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Archiv für die 'Partnerschaft' Kategorie

… es braucht vor allen Dingen Fantasie

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 20. April 2021

Care.com und die Väter gGmbh haben heute ihre Studie bzw. ihr ‚Stimmungsbild‘ „Paare und Familien in Zeiten von Corona” vorgestellt. Welche Punkte daraus sind für Sie besonders bedeutsam?

Für mich war es vor allem nochmal eine Bestätigung dessen, was ich im Moment subjektiv wahrnehme und was ich von vielen Seiten höre. Das ist durch die Studie mit Zahlen unterlegt worden. Gerade diese Anspannung und auch diese Coronamüdigkeit, die von allen Seiten kommt, die innerhalb der Paare und innerhalb der Familien existiert. Und der Druck sowie die hohe Nähe, die man mit der Familie immerzu hat. Die Ängste, Sorgen und Nöte, die nach wie vor da sind, also all das was auf die Psyche wirkt. Das ist jetzt auch messbar.

Sie beraten ja gemeinsam mit ihrer Partnerin unter dem Label ‚2PAARSchultern‘ schon länger Paare und Väter im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Was hat sich in den vergangenen 14 Monaten im Vergleich zu den Zeiten vor Corona verändert?

Robert Frischbier

Was ich toll finde, also gerade aus der Sicht der Väter, das durch diesen „Zwang“, mehr mit der Familie machen zu müssen, mehr zu Hause zu sein, mehr sich um die Kinder zu kümmern, viele Menschen die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, einfach erkannt haben und auch nutzen. Also, dass man einfach sagt okay, ich bring mich anders mit ein. Ich mache das jetzt. Ich brauche mich nicht mehr mit meinem Arbeitgeber auseinanderzusetzen, ob ich Homeoffice machen darf, sondern ich muss ja sowieso Homeoffice machen. Ich bin zu Hause, kann mich um die Kinder kümmern, sehe auch, was zu Hause so anfällt. Das habe ich bei vielen Gesprächen jetzt schon gemerkt, da gibt es einen ‚Aha Moment‘ irgendwann. Ja, da passiert ja ganz schön viel. Da ist ja ganz schön Trubel. Und jetzt bin ich mittendrin. Und dann kann ich auch gleich richtig mitmachen.

Sind durch Corona noch neue Herausforderungen dazu gekommen?

Die größte Herausforderung ist für mich nach wie vor, dass man sich nicht mehr aus dem Weg gehen kann, dass es keine Trennung zwischen Arbeit, Familie, Freizeit, Partnerschaft gibt. Das findet alles in unmittelbarer räumlicher Nähe statt. Man kann nicht mal eben eine Tür zu machen und dann hat man seine Ruhe. Diese Ruhe gibt es nicht und das ist eine unheimlich große Herausforderung, der viele Familien, auch Alleinerziehende natürlich, im Moment gerade gegenüberstehen.

Sind durch die Krise auch grundsätzliche, schon länger bestehende Hindernisse sichtbar geworden?

Ich habe zu Beginn von Corona häufig beobachtet, dass es bei vielen tatsächlich so eine Art Automatismus gab, in das klassische Rollenbild reinzufallen. Also der Mann wurde sofort irgendwie zum Ernährer, und die Frau wurde irgendwie sofort zur „Kümmerin“ in einer Familie.

Und ich sehe das auch jetzt noch. Nach über einem Jahr, ist das bei vielen immer noch so, dass man zumindest in den Köpfen diese Denke drin hat. Viele Väter bringen sich immer stärker ein und wollen das auch. Sie scheuen aber nach wie vor auch das Gespräch mit dem Arbeitgeber um zu sagen, „ich möchte das auch über Corona hinaus und jetzt nicht nur aus der Drucksituation heraus so machen“. Ich sehe eigentlich die Gefahr, dass es, wenn sich die Lage wieder normalisiert und man wieder die freie Entscheidung hat, dass sich diese aktuell praktizierten, partnerschaftlichen Rollenmodelle möglicherweise auch wieder zurückentwickeln.

Was bräuchten denn dann Mütter Väter, damit Sie denn, dass die sich eigentlich partnerschaftliche Aufgabenstellung wünschen?

