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lebe deinen Traum!

Kinder im Blick – Interview mit Tillmann Schrörs zu seiner Arbeit mit Vätern in Trennungssituationen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 29. Mai 2023

Neben Coaching und Mediation bietest du verschiedene Kurse für Eltern, unter anderem „Starke Eltern, starke Kinder an“, was ist für dich der ‚rote Faden‘ deiner Arbeit?

Eltern zu stärken, weil verunsicherte, belastete, beschimpfte und verurteilte Eltern wenig Kapazitäten haben, ihre Kinder gelassen und präsent zu begleiten. Und Eltern bekommen von allen Seiten Kritik, was sie tun und lassen sollen und was sie alles falsch machen! Im Elternkurs arbeiten wir ressourcenorientiert und lebensweltorientiert und helfen den Eltern dabei, ihre eigenen Lösungen für ihre Herausforderungen zu entwickeln.

Seit einigen Jahren bietest du auch einen Kurs ‚Starke Väter, starke Kinder‘ an. Was ist das Besondere an diesem Angebot?

Die Kurse heißen „Wir Väter“ oder „Väter Solo“. In den Kursen arbeiten wir daran, die Vaterrolle unabhängig vom tradierten Vaterbild, für jeden individuell zu entwickeln. In einer Zukunftswerkstatt (Robert Jungk) wird, von der Kritik an der augenblicklichen Situation ausgehend, über die Phantasie, wie es idealerweise wünschenswert sei, an einem Weg zur Realisation einer eigenverantwortlichen Vaterrolle gearbeitet.

Nach dem Modell „neue Autorität durch Präsenz“ (Haim Omer, Arist von Schlippe) können wir gemeinsam erkunden, was es heißt, ein präsenter Vater zu sein.

Warum ist es wichtig, Väter gezielt anzusprechen?

Um ihnen einen Ort und Zeit zu geben, über ihre Situation als Vater zu reden und sie zu ermutigen z.B. an Starke Eltern Kursen teilzunehmen, um sich mit anderen Eltern – Vätern und Müttern – über herausfordernde Situationen in der Familie auszutauschen und neue Handlungsoptionen zu entwickeln. (Kooperative Elternschaft)

Ein Schwerpunkt deiner Arbeit ist die Arbeit mit Eltern in Trennungssituationen. Welche Entwicklungen, z.B. was das Engagement von Vätern angeht, konntest du in den letzten 10 Jahren beobachten?

In den KiB Kursen sind oft Väter und Mütter, die ihre Kinder selten, wenig bzw. zu wenig sehen. Oft ist der Kurs eine Auflage/Empfehlung des Gerichts. Die Lebenssituationen dieser Eltern sind geprägt vom Gefühl, ungerecht behandelt zu werden. Dabei ist es schwer, die Kinder im Blick zu behalten. Das hat sich in den letzten 10 Jahren nicht geändert.

Kinder im Blick ist auch der Titel eines Programms für Eltern in strittigen Trennungssituationen. Du bietest dazu regelmäßig Kurse an, warum ist dieses Angebot für dich besonders wirksam

Der Kurs bietet die Möglichkeit sich mit Betroffenen auszutauschen. Oft verstehen die Teilnehmenden die Gegenposition besser, wenn sie nicht persönlich betroffen sind. Väter können einen Perspektivwechsel erleben und ebenso die beteiligten Mütter. Der Kurs bietet die Möglichkeit, Anteile an Eigenverantwortlichkeit für die Trennungssituation zu sehen und dem Kind zu ermöglichen beide Eltern weiter lieben zu dürfen. Eine besondere Herausforderung für Eltern ist es, die belastenden und schwierigen Gefühle ihrer Kinder zu akzeptieren und ihnen zu helfen, damit leben zu können.

… und was können Väter in Trennungssituationen durch eine Teilnahme für sich und die Beziehung zu ihrem Kind gewinnen?

Väter können die Opferrolle überwinden, Vertrauen in ihre Beziehung zum Kind festigen und geduldig an der Beziehung zum Kind arbeiten, ohne am Kind zu zerren. (Kaukasischer Kreidekreis)

Quelle

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Gemeinsam getrennt erziehen – Beratungsangebote für Väter in Trennungssituationen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 24. Mai 2023

Bericht vom Werkstattgespräch am 17. Mai 2023

Bei diesem Online-Werkstattgespräch hat Marc Schulte vom Papaladen in Berlin über die Erfahrungen mit dem von ihm und Eberhard Schäfer entwickelten Ratgebers ‚Stark und verantwortlich – für Väter nach Trennungen‘ und dem damit verbundenen Gruppenprogramm berichtet.

Die Beratung von Vätern in Trennungssituationen ist ein Baustein eines umfangreichen Beratungsangebots das auch Paarberatung, psychosoziale, Elterngeld- und Strategie-Beratung umfasst. Die Väter die in einer Trennungssituation ins Väterzentrum kommen, sind häufig (knapp 34 %) in einer (hoch) strittigen Situation und erleben ihre „Trennung Hoch 4“ von Partnerin, Kind(ern), sozialem Umfeld und Wohnung als fundamentale Lebenskrise und ihre Situation als Einzelschicksal. Sie sehen im Rechtsweg häufig den einzigen (Aus-) Weg und fühlen sich ohnmächtig, verzweifelt und wütend. Sie sehen sich einem professionellen Frauennetzwerk gegenüber, erwarten eine Beratung auf Augenhöhe und Gerechtigkeit.

