Fast alle zukünftigen Eltern wollen Elternzeit in Anspruch
nehmen und viele wünschen sich bessere Arbeitszeitmodelle. Gleichzeitig wachsen
die Erwartungen an Unternehmen und Organisationen im Bereich der
Familienfreundlichkeit für Mütter und Väter.
Am Freitag hat das Väternetzwerk conpadres in Hamburg die Trendstudie „Zukunft Vereinbarkeit“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Forsa befragte für die repräsentative Trendstudie zukünftige Eltern nach ihren Plänen und Erwartungen. „Unsere Studienergebnisse zeigen deutlich, dass Männer und Frauen mit Kinderwunsch einen ausgeprägten Wunsch nach mehr Familienbewusstsein haben und erwarten, dass ihre Arbeitgebenden diesem mit passenden neuen Arbeitsmodellen proaktiv begegnen“, fasst der Initiator des Väternetzwerks conpadres, Volker Baisch, die Ergebnisse zusammen. Er warnt außerdem, dass fast zwei Drittel der Befragten ihre Arbeitgebenden wechseln würden, wenn diese nicht auf die Wünsche der Eltern ausreichend eingingen.
Elternzeit für alle
Väter wollen aber nicht nur familienbewusste Angebote. 93
Prozent der befragten zukünftigen Väter planen in Elternzeit zu gehen. Ein
Ergebnis, das selbst den erfahrenen Väterspezialisten Baisch überrascht hat.
„Wir beobachten schon seit Jahren, dass sich immer mehr Väter eine längere
Elternzeit wünschen. Dass jetzt aber 93 Prozent der Väter Elternzeit nehmen
wollen und die große Mehrheit sogar mehr als die klassischen zwei
Partnerschaftsmonate, hat selbst uns überrascht.“
Vollzeit wird Auslaufmodell
Ein weiteres Ergebnis der Trendstudie ist, dass zukünftige
Väter sich die Kindererziehung gleichberechtigter mit ihren Partner:innen
teilen wollen. „Wir sehen deutlich, dass die künftigen Väter nicht nur
flexibler, sondern auch weniger Stunden arbeiten wollen.“ erklärt Baisch
„Das ‚New Normal‘ wird die 4-Tage-Woche, um Familie und Beruf im
Gleichgewicht zu halten“ schätzt der Unternehmensberater die Ergebnisse
ein. Die Erkenntnisse aus der Studie setzten damit nicht nur in der Wirtschaft
ein deutliches Zeichen, so Baisch, sondern seien auch richtungsweisend für die
zukünftige Regierung.
Starke Väter bedeuten starke Unternehmen
„Das Land braucht keine neuen Väter, sondern eine neue
Personalpolitik, einen modernen Unternehmergeist und eine Politik, die soziale
Nachhaltigkeit in der Unternehmenswelt stärkt und fördert,“ fasst Volker
Baisch die Aufgaben zusammen, die sich aus den Ergebnissen für Arbeitgebenden
und Politiker:innen ergeben. „Starke Väter bedeuten in der Folge starke
und attraktive Unternehmen für die kommende Elterngeneration.“
Mit der Studie will die gemeinnützige Unternehmensberatung Potentiale für eine zukunftsweisende und gewinnbringende Perspektive für Mütter und Väter aufzeigen und Unternehmen wettbewerbsfähig halten. Laut Baisch sei das Kernproblem nicht nur die ungerechte Lastenverteilung bei der Carearbeit, sondern auch die damit zusammenhängende ungleiche Bezahlung. Der Experte für das Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei Vätern“ freut sich über die deutlichen Studienergebnisse: „Denn aus den Ergebnissen können wir konkrete Maßnahmen ableiten und so werden wir gemeinsam mit unseren 30 Mitgliedsunternehmen im Väternetzwerk conpadres den gesellschaftlichen Wandel hin zu einer chancengerechteren Arbeitswelt beschleunigen.“
David Juncke hat an dem gerade erschienen Väterreport mitgewirkt. Bei der Fachtagung der LAG Väterarbeit am 16. November wird er zentrale Ergebnisse präsentieren.
