der VAETER.blog

lebe deinen Traum!

Glückwunsch und echt großartig, dass du so jung Vater geworden bist!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Montag 13. Februar 2023

… dass bekommen jugendliche Väter eher selten zu hören. Eine Vaterschaft in ihrem Alter wird als riskant und unverantwortlich betrachtet. Ohne abgeschlossene Ausbildung und vielfach in prekären Lebensverhältnissen Vater zu werden gehört sich nicht. Wenn schon Sex, dann bitte mit Verhütung.

Jugendliche Väter werden beschämt und ihre Vaterschaft wird problematisiert, gesellschaftlich anerkannte positive Bilder existieren nicht. Das war und ist die Ausgangslage des Verbundprojekts ‚… jugendliche Väter im Blick‘.
Die Projekte in Osnabrück, Rheydt und Düsseldorf machen jungen Männern niedrigschwellige Angebote und tragen dazu bei, dass die jungen Väter von bestehenden Hilfsangeboten erreicht werden und ihre Ressourcen für ihre Kinder einsetzen können. Gleichzeitig wird eine gesellschaftliche Debatte zur Bedeutung jugendlicher Väter angestoßen

Bei dieser Fachtagung werden die beiden Keynote Speakerinnen, Dr. Kim Bräuer und Prof. Anna Tarrant zunächst ihre aus wissenschaftlicher Perspektive und praktischen Erfahrungen mit jugendlichen Vätern gespeiste Expertise vortragen.

In den vier Workshops am Nachmittag haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich mit den in verschiedenen Projekten gemachten Erfahrungen insbesondere mit dem Blick auf die Zugänge zu und die Erreichbarkeit von jungen Vätern auseinanderzusetzen und neue Ansätze kennenzulernen.

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Maenner.ch startet Plattform zur Geburtsvorbereitung

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 7. Februar 2023

Niudad.ch will Männer auf ihre neue Rolle als Vater vorbereiten. 

Vatercrashkurse, Tests und Checklisten – die neue Plattform Niudad.ch soll werdenden Vätern dabei helfen, sich auf ihre neue Rolle vorzubereiten. Wie der Dachverband der Schweizer Männer- und Vaterorganisationen Männer.ch in einer Mitteilung schreibt, starte der Schweizer Durchschnittsmann bislang mit wenig Wissen, Vorbildern und Vernetzung ins Abenteuer Vaterschaft– so auch Metin (36). .

‚Für werdende Väter gibt es kaum Angebote und Ressourcen‘

Er wurde letztes Jahr Vater von Zwillingen. ‚Die ersten Wochen waren sehr anspruchsvoll.‘ Vor der Geburt seiner Söhne habe er sich nicht vorstellen können, was es brauche, um ein engagierter Vater zu sein, und was man bei der Kindererziehung alles beachten müsse. ‚Für werdende Väter gibt es kaum Angebote und Ressourcen. Alles, was ich damals gefunden habe, war zu Finanzen und Versicherungen, nicht zum Vatersein selbst.‘ Wie er sagt, wusste er während der Schwangerschaft seiner Partnerin nicht, wohin mit seinen Fragen. ‚Ich habe in meinem näheren Umfeld nicht viele Freundinnen und Freunde, die Eltern sind.‘ Einige Informationen habe er sich online zusammengesucht.

‚Viele haben Mühe damit, über ihre Ängste und Fragen zu sprechen‘

‚Es ist heute immer noch so, dass sich Frauen viel stärker aufs Elternsein vorbereiten als Männer‘, sagt Thomas Neumeyer, Leiter Kommunikation von Männer.ch. Regelmäßige Arztbesuche und Beratungen der werdenden Mutter seien Gründe dafür. Zudem sei ein Großteil der zur Verfügung stehenden Literatur zu Kind und Geburt auf Frauen ausgerichtet.

Jungen Männern fehle es hingegen oftmals an Gelegenheiten, sich über die zukünftige Rolle auszutauschen. ‚Auch haben viele Männer Mühe damit, über ihre Ängste und Fragen zu sprechen.‘ Diese würden vielfach einfach totgeschwiegen. ‚Das muss sich ändern.‘

Mit der Plattform Niudad.ch wollen Neumeyer und sein Team deshalb den Austausch unter neuen Vätern aktiv fördern und ihnen in Kursen und Beratungen die Möglichkeit geben, von den Erfahrungen anderer zu profitieren. 

Quelle

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Verständnisvoller Spielkamerad statt abwesender Ernährer

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Montag 6. Februar 2023

Studie der TU Braunschweig und FH Kiel gibt Einblicke in Selbstbild und Selbstverständnis von Vätern

Wie nehmen Väter sich selbst und ihre Familie wahr? Haben sie Probleme, Vaterschaft und Berufstätigkeit zu vereinbaren? Wie sieht es mit der Geschlechtergerechtigkeit und der Arbeitsorganisation im Familienalltag aus? Diese und andere Fragen untersuchten Sozialwissenschafter*innen der Technischen Universität Braunschweig und der Fachhochschule Kiel in ihrer Studie „VAPRO – You don’t need to be Superheroes“.

(c) Kim Bräuer

Die Rolle von Vätern ist in den vergangenen Jahren immer mehr in den gesellschaftlichen Fokus gerückt. Debatten wie #dazuhatpapanichtszusagen, Diskussionen um einen 14-tägigen Vaterschutz und nicht zuletzt die Erweiterung der Elternzeit um zwei Vätermonate spiegeln diese Entwicklung wider. „Trotz der vermehrten Diskussion um die Rolle von Vätern ist diese seit einigen Jahren nicht mehr umfassend wissenschaftlich untersucht worden. Diese Lücke wollten wir mit unserer Studie schließen“, erklärt Projektleiterin Dr. Kim Bräuer von der TU Braunschweig. Im Rahmen der VAPRO-Studie befragte das Team um Bräuer und Prof. Dr. Kai Marquardsen von der Fachhochschule Kiel 2.200 Väter online und führten 55 qualitative Interviews. Dabei berücksichtigten sie neben rechtlichen und biologischen Vätern auch Pflegeväter, Väter in Co-Parenting-Konstellationen und homosexuelle Väterpaare. Außerdem wurden nicht nur die Männer selbst befragt, sondern auch die (Eigen-)Darstellung von Vaterschaft in sozialen Medien analysiert.

