Was zu tun ist
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 16. Mai 2008
Im Interview mit dem Schweizer Tagesanzeiger äußert sich Andrea Maihofer, die seit 2001 in Basel die erste schweizerische Professur für Geschlechterforschung inne hat, zu den Reibungsflächen der Eltern und den Problemen in der Familie.
Ihrer Ansicht nach müsste Folgendes ganz oben auf der To Do Liste stehen:
‚Politisch gesehen: bessere Betreuungsstrukturen, bessere Bezahlung der Betreuer sowie bessere Ausbildung und bessere Anerkennung des Betreuungspersonals. Ausserdem wären politische Anreize für mehr Teilzeitstellen gerade auch im Kaderbereich wichtig. Es gibt eine paradoxe Entwicklung: Die meisten hochqualifizierten Männer wollen, wie unsere neue Väter-Studie zeigt, mehr Kontakt zur Familie, zu den Kindern. Aber die Firmen setzen wieder vermehrt auf die Intensivierung der Arbeit: weniger Leute, mehr Vollzeitstellen, und dies mit dem Anspruch permanenter Abrufbarkeit. Arbeit ist entgrenzt, das Büro ist überall, als Palmtop immer mit dabei. Dass Hundertprozenter häufiger krank sind, mehr Burnout-Fälle aufweisen und weniger effizient arbeiten als die Teilzeiter, ist noch nicht durchgedrungen. Das ist, wie unser neues Forschungsprojekt zum Kinderwunsch bei Männern belegt, einer der wichtigen Gründe, weshalb sie sich gegen Kinder entscheiden. Denn kaum einer will heute mehr ein abwesender Vater sein. Wenn schon Vater, dann richtig.
Das Rollenverständnis hat sich geändert.
Sehr. Allerdings ist es trotzdem immer noch so, dass das Selbstwertgefühl von Männern am Beruf hängt und nur am Beruf. Das Familienleben hat zwar fürs Wohlbefinden stark an Relevanz gewonnen. Aber ein «Hausmann» ist meistens nicht stolz auf seine Arbeit. Frauen dagegen haben heute zwei Quellen, aus denen sich ihr Selbstwertgefühl speist: den Beruf und die Familie.
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