Herr Juncke, welche Botschaft verknüpfen Sie mit dem aktuellen Väterreports?
Vielen Vätern ist es heute wichtig, Zeit mit der Familie zu verbringen und die Familien- und Erwerbsarbeit mit der Mutter partnerschaftlich zu teilen. Die Umsetzung dieser Wünsche wird jedoch zum einen durch äußere Rahmenbedingungen, zum anderen durch die Haltung der Väter selbst erschwert. Die Covid-19-Pandemie stellte Familien zusätzlich vor Herausforderungen, eröffnete jedoch gleichzeitig Chancen. Prognos untersuchte im Auftrag des Bundesfamilienministeriums die Wünsche der Väter von heute, deren Umsetzungsmöglichkeiten, Chancen und Hürden. Die neue Veröffentlichung ist ein Update und knüpft an die Väterreports vergangener Jahre an.
Was sind zentrale Ergebnisse des Väterreports Update 2021?
Während der Covid-19-Pandemie kümmerten sich viele Väter um die
Bildung und Betreuung ihrer Kinder. Die Erfahrungen, die Familien,
Politik und Wirtschaft in der Pandemie gemacht haben, können in Zukunft
zu einem Treiber dafür werden, dass mehr Eltern partnerschaftlich
Familie und Beruf vereinbaren können. Der Väterreport von Prognos
untersuchte in diesem Zusammenhang, was sich Väter in Familie und Beruf
wünschen und ob sie diese Wünsche inzwischen häufiger umsetzen. Welche
Rolle spielen dabei Arbeitgeber oder betriebliche Rahmenbedingungen? Und
welche Veränderungen und Chancen brachte die Covid-19-Pandemie mit
sich? Hierzu wertete Prognos aktuelle und repräsentative Befragungen und
amtliche Datensätze aus.
Betrachtet wurden die Väter aus verschiedenen Perspektiven: in ihrer
Rolle in der Familie, im Beruf und in Zusammenhang mit der
Covid-19-Pandemie. Eine Sonderstichprobe untersuchte Väter, die heute
nicht mehr mit ihren Kindern zusammenleben. Diese Gruppe von Vätern war
in der bisherigen wissenschaftlichen Literatur unterrepräsentiert. Die
Ergebnisse zeigen, dass sich auch für diese Väter das Leitbild von
Vaterschaft verändert hat.
Kann die Pandemie auch als Chance für väterliche Engagement betrachtet werden?
Die Ergebnisse zeigen, dass Väter heute ganz andere Rollenbilder,
Erziehungsziele und -prinzipien haben als früher und sie haben auch die
Chance, diese zu verwirklichen. Viele Väter wollen sich mit den Müttern
die Familien- und Erwerbsarbeit partnerschaftlich teilen – auch nach
einer Trennung. Staatliche Leistungen wie Elterngeld und Elternzeit, die
von immer mehr Vätern genutzt werden, unterstützen partnerschaftliche
Vereinbarkeit. Auch die Unternehmen haben erkannt, dass sie ihr Angebot
betrieblicher Personalpolitik auch auf Väter ausrichten müssen, um
Vorteile bei der Mitarbeiterbindung und -gewinnung zu haben.
In der Pandemie kam es zeitweise zu einer unfreiwilligen Reduzierung der
Erwerbstätigkeit von Vätern. Über flexible Arbeitszeitmodelle,
Homeoffice und Arbeitszeitreduzierung konnte ein Teil der Väter erstmals
erproben, wie ein partnerschaftliches Familienmodell im Familienalltag
funktioniert. Auch Unternehmen zeigten sich in den Hochphasen der
Pandemie aufgeschlossen und unterstützen Familien durch eine innovative
Vereinbarkeitspolitik.
Das ‚Fatherhood Institute‘ stellt heute seine Studie „Lockdown Fathers, the untold story“ vor. Die Studie ist die erste, die detailliert aufzeigt, wie Großbritanniens Väter den Lockdown im Frühjahr 2020 erlebten: was sie taten, wie sie sich fühlten und welche Auswirkungen das auf ihre Kinder hatte.
Einigen ging es natürlich besser als anderen. Sie können
alle Details in den Berichten auf der Website nachlesen. Aber in Kurzform ist
die Geschichte so.
