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So etwas wie ‚Mutterschutz für Väter‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Freitag 1. September 2017

2 emma_1979Diesen Gedanken äußerte Familienministerin Katharina Barley neulich im Interview mit dem Magazin EditionF

„… Frage: Wird irgendwann jeder Vater einige Monate Elternzeit nehmen können?

Barley: … Befragungen zeigen, immer mehr Väter haben keine Lust, ihre Kinder nur abends oder erst schlafend zu sehen. Vätern muss es ganz selbstverständlich möglich sein, für ihre Kinder da zu sein. Dafür brauchen wir vor allem einen Kulturwandel in den Unternehmen. Das geht nur durch Vorbilder. Deswegen müssen wir jeden Vater bestärken, der sein Recht oft gegen starke Widerstände in seiner Firma durchsetzt. Ich kann mir aber auch etwas Vergleichbares wie den Mutterschutz auch für Väter vorstellen. Sie könnten dann nach der Geburt der Kinder ebenfalls eine gewisse Zeit beruflich aussetzen. Das hilft den Müttern und stärkt die Beziehung zwischen Vätern und Kindern. Je früher Väter Verantwortung übernehmen, desto mehr tun sie das auch im späteren Leben eines Kindes. Das ist wissenschaftlich belegt. …“

Damit greift sie einen Gedanken bzw. eine Forderung auf, die schon fast 40 Jahre diskutiert wird.

Bereits in der ersten Lesung zur Einführung des Mutterschaftsurlaubs im März 1979 wird unter Bezugnahme auf die Wünsche junger Familien, eine partnerschaftliche Aufgabenteilung zu leben, von den Rednern und Rednerinnen der Regierungsparteien (SPD und FDP) bedauert, dass aus abstimmungstaktischen Gründen, Väter von dem geplanten Vorhaben ausgeschlossen werden müssen. Wenig später äußerte die Abgeordnete Matthäus-Maier (FDP) im Bundestag: Eine Wahlmöglichkeit der Eltern wäre „ein guter Beitrag zur Auflockerung der starren Rollenverteilung gewesen, … die wir ja heute immer noch haben. … bei einer alternativen Möglichkeit für Vater oder Mutter wüßte ja ein Arbeitgeber, der eine junge Frau einstellt, nicht, ob nicht möglicherweise, wenn die Frau schwanger wird, der Vater den Elternurlaub in Anspruch nimmt, so daß auf diese Weise die Gefahr der Benachteiligung verringert würde. … Aber eines ist klar: Bei der wachsenden Erkenntnis gerade auch junger Väter, daß es für sie nicht nur eine Pflicht ist, an der Kindererziehung teilzunehmen, sondern daß sie sich damit ein Recht nehmen, das ihnen jahrhundertelang verweigert worden ist: sich um ihre Kinder zu kümmern.“

Es sollte noch fast 30 Jahre dauern, bis mit den Partnermonaten ein vergleichbarer Anspruch verwirklicht wurde. Dabei haben die ‚Papawochen‘ unmittelbar nach der Geburt noch eine andere bedeutsame Wirkung. Eine im Februar 2015 vorgelegte Studie des Beratungsunternehmens EY und des in Washington ansässigen Peterson Institute for International Economics in fast 22.000 Unternehmen in 91 Ländern zeigt: „Perhaps surprisingly, mandated maternity leave is not correlated with female corporate leadership shares, though paternity leave is strongly correlated with the female share of board seats.”

Das für die Auftraggeber überraschende Ergebnis, der Zugang zu Papamonaten bzw. –wochen hat eine signifikante Auswirkung auf den Anteil von Frauen in Führungspositionen oder anders ausgedrückt: In dem Maße wie Väter an das Unternehmen gebunden werden, geschieht dies mit Frauen an Haushalt und Kinder.

