Was macht das Vaterwerden mit Männern? Wissenschaftler
untersuchen, wie sich Männer psychisch und physisch während der
Schwangerschaft, der Geburt und in den ersten Jahren mit ihren Kindern
verändern. Diese Dokumentation geht auf eine Entdeckungsreise und begleitet
drei Männer in Deutschland, Frankreich und Schweden während ihres Abenteuers,
Papa zu werden und Vater zu sein.
Die arte Dokumentation zeigt, wie sich Männer während der Schwangerschaft, der Geburt und in den ersten Lebensjahren ihrer Kinder verändern, und welche Bedeutung sie dabei für ihre Kinder haben. Anna Machin, Evolutionsanthropologin der Universität Oxford, erforscht das Verhältnis von Vätern zu ihren Kindern. Die Ergebnisse ihrer Studien belegen, dass gegen Ende der Schwangerschaft und bei der Geburt das Testosteron der Väter sinkt. Das hilft ihnen, liebevoller auf ihre Kinder zu reagieren. Die Forschungsresultate Marian Bakermans-Kranenburgs von der Universität Leiden deuten darauf hin, dass Väter, die bereits in der Schwangerschaft täglich mit ihrem Baby kommunizieren, auch später eine stärkere Bindung zum Kind haben. Was passiert bei der Geburt mit Männern? Damit hat sich der Gynäkologe Kai Bühling im Rahmen einer Studie beschäftigt. Rund 90 Prozent der Väter erleben die Geburt als positiv – aber es gibt auch Männer, die sich um negative Veränderungen sorgen, vor allem, was die Sexualität angeht. Die Neurobiologin Ruth Feldman aus Tel Aviv hat sich in großangelegten Studien die Gehirnregionen von Müttern und Vätern angeschaut. Ihr Ergebnis: Nicht nur die Gehirne der Frauen, sondern auch die der Männer verändern sich nach der Geburt – vorausgesetzt, sie sind engagierte Väter.
Spannende wissenschaftliche Erkenntnisse, verwoben mit persönlichen Geschichten von Vätern aus drei unterschiedlichen Ländern, ergeben einen faszinierenden Film über das Phänomen des Vaterwerdens und der Wichtigkeit des Vaterseins.
Der Alltag von Hebammen bewegt sich an der Schwelle,
wo neues Leben entsteht und manchmal Leben vergeht.
Für Helena Bellwald sind Schwangerschaft und Geburt
etwas Natürliches, das am besten gelingt, wenn sie möglichst nicht eingreift.
Sie begleitet Eltern während der Schwangerschaft, der Hausgeburt und im
Wochenbett. Aber auch, wenn Eltern ein Kind verlieren.
Lucia Mikeler ist Beleghebamme. Auch sie betreut Paare
von der Schwangerschaft bis zum Wochenbett und geht für die Geburt in das
Spital. Lucia ist es wichtig, dass die Frau ihre Geburt so gestalten kann, wie
sie es für richtig hält.
Jeanette Gröbli, Sara Lehner und ihr Team zeigen uns
den regen Spitalalltag, wo 97 von 100 Geburten in der Schweiz stattfinden. Sie
sehen die Frauen zum ersten Mal, wenn sie mit Wehen ins Spital kommen. Sie
begleiten sie routiniert und empathisch durch diese existenzielle Erfahrung.
Der Film gibt einen intimen Einblick in die
natürlichste Sache der Menschheit. Sie fasziniert uns bis heute, einerseits als
Wunder, andererseits als hochriskantes medizinisches Ereignis.
Die Erwartungen an die Rolle des Vaters haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Galt es früher für den Vater als ausreichend, seine Familie finanziell zu versorgen und sich sonntags Zeit für sie zu nehmen, sind die Ansprüche heutzutage vielfältig: Geburtsvorbereitungskurs, Babyschwimmen, Spielplatzaufsicht, Hausaufgabenhilfe und Haushaltspflichten. Wie sehen Väter selbst ihre Rolle in der Familie? ZDFneo zeigt das zweiteilige Social Factual „Rabenväter oder Super Dads?“ mit Collien Ulmen-Fernandes
am Donnerstag, 24.
