Ein bisschen schwanger geht doch …
Vater werden ist nicht schwer …, dichtete einst Ernst Busch,
aber heutzutage kommen die Kinder nicht einfach so. Werdende Väter, für die das
Vaterwerden in erster Linie eine Kopfgeburt ist, machen sich jede Menge
Gedanken und haben Fragen, auf die sie zunächst keine Antworten haben:
- Ist
JETZT der richtige Zeitpunkt für mich, Vater zu werden?
- Wie
sehr schränkt ein Kind mein Leben, meine Freiheit ein?
- Wird
mein Kind gesund sein und sich normal entwickeln?
- Werden
meine Partnerin und das Kind die Schwangerschaft und die Geburt gut
überstehen?
- Wie
wird sich meine Partnerin als Mutter verhalten?
Vater werden – Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Sicherlich tauschst du dich mit deiner Partnerin über deine
Gedanken zur Vaterschaft aus, aber da gibt es doch Dinge, über die man besser
mit anderen Männern redet. Du kannst den Austausch mit Männern, die bereits
Vater sind suchen oder wenn es passt, mit deinem Vater darüber sprechen, wie er
deine Geburt damals empfunden hat.
Die Wartezeit nutzen – gute Geburtsvorbereitung für
werdende Väter
Und dann gibt es ja noch die Geburtsvorbereitungskurse, die
in der Regel von Hebammen oder in Familienbildungsstätten angeboten werden. Sie
bieten Informationen über Schwangerschaft und Geburt, die Gelegenheit
Gebärpositionen und Möglichkeiten der Schmerzverarbeitung kennenzulernen und
gemeinsam zu üben, bieten wertvolle Tipps zum Wochenbett, fürs Stillen und die
erste Zeit mit dem Kind Zudem sind sie ein gutes Forum, um Kontakt mit anderen
werdenden Eltern zu knüpfen und bieten im Idealfall Raum für „Väterthemen“.
Und diese „Väterthemen“ oder Fragen rund ums Vaterwerden
kommen dann am besten zum Zuge, wenn werdende Väter unter sich sind und diese
Phase auch von einem erfahrenen Mann und Vater betreut wird:
- Welche
Wünsche und Befürchtungen habe ich für die Geburt?
- Will
ich bei der Geburt dabei sein? Was will ich sehen, was nicht?
- Was
ist mir wichtig für die erste Zeit zuhause?
- Wie
wird das Kind unsere Paarbeziehung verändern?
- Wie
hat sich die Sexualität mit meiner Partnerin seit Beginn der
Schwangerschaft verändert? Wie gehe ich damit um? Wie kann sie sich nach
der Geburt entwickeln?
- Was
möchte ich als Vater meinem Kind mitgeben?
- Werde
ich die finanziellen Herausforderungen (alleine) stemmen können? Wie viel
Elternzeit können/ wollen wir uns leisten?
Welche Erwartungen habt ihr als Paar ans Elternwerden?
Über den Geburtsvorbereitungskurs hinaus ist es wichtig,
dass du dich gemeinsam mit deiner Partnerin auf das Vater- und Muttersein
vorbereitest und ihr euch gemeinsam über Erwartungen, Vorstellungen und
Lebenskonzepte austauscht. Setzt euch in einer ruhigen Stunde zusammen und
schaut euch eure Kinderfotos an. Wie hast du deinen Vater damals erlebt? Woran
erinnerst du dich gerne, woran weniger gern? Stelle dir vor, du bist der Vater
auf dem Bild, wie möchtest du als Vater sein? Was wird sich dein Kind von dir
wünschen? Tausche dich mit deiner Partnerin darüber aus, welche Gedanken und
Vorstellungen euch bei dem Blick in die Fotoalben in den Kopf gekommen sind.
Von Anfang an dabei – Väter bei der Geburt im Kreißsaal
Der beste Start ins Familienleben ist ein gemeinsamer.
Während vor 40 Jahren ein Mann bei der Geburt des Kindes nichts zu suchen
hatte, sind heute sind mehr als 90% der werdenden Väter dabei und stehen bzw.
sitzen ihrer Partnerin zur Seite. Dies hat für alle Beteiligten positive
Wirkungen. Die Art, wie Väter vor, während und nach der Geburt einbezogen
werden, ist der wichtigste Impuls für den Mann auf dem Weg zum Vaterwerden. Er
verringert beim Vater das Risiko einer nachgeburtlichen Depression. Der Mutter
hilft es psychologisch, denn sie hat weniger das Gefühl, alleine und dem
Geschehen „ausgeliefert“ zu sein. Die Einbeziehung der Väter beeinflusst den
Geburtsverlauf und trägt dazu bei, mögliche Komplikationen zu verringern.
Vater werden wie ist das eigentlich?
Lerne deine eigenen Grenzen kennen – Welche Sorgen hast du
vor der Geburt?
- Was
an der Geburt macht dir Angst?
- Was
möchtest du sehen, was nicht?