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Elterngeld verändert soziale Normen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 31. August 2017

Das im Jahr 2007 eingeführte Elterngeld hat soziale Normen verändert. Wie eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zeigt, gehen viele Mütter ein Jahr in Elternzeit. Während Frauen mit geringen Einkommen früher als zu Zeiten des Erziehungsgeldes, das vom Elterngeld abgelöst wurde, an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, pausieren Frauen mit mittleren und hohen Einkommen durch das Elterngeld länger vom Job, nachdem ihr Kind geboren wurde. Katharina Wrohlich aus der Forschungsgruppe Gender Studies des DIW Berlin hat gemeinsam mit ihren Kolleginnen Clara Welteke und Ulrike Unterhofer zudem herausgefunden, dass sich die Mütter dabei auch vom Verhalten ihrer Arbeitskolleginnen leiten lassen. Mit Blick auf die Väter scheint es inzwischen gesellschaftlich akzeptiert zu sein, dass sie in Elternzeit gehen, meist jedoch nur für die minimale Dauer von zwei Monaten.

Darüber hinaus wirkt das Elterngeld sogar auf Personen, die gar kein Elterngeld beziehen: So haben viele Großeltern, deren Söhne nach Einführung des Elterngeldes Vater geworden sind, ihre Vorstellungen von der Aufgabenteilung zwischen Mann und Frau verändert. „Die Einführung des Elterngeldes hatte auch gleichstellungspolitische Zielsetzungen“, so Wrohlich. „Es war von der Politik gewünscht, dass sich Einstellungen und soziale Normen verändern. Das ist gelungen, denn das Rollenverständnis von Männern und Frauen ist zumindest ein Stück weit egalitärer geworden, sogar bei den Großeltern.“

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... hat sich diese Norm wirklich verändert?

Erweiterungen des Elterngeldes könnten eine gleichmäßigere Aufteilung der Familien- und Erwerbsarbeit zwischen Vätern und Müttern noch forcieren. Dazu zählt das vom DIW Berlin untersuchte Modell einer Familienarbeitszeit. Dieses sieht vor, dass Eltern ein- bis dreijähriger Kinder finanzielle Leistungen erhalten, wenn sowohl der Vater als auch die Mutter ihre Arbeitszeit auf 75 bis 80 Prozent einer Vollzeitstelle reduzieren. Damit könnten soziale Normen weiter verändert werden, etwa in die Richtung, dass sich Väter noch stärker an der Kinderbetreuung beteiligen.

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Partnerschaftliche Arbeitszeiten aus Kinder- und Elternsicht

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 24. August 2017

Zu arbeiten und Familie zu haben, ist heute Wunsch und Wirklichkeit für die meisten Mütter und Väter in Deutschland. Auch für einen Großteil der Kinder ist es selbstverständlich, dass beide Eltern berufstätig sind. Dass aber Mütter und Väter vollzeitnah arbeiten und ähnlich viel Zuwendungszeit für Kinder aufbringen, ist eher eine Seltenheit. Familien mit partnerschaftlichen Arbeitszeiten stehen im Mittelpunkt dieser Studie, und zwar aus Sicht der Kinder.

Wie erleben die Kinder ihre Eltern, die sich die Verantwortung für Kinder genauso teilen wie die Verantwortung, für das Auskommen der Familie zu sorgen? Wie leben und erleben sie ihre Eltern zwischen Familie und Beruf, ihre Arbeitszeiten und ihre Zeit für Familie? Wie erleben sie ihre Mütter und Väter als Bezugspersonen – und wie zufrieden sind sie damit?

Mit finanzieller Unterstützung des Bundesfamilienministeriums ist das Institut für sozialwissenschaftlichen Transfer (SowiTra) diesen Fragen in einem explorativen Forschungsprojekt nachgegangen und hat neue, erfrischende Einblicke gewonnen, die die Debatte um Vereinbarkeit bereichern.

Die in einem Kurzbericht vorgestellten Erkenntnisse aus Interviews mit Eltern und ihren Kindern machen die Erfahrungswelten der Kinder wie auch die der Eltern anschaulich. Kinder wie Eltern überzeugen in klarer, unmittelbarer Sprache von einer partnerschaftlichen Vereinbarkeit, die zu einem guten Aufwachsen von Kindern und zu stabilen Familien beiträgt. Der Bericht zeigt auch, was Eltern dabei unterstützt, die gewünschte Partnerschaftlichkeit umzusetzen: eine gut funktionierende Ganztagsbetreuung für Schulkinder, flexible Arbeitszeitoptionen über das „Entweder-Oder“ von Voll- oder Teilzeitstellen hinaus und finanzielle Unterstützung, damit Zeit für Familie nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängt.

