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Vaterwelten – ein Ort zum Ankommen, Verstehen und dem Austausch für Väter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Freitag 22. Dezember 2023

‚Wir sind der Zunder, der das digitale Lagerfeuer entfacht‘ Die Mission der drei Gründer Heiner Fischer, Martin Noack und Gunter Beetz ist es, Väter auf ihrem Weg zur aktiven Vaterschaft zu unterstützen und dabei zu beraten, ihre Balance zwischen Beruf und Familie zu finden.
Sie engagieren sich leidenschaftlich dafür, Männer in ihrer Vaterrolle zu stärken, damit ihre Partnerinnen ebenfalls ihre berufliche Entwicklung verfolgen können. Vaterwelten ist ein Ort für Vernetzung, Austausch, Wachstum und so viel mehr.

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Welche Angebote sie in den letzten beiden Jahren dazu entwickelt haben, welche Rolle Familienbildung und -beratung dabei spielt und wie auch die Mitglieder und Partner der LAG-Väterarbeit von dem Angebot profitieren können, haben Heiner und Gunter am 6. Dezember im letzten Werkstattgespräch dieses Jahres präsentiert.

Im ersten Teil ihres Beitrags skizzierten die beiden die strukturellen Herausforderungen vor denen Väter und Mütter stehen, die es anders machen wollen:

Die alte Vaterrolle aus den neunzehnhundertfünfziger Jahren steckt ja noch in den Köpfen. Die Rolle der Mütter als primäre Bezugspersonen war gesetzt, obwohl diese nach dem Krieg den Wiederaufbau mit vorangetrieben haben. Als die Männer aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt sind die Frauen zurück an den Herd gedrängt worden. Den Vätern wurden die Kompetenzen, eine Beziehung, eine Bindung zu den Kindern aufzubauen abgesprochen und die Rolle des Ernährers, der für die wirtschaftliche Absicherung der Familie zuständig ist, zugeschrieben.

Für Gunter Beetz ist das ein wichtigen Punkt: „Ich erlebe das immer wieder. In den Geburtsvorbereitungskursen sind alle Väter hochmotiviert, das Ganze umzusetzen, dann kommt das stressige erste Jahr, ich nenne das immer ‚den Autopiloten‘, in den Familien dann manchmal reinrutschen. Und dieser Autopilot ist halt nicht so programmiert, wie man das gerne hätte, sondern der läuft noch mit einem ganz alten Betriebssystem und das ist so mehr oder weniger immer noch so wie vor 50 Jahren.“

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Das Zugriffsrecht bei der Erziehung liegt bei der Mutter. Das sind die gesellschaftlichen Erwartungen, die wir haben und die von allen anerkannt werden, sei es in der Familienbildung oder wenn Frauen Karriere machen und Mutter werden, dann kehren sie in der Regel in Teilzeit zurück, weil dann ist die Erwartungshaltung, die Mutter kümmert sich um das Kind. Das drückt sich auch in der Sprache aus: es heißt bemuttern. Wir bemuttern unsere Kinder.

‚Bevatern‘ gibt es leider noch nicht das Wort, obwohl wir uns das ja vielleicht alle wünschen. Das muss halt erst erarbeitet werden, kultiviert und errungen werden. Und es hängt auch noch von dieser Kultur ab, wie und wann man als Mann (sozialer) Vater sein darf.

Vor diesem Hintergrund ist Vaterwelten entstanden. Vaterwelten ist in erster Linie eine Community Plattform, auf der Väter, Unternehmen und die Angebote der Familienbildung zusammenkommen. Wandel entsteht so nicht nur für die Väter, Familien oder Unternehmen, sondern soll für die ganze Gesellschaft angestoßen werden.

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Der Beitrag, den Vaterwelten für diesen gesellschaftlichen Wandel leisten möchte, basiert auf drei Säulen. Der Haltung, einer gemeinsamen Sprache und einem sicheren Raum. Dazu führte Heiner Fischer unter anderem aus: „Es reicht nicht mehr aus, nur Workshops zu machen oder Vorträge zu halten. Wir müssen strukturell etwas verändern für echte Gleichberechtigung, für Vereinbarkeit müssen wir Väter in ihren Kompetenzen in den Familien stärken und da. Vaterwelten an. Mit Vaterwelten haben wir eine Möglichkeit geschaffen, die Bedürfnisse oder die Wünsche der Väter da abzuholen, wo sie auch entstehen, also direkt bei den Vätern selbst.“ Und weiter: „Vaterwelten ist eine Community Plattform und die Community schaffen wir, indem wir digitale Lagerfeuer anbieten. Digitale Lagerfeuer sind Video-Meetings in geschützten Räumen, wo nur Väter teilnehmen.“

Bei dem Angebot, das Vaterwelten Familienbildungsstätten macht, gibt auf Wunsch eine Landing Page, das ist eine Seite, wo Interessierte sich Informationen und Kontaktdaten ansehen können. Dort können auch die Angebote für Väter sichtbar und Termine buchbar gemacht werden.

Gerade arbeiten die drei auch daran, die Plattform als App herauszubringen, so dass ein Vater, der mit seinem Baby über der Wöchnerin Station geht, vielleicht an einem Plakat mit einem QR Code vorbeikommt, sein Handy zücken kann und mit Hilfe des QR Codes direkt in der Vaterwelten Community seiner Stadt landet.

Wenn Sie mehr über Vaterwelten erfahren und den Link zur Aufzeichnung der Präsentation erhalten möchten, klicken Sie bitte hier.

