Fifty-fifty‘ in der Kinderbetreuung – das wünscht sich mehr als die Hälfte aller Väter hierzulande. In Wirklichkeit teilt sich aber nur ein Viertel von ihnen die Betreuung mit der Mutter. Warum das auch 2021 noch so ist …
Das ‚Fatherhood Institute‘ stellt heute seine Studie „Lockdown Fathers, the untold story“ vor. Die Studie ist die erste, die detailliert aufzeigt, wie Großbritanniens Väter den Lockdown im Frühjahr 2020 erlebten: was sie taten, wie sie sich fühlten und welche Auswirkungen das auf ihre Kinder hatte.
Einigen ging es natürlich besser als anderen. Sie können
alle Details in den Berichten auf der Website nachlesen. Aber in Kurzform ist
die Geschichte so.
Väter:
verbrachten mehr Zeit mit ihren Kindern
bauten stärkere Beziehungen zu ihnen auf
halfen bei Hausunterricht und Hausaufgaben
wurden besser in der Kindererziehung
gewannen an Selbstvertrauen
haben mehr Einsicht in die Rolle ihrer Partner
bei der Kinderbetreuung gewonnen
erledigten mehr Hausarbeit.
Die große Frage lautet also: Wie gehen die Geschichten
weiter?
Birk Grüling, Autor von ‚Eltern
als Team – Ideen eines Vaters für gelebte Vereinbarkeit‘ im Gespräch mit der
LAG Väterarbeit in NRW
Was war der Anlass für dich,
den Ratgeber zu schreiben?
Sowohl privat als auch als Journalist habe
ich mich in den letzten Jahren sehr viel mit dem Thema Vereinbarkeit
auseinandergesetzt und damit auch mit der Frage, wie ich eigentlich arbeiten
und wie viel Zeit ich für die Familie haben will. Ein ganz wichtiger Moment in
diesem Zusammenhang war der Tod meines eigenen Vaters in der Schwangerschaft
meiner Frau. Das hat mich sehr zum Grübeln gebracht. Mein Vater hat immer viel
gearbeitet und wenig auf seine Gesundheit geachtet, am Ende hat er dadurch
seinen Enkel verpasst. Und als Journalist habe ich das Privileg, meinen eigenen
Fragen auch noch beruflich nachzugehen. So entstanden aus der privaten Suche
nach meiner eigenen Vater-Rolle viele Texte und irgendwann dieses Buch. In dem
Buch erzähle ich aber nicht nur von mir, sondern stelle Menschen und ihre
tollen Ideen zu den ganz verschiedenen Aspekten von Vereinbarkeit vor. Ein
Patent-Rezept entsteht daraus zwar nicht, aber viele spannende Impulse wie ich
finde.
Zu Beginn des Buchs schreibst
du „Vereinbarkeit ist nicht unmöglich“. Mir kommen da zwei Titel, vor 6 Jahren
auch von Journalist:innen geschrieben, in den Kopf. Nämlich: „Geht alles gar
nicht“ von Marc Brost und Heinrich Wefing und „Die Alles ist möglich-Lüge:
Wieso Familie und Beruf nicht zu vereinbaren sind“ von Susanne Garsoffky und
Britta Sembach. Was entgegnest du Ihnen aus heutiger Perspektive?
Ich habe beide Bücher nicht
gelesen und kann zu ihnen auch wenig sagen. Allerdings bin ich ein großer Fan
von konstruktivem Journalismus. Also Probleme benennen und Lösungen suchen,
statt einfach nur zu jammern und die Flinte in Korn zu werfen. Und ja, es gibt
sehr viele Probleme – von fehlenden Betreuungsplätzen bis zu alles anderes als
familienfreundlichen Arbeitsmodellen. Aber das bedeutet doch nicht, dass ich das
Thema Vereinbarkeit für mich abharken und alles so mache wie unsere
Eltern-Generation. Es muss doch etwas zwischen Hausmann und 60 Stunden Wochen
Karrieremann geben.
Eine große Rolle spielt für dich die Vorbereitung auf das
Elternsein. Du sprichst da von der Entwicklung einer „Familienvision“. Wie
können sich Väter auf das Vatersein vorbereiten und auf welche „Rolemodels“ und
Unterstützung können sie dabei zurückgreifen?
Ich glaube, der wichtigste
Schritt ist die bewusste Auseinandersetzung mit den wichtigen Fragen der
Vaterrolle. Also sehe ich mich eher als Ernährer und „Wochenendpapa“ oder will
ich wirklich in Teilzeit arbeiten und kann ich mir dabei sogar vorstellen auf
bestimmte Symbole zu verzichten. Ich habe das Gefühl, dass selbst vorher
gleichberechtigte Paare ganz schnell in „traditionelle“ Rollenbilder
abrutschen, einfach weil sie diese nie richtig hinterfragt haben. Und daraus
entstehen oft Konflikte. Im Babykurs meiner Frau beschwerten sich zum Beispiel unzählige
Mütter darüber, dass ihre Männer doch gar nicht so engagierte Papas waren, wie
der Generation der „Neuen Väter“ gemeinhin nachgesagt wird. Und ich kann sagen:
Konflikte über unausgesprochene Erwartungen klärt man lieber im Vorfeld, als
völlig übermüdet und genervt mit zahnendem Baby auf dem Arm. Deshalb würde ich
jedem raten, sich mit seiner zukünftigen Rolle auszusetzen und ruhig mal mit
anderen Vätern und natürlich mit der eigenen Partnerin darüber zu sprechen. Und
wenn ich die Rolemodels vielleicht nicht im eigenen Freundeskreis findet, kann
ich sie mir im Internet suchen und mit ihnen in Kontakt treten.