Klarheit und Planungssicherheit, dass man halt so weitermachen kann. Also zum Beispiel das Thema Homeoffice. Wenn ich weiß, auch nach Corona kann ich weiterhin Homeoffice als feste Komponente in meinem Alltag mit nutzen. Nicht fünf Tage die Woche, das will ja gar keiner. Aber zum Beispiel an zwei Tagen pro Woche spare ich mir die Wegezeiten und kann von zu Hause ausarbeiten, kann mich für bestimmte Sachen mit den Kindern oder im Haushalt durch diese hinzugewonnene Zeit einbringen. Ich bin auch mal zu Hause, wenn die Kita geschlossen ist oder sonst irgendetwas, kann also auch solche Phasen abdecken. Und wenn ich diese Planungssicherheit habe in der Partnerschaft, dann kann ich mein Modell darauf aufbauen. Ich kann sagen, beide Partner haben ein oder zwei Homeoffice-Tage. Wir hatten mehrere Fälle gerade in der Veranstaltung, wo es hieß, wir sind beide auf 80 Prozent, das heißt also nicht einer 100 und der andere 60 Prozent, sondern wir haben beide 80 Prozent. Das bedeutet natürlich auch, das Familieneinkommen muss man sich ganz genau anschauen, ist das wirtschaftlich machbar? Aber wenn es möglich ist, dann muss man wirklich sagen, wir haben uns dafür entschieden. Unsere Arbeitgeber stehen dahinter. Wir haben diese Möglichkeiten auch langfristig, und das ist jetzt unser Lebensmodell.

Homeoffice ist ja vor allem auch eine äußere Rahmenbedingung. Wie können wir die Dynamik oder die Unruhe, die im Moment in traditionelle Rollenaufteilungen hineingekommen ist nutzen, um die Veränderungen nachhaltiger gestalten zu können?

Da braucht es vor allen Dingen Fantasie. Das, was wir jetzt gerade erleben, was wir im letzten Jahr erlebt haben, das ist ja kein richtiges Homeoffice. Das heißt, jetzt müssen wir Kinder betreuen und Homeschooling machen und nebenbei irgendwie arbeiten. Wir arbeiten ja auch komplett geclustert im Moment. Der eine arbeitet früh, dann wird eine Pause gemacht, um sich um die Kinder zu kümmern, dann nachmittags wieder oder in den Abendstunden. Das hat mit Homeoffice eigentlich nichts tun. Das bedeutet, jetzt die Fantasie zu haben. Wie kann aus dem, was ich gerade alles gelernt habe, digitales Arbeiten, dezentral arbeiten, von zu Hause aus arbeiten können, wie kann das in einem geregelten Alltag ohne Corona aussehen?
Wenn Corona nicht mehr da ist und alle Betreuungsangebote wieder normal geöffnet haben. Die Kinder gehen zur Schule in die Kita, und ich habe alle Möglichkeiten, die mir vor Corona zur Verfügung standen und zusätzlich das, was ich jetzt gelernt habe. Wie kann diese Vision für unsere Familie aussehen? Schaut euch mal an, was Corona euch an Möglichkeiten eröffnet hat. Und wie kann das in den künftigen Alltag einfließen? Dass ist das, was ich den Leuten gerade häufig im Gespräch mitgebe.

Kann man diese Prozesse, diese Phantasie, die dann noch entwickelt und geordnet werden müssen, kann das gerade auch für die Väter ein Stück weit durch Beratung oder andere Angebote unterstützt werden?

Ja, es ist ganz wichtig, dass man jemanden hat, mit dem man sprechen kann, weil man nimmt sich im Moment in der Partnerschaft, so erlebe ich das jedenfalls, man nimmt sich gar nicht die Zeit, um über so etwas entspannt zu reden. Eigentlich müsste man sich ganz in Ruhe hinsetzen, ohne die Kinder, ohne alles und einfach mal so in der Partnerschaft darüber sprechen. Wie kann denn unser künftiger Alltag aussehen? Dafür ist im Moment überhaupt nicht die Luft da, dafür ist nicht der Raum da. Und wenn man mal ein paar Minuten hat, dann ist man froh, dass man auch mal Ruhe für sich hat. Ich erlebe es aber, dass solche Gesprächsangebote unheimlich dankbar angenommen werden. Man ist dann schnell in einer vertrauensvollen Atmosphäre. Man spricht darüber, man stellt auch Fragen. Es ist dann auch die Aufgabe des Beratenden, die richtigen Fragen zu stellen und auch Impulse zu geben. Jetzt hast du, Vater XY, du hast jetzt erlebt, dass Homeoffice machen kannst. Jetzt stell dir mal vor, die Kinder sind jetzt nicht da. Die sind geregelt im Schulbetrieb, im Schulalltag und so. Du hast jetzt Homeoffice, wie kann denn der Alltag Drumherum jetzt aussehen? Wieviel Zeit sparst du? Schau dir mal die Zeit vor Corona an. Wieviel Fahrtweg hattest du? Wie viele Dienstreisen hattest du vielleicht und wie kann das jetzt nach Corona aussehen? Da gemeinsam durch einen geführten Prozess diese Vision des neuen Alltags zu finden und zu entwickeln, das finde ich, ist jetzt die Aufgabe der Unterstützer und Berater.