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Arbeitsteilung in Partnerschaften

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 19. Dezember 2023

Wie teilen Paare die Haushaltstätigkeiten auf? Welche Vorstellungen haben Jugendliche? Und weshalb kann man auch mit einer als ungerecht empfundenen Aufteilung zufrieden sein? Dazu wurden in einer Online-Erhebung 1.577 Personen zwischen 16 und 88 Jahren befragt. Zwar repliziert die Studie des Österreicher Instituts für Familienforschung das bekannte Bild weiblicher Mehrarbeit, erkennt aber auch Generationenunterschiede. Nicht zuletzt spielen Gefühle eine Rolle: Personen, die mehr emotionale Zuwendung in ihrer Partnerschaft erhalten, berichten über eine größere Zufriedenheit mit der Arbeitsteilung.

Das in der Studie verwendete Modell zur Simulation von Zufriedenheit mit der Arbeitsteilung identifiziert drei Wirkdimensionen, welche die Zufriedenheit beeinflussen:

  1. die praktizierte Arbeitsaufteilung im Haushalt,
  2. das Austauschverhältnis emotionaler Zuwendung und
  3. der realisierte Gerechtigkeitsanspruch.

Darin zeigt sich, dass eine ausgeglichene Arbeitsaufteilung bei Routinetätigkeiten im Haushalt die Zufriedenheit beider Geschlechter stark positiv beeinflusst. Doch „halbe/halbe“ im Haushalt ist nicht allein ausschlaggebend. Der realisierte Gerechtigkeitsanspruch der Arbeitsaufteilung hat wesentlichen Einfluss auf die Zufriedenheit. Selbst wenn die Arbeit im Haushalt ungleich verteilt ist, ist ein Großteil der Männer, aber auch der Frauen, mit ihrer Aufteilung zufrieden, sofern sie keinen besonderen Wert auf eine gerechte Aufteilung legen.

Nicht zuletzt spielen auch immaterielle Gefallens Leistungen eine Rolle: Personen, die mehr emotionale Zuwendung vom Partner/von der Partnerin erhalten, berichten eine größere Zufriedenheit mit der Arbeitsteilung. Das gilt für Frauen mehr als für Männer. Im Sinne der emotionssoziologischen Austauschtheorie ist das kein neues Ergebnis, es unterstreicht aber, wie komplex und auch fragil die Zufriedenheit dort ist, wo soziale Beziehungen in Liebe begründet sind.

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»Wege und Möglichkeiten erkunden, wie Vaterschaft auch unter widrigen Umständen gelingen kann.«

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Montag 11. Dezember 2023

Der MännerWege Fragebogen – beantwortet von Hans-Georg Nelles

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Fotos: Ahmed Akacha, pexels.com

Was war oder ist dein persönlich-biografischer Zugang zur Väterthematik? Was dein politisch-thematischer Zugang?
Ich habe drei Zugänge zur »Väterthematik«. Der erste sind meine persönlichen Erfahrungen und Auseinandersetzung mit meinem Vater und meinem Großvater mütterlicherseits und der Entschluss, zumindest zu versuchen, es »besser« zu machen. Der zweite Zugang war dann meine eigene Vaterschaft. Ich wollte auf jeden Fall Vater werden; da es unerwartet schnell »geklappt« hat, bin ich dann mit 27 Jahren, mitten im Studium, zum ersten Mal Vater geworden. Der dritte Zugang war dann eine interne Stellenausschreibung meines damaligen Arbeitgebers, es wurde ein Mann für das Projekt »situationsgerechte und passgenaue Qualifizierung für Mütter und Väter im Erziehungsurlaub« gesucht. Ich habe die Stelle bekommen und konnte die »Mütterzentrierung« dieses Themas Stück für Stück irritieren und bin heute einer der »Dienstältesten« in diesem Feld.

Was waren damals und sind heute deine zentralen Themen in der Beschäftigung mit Vätern?
1997 und in den Jahren unmittelbar danach ging es zunächst darum, in Unternehmen und Gesellschaft Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Väter mehr wollen als Ernährer zu sein. Während die erste Männer-Studie von Helge Pross aus dem Jahr 1978 noch belegte, dass alles in traditioneller Butter ist, machte die sieben Jahre später durchgeführte Brigitte-Studie »Der Mann« schon deutlich, dass sich zumindest ein Teil der Männer und Väter auf den Weg gemacht hatte. Davon zeugt auch »Das Väterbuch« aus dem Jahr 1982. Aber trotz dieses, auch durch die Einführung des Erziehungsurlaubs im Jahr 1979 beflügelten ersten Aufbruchs der Väter hat es noch weitere 20 Jahre gedauert, bis die Diskussion im Mainstream angekommen ist. Ich habe aber den Eindruck, dass – ähnlich wie in einer KiTa, in der jedes Jahr die gleichen Themen neu diskutiert werden – auch das Bewusstsein und vor allem die Haltungen zur Bedeutung von Vätern und Vaterschaft nur langsam durchsickert und immer wieder neu begründet werden muss.

Wie hat sich dein Engagement für Väter entwickelt, ggf. verändert?
Mein Engagement in diesem Themenfeld hat sich im Laufe der Zeit von der unmittelbaren Arbeit mit Vätern in den verschiedensten Zusammenhängen hin zu einer »Lobby- und Beratungsarbeit« für Väterthemen entwickelt. Als Referent in der Geschäftsstelle der LAG Väterarbeit NRW und in der Koordination des Verbundprojekts »Jugendliche Väter im Blick« stehen außerdem Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung im Vordergrund.

Das für dich nachhaltigste gesellschaftliche/historische Ereignis – auch im Kontext deiner Arbeit?
Das nachhaltigste Ereignis war die Ankündigung von Renate Schmidt im Herbst 2004, in der nächsten Legislatur einen »Vätermonat« nach schwedischem Vorbild einführen zu wollen. Nach der NRW-Wahl 2005 kam alles anders, und nach einer vorgezogenen Bundestagswahl brachte Ursula von der Leyen als neue Familienministerin zwei Partnermonate ins Spiel und die gesellschaftliche Diskussion in Sachen Väter entwickelts eine bis dahin ungeahnte Dynamik, die uns »Väterarbeitern« einen kräftigen Rückenwind und nach der Einführung des Elterngeldes zum 1. Januar 2007 auch eine große mediale Aufmerksamkeit bescherte.