Das Bild vom Vater, der mit seinem Einkommen die Familie ernährt und mit den Kindern höchstens am Wochenende spielt, ist passé. Tatsächlich ist es Vätern heute vor allem wichtig, ihre Kinder „empathisch und verständnisvoll“ zu erziehen. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der VAPRO-Studie. Das Ideal des emotionalen Vaters ist weit verbreitet. So ist es fast 60 Prozent der Väter am wichtigsten, dass sie ihrem Kind bzw. ihren Kindern Zuneigung zeigen. Der Trend zu vermehrter aktiver Vaterschaft sei klar erkennbar, so die Wissenschaftler*innen. Dabei engagieren sich die Väter am häufigsten in der Kinderbetreuung, indem sie zum Beispiel mit den Kindern spielen. Deutlich seltener übernehmen die Väter aktive Erziehungsmaßnahmen.

Das Bild vom Vater als Ernährer dominiert nicht mehr

Ein Großteil der befragten Väter hat sich von dem Bild des Vaters als Ernährer gelöst. Nur rund 12 Prozent von ihnen halten es für ihre wichtigste Aufgabe, der Familie finanzielle Sicherheit zu bieten. „Die von uns befragten Väter haben angegeben, dass ihnen monetäre Werte nicht so wichtig seien, wie soziale oder emotionale Werte“, erklärt Prof. Dr. Kai Marquardsen. In diesem Zusammenhang kritisierten viele der Interviewten ihre eigenen Väter unter anderem als „zu bestimmend“, als „abwesend“ und „mit der Arbeit zu beschäftigt“. Sie nutzen ihre Väter als „negatives Vorbild“ und betonen, dass sie selbst als Vater bewusst anders handeln würden.

Dennoch sind fast 85 Prozent der Väter wöchentlich 40 Stunden oder mehr erwerbstätig, während fast drei Viertel der anderen Elternteile nicht oder maximal 30 Stunden in der Woche arbeiten. Trotzdem nimmt fast jeder zweite Vater an, dass er sich genauso viel um familiäre Angelegenheiten der Kinderbetreuung kümmert, wie der andere Elternteil. Lediglich jeder zehnte Vater übernimmt die meisten Aufgaben der Familienarbeit. Dies sind vor allem Väter, die ihre Erwerbstätigkeit beendet oder deren Umfang reduziert haben, um mehr Zeit für ihre Familie und die Versorgung der Kinder zu haben.

Viele Väter, auch das ist eine Erkenntnis der Studie, geben an, ihren eigenen Vorstellungen guter Vaterschaft nicht gerecht zu werden. „Hier zeigen sich Parallelen zur Mutter als Allrounderin, die im Job erfolgreich sein muss und gleichzeitig liebevoll die Kinder und ihre Verwandten umsorgt“, erklärt Kim Bräuer. „Der Trend geht also weg von der ‚klassischen‘ Rollentrennung hin zu einem ‚Alle-erfüllen-alle-Rollen‘ und dieses möglichst perfekt. Dabei erleben die Väter nicht nur einen Work-Family-Konflikt. Es scheint auch darum zu gehen, sich in ihrem Freundeskreis, in Vereinen oder bei der Versorgung der Eltern einzubringen und ihren Kindern auf diese Weise soziale Werte vorzuleben,“ so Bräuer.

Väter bloggen nicht über Armut

Im Rahmen ihrer Studie haben die Sozialwissenschaftler*innen die Instagram-Accounts von sieben sehr populären Väterbloggern und deren Bild von Vaterschaft analysiert. Hier herrscht das Ideal des zumeist weißen, aktiven Vaters. Vaterschaft in Armut oder Vatersein mit Migrationserfahrung würden hingegen kaum thematisiert, erklärt Prof. Marquardsen. „Das lässt sich damit erklären, dass Armut mit Scham behaftet ist und Väter in Armutslagen sich – auch virtuell – nicht offenbaren wollen. Väter, deren Leben von einem geringen Einkommen geprägt ist oder die auf Leistungen vom Staat angewiesen sind, finden unter Väterbloggern also niemanden in ähnlicher Lebenslage.“ Auch unter #ichbinarmutsbetroffen fanden die Wissenschaftler*innen nur wenige Berichte von Vätern in Armutslagen.

Es sei schwierig gewesen, für Interviews Kontakt zu Betroffenen herzustellen, da diese in besonderer Weise unter dem Druck gesellschaftlicher Normalitätsvorstellungen stünden, erklärt der Kieler Sozialwissenschaftler: „Selbstverständlich finden wir auch unter Vätern in Armutslagen eine Vielfalt im Erleben von Vaterschaft. Aber im Unterschied zu anderen Vätern ist für sie vor allem die materielle Versorgung der Familie wichtigeres Thema. In unseren Interviews wurde deutlich, dass für sie insbesondere Herausforderungen auf materieller Ebene eine Rolle spielen, die bei Vätern in gesicherten Verhältnissen kein Thema waren “, so Marquardsen. „Insgesamt besteht bezüglich des Erlebens von Vaterschaft von Vätern in Armut aber weiter dringender Forschungsbedarf. Nicht zuletzt wissen wir noch zu wenig darüber, welche kurz- und längerfristigen Einflüsse gesellschaftliche Krisenereignisse wie Corona oder eine steigende Inflation auf die Praxis gelebter Vaterschaft in verschiedenen Milieus haben.“

Handlungsempfehlungen für die Praxis

Ziel des Projekts war es auch, Handlungsempfehlungen für Arbeitgeber*innen, Koordinator*innen von Väternetzwerken und politische Akteur*innen zu entwickeln, um die Lebenslagen von Vätern sichtbarer zu machen und ihre Situation und die ihrer Familien nachhaltig zu verbessern. Väterarbeit, so die Empfehlung der Forschenden, solle sich verstärkt auf deren alltägliches Handeln beziehen. Es gehe weniger darum, ein neues Bild von Vaterschaft zu vermitteln, als die Väter stärker in alltägliche Aufgaben einzubinden, erklärt Bräuer: „Es wäre denkbar, Väter aktiv als Elternsprecher anzufragen, Väterschwimmkurse anzubieten oder sie aktiv zum Beispiel in Elternchats anzusprechen.“ Unterstützung wünschen sich die Wissenschaftler*innen außerdem durch entsprechende familienpolitische Reformen. „Das würde es vielen Vätern leichter machen, spezielle Angebote der Arbeitgeber*innen auch tatsächlich anzunehmen.“