Die von den Vätern vermutete „Fürsprecherrolle“ ermöglicht in der Regel eine schnelle und positive Beziehungsaufnahme, die auch dadurch gestützt wird, dass das Väterzentrum keine „klassische“ Beratungsstelle ist. Die Beratungshaltung ist dabei durch folgende Grundsätze geprägt:

  • Annahme des Anliegens
  • Wertschätzung des Engagements des Vaters und allem, was er in Bezug auf die Kinder tut und getan hat
  • Reflexion und Rückmeldung zu problematischen Kommunikationsmustern
  • Perspektivwechsel (raus aus der Ohnmachts- und Opferrolle hin zum Akteur – „Was geht gut, wie könnte es noch besser gehen?“
  • Trennung von Paarebene und Elternebene
  • Blick auf das Kind, seine Bedürfnisse, Potenziale…. 
  • Wertschätzung gegenüber der Mutter (nicht jede Handlung der Mutter ist gegen den Vater gerichtet)
  • Keine Festlegung auf ein „Ideal“ Familienmodell nach Trennung
  • Sprachsensibilität z.B. statt „Umgang“ – „Betreuungszeit“ – nicht „Kindesmutter“ sondern „Mutter der Kinder“

Das Gruppenprogramm „Stark und Verantwortlich“ für Väter in Trennungssituationen

… wird seit 2009 kontinuierlich weiterentwickelt. Es gibt zwei Durchgänge pro Jahr mit bislang rund 300 Teilnehmern. Es findet an 10 Abenden jeweils drei Stunden mit 10 Teilnehmern statt. Grundlage ist die „kollegiale Beratung“ – denn die Väter sind die Experten ihrer Situation. Dazu kommen Expertenabende mit Vertreter:innen des Jugendamts oder des Familiengerichts und Themenabende.

Die Evaluation des Programms hat ergeben, dass 100% der Teilnehmenden den Kurs weiterempfehlen würden, 76 % besser mit der Gesamtsituation umgehen können und 25 % bessere Betreuungsvereinbarungen mit der Mutter getroffen haben.

In der sich anschließenden Diskussion ging es zunächst darum, welche Angebote es für Väter in einer Trennungssituation es in NRW gibt. Mehrere, der selbst in der Beratung tätigen Teilnehmer empfahlen das Programm ‚Kinder im Blick‘, dass in vielen Städten angeboten wird.

Des Weiteren ging es um die Frage, wie Berater:innen in den ‚klassischen‘ Beratungseinrichtungen für die Anliegen von Vätern ‚sensibilisiert‘ werden können und der im Koalitionsvertrag der Bundesregierung formulierte Anspruch, „in der Beratung nach Trennung und Scheidung insbesondere das Wechselmodell in den Mittelpunkt zu stellen“ umgesetzt werden kann, zumal dies in die Hoheit der Länder fällt.

Die LAG Väterarbeit wird dies unter anderem bei ihren nächsten Gesprächen mit Landespolitiker:innen thematisieren.

Take aways

Leitlinien für erfolgreiche gemeinsame Elternschaft für die Familie nach der Familie

  • Die Gefühle gegen den Expartner sind weniger wichtig als das aktuelle Verhalten ihm gegenüber. Die Zurückstellung von negativen Gefühlen entspricht definitiv dem Kindeswohl.
  • Das Bedürfnis nach Privatsphäre ist zu respektieren. Nur Informationen über das Kind müssen ausgetauscht werden.
  • Fragen von Unterhalt und Umgang sind getrennt zu diskutieren.
  • Die Zeiträume mit dem Kind, die für jeden Elternteil vorgesehen sind „heilig“.
  • Jedes Elternteil hat das Recht seinen eigenen Elternstil zu entwickeln. Solange DADURCH kein Schaden für das Kind entsteht, sollt dies akzeptiert werden.
  • Die Angebote , die der jeweils andere dem Kind macht, eröffnen einen erweiterten Erfahrungsraum. Jedes Elternteil hat seine besonderen Stärken und kann sie dem Kind zum nutzen vermitteln.
  • Diese Art von Beziehungsgestaltung erscheint für sich trennende Eltern möglicherweise unangenehm und unbequem. Ist es einem Elternteil möglich, diese Haltung durchzustehen, wird möglicherweise auch der Expartner damit beginnen sich ähnlich konstruktiv zu verhalten.

Die Beratungsangebote von ‚Väter in Köln‘

Quelle

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… die Väter müssen sich neu erfinden

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 16. April 2023

Eigentlich wollte die ‚neue‘ Vätergeneration schon vor der Einführung von Elterngeld und Vätermonaten so richtig am Start sein. Und vielen jungen Vätern ist es auch tatsächlich wichtig, nicht nur am Wochenende Papa-Zeit zu haben.

Doch Rollenmuster sind hartnäckiger als gedacht. Liegt es auch an den Müttern, die nicht loslassen wollen und sich einen Familienernährer wünschen? ‚Die Ratgeber‘ fragen nach, unter anderen bei Nick und Leon von den ‚Bromance Daddys‘ und Martin Noack, Vätercoach aus Wiesbaden.

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… jugendliche Väter im Blick

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. Oktober 2022

„Frühe Vaterschaft: gewagt, riskant und instabil!“ lautet das Resümee eines Beitrags von Cornelißen und Bien vom Deutschen Jugend Institut im April 2014. Der SKM Bundesverband e.V. hat daher in den vergangenen Jahren seine Beratungsangebote für Jungen, Männer und Väter deutschlandweit ausgebaut und mit der Trägerschaft der Geschäftsstelle der „LAG Väterarbeit in NRW“ sein fachliches Profil in dem Themenfeld „Vaterschaft“ vertieft.