Eine wichtige persönliche Erfahrung im Zusammenhang mit deinen privaten und/oder beruflichen Beziehungen?
Männer können ja angeblich nicht reden, erst recht nicht über ihre Gefühle, so die landläufige Zuschreibung. Im Rahmen meines ersten Väterprojektes habe ich in verschiedenen NRW-Unternehmen Väterrunden organisiert. Väter aus diversen Branchen kamen in einer verlängerten Mittagspause zusammen und haben über Herausforderungen ihrer Vaterschaft gesprochen. Am Ende der 90 Minuten, die wie im Fluge vergingen, waren alle jedes Mal erstaunt, dass Mann – obwohl sich alle vorher nicht kannten und es nichts (Alkoholisches) zu trinken gab – so intensiv ins Gespräch gekommen ist und auch über Sorgen, Nöte und Schwächen geredet hat.

Drei Eigenschaften, die dich in deiner Arbeit oder Beziehungen zu anderen ausmachen?
Ausdauer, Optimismus und Kooperationsbereitschaft.

Was ist für dich »Erfolg« in deiner Auseinandersetzung mit Väterthemen? Hast du Beispiele?
Wenn ein Vater – auch gegen eigene Zweifel und/oder Widerstände aus dem familiären oder betrieblichen Umfeld – sich die (Eltern)Zeit nimmt, die er haben möchte, und gestärkt durch die eigenen Erfahrungen auch andere (werdende) Väter in seinem Umfeld dazu inspiriert und ermutigt.

Was gibt dir persönlich Sinn und Erfüllung in deinen beruflichen und privaten Beziehungen?
Dass ich eigene Erfahrungen und Erkenntnisse weitergeben kann und durch die Arbeit mit den Vätern permanent dazulerne und auch selber in Frage gestellt werde. Das gilt insbesondere auch in der Beziehung zu meinen Kindern und den Enkel*innen.

Was ist dir (mit) gelungen, worauf bist du (zusammen mit anderen) vielleicht auch stolz?
Da fallen mir zuerst die drei thematischen Netzwerke ein, die ich mit engagierten Kollegen gegründet habe: 2005 das Väter-Experten-Netz VEND-eV. Gemeinsam mit Eberhard Schäfer und Martin Rosowski haben wir dann 2007 angefangen, Partner und potenzielle Mitglieder für ein Bundesforum Männer zusammenzubringen; im November 2010 gab es dann die offizielle Gründung. Das dritte Netzwerk ist die schon genannte LAG Väterarbeit NRW, die wir gemeinsam mit 22 Organisationen nach zwei Jahren Vorarbeit im Januar 2016 gründeten.

Mit welchen Institutionen und Personen warst du gerne beruflich oder privat verbunden oder bist es noch?
Außer den bereits genannten Netzwerken und Personen ist für meine Arbeit mit Vätern Harald Seehausen aus Frankfurt besonders wichtig, er beschäftigt sich seit den 1980er Jahren mit Väterarbeit und mit dem Aktionsforum Männer und Leben haben wir im Zeitraum 2005 bis 2016 sechs Impulstagungen in Frankfurt organisiert. Ein weiterer Kollege, den ich über die Arbeit in der Fachgruppe Väter des Bundesforum Männer kennen und schätzen gelernt habe, ist Holger Strenz aus Dresden. Er hat mir Zugänge zu den Anliegen und Sichtweisen von Vätern in den »neuen« Bundesländern eröffnet.

Was hat die Männer/* ausgemacht, mit denen du gerne zusammengearbeitet oder Zeit verbracht hast?
Diese Kollegen hatten ebenfalls Interesse daran, Anliegen von Vätern voranzubringen, Väter zu ermutigen und sie bei ihrem Vatersein zu unterstützen – und weniger daran, sich damit selbst zu profilieren und in den Vordergrund zu stellen.

Hast du eine Lebensphilosophie, ggf. ein Lebensmotto?
Es ist immer besser, mehr als zwei Möglichkeiten zu haben.

Wo liegen für dich die hartnäckigsten Widerstände gegen dein Verständnis vom Umgang mit Väterthemen?
Die größten Widerstände sehe ich für mich in einer nach wie vor »mütterzentrierten« Familienpolitik, die die Bedeutung von Vätern für die Entwicklung von Kindern nicht sieht oder sogar leugnet. Dies fängt bei der Anerkennung der Vaterschaft an und hört bei der Erwerbsobliegenheit beim Unterhalt noch lange nicht auf.
Dieser «Mindset« erschwert es Vätern (und Müttern), gleichberechtigte und geschlechtergerechte Vaterschaft nicht nur zu wollen, sondern auch zu leben.

Was treibt dich – trotz manchmal widriger Umstände – weiter in deiner Arbeit an?
Mein (fast) unerschütterlicher Optimismus und die Erfolge, die ich im Rückblick auf über 25 Jahre doch beschreiben kann.

Welches Projekt würdest du gerne noch umsetzen, wenn du die Möglichkeiten dazu hättest? Und was möchtest du gegen Ende deines Lebens erreicht haben?
Mit meinen gut 66 Jahren bin ich ja schon in der »Verlängerung«, um die laufenden Projekte gemeinsam mit den Kollegen gut abzuschließen. Ich kann mir gut vorstellen, im Anschluss daran gemeinsam mit Vätern in und aus prekären Lebenslagen in einem Projekt Wege und Möglichkeiten zu erkunden, wie Vaterschaft auch unter widrigen Umständen gelingen kann. Und ja, zufrieden bin ich, wenn paritätische Elternzeiten als Katalysator für eine gleichmäßige Aufteilung von Mental Load und Financial Load wirken, Care und Erwerbsarbeit also geschlechtergerecht aufgeteilt sind bzw. aufgeteilt werden können.