Im Zusammenhang mit der
Elternzeit schreibst du: „Noch nie standen die Chancen besser, mit alten Werten
zu brechen, der Last des alleinigen Ernährers zu entfliehen und die eigene
Vaterrolle neu und anders zu gestalten.“ Die Elternzeit gibt es ja schon seit
14 Jahren, woher rührt dein Optimismus?
Ist das wirklich optimistisch? Im
Vergleich zu allen Väter-Generationen vor uns haben wir fürstliche Möglichkeiten.
Gleichzeitig nutzen wir sie nicht genug und rutschen immer noch viel zu oft in
Rollenbilder aus den 50er Jahren. Deshalb muss es noch mehr Druck zur
Gleichberechtigung geben – zum Beispiel könnten Mütter und Väter, die
gleichberechtigt in Elternzeit gehen, mehr Geld bekommen oder sogar eine
„Pflicht“ zur Gleichberechtigung eingeführt werden, jedenfalls wenn man
Elterngeld bekommen möchte. Ich bin also eher enttäuscht darüber, dass wir
Eltern immer noch zu wenig aus den Chancen machen, bin aber froh, dass es sie überhaupt
gibt – auch wenn bei ihnen durchaus Nachholbedarf besteht.
Welche Rolle spielen dabei die letzten 14 Monate mit
Corona?
Corona ist ein komplexes Thema –
einerseits haben wir gespürt, dass zuhause arbeiten deutlich besser
funktioniert und daraus könnte eine deutlich rasantere Flexibilisierung der
Arbeitswelt entstehen. Auch manche Väter haben sich nun stärker in die
Care-Arbeit eingebracht und damit einen Wertewandel durchlaufen. Andererseits
hat die Pandemie auch gezeigt, wie groß die Probleme in diesem Land sind – zum
Beispiel, dass die Belange von Familie politisch nichts wert sind oder das auch
Bildung keine so große Rolle spielte wie die Belange von Industrie und
Wirtschaft. Und wir haben erlebt, dass am Ende in vielen Familien die Mütter
die Last der Pandemie tragen und die Väter selbst im Homeoffice gut auf
Tauchstation gehen können. Am Ende sehe
ich die Pandemie aber durchaus als Chance für Veränderungen. Jedenfalls kann
man jetzt die Probleme und die Versäumnisse nicht mehr klein oder schön reden.
Ein Thema, das sich wie ein roter
Faden durch das Buch zieht, ist die Erwerbsarbeitszeit bzw. die „30 Stunden
Woche“ als neue Vollzeit. Warum ist die Möglichkeit einer Reduzierung der
Erwerbsarbeitszeit für Väter so wichtig?
Ich hole mal
etwas theoretisch aus. Forscher der Oxford University kamen in einer Studie zum
Schluss, dass in den USA 47 Prozent aller Arbeitsplätze in den nächsten ein bis
zwei Jahrzehnten bedroht sind. In
Deutschland sieht es ähnlich aus. Wir müssen uns also schon heute Gedanken
machen, wie wir bald weniger vorhandene Arbeit besser verteilen können. Und ich
halte dabei die 30 Stunden Woche für ein tolles Modell. Die Zeit reicht aus, um
Arbeit zu gestalten und auch „Karriere“ zu machen. Auf der anderen Seite bleibt
so deutlich mehr Platz für die Familie oder das Privatleben. Außerdem ließe
sich die Arbeit besser und gerechter verteilen. Dadurch das auch sehr
hochqualifizierte Mütter oft nur geringen Umfang arbeiten, geht Unternehmen
viel Wissen und Knowhow verloren. Kurzum: Die 30-Stunden Woche wäre geeignet,
um die „Work-Life-Balance“ zu verbessern und mehr Gleichberechtigung zu
schaffen. Allerdings darf das nicht eine Akademiker-Geschichte bleiben. Auch in
der Pflege oder im Einzelhandel muss eine 30 Stunden Woche so gut bezahlt sein,
dass ich davon meinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Und davon sind wir
leider oft noch etwas entfernt.
Der Begriff des „Mental Load“
wird ja im Kontext von partnerschaftlicher Arbeitsteilung von vielen angeführt.
Du schreibst in dem Abschnitt „Wir müssen über Geld reden“ von einem „Financial
Load“, sind das zwei Seiten einer Medaille?
Ich glaube, 1 zu 1 übertragbar
sind die beiden Dinge nicht. Aber die (fast) alleinige Last des
Familienernährers ist für mich ein wichtiges Thema, über das zu wenig
besprochen wird. Dieses Modell ist nämlich immens gefährlich und sehr
belastend. Dem Alleinernährer darf nichts passieren, von seinem Gehalt lebt die
Familie. Kommt es doch zu einem Unfall oder einer schweren Erkrankung, wird es
richtig schwer für die Familie – nicht nur emotional, sondern auch finanziell.