Was wünschen Sie sich für die Zeit nach Corona?

Vieles von dem, was ich sage ist ja immer aus meiner eigenen Situation heraus und auch aus Gesprächen mit anderen Vätern und Müttern, mit denen ich jetzt gerade zu tun habe. Ich wünsche mir einfach, dass das, was gerade in den Familie passieren kann, dass wir das auch auf der gesellschaftlichen Ebene hinbekommen. Das wir also wirklich schauen, was hat jetzt vielleicht gut funktioniert? Welche neuen Möglichkeiten haben wir kennengelernt? Ganz viele Leute können jetzt digital miteinander kommunizieren. Ganz viele Leute wissen wie das Homeoffice funktionieren kann. Führungskräfte wissen, dass Mitarbeiter auch aus der Ferne arbeiten können und nicht immer alle in einem Raum sein müssen. Dass sie auch zeitversetzt arbeiten können. Wenn uns das gesellschaftlich gelingt, dieses Verständnis zu schüren, die positiven Sachen mitzunehmen, die negativen Sachen abzustreifen und auch mal zu schauen, was war vor Corona nicht gut. Wollen wir da wirklich wieder hinzurück? Ist es unser größtes Bestreben, hundertprozentig wieder in den Januar 2020, zurück zu wechseln? Oder haben wir jetzt nicht eigentlich auch ein wenig an einem Honigtopf geschnuppert?
So das wir jetzt gerne auch ein bisschen positiv in die Zukunft schauen wollen um einen tollen Mix zu finden. Als Gesellschaft die Zeit zu haben, die Muße zu haben und die Kreativität zu haben, einen neuen Alltag zu schaffen, der uns idealerweise nicht wieder in alte Rollenbilder zurückdrängt, sondern uns ermöglicht, dass wir alle, unseren Familienalltag so leben können, wie wir es möchten oder wir zumindest einen gewissen Gestaltungsspielraum daran behalten.

Vielen Dank Herr Frischbier.

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Equal Pay, über den Tag hinaus – Faire Bezahlung nutzt Müttern und Vätern

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 10. März 2021

Traditionelle Vorstellungen typischer Erwerbsbiografien von Männern und Frauen, klassische Rollenaufteilungen innerhalb von Familien zwischen Müttern und Vätern sowie unzureichende Betreuungsangebote sorgen nach wie vor für fortdauernde Ungleichheiten bei der Entlohnung. Daran wird nicht nur am heutigen ‚Equal Pay Day‘ hingewiesen.

Ziel der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit ist es, eine gleiche und faire Bezahlung für alle beruflichen Tätigkeiten und eine gerechte Aufteilung der unbezahlten Arbeit in Familien zu erreichen. Dafür braucht es wirksame Rahmenbedingungen, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vereinfachen und Anreize für eine gleichberechtigte Aufteilung der Familienarbeit setzen.

Ebenso wichtig sind, so der Vorsitzende der LAG Hans-Georg Nelles „sind jedoch Erlebnisräume für Väter, in denen sie sich als pflegende Männer erleben und geschlechterstereotype Zuschreibungen überwinden können. Und zwar vom ersten Tag an, die Freistellung für Väter in den ersten 14 Tagen nach der Geburt, wie sie von der EU in der ‚Vereinbarkeitsrichtlinie gefordert wird, ist da eine sehr wirksame Maßnahme.“

Die vergangenen 12 Monate Corona-Pandemie haben gezeigt, dass Väter ihre Erwerbsarbeitszeiten reduziert haben und sich in einem bislang nie beobachteten Maße an Kinderbetreuung, Homeschooling und anderen familiären Aufgaben beteiligt haben. „Die Väter“, so Nelles „haben Erfahrungen gemacht und Beziehungen zu ihren Kindern ausgebaut. Diese Erlebnisse haben das Potenzial, Einstellungen und Wünsche in Bezug auf die weitere Gestaltung des Lebens und die Aufteilung von Erwerbs- und Care-Arbeit nachhaltig zu verändern.“

Es wird also darauf ankommen, nach dem Ende der Pandemie nicht einfach zur ‚alten‘ Normalität zurückzukehren, so sehr wir uns danach sehnen, sondern politische Konsequenzen zu ziehen und auch den Gestaltungsrahmen von Erwerbsarbeit zu verändern.

