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Archiv für die 'Väterbilder' Kategorie

Ein Vätergespräch mit drei Männern

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 25. Mai 2009

Ein Arbeitszimmer in Leipzig, die Wände ringsum voller Bücher, darunter eine Freud-Gesamtausgabe mit 450 Lesezeichen darin. Hier arbeitet Helmut Thomae, der 88-jährige Psychoanalytiker und langjährige Mitstreiter Alexander Mitscherlichs. Sein Sohn Dieter Thomae ist zu Besuch. Er hat vor kurzem ein schönes Buch über den Wandel der Vaterrolle seit der Französischen Revolution geschrieben und noch den Enkel Jakob Thomae im Schlepptau, der eigentlich gerade in London studiert.

‚SZ: Am morgigen Donnerstag ist Vatertag. Vielleicht können Sie, Großvater, Vater und Sohn, zunächst mal eine Definition geben, was Ihrer Meinung nach einen guten Vater ausmacht?

Helmut Thomae: Es fällt mir leichter zu sagen, was einen schlechten Vater ausmacht, weil ich rückblickend denke, dass ich selbst ein ungenügender Vater war.

SZ: Warum?

Helmut Thomae: Weil ich in der Erziehung kaum eine Rolle gespielt habe. Meine Frau war zum Glück eine wunderbare Mutter und hat mir ermöglicht, meinen beruflichen Verpflichtungen voll nachzukommen. Ich habe die beiden Kinder in die Schule gebracht, war bis abends um sieben aus dem Haus, kam zum Abendessen und habe dann ab und zu noch Geschichten am Bett vorgelesen.

SZ: Das deckt sich leider ziemlich mit der heutigen durchschnittlichen Vaterrolle.

Helmut Thomae: Was?! Heute noch? Ich dachte, das sei besser geworden.

SZ: Vielleicht besteht die kleine, schmerzhafte Verbesserung darin, dass viele Väter ihre Abwesenheit nicht erst rückblickend als Defizit erleben, sondern schon währenddessen. Dieter Thomae, was macht für Sie einen guten Vater aus?

Dieter Thomae: Ein guter Vater muss anwesend sein. Natürlich nicht immer, aber er muss da sein. Und dann kommt es meines Erachtens noch auf eine Mischung aus Stärke und Zärtlichkeit an, aus Großsein und auch mal Schwachsein. Für die Kinder ist es etwas Kostbares, wenn sie in dem Vater auch etwas was sehen, was sie bewundern, ohne dass das etwas Überwältigendes hat. ..

SZ: In Ihrem Buch zeigen Sie, wie lang die Geschichte von Schlagworten wie antiautoritär oder Jugendkultur ist.

Dieter Thomae: Der Begriff der Vaterlosigkeit stammt sogar schon von 1789. Und die „Jugendkultur“ hat Gustav Wyneken erfunden, der 1920 sagte, die Jugendkultur müsse verteidigt werden. Er sagte, wir sollten nicht gegen die Eltern kämpfen, sondern sie einfach vergessen; wir verlassen das Haus der Familie und bauen unser eigenes. Die Familie ist nicht zuständig, nicht die richtige Instanz für die Erziehung. Die Eltern fahren sowieso auf dem falschen Dampfer. Schon verhängnisvoll, dass gerade diese Tendenz heute so stark ist.

SZ: Warum?

Dieter Thomae: Weil man dumm bleibt, wenn man sich immer nur an Leuten orientiert, die so sind wie man selbst. Weil man sich die kreative Reibung zwischen den Generationen schenkt. Die letzte Wendung in diesem Spiel sind die unsicheren Eltern, die sich mit sich selbst nicht wohl fühlen, Peer Group spielen und Berufsjugendliche werden. Schon Wyneken sagte, geben wir es doch zu, wir würden alles dafür geben, könnten wir noch einmal richtig jung sein. Damit demontiert man dann sich selbst.

SZ: Jakob Thomae, Ihr Vater war 24, als Sie auf die Welt kamen. Sie sind 20. Wollen Sie bald Vater werden?

Jakob Thomae: Nein, noch nicht. Heute wird man ja erst mit Mitte 30 Vater.