Von den negativen Auswirkungen auf die Rentenansprüche der Frau ganz zu
schweigen – Kinder groß zu ziehen, ist ein großes Armutsrisiko im Alter.
Deshalb müssen wir dringend auch die „Last“ der Erwerbsarbeit besser verteilen
und dazu gehört auch die Überwindung des Gender Pay Gaps. Und wir Väter
gewinnen dabei nur: Wir müssen weniger arbeiten, müssen uns weniger Sorgen
machen, ob das Gehalt für alle wohl reicht und haben noch mehr Zeit für die
Kinder. Achja, Paare, die gleichberechtigt arbeiten, haben auch noch ein
deutlich höheres Familieneinkommen als Alleinernährer.
„Vereinbarkeit ist kein Sprint
sondern ein Marathon“ steht auf einer der letzten Seiten deines Buchs. Was
müssen Väter in jedem Fall beachten, damit sie die „Strecke“ durchhalten?
Familienleben ist hoch dynamisch.
Ständig tauchen neue Herausforderungen auf. Geschwister werden geboren,
Arbeitszeiten verändern sich, die Schulzeit beginnt, auch unvorhersehbare Dinge
wie Krankheiten bringen alte Routinen durcheinander. Deshalb muss ich auch in
Sachen Vereinbarkeit ständig nachjustieren und immer wieder neue Wege und
Lösungen suchen. Denn alles was gestern noch reibungslos klappte, kann morgen
schon völlig unpassend sein. Deshalb ist es wichtig, im Gespräch zu bleiben und
sich auch als Eltern-Team regelmäßig zu fragen, ob die vor zwei Monaten oder
zwei Jahren getroffenen Entscheidungen noch heute passen oder ob gegengesteuert
werden muss. Das ist glaube ich das wichtigste Rezept beim Durchhalten. Am Ende
müssen einfach alle Beteiligten zufrieden sein.
In der
wissenschaftlichen Literatur und in den Medien wird zunehmend über den
modernen aktiven Vater berichtet, der sich gleichberechtigt in die
Erziehung und die Versorgung seiner Kinder einbringen möchte. In dem Kim
Bräuer vom Lehrstuhl Arbeit und Organisation
initiierten Projekt soll in Erfahrung gebracht werden, was Väter in
Deutschland bewegt. Das Bild des modernen Vaters steht dabei dem
traditionellen Vater als Brotverdiener gegenüber. Das Projekt möchte
diese beiden Bilder von Vätern erweitern und vielfältige Lebenslagen von
Vätern erfassen.
Dafür wird eine quantitative Onlinebefragung und eine Interviewstudie durchgeführt.
Dabei interessieren die Initiatoren unterschiedlichen Vorstellungen
von Vaterschaft, mögliche Praktiken zur Vereinbarkeit von Beruf und
Familie und die individuellen Herausforderungen von Vätern. Bisher gibt
es nur wenige Studien, die sich explizit mit der subjektiven Perspektive
von Vätern befassen, weshalb wir diese in den Fokus unserer Studie
stellen. Sie möchten erfahren, wie Betriebe, politische Akteure,
Väternetzwerke und Beratungsstellen Väter dabei unterstützen können,
ihren Ansprüchen an sich als Vater, Partner und ggf. als Arbeitnehmer
gerecht zu werden. Es geht unter anderem um folgende Fragen:
welche Vorstellungen Männer von ihrer Vaterschaft und ihrem Familienleben haben
wie Sorge- und Erwerbsarbeit in den Familien aufgeteilt werden
mit welchen Problemen sich Väter konfrontiert sehen
ob sich neben dem traditionellen und dem modernen Vater weitere Typen von Vätern ausmachen lassen
Aus aktuellem Anlass spielen nicht zuletzt die besonderen Bedingungen
des Familienlebens in Zeiten der Corona-Pandemie und innerfamiliäre,
wie betriebliche Herausforderungen und Potentiale des Lockdowns eine
wichtige Rolle.
Care.com und die Väter gGmbh haben heute ihre Studie bzw. ihr
‚Stimmungsbild‘ „Paare und Familien in Zeiten von Corona” vorgestellt.
Welche Punkte daraus sind für Sie besonders bedeutsam?
Für mich war es vor allem nochmal eine Bestätigung dessen, was ich im
Moment subjektiv wahrnehme und was ich von vielen Seiten höre. Das ist
durch die Studie mit Zahlen unterlegt worden. Gerade diese Anspannung
und auch diese Coronamüdigkeit, die von allen Seiten kommt, die
innerhalb der Paare und innerhalb der Familien existiert. Und der Druck
sowie die hohe Nähe, die man mit der Familie immerzu hat. Die Ängste,
Sorgen und Nöte, die nach wie vor da sind, also all das was auf die
Psyche wirkt. Das ist jetzt auch messbar.