März 2022, ab 20.15 Uhr. Beide Teile stehen ab 10.00 Uhr in
der ZDFmediathek.
Moderatorin Collien
Ulmen-Fernandes besucht fünf Väter und ihre Familien in ihrer vertrauten
Umgebung: Einen Hausmann, der beim zweiten Kind den größten Teil der Elternzeit
übernimmt, einen Vater, der in zweiter Ehe erneut eine Familie gegründet hat
und neue Perspektiven für sich und seine Töchter entdeckt, zwei Väter, die sich
Kindererziehung und Haushalt teilen und einen Vater, der mit seiner Ehefrau und
zwei Kindern eine Familie hat, die in den meisten Bilderbüchern beschrieben
wird.
Die Rolle der Väter
hat Einfluss auf die Entwicklung der Söhne und der Töchter. In der
Vergangenheit wurde das von der Wissenschaft häufig unterschätzt. Heutzutage
zeigen Studien, dass Väter wesentlichen Einfluss auf die Berufs- und
Lebenspläne ihrer Töchter haben. Das Vaterbild ändert sich allmählich, aber
stetig. Und auch die Erwartungen der Väter selbst ändern sich. Zunehmend
entscheiden sie sich für eine Elternzeit, wenn auch selten für eine, die länger
als drei Monate dauert.
Väter sind heute auch
selbstverständlich bei der Geburt ihres Nachwuchses dabei, was noch in den
1970er-Jahren ein No-Go war, und sie bereiten sich gewissenhaft auf ihre Rolle
als werdende Väter vor. Das zeigt eine Väterschule, die Collien Ulmen-Fernandes
besucht. In einem Test beantworten Väter und Mütter die Frage, wer in der
Familie für was verantwortlich ist oder sich verantwortlich fühlt. Selbst für
Väter, die versuchen, die Aufgaben, die in ihrer Familie für Kinder und
Haushalt anfallen, angemessen zu teilen, sind die Ergebnisse
überraschend.
Professor Uslucan im Interview zu den Wirkungen des Projekt ‚Interkulturelle Väterarbeit in NRW‘
Von 2014 bis 2016 wurde das Projekt ‚Interkulturelle Väterarbeit in NRW‘ gefördert. Was waren die Ergebnisse des Vorhabens?
Also wir haben ja das Projekt, was ja unter anderem vor allem von
Herrn Michael Tunç durchgeführt wurde, auch unter meiner Leitung. Wir
haben es an acht verschiedenen Regionen NRWs durchgeführt. Einmal haben
wir festgestellt, dass bestimmte, ich sage mal, Stereotype, Bilder,
Vorurteile über Männer beziehungsweise Väter mit Migrationshintergrund
grundlegend widerlegt werden konnten. So die Vorstellung, es ist
sozusagen, ja, so matriarchal organisiert, Erziehung ist weiblich,
weibliche oder beziehungsweise Arbeit der Frauen, Männer halten sich
zurück.
Also solche Bilder, vor allem auch über türkische Männer, türkische
Väter, herrschten ja lange vor. Und in diesem Projekt haben wir sehen
können, dass die Väter, die wir sozusagen auch angetroffen haben, die in
diesen Projekten, natürlich ist es eine Selektion, das ist/ das muss
man auch wissen. Wir haben natürlich die, die engagiert waren erreicht.
Aber zumindest die haben gezeigt beziehungsweise sich geäußert sowohl
in den direkten Gesprächen, aber auch in der Befragung, dass sie ein
hohes Maß an Engagement in der Erziehung zeigen, dass sie sozusagen auch
eine andere Form von Väterlichkeit auch leben wollen. Auch eine andere,
die sowohl von der Mehrheitsgesellschaft als auch vielleicht sozusagen
von der eigenen Kultur manchmal zugedacht wird, so im Sinne von, Väter
haben ja für das Außen, also sozusagen Geld verdienen und die
Außenwirklichkeit, und Mütter für das Innen, das Haus zuständig. Dass
sie einfach mit diesem Modell so nicht einverstanden sind, sondern auch
andere Rollen, auch andere Formen von Väterlichkeit leben wollen, sich
sehr stark engagieren wollen, auch in der Erziehung, Entwicklung ihrer
Kinder. Und letztlich dadurch auch an mehrheitsgesellschaftlichen
Trends, also jetzt in den letzten zehn, zwanzig Jahren an aktive
Väterlichkeit auch teilhaben wollen.