Den kompletten Projektbericht gibt es hier.

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Väter sind keine Babysitter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Mittwoch 16. August 2017

Das macht u.a. Jeremy Martin Weber, Vater von sechs Töchtern in seinem Blog deutlich. Im Mai postete er dort ein Foto von seiner Frau, wie diese am Flughafen zu einer mehrtägigen Geschäftsreise aufbricht. Dazu schreibt er: „Wer wird jetzt:

  • für meine Kinder kochen
  • dafür sorgen, dass sie pünktlich zur Schule kommen
  • Kleidung für die beiden Jüngsten heraussuchen?
  • ihre tägliche Routine aufrechterhalten
  • sie in den Arm nehmen, wenn sie es brauchen, ihre blauen Flecken küssen und ihre Kratzer versorgen
  • sie trösten, wenn sie Alpträume haben
  • ihnen helfen, Streitereien mit ihren Geschwistern zu lösen
  • jedem kleinen Detail zuhören, wenn sie von ihrem Tag berichten
  • ihnen vorlesen, sie ermutigen, draußen zu spielen oder gemeinsam mit ihnen spielen
  • meine Teenager-Töchter unterstützen und ermutigen, ihnen bei ihren “Frauenproblemen” zuhören und über ihre Beziehungskrisen sprechen
  • ihnen ein freundliches, liebevolles, geduldiges, einfühlsames, starkes, mutiges Vorbild sein

Wer wird all das machen, während ihre Mutter weg ist? Ich. Ich werde das machen. Denn ich bin nicht ihr Babysitter. Ich bin auch nicht bloß ihr Spielgefährte. Ich bin ihr Vater. Und mich um meine Töchter zu kümmern und sie zu erziehen ist meine Verantwortung. Ich liebe diese Verantwortung – mit all ihren Schwierigkeiten.

Das Haus wird nicht auseinanderfallen oder im Chaos versinken und die Kinder werden nicht verderben, weil ich auf sie aufpasse. Und nein, ich verdiene dafür niemandes Lob oder Bewunderung. …“

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Angebote für Männer und Väter in Wattenscheid

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Mittwoch 9. August 2017

„Unsere Grundidee war es, auch Aktionen für Männer, junge oder werdende Väter anzubieten. … Ich merke schon, dass sich einige noch etwas schwerer tun, obwohl es bereits ein niedrigschwelliges Angebot ist. Glücklicherweise ist das mittlerweile ein bisschen im Umbruch.“

Flack, seit Januar 2015 für das Projekt des „Sozialdienst katholischer Frauen und Männer“ verantwortlich, erklärt auch, warum diese Arbeit wichtig ist. „Wir begleiten Väter auf ihrem Weg mit Familie und Kind. Wir wollen mit dem Projekt – neben den Schwangerschaftsberatungsstellen – auch eine Anlaufstelle für Männer und Väter mit Familien aufbauen. Ziel ist, eine positive Entwicklung des Kindes zu gewährleisten und die Situation in der Familie zu verbessern. Es sei festzustellen, dass es gerade für junge und werdende Väter aus sozial schwächeren Familien wenig passende Angebote gebe.

Viele Männer stünden, so Flack, vor Herausforderungen und „tun sich oft schwer damit, Hilfe zu suchen, Unterstützung in Anspruch zu nehmen oder über Themen zu sprechen.“ Seit Januar 2015 haben über 300 Männer die Beratung und die Angebote des Projektes wahrgenommen: ob Erste-Hilfe-Kurse für Väter mit Kindern, gemeinsam mit dem DRK organisiert und angeboten, Geburtsvorbereitungskurse oder Vater-Kind-Wochenenden, der Väterstammtisch oder das Familiencafé.

Neben der Beratung zu sozialen, finanziellen und pädagogischen Fragen sind die „Crash-Kurse“ für Väter zum Thema Bindung und Entwicklung des Kindes wichtig. Flack: „Hier vermitteln wir den Männern die Bedeutung einer positiven Bindung.“ Deutlich spürbar sei, dass es den Männern gut tut, sich auszutauschen und zu sehen, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind.