Sie beraten ja gemeinsam mit ihrer Partnerin unter dem Label ‚2PAARSchultern‘
schon länger Paare und Väter im Hinblick auf die Vereinbarkeit von
Beruf und Familie. Was hat sich in den vergangenen 14 Monaten im
Vergleich zu den Zeiten vor Corona verändert?
Robert Frischbier
Was ich toll finde, also gerade aus der Sicht der Väter, das durch
diesen „Zwang“, mehr mit der Familie machen zu müssen, mehr zu Hause zu
sein, mehr sich um die Kinder zu kümmern, viele Menschen die
Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, einfach erkannt haben und auch
nutzen. Also, dass man einfach sagt okay, ich bring mich anders mit ein.
Ich mache das jetzt. Ich brauche mich nicht mehr mit meinem Arbeitgeber
auseinanderzusetzen, ob ich Homeoffice machen darf, sondern ich muss ja
sowieso Homeoffice machen. Ich bin zu Hause, kann mich um die Kinder
kümmern, sehe auch, was zu Hause so anfällt. Das habe ich bei vielen
Gesprächen jetzt schon gemerkt, da gibt es einen ‚Aha Moment‘
irgendwann. Ja, da passiert ja ganz schön viel. Da ist ja ganz schön
Trubel. Und jetzt bin ich mittendrin. Und dann kann ich auch gleich
richtig mitmachen.
Sind durch Corona noch neue Herausforderungen dazu gekommen?
Die größte Herausforderung ist für mich nach wie vor, dass man sich
nicht mehr aus dem Weg gehen kann, dass es keine Trennung zwischen
Arbeit, Familie, Freizeit, Partnerschaft gibt. Das findet alles in
unmittelbarer räumlicher Nähe statt. Man kann nicht mal eben eine Tür zu
machen und dann hat man seine Ruhe. Diese Ruhe gibt es nicht und das
ist eine unheimlich große Herausforderung, der viele Familien, auch
Alleinerziehende natürlich, im Moment gerade gegenüberstehen.
Sind durch die Krise auch grundsätzliche, schon länger bestehende Hindernisse sichtbar geworden?
Ich habe zu Beginn von Corona häufig beobachtet, dass es bei vielen
tatsächlich so eine Art Automatismus gab, in das klassische Rollenbild
reinzufallen. Also der Mann wurde sofort irgendwie zum Ernährer, und die
Frau wurde irgendwie sofort zur „Kümmerin“ in einer Familie.
Und ich sehe das auch jetzt noch. Nach über einem Jahr, ist das bei
vielen immer noch so, dass man zumindest in den Köpfen diese Denke drin
hat. Viele Väter bringen sich immer stärker ein und wollen das auch. Sie
scheuen aber nach wie vor auch das Gespräch mit dem Arbeitgeber um zu
sagen, „ich möchte das auch über Corona hinaus und jetzt nicht nur aus
der Drucksituation heraus so machen“. Ich sehe eigentlich die Gefahr,
dass es, wenn sich die Lage wieder normalisiert und man wieder die freie
Entscheidung hat, dass sich diese aktuell praktizierten,
partnerschaftlichen Rollenmodelle möglicherweise auch wieder
zurückentwickeln.
Was bräuchten denn dann Mütter Väter, damit Sie denn, dass die sich eigentlich partnerschaftliche Aufgabenstellung wünschen?
Klarheit und Planungssicherheit, dass man halt so weitermachen kann.
Also zum Beispiel das Thema Homeoffice. Wenn ich weiß, auch nach Corona
kann ich weiterhin Homeoffice als feste Komponente in meinem Alltag mit
nutzen. Nicht fünf Tage die Woche, das will ja gar keiner. Aber zum
Beispiel an zwei Tagen pro Woche spare ich mir die Wegezeiten und kann
von zu Hause ausarbeiten, kann mich für bestimmte Sachen mit den Kindern
oder im Haushalt durch diese hinzugewonnene Zeit einbringen. Ich bin
auch mal zu Hause, wenn die Kita geschlossen ist oder sonst irgendetwas,
kann also auch solche Phasen abdecken. Und wenn ich diese
Planungssicherheit habe in der Partnerschaft, dann kann ich mein Modell
darauf aufbauen. Ich kann sagen, beide Partner haben ein oder zwei
Homeoffice-Tage. Wir hatten mehrere Fälle gerade in der Veranstaltung,
wo es hieß, wir sind beide auf 80 Prozent, das heißt also nicht einer
100 und der andere 60 Prozent, sondern wir haben beide 80 Prozent. Das
bedeutet natürlich auch, das Familieneinkommen muss man sich ganz genau
anschauen, ist das wirtschaftlich machbar? Aber wenn es möglich ist,
dann muss man wirklich sagen, wir haben uns dafür entschieden. Unsere
Arbeitgeber stehen dahinter. Wir haben diese Möglichkeiten auch
langfristig, und das ist jetzt unser Lebensmodell.
Homeoffice ist ja vor allem auch eine äußere Rahmenbedingung.
Wie können wir die Dynamik oder die Unruhe, die im Moment in
traditionelle Rollenaufteilungen hineingekommen ist nutzen, um die
Veränderungen nachhaltiger gestalten zu können?