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Becoming Dad!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Montag 4. Dezember 2023

Vater werden – was heißt das eigentlich, wie geht das, und wer bringt mir das bei? Was muss ich wissen? Wie kann ich meine Partnerin unterstützen? Und was für ein Vater möchte ich sein?

Geht es um Schwangerschaft und Geburtsvorbereitung, steht in der Regel die Frau im Fokus. Dabei tun sich auch für Männer viele Fragen auf. „37°Leben“ begleitet zwei junge Männer ins Abenteuer Vater werden, erlebt mit ihnen die Zeit der Schwangerschaft bis zur Geburt.

Vor der Geburt nochmal ‚die Sau rauslassen‘

Daniel (28) wohnt zusammen mit seiner Frau Amelie (28) in Würzburg. Die beiden sind frisch verheiratet und erwarten ihr erstes Kind. Daniel arbeitet als Verkäufer in einem Motorradladen und fährt auch in seiner Freizeit Motorrad. Ob er das Risiko noch eingehen wird, wenn ihr Baby da ist?

Vor der Geburt will er noch einmal auf der Rennstrecke „die Sau rauslassen“ – so der Deal mit seiner Frau, die ihren Onkel durch einen Motorradunfall verloren hat. Was Daniels neue Rolle als Vater betrifft, ist er in Amelies Augen manchmal zu gelassen: Die Bücher zum Vater werden, die sie ihm gekauft hat, hat er bisher nicht angerührt. Noch scheint viel Zeit bis zur Geburt. Doch als bei Amelie Komplikationen auftreten, geht plötzlich alles ganz schnell.

Geänderte Prioritäten

Julian (32) ist noch mitten im Studium, seine Freundin Gitta (32) hat ihren Job gekündigt. Die beiden haben sich gerade einen Van gekauft und wollen damit auf große Reise gehen, als sie plötzlich einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen halten. Ein Kind – das wollten sie unbedingt, aber gerade jetzt? Für Julian bekommen mit einem Mal ganz andere Dinge Priorität: Gelegenheitsjobs suchen, die Wohnung umgestalten, ein Geburtshaus finden. Unterstützung bekommen sie von Freunden und Familie.

Wie ändert sich die Partnerschaft?

Julian setzt sich aktiv mit der Vaterrolle auseinander und möchte einen Väterkurs besuchen: Was für ein Vorbild will er sein? Was ändert sich für ihre Partnerschaft? Aus der großen gemeinsamen Reise mit dem Van sollen jetzt viele kleine Touren werden – gemeinsam wollen Julian und Gitta noch einmal den letzten Sommer ohne Kind genießen.

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Was sich beim Elterngeld im kommenden Jahr (nicht) ändert

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Mittwoch 29. November 2023

Um die Sparauflagen im Etat des Familienministeriums zu erfüllen, hatte Lisa Paus vorgeschlagen, die Einkommensgrenze beim Elterngeld ab dem 1. Januar 2024 auf 150.000 € abzusenken. Beschlossen wurde nun, die Einkommensgrenze schrittweise zu senken: Bis Ende März 2024 soll sie beim aktuellen Niveau von 300.000 Euro an zu versteuerndem Einkommen bleiben. Dann bis Ende März 2025 soll ein abgesenktes Niveau von 200.000 Euro gelten. Erst ab April 2025 soll eine niedrigere Einkommensgrenze von 175.000 Euro gelten, also 15 Monate später und mit 175.000 statt nur 150.000 Euro wie ursprünglich geplant. Väter und Mütter sollen so mehr Zeit bekommen, sich auf die Änderung einzustellen.

Auch bei der Aufteilung der Elternzeit sind von 2024 an Änderungen geplant. Es bleibt zwar bei der maximalen Bezugsdauer von 14 Monaten. Diese soll aber nur noch beansprucht werden können, wenn die Eltern innerhalb des ersten Lebensjahres des Kindes maximal einen Monat parallel nehmen. Mindestens einer der Partnermonate muss allein genommen werden. Bei Mehrlingsgeburten soll diese Änderung nicht gelten.

„Durch die Einschränkung des Parallelbezugs von Elterngeld ermutigen wir Väter, sich mindestens einen Monat allein als Partner zu nehmen“, sagte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Sönke Rix. „Dies wird sich auch nachhaltig auf die Aufgabenverteilung zwischen Paaren auswirken. Denn wo Väter schon früh die alleinige Verantwortung für Familie und Hausarbeit übernehmen, nehmen sie sich später auch mehr Zeit dafür und entlasten so die Mütter.“ Ähnlich äußert sich auch die Grünen-Familienpolitikerin Nina Stahr. Die Neuregelung erfülle nach Auffassung von Rix auch die im Koalitionsvertrag vereinbarte ‚Stärkung der gemeinsamen elterlichen Verantwortung‘.

Das dies von den betroffenen Männern und Vätern komplett anders gesehen wird, macht unter anderem die kürzlich veröffentlichte Studie des Bundesforums Männer deutlich. „Politik muss Männer auch in ihren eigenen gleichstellungsrelevanten Bedarfen ernst nehmen. Wer das nicht tut, verspielt ihre Zustimmung und erhöht das Risiko, sie an die Gegner von Gleichstellungspolitik zu verlieren“, kommentiert Dag Schölper, Geschäftsführer des Bundesforums Männer, die Studie.

Die im Koalitionsvertrag geplanten Maßnahmen einer geschlechtergerechten Familienpolitik bekommen von der Ampel ein ‚Rotsignal‘: die Vaterschaftsfreistellung aka Familienstartzeit, die zum 1. Januar 2024 kommen sollte, steckt immer noch in der ministeriellen Abstimmung und in Sachen Elterngeld gibt es außer Sparmaßnahmen keine Entwicklungsperspektiven.