Jugendliche Eltern und ihre Herausforderungen

Während erwachsene Eltern in aller Regel bereits mitten im Leben stehen, sehen sich jugendliche Mütter und Väter nicht nur mit der Bewältigung der eigenen Entwicklung, sondern gleichzeitig auch mit Elternaufgaben konfrontiert. Ihre Voraussetzungen für diese doppelte Belastung sind in aller Regel mangelhaft. Viele jugendliche Eltern stammen aus einem problematischen sozialen Umfeld und nicht wenige haben die Schule abgebrochen oder keinen Einstieg in eine Ausbildung gefunden. Die Folge: Die meisten jugendlichen Eltern leben in einer prekären wirtschaftlichen Situation, wie Daten des Mikrozensus in Deutschland zeigen. So haben knapp ein Drittel der jugendlichen Väter keinen beruflichen Abschluss und ihre frühe Elternschaft korrespondiert mit einer kurzen Schulbildung.
Darüber hinaus sehen sie sich mit der weit verbreiteten Vorstellung konfrontiert, dass eine frühe Elternschaft als Lebensform „jenseits der Norm“ betrachtet wird. Noch immer geht man in der Gesellschaft davon aus, dass Frauen und Männer eine Ausbildung abgeschlossen und einen (sicheren) Arbeitsplatz gefunden haben sollten, bevor sie eine Familie gründen. Dahingegen können junge Männer durch eine frühe Vaterschaft aber durchaus in ihrer Identitätsfindung bestärkt werden. Als junge Väter können und müssen Verantwortung übernehmen und finden so in ihrer Vaterschaft eine Brücke zum Erwachsenwerden. Dies kann aber nur gelingen, wenn der Prozess des Erwachsenwerdens nicht durch zusätzliche, Krisen erzeugende Widrigkeiten wie Geldmangel, belastende Arbeitsanforderungen oder Konflikte in der Herkunftsfamilie gefährdet wird.

„Väter fördern“ bedeutet auch „Mütter fördern“

Neben der prekären wirtschaftlichen Situation vieler junger Familien fällt die weitverbreitete Instabilität ihrer Paarbeziehungen auf: Unter den frühen Müttern sind sehr viel mehr alleinerziehend (42 Prozent), als dies allgemein bei Müttern mit Kindern unter 7 Jahren der Fall ist (16 Prozent). Dies verschärft nicht nur die wirtschaftliche Lage von Mutter und Kind. Es bedeutet gleichzeitig, dass die Bindung zwischen Vater und Kind bei frühen Vätern häufiger in Frage steht. Die „ausgegrenzten“ Väter werden selten in die alltägliche Betreuung und Versorgung des Kindes einbezogen, so dass alleinerziehenden Müttern die Entlastung fehlt, die ihnen den erfolgreichen Abschluss einer Ausbildung oder die berufliche Etablierung erleichtern könnte. Es ist daher naheliegend jugendlichen Vätern die Hilfe und Unterstützung anzubieten, die sie benötigen, um mit der neuen Aufgabe und Rolle als Vater und Partner der Mutter verantwortlich umgehen zu lernen.

Die frühzeitige Einbeziehung der jugendlichen Väter lohnt sich aber auch, wenn es um die Gesundheit von Mutter und Kind geht. So hat eine Studie aus Großbritannien gezeigt, dass die Unterstützung junger Väter auch einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der jungen Mutter und die Entwicklung des gemeinsamen Kindes. Gestützt wird dieses Ergebnis von weiteren Studien aus den USA und Großbritannien, welche die Wirksamkeit von Programmen für jugendliche Väter und die notwendigen Veränderungen bei den Angeboten und im Mindset der Hilfesysteme untersucht haben.

Ein weiterer entscheidender Grund, auch jugendliche Väter in den Blick zu nehmen, ist, dass Hilfemaßnahmen für Familien und Kinder insgesamt erfolgreicher verlaufen, wenn das gesamte Familiensystem eingebunden wird.

Sie benötigen dringend Unterstützung und Hilfe, da ansonsten eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass deren Söhne ebenfalls wieder jugendliche Väter mit ähnlicher sozialer Problematik werden.

Jugendliche Väter im Blick

Das Verbundprojekt „… jugendliche Väter im Blick“ trägt mit seinen niedrig schwelligen Angeboten dazu bei, dass jugendliche Väter von bestehenden Hilfsangeboten erreicht werden. So geht beispielsweise der SKFM in Düsseldorf davon aus, dass die jungen Väter durch die klassischen Beratungsangebote nicht erreicht werden. Er sucht die Väter daher direkt in ihrem Sozialraum auf, spricht sie aktiv über Streetwork- und schulische Sozialarbeit an und macht ihnen niedrigschwellige Gruppenangebote.

Der SKM Osnabrück setzt er auf neue Wege der Ansprache und die Kooperation mit anderen Akteuren in der Kommune. Durch die Entwicklung passender Ansprachekonzepte werden junge Väter ermutigt, ihre neue Rolle an und Verantwortung zu übernehmen. Das Angebot des SKM Rheydt e.V. beginnt mit einem Gruppentraining, in dem die Rolle der Vaterschaft und der individuelle Hilfebedarf partizipatorisch und diskursiv bearbeitet werden. So haben die jungen Männer die Möglichkeit, Rollenerwartungen an sich und die damit verbundenen Herausforderungen mit anderen jungen Vätern zu verhandeln – auch in interkulturellen Kontexten. In anschließenden begleiteten Freizeitangeboten können die jungen Männer die gemeinsame Zeit mit ihren Kindern als positives Erlebnis wahrnehmen und dabei auch andere junge Väter bei ihrer Selbstwirksamkeit als Väter unterstützen.

Quelle

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‚Es braucht Angebote, die von Vätern akzeptiert werden und auf ihre speziellen Bedürfnisse eingehen‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. Mai 2022

„Das Väterberatungszentrum soll eine offene und niederschwellige Anlaufstelle für Väter sein – auch für jene, die von klassischen Beratungsangeboten nicht erreichbar sind – und damit das Wohl der Kinder fördern. Der offene Ansatz als Treffpunkt und Kommunikationsort für Väter fördert soziale Begegnungen von Vätern und deren Kindern. Der Ort des Austausches und der Informationsvermittlung soll den Zugang zu Beratung erleichtern und die Akzeptanz für pädagogische Angebote erhöhen.“

Ausschreibung der Stadt München für ein Väterberatungszentrum

Stellungnahmen der Parteien zu den Forderungen der LAG Väterarbeit zur Landtagswahl

Die LAG Väterarbeit hat im Vorfeld der Landtagswahl am 15 Mai fünf konkrete väterpolitische Forderungen aufgestellt und die im Landtag vertretenen Parteien darum gebeten darzulegen, inwieweit eine Stimme für Ihre Partei zu einer Umsetzung in den kommenden 5 Jahren beitragen wird.