Studiendesign

Die VAPRO Studie hatte eine Laufzeit von zweieinhalb Jahren und wurde von der Stabstelle für Chancengleichheit der TU Braunschweig und dem Braunschweiger Zentrum für Gender Studies finanziert. Die Forscher*innen wählten einen Methoden-Mix und werteten 55 qualitative Interviews, eine Online-Umfrage mit bundesweit 2.200 Teilnehmern und sieben Instagram-Accounts von Väterbloggern aus.

Weitere Informationen

Abschlussbericht: https://leopard.tu-braunschweig.de/receive/dbbs_mods_00071776

Projekthomepage: www.tu-braunschweig.de/familienbuero/vaeter

VAPRO-Instagram-Account: https://www.instagram.com/dadsaredads/

Quelle

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Mensch Papa! Die Wissenschaft vom Vatersein

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Samstag 4. Februar 2023

Was macht das Vaterwerden mit Männern? Wissenschaftler untersuchen, wie sich Männer psychisch und physisch während der Schwangerschaft, der Geburt und in den ersten Jahren mit ihren Kindern verändern. Diese Dokumentation geht auf eine Entdeckungsreise und begleitet drei Männer in Deutschland, Frankreich und Schweden während ihres Abenteuers, Papa zu werden und Vater zu sein.

Die arte Dokumentation zeigt, wie sich Männer während der Schwangerschaft, der Geburt und in den ersten Lebensjahren ihrer Kinder verändern, und welche Bedeutung sie dabei für ihre Kinder haben.
Anna Machin, Evolutionsanthropologin der Universität Oxford, erforscht das Verhältnis von Vätern zu ihren Kindern. Die Ergebnisse ihrer Studien belegen, dass gegen Ende der Schwangerschaft und bei der Geburt das Testosteron der Väter sinkt. Das hilft ihnen, liebevoller auf ihre Kinder zu reagieren. Die Forschungsresultate Marian Bakermans-Kranenburgs von der Universität Leiden deuten darauf hin, dass Väter, die bereits in der Schwangerschaft täglich mit ihrem Baby kommunizieren, auch später eine stärkere Bindung zum Kind haben.
Was passiert bei der Geburt mit Männern? Damit hat sich der Gynäkologe Kai Bühling im Rahmen einer Studie beschäftigt. Rund 90 Prozent der Väter erleben die Geburt als positiv – aber es gibt auch Männer, die sich um negative Veränderungen sorgen, vor allem, was die Sexualität angeht. Die Neurobiologin Ruth Feldman aus Tel Aviv hat sich in großangelegten Studien die Gehirnregionen von Müttern und Vätern angeschaut. Ihr Ergebnis: Nicht nur die Gehirne der Frauen, sondern auch die der Männer verändern sich nach der Geburt – vorausgesetzt, sie sind engagierte Väter.

Spannende wissenschaftliche Erkenntnisse, verwoben mit persönlichen Geschichten von Vätern aus drei unterschiedlichen Ländern, ergeben einen faszinierenden Film über das Phänomen des Vaterwerdens und der Wichtigkeit des Vaterseins.

Nächste Ausstrahlung am:

  • Samstag, 4. Februar um 22:50
  • Mittwoch, 22. Februar um 02:00
  • Sonntag, 26. Februar um 07:45

Quelle

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Die wichtigste Nebenrolle eines Mannes

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 31. Januar 2023

Väter in der Geburtshilfe

Bei einer Geburt stehen die werdende Mutter und das Kind im Zentrum des Geschehens. Das ist unbestritten. Ebenso unzweifelhaft ist jedoch, dass zu diesem Zeitpunkt, vor und in den ersten Wochen nach der Geburt, die Weichen für die zukünftige Arbeitsteilung in der Familie gestellt werden.
Die überwiegende Mehrheit der jungen Männer und Frauen wünschen sich eine partnerschaftliche Aufteilung von bezahlter Erwerbs- und nicht bezahlter Familienarbeit. In der Realität passiert aber das Gegenteil. Die werdenden Eltern kommen als fortschrittliches Paar in die Geburtsklinik und verlassen den Kreißsaal mit einer Rollenaufteilung, die eher der ihrer Großeltern ähnelt als den eigenen Vorstellungen.

Hans-Georg Nelles zeigt in diesem Beitrag auf, was das mit den Strukturen der Geburtshilfe zu tun haben könnte.

Gute Vorbereitung wäre angebracht

Die Entscheidung Vater zu werden, ist heute in den meisten Fällen eine bewusste, auch wenn der Zeitpunkt nicht genau festgelegt werden kann und von vielen Männern und Frauen weit in die 30er Jahre hinausgeschoben wird, das heißt Mütter und Väter mit einer Hochschulausbildung erst im Alter von 35 Jahren Eltern werden. Berufliche Entwicklung und materielle Absicherung sind wichtig und die ‚richtige‘ Partner*in muss ja auch noch gefunden werden.

In Anbetracht dieser Vorlaufzeit ist es verwunderlich, dass der Vorbereitung auf das Vaterwerden und -sein so wenig Bedeutung zugemessen wird. Sobald eine Frau schwanger wird, greift ein engmaschiges Netz von Schutzvorschriften im beruflichen Umfeld und Angebote zur Geburtsvorbereitung sind selbstverständlich und werden von Krankenkassen finanziert.

Bei den werdenden Vätern sucht Mann vergleichbares vergeblich. Viele Arbeitgebende erfahren erst bei der Änderung von steuerlichen Eckdaten, dass jemand Vater geworden ist und da Kinder zunehmend außerhalb einer Ehe geboren werden noch nicht einmal dadurch.