Väter:
verbrachten mehr Zeit mit ihren Kindern
bauten stärkere Beziehungen zu ihnen auf
halfen bei Hausunterricht und Hausaufgaben
wurden besser in der Kindererziehung
gewannen an Selbstvertrauen
haben mehr Einsicht in die Rolle ihrer Partner
bei der Kinderbetreuung gewonnen
erledigten mehr Hausarbeit.
Die große Frage lautet also: Wie gehen die Geschichten
weiter?
Viele Väter übernehmen während der Corona-Pandemie gemeinsam
mit der Mutter die zusätzliche Betreuung der Kinder. 44 % übernehmen in der
Krise mindestens die Hälfte der Kinderbetreuung. Das sind 5 Prozentpunkte mehr
als vor der Pandemie.
Die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie führten
daher in vielen Familien dazu, dass die Aufgabenteilung zwischen den
Elternteilen partnerschaftlicher wurde. Immerhin 19 % der Eltern geben an, dass
sie sich die Kinderbetreuung nun gleicher aufteilen. Bei 60 % der Eltern blieb
die Aufteilung trotz der Pandemie insgesamt gleich. 21 % gaben allerdings an,
dass die Aufgabenteilung insgesamt ungleicher wurde.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass auch nach der
Corona-Pandemie viele Familien dieses „neue“, partnerschaftliche Modell
beibehalten werden. Immerhin 44 % der Eltern, bei denen sich die Aufteilung der
Kinderbetreuung hin zu einer partnerschaftlichen Aufgabenteilung entwickelt
hat, wollen diese Aufteilung auch nach der Pandemie beibehalten. 43 % der Väter
haben ihren Arbeitgebenden darauf angesprochen, dass sie wegen der Kinderbetreuung
an ihren Arbeitszeiten, ihrer Arbeitsweise oder ihrem Arbeitsort etwas verändern
möchten. Damit haben sie seltener das Gespräch gesucht als die Mütter.
Interessant ist, dass die Väter, die nicht mit ihren
Arbeitgebern sprachen, dies fast nie mit einer negativen Reaktion seitens der
Arbeitgebenden begründen. Nur 7 % geben an, dass sie davon ausgingen, dass der
Arbeitgebenden kein Verständnis für sie haben würde.
Grundsätzlich haben die Kontaktbeschränkungen auch indirekt
dazu beigetragen, dass Väter und Mütter Betreuungsprobleme anders lösen können.
Knapp jeder dritte Vater arbeitet seit dem Inkrafttreten der
Kontaktbeschränkungen mehr von zu Hause. 16 % geben an, dass sie zu anderen
Zeiten arbeiten als vorher.
Unternehmen sprechen sich mehrheitlich gegen eine Retraditionalisierung
der Elternrollen aus und damit für aktive Väter, die mit der Mutter gemeinsam
die Kinderbetreuung übernehmen. 78 % stimmen der Aussage (eher) zu, dass in der
Krise deutlich wird, wie wichtig es ist, dass sich Väter an der Kinderbetreuung
beteiligen, damit nicht nur Mütter ihre Arbeitszeiten reduzieren.
Interessant ist, dass dabei keine relevanten Unterschiede
zwischen den Branchen deutlich werden: Sowohl die Mehrheit der Unternehmen aus
eher männer-dominierten Branchen als auch Unternehmen mit hohen Frauenanteilen
geben an, aktive Vaterschaft zu unterstützen. Ebenso lehnt auch
branchenübergreifend eine breite Mehrheit ab, dass Väter in der Krise auf die
Elternzeit verzichten.