- Auch
wenn du Angst hast, gehe mit zur Geburt und nehmen dir gegebenenfalls
Auszeiten
- Spreche
mit deiner Partnerin über deine Befürchtungen
Ergebnisse der Väterforschung zeigen, dass Väter, die bei
der Geburt dabei sind, mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. Sie wickeln ihre
Kinder häufiger, tragen sie mehr am Körper und sind mehr mit ihnen an der
frischen Luft unterwegs. Sie sind sicherer im Umgang mit dem Kind sind und
haben mehr Spaß an der gemeinsamen Zeit. Davon profitiert auch die
Partnerschaft! Denn aus der Sicht der Mutter ist das väterliche
Engagement ein entscheidender Faktor für die Partnerschaftsqualität. Und die
wiederum – in einer Exceltabelle stünde jetzt „Zirkelbezug“, ist für
Männer der entscheidende Treiber für ihr Engagement in Familie.
Vater werden, Vater bleiben – Vaterschaftsanerkennung und
was tun bei einer Trennung
An dieser Stelle ist es wichtig zu wissen, dass in
Deutschland der Mann, der mit einer werdenden Mutter verheiratet ist,
automatisch der Vater ist, auch wenn er es im biologischen Sinne gar nicht ist.
Bei unverheirateten Paaren muss der leibliche Vater seine Vaterschaft
anerkennen. Dies kann er vor oder nach der Geburt auf dem Standesamt,
Jugendamt, Amtsgericht oder beim Notar beurkunden lassen. Anschließend kann er
mit Zustimmung der Mutter beim zuständigen Jugendamt das gemeinsame Sorgerecht
beantragen. Wenn die Mutter dem nicht zustimmt, hat der Vater eine
Klagemöglichkeit.
Mit einer Klage ist auch die Beendigung einer Ehe verbunden.
Mehr als 30 Prozent der Ehen, in großen Städten fast die Hälfte, werden
geschieden. Im siebten Monat nach der Geburt des ersten Kindes gibt es einen
sogenannten “Scheidungspeak”. Wenn du im Falle einer Trennung als Vater präsent
bleiben möchtest, lebe und liebe scheidungskompatibel. Pflege von Anfang so
viel Kontakt zu deinen Kindern, wie dir lieb ist. Der Scheidungsrichter schenkt
dir keine Minute mit den Kindern, die du nicht vorher schon mit ihnen gelebt
hast. Baue also vom ersten Tag an eine eigene Beziehung zu den Kindern auf und
teile die ökonomische Verantwortung für die Familie partnerschaftlich mit
deiner Frau.
Was es bedeutet Vater zu werden!
Wir werden eine Familie: 1 + 1 = 3 Eltern werden, Partner
bleiben
Für das beginnende Leben zu Dritt stellen sich drei
entscheidende Fragen, die am besten zu einem frühen Zeitpunkt, wenn ihr beide
(noch) erwerbstätig arbeitet, gemeinsam beantwortet werden:
- Wer
macht was? Wer stellt die Finanzen sicher und wer die Arbeit in der
Familie (Care-Arbeit)?
- Wie
teilen wir uns die Elternzeit auf, wer betreut wann die Kinder?
- In
welchem Umfang wird die erwerbstätige Arbeit von wem ausgeführt? Vollzeit,
vollzeitnahe Arbeitszeiten oder geringfügige Tätigkeit?
Die Entscheidungen, die hier getroffen werden, beeinflussen
die Lebens- und Partnerschaftsqualität der nächsten Jahre und stellen für dich
als Vater die Weichen, in welchem Umfang du Zeit und unbezahlte Arbeit mit den
Kindern verbringen kannst oder ob du die traditionelle Rolle als
Familienernährer wahrnimmst.
Auch wenn es wahrscheinlich anders kommt, als ursprünglich
geplant: es ist in jedem Fall leichter einen neuen Plan zu machen, wenn
Erwartungen und Wünsche schon ausgesprochen sind. Zumal die erste Zeit nach der
Geburt erschwerte Bedingungen mit sich bringt, die sich zum Beispiel in
durchgemachten Nächten und zu wenig Zeit für die Partnerschaft ausdrücken.
Apropos Zeit, lasst euch von Freunden und Verwandten zur
Geburt Zeit schenken, Zeit zu zweit in Form von Gutscheinen fürs Babysitting.
Damit du und deine Partnerin diese und andere Zeiten ruhigen Gewissens genießen
könnt, habe ich 5 Tipps für dich:
- gewöhnt
euer Kind frühzeitig an weitere Bezugspersonen, die euch ab und zu
vertreten
- nehmt
Kontakt zu Eltern mit etwa gleichalten Kindern in der Nähe auf
und passt abwechselnd auf eure Kinder auf
- richtet
euch einen festen Paarabend in der Woche ein, der von Hausarbeit frei
bleibt
- nutzt
hin und wieder einen Lieferservice und investiert die Zeit in eure
Beziehung
- richtet
euch einen Raum ein, der zur babysachenfreien Zone erklärt wird
Und wenn der Start ins Vatersein geklappt hat, bist du auch
gut auf die weiteren Situationen vorbereitet, die dein Leben als Vater und Mann
verändern.