Digitalisierung und Flexibilisierung von Arbeit können zu einer entscheidenden Stellschraube dafür werden, Rollenbilder und Erwerbsbiografien flexibler zu gestalten und stereotype Zuschreibungen zu verflüssigen.

Quelle

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Care gerecht gestalten – Online-Gespräche zum Equal Care Day

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 18. Februar 2021

Anlässlich des Equal Care Days am 1. März 2021 lädt die Katholische Frauengemeinschaft Deutsch-lands (kfd) und die Gemeinschaft der katholischen Männer Deutschlands (GKMD) zu einer Online Gesprächsreihe unter dem Motto Care gerecht gestalten ein.

Freitags von 18.00 bis 19.00 Uhr stellen sich Praktiker*innen, Wissenschaftler*innen und Politiker*in-nen dem Gespräch rund um Equal Care.

Anmeldung: Die Teilnahme ist kostenfrei. Eine Anmeldung zu den einzelnen Abenden ist möglich unter: cornelia.goette@kfd.de. Der Einwahllink ist für alle vier Gesprächsabende gültig und wird jeweils am Veranstaltungstag bis 11.00 Uhr verschickt. Weitere Informationen finden Sie unter: r: https://www.kfd-bundesverband.de/equal-care-day/

Themen und Termine

26.02. Equal Care Day: Füreinander sorgen, aber wie gerecht verteilen? 

kfd im Gespräch mit: 

Sascha Verlan, Initiator des Equal Care Days 

Thomas Altgeld, Vorsitzender  des Bundesforums Männer

Prof`in em. Dr. Margrit Brückner, Frankfurt University of Applied Sciences, Soziale Arbeit und Gesundheit

5.03. Pflege: Eine gemeinsame Gestaltungsaufgabe aller?

GKMD im Gespräch mit: 

Prof. Dr. Andreas Wittrahm, Theologe und Psychologe, DICV-Aachen

Birgit Hullermann, Pflegewirtin, 2. Vorsitzende des Katholischen Pflegeverbandes e. V., Emsdetten

Anna Wischnewski, Sprecherin des Netzwerkes PflegeBegleitung NRW 

12.03. Lebenspraxis: Für sich und andere sorgen – Wie werden wir kompetent?

kfd im Gespräch mit: 

Prof`in em. Uta Meier-Gräwe, Unterzeichnerin des Care-Manifestes, ehemals Lehrstuhl Sozioökonomie des Privathaushaltes an der Justus-Liebig Universität Gießen  

Marc Melcher, Paritätisches Bildungswerk Bundesverband – Fokus Jungs Fachstelle Jungenarbeit  Hessen 

19.03. Equal Care für ein ganzes Leben: Wie gelingt fürsorgliche Zuwendung?

GKMD und kfd im Gespräch mit:

Bundesministerin Franziska Giffey, BMFSFJ (angefragt)

Dr. Hans Prömper, Universität des 3. Lebensalters Universität Frankfurt

Dr. Brigitt Schwarzmann, Geschäftsführerin Haus der Familie, München 

Flyer Care Arbeit Gerecht gestalten: https://kath-maennerarbeit.de/wp-content/uploads/2021/02/Flyer-ECD2021-WEB.pdf

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Aktive Väter für Firma Gewinn

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 19. November 2020

Kristin Weber berichtet in der Werra Rundschau über meinen Beitrag zum Internationalen Männertag

“Viele Männer möchten gerne aktive Väter sein. Das heißt, sich Zeit für ihre Familie und die Kindererziehung nehmen, ihre Sozialkompetenz als Familienmanager erweitern, eine liebende und verständnisvolle Partnerschaft führen und zugleich aber auch beruflich erfolgreich sein, erklärt Hans-Georg Nelles, Gründungsmitglied im Väter-Experten-Netz Deutschland und seit der Vereinsgründung 2005 ehrenamtliches Vorstandsmitglied.