In dieser Studie, deren Ergebnisse sicher auch auf Deutschland und Österreich übertragen werden können, wird (auch) der volkswirtschaftliche Nutzen der Arbeit mit Vätern und Beratungs- und Bildungsangebote für sie dargelegt
Die ersten Lebensjahre eines Kindes sind entscheidend für dessen
weitere Entwicklung. Dasselbe gilt für die Rahmenbedingungen, die diesen
Lebensabschnitt begleiten sollten. Sie sind unerlässlich, um
Chancengerechtigkeit für jedes Kind zu gewährleisten und es in die Lage zu
versetzen, sein Potenzial zu entfalten. Wenn jedes Kind schon vor dem
Schuleintritt in seiner Entwicklung unterstützt wird, unabhängig von seiner familiären
Situation und seinem Hintergrund, dann sind die langfristigen Vorteile gegeben:
für das Kind in Bezug auf Bildung und berufliche Entwicklung, für die Eltern in
Bezug auf den Zugang zum Arbeitsmarkt und das Lohneinkommen und schließlich
auch für den Staat selbst.
Das vorliegende White Paper der Jacobs Foundation ist ein Novum:
Zum ersten Mal wird für die Schweiz aufgezeigt, dass ein Ausbau der
Betreuungsangebote im Frühbereich auch positive Auswirkungen auf die Schweizer
Volkswirtschaft hat. Die Jacobs Foundation hat die diesem White Paper
zugrundeliegende Studie von BAK-Economics und die darin durchgeführten
Simulationen von verschiedenen namhaften Ökonomen und Politikern und
Politikerinnen begleiten lassen, um einen qualitativ hochwertigen Prozess
sicherzustellen.
Diese Studie ist das finale Projekt der Forschungsagenda der Jacobs Foundation, ein wesentliches Element ihrer Strategie 2016––2020 zur Verbesserung der Rahmenbedingungen im Bereich der frühen Kindheit in der Schweiz. Eine Strategie, die sowohl auf die Politik als auch auf die Wirtschaft abzielt, damit in unserem Land eine echte Politik der frühen Kindheit entwickelt werden kann.
Das Leben von Eltern ändert sich mit der Geburt des ersten Kindes schlagartig. Werden sie erwachsener, weil sie neue Verantwortung zu übernehmen haben? Dieser Frage gingen Eva Asselmann und Jule Specht von der Humboldt-Universität zu Berlin nach. Die Psychologinnen werteten Daten von knapp 20.000 Personen aus dem Sozioökonomischen Panel aus, einer bevölkerungsrepräsentativen Langzeitstudie aus Deutschland. Die Forscherinnen untersuchten die fünf Persönlichkeitsmerkmale Offenheit, Geselligkeit, Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit und emotionale Stabilität in den Jahren vor und nach der Geburt des ersten Kindes.
Danach hatten Personen, die weniger offen für neue
Erfahrungen waren sowie extrovertierte Menschen eine höhere Wahrscheinlichkeit,
in den Folgejahren eine Familie zu gründen. Nach der Geburt ihres Kindes waren
Eltern weniger offen und die Geselligkeit (Extraversion) nahm ab. Eine
Erklärung: Mit einem Baby bleibt oft kaum Zeit, um neue Dinge auszuprobieren
oder Freunde zu treffen.
Komplexere Effekte zeigten sich für die anderen
Persönlichkeitsmerkmale Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit und emotionale
Stabilität. Sie waren teilweise vom Alter und Geschlecht der Teilnehmenden
abhängig.
So zeigte die Studie, dass jüngere Eltern im ersten Jahr
nach der Geburt ihres Kindes deutlich gewissenhafter waren als in den Jahren
davor und danach. Späte Eltern dagegen waren nach der Geburt des ersten Kindes
sogar weniger gewissenhaft als zuvor. Eine mögliche Erklärung: Gerade junge
Eltern müssen oft schlagartig Verantwortung übernehmen. Dagegen haben sich
späte Eltern bereits einen sozialen Status erarbeitet, der es ihnen erlaubt,
nach der Familiengründung beruflich kürzer zu treten.
Es sind jedoch weitere Untersuchungen notwendig, um zu prüfen,
durch welche konkreten Veränderungen im Alltag sich die einzelnen Ergebnisse
erklären lassen. Dass die Geburt des ersten Kindes grundsätzlich mit einer
Persönlichkeitsreifung einhergeht, konnte in der Studie nicht bestätigt werden.
Kinder, deren Väter schon sehr früh mit ihnen spielen,
können ihr Verhalten und ihre Emotionen möglicherweise leichter kontrollieren,
was sich mit zunehmendem Alter und Schulbeginn positiv auswirkt.