Auch die Angebote für Väter, sich auf die Geburt ihres Kindes vorzubereiten, sind eher die Ausnahme. Gewiss, Mann kann gemeinsam mit seiner Partner*in zum ‚Hechelkurs‘ gehen und erhält wertvolle Infos zu medizinischen Abläufen und dem Geburtsgeschehen, aber die eigenen Gedanken und Befürchtungen zur Sprache bringen und sich mit anderen Vätern auszutauschen ist in diesem Rahmen nicht möglich.

In dem Beitrag ‚Was bringen Geburtsvorbereitungskurse für Männer‘[ii] werden bundesweit 18 Angebote gelistet. Selbst wenn sich die Angebote in den vergangenen 6 Jahren verdreifacht hätten, wären es immer noch Ausnahmeerscheinungen. (Werdende) Väter brauchen ein flächendeckendes Angebot, das von Krankenkassen finanziert wird.

He for She?

Auf der Grundlage internationaler Forschungsergebnisse, die die Zusammenhänge zwischen dem Verhalten, den Erfahrungen, Einstellungen und Merkmalen von werdenden und neuen Vätern und der Gesundheit und Wohlbefinden von Mutter und Kind aufzeigen, hat die Weltgesundheits-organisation (WHO) eine der zehn Empfehlungen zu Maßnahmen der Gesundheitsförderung von Müttern und Neugeborenen zur Einbeziehung von Vätern formuliert.[iii]

Die WHO empfiehlt, die Beteiligung von Männern während der Schwangerschaft, der Geburt und nach der Geburt zu fördern, um die Selbstsorge von Frauen und die häuslichen Pflegepraktiken für Frauen und Neugeborene zu verbessern, den Einsatz qualifizierter Vorsorge für Frauen und Neugeborene während der Schwangerschaft, der Entbindung sowie in der postnatalen Periode zu erleichtern.

Das ist gut und wichtig, beschreibt die Rolle der Väter und ihre Kompetenzen insbesondere mit Blick auf die Vater-Kind-Bindung aber nur unzureichend.

Da fehlt doch einer

‚Mutter, Kind und Hebamme bzw. Ärzt*in‘ mit dieser Triade wird das Geburtsgeschehen beschrieben. Das die werdende Mutter und das Kind im Mittelpunkt der Betrachtung und des Geburtsgeschehens stehen, ist selbstverständlich, aber ohne den Vater ist das System unvollständig.

Diese ‚Ausgrenzung‘ setzt sich vielfach in der nachgeburtlichen Betreuung fort:

„Deutlich wird, dass Familienhebammen weniger Familie im Sinne der Konzeption, sondern vielmehr spezifische Formen von Mutterschaft herstellen, die sich als „Mother in the Making“ also als unfertige Mutterschaften beschreiben lassen und die durch die Familienhebamme in ihrer Mutterwerdung unterstützt werden. Familie wird so zu einer weiblichen Sorgebeziehung, die sich sowohl über Mutterschaft als auch über Großmutterschaft nachzeichnen lässt: Familienhebammen werden zu Mütterhebammen.“[iv]

Vor diesem Hintergrund ist es wenig verwunderlich, wenn Paare, die mit der Vorstellung einer partnerschaftlichen Arbeitsteilung in den Kreißsaal gehen, diesen mit traditionellen Rollenzuschreibungen wieder verlassen.

Eine gute Vorbereitung auf diese Situation und der Austausch unter Väter kann dazu beitragen, die Wirkungen dieser ‚Ernährerfalle‘ zu minimieren.

Weder Assistent noch Beifahrer

In dem 2016 auf 136 Seiten ausformuliertem ‚Nationalen Gesundheitsziel Gesunde Geburt‘[v] wird die Einbeziehung von Vätern an verschiedenen Stellen erwähnt. Unter anderem heißt es dort ‚Väter bzw. Partnerinnen und Partner sollen dazu ermutigt werden, sich von Anfang an in der Babyversorgung zu engagieren und einen eigenen positiven Stil im Umgang mit dem Neugeborenen zu finden‘.

Obwohl also Alles dafürspricht, (werdende) Väter rechtzeitig einzubeziehen und als aktive Subjekte im Geburtsgeschehen zu betrachten, werden sie hierzulande häufig immer noch als ‚Assistenten‘ oder ‚Beifahrer‘ betrachtet.

Die Rolle, die sie während der Geburt wahrnehmen können, ist für ihre Partnerin da zu sein, den neuen Lebensabschnitt gemeinsam zu beginnen und von Anfang an als Vater präsent zu sein. Dabei erleben sie sich vielfach in einer völlig ungewohnten Situation: Sie haben keine Kontrolle über das Geschehen und die Mächtigkeit der Gefühle führt sie vielfach nicht nur emotional an ihre Grenzen, sondern manchmal sogar darüber hinaus. Das Vertrauen in die Kompetenzen des geburtshilflichen Teams und ihr Wissen um die natürlichen Abläufe sind in diesen Momenten gute Stützen.

Außerdem unterstützen Väter, auch wenn sie nicht aktiv werden, ihre Frauen bei der Geburt und haben eine wichtige ‚Bodyguard‘ Funktion im Hinblick auf Gewalt und Respektlosigkeit.

Bedeutung zuschreiben und erfahrbar machen

Väter sind wichtig, und zwar von Anfang an. Und zwar von dem Moment an, an dem ein Paar Eltern werden möchte. Die partnerschaftliche Zuwendung der Väter während der Schwangerschaft einerseits und die Zuschreibung väterlicher Bedeutung und Kompetenzen andererseits, lange vor der Geburt, sind mitentscheidend für väterliches Engagement.

Wenn Väter diese Bedeutung dann während der Geburt und unmittelbar danach gerade auch im Kontakt mit ihrem Kind erfahren können, sind weitere wichtige Weichenstellungen erfolgt.

Wie Väter auf diese Situation vorbereitet werden können und welche Rolle die verschiedenen Professionen dabei spielen, ist schon 2014 in einer von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung veröffentlichten Broschüre[vi] benannt worden.