Da braucht es vor allen Dingen Fantasie. Das, was wir jetzt gerade
erleben, was wir im letzten Jahr erlebt haben, das ist ja kein richtiges
Homeoffice. Das heißt, jetzt müssen wir Kinder betreuen und
Homeschooling machen und nebenbei irgendwie arbeiten. Wir arbeiten ja
auch komplett geclustert im Moment. Der eine arbeitet früh, dann wird
eine Pause gemacht, um sich um die Kinder zu kümmern, dann nachmittags
wieder oder in den Abendstunden. Das hat mit Homeoffice eigentlich
nichts tun. Das bedeutet, jetzt die Fantasie zu haben. Wie kann aus dem,
was ich gerade alles gelernt habe, digitales Arbeiten, dezentral
arbeiten, von zu Hause aus arbeiten können, wie kann das in einem
geregelten Alltag ohne Corona aussehen?
Wenn Corona nicht mehr da ist und alle Betreuungsangebote wieder normal
geöffnet haben. Die Kinder gehen zur Schule in die Kita, und ich habe
alle Möglichkeiten, die mir vor Corona zur Verfügung standen und
zusätzlich das, was ich jetzt gelernt habe. Wie kann diese Vision für
unsere Familie aussehen? Schaut euch mal an, was Corona euch an
Möglichkeiten eröffnet hat. Und wie kann das in den künftigen Alltag
einfließen? Dass ist das, was ich den Leuten gerade häufig im Gespräch
mitgebe.
Kann man diese Prozesse, diese Phantasie, die dann noch
entwickelt und geordnet werden müssen, kann das gerade auch für die
Väter ein Stück weit durch Beratung oder andere Angebote unterstützt
werden?
Ja, es ist ganz wichtig, dass man jemanden hat, mit dem man sprechen
kann, weil man nimmt sich im Moment in der Partnerschaft, so erlebe ich
das jedenfalls, man nimmt sich gar nicht die Zeit, um über so etwas
entspannt zu reden. Eigentlich müsste man sich ganz in Ruhe hinsetzen,
ohne die Kinder, ohne alles und einfach mal so in der Partnerschaft
darüber sprechen. Wie kann denn unser künftiger Alltag aussehen? Dafür
ist im Moment überhaupt nicht die Luft da, dafür ist nicht der Raum da.
Und wenn man mal ein paar Minuten hat, dann ist man froh, dass man auch
mal Ruhe für sich hat. Ich erlebe es aber, dass solche Gesprächsangebote
unheimlich dankbar angenommen werden. Man ist dann schnell in einer
vertrauensvollen Atmosphäre. Man spricht darüber, man stellt auch
Fragen. Es ist dann auch die Aufgabe des Beratenden, die richtigen
Fragen zu stellen und auch Impulse zu geben. Jetzt hast du, Vater XY, du
hast jetzt erlebt, dass Homeoffice machen kannst. Jetzt stell dir mal
vor, die Kinder sind jetzt nicht da. Die sind geregelt im Schulbetrieb,
im Schulalltag und so. Du hast jetzt Homeoffice, wie kann denn der
Alltag Drumherum jetzt aussehen? Wieviel Zeit sparst du? Schau dir mal
die Zeit vor Corona an. Wieviel Fahrtweg hattest du? Wie viele
Dienstreisen hattest du vielleicht und wie kann das jetzt nach Corona
aussehen? Da gemeinsam durch einen geführten Prozess diese Vision des
neuen Alltags zu finden und zu entwickeln, das finde ich, ist jetzt die
Aufgabe der Unterstützer und Berater.
Was wünschen Sie sich für die Zeit nach Corona?
Vieles von dem, was ich sage ist ja immer aus meiner eigenen
Situation heraus und auch aus Gesprächen mit anderen Vätern und Müttern,
mit denen ich jetzt gerade zu tun habe. Ich wünsche mir einfach, dass
das, was gerade in den Familie passieren kann, dass wir das auch auf der
gesellschaftlichen Ebene hinbekommen. Das wir also wirklich schauen,
was hat jetzt vielleicht gut funktioniert? Welche neuen Möglichkeiten
haben wir kennengelernt? Ganz viele Leute können jetzt digital
miteinander kommunizieren. Ganz viele Leute wissen wie das Homeoffice
funktionieren kann. Führungskräfte wissen, dass Mitarbeiter auch aus der
Ferne arbeiten können und nicht immer alle in einem Raum sein müssen.
Dass sie auch zeitversetzt arbeiten können. Wenn uns das
gesellschaftlich gelingt, dieses Verständnis zu schüren, die positiven
Sachen mitzunehmen, die negativen Sachen abzustreifen und auch mal zu
schauen, was war vor Corona nicht gut. Wollen wir da wirklich wieder
hinzurück? Ist es unser größtes Bestreben, hundertprozentig wieder in
den Januar 2020, zurück zu wechseln? Oder haben wir jetzt nicht
eigentlich auch ein wenig an einem Honigtopf geschnuppert?
