann, der sich um sein Neugeborenes, und waren es auch nur die zwei Wochen, kümmern wollte, sich gegen alle Widerstände durchsetzen, Mobbing aushalten musste und dennoch wie ein gefährlicher Exot betrachtet wurde, sind zwar vorbei. Begeisterung kommt aber auch heute noch nur bei den wenigsten Firmenchefs auf, während bei Ikea in Schweden nur der Mann richtig Karriere machen kann, der sich im Fall der Fälle auch als Vater zu Hause bewährt hat.
Allerdings arbeiten auch viele Frauen im öffentlichen Sektor oder in Firmen, die daran gewöhnt sind, dass ihre weiblichen Mitarbeiter für eine Elternzeit mittelfristig pausieren.
Es dabei zu belassen, ist allerdings der verkehrte Weg. Es müssen sich eben mehr Firmen daran gewöhnen, dass auch Männer dies tun. Der sogenannte Fertilitätsquotient, der zeigt, wie sich die Dänen vermehren, liegt bei 1,7 und damit an der Spitze in Europa, nur noch übertroffen von Irland mit einem Quotient von zwei. Aber es könnte ja auch in Dänemark noch besser kommen, wenn die Männer noch mehr mitmachen. Abgesehen davon, dass Kinder Mutter und Vater haben und enorm davon profitieren, wenn sie beide gut kennenlernen und der eine nicht nur der Abendgast ist.
In den ersten Lebensjahren sind Kinder ohnehin viel zu häufig nur mit Frauen zusammen, weil es meist Erzieherinnen und Grundschullehrerinnen sind, von den Tagesmüttern ganz zu schweigen.‘
Die Schlussfolgerung der Redaktion: ‚Wenn es nicht von selbst geht, dann müssen die Männer vielleicht zu ihrem Glück gezwungen werden.‘