Am Internationalen Männertag hatte die Gleichstellungsbeauftragte des Werra-Meißner-Kreises, Thekla Rotermund-Capar, zur Konferenz per Video-Stream eingeladen, und Nelles referierte zum Thema „Aktive Väter– ein Gewinn für Unternehmen und Partnerschaft“.

Der oben genannte Wunschkatalog stelle Herausforderungen an das Zeitmanagement der Väter –heißt, für all das muss sich ein Vater viel Zeit nehmen, was viele Männer im Alltag überfordere, erklärte Nelles. Vor allem, da der Wunsch, sich Zeit für die Familie zu nehmen, mit der Aussicht auf eine berufliche Karriere immer noch kollidiere.

Im Hinblick auf ein verändertes Rollenbild habe sich heute zwar schon viel in den Köpfen getan, aber noch nicht genug. Die Grundfrage laute nach wie vor, wer in der Familie arbeite Teilzeit, wer Vollzeit und wer kümmere sich um Haushalt und Kinder? Könnten diese Aufgaben partnerschaftlich aufgeteilt werden?

Nelles beobachtet, dass viele junge Väter heutzutage zwar bekunden, dass sie aufgeschlossen sind für eine neue Rollenverteilung, sie wünschten sich eine 35-Stunden-Woche, sie würden gerne mehr als drei Monate Elternzeit nehmen. Dennoch änderte sich wenig am Verhalten. „Aber das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist in den Unternehmen angekommen, und es gilt zunehmend auch für Männer“, sagte Nelles.

Er setzt auf Vorbildfunktion der Unternehmensführung und versucht Unternehmen nahezubringen, welche Vorteile aktive Väter für ihre Unternehmenskultur hätten: So könnten im ländlichen Raum Fachkräfte angelockt werden, indem ihnen gute Bedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geboten würden.

Männer, die Väter sind, verfügten außerdem über viel Sozialkompetenz, da sie Erfahrungen damit hätten, Konflikte zu lösen. Der Väter-Experte wünschte sich, dass Unternehmen bereits in Stellenanzeigen und Bewerbungsgesprächen signalisierten, dass diese Kompetenzen erwünscht seien. So werde das Rollenbild des aktiven Vaters in der Gesellschaft aufgewertet.

Hans-Georg Nelles führt als Beispiel an, dass in der Schweiz schon jeder sechste Mann in einem Teilzeitjob arbeite. Und dass im weltweiten Vergleich Unternehmen, bei denen Vaterschaftsurlaub möglich sei, auch durchschnittlich mehr weibliche Führungskräfte hätten. Allerdings kann man fragen, an welcher Stelle hier Ursache und Wirkung liegen. „Wir brauchen eine väterbewusste Familienpolitik und Unternehmenskultur“, forderte der Experte.

Auch Thekla Rotermund-Capar hält fest: „Wenn wir mit den Frauen weiterkommen wollen, müssen wir mehr an den Vätern arbeiten.“ Aber sie zeigte sich nicht grenzenlos optimistisch. „Solange die Erwerbsarbeit im Zentrum unseres Lebens steht, wird sich nicht viel ändern“, sagte sie und plädierte für ein bedingungsloses Grundeinkommen.”

Quelle

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Heute ist internationaler Vätertag

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 21. Juni 2020

… und in Österreich am vergangenen Sonntag

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Familienorganisationen in NRW fordern – Familien brauchen nachhaltige Unterstützung

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 8. Juni 2020

In einer gemeinsame Pressemitteilung des FrauenRat NRW, der Landesarbeitsgemeinschaft Familienverbände NRW, des Fachforums Familienselbsthilfe im Paritätischen Wohlfahrtsverband NRW und der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit NRW, wird eine nachhaltige Unterstützung von Familien eingefordert:

“In der Ausnahmesituation der Pandemie muss den unterschiedlichsten Bedürfnissen der Familien Rechnung getragen werden. Während der Corona-Krise verschärfen sich längst bekannte strukturelle Probleme.

„Wir wollen gestärkt aus der Krise hervorgehen, daher müssen wir uns jetzt um grundsätzliche Lösungen bemühen“, sagt Hans-Georg Nelles, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit NRW.