Die dritte Forderung lautet:

„Finanzierung von zunächst einer qualifizierten Beratungseinrichtung für Väter je Regierungsbezirk. Dazu gehört auch, dass entsprechende Fachkräfte weitergebildet und gefördert werden, um vätersensibel beraten zu können.“

Die CDU hat dazu geantwortet:

Mit von uns seit 2017 initiierten Maßnahmen wie bspw. Expertenworkshops, der Website vaeter.nrw oder auch der Förderung der Fachstelle und der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit NRW arbeiten wir bereits daran, spezielle Angebote für Väter in Nordrhein-Westfalen zu unterstützen, um den Anteil der Väter in Elternzeit zu erhöhen. In der Datenbank „Angebote für Väter“ sind vielfältige Bildungs- und Beratungsangebote in Nordrhein-Westfalen zusammengestellt und über eine Suchfunktion abrufbar. Ergänzend wollen wir multiprofessionelle Teams künftig nicht nur an Schulen, sondern auch in verantwortlichen Expertengremien zur Qualitätssicherung von Unterricht, Aus- und Fortbildung, um die bestehenden Angebote bedarfsorientiert ausbauen und ergänzen zu können. In der Jugendhilfe muss es verpflichtende und ständige Weiter- und Fortbildungsangebote für Fachkräfte geben, um für vielfältige Beratungssituationen zu schulen.

Die FDP hat dazu geantwortet:

Den bestehenden Einrichtungen der Familienbildung und -beratung kommt eine ganz besondere Bedeutung bei der Vermittlung von Erziehungskompetenzen und der allgemeinen sowie anlassbezogenen Beratung zu. Wir wollen diese Angebote darum weiter stärken, unter anderem auch im Hinblick darauf, väter- und kultursensibel Beratung und Unterstützung zu liefern. Ziel ist es, den Familien bedarfsgerecht, auf die jeweiligen Erziehungsberechtigten ausgerichtete Beratung und Unterstützung zukommen zu lassen.

Die Grünen haben dazu geantwortet:

NRW hat eine breit aufgestellte Beratungsinfrastruktur, die verschiedenen Bedarfe in NRW abdeckt. Natürlich muss dabei auch vätersensible Beratung angeboten werden. Hier werden wir die Bedarfe prüfen und Entwicklungsmöglichkeiten mit bestehenden Beratungsangeboten und ggf. darüber hinaus beraten.

Die SPD hat dazu geantwortet:

Wir wollen die Beratungsmöglichkeiten von Familien durch Familienbüros insgesamt stärken. Dabei werden wir auch einen Fokus auf Väter legen. Angebote werden wir in diesen Familienbüros gebündelt präsentieren und Möglichkeiten der Vernetzung und Kooperation schaffen.

Quelle

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Mit einem falschen Satz kann man vieles kaputtmachen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 30. April 2022

Das Projekt ‚Echte Väter‘ in Herne.

Das Angebot

… richtet sich an Väter mit und ohne Migrationshintergrund, deren Kinder die Grundschule besuchen. Der Kontakt wird über die Schulen vermittelt. Die angeleiteten Gesprächsrunden sollen den Vätern ein Forum bieten, wo sie sich mit ihren Fragen, Problemen, aber auch Anregungen und Vorschlägen austauschen können. Die Gruppen sind offen: Die teilnehmenden Väter können pausieren, aussetzen, wiederkommen.
Die Vätergruppentermine werden ergänzt durch gemeinsame Freizeitaktivitäten mit den Kindern wie Museumsbesuche, Picknicke oder Sportturniere. Alle vier Wochen findet zudem an einem Wochenende ein Aktionstag statt.

In den angeleiteten Gesprächsrunden geht es zunächst um die klassischen Schul- und Erziehungs- und Familienthemen, darüber hinaus ist immer auch Platz für Alltagsthemen wie Miet- oder Kündigungsrecht, aber auch für Fragen zu Ernährung und Gesundheit. Besteht der Bedarf, werden Experten eingeladen: etwa ein Arzt oder Psychologe erklärt, was es mit der Diagnose ADHS auf sich hat, ein Jurist erläutert die Grundregeln des deutschen Familienrechtes oder ein Konflikttrainer vermittelt, wie man sich bei Konflikten gewaltfrei dennoch durchsetzen kann.
Gegebenenfalls werden die Väter bei Ämter-Terminen begleitet. Wenn Väter der besonderen Beratung bedürfen, werden mit ihnen Einzeltermine verabredet. Möglich ist es auch, dass bei Problemen, die die ganze Familie betreffen und wo Lösungen mit allen gesucht werden sollten, die Familie hinzukommt und an der Beratung teilnimmt.
Die Gruppen werden angeleitet von zweisprachigen Teamern, die in den Schulen hauptberuflich als Sprachlehrer arbeiten. Vertreten sind so als Sprachen Türkisch, Polnisch, Russisch und Arabisch.
Die Abende finden nach Absprache wöchentlich bis zwei-wöchentlich statt, sie beginnen zwischen 17.30 und 18 Uhr und enden um 21 Uhr.