SZ: Ihr Vater spricht in dem Zusammenhang vom Drückebergerverhalten.

Dieter Thomae: Naja Drückeberger… Ich denke nur, die Leute sitzen einem Trugschluss auf, wenn sie meinen, sie können das Risiko Familie erst angehen, wenn alles in trockenen Tüchern ist. Als Berufsanfänger ist es besonders schwer, Job und Familie zu vereinen. Wenn der Chef sagt, ich habe da einen Auftrag, drei Tage Polen, und gleichzeitig hat das Kind Fieber, ist das schwerer zu managen, als wenn man noch studiert. Ich habe studiert, als ich Vater wurde, das war leichter. Außerdem ist die Vorstellung, dass man alles perfekt regeln muss, bevor man Familie hat, fatal, weil darin eine Vorstellung von totaler Lebensverplanung steckt. Familie ist sowieso nicht planbar, wenn man mit der Vorstellung der perfekten Übersicht an die Sache rangeht, wird man Probleme kriegen. …’

Wohl war, so ist das Leben.

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Väter sind die besseren Mütter …

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 24. Mai 2009

… wenn sie alleinerziehend sind! Warum begründet Erziehungsexperte Prof. Dr. Peter Struck im Interview mit Raul Jordan. Über zwei Millionen Kinder in Deutschland wachsen bei nur einem Elternteil auf. Dabei haben alleinerziehende Väter einen Anteil von etwa 10%, aber sie sind die erfolgreicheren Eltern.

Was machen Männer besser als Frauen?

Mit Männern und Frauen hat das nichts zu tun. Sondern damit, dass Menschen, denen man eine erfolgreiche Erziehung am wenigsten zutraut, sich die meiste Mühe geben. Bei allein- erziehenden Vätern kann man beobachten, das sie besonders viel unternehmen, besonders viel mit dem Kind sprechen, vorlesen, auf den Bewegungsbereich Wert legen, schwimmen gehen, Fahrrad fahren. Das wirkt sich dann positiv aus. Mütter in der klassischen Kleinfamilie denken sehr oft gar nicht über Erziehung nach, sondern meinen: Das läuft schon irgendwie.

Wann ist eine Erziehung denn überhaupt erfolgreich?

Dann, wenn ein Kind nicht neurotisch oder psychisch gestört ist. Wenn es in der Lage ist, soziale Beziehungen zu pflegen und wenn es sich auf den Weg Richtung berufliche Zukunft macht. Erfolgreiche Kinder sind aber nicht nur berufsorientierte Kinder, sondern auch solche, die alleine gut mit ihrer Freizeit klarkommen.

Bisher dachte man, Kinder brauchen beide Elternteile. Wieso waren wir jahrzehntelang auf dem Holzweg, wenn alleinerziehende Eltern so ein gut funktionierendes Modell sind?

Das ist eben das klassische von den Normen der Volkskirchen gestützte Familienmodell. Da war ja im Grunde die Mama auch alleinerziehend, weil Papa sich raushielt und stattdessen den Unterhalt für die Familien besorgte. Das war das klassische Modell. Dass ein Vater zwei Kinder alleine erzieht, war ja außerordentlich selten und das ein schwules oder lesbisches Paar ein Kind adoptieren konnte, gab es ja gar nicht.

Welche Familienkonstellation ist noch erfolgreich in der Erziehung?

Am besten machen sich adoptierte Kinder von zwei lesbischen Frauen oder zwei schwulen Männer. Am zweitbesten alleinerziehende Väter, am drittbesten alleinerziehende berufstätige Frauen und erst an Platz vier steht die klassische Kleinfamilie; Vater, Mutter, Sohn und Tochter, Mama ist Hausfrau und Papa geht einem Beruf nach. …

Kindern mit nur einem Elternteil fehlt ein Rollenvorbild. Was hat das für Folgen?

In der Masse erkennt man Mütter daran, dass sie ihr Kind ein bis zwei Jahre jünger sehen, als es von der Entwicklung her schon ist. Und Väter traditionell behandeln ihre Kinder ein bis zwei Jahre älter, als sie sind. Das fordert die Kinder natürlich heraus.

Also brauchen Kinder Mutter und Vater?