Wenn man das jetzt wissenschaftlich festhalten will, kann man sagen,
drei zentrale Ergebnisse waren für uns relevant. Eins ist unabhängig von
Migrationshintergrund. Das ist die pädagogisch-psychologische
Bedeutsamkeit von Vätern für die Entwicklung von Kindern, von allen
Kindern. Nicht nur von einheimischen, sondern auch von Kindern mit
Zuwanderungsgeschichte. Das ist immer dort, wo sozusagen
Vater-Kind-Konstellationen eng, einfühlsam zusammenarbeiten. Dass es
sowohl für das Selbstbewusstsein der Kinder wichtig ist, aber auch für
die Selbstwahrnehmung der Väter, also sozusagen
pädagogisch-psychologische.
Dann ein Punkt, der vielleicht, ich sage mal, schon auch ein Novum
ist für Migrantenfamilien, die wir im Vordergrund hatten,
familienpolitische Aspekte. Dass sozusagen dadurch auch in der
Partnerschaft sich ändert. Also sagen wir, ein stärkerer Zug zum
Egalitarismus, also eine andere Aufteilung der Erziehungsarbeit und
letztlich auch dadurch die Entlastung der Mütter beziehungsweise der
Frauen. Auch die Wahrnehmung der, ich sage mal, Frau, der Mutter als
Partnerin, nicht nur als Mutter. Und durch diese Aufteilung der Rolle
auch eine wechselseitige andere Wahrnehmung.
Und ein dritter Punkt, was ich eben gesagt habe,
integrationspolitisch, dass dadurch auch die Wahrnehmung der Väter mit
Zuwanderungsgeschichte eine andere ist. Ich will nur zwei Punkte
aufarbeiten, wo es die größten Differenzen gab.
Die größten Differenzen gab es bei der gewaltfreien Erziehung, also
die Relevanz der gewaltfreien Erziehung. Das ist sozusagen, durch die
Kurse habe ich erkannt, wie wichtig das ist. Und ein zweiter Aspekt, der
nicht minder wichtig ist, die Bedeutung der Schule, der Bildung, also
Schulerfolg, sich für den Schulerfolg zu interessieren, zu engagieren.
Ich bin selbst Bildungspsychologe und spätestens seit PISA wissen
wir, dass Schülerleistungen nicht nur Schülerleistungen sind, sondern
auch Elternleistungen sind, nicht nur Leistungen der Schule, sondern
auch die der Eltern. Das ist ungerecht, aber unabhängig davon haben die
von uns befragten Väter erkannt, es kommt auch auf mich an. Also es
kommt auch auf uns an, dass wir uns engagieren, dass wir uns einbringen,
dass wir fördern, dass wir den Kontakt zur Schule halten. Und letztlich
sozusagen, wie relevant Väterarbeit für den Schulerfolg der Kinder ist.
An den beiden Punkten gab es die größten Differenzen zwischen vorher
und nachher.
Ein weiterer Aspekt war auch die soziale Vernetzung. Dass sie erkannt
haben: „Es ist wichtig, auch mit andern Vätern ins Gespräch zu kommen“,
weil „Es sind nicht nur meine Sorgen, sondern es sind Sorgen auch
anderer Väter.“ Und durch diese Väterarbeit auch eine Art von
Vernetzung, was letztlich auch Solidarpotenziale aufbauen hilft und dazu
führt, dass man auch entlastet ist, weil man merkt, das ist nicht nur
etwas, was einen selbst betrifft.
Vor welchen Herausforderungen stehen diejenigen, die interkulturelle Väterarbeit machen heute und in Zukunft?