Ein entscheidender Faktor dabei ist die Haltung des geburtshilflichen Teams gegenüber der Rolle sowie der aktiven Einbeziehung von Vätern. Ihre gute Vorbereitung auf die Geburt kommt auch der werdenden Mutter zugute. Studien zeigen, dass Väter, die ihre Rolle während der Geburt kennen und verstehen, was dort geschieht, selbst besser vor übermäßigem Stress geschützt sind und seltener Gefahr laufen, den Ablauf der Geburt negativ zu beeinflussen. Das gilt insbesondere in den Momenten, in dem es mal nicht „nach Plan läuft“, was aber auch völlig normal ist.

… und zum Schluss noch passende Rahmenbedingungen

Als Vision und Wunsch abschließend formuliert: um werdenden und gewordenen Väter und Müttern die Verwirklichung ihres Wunsches nach einer gleichberechtigten Aufgabenteilung zu ermöglichen braucht es, neben den äußeren, passenden Rahmenbedingungen wie der Vaterschaftsfreistellung[vii], ein Angebot sich vor und nach der Geburt mit den oben genannten Themen auseinanderzusetzen. Und zwar an den Orten und zu den Anlässen, die Väter und Mütter sowieso gemeinsam oder getrennt aufsuchen und nutzen. Die Geburtsvorbereitung gehört in jedem Fall dazu. Es braucht aber neben den Hebammen weitere (männliche) Akteure und Angebote für Väter, vor allem für die Zeit nach der Geburt.

Damit dies Wirklichkeit werden kann, kommt es aber auch darauf an, (werdende) Väter so zu empowern, dass sie ihre Bedürfnisse artikulieren und entsprechende Angebote einfordern.

[ii] https://www.menshealth.de/dad/partner-family/das-bringen-geburtsvorbereitungskurse-fuer-maenner/

[iii] https://www.who.int/news/item/15-02-2018-making-childbirth-a-positive-experience

[iv] https://link.springer.com/article/10.1007/s12592-017-0268-z

[v] https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/publikationen/nationales-gesundheitsziel-gesundheit-rund-um-die-geburt-727604

[vi] https://publikationen.sexualaufklaerung.de/themen/geburt/vaeter-auf-die-geburt-vorbereiten/

[vii] https://www.openpetition.de/petition/online/10-tage-vaterschaftsfreistellung-zur-geburt-fuer-einen-gemeinsamen-start-jetzt-2

Quelle

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Die Zeit die ich als Großvater erlebe …

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 24. Januar 2023

Ist die bisher wichtigste, schönste und aufregendste Epoche. Dies schreibt Reiner Holbe in seinem Buch ‚Wir neuen Großväter – Der schönste Job der Welt‘. Und der Altersforscher Eckart Hammer bezeichnet Großväter als die am meisten unterschätzte Gruppe in unserer Gesellschaft.
Die Forschung über Großeltern in Deutschland ist noch nicht sehr umfangreich und wenn Großeltern erwähnt werden, geht es, wie in der Generation darunter, meist um Großmütter. Sie sind in der Familienpolitik vor allem als ‚Plan B‘ bei der Kinderbetreuung interessant und haben während der Corona-Pandemie eine wichtige Rolle gespielt.
Viele Großväter lassen sich in dieser Lebensphase aber nicht noch einmal an den Familienrand verweisen und werden aktiv. Getreu einem holländischen Sprichwort ‚Großväter sind Väter, denen der liebe Gott eine zweite Chance gegeben hat.‘ Großväter brauchen Enkel und Enkel brauchen Großväter, für beide bietet diese Beziehung eine Entwicklungschance.
Worin diese Chancen bestehen, wie Großväter, Söhne und Enkel sie nutzen können und was die Väterarbeit in Kitas, Familienzentren und Familienbildung dazu beitragen können, ist das Schwerpunktthema der LAG-Väterarbeit im 1. Quartal. Lassen Sie sich überraschen.

Väter sind wichtig, von Anfang an!

Das ist die Grundüberzeugung der LAG-Väterarbeit und deshalb setzt sie sich dafür ein, Rahmenbedingungen in Gesellschaft, Betrieben aber auch Familien so zu gestalten, dass Väter aktive Vaterschaft leben und der Vater sein können, der sie sein wollen.
Das schließt konkrete Angebote für Väter, politisches Handeln auf kommunaler und Landesebene ebenso ein wie Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnen in den sozialen Medien. Zu Beginn des neuen Jahres hat die LAGV deshalb eine Kampagne zum Thema ‚Väter sind wichtig, von Anfang an!‘ gestartet. Mindestens zweimal pro Woche beleuchten Beiträge auf Facebook und Instagram die Bedeutung von Vätern und die Rahmenbedingungen von Vaterschaft insbesondere im Kontext von Erwerbsarbeit.
Im Rahmen dieser Kampagne führt die LAGV auch eine Kurzumfrage durch, deren Ergebnisse ebenfalls genutzt werden, um Väter in NRW zu ermutigen, ihre Vorstellungen von Vaterschaft auch zu leben.
Bitte beteiligen Sie sich an der Umfrage und teilen den Link bzw. den QR-Code dazu. Die Beantwortung dauert 2 Minuten. Ebenfalls laden wir Sie herzlich ein, die Beiträge auf Facebook und Instagram zu liken, zu kommentieren und zu teilen. Damit können Sie deren Wirkung verstärken.
Hier geht es zur Umfrage:

https://www.surveymonkey.de/r/LAGV2023-02

Angebote für Väter planen und durchführen

Wenn Sie als Team, Verantwortliche in einer Einrichtung, Gleichstellungsbeauftragte oder Personalverantwortliche Fragen zu Vätern in bestimmten Lebenslagen oder auch im Allgemeinen haben, dann finden wir gerne mit Ihnen gemeinsam in einem Strategiegespräch passgenaue Antworten bzw. Lösungen.
Die Geschäftsstelle der LAG-Väterarbeit bietet auch Vorträge und Fortbildungen an, die Beschäftigten verschiedener Einrichtungen oder auch einzelnen Teams die Möglichkeit gibt, sich intensiv mit einem ‚Väterthema‘ auseinanderzusetzen und ihre Arbeit mit und die Angebote für Väter weiterzuentwickeln. Melden Sie sich einfach per Mail bei uns.