Ob bei Trennungsproblemen, in der Rolle als Vater oder in der Planung der beruflichen Zukunft. Flack: „Auch unsere Geburtsvorbereitungskurse stoßen auf reges Interesse. So kommen immer wieder Kontakte zu Männern zustande, die sich über das Umgangsrecht informieren und von ihren Erfahrungen und Streitigkeiten mit den Kindsmüttern berichten.“

„Wir wollen als anerkannter Partner im sozialen Netzwerk der Stadt Bochum unsere Angebote verstetigen. Der Bedarf ist groß, und wir haben eine Menge Erfahrungen gesammelt.“ Das Männer-Projekt sei ein wesentlicher Baustein, um langfristig Armut und Ausgrenzung im Stadtteil zu bekämpfen und die Situation der Menschen vor Ort zu verbessern.

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Väter im Work-Live Konflikt

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Freitag 28. Juli 2017

Zu den Glaubensätzen in der Diskussion über die Vereinbarkeit von Familie Arbeit und Leben zählt, dass in erster Linie Frauen unter der Doppelbelastung leiden. Die gängigen Bilder zeigen gestresste Mütter, die sich zwischen den Ansprüchen von Kindern und Arbeitgebern zerreiben, während Väter ihre berufliche Entwicklung verfolgen und sich dabei scheinbar nicht von den Bedürfnissen ihrer Familien irritieren lassen. Doch dabei handelt es sich um eine Legende, wie eine Studie, die Forscher um Kristen Shockley im Journal of Applied Psychology veröffentlicht haben, nachweist.

Shockley

Für die Arbeit wertete das Team um die Psychologin mehr als 350 Einzelstudien mit insgesamt etwa 250 000 Teilnehmern aus. Etwa die Hälfte der analysierten Studien stammt aus den USA, die anderen aus Europa und Asien. „Im Wesentlichen haben wir kaum belastbare Beweise dafür gefunden, dass Frauen und Männer in unterschiedlichem Ausmaß durch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie belastet werden“, sagt Shockley.

Geringe Unterschiede identifizierten die Forscher nur bei Doppelverdienerpaaren: In dieser Konstellation klagten Mütter geringfügig häufiger darüber, dass Familienangelegenheiten ihre Arbeit beeinträchtigten; und Väter, dass die Arbeit ihr Familienleben störe. Doch diese Differenzen seien so gering, dass sie kaum praktisch relevant seien, so die Forscher.

Die Ergebnisse stehen in starken Kontrast zur öffentlichen Wahrnehmung der Problematik. Das Thema werde in den Medien fast ausschließlich als Frauenthema diskutiert, so Shockley. Dadurch drehe sich die Diskussion im Kreis: „Frauen hören von anderen Frauen, dass sie mit dem Problem kämpfen und alleine dadurch entsteht die Erwartung, dass sie größere Schwierigkeiten haben werden als Männer, Beruf und Familie zu vereinbaren“, sagt die Psychologin.

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Getrennt gemeinsam erziehen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 18. Juli 2017

Bundesfamilienministerin Dr. Katarina Barley hat am 11. Juli im Rahmen des Zukunftsgesprächs „GEMEINSAM GETRENNT ERZIEHEN“ erste Ergebnisse einer Befragung von Trennungseltern vorgestellt. Diese zeigen, dass sich getrennt lebende Mütter und Väter eine partnerschaftliche Erziehung der gemeinsamen Kinder wünschen.

So wünschen sich 51 Prozent der Trennungseltern, dass die Kinder die Hälfte der Zeit beziehungsweise annähernd gleichmäßig von beiden Elternteilen betreut werden. 15 Prozent der Trennungseltern erziehen bereits gemeinsam. Unter diesen Eltern haben 93 Prozent eher gute bis sehr gute Erfahrungen mit ihrem Betreuungsmodell gemacht. Die Ergebnisse der Befragung geben ebenfalls Aufschluss darüber, wie Eltern in die gewünschte Betreuungskonstellation hineinfinden und was nötig ist, damit eine partnerschaftliche Betreuung gelingt. Durchgeführt hat die Umfrage das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Bundesfamilienministeriums.

