Männer, Kunst – was sonst?
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. März 2014
Männer machen Kunst, seit es sie gibt: Höhlenbilder, Fresken, Kirchen, Kapellen, Madonnen und Jesusfiguren. Männer machen Kunst, wenn sie nur Zeit haben und nicht im Krieg sind, aber noch dann machen sie Kunst und schreiben darüber, fotografieren oder ernennen das ganze Gemetzel gleich zur Kunst des Krieges. Und wenn sie zu Frauen gehen, machen sie Kunst daraus, Bände voller Liebeslyrik, Romane über das Liebesscheitern, und noch aus dem Begehren, dem Verlust, dem Mangel und dem Überfluss haben Männer Kunst gemacht, all die Jahrhunderte hindurch.
Ja, wo der Mann ist, da macht er Kunst, in der Garage, im Bandraum und in der Werkstatt. Mit Schere, Pinsel, Lötkolben und Schweissbrenner geht er ans Werk, und aus Schrott wird Kunst. Stoff, Leder, Papier, Hauswände, und die menschliche Haut werden dem Mann als Künstler zur Fläche, auf die er malt, projiziert, schaut, wirkt und webt. …
Und eben das ist das Interessante, dass sich trotz dieser sprudelnden Produktion die Frage stellt: Und was soll das, was soll der Mann in der Kunst? So sehr stellt sich diese Frage, dass das Kunstmuseum Bern eine vielbeachtete Ausstellung über «Das schwache Geschlecht – neue Mannsbilder in der Kunst» präsentiert. Das Adjektiv «schwach» provoziert und umschreibt, wovon neuerdings die Rede ist: Die Krise des Mannes, das Ende der patriarchalen Herrschaft, die Krise des Ernährers und die Krise des Gentlemen angesichts von Frauen, die sich nicht mehr in den Mantel helfen lassen wollen.
Von der Krise des Mannes also könnte die Rede sein, aber genau die zeigt sich nicht, wenn man schaut, was Künstler machen. Sie antworten, und das macht sie zu Künstlern, auf die Themen der Zeit mit den Mitteln der Kunst, und das ist letztlich das Mittel der vieldeutigen Mehrschichtigkeit, die sich der Eindeutigkeit von Pop, Kommerz und ideologisierter Moral entzieht.
Kunst als ein Blick auf den Vater, wie ihn der türkischstämmige Künstler Onur aufbaut. Kunst als Auseinandersetzung mit Herkunft, wie bei Milenko, der in seine T-Shirts Spuren von Bosnien einnäht, Kunst als Auseinandersetzung mit dem Geschlecht, wie sie die Theatergruppe «Pink Mama» führt, Kunst als kreative Umnutzung von Industriebrachen, Kunst als eine Form des gesellschaftlich Andersseins: Kunst als Einladung, sich selbst und die Welt neu zu sehen und neu zu schaffen.
Folgende Beiträge der aktuellen Ausgabe der Männerzeitung gibt es jetzt schon online zu lesen:
Milenko Lazic: Der Vollblutkünstler Er malt, musiziert, schreibt, liest, performt und näht und beschäftigt sich mit Kunst, Migration, Familie und einer bosnischen Stiftung. Samuel Steiner
Onur Dinc: Maler ohne Maske International ist Onur Dinc ein gefragter Künstler. In seiner Schweizer Heimat wird er oft übergangen. Michael von Ins und Daniel Habegger
Revision des Unterhaltsrechts: Probleme sind vorprogrammiert Aus Vätersicht ist der Vorschlag des Bundesrates höchst problematisch, weil er die Frage des «Mankos» nicht löst, sondern auf die Väter überwälzt. Oliver Hunziker
Abgelegt unter Männer | Keine Kommentare »