… es gibt eine neue Papa-Lese-Liste von Christian Meyn-Schwarze

„Keiner erzählt die Gutenachtgeschichte so lebendig wie Großvater. Es lag an seiner Stimme, eine Stimme, die die Kinder noch lange hörten. Kaum hat er an diesem Abend die Gutenachtgeschichte für seinen Enkel angefangen, kommen die Tiere aus der Geschichte eins nach dem anderen ins Zimmer gesaust und versammeln sich ums Bett. …“
Dies ist nur eine von mehr als 300 Kurzrezensionen, mit der Christian Meyn-Schwarze seit über 20 Jahren in seiner ‚Papa-Lese-Liste‘ Kinderbücher für und über Väter in allen Lebenslagen vorstellt und Väter ermutigt, mit ihren Kindern zu lesen und ihnen vorzulesen.
Und da Christian jetzt im ‚Opa-Alter‘ ist, nimmt der Anteil der ‚Opa-Bücher‘ zu. Denn Großväter können mit ihrer Zeit und ihrer Lebenserfahrung wichtige fördernde und fordernde Bezugspersonen – besonders für Jungs – werden. Allein 6 neue Titel sind in dieser Rubrik dazugekommen.

Wie sag ich es meinem Kinde?

Im November und Dezember stand das Thema ‚Väter im Strafvollzug im Mittelpunkt. Einen kurzen Bericht zum Werkstattgespräch am 5. Dezember mit Thomas Wendland, der bei der Diakonie in Bielefeld schon seit 15 Jahren Vater-Kind-Gruppen sowie Elternkurse im Gefängnis anbietet, und ein Video seiner Präsentation finden Sie hier.

… jugendliche Väter im Blick

Am 9. Mai 2023 findet im Rahmen des von der Aktion Mensch geförderten Verbundprojekts ‚jugendliche Väter im Blick‘ in Osnabrück eine Fachtagung statt. Impulsgeberinnen sind Prof*in Anna Tarrant von der Universität in Lincoln/ GB die über ihre Erfahrungen in den Projekten Following Young Fathers & Following Young Fathers Further berichtet und Dr*in Kim Bräuer von der TH in Braunschweig, die aktuelle Ergebnisse ihrer Forschung zu Vätern in Deutschland präsentiert.
Im Praxisteil der Tagung geht es um die Ansprache und Erreichbarkeit der jungen Väter (nicht nur) im Rahmen der Frühen Hilfen.
Hier können Sie sich schon einen Platz bei der Fachtagung sichern.

Ausblick

Zum Thema ‚Gemeinsam getrennt erziehen‘ hat der Beirat der Bundesregierung im Oktober 2021 ein Gutachten vorgelegt. Anfang Januar hat die Familienministerin die Kommission für den 10. Familienbericht berufen, diese wird sich mit dem Thema „Unterstützung allein- und getrennterziehender Eltern und ihrer Kinder – Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen“ beschäftigen, die vielfältigen Lebenslagen von Familien skizzieren und Empfehlungen für die Familienpolitik geben.
Anlass genug, auf die Lebenswirklichkeiten getrennt erziehender Väter zu schauen und die Rahmenbedingungen zu beleuchten, die sie und die Mütter der Kinder brauchen, damit gemeinsam getrennt erziehen gelingen kann.
Im 3. Quartal werden wir uns nach dem VäterSummit am 26. August in Essen damit beschäftigen, wie Väter ermutigt werden können, ihr Vatersein so zu leben, wie sie es sich vorstellen und wünschen.

Termine

28. Februar 2023, 15:30 bis 17 Uhr, Online Member Meeting der LAG-Väterarbeit

16. März 2023, 15:30 bis 17 Uhr, Werkstattgespräch ‚Bedeutung von Großvätern‘ mit Jürgen Haas

26. August 2023, VäterSummit in Essen

Alle Beiträge und weitere Terminhinweise finden Sie auf der Webseite www.lag-vaeterarbeit.nrw

Quelle

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Väter sind wichtig, von Anfang an!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Freitag 20. Januar 2023

Das ist die Grundüberzeugung der LAG Väterarbeit und deshalb setzt sie sich dafür ein, Rahmenbedingungen in Gesellschaft, Betrieben aber auch Familien so zu gestalten, dass Väter aktive Vaterschaft leben und der Vater sein können, der sie sein wollen.

Das schließt konkrete Angebote für Väter, politisches Handeln auf kommunaler und Landesebene ebenso ein wie Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnen in den sozialen Medien. Zu Beginn des neuen Jahres hat die LAGV deshalb eine Kampagne zum Thema ‚Väter sind wichtig, von Anfang an!‘ gestartet. Mindestens zweimal pro Woche beleuchten Beiträge auf Facebook und Instagram die Bedeutung von Vätern und die Rahmenbedingungen von Vaterschaft insbesondere im Kontext von Erwerbsarbeit.

Im Rahmen dieser Kampagne führt die LAGV auch eine Kurzumfrage durch, deren Ergebnisse ebenfalls genutzt werden, um Väter in NRW zu ermutigen, ihre Vorstellungen von Vaterschaft auch zu leben.

Bitte beteiligen Sie sich an der Umfrage und teilen den Link bzw. den QR Code dazu. Die Beantwortung dauert 2 Minuten.
Ebenfalls laden wir Sie herzlich ein, die Beiträge auf Facebook und Instagram zu liken, zu kommentieren und zu teilen. Damit können Sie deren Wirkung verstärken

Hier geht es zur Umfrage:

https://www.surveymonkey.de/r/LAGV2023-02

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… sie kommt, sie kommt nicht, sie kommt doch: die Vaterschaftsfreistellung

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Freitag 13. Januar 2023

Eine 14-tägige Vater- bzw. Partner*schaftsfreistellung ist Bestandteil der 2019 verabschiedeten Vereinbarkeitsrichtlinie der EU, stand bei allen Ampelparteien in den Wahlprogrammen und ist Bestandteil des Koalitionsvertrags. Das in der EU-Richtlinie verbindlich festgelegte Datum für die Umsetzung war August 2022. Dies hat die Bundesfamilienministerin Lisa Paus verstreichen lassen. Ende November erklärte sie: Die zweiwöchige Freistellung nach der Geburt komme nicht mehr in diesem Jahr, aber 2024. Die wirtschaftliche Lage sei derzeit schwierig, vor allem für kleine und mittlere Unternehmen. „Deshalb möchte ich dieses wichtige Vorhaben im nächsten Jahr aufs Gleis setzen.“