Dr. Katarina Barley: „Ich nehme es sehr ernst, dass die Mehrheit der getrennt lebenden Eltern sich nicht genügend vom Staat anerkannt fühlt. Deswegen müssen wir noch bessere Rahmenbedingungen für diese Familien schaffen.“

Den Ergebnissen der Studie zufolge, wünschen sich vor allem Väter bessere rechtliche Bedingungen für getrennt erziehende Eltern. Der großen Mehrheit geht es dabei um finanzielle Unterstützung (68 Prozent). Viele wünschen sich auch eine stärkere steuerliche Berücksichtigung von Kosten, die Getrennterziehenden entstehen (60 Prozent). Gerade Väter wünschen sich häufig auch, dass ihr Betreuungsanteil im Unterhaltsrecht Berücksichtigung findet.

Trennungseltern

Grundlage der von Allensbach durchgeführten Studie war eine Stichprobe von April und Mai 2017 von 603 Müttern und Vätern, die repräsentativ für die Eltern mit Kindern aus früheren Partnerschaften ist. Bei den dargestellten Zahlen handelt es sich um erste vorläufige Ergebnisse. Abschließende Studienergebnisse werden bis zum Herbst erwartet.

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Wenn einer fehlt, den man nicht kennt

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Mittwoch 12. Juli 2017

Die einen leiden unter der Abwesenheit ihres Vaters, die anderen erkennen in der Lücke im Leben keinen Makel. Vier Menschen erzählen in diesem Zeit Artikel, wie es ist, ohne Vater aufzuwachsen. In diesen Geschichten fehlen vier Männer. Einer ist weggeblieben, einer verleugnet seine Vergangenheit, einer kehrte nie heim und einer hat eine seltsame Leere hinterlassen.

Mediziner, Psychologen, Soziologen und Historiker beschäftigen sich schon lange mit der Frage: Welche Folgen hat die Abwesenheit des Vaters für die Kinder und späteren Erwachsenen, für die Gesellschaft? Von zwei vaterlosen Generationen ist die Rede: Da sind die unzähligen, die nur von ihren Müttern – und anderen Familienmitgliedern – großgezogen wurden, weil die Väter aus dem Krieg nicht heimkehrten. Und da sind die Scheidungskinder, Kinder aus Affären und Romanzen, die Patchwork-Kinder von heute. Viele von ihnen werden trotzdem von zwei Eltern erzogen, versorgt, geliebt. Anderen wird der abwesende Elternteil fremd.

Wenn von den vaterlosen Generationen die Rede ist, geht es meist um die negativen Folgen, die der Verlust für die Betroffenen bedeutet. Im Buch Das Drama der Vaterentbehrung legt der Psychoanalytiker Horst Petri dar, dass auffällig viele kriminelle Jugendliche ohne Vater aufgewachsen sind. Auch Drogenprobleme, Beziehungsstörungen, mangelnde Empathie und schlechtere schulische Leistungen treten bei diesen Kindern und Jugendlichen ihm nach häufiger auf.

Wie sich diese Symptome später im Erwachsenenleben auswirken, zeigen Petri und anderen Experten zufolge die Schwierigkeiten, welche diese „Kinder des Krieges“ als Partner und Familienväter hatten und haben. Eine Langzeitstudie an der Mannheimer Normalbevölkerung ergab, dass jene, denen in den ersten sechs Lebensjahren der Kontakt zum Vater fehlte, noch über 50 Jahre später ein deutlich höheres Risiko für psychische Störungen aufwiesen als Kinder, die Kontakt zum Vater hatten.

„Was man nicht kennt, das kann man nicht vermissen. Das habe ich jahrelang gesagt, wenn ich nach meinem Vater gefragt wurde“, sagt Laura Dunne. „Mittlerweile weiß ich, dass das nicht stimmt.“

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Personalmanager sehen steigenden Bedarf für Teilzeit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 6. Juli 2017

Der Bundesverband der Personalmanager (BPM) hat gemeinsam mit dem Bundesfamilienministerium 1500 Personalverantwortliche zu ihren Erfahrungen mit vollzeitnahen Teilzeitmodellen befragt. Die Umfrage zeigt, dass die vollzeitnahe Teilzeit bereits in vielen Unternehmen gelebt wird.