Wir haben seit 2015 natürlich einen starken Umbruch als
Migrationsgesellschaft, als Einwanderungsgesellschaft. Natürlich wäre es
wichtig hier, jetzt in einem Folgeprojekt beispielsweise, Kinder und
Väter mit Fluchthintergrund in ähnliche Projekte aufzunehmen. Wir haben
in unserem Projekt ja sehr stark türkische, spanische, griechische …
also die klassische Gastarbeitergeneration gehabt.
Das wäre etwas, was, glaube ich, wichtig ist jetzt nach fünf, sechs
Jahren, wo man sagen kann, gut, erste Einbindung in den Arbeitsmarkt,
Wohnungsmarkt ist mehr oder weniger einigermaßen gut erfolgt. Was jetzt
kommt sind eher so die, ich sage es mal, weichen Aspekte. Vielleicht zum
einen Traumabearbeitung, Fragen von Erziehung, aber auch Fragen von
Eltern-Kind-Beziehung, Vater-Kind-Beziehung.
Das wäre etwas, was vielleicht künftige Projekte stärker adressieren
müssten. Auch dort eine andere Form von Väterlichkeit. Und wenn wir
wissen, dass beispielsweise in dem ersten Projekt die Relevanz
gewaltfreier Erziehung so ein wichtiger Aspekt ist. Und ja, wir leben
jetzt seit zwei Wochen wieder in einer Welt voller Gewalt. Also wie
wichtig das ist, sei es gewaltfreie Kommunikation in der
Eltern-Kind-Beziehung, aber sei es auch die Rolle von Erziehung,
väterlicher Erziehung, stärker zu vermitteln. Da sehe ich einen großen
Bedarf in diesen Communities, arabischsprachige, möglicherweise künftig
auch russisch-ukrainische. Also wir haben jetzt auch mit neuen
Fluchtzuwanderungen zu rechnen. Genau solche Projekte auch in der neuen
Zuwanderergruppe zu adressieren, diese Gruppen einzubinden.
Welche nachhaltigen Wirkungen sind heute, 6 Jahre nach dem Ende der Förderung, noch zu sehen bzw. zu spüren.
Empirisch kann ich das jetzt nicht beantworten, weil wir jetzt keine
Befragung gemacht haben. Aber generell ist es so, immer dort, wo
Menschen sozusagen in die Kurse selbst einbezogen sind, selbst
mitmachen, selbst aktiv sind, so etwas ist immer nachhaltiger als nur,
ich sage mal, Belehrung, als nur jetzt mit den Vätern einen Kurs zu
machen, wo sie über richtige Erziehung belehrt werden.
Wie stark das nachhaltig ist, wie weit das sozusagen durchgeführt
wird, das hängt natürlich auch von sehr vielen andern Faktoren ab. Das
sind nicht nur Aspekte des Kurses, ne? Manchmal ist es ja auch eine
veränderte Wahrnehmung, dass plötzlich sozusagen auch die
Familienkonstellation besser ist, das Kinder dadurch leichter erziehbar
werden. Und wenn sie leichter erziehbar sind, sind Effekte oft besser zu
erreichen, als wenn man immer wieder mit, ja, Windmühlen, mit
Schwierigkeiten zu kämpfen hat.
Direkt empirisch kann ich Ihnen keine Zahl jetzt nennen, wie stark
die Effekte sind. Aber zumindest aus den Gesprächen mit den Vätern
wissen wir, dass das etwas war, wo sie sich zum ersten Mal auch gefragt
fühlen, adressiert fühlen und sagen: „Okay, also wir werden als
kompetent wahrgenommen.“ Und das ist, glaube ich, ein ganz wichtiger
Aspekt, dass sie in ihrer Kompetenz und nicht nur defizitär gesehen
werden.
Vatersein ist was Schönes, und wenn sie über individuelle Erfahrungen
aus der eigenen Kindheit positive Aspekte zum eigenen Vater,
Väterlichkeit anders wahrnehmen können. Also wo wir wirklich Personen,
ich sage mal, so fast zwingen, positive Aspekte zu sehen, auch wenn sie
eine schwierige Kindheit hatten, dann aber merken: „Ja, stimmt, Mensch.