Anfang Januar ist zu lesen, die Familienministerin rechne mit Blick auf die Einführung einer zweiwöchigen, bezahlten Väterauszeit mit Akzeptanz aufseiten der Arbeitgeber. „Ich gehe davon aus, dass die Partnerfreistellung von den Unternehmen angenommen wird“, sagte Paus der Deutschen Presse-Agentur. Die Unternehmen würden sich jetzt schon „große Gedanken“ um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf machen – gerade auch „in einer Zeit des Fachkräftemangels.“

Diese Erwartung hat sie auch vor dem Hintergrund einer vom BMFSJ in Auftrag gegebenen und kurz vor Weihnachten veröffentlichten Studie geäußert. Dort heißt es unter anderem: Für Väter ist eine gelingende Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein sehr wichtiges Anliegen. Deutlich wird das durch die Bereitschaft der Väter, ihre Arbeitsstelle zu wechseln. Rund 450.000 Väter in Deutschland haben schon einmal den Arbeitgeber zugunsten einer besseren Vereinbarkeit gewechselt. Und mehr als 1,7 Millionen Väter denken darüber häufig oder zumindest manchmal nach. Diese hohe Wechselbereitschaft ist gerade in den aktuellen Zeiten des Fachkräftemangels ein großes Unternehmensrisiko.

Da müssten doch eigentlich bei Unternehmen die Alarmglocken läuten und die Vaterschaftsfreistellung, schon vorab auf freiwilliger Basis als Instrument zur Steigerung der Arbeitgeber*attraktivität, ein Mittel der Wahl sein. Aber denkste …

Quasi als Antwort auf die Äußerungen der Ministerin gegenüber dpa veröffentlicht die FAZ einen Kommentar von Heike Göbel in dem sie das Engagement von Vätern als ‚Freizeit‘ diffamiert. „Paus beruft sich auf eine EU-Vorgabe, doch diese würde Deutschland mit seinen ohnehin reichlichen Urlaubs- und Freistellungsregeln so wieder mal übererfüllen. Die Kritik der Wirtschaft perlt an Paus ab. Sie gehe davon aus, dass die „Partnerfreistellung von den Unternehmen angenommen werde“, ließ sie jetzt wissen. Zynischer geht es kaum.

Und wer gedacht hat, diese Missachtung von Vätern und Müttern lasse sich nicht steigern wird von Anke Heinrich eines Besseren belehrt. In ihrem Beitrag für ‚Markt und Mittelstand‘ schreibt sie drei Tage später: „Stellen Sie sich vor, man gibt der Bundesfamilienministerin eine Aufgabe: Deutschlands Betrieben acht Millionen Arbeitstage im Wert von 1,8 Milliarden Euro zu stehlen, Jahr für Jahr. Und zwar ohne, dass es irgendetwas bringt. Im Gegenteil, es soll sogar mehr Schaden als Nutzen anrichten als nutzen. Das klingt schwierig? Nicht für Lisa Paus. Wer wie die Grüne 22 Semester studiert hat, um danach direkt Berufspolitikerin zu werden, dem fällt das schon etwas ein: Jeder Vater soll nach der Geburt zwei Wochen Extra-Urlaub bekommen – natürlich bezahlt vom Unternehmen.“

Sie verpackt ihre menschenverachtende Polemik geschickt in Fragen, die zweite lautet: „Helfen die Väterwochen der Gesellschaft, familienfreundlicher zu werden? In der Antwort wird jetzt gegen Väter ‚gekeilt‘: „Nein, denn wenn ein Vater keine zehn Urlaubstage mehr übrig hat für die Phase nach der Geburt seines Kindes, wird er auch mit zehn zusätzlichen Tagen wohl eher eine Kegeltour zum Ballermann unternehmen, als seiner Frau zu helfen.“

Unternehmen und ihre vermeintlichen Helfer*innen, die auf einem derartigen Niveau polemisieren ist eigentlich nicht zu helfen. Norbert Walter, der ehemalige ‚Chefvolkswirt’ der Deutschen Bank, hat dazu beim ersten Netzwerktreffen des Unternehmensnetzwerks ‚Erfolgsfaktor Familie’ am 1. April 2008 in seiner Keynote zum Thema nachhaltige Familienpolitik in Unternehmen unter anderem angeregt, nicht ständig im Gegenwind zu arbeiten und zu predigen, sondern den Unternehmen, die der Überzeugung sind, Familienfreundlichkeit rechne sich nicht einen glücklichen Untergang zu wünschen. ‚Wir brauchen ja schließlich auch Verlierer im Wettbewerb’. Das gilt heute mehr als vor 15 Jahren.

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Die gute Gutenachtgeschichte

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Montag 9. Januar 2023

… es gibt eine neue Papa-Lese-Liste von Christian Meyn-Schwarze

„Keiner erzählt die Gutenachtgeschichte so lebendig wie Großvater. Es lag an seiner Stimme, eine Stimme, die die Kinder noch lange hörten. Kaum hat er an diesem Abend die Gutenachtgeschichte für seinen Enkel angefangen, kommen die Tiere aus der Geschichte eins nach dem anderen ins Zimmer gesaust und versammeln sich ums Bett. Leider schläft der Großvater mitten im Erzählen erschöpft ein. Leise macht sich der Junge mit dem Reh, dem Hirschen, dem Hasen, dem Wildschwein und dem Eichhörnchen auf, um die Geschichte der Jägerin zu einem guten Ende zu bringen. Opa und Enkel im kleinen Haus am Waldrand und die Tiere des Waldes …“

Dies ist nur eine von mehr als 300 Kurzrezensionen, mit der Christian Meyn-Schwarze seit über 20 Jahren in seiner ‚Papa-Lese-Liste‘ Kinderbücher für und über Väter in allen Lebenslagen vorstellt und Väter ermutigt, mit ihren Kindern zu lesen und ihnen vorzulesen.