So das wir jetzt gerne auch ein bisschen positiv in die Zukunft schauen
wollen um einen tollen Mix zu finden. Als Gesellschaft die Zeit zu
haben, die Muße zu haben und die Kreativität zu haben, einen neuen
Alltag zu schaffen, der uns idealerweise nicht wieder in alte
Rollenbilder zurückdrängt, sondern uns ermöglicht, dass wir alle,
unseren Familienalltag so leben können, wie wir es möchten oder wir
zumindest einen gewissen Gestaltungsspielraum daran behalten.
Zukunftssymposium am 20. April 2021 von 10:00 – 11:30 Uhr
Gibt es Gutes, dass wir als Väter, Mütter, Paare und
Unternehmen aus den Erfahrungen des vergangenen Jahres mit in die
Post-Corona-Zeit nehmen können? Neben vielen zusätzlichen Belastungen,
Einschränkungen, Ungewissheiten und veränderten Lebensrealitäten hat das Thema
der Vereinbarkeit in Familien und Unternehmen besonders deutlich an
gesellschaftlicher Relevanz gewonnen. Familie ist ein drängendes Trendthema –
insbesondere in den Paarbeziehungen und den Unternehmen wird aktuell
Vereinbarkeit mit Blick auf die Zukunft neu verhandelt.
Gemeinsam mit Care.com haben wir uns seit Mai 2020 gefragt:
Was macht Corona mit den Familien, ihrer Berufstätigkeit und mit den Partnerschaften?
In monatlichen und sehr persönlichen Interviews haben wir mit Vätern, Müttern
und Elternpaaren aus ganz Deutschland gesprochen, die uns über beinahe ein Jahr
hinweg authentische Einblicke in ihr Familienleben und ihre Partnerschaft
gegeben haben. Die qualitativen Interviews wurden von einer quantitativen
Umfrage begleitet, die zeitgleich stattfand und alle 2 -3 Wochen aktualisiert
wurde. Hierbei ging es darum, das generelle Stimmungsbild innerhalb der
Gesellschaft abzubilden und immer wieder nach Bewältigungsmuster zu fragen, die
wir ihnen vorstellen möchten.
ANKOMMEN UND KURZE BEGRÜSSUNG durch das Moderatoren-Team
Kirsten Frohnert (Netzwerkbüro „Erfolgsfaktor Familie“) und Volker Baisch
(Väternetzwerk)
VORSTELLUNG DER BEFRAGUNG durch Volker Baisch (Väternetzwerk)
und Dirk Kasten (Care.com)
IMPULSDISKUSSION ZUR EINORDNUNG DER BEFRAGUNGSERGEBNISSE
Referent:innen:
● Wissenschaftliche Einordnung durch Dr. Martin Bujard
(Forschungsdirektor, Bundesinstitut
für Bevölkerungsforschung)
● Einordnung aus Unternehmenssicht durch Frank Rusko
(Manager Diversity & Inclusion, Sanofi)
PRAXISIMPULS 1:
Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice und Paarsein – wie geht
das in Zukunft zusammen? Während der Coronakrise wurden Instrumente für die
bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie unter Hochdruck erprobt. Die
Unternehmen haben jetzt die Chance, die gesammelten Erfahrungen für die Gestaltung
ihrer Vereinbarkeitskultur zu nutzen. Die Frage ist, ob die Maßnahmen
ausreichen oder zusätzliche Impulse, z. B. attraktive Teilzeitmodelle notwendig
sind, alles unter einen Hut zu bekommen.
Referent:innen:
● Nico Lüthje (Mitglied Väternetzwerk Väter@OTTO, Otto
Group, Studienteilnehmer)
● Erdmute
Thalmann (Managerin Diversity & Work Life, Vodafone)
PRAXISIMPULS 2:
Wie hat die Coronakrise die Bindung zu unseren Kindern
verändert und was heißt das für die Zukunft? Was bedeuten die vergangenen
Monate für die Bindung von Vätern und Müttern mit ihren Kindern? Führte die
zwangsläufig mehr miteinander verbrachte Zeit zu belastbareren,
verständnisvolleren und intensiveren Beziehungen innerhalb der Familien und
ging es Müttern anders als Vätern? Und was bedeuten diese Veränderungen für die
Partnerschaft und was brauchen jetzt unsere Kinder?
Referent:innen:
● Katharina Weides (Social-Media und Marketing Beauftragte
bei lilleStoff, Studienteilnehmer:in)
● Prof. Dr. Andreas Eickhorst (Entwicklungspsychologe und
Professor für Psychologische Grundlagen Sozialer Arbeit)
PRAXISIMPULS 3:
Starke Paare, starke Unternehmen – wie kann das in Zukunft
besser funktionieren? Mehr gemeinsame Zeit auf engem Raum, Aushandeln der
Kinderbetreuung und Arbeitszeit, weniger gemeinsame Zeit als Paar.
Partnerschaften wurden während der Corona-Krise auf ihre Belastbarkeit geprüft,
das Thema „Mental Load“ wurde ein wichtiges Thema. Wir beleuchten in diesem
Praxisimpuls, welche Vorteile Betriebe von „zufriedenen Paaren“ (nicht nur
Müttern und Vätern) haben und wie sie eine partnerschaftliche Aufgabenteilungen
konkret fördern können.