Mütter und Väter müssen in der aktuellen Situation gleichzeitig Erwerbsarbeit, Erziehung, Betreuung, Beschulung und Pflege stemmen. Sie sind am Rande ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. Bestehende strukturelle Diskriminierungen in Bezug auf Sexismus, soziale Lage, Heteronormativität und Rassismus u.a. werden in dieser Situation noch verschärft. Alleinerziehende können sich diese Belastungen mit niemandem teilen.

Der komplette Ausfall der gesellschaftlichen Infrastruktur muss durch die Familien im Privaten aufgefangen werden. Auch Homeoffice wird für Eltern leicht zu einer Falle. Familien- und Berufsarbeit können nicht gleichzeitig ausgeführt werden. Es sind eigenständige Tätigkeiten, mit jeweils eigenem Zeitbedarf.

Eine alleinige verbale Würdigung dieser Leistungen von Familien reicht bei weitem nicht aus. Auch die finanziellen Auswirkungen und die Unsicherheit der zukünftigen Entwicklung führen zu Ängsten, zu Existenznöten und zu noch mehr Kinderarmut. Familien, deren Mitglieder in verschiedenen Ländern leben, wurden durch die strikten Grenzschließungen zerrissen.

Fast immer sind es die Mütter, die bis zur Erschöpfung arbeiten, um den Anforderungen in Beruf und Familie zu genügen. Dort, wo keine partnerschaftliche Aufteilung zwischen Berufs- und Familienarbeit gelebt wird, droht eine Überlastung der Mütter. Equal-Pay und Equal-Care werden zwar seit Langem diskutiert, werden aber nicht ausreichend umgesetzt.

„Wir müssen verhindern, dass Mütter und Väter in das traditionelle Rollenbild zurückgedrängt werden, das wir schon längst überwunden geglaubt haben“, sagt Dr. Patricia Aden. „Im Gegenteil, wir müssen die strukturellen Hindernisse beseitigen, die gleichberechtigten Lebensmodellen entgegenstehen“, so die Vorsitzende des FrauenRat NRW.

„In der öffentlichen Diskussion der letzten Wochen kamen Kinder mit ihren Rechten und besonderen Bedürfnissen nicht vor“, sagt Sabine Nagl vom Kinderschutzbund LV NRW e.V.. „Die Schließung von Schulen, Kitas und sogar von Spielplätzen sowie das Kontaktverbot beeinträchtigen die Kinder in ihrer geistigen und sozialen Entwicklung“ so die Familienfachberaterin. Kinder haben auch in Zeiten von Corona ein Recht auf Bildung. Die Schließung von Bildungs- und Freizeiteinrichtungen diskriminiert vor allem Kinder aus wirtschaftlich benachteiligten Familien sowie Kinder mit besonderem Förder- und Pflegebedarf.

Finanzielle Entlastung wie ein einmaliger Kinderbonus und eine befristete Senkung der Mehrwertsteuer sind zwar besser als eine rein verbale Würdigung der Leistungen der Familien, aber sie genügen bei weitem nicht, um die coronabedingten Ängste, Existenznöte und die wachsenden Kinderarmut langfristig abzumildern.

„Familien sind systemrelevant. Sie sind das Rückgrat einer stabilen Gesellschaft. Wir, der FrauenRat NRW und die Landesarbeitsgemeinschaft der Familienverbände NRW, stärken dieses Rückgrat, machen es krisentauglich und fordern eine breite öffentliche Debatte über Familie und gute Rahmenbedingungen.“ sagt André Hartjes, Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft der Familienverbände NRW.”

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Väter kümmern sich in der Krise mehr um ihre Kinder

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 29. Mai 2020

Während der Corona-Krise übernehmen mehr Väter die Verantwortung für die Betreuung ihrer Kinder als vor der Krise. Das zeigt die Statista-Grafik auf Basis einer Umfrage der Väter GmbH. Danach gaben 48 Prozent der befragten Väter an, dass die Hauptverantwortung für die Kinderbetreuung zwischen beiden Partnern in etwa gleich aufgeteilt ist. Für die Zeit vor der Krise gaben dies lediglich 40 Prozent der Befragten an. Dazu passend sank die Zahl der Väter die angaben, dass ihre Partnerin bzw. ihr Partner während der Krise hauptsächlich die Betreuungsverantwortung übernimmt. Auch gaben mehr Väter an, dass sie hauptverantwortlich sind für die Kinderbetreuung.