Selbst der im 9. Familienbericht skizzierte Vorschlag, von den 14 Monaten Elternzeit jeweils 3 Monate dem Vater bzw. der Mutter zuzuordnen und 8 Monate der freien Verteilung zu überlassen (3-8-3 Modell) ist nicht aufgegriffen worden. Der Anreiz für eine partnerschaftliche Aufteilung dieses Modells besteht darin, dass es für die ersten 7 Monate jeweils 80 % des Nettogehalts geben soll, ab dem 8 Monat die Lohnersatzquote dann auf 50% absinken sollte. Der Höchstbetrag des Elterngeldes sollte auf 2.016 € festgelegt und Monate, die die Partner bzw. die Väter mindestens nehmen müssen auf zwei erhöht werden.

Das wäre ein bescheidener Schritt hin zum Ziel einer gerechten Aufteilung von Erwerbs- und Pflegtätigkeiten gewesen, im Hinblick auf die vielfach geäußerten Wünsche junger Väter und Mütter erscheint er aber als politisch mutlos und ermutigt Väter zu wenig, ihr Erwerbsverhalten nachhaltig zu verändern. Selbst das vom Familienministerium geförderte Bündnis Sorgearbeit fair teilen fordert eine 7-7 Regelung beim Elterngeld: 7 Monate für die Väter und 7 Monate für die Mütter.

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Jugendliche und ihre Väter in Großbritannien

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Mittwoch 22. November 2023

Das „Fatherhoodinstitut“ hat unter der Überschrift ‚The kids are alright – Adolescents and their fathers in the UK’ eine neue Studie veröffentlicht. Dabei konnten sie auf eine einmalige Datenlage zugreifen.

Im Großbritannien gibt es eine Reihe von „Längsschnittstudien“, in denen Kohorten von Kindern über einen längeren Zeitraum hinweg in mehreren Wellen Daten erhoben wurden. Dies ermöglicht es Forscher*innen, über eine gesamte Lebensspanne Zusammenhänge zwischen „Vaterfaktoren“ (Verhalten, Umstände, Eigenschaften, Einstellungen usw. der Väter) und der Entwicklung ihrer Kinder zu verfolgen. Weitere Daten stammen aus großen einmaligen „Momentaufnahmen“, häufig Erhebungen, die Zusammenhänge zwischen den „Vater-Faktoren“ zum jeweiligen Zeitpunkt und der Entwicklung und dem Wohlbefinden der Kinder aufzeigen können. Insgesamt konnten aus 118 Studien und deren detaillierte Analysen Ergebnisse abgeleitet werden

Die wichtigsten Ergebnisse sind:

Erstens wurde festgestellt, dass wir nicht in einer „vaterlosen“ Gesellschaft leben. Letztes Jahr meldeten in England 95,4 % der Mütter und Väter die Geburt ihres Kindes gemeinsam an (die Prozentsätze sind in den anderen Ländern des Vereinigten Königreichs ähnlich); und von den 95 % der Väter, die im Jahr 2000 im Leben ihres Kindes anwesend waren, waren neun von zehn auch noch im Teenageralter Teil ihres Lebens.

Zweitens hat die Forschung gezeigt, dass Väter wichtig sind – vom ersten Tag an. Längsschnittstudien haben ergeben, wenn Väter im Jahr nach der Geburt an Depressionen leiden, ist dies mit schlechteren Schulleistungen im Alter von 16 Jahren und mit höheren Depressionswerten bei 9- bis 10-Jährigen verbunden – und, wenn der Bildungsstand des Vaters niedrig war, sowohl bei Söhnen als auch bei Töchtern im Alter von 16 Jahren.

Die Qualität der Beziehung zwischen Vater und Kind während der Adoleszenz spielt ebenfalls eine Rolle – und zwar sind sowohl die „Zeit mit Papa“ als auch die Qualität der Beziehung von Bedeutung. Wenn Väter beispielsweise wenig Zeit mit ihren Teenagern verbringen, geht dies mit hohen Werten für „Gesamtschwierigkeiten“ und Hyperaktivität sowie einem niedrigeren Glücksniveau einher – und bei Jungen auch mit Mobbing. Umgekehrt sind Lebenszufriedenheit und Selbstwertgefühl höher, wenn Jugendliche die Beziehung zum Vater als „eng“ erleben, psychische Probleme und Selbstverletzungen sind dann weniger wahrscheinlich.

Nähere Informationen zu der Studie finden Sie hier.

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Männer- & Väterperspektiven

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Freitag 17. November 2023

Einstellungen von Männern zu Gleichstellung und Gleichstellungspolitik

Wie blicken Männer heute auf Gleichstellung und Gleichstellungspolitik? Haben sich Einstellungen und Sichtweisen in den letzten Jahren verändert und wenn ja, wie? Um das näher zu beleuchten, hat das Bundesforum Männer die repräsentative Studie „Männerperspektiven. Einstellungen von Männern zu Gleichstellung und Gleichstellungspolitik“ in Auftrag gegeben. Diese schließt an die Untersuchungen „Männer. Rolle vorwärts – Rolle rückwärts“ (2007) sowie „Männer-Perspektiven. Auf dem Weg zu mehr Gleichstellung?“ (2015) an und liefert im Zeitvergleich aktuelle Befunde für ausgewählte Fragestellungen.
Im Rahmen einer Zoom-Konferenz sind heute die Ergebnisse vorgestellt worden. Durchgeführt wurde die Studie von Prof. Dr. Carsten Wippermann (DELTA-Institut für Sozial- und Ökologieforschung GmbH).

zentrale Befunde der Studie sind:

  • 84 % der Männer sind der Auffassung, dass Gleichstellung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wichtig ist
  • 14 % sind voll und ganz der Überzeugung, dass die Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland realisiert ist
  • Für 83 % der Männer gilt: Für eine Partnerschaft ist es gut, wenn beide berufstätig sind.
  • Leitbild aktiver Vaterschaft von Anfang an gewinnt an Bedeutung. Nur noch 40 % der Männer antworten auf die Frage „Wer sollte in den ersten Monaten nach der Geburt zuhause bleiben und sich um das Kind kümmern?“ Die Frau.
  • 67 % der Männer finden, Gleichstellungspolitik befasst sich noch zu wenig mit den Bedürfnissen und Anliegen von Männern.
  • Als konkrete Angebote und Maßnahmen der Gleichstellungspolitik halten sie folgende für nützlich:
    86 % Mehr Männer für soziale Berufe gewinnen
    85 % Bundesweite Beratungsangebote für Männer und Jungen als Täter und Opfer von Gewalt
    77 % Ausweitung der Partnermonate beim Elterngeld

Zusammenfassend lässt sich sagen,

  • Eine große Mehrheit der Männer findet Gleichstellung richtig und wichtig – sowohl gesamtgesellschaftlich, mit Blick auf Unternehmen und ihre Vereinbarkeitskultur als auch in Bezug auf die eigene Partnerschaft. Positive Einstellungen und Haltungen von Männern zu Gleichstellung haben seit 2015 nochmals zugenommen.
  • Über zwei Drittel der Männer sind der Ansicht, dass sich Gleichstellungspolitik noch zu wenig mit den Bedürfnissen und Anliegen von Männern befasst. Ebenso viele Männer finden aber auch, dass noch zu wenig für Mütter gemacht werde. 46 % der Männer sind zudem der Ansicht, dass sowohl die Bedürfnisse und Anliegen von Männern als auch die von Frauen noch zu wenig im Fokus der Gleichstellungspolitik stehen.
  • Es zeigt sich eine gegenläufige Entwicklung unter Männern: Zunehmende Zustimmung für Gleichstellung, aber abnehmende Zustimmung für Gleichstellungspolitik. 2015 zählte noch ein gutes Drittel zu den Befürwortern einer aktiven, offensiven Gleichstellungspolitik, heute sind es nur noch ein knappes Viertel. Auf der anderen Seite wuchs im gleichen Zeitraum der Anteil der Gegner einer weiter gehenden Gleichstellungspolitik auf ein gutes Fünftel.

Aus den Ergebnissen leitet das Bundesforum Männer folgende politische Schlussfolgerungen ab:

  • Gleichstellungspolitik muss Männer differenziert und zielgruppenspezifisch adressieren:
    • Aktive Befürworter von Gleichstellungspolitik weiter ermutigen, bestärken und unterstützen.
    • Wenig an Gleichstellung interessierte Männer und skeptische Gegner mit einladenden und einbeziehenden Maßnahmen überzeugen.

Ein zentraler Hebel für mehr Gleichstellung ist, die Übernahme von Sorgearbeit durch Männer und Väter stärker zu fördern. Wichtige Bausteine dazu sind die Einführung der Vaterschaftsfreistellung nach Geburt (Familienstartzeit), der Ausbau der Partnermonate beim Elterngeld und die Förderung vollzeitnaher Teilzeit.

Um toxische Vorstellungen von Männlichkeit zu überwinden und gesellschaftliche Normen weiter in Richtung Gleichstellung und Vielfalt zu verändern, sind geschlechterreflektierte Ansätze in Bildung, Beratung und psychosozialer Arbeit notwendig. Insgesamt braucht es einen flächendeckenden Ausbau von Bildungs- und Beratungsangeboten für Jungen, Männer und Väter.

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‚… ich brauche keine Hilfe, würde aber total gerne Teil der Community sein‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 14. November 2023

Interview mit Felix Ladstätter

Felix hat einen 13 Monate alten Sohn Emil und war 5 Monate in Elternzeit. In dieser Zeit hat er ManyDads, ein Väternetzwerk in Düsseldorf, gegründet.

Was war der Anlass für dich, ManyDads zu gründen?

Der Anlass war, dass ich gemerkt habe, dass Väter meistens alleine unterwegs sind. Als ich im Zoopark unterwegs war, habe ich gemerkt, dass viele Väter, die mit dem Kind unterwegs sind, die Zeit maximal nutzen wollen und sich viele Podcasts anhören. Viele Väter haben Ohrstöpsel drin und laufen mit dem Kinderwagen durch die Gegend. Manchmal kommt ein müdes Lächeln, wenn ein anderer Vater entgegenkommt. Aber im Prinzip bleiben Väter irgendwie immer alleine. Und Mütter, die sich schon aus den Vorbereitungskursen kennen, sind wesentlich kommunikativer. Deshalb wollte ich einfach eine Plattform anbieten, auf der sich Väter vernetzen können. Nur diese Angebote, die es derzeit gibt, sind gut, aber es gibt viel mehr für Frauen. Und die sprechen die Männer nicht an. Insofern wollte ich einfach eine Möglichkeit anbieten, wo sich Väter vernetzen können.

Wie bist du dabei vorgegangen?

Ich habe es zunächst zwei, drei befreundeten Vätern vorgeschlagen, um Feedback zu bekommen, ob das Sinn macht oder nicht. Dann habe ich ganz einfach eine Website gebaut und eine WhatsApp-Gruppe dahinter geschaltet und habe dann Minikärtchen verteilt und verschiedenen Leuten Bescheid gesagt: „Könnt ihr das bitte den Männern, die jetzt gerade Väter geworden sind, geben?“ Und das hat Anklang gefunden. Auf einmal kamen dann 10 und dann 20 Leute dazu. Mit der Rheinischen Post ist das Ganze auf über 100 hochkatapultiert. Mittlerweile macht das Jugendamt Werbung für uns mit ihrem Besuchsdienst. Die nehmen das in ihre Listen auf und bieten es den neuen Vätern an. Aber viel mehr zählt eigentlich diese Mund-zu-Mund-Empfehlung. Wenn irgendwer da schon drin ist oder wenn irgendwer irgendwen kennt, dann schicken sie Leute vorbei, und wir haben wöchentlich neue Väter in der Runde.