Hintergrundinformationen

Das Projekt „Echte Väter“ entwickelte sich im Rahmen kommunaler Elternarbeit/Elternbildung aus einem Pilotprojekt im Jahre 2007. Es startete um migrantische Eltern von Schulkindern die Möglichkeit zu bieten, sich mit ihren Fragen und auch Problemen auszutauschen und so auch enger an das Schulgeschehen zu binden. Zu den Nachmittagsterminen erschienen jedoch nur die Mütter. Erst als Termine am frühen Abend angeboten wurden, kamen auch die Väter. „Es zeigte sich schnell, dass es gut ist, wenn die Väter unter sich bleiben und einen eigenen Ort haben, um sich zu treffen“, erzählt Gürkan Ucan, Gründer des Projektes. Wichtig ist, dass die Abende für die Väter einen Nutzwert haben: „Nur Themen besprechen, damit kann man langfristig die Väter nicht halten. Der Abend muss ihnen etwas bringen.“
Von der grundsätzlichen Haltung her, wird bei den Vätern zuerst nach deren Fähigkeiten und Kompetenzen geschaut, um diese auszubauen – später kommen die Probleme, wenn es welche gibt. Dabei hat sich gezeigt, dass in verschiedenen Kulturen das Angebot, sich auszutauschen, später auch über Probleme sprechen zu können und dafür den eigenen Familienraum zu verlassen, sehr unterschiedlich verstanden wird.

Gürkan Ucan nennt ein Beispiel: „Ich habe am Anfang ein junges Elternpaar angesprochen, wollte für die Vätergruppe werben, aber die beiden haben ganz erschrocken gesagt ‚Oh, haben wir denn so große Probleme? Haben wir etwas falsch gemacht?‘.“ Gürkan Ucan sagt: „Man muss mit viel Fingerspitzengefühl vorgehen, mit einem falschen Satz kann man vieles kaputtmachen.“
Das Projekt äußert auch zu allgemeinen gesellschaftlichen Konflikten. So hat man sich in der Vergangenheit im Rahmen von Schulveranstaltungen wie Schulfesten gegen Salafismus und Rechtsradikalismus positioniert und betreibt entsprechende Aufklärungsarbeit, was bei den oft verunsicherten Eltern sehr gut angekommen sei.

Ziele des Projekts

Die Väter sollen sich im oft schwer verständlichen Feld der Institution Schule mit mehr Selbstbewusstsein bewegen und äußern.
Ziel ist auch, die Bindung zwischen Vätern und Kindern zu stärken. Väter sollen erleben, dass es schlicht schön ist und Spaß macht, wenn man Zeit mit seinen Kindern verbringt.
Gibt es Probleme, wird über Probleme gesprochen. Aber sie werden nicht gesucht. Im Gegenzug wird bei jedem teilnehmenden Vater nach seinen Kompetenzen und Fähigkeiten geschaut, damit er sie möglichst vielfältig einbringen kann.

Kontakt
Kommunales Integrationszentrum, Rademachers Weg 15; 44649 Herne: Gürkan Ucan, Tel.: 02325 – 65 89 313 guerkan.ucan@herne.de

Die Webseite des Kommunalen Integrationszentrums in Herne.

Quelle

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München schreibt Väterberatungszentrum aus

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 14. Februar 2022

Die Stadt München hat eine Ausschreibung für ein Väterberatungszentrum veröffentlicht. In der Ausgangslage zu dem Vorhaben heißt es unter anderem:

Nach fachlicher Einschätzung des Sozialreferates hat sich die Rolle von Vätern* in den letzten Jahren stark verändert. Väter* fühlen sich vermehrt für die Familien- und Erziehungsbereiche mitverantwortlich und nehmen diese auch wahr. Wissenschaftliche Erkenntnisse der Väter- und Familienforschung zeigen auf, dass Väter* weiterhin für die vorhandenen Bildungs- und Beratungsangebote für Eltern und Familien schwer zu erreichen sind. Gleichzeitig hat die hohe Zahl von Trennungen weitreichende Konsequenzen für Familien und kann Einfluss auf das Wohl der Kinder nehmen. Durch die hohe Anzahl hochstrittiger Trennungen, in denen Väter* schwer für Beratungseinrichtungen erreichbar sind, kommt es immer wieder zu Kontaktabbrüchen zu ihren Kindern. Diese starken Trennungskonflikte schaden dem Wohl des Kindes sehr.

Kinder und Familien profitieren von aktiven und zugewandten Vätern*. Engagierte Vaterschaft nützt nicht nur den Vätern* selbst, sondern auch den Kindern und Müttern*.

Gerade für diese Gruppe der „neuen“ Väter* bedarf es Angeboten, die von ihnen akzeptiert werden und auf ihre speziellen Bedürfnisse eingehen, sowohl nach Trennungssituationen als auch im Erziehungsbereich oder bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Partnerschaft.

Um diesen entstandenen Bedarf abzudecken und weiteren Entwicklungen zu begegnen, wurde mit Beschluss des Kinder- und Jugendhilfeausschusses vom 04.02.2020 und der Vollversammlung des Stadtrats vom 19.02.2020 (Sitzungsvorlage Nr. 14-20 / V 17079), sowie dem Beschluss des Kinder- und Jugendhilfeausschusses vom 05.10.2021 und der Vollversammlung des Stadtrats vom 20.10.2021 (Sitzungsvorlage Nr. 20-26 / V 04257) das Sozialreferat mit der Einrichtung eines Väterberatungszentrums als Modellprojekt beauftragt.

Die Modellphase ist über vier Jahre von 2022 bis 2025 vorgesehen. Nach der Evaluation im Jahr 2024 wird das Ergebnis dem Stadtrat zur Entscheidung erneut vorgelegt.

Die erste Seite der Ausschreibung :

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Nicht überall wo Familie drauf steht, sind auch Väter drin

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 8. Februar 2022

… und Väter gestehen sich häufig eine Krise erst dann ein, wenn sie alleine absolut nicht mehr weiter wissen. Das war schon vor Corona eine ‚Binsenwahrheit‘ und die Pandemie hat auch an dieser Stelle offengelegt, was eh nicht mehr zu verbergen war.