Der Gründer und Geschäftsführer der Väter GmbH, Volker Baisch, sieht in der Umfrage auch einen Beitrag zur gesellschaftlichen Diskussion über die Frage, ob die Corona-Krise ein Rückschlag für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern darstellt: „Ich denke auch, das die Rollback-Diskussion gerade nicht sehr hilfreich ist – nicht für Mütter und auch nicht für Väter. Beide machen gerade einen unglaublichen Job, denn ich spreche täglich mit vielen Vätern und Paaren.“

Die Ergebnisse anderer Umfragen, denen zufolge hauptsächlich die Mütter während der Corona-Krise im Beruf kürzertreten, um sich um Haushalt und Kinder kümmern zu können, stehen dazu nicht im Widerspruch. Wenn täglich fünf bis acht Stunden Betreuung in Kita oder Schule entfallen, müssen diese Zeiten zuhause aufgefangen werden. Die Krise kann eine Chance dafür sein, dass ein partnerschaftliche Aufgabenteilung von Erwerbs- als auch Familienarbeit in Familien künftig noch besser gelingt, wenn diese bewusst und ‚gerecht‘ geteilt werden.

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SWR1 Feiertagmorgen – Väter in der Corona-Krise

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 21. Mai 2020

Viele Väter sind es gewöhnt, acht bis zehn Stunden täglich im Büro zu verbringen, sagt Volker Baisch von der Väter gGmbH. Denn in 77 Prozent der Familien sind sie nach wie vor der Hauptverdiener und damit der Ernährer der Familie. Im Homeoffice sind sie nun häufig damit konfrontiert, dass Kinderbetreuung und Home-Schooling eben nicht nebenbei funktioniert. So wie Stefan Nachbar aus Freiburg, der seine drei Kinder gerade zu Hause betreut. Weil seine Frau beruflich viel außer Haus ist, wird der Familienvater nun mehr und mehr zum ersten Ansprechpartner für seine Kinder.

Viele Väter sehen nun auch, dass sich die so genannte Care-Arbeit, die viele Frauen tagtäglich neben der Berufstätigkeit leisten, kraft- und zeitraubend ist und fühlen sich überfordert. Tatsächlich sagten 42 Prozent der befragten Väter in zwei Forsa-Umfragen in den Monaten April und Mai, dass sie wegen der Erziehung und Betreuung ihrer Kinder unter Druck stehen würden. Im November 2019 war nur ein Drittel der Väter von den Kindern gestresst. Und nicht nur die Arbeit und die Familie leidet: Auch die Paarbeziehung zwischen Eltern ist in der Corona-Krise echten Belastungsproben ausgesetzt.

Die guten Seiten der Krise

Viele Väter blicken aber auch positiv auf die vergangenen Wochen zurück. Mehr Zeit zu Hause hat für sie eben auch bedeutet, mehr mitzubekommen von der Entwicklung der Kinder. Welches Spiel ist gerade angesagt? Welches Buch steht gerade hoch im Kurs und wie heißen die liebsten Serienhelden? All diese Fragen können viele Papas jetzt im Schlaf beantworten. Das stärkt die Beziehung zum Kind und damit auch den Wunsch, künftig mehr Zeit miteinander zu verbringen.

Jeder zweite Vater würde gerne weniger arbeiten

Das klassische Wochenend-Papa-Modell sei gerade bei vielen jungen Vätern nicht mehr gewünscht, sagt Baisch. Viele wollten sich zu Hause stärker einbringen und mehr Zeit mit den Kindern verbringen. Hier hätte die Corona-Krise auch positive Seiten, denn viele Väter hätten es auch genossen, mehr Zeit zu Hause mit den Kindern zu verbringen. Und jeder zweite Vater wolle gerne weniger arbeiten, um sich mehr um die Erziehung kümmern zu können. Das geht auch mit den Wünschen vieler Mütter einher, die sich in der Teilzeit-Falle gefangen sehen und häufig das Gefühl haben, in ihren wenigen Stunden extra-effizient arbeiten zu müssen.

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Durchhalten im Corona-Alltag

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 11. Mai 2020

Wie verändern uns Abstand, Isolation und unsichere Lockerungen? Welcher Gefühlskreislauf kommt in Gang durch Isolation, Quarantäne und Fernbeziehungen? Und wie kann man als Familie, Paar oder als Single durch diese Zeit kommen, deren Maßnahmen womöglich noch für Monate den Alltag bestimmen werden?