Eine von der pädagogischen Fakultät der Universität Cambridge und der LEGO Stiftung durchgeführte Studie untersuchte, wie Mütter und Väter mit Kindern im Alter von 0 bis 3 Jahren spielen und wie sich dies auf die Entwicklung der Kinder auswirkt.
Obwohl es viele Ähnlichkeiten gibt, wurde festgestellt, dass
Väter eher zu körperlichem Spiel wie Kitzeln, Jagen und Huckepackfahrten
neigen, von denen die Forscher behaupten, dass sie den Kindern offenbar helfen,
zu lernen, ihre Gefühle zu kontrollieren. In der Zusammenfassung der Studie
heißt es:
Eltern-Kind-Spiel-Interaktionen in den ersten Lebensjahren
sind mit positiveren kognitiven und sozio-emotionalen Ergebnissen für Kinder
verbunden. Die überwiegende Mehrheit der bisherigen Forschung hat sich auf
Mutter-Kind-Spiel-Interaktionen konzentriert, aber die potentiell positive
Rolle der frühen Einbindung der Väter in das Leben der Kinder wird zunehmend
anerkannt, wobei in vielen Ländern ein höheres Niveau der Betreuung durch die
Väter zu verzeichnen ist.
Um das Wesen und die potenziellen Auswirkungen des
Vater-Kind-Spiels zu charakterisieren, haben wir eine systematische Durchsicht
der bis 2018 in psychologischen und pädagogischen Datenbanken veröffentlichten
Literatur vorgenommen. Dabei konzentrierten wir uns auf Studien, die sich mit
der Häufigkeit und den Merkmalen des Spiels von Vätern mit Kindern (im Alter
von 0-3 Jahren) und den möglichen Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern
befassen.
Wir sichteten 436 Artikel, die 78 Arbeiten zu den
interessierenden Fragen ergaben. Es gibt 3 Schlüsselergebnisse. Erstens
verbringen Väter einen beträchtlichen Teil ihrer Zeit mit ihren Kindern in
spielerischen Interaktionen, oft in Form von körperlichen Spielen wie Raufereien
und Stürzen. Zweitens sind die Ergebnisse zwar uneinheitlich, aber alles in
allem deutet die Evidenz darauf hin, dass die Spielfrequenz der Väter vom
Säuglings- bis zum Vorschulalter zunimmt, mit einem anschließenden Rückgang des
Spiels, wenn die Kinder die frühe bis mittlere Kindheit erreichen. Drittens
legen Studien, die den Zusammenhang zwischen dem Spiel der Väter und den
Ergebnissen der Kinder untersuchen, nahe, dass das Spiel der Väter in den
ersten Jahren positiv zu den sozialen, emotionalen und kognitiven Ergebnissen
der Kinder beitragen kann. Dieses Potenzial für einen substanziellen Nutzen für
Kinder ist ein klarer Imperativ für politische Entscheidungsträger und
Praktiker, Väter wie auch Mütter bei der Entwicklung positiver und
spielerischer Interaktionen mit ihren Kleinkindern zu erleichtern und zu
unterstützen.
Pünktlich zum Vatertag hat die Canadian Men’s Health Foundation (CMHF) eine Studie darüber veröffentlicht, wie sich die Krise der öffentlichen Gesundheit auf die Beziehungen von Vätern zu ihren Familien sowie auf ihre eigene geistige und körperliche Gesundheit ausgewirkt hat.
Vom 8. bis 11. Mai sprachen sie mit 1.019 Vätern im Alter
von 19 bis 74 Jahren aus dem ganzen Land.
Etwa 40 Prozent sagten, dass sich COVID-19 positiv auf ihre
Rolle als Vater ausgewirkt hat, weitere 40 Prozent waren der Meinung, dass sich
nicht viel geändert hat, während etwa 20 Prozent berichteten, dass sich die
Lage verschlechtert hat.
Positiv ist zu vermerken, dass viele von ihnen es genossen
haben, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen und sich stärker in ihr Leben
einzubringen.