„Väter können permanent in Krisen sein. Die Vereinbarkeit von etwas, was nicht vereinbar ist, kann zu Ernüchterung und Überforderung führen“, führt Vonnoh in seinem Impuls aus, und weiter, „wir haben eine Vorstellung davon, was okay ist und was nicht. Gleichzeitig nehmen wir uns nicht die Zeit, zu hinterfragen, was dahintersteckt. Wir müssen schauen, wie ein typischer Alltag von einem Vater aussieht. Wir meinen, wir haben keine Wahlmöglichkeiten. Aber wenn es mir selber nicht gut geht, funktioniere ich bestenfalls nur und es kommt bei den Kindern nichts wirklich an, sie fühlen sich nicht gehalten und sicher.“

Viele Väter ahnten nicht, welche Potenziale in ihnen stecken. Als Männer haben sie gelernt, Wünsche und Gefühle zu unterdrücken. Es fällt ihnen daher auch schwer, sich in die Partnerin oder die Kinder hineinzuversetzen. Ein Zugang zu den Emotionen ist aber wichtig, um echte Beziehungen zur Partnerin und sichere Bindungen zu den Kindern aufzubauen. Viele Männer haben auch Probleme damit, der Zeit mit den Kindern einen eigenen Wert zuzuschreiben, auch wenn man nur gemeinsam ‚abhängt‘. Es habe aber einen unschätzbaren Wert, sich als Vater ein paar Wochen, Monate oder vielleicht auch Jahre rauszunehmen, um die Kinder bestmöglich zu begleiten. Es muss für Männer spürbar werden, welche Bedeutung es hat, für die Kinder da zu sein.

Vor diesem Hintergrund hat Corona und die mehrfach verhängten Lockdowns, die unfreiwillige Kurzarbeit, das HomeOffice und Homeschooling mit den Kindern alleine zu Hause für viele Väter auf der individuellen Ebene neue Erfahrungen mit sich gebracht und kann auf der gesellschaftlichen als wirkmächtiges soziales ‚Experiment‘ betrachtet und ausgewertet werden. Es lohnt sich, an dieser Stelle genauer hinzuschauen und die Konsequenzen der Lockdowns für väterliches Engagement zu betrachten

Die umfangreichste Untersuchung dazu hat das Fatherhood Institute[i] aus London mit der Studie „Lockdown Fathers: The untold story“[ii] vorgelegt. Die Studie basiert auf einer landesweit repräsentativen Stichprobe von rund 2 000 Vätern, die im Frühjahr 2020 während des Lockdowns im Vereinigten Königreich befragt wurden. Sie zeigte, dass Väter aus Paarfamilien aller sozioökonomischen gesellschaftlichen Gruppen:

  • mehr Zeit mit ihren Kindern verbrachten (78 %),
  • mehr Zeit als üblich für die häusliche Erziehung und die Unterstützung bei den Hausaufgaben aufwandten (68 %),
  • sich nach dieser Erfahrung besser gerüstet fühlten, um das Lernen und die Erziehung ihrer Kinder zu unterstützen (57 %; selbst unter benachteiligten Vätern lag der Anteil bei 50 %),
  • sowie 59 % mehr Zeit für Putzen, Wäsche waschen und Kochen aufbrachten. Und das, obwohl 27 % weiterhin Vollzeit außer Haus Erwerbsarbeit nachgingen und 86 % derjenigen, die während der Schließung noch arbeiteten, 30 und mehr Stunden pro Woche erwerbstätig arbeiteten. [iii]

Auch in anderen wichtigen Bereichen berichteten die Väter von überwiegend positiven Erfahrungen. Hinsichtlich der Anstiegs von „Väterkompetenzen“ berichteten 65 % von einer besseren Vater-Kind-Beziehung nach dem Lockdown im Frühjahr 2020 (73 % der Väter, die Vollzeit zu Hause sind). 48 % fühlten sich nach dem Lockdown in ihrer Elternrolle als kompetenter, nur 8 % fühlten sich weniger kompetent. 42 % fühlten sich besser in der Lage, Ruhe zu bewahren und ihre Wut auf ihre Kinder zu kontrollieren. Eine kleine, aber signifikante Minderheit (14 %) war dazu weniger in der Lage.

Hinsichtlich des Verständnisses für die Kinder gaben 51 % an, ihre Kinder besser zu verstehen, und 64 % fühlten sich ihnen nach dem Lockdown emotional näher. Fast alle anderen berichteten von keiner Veränderung. Nur 2 bis 3 % berichteten von einer Verschlechterung.

Bezüglich der mentalen Gesundheit, dem sog. „Mental Health“, zeigte sich folgendes Bild. Väter, die von einer besseren Vater-Kind-Beziehung berichteten, äußerten mit größerer Wahrscheinlichkeit auch ein besseren psychischen Wohlbefinden. Die meisten gaben an, dass sich ihr eigenes Wohlbefinden (und das ihrer Partnerin) während der Abriegelung verbessert (20 %) oder nicht verändert hat (40 %). Eine Verschlechterung wurde von 40 % berichtet. Dies steht in Verbindung mit befürchteten oder tatsächlichen Arbeitsplatz- und Einkommensverlusten.

Diese Väter benötigen passende und niedrigschwellige Beratungsangebote, und zwar eine Beratung, so Eberhard Schäfer, „die ihrem Anliegen gerecht wird. Das heißt, bei dem Berater oder bei der Beraterin muss ein Verständnis dafür da sein, dass dieser Mann oder dieser Vater in einer Krise ist. Und dass er entsprechend eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner braucht, der zuhören kann und will. Der ein offenes Ohr hat. Der verständnisbereit ist. Und der schnell aus seiner professionellen Haltung heraus einordnen kann, um was es dem Vater geht und für was er jetzt welche Art von Rat oder Unterstützung oder Gespräch braucht.“

Das klingt banal, in der Realität finden Väter derartige Angebote nicht immer.