Solchen und weiteren Fragen nimmt sich eine neue Broschüre des Zentralinstituts für Ehe und Familie in der Gesellschaft (ZFG) der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) an. Die Publikation enthält viele wissenschaftlich erforschte und bewährte Inspirationen sowie Verhaltensregeln, um die vielfältigen Belastungen zu reduzieren und zu meistern. Sie wird der Bevölkerung kostenlos zum Download zur Verfügung gestellt. Das Spektrum der Beiträge reicht vom Entwickeln und Einhalten einer Tagesstruktur über den Umgang mit Einsamkeit und Fernbeziehungen bis hin zu Tipps für Eltern – differenziert nach dem Alter des Nachwuchses. 

„Mit dieser Broschüre möchten wir Familien und allen, die in Ehe und Partnerschaft leben, Informationen an die Hand geben, die sie bei der Bewältigung dieser Situation unterstützen sollen. Ziel ist es, auf der Basis wissenschaftlicher Expertise ganz konkrete Tipps und Hinweise für die Praxis zu geben. Auch dies ist Aufgabe einer Universität. Wir hoffen, dass diese Broschüre daher vielen Familien, allen, die in Ehe und Partnerschaft leben, sowie Singles und Alleinstehenden eine wertvolle Hilfe ist“, erklärt ZFG-Direktor Prof. Dr. Klaus Stüwe.

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Die Geburt eines Vaters

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 27. April 2020

Der erste Schweizer Dokumentar-Film über Väter rund um die Geburt kommt in die Deutschschweiz. Es ist ein Projekt der Waadländer Hochschule für Gesundheit (Haute Ecole de Santé Vaud, HESAV) in Zusammenarbeit mit dem Dachverband Schweizer Männer- und Väterorganisationen männer.ch, unterstützt durch Gesundheitsförderung Schweiz.

Es wird viel über «neue» Väter gesprochen – was aber, wenn sie selbst zu Wort kommen? Ein Forschungsteam sowie ein Filmemacher haben 18 Väter sowie 14 Fachpersonen interviewt. «Die Geburt eines Vaters» zeigt erstmals ungeschminkt, was werdende und frischgebackene Väter rund um die Geburt wirklich bewegt.

Aus den Interviews sind 5 Episoden von je 12 Minuten entstanden, die Einblick geben in die Gefühlswelten und Erlebnisse von Vätern rund um die Geburt – emotional berührend und wissenschaftlich fundiert:

  • Neun Monate, um Vater zu werden
  • Der Vater während der Geburt
  • Die Anfangszeit als Vater 
  • Vielfältiges Vatersein
  • Was Fachpersonen über (zukünftige) Väter zu sagen haben

Vaterwerden ist kein Selbstläufer

Der Film macht deutlich: Wie Männer das Vaterwerden erleben, ist vielfältig und facettenreich. Offensichtlich wird jedoch auch: Väter werden mit ihren Fragen und Bedürfnissen immer noch häufig «übersehen». Empfehlungen im Film zeigen auf, was es braucht, dass sich dies ändern. Und an den Online-Filmpremieren mit Live-Chat erfährst du mehr darüber, wie es gelingen kann, dass Väter von Beginn weg ihren Platz finden.  

Involvierte Väter und Co-Parenting von Anfang an ermöglichen

Die Weltgesundheitsorganisation hat die Beteiligung von Männern/Vätern während der Schwangerschaft, bei der Geburt und nach der Geburt als vorrangiges Ziel erklärt. Denn wissenschaftliche Studien belegen mehr als deutlich: Männer, die vor, während und nach der Geburt eingebunden sind, tragen dadurch kurz-, mittel- und langfristig zur Verbesserung der Gesundheit der gesamten Familie bei.

Bei Elternpaaren, die partnerschaftlich unterwegs sind, sind nicht nur die Väter im Schnitt deutlich zufriedener, sondern auch die Partnerinnen und Mütter. Es lohnt sich also, sich den damit verbundenen Herausforderungen zu stellen und für einen guten gemeinsamen Start in die Familie zu sorgen. 

«Die Geburt eines Vaters» – nicht nur Dok-Film, sondern auch Forschungsprojekt

Der Dokumentar-Film zeigt nicht nur Stimmen von Väter und Fachpersonen, sondern bilanziert auch, wie Väter besser einbezogen werden können. Best-Practice-Erfahrungen sowie Studienergebnissen werden in 15 Empfehlungen zusammengefasst.  

Nächste Vorführungen

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