Mehr als die Hälfte der Befragten haben mehr Mahlzeiten mit
ihren Kindern eingenommen (63,7 %), mehr Zeit mit ihnen verbracht (52,4 %) und
Sendungen gemeinsam gesehen (51,6 %). Außerdem halfen 45,2% häufiger bei den
Hausaufgaben ihrer Kinder mit und spielten Videospiele oder Sport.
Eine knappe Mehrheit hat in den letzten Monaten einen
größeren Teil der Hausarbeit erledigt.
„Wenn die COVID-19-Sperre Väter dazu bewegt hat, sich mehr
für ihre Kinder zu engagieren, könnte dies ein dauerhafter Nutzen für die
öffentliche Gesundheit sein“, sagte Dr. Larry Goldenberg,
Gründungsvorsitzender von CMHF. „Es ist jedoch klar, dass es eine
Herausforderung für die Männer sein wird, weiterhin qualitativ hochwertige Zeit
mit ihren Familien zu verbringen, sobald der tägliche Stress des Pendelns und
der langen Arbeitszeiten wieder in ihr Leben Einzug gehalten hat.“
Sozialwissenschaftler untersuchten Daten von 2.970
US-Familien und fanden heraus, dass Väter, die im Alter von einem Jahr am Leben
ihres Kindes beteiligt waren, Kinder hatten, die im Alter von neun Jahren von
einer besseren Vater-Kind-Beziehung berichteten. Die Ergebnisse deuten darauf
hin, dass die Muster der Vater-Beteiligung und der Vater-Kind-Beziehungen über
Generationen hinweg weitergegeben werden.
Es wird viel über «neue» Väter gesprochen – was aber, wenn
sie selbst zu Wort kommen? Ein Forschungsteam sowie ein Filmemacher haben 18
Väter sowie 14 Fachpersonen interviewt. «Die Geburt eines Vaters» zeigt
erstmals ungeschminkt, was werdende und frischgebackene Väter rund um die
Geburt wirklich bewegt.
Aus den Interviews sind 5 Episoden von je 12 Minuten
entstanden, die Einblick geben in die Gefühlswelten und Erlebnisse von Vätern
rund um die Geburt – emotional berührend und wissenschaftlich fundiert:
Neun Monate, um Vater zu werden
Der Vater während der Geburt
Die Anfangszeit als Vater
Vielfältiges Vatersein
Was Fachpersonen über (zukünftige) Väter zu sagen haben
Vaterwerden ist kein Selbstläufer
Der Film macht deutlich: Wie Männer das Vaterwerden erleben,
ist vielfältig und facettenreich. Offensichtlich wird jedoch auch: Väter werden
mit ihren Fragen und Bedürfnissen immer noch häufig «übersehen». Empfehlungen
im Film zeigen auf, was es braucht, dass sich dies ändern. Und an den Online-Filmpremieren
mit Live-Chat erfährst du mehr darüber, wie es gelingen kann, dass Väter von
Beginn weg ihren Platz finden.
Involvierte Väter und Co-Parenting von Anfang an
ermöglichen
Die Weltgesundheitsorganisation hat die Beteiligung von
Männern/Vätern während der Schwangerschaft, bei der Geburt und nach der Geburt
als vorrangiges Ziel erklärt. Denn wissenschaftliche Studien belegen mehr als
deutlich: Männer, die vor, während und nach der Geburt eingebunden sind, tragen
dadurch kurz-, mittel- und langfristig zur Verbesserung der Gesundheit der
gesamten Familie bei.
Bei Elternpaaren, die partnerschaftlich unterwegs sind, sind
nicht nur die Väter im Schnitt deutlich zufriedener, sondern auch die
Partnerinnen und Mütter. Es lohnt sich also, sich den damit verbundenen
Herausforderungen zu stellen und für einen guten gemeinsamen Start in die
Familie zu sorgen.
«Die Geburt eines Vaters» – nicht nur Dok-Film, sondern
auch Forschungsprojekt
Der Dokumentar-Film zeigt nicht nur Stimmen von Väter und Fachpersonen, sondern bilanziert auch, wie Väter besser einbezogen werden können. Best-Practice-Erfahrungen sowie Studienergebnissen werden in 15 Empfehlungen zusammengefasst.