Also wie kann ich das, was ich selbst als Kind positiv erfahren habe von
meinem Vater, wie kann ich das meinem Kind weitergeben?“ Also diese Art
der Reflexion ist für Väter, die vielleicht jetzt nicht akademisch,
sozialwissenschaftlich-pädagogisch geschult sind, schon was Neues.
Und da glaube ich, dass das in der Tat was nachhaltig ist. Es ist
eine Perspektivübernahme, denk mal darüber nach, also entdecke das Kind
in dir selber. Und das ist ja so etwas, was sie sonst im eigenen Alltag
so nie konfrontiert werden mit diesen Fragen. Da, glaube ich, ist eine
starke Nachhaltigkeit. Für andere, die ohnehin jetzt pädagogisch
arbeiten, ist das vielleicht Teil des Tagesgeschäftes, sozusagen
Perspektivübernahme, Rollenübernahme, sich selbst aus der Situation des
Kindes zu sehen. Aber für genau diese Väter war das schon was Novum und
war das ein Novum und hat dazu gebracht, Dinge anders zu sehen, auch aus
der Perspektive des Kindes zu sehen, ne? Also wenn man mit einem Kind
spricht, vielleicht wirklich auch runterzugehen auf Augenhöhe, im
physischen Sinne auf Augenhöhe. Und da hat es für diese Väter schon sehr
viel gebracht.
Endbericht des Projekts „Praxisforschung für nachhaltige Entwicklung interkultureller Väterarbeit in NRW“ ZfTI-Väterprojekt-Evaluation
Noch immer nehmen Mütter mehr
Elternzeit als Väter in Anspruch. Warum ist das so? Liegt es an fehlenden
Vorbildern, an der Vermutung, dass man nicht ersetzbar ist oder an den
Rahmenbedingungen?
Im ersten Job-Talk 2022 der
Badischen Zeitung interviewt Moderator Andreas Seltmann die beiden Väter Martin
Horn, Oberbürgermeister der Stadt Freiburg und Roland Meder, Leiter des Haupt-
und Personalamtes der Stadt Freiburg. Eine kurzweilige halbe Stunde, die ganz
unterschiedliche Sichtweisen auf die Elternzeit bietet.
Am Donnerstagnachmittag hatten Heiner Fischer und ich Gelegenheit, im Gespräch mit Dennis Maelzer und Regina Kopp-Herr unsere Vorstellungen von ‚moderner‘ Vaterschaft zu äußern und darüber ins Gespräch zu kommen, was (Landes-) Politik dazu beitragen kann, diese zu stärken. Zum Beispiel im Kontext der #Vaterschaftsfreistellung, eines neuen Unterhaltsrechts oder durch die Öffnung von (kommunalen) Räumen für #Vaeter, die am Wochenende Umgang mit ihren Kindern in einer anderen Stadt haben.
Eberhard Schäfer, Leiter des
Papaladens in Berlin, Systemischer Berater und Therapeut und Diplom Politologe
äußert sich zu Beratungsangeboten für Väter in einer Krisensituation
Welche Beratung brauchen Väter in einer
Krisensituation?
Väter brauchen in einer Krisensituation eine Beratung, sage ich jetzt erst mal so banal, die ihrem Anliegen gerecht wird. Das heißt, bei dem Berater oder bei der Beraterin muss ein Verständnis dafür da sein, dass dieser Mann oder dieser Vater in einer Krise ist. Und dass er entsprechend eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner braucht, der zuhören kann und will. Der ein offenes Ohr hat. Der verständnisbereit ist. Und der schnell aus seiner professionellen Haltung heraus einordnen kann, um was es dem Vater geht und für was er jetzt welche Art von Rat oder Unterstützung oder Gespräch braucht.
Welche Art von Beratung braucht ein Mann oder
Vater? Diese Beratung oder diese Beratungsstelle, diese Beratungseinrichtung
muss für den Beratungssuchenden erreichbar sein, sichtbar sein. Und das sagen
wir ja oft, dass wenn bei Beratungseinrichtungen globale Etiketten dranhängen,
wie Erziehungs- und Familienberatung oder Elternberatung oder Lebensberatung,
dass sich aus irgendwelchen Gründen Männer oder Väter da häufig nicht so
angesprochen fühlen.