Referent:innen:
● Micha Bellem (Mitglied des Väternetzwerk dads@SAP,
Studienteilnehmer)
● Christian
Meyer (Manager Social Services, Fraport)
FAZIT, AUSBLICK UND VERABSCHIEDUNG
Welche Handlungsimpulse nehmen wir mit in die
Post-Corona-Zeit? Mit wem müssen wir jetzt noch reden?
Kristin Weber berichtet in der Werra Rundschau über meinen Beitrag zum Internationalen Männertag
„Viele Männer möchten gerne aktive Väter sein. Das heißt, sich Zeit für ihre Familie und die Kindererziehung nehmen, ihre Sozialkompetenz als Familienmanager erweitern, eine liebende und verständnisvolle Partnerschaft führen und zugleich aber auch beruflich erfolgreich sein, erklärt Hans-Georg Nelles, Gründungsmitglied im Väter-Experten-Netz Deutschland und seit der Vereinsgründung 2005 ehrenamtliches Vorstandsmitglied.
Am Internationalen Männertag hatte die
Gleichstellungsbeauftragte des Werra-Meißner-Kreises, Thekla Rotermund-Capar,
zur Konferenz per Video-Stream eingeladen, und Nelles referierte zum Thema
„Aktive Väter– ein Gewinn für Unternehmen und Partnerschaft“.
Der oben genannte Wunschkatalog stelle Herausforderungen an
das Zeitmanagement der Väter –heißt, für all das muss sich ein Vater viel Zeit
nehmen, was viele Männer im Alltag überfordere, erklärte Nelles. Vor allem, da
der Wunsch, sich Zeit für die Familie zu nehmen, mit der Aussicht auf eine berufliche
Karriere immer noch kollidiere.
Im Hinblick auf ein verändertes Rollenbild habe sich heute
zwar schon viel in den Köpfen getan, aber noch nicht genug. Die Grundfrage
laute nach wie vor, wer in der Familie arbeite Teilzeit, wer Vollzeit und wer kümmere
sich um Haushalt und Kinder? Könnten diese Aufgaben partnerschaftlich
aufgeteilt werden?
Nelles beobachtet, dass viele junge Väter heutzutage zwar
bekunden, dass sie aufgeschlossen sind für eine neue Rollenverteilung, sie
wünschten sich eine 35-Stunden-Woche, sie würden gerne mehr als drei Monate
Elternzeit nehmen. Dennoch änderte sich wenig am Verhalten. „Aber das Thema
Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist in den Unternehmen angekommen, und es
gilt zunehmend auch für Männer“, sagte Nelles.
Er setzt auf Vorbildfunktion der Unternehmensführung und
versucht Unternehmen nahezubringen, welche Vorteile aktive Väter für ihre
Unternehmenskultur hätten: So könnten im ländlichen Raum Fachkräfte angelockt
werden, indem ihnen gute Bedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und
Familie geboten würden.
Männer, die Väter sind, verfügten außerdem über viel
Sozialkompetenz, da sie Erfahrungen damit hätten, Konflikte zu lösen. Der
Väter-Experte wünschte sich, dass Unternehmen bereits in Stellenanzeigen und
Bewerbungsgesprächen signalisierten, dass diese Kompetenzen erwünscht seien. So
werde das Rollenbild des aktiven Vaters in der Gesellschaft aufgewertet.
Hans-Georg Nelles führt als Beispiel an, dass in der Schweiz
schon jeder sechste Mann in einem Teilzeitjob arbeite. Und dass im weltweiten
Vergleich Unternehmen, bei denen Vaterschaftsurlaub möglich sei, auch
durchschnittlich mehr weibliche Führungskräfte hätten. Allerdings kann man
fragen, an welcher Stelle hier Ursache und Wirkung liegen. „Wir brauchen eine väterbewusste
Familienpolitik und Unternehmenskultur“, forderte der Experte.
Auch Thekla Rotermund-Capar hält fest: „Wenn wir mit den Frauen weiterkommen wollen, müssen wir mehr an den Vätern arbeiten.“ Aber sie zeigte sich nicht grenzenlos optimistisch. „Solange die Erwerbsarbeit im Zentrum unseres Lebens steht, wird sich nicht viel ändern“, sagte sie und plädierte für ein bedingungsloses Grundeinkommen.“
Fast eineinhalb Jahre hat eine Arbeitsgruppe von acht
Familienrechtler_innen aus Wissenschaft, Justiz und Anwaltschaft im Auftrag des
Justizministeriums darüber beraten, wie das zuletzt 1998 umfassend geänderte
Sorge- und Umgangsrecht modernen Betreuungsmodellen und geänderten
Lebenswirklichkeiten vieler Familie angepasst werden kann.
Das Ergebnis waren 50 Thesen
und Empfehlungen, die eine grundlegende Reform des geltenden
Kindschaftsrechts bedeuten würden. Manche von ihnen bergen politisches Konfliktpotential.
Eines der Ergebnisse.