Die Ergebnisse belegen, dass die größte Gruppe der Unternehmen (40 Prozent) Arbeitsmodelle anbietet, bei denen die Arbeitszeit bei 50 bis 75 Prozent der vertraglichen Arbeitszeit liegt. Nur 11 Prozent der befragten Unternehmen nutzen Teilzeitmodelle, bei denen die Arbeitszeit zwischen 75 und 90 Prozent liegt. In Zukunft dürfte insbesondere dieser Anteil weiter steigen. Denn 55 Prozent der befragten Personalmanager geben an, dass ihre Unternehmen und Organisationen zukünftig genau solche Teilzeit-Modelle verstärkt anbieten wollen. Die Wochenarbeitszeit liegt hierbei zwischen 28 bis 36 Stunden (sogenannte vollzeitnahe Teilzeit).

„Mitarbeiter wollen zunehmend Arbeitszeiten, die sich den aktuellen Lebensumständen anpassen und nicht umgekehrt. Insbesondere Teilzeit-Modelle mit nur geringen Auswirkungen auf Arbeitszeit und Gehalt sind deshalb attraktiv. Denn sie geben den Mitarbeitern mehr Zeit, um sich um Kinder, pflegebedürftige Angehörige oder einfach um sich selbst zu kümmern. Und ihre Auswirkungen auf das Einkommen sind für die Mitarbeiter oft besser verkraftbar als Modelle, bei denen sich das Einkommen um die Hälfte oder mehr reduziert“, sagt Dr. Elke Eller, Präsidentin des Bundesverbandes der Personalmanager und Arbeitsdirektorin der TUI Group.

Als wichtigste Erfolgsfaktoren bei der Umsetzung vollzeitnaher Arbeitsmodelle nennen die befragten Personalmanager die Akzeptanz durch die Führungskräfte (35 Prozent), eine flexible Organisationsstruktur (27 Prozent), den flexiblen Umgang mit Arbeitszeiten sowie Transparenz im Team (beide 22 Prozent). Arbeitsverdichtung wird von ihnen als eine der Herausforderungen genannt (86 Prozent), da eine Umverteilung von Aufgaben bei geringer Arbeitszeitverkürzung oft nicht möglich ist.

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Väter entscheiden sich für Elterngeld

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Sonntag 2. Juli 2017

Immer mehr Väter in Deutschland beziehen Elterngeld. Ihre Zahl stieg 2016 um fast zwölf Prozent auf rund 365.000. Das geht aus der am Dienstag veröffentlichten Erhebung des Statistischen Bundesamtes hervor. Die Zahl der Mütter, die die Leistung erhielten, legte um gut drei Prozent zu auf etwa 1,28 Millionen.

Den höchsten Väteranteil gab es 2016 in Sachsen mit 26,5 Prozent, den niedrigsten im Saarland mit 17,0 Prozent. Bundesweit lag der Durchschnitt hier bei 22,2 Prozent. Im Vorjahr war nur gut jeder fünfte (20,9 Prozent) Elterngeldbezieher ein Mann. Die meisten Väter entscheiden sich für eine eher kurze Bezugsdauer. Im Schnitt erhielten Väter für 3,4 Monate Elterngeld.

Nach der neuen Rechtslage, bei der Eltern zwischen dem Basiselterngeld und einem Teilzeitbezug („Elterngeld Plus“) wählen können, erhöhte sich die Dauer leicht: Demnach bezogen die Väter im Schnitt 3,5 Monate Elterngeld, bei den Müttern waren es 13,3 Monate.

Das alte Elterngeld konnte zwölf Monate bezogen werden. Ging auch der Partner für mindestens zwei Monate in Elternzeit, verlängerte sich der Bezug um zwei Monate. Beim Elterngeld Plus wird nur die Hälfte des Elterngeldes ausgezahlt, dafür aber doppelt so lange. Nutzen beide Eltern das Angebot, kann der Bezug auf bis auf 32 Monate verlängert werden.

Insgesamt hätten sich rund 1,2 Millionen Elternteile für das Elterngeld Plus entschieden, das insbesondere Teilzeitarbeit attraktiver machen soll. „Dies kam vor allem bei den Frauen auf Anhieb gut an“, stellen die Statistiker fest. Jede fünfte Mutter, die Elterngeld erhielt und die Möglichkeit hatte, entschied sich für „Elterngeld Plus“. Bei den Vätern betrug der Anteil nur 8,2 Prozent. Insgesamt betrug der Anteil 17,4 Prozent.

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