Take Aways für Väter

  • holen Sie sich rechtzeitig Unterstützung und nehmen Beratung in Anspruch. Je länger sie damit warten, umso langwieriger wird der Lösungsweg.
  • zu einer Beziehungskrise gehören immer zwei Seiten und bei einem Streit vor Gericht gibt es in der Regel mehrere Verlierer. Nehmen Sie gerade in Konfliktsituationen außergerichtliche, mediative Angebote in Anspruch und behalten ihre Verantwortung als Vater für Ihr Kind/ Ihre Kinder im Blick
  • spezifische Beratungsangebote können Sie in Ihrer Region unter maennerberatungsnetz.de finden
  • in NRW finden Sie auf der Webseite echte-maenner-reden.de ausgebildete Männerberater, die Sie in den unterschiedlichen Krisensituationen, auch als Opfer von Gewalt beraten

Anregungen für Familien – Beratungsstellen

  • überprüfen Sie, inwieweit sich Ihr öffentlicher Auftritt, Webseite, Flyer, etc. auch ausdrücklich an Männer und Väter richtet und die Angebote niedrigschwellig zugänglich sind
  • sind die Mitarbeitenden darauf vorbereitet, Väter in Krisensituationen spezifisch zu beraten?
  • können Sie ratsuchenden Männern und Vätern die Auswahl eine Beraters bzw. einer Beraterin ermöglichen?
  • beziehen Sie bei einer Trennungsberatung den jeweiligen Partner bzw. die Partnerin mit ein?

Zum Download

Der Impuls von Carsten Vonnoh Krisen_PlanB_Vonnoh_112021

Die Leitfragen von Dialogrunde und Workshop 3

Die Zusammenfassung der Visionen und Forderungen Protokoll der Dialogrunde und Workshop 3

Das Interview mit Eberhard Schäfer Wo Familie draufsteht, da sind Männer nicht so mit drin

[i] http://www.fatherhoodinstitute.org/ (7. Februar 2022)

[ii] http://www.fatherhoodinstitute.org/wp-content/uploads/2021/05/Lockdown-Fathers-Full-Report.pdf (7. Februar 2022)

[iii] Burgess, A. & Goldman, R. (2021) Lockdown Fathers: the untold story (executive summary). Contemporary Fathers in the UK series. London: Fatherhood Institute; S. 3f

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‚Wo Familie draufsteht, da sind Männer nicht so mit drin‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. Februar 2022

Eberhard Schäfer, Leiter des Papaladens in Berlin, Systemischer Berater und Therapeut und Diplom Politologe äußert sich zu Beratungsangeboten für Väter in einer Krisensituation

Welche Beratung brauchen Väter in einer Krisensituation?

Väter brauchen in einer Krisensituation eine Beratung, sage ich jetzt erst mal so banal, die ihrem Anliegen gerecht wird. Das heißt, bei dem Berater oder bei der Beraterin muss ein Verständnis dafür da sein, dass dieser Mann oder dieser Vater in einer Krise ist. Und dass er entsprechend eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner braucht, der zuhören kann und will. Der ein offenes Ohr hat. Der verständnisbereit ist. Und der schnell aus seiner professionellen Haltung heraus einordnen kann, um was es dem Vater geht und für was er jetzt welche Art von Rat oder Unterstützung oder Gespräch braucht.

Welche Art von Beratung braucht ein Mann oder Vater? Diese Beratung oder diese Beratungsstelle, diese Beratungseinrichtung muss für den Beratungssuchenden erreichbar sein, sichtbar sein. Und das sagen wir ja oft, dass wenn bei Beratungseinrichtungen globale Etiketten dranhängen, wie Erziehungs- und Familienberatung oder Elternberatung oder Lebensberatung, dass sich aus irgendwelchen Gründen Männer oder Väter da häufig nicht so angesprochen fühlen.

Wo Familie draufsteht, denken dann viele, da sind die Männer nicht so mit drin. Das heißt, ich plädiere seit vielen Jahren dafür, dass wenn man Männer oder Väter erreichen will, dann soll man das auch auf den Namen mit draufschreiben. Dann ist es ja eigentlich nicht mehr missverständlich, wenn da Beratung für Männer oder Beratung für Väter draufsteht, dass sich dann der Vater da auch hinwenden kann.

Wie sieht die Beratungslandschaft aus, auf die Väter treffen?

Bei so einer Frage, muss ich mich entscheiden, spreche ich auf eigene Rechnung oder als Lobbyist. Ja natürlich brauchen wir mehr Beratungsstellen. Es gibt nicht genug Beratung, das kann man immer sagen. Und gerade mit neuen oder neuartigen Herausforderungen, in denen Eltern und Väter sich befinden, wie, nicht verheiratete Paare haben Kinder, wie steht es da mit der formalen und auch mit der juristischen Situation? Oder, mehr und mehr Patchwork-Konstellationen. Wie komplex und kompliziert gestalten sich Familienbeziehungen in Patchwork-Konstellationen? Oder Konzepte von gemeinsam getrennt erziehen, also ein Elternpaar hat sich getrennt und es gibt auf beiden Seiten relevant viele Zeitanteile, in denen sich die Eltern um die Kinder kümmern.

Also dass Väter oder Männer mit all diesen Hintergründen in Beratungseinrichtungen Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen finden, die ein Bewusstsein davon haben, dass es diese Situationen gibt. Und da sage ich, auch mit meinem Erfahrungshintergrund, das finden viele Väter, die sich allgemein an Beratungseinrichtungen wenden, nicht immer. Also wenn ich mit Vätern spreche, wenn ich Väter berate, dann höre ich häufig so im ersten, zweiten, dritten Satz: Naja, als ich das Jugendamt angerufen habe, da hat man mir gesagt, „mit Ihnen als Vater kann ich gar nicht sprechen“.

Oder wenn er dann doch mit jemandem sprechen konnte, dann bekamen Sie zu hören: „Für Sie als Vater kommt es in erster Linie darauf an, dass Sie pünktlich und verlässlich Ihren Unterhalt zahlen können.“ Aber was mit der Beziehung zu den Kindern ist zweitrangig. Und wenn ein Vater sowas einmal oder mehrmals gehört hat, dann denkt er eben, ich finde hier nicht die richtigen Ansprechpartner. Und so geraten dann manche über ein paar Ecken an uns.