Und da Christian jetzt im ‚Opa-Alter‘ ist, nimmt der Anteil der ‚Opa-Bücher‘ zu. Denn Großväter können mit ihrer Zeit und ihrer Lebenserfahrung wichtige fördernde und fordernde Bezugspersonen – besonders für Jungs – werden. Allein 6 neue Titel sind in dieser Rubrik dazugekommen.

Die Liste ist sicherlich nicht vollständig und subjektiv, die Bewertung der Bücher und anderer Medien zum Teil sehr persönlich aber in jedem Fall eine optimale Möglichkeit, sich über Kinderbücher zu informieren.

Und da gute Kinderbücher in vielen Fällen schnell vergriffen sind, empfiehlt er, bei Neuerscheinungen schnell zuzugreifen und für diejenigen, die leer ausgehen hält er einen besonderen Service bereit: er hat alle Bücher der Leseliste gesammelt und man kann sie bei ihm ausleihen.

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Engagement von Vätern – Die Pandemie hat den kulturellen Wandel beschleunigt

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 27. Dezember 2022

… good News at the turn of the year

‚Experten zufolge könnte die Pandemie zu einer tiefgreifenden Veränderung der Väterrolle führen‘ lautete eine Vermutung, die in einem Beitrag des Guardian über die Auswirkungen der ersten sechs Monate der Corona Pandemie geäußert wurde. Die Zahl der Stunden, die Männer mit ihren Kindern verbringen, ist in diesem Zeitraum sprunghaft angestiegen und könnte zu einer dauerhaften Neubewertung des Wertes der Vaterschaft und zu einer Veränderung der Arbeitsmuster führen.

„Das Jahr 2020 hat das Bild der Gesellschaft von der Vaterschaft verändert und könnte nach Ansicht von Forschern, Wirtschaftsführern und Aktivisten den tiefgreifendsten Wandel bei den Betreuungsaufgaben seit dem Zweiten Weltkrieg bewirken.“

Führungskräfte haben aus erster Hand erfahren, was es bedeutet, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, und dass beide Elternteile dazu in der Lage sein müssen, wird Ann Francke, Geschäftsführerin des Chartered Management Institute, in dem Beitrag zitiert, und „Väter sind von entscheidender Bedeutung, um die Gleichstellung von Müttern voranzubringen, ohne Fortschritte für Väter zu Hause kann es keine Fortschritte für Mütter am Arbeitsplatz geben, das sind zwei Seiten derselben Medaille.

Drei Monate später wurde erneut die Frage aufgeworfen, ob die Erfahrungen, die Väter während des Lockdowns gemacht haben, zu einer dauerhaften Veränderung führen könnten. In dem Artikel kommt auch Michael Lamb, Psychologieprofessor in Cambridge und Autor mehrerer wissenschaftlicher Texte über Vaterschaft und die Aufteilung der elterlichen Arbeit zu Wort:

„… die Erfahrungen der Väter werden sehr unterschiedlich sein, denn einige haben die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, andere nicht, und wieder andere haben ihren Arbeitsplatz vielleicht ganz verloren. „Dennoch sehen wir jetzt, dass viele Männer sich engagieren und erkannt haben, dass es ziemlich schwierig ist, gleichzeitig ein Haus zu führen, ein guter Vater zu sein und den beruflichen Anforderungen gerecht zu werden.“

Lamb sieht dies als große Chance: „Für viele Väter wird dieses Jahr eine Chance gewesen sein, Beziehungen aufzubauen, die tiefer und breiter sind, als es sonst der Fall gewesen wäre. Es wird Väter geben, die einige der Freuden und Vorteile der Vaterschaft auf eine Art und Weise erkennen, wie es ihnen in der Vergangenheit nicht möglich war.“

Ende Dezember, also knapp drei Jahre nach dem Beginn der Pandemie liegen nun Zahlen vor, die nahelegen, dass die Pandemie tatsächlich als „Katalysator für Veränderungen“ gewirkt hat:
Die Covid-Beschränkungen waren ein außerordentlicher Katalysator für Veränderungen im Leben der berufstätigen Väter, sagte Adrienne Burgess, Mitgeschäftsführerin des Fatherhood Institute. Ihre Analyse zeigt, dass die Zeit, die alle Väter in Großbritannien mit der Betreuung ihrer Kinder verbringen, seit 2015 um fast ein Fünftel (18 %) gestiegen ist, von durchschnittlich 47 Minuten pro Tag auf 55 im Jahr 2022.

„Mütter arbeiten mehr und Väter übernehmen mehr Kinderbetreuung und Hausarbeit. Wenn es darum geht, wie wir die Gleichstellung der Geschlechter messen, haben sich in diesen beiden Bereichen gewaltige Verschiebungen ergeben“, sagte Burgess.

Die Pandemie scheint auch Auswirkungen auf die Betreuungsarbeit von berufstätigen Vätern zu haben. In den Jahren 2014-15 verbrachten Mütter in Großbritannien 86 % mehr Zeit mit der Betreuung von Kindern als Männer, was im Zeitraum März-April 2020 auf 13 % zurückging.

Seitdem hat sich die Kluft zwar vergrößert, ist aber immer noch geringer als zuvor. Im März 2022 verbrachten Mütter 53 % mehr Zeit mit der Betreuung ihrer Kinder als Männer – ein Rückgang der Betreuungslücke um 33 Prozentpunkte.

Vielleicht handelt es sich um eine Momentaufnahme, aber immer mehr Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit tatsächlich verändert: Mütter arbeiten mehr und Väter kümmern sich mehr. Das wirkt nachhaltig jüngste Forschungen über die Einstellung zur Geschlechterrolle legen nahe, dass diese ‚neuen Väter‘ ein „exponentielles Wachstum der Geschlechtergleichheit über Generationen hinweg“ bewirken können.

Diese Beschreibung und die Zahlen beziehen sich auf Großbritannien, ich bin aber der Überzeugung, dass die Effekte, die Michael Lamb beschrieben hat, auch auf Väter in Deutschland und andere Ländern übertragen lassen.

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