Das klingt wie ein toller Schneeballeffekt. Was sind jetzt die praktischen Erfahrungen? Springen die Väter darauf an? Rennen die dir die Bude ein? Beziehungsweise, das Ganze läuft ja online, sind die Zahlen auch entsprechend explodiert?

Es läuft gut an, wir haben mehrere Aktionen daraus gebaut. Zum Beispiel gibt es auch eine Kooperation mit dem DRK, dort gibt es ein Väterfrühstück. Dann gibt es einige Väter, die zum Beispiel zu Sportaktivitäten aufrufen. Es gibt jemanden, der bei Regentagen in die Stadtbibliothek einlädt, dass er dann dort vor Ort ist. Und dann treffen sich die Leute. Es wird sich auch viel ausgetauscht, was der beste Kinderwagen ist, oder wo man bei Regen mit den Kindern hingehen kann. Daraus ist zum Beispiel eine Ausflugsliste entstanden.

Ich muss aber auch sagen, die Beteiligung war sehr hoch, als die Kinder noch nicht in der Kita waren, also so ungefähr vor August. Da war viel los. Da waren viele Männer, die wahrscheinlich auch die Eingewöhnung übernehmen, auch in Elternzeit. Das sind typischerweise diese zwei Monate. Und danach ist die Aktivität ein bisschen zurückgegangen. Aber ich glaube, dass die bald wieder hochgeht. Und es gibt natürlich auch viele Väter, die immer sehr gerne mitlesen, was man denn so alles machen kann, aber jetzt nicht den aktiven Part in der Community haben.

Was erleichtert Vätern in der Community mitzumachen oder eben andersrum, was meinst du, was hindert sie daran, aktiv zu werden?

Ich glaube, das sind die ganz einfachen, unkonventionellen Angebote, bei denen man sich nicht drei Wochen vorher anmelden muss. Oder bei denen es den Vätern auch leicht gemacht wird. In eine ganz neue Gruppe reinzukommen und sich vorzustellen, ist für viele bestimmt ein Schritt aus der Komfortzone heraus. Also es muss, glaube ich, viele Events geben, bei denen man unkonventionell vorbeischauen kann und dann einfach Teil der Gruppe ist.

Gibt es auch Faktoren, wo du meinst, okay, wenn man die wegräumen würde, dann wird es den Vätern auch leichter fallen?

Ich experimentiere gerade ein bisschen mit der Sprache. Weil ich glaube, dass die Art und Weise, wie Dinge heutzutage angeboten werden, Väter nicht anspricht. Ganz oft wird von ‚Hilfe‘ gesprochen. Und das ist etwas, wo viele Väter sagen „Nein, ich brauche keine Hilfe, ich würde aber total gerne Teil der Community sein.“ Oder ganz oft wird auch eine sehr starke Sprache, die für Mütter sehr passend ist, genutzt. Das ist für Väter aber nicht so passend. Ich habe noch nicht wirklich die Sprache gefunden, die funktioniert. Aber ich glaube, man muss da ein bisschen rumexperimentieren und kann dann die Angebote besser beschreiben.

Was meinst du, brauchen ‚frischgebackene‘ Väter, um ins Vatersein gut reinzukommen?

Ganz viele haben gerade am Anfang sehr viele Fragen, sei es so pragmatische Sachen, wie, wie komme ich eigentlich in die Elternzeit rein? Welche Formulare muss ich ausfüllen? Aber viele sind natürlich auch dann gerade in diesen zwei Monaten vor der Kita-Eingewöhnung dabei und fragen sich, wie läuft das eigentlich? Wie viel Zeit muss ich da einplanen? Also, es sind sehr pragmatische Fragen rund um die Planung.

Dazu kommt sowas wie, man will nicht allein mit dem Kind draußen sein und trifft sich gerne mal mit ein, zwei Vätern. 

Wir haben in unserer Community sehr unterschiedliche Charaktere. Und vielleicht muss man auch so seine zwei, drei Leute finden, mit denen man sehr gut klarkommt und die in der Nähe wohnen.

Die Nähe ist übrigens sehr, sehr wichtig. Wir haben diese Community zunächst für ganz Düsseldorf aufgemacht. Aber jemand, der in Bilk wohnt, fährt nicht mal eben zum Nordpark, um dort für ein, zwei Stunden zu sein. Das ist ja meistens so dieses Zeitfenster mit ganz jungen Kindern. Das bedeutet, es muss eigentlich sehr lokal sein. Es hat sich so eine Gruppe rund um den Zoopark aufgebaut. Dann Leute eher im Stadtzentrum. Und es entstehen gerade weitere Gruppen in Oberkassel, in Unterrath auch. Und mittlerweile gibt es auch jemanden, der das für Köln vorgeschlagen hat.

Wenn du jetzt drei Wünsche offen hättest, was wären deine Wünsche?

Ich würde mir wünschen, dass Arbeitgeber Väter noch stärker in die Elternzeit pushen. Väter scheuen oftmals zu fragen, ob man auch mehr als zwei Monate in Elternzeit gehen kann. Dabei müsste man ja eigentlich gar nicht fragen. 

Weitere Angebote für Väter wären ebenfalls super. Sowas wie das Frühstück. Ein Väter-Grillen oder so ein Treff. Also weitere Angebote sind, glaube ich, sehr, sehr gut. Das würde sehr gut angenommen werden. 