Die elterliche Sorge sollte den rechtlichen Eltern eines
Kindes von Anfang an gemeinsam zustehen. Auch unverheiratete Väter, deren
Vaterschaft rechtlich anerkannt ist, sollen künftig mit Geburt des Kindes wie
die Mutter automatisch sorgeberechtigt sein. Bislang bedurfte es hierfür einer
gemeinsamen Sorgeerklärung beider Eltern. Weigerte sich die Mutter, mit dem
Vater das Sorgerecht zu teilen, musste der Vater dann den Weg übers
Familiengericht gehen.
Jetzt wird deutlich, dass es diese Regelung nicht geben
wird. Warum Bundesjustizministerin Lambrecht in einem Interview trotzdem davon
sprach, mit ihrem Vorschlag werde das gemeinsame Sorgerecht von nicht
verheirateten Eltern „erleichtert“, erschließt sich Rechtsanwältin Eva
Becker, Mitglied der Arbeitsgruppe und Vorsitzende des Geschäftsführenden
Ausschusses der Arbeitsgemeinschaft Familienrecht im Deutschen Anwaltsverein,
nicht.
„Auch weiterhin wird es Hürden für unverheiratete Väter
geben, das gemeinsame Sorgerecht zu erlangen. Es ist bedauerlich, dass die Ministerin
nicht der Auffassung der Arbeitsgruppe gefolgt ist. Kinder haben von Geburt an
den Anspruch auf zwei sorgeberechtigte Eltern“. Die Anwältin hatte den
Automatismus beim Sorgerecht mit Etablierung der rechtlichen Elternschaft
seinerzeit als „Leitbild einer geplanten Reform“ bezeichnet. Der Vorschlag
war in der Arbeitsgruppe im BMJV ohne Gegenstimme angenommen worden.
Nach meiner Auffassung ist nicht der ‚Automatismus‘ das Leitbild,
sondern die Rechte des Kindes auf die Sorge durch Vater und Mutter und die
Bedeutung von Vätern für die Entwicklung ihrer Kinder. Die Missachtung des einstimmigen
Votums der Arbeitsgruppe ist ein Skandal ebenso wie die Behauptung der
Ministerin, das Vorhaben orientiere sich am ‚Kindeswohl‘.
Sie können zwar nicht mehr der erste Ansprechpartner für Männer und Väter in einer Gleichstellungsstelle in Deutschland werden, aber zu den ersten 10 gehören Sie in jedem Fall. Die Stellenausschreibung liest sich zwar etwas ‚dröje‘, aber die Aufgabe ist in jedem Fall spannend. Dort heißt es unter anderem:
„Als
offene, tolerante Stadt und Ort der Vielfalt versteht die Stadtverwaltung
Gleichstellung als ganzheitliche zukunftsgerichtete Strategie. War
Gleichstellungsarbeit bislang überwiegend auf frauenspezifische Belange
fokussiert, sollen nunmehr verstärkt auch Männer in die Wahrnehmung und in den
Fokus der Gleichstellungspolitik gerückt, tradierte Rollenzuweisungen für die
verschiedenen Geschlechter hinterfragt, neue Lebenskonzepte und -formen
erarbeitet und unterstützt werden.
Aufgabenstellung:
Identifizierung von themenspezifischen
Handlungsbedarfen, Strategie- und Konzepterstellung für den Themenbereich
„Männerspezifische Belange“
Initiierung und Begleitung von Projekten und
Aktionen im Bereich männer- und jungenorientierter Gleichstellungsarbeit
Unterstützung und Initiierung von Netzwerken und
Strukturen in der Stadtgesellschaft in Zusammenarbeit mit den als
Multiplikatoren fungierenden Personen und Stellen
Information, Beratung und Unterstützung von
Mitarbeitenden und Führungskräften der Stadtverwaltung Essen, aus dem Konzern
Stadt Essen und der Einwohnerschaft
Mitwirkung bei der Umsetzung des Landesgleichstellungsgesetzes
und der Ratsbeschlüsse zur Frauenförderung
Vertretung der Gleichstellungsstelle im Bereich
Personal und Organisation
Öffentlichkeitsarbeit
Eingebettet in ein multiprofessionelles und diverses Team
soll die zukünftige Ansprechperson gleichstellungsbezogene Interessen der
männlichen Mitarbeitenden der Stadtverwaltung vertreten, Sprachrohr sein und
über die Verwaltung hinaus Belange von Jungen, heranwachsenden und volljährigen
Männern für und in der Stadtgesellschaft sichtbar machen und fördern.
Dies beinhaltet zunächst den konzeptionellen Aufbau des
Bereiches Männer-/Jungenarbeit unter Einbeziehung von Erfahrungen anderer
Kommunen. In der Umsetzung sind männerspezifische Anliegen und Themen aktiv zu
formulieren und unter Einbeziehung und Beteiligung der verschiedenen Stellen
und Interessengruppen zu gestalten.
Die Mitwirkung bei der Umsetzung des
Landesgleichstellungsgesetzes und der Ratsbeschlüsse zur Frauenförderung sowie
die Vertretung der Gleichstellungsstelle im Rahmen von
Personalauswahlgesprächen und bei organisatorischen Maßnahmen bilden einen
weiteren mindestens gleichwertigen Bestandteil der Aufgabenstellung. …“