Also das heißt, mit anderen Worten, ich glaube, in der Beratungslandschaft sollte noch mehr Bewusstsein und Kenntnis vorhanden sein, wie komplex Eltern- und Trennungssituationen heutzutage sein können. Und dass Väter ein reales Interesse haben, eine gute Beziehung zu ihren Kindern zu haben und nach einer Trennung zu erhalten. Das ist nicht immer so präsent wie es sein sollte. Es ist wichtig dass Väter sich auch ernst genommen fühlen.

Was muss passieren, damit es passende Angebote für Väter gibt?

Na, auch hier, große Organisationen, die Beratungen, Beratungseinrichtungen tragen, die sollten mehr Bewusstsein dafür entwickeln, dass es spezifische Anliegen von Vätern gibt, und viele davon. Politische Institutionen und Akteure sollten das auch wissen. Ich kann jetzt auch mal schützend eigentlich sagen, gegenüber großen Organisationen, wie zum Beispiel Paritätischen Wohlfahrtsverband, da gibt es durchaus ein Bewusstsein dafür, es fehlt noch ein stückweit an der Umsetzung.

Aber dass die nicht so eine Haltung haben, wie vor zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren. Mütter sind in erster Linie für Kinder zuständig und Väter haben allenfalls Unterhalt zu bezahlen. Also so schlimm ist es auch nicht, Was man vielleicht, also so hier einen schnellen Einwurf zu machen und zu sagen, das und das müsste es geben, das kann ich nicht tun.

Aber ich finde, dass Menschen, die mit Beratung und Institutionen zu tun haben, sich gründlich mit befassen sollten, Klammer auf, das wird auf der Ebene der Arbeitsgemeinschaft der Familienverbände in Deutschland und auf europäischer Ebene ein stückweit getan, Klammer zu, ist, was können wir eigentlich tun, damit Eltern in Trennungssituationen nicht gleich an den Rechtsweg denken? Oder nicht gleich daran denken, dass der Rechtsweg die einzige Möglichkeit ist, hier irgendwas zu klären oder zu lösen.

Also wir haben uns getrennt, oder wir wollen uns scheiden lassen und wir wollen unsere Interessen sichern und um die zu sichern, gehen wir zu einem Anwalt. Also dass diese Schnellschlüsse sozusagen, nicht mehr ganz so schnell sind. Ich wünsche mir, dass Paare, die sich trennen, oder Väter oder Mütter, die sich trennen, überlegen, wie können wir denn beide eine gute Beziehung zu unseren Kindern weiterführen und erhalten und was müssen wir dafür tun, wo gibt es hier die adäquate Beratung für uns?

Dass dieser Schritt zuerst gemacht wird, bevor man an den Rechtsweg denkt. In so vielen Beratungen, die ich führe, war der Rechtsweg zu einem Ende gekommen, zu einem unguten Ende, zu einem teuren Ende, zu einem für alle unbefriedigenden Ende. Zwei Jahre ist man diese Rechtswegschiene gegangen und hatte ein, zwei Prozesse und man ist mit den Ergebnissen überhaupt nicht zufrieden und dann geht man in die Beratung. Aber dann ist das Kind aber tief, tief in den Brunnen gefallen und dann ist ein Beratungsanfang überhaupt nicht so vielversprechend, wie wenn der ganze Schlamassel vorher nicht gewesen wäre.

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‘Casa Papa’ – Münchner Väterboardinghaus wird von der Fernsehlotterie gefördert

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. August 2020

Die Deutsche Fernsehlotterie macht am kommenden Sonntag in ihrer Gewinnzahlenbekanntgabe in der ARD auf das Väterboardinghaus „Casa Papa“ der Diakonie Hasenbergl e.V. aufmerksam. Personalkosten von Deutschlands erstem Angebot für Väterwohnen und Väterberatung konnten durch den Losverkauf der Soziallotterie mit 208.000 Euro gefördert werden.

Laut Angabe der Diakonie Hasenbergl zerbrechen in München jedes Jahr 3.000 bis 4.000 Ehen oder nicht-eheliche Beziehungen, in denen Kinder leben, ca. 2.500 Kinder sind jedes Jahr von einer Scheidung betroffen. In den meisten Fällen ziehen laut Angabe von „Casa Papa“ die Väter aus der gemeinsamen Wohnung. Einige hundert von ihnen haben jedes Jahr große Schwierigkeiten, auf dem angespannten Münchner Wohnungsmarkt eine für einen Kinderbesuch geeignete, bezahlbare Wohnung zu finden.

Zu der psychischen Krise der Trennung kommt somit für diese Väter oftmals auch eine finanzielle Notlage hinzu. An diese Männer wendet sich das Väterboardinghaus, das ein „Zuhause auf Zeit“ sein soll, mit der Möglichkeit, weiterhin Kontakt mit ihren Kindern zu haben.

„‘Casa Papa‘ ist eine Einrichtung, wo sich Väter hinwenden können, die nach der Trennung die gemeinsame Wohnung verlassen müssen. Bei uns finden sie zum einen Beratung und zum anderen die Möglichkeit, dass sie in eine Vätergemeinschaft einziehen können, wo sie erst einmal zur Ruhe kommen“, so Sozialpädagoge Markus Nau vom „Casa Papa“.

„Die Väter, die zu uns kommen, haben erstmal ein sehr hohes Stress-Level. Das merkt man auch daran, dass sie oft nicht wissen, wo sie anfangen sollen. Wenn sie eine Zeitlang bei uns sind, dann strukturieren sie ihren Alltag wieder anders und finden für sich eine Perspektive, wie es weitergehen kann“, ergänzt Nau. Das Väterboardinghaus bietet Vätern, Müttern und Kindern aus dem gesamten Sozialraum München außerdem Unterstützung in Trennungssituationen, Krisenintervention, Beratungen in Bezug auf das Jugendamt und eine Weitervermittlung an andere Beratungsstellen an.

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