Und ein dritter Wunsch wäre, dass es Unterstützung von weiteren Organisationen gibt. Also sei es monetär, dass man vielleicht auch mal hier und da ein bisschen mehr Werbung machen kann. Oder auch mal eine noch bessere Community-Seite in die Hand nimmt, vielleicht mal eine App baut, etc. Es wäre gut, wenn man Subventionen bekäme. Aber auch generell, zum Beispiel mit euch, mit Väterarbeit in NRW, dass wir uns da gegenseitig bekannt machen. Das Interview wird dann ja auch wieder bei ManyDads gepostet. Und das Angebot in Kooperation mit dem  DRK, das funktioniert super. Es gibt aber noch weitere Organisationen. Ich glaube, wir müssen uns alle so vernetzen, dass es ein Ökosystem wird. Dass es egal ist, ob der Vater bei ManyDads ist oder an einem anderen Event teilnimmt. Es muss ein Ökosystem von guten Angeboten für Väter sein. Sodass man nicht immer zwei Monate bis zum nächsten Event warten muss.

Das ist eine schöne Vision, vielen Dank für das Gespräch.

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Vater Unbekannt

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 7. November 2023

‚Father Unknown‘ erzählt die Geschichte von Alfie, der während eines Englischkurses herausfindet, dass er Vater werden wird. Alfies Leben bestand bisher hauptsächlich aus Monsterdosen, U-Bahn-Sprüngen, Xbox-Spielen und dem knappen Entgehen eines Rauswurfs aus der Klasse, aber die Dinge werden sich ändern… und zwar schnell.

Diese Show hat eine faszinierende Reise hinter sich. Geboren aus der Leidenschaft, ihre Geschichte zu erzählen, haben die jungen Väter von The North East Young Dads and Lads den Humangeographen Dr. Michael Richardson und den Kreativpraktiker Jonah York für die Produktion ihrer Geschichte gewonnen. Beide Künstler haben eine unglaublich enge Verbindung zu diesen jungen Männern, da sie in den letzten drei Jahren in verschiedenen Funktionen für die Wohltätigkeitsorganisation gearbeitet haben und von dem kreativen Potenzial dieser jungen Männer und ihrer Geschichten inspiriert wurden.

Father Unknown ist eine Zusammenstellung einer Auswahl von jungen Vätern, die an einem langfristigen künstlerischen Projekt teilgenommen haben. Diese jungen Väter durchdringen den gesamten kreativen Prozess von Father Unknown und treten als Autoren, Interviewer, Schöpfer und Vermittler auf. Dies ist mehr als eine Show, es ist Fürsprache, Jugendarbeit und eine Feier der Elternschaft, der Familie und des Heranwachsens, der Höhen, der Tiefen und der unsterblichen Liebe, die jeder junge Vater für sein Kind empfindet.

Father Unknown ist ein witziger, herausfordernder und ehrlicher Blick auf die junge Vaterschaft, der in Zusammenarbeit mit jungen Vätern der North East Young Dads and Lads und der Newcastle University entstanden ist.

Das Stück wurde am 15. Juni im Gala Durham und anschließend am 16. und 17. Juni 2023 im Northern Stage aufgeführt. Diese digitale Theaterfassung der Show wurde am Freitag, den 16. Juni, von Stephen Smith vom Threedom Theatre auf der Northern Stage (Stage 3) gefilmt.

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… eine überwältigende Mehrheit assoziiert Pflege mit ‚Liebe’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 2. November 2023

Financial & Mentalload

Die geschlechtergerechte Aufteilung von Erwerbs- und Pflegearbeit ist auch hierzulande ein Thema. Initiativen wie Equal Care Day und ‚Sorgearbeit fair teilen‘ möchten Gesellschaft und insbesondere Männer dafür zu sensibilisieren. Erfolgversprechende Ansätze dazu liefert auch der Bericht ‚State of the World’s Fathers‘.

Dieser enthüllt eine bemerkenswerte Wertschätzung der Pflege durch die befragten Männer. In einer Online-Umfrage assoziierte eine überwältigende Mehrheit ‚Pflege‘ mit positiven Begriffen. ‚Liebe‘ war das am häufigsten genannte Wort in allen Ländern.

Weitere häufig genannte Wörter waren ‚Hilfe‘, ‚Schutz‘, ‚Aufmerksamkeit‘, ‚Verantwortung‘, ‚Gesundheit‘, ‚Freundlichkeit‘ und ‚Familie‘.

Die meisten der an der Umfrage beteiligten Männer geben an, dass sie Betreuungsarbeit leisten und bereit sind, mehr zu tun. Aber viele Hindernisse stehen ihnen im Weg, einschließlich gesellschaftlicher Normen und finanzieller Zwänge.

Der Bericht stellt fest, dass Mütter nach wie vor einen größeren Teil der Verantwortung für Betreuungsaufgaben wie Putzen, physische und emotionale Kinderbetreuung, Kochen und Partnerpflege tragen. In allen Ländern, die für den Bericht befragt wurden, geben Frauen an, 1,32-mal mehr körperliche Kinderbetreuung und 1,36-mal mehr Hausputz zu leisten als Männer.

Aber auch Väter in so unterschiedlichen Ländern wie Argentinien, Irland, China, Kroatien und Ruanda geben an, dass sie erhebliche Stunden für verschiedene unbezahlte Betreuungsaufgaben im Haushalt aufwenden.

Die Studie ‚State of the World’s Fathers‘ führt diese Verschiebung auf mehrere Faktoren zurück, darunter die Auswirkungen von COVID-19, sich verändernde Geschlechternormen in Bezug auf die Pflege und strukturelle Faktoren wie Pflegesysteme und Elternzeitpolitik.

In 15 Ländern stimmen zwischen 70 und 90 % der Männer der Aussage zu: ‚Ich fühle mich für die Betreuungsarbeit genauso verantwortlich wie meine Partnerin‘.

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