Wo Familie draufsteht, denken dann viele, da
sind die Männer nicht so mit drin. Das heißt, ich plädiere seit vielen Jahren
dafür, dass wenn man Männer oder Väter erreichen will, dann soll man das auch
auf den Namen mit draufschreiben. Dann ist es ja eigentlich nicht mehr
missverständlich, wenn da Beratung für Männer oder Beratung für Väter draufsteht,
dass sich dann der Vater da auch hinwenden kann.
Wie sieht die Beratungslandschaft aus, auf die
Väter treffen?
Bei so einer Frage, muss ich mich entscheiden,
spreche ich auf eigene Rechnung oder als Lobbyist. Ja natürlich brauchen wir
mehr Beratungsstellen. Es gibt nicht genug Beratung, das kann man immer sagen.
Und gerade mit neuen oder neuartigen Herausforderungen, in denen Eltern und
Väter sich befinden, wie, nicht verheiratete Paare haben Kinder, wie steht es
da mit der formalen und auch mit der juristischen Situation? Oder, mehr und
mehr Patchwork-Konstellationen. Wie komplex und kompliziert gestalten sich
Familienbeziehungen in Patchwork-Konstellationen? Oder Konzepte von gemeinsam
getrennt erziehen, also ein Elternpaar hat sich getrennt und es gibt auf beiden
Seiten relevant viele Zeitanteile, in denen sich die Eltern um die Kinder
kümmern.
Also dass Väter oder Männer mit all diesen
Hintergründen in Beratungseinrichtungen Ansprechpartner und
Ansprechpartnerinnen finden, die ein Bewusstsein davon haben, dass es diese
Situationen gibt. Und da sage ich, auch mit meinem Erfahrungshintergrund, das
finden viele Väter, die sich allgemein an Beratungseinrichtungen wenden, nicht
immer. Also wenn ich mit Vätern spreche, wenn ich Väter berate, dann höre ich
häufig so im ersten, zweiten, dritten Satz: Naja, als ich das Jugendamt
angerufen habe, da hat man mir gesagt, „mit Ihnen als Vater kann ich gar nicht
sprechen“.
Oder wenn er dann doch mit jemandem sprechen
konnte, dann bekamen Sie zu hören: „Für Sie als Vater kommt es in erster Linie
darauf an, dass Sie pünktlich und verlässlich Ihren Unterhalt zahlen können.“
Aber was mit der Beziehung zu den Kindern ist zweitrangig. Und wenn ein Vater
sowas einmal oder mehrmals gehört hat, dann denkt er eben, ich finde hier nicht
die richtigen Ansprechpartner. Und so geraten dann manche über ein paar Ecken
an uns.
Also das heißt, mit anderen Worten, ich glaube,
in der Beratungslandschaft sollte noch mehr Bewusstsein und Kenntnis vorhanden
sein, wie komplex Eltern- und Trennungssituationen heutzutage sein können. Und
dass Väter ein reales Interesse haben, eine gute Beziehung zu ihren Kindern zu
haben und nach einer Trennung zu erhalten. Das ist nicht immer so präsent wie
es sein sollte. Es ist wichtig dass Väter sich auch ernst genommen fühlen.
Was muss passieren, damit es passende Angebote
für Väter gibt?
Na, auch hier, große Organisationen, die
Beratungen, Beratungseinrichtungen tragen, die sollten mehr Bewusstsein dafür entwickeln,
dass es spezifische Anliegen von Vätern gibt, und viele davon. Politische
Institutionen und Akteure sollten das auch wissen. Ich kann jetzt auch mal
schützend eigentlich sagen, gegenüber großen Organisationen, wie zum Beispiel Paritätischen
Wohlfahrtsverband, da gibt es durchaus ein Bewusstsein dafür, es fehlt noch ein
stückweit an der Umsetzung.
Aber dass die nicht so eine Haltung haben, wie
vor zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren. Mütter sind in erster Linie für Kinder
zuständig und Väter haben allenfalls Unterhalt zu bezahlen. Also so schlimm ist
es auch nicht, Was man vielleicht, also so hier einen schnellen Einwurf zu
machen und zu sagen, das und das müsste es geben, das kann ich nicht tun.
Aber ich finde, dass Menschen, die mit
Beratung und Institutionen zu tun haben, sich gründlich mit befassen sollten,
Klammer auf, das wird auf der Ebene der Arbeitsgemeinschaft der
Familienverbände in Deutschland und auf europäischer Ebene ein stückweit getan,
Klammer zu, ist, was können wir eigentlich tun, damit Eltern in
Trennungssituationen nicht gleich an den Rechtsweg denken? Oder nicht gleich
daran denken, dass der Rechtsweg die einzige Möglichkeit ist, hier irgendwas zu
klären oder zu lösen.
Also wir haben uns getrennt, oder wir wollen
uns scheiden lassen und wir wollen unsere Interessen sichern und um die zu
sichern, gehen wir zu einem Anwalt. Also dass diese Schnellschlüsse sozusagen,
nicht mehr ganz so schnell sind. Ich wünsche mir, dass Paare, die sich trennen,
oder Väter oder Mütter, die sich trennen, überlegen, wie können wir denn beide
eine gute Beziehung zu unseren Kindern weiterführen und erhalten und was müssen
wir dafür tun, wo gibt es hier die adäquate Beratung für uns?
Dass dieser Schritt zuerst gemacht wird, bevor man an den Rechtsweg denkt. In so vielen Beratungen, die ich führe, war der Rechtsweg zu einem Ende gekommen, zu einem unguten Ende, zu einem teuren Ende, zu einem für alle unbefriedigenden Ende. Zwei Jahre ist man diese Rechtswegschiene gegangen und hatte ein, zwei Prozesse und man ist mit den Ergebnissen überhaupt nicht zufrieden und dann geht man in die Beratung. Aber dann ist das Kind aber tief, tief in den Brunnen gefallen und dann ist ein Beratungsanfang überhaupt nicht so vielversprechend, wie wenn der ganze Schlamassel vorher nicht gewesen wäre.
Einem Bericht von Pew Research aus dem Jahr 2018 zufolge bleiben in den USA mehr Männer zu Hause, um sich um ihre Familien zu kümmern. In der Vergangenheit haben wirtschaftliche Abschwünge Männer aus dem Erwerbsleben gedrängt und sie in die Rolle des Hausmannes gedrängt. „Je nachdem, wie man es misst, waren auf dem Höhepunkt der Großen Rezession vielleicht zwei Millionen Männer Väter, die zu Hause blieben“, sagt Soziologieprofessor Scott Melzer. „Und wenn wir uns heute die Pandemie ansehen, haben wir eine weitere wirtschaftliche Katastrophe.“
Aber auch die Veränderungen bei der Erwerbsbeteiligung von
Frauen und der Aufstieg von Frauen im Bildungswesen haben die
Geschlechterrollen nachhaltig beeinflusst. Im Jahr 2020 stellten Frauen zum
ersten Mal mehr als die Hälfte der US-Arbeitskräfte. „Junge Frauen überholen
jetzt die jungen Männer bei den Hochschulabschlüssen und vielen
Graduiertenabschlüssen“, sagt Kim Parker, Direktorin der Abteilung für
soziale Trends am Pew Research Center.
Fünf Väter erzählen CNBC Make It, warum sie sich berufen fühlten, einen der anspruchsvollsten Jobs der Welt zu übernehmen.
Fifty-fifty‘ in der Kinderbetreuung – das wünscht sich mehr als die Hälfte aller Väter hierzulande. In Wirklichkeit teilt sich aber nur ein Viertel von ihnen die Betreuung mit der Mutter. Warum das auch 2021 noch so ist …
Ein Vater aus ärmlichen Verhältnissen macht sich zu Fuß auf den Weg ins 300 Kilometer entfernte Belgrad, um für das Sorgerecht für seine Kinder zu kämpfen. Mit berstender Ruhe inszeniert Srdan Golubović diesen Roadtrip, in dem Goran Bogdan als schweigsamer, stoischer Held glänzt.