Kinder brauchen das Mütterliche und das Väterliche. Weiterlesen »

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Die Leiden der Väter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 21. Mai 2009

Diese schöne Geschichte habe ich eben in der Kölnischen Rundschau gefunden:

‚Der Vatertag, meint mein Freund Schäng, sei auch nicht mehr das, was er früher einmal war. Wie schön war es doch, mit Bier und Bollerwagen durch die Landschaft zu ziehen und ordentlich einen zu „zischen“. „Aber das ist lange her“, klagt er. „Heute weht ein anderer Wind, und die Väter haben es wirklich schwer.“

Im vorigen Jahr habe seine Frau kategorisch erklärt, dass mit der Biertrinkerei an Christi Himmelfahrt endgültig Schluss sei. Schließlich gebe es eine Gleichberechtigung. Männer und Frauen müssten stets gleich behandelt werden. Und deswegen werde er – Schäng – am Vatertag genauso behandelt wie sie am Muttertag.

Gleich am Morgen hätten seine Kinder ihm daher ein rührseliges Lied gesungen und ihm selbstgemalte Bilder geschenkt, und von seiner Frau habe er einen Blumentopf mit Alpenveilchen bekommen. Doch damit nicht genug: Nach dem Frühstück habe seine Frau darauf bestanden, dass er sich im Haus endlich nützlich machen solle. Das Bad müsse geputzt und die Wäsche gebügelt werden. Und Staub gesaugt werden müsse auch noch.

Als er – Schäng – in einer Wolke von Dampf am Bügeltisch gestanden habe und ihm der Schweiß von der Stirn geronnen sei, sei zu allem Überfluss auch noch seine Schwiegermutter erschienen und habe gekeift, es sei schon längst überfällig, dass er Hausarbeiten erledige anstatt ständig vor dem Fernseher zu sitzen.

In Wirklichkeit seien es doch die Frauen, die sich die zahllosen Folgen von schmalzigen Tele-Novellas anschauten und von Quiz-Sendungen und Serien wie „Frauentausch“ nicht genug bekommen könnten, schimpfte Schäng. Er selbst habe am Vatertag auch schon mal an einen Frauentausch gedacht. „Aber wahrscheinlich würde ich dabei vom Regen in die Traufe kommen“, meinte er resignierend. …’

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Väter am Vatertag im Fernsehen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 20. Mai 2009

Morgen, am Vatertag Abend wiederholt Phoenix drei Dokumentationen zu aktuellen Facetten der Vaterschaft:

Vom Patriarchen zum Papa

Drei Vätergenerationen erzählen vom Vatersein, von Erziehungsidealen, von Enttäuschungen und Glücksmomenten. Drei Generationen – mehr als ein Jahrhundert – in denen sich nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Vaterrolle gewandelt hat.

„Was ich gesagt habe, das wurde gemacht. Das war mit allem so“, sagt Rudolf Dressel, Jahrgang 1920. Sein Sohn Gerd hat unter dem strengen Vater gelitten. Er ist 1954 geboren und gehört zu einer Generation, die vieles anders macht als ihre Väter: „Ich versuche meinem Sohn das zu geben, was ich nicht hatte“, sagt er. Die Zeit, in der das Ideal vom strengen Patriarchen galt, der mit eiserner Hand die Familie regierte, ist zwar vorbei, aber die guten Vorsätze der jungen Väter bleiben auch heute noch oft auf der Strecke.

Und was früher undenkbar war, nämlich das Mütter arbeiten und Väter auch zu Hause mit anpacken, ist noch immer nicht selbstverständlich.

Im Wandel der Geschlechterrollen war die ehemalige DDR der Bundesrepublik voraus. Denn der sozialistische Staat förderte die Frauen, sorgte für eine umfassende Kinderbetreuung und nahm die Männer sehr viel früher in die Verantwortung. Dass Theorie und Praxis aber auch in der DDR häufig weit auseinander lagen, zeigt das Beispiel einer Familie aus Ostdeutschland.

Die Dokumentation zeigt mit historischem Filmmaterial, wie sich das Vaterbild und die Vaterrolle im Laufe der Zeit verändert haben und lässt auch immer wieder die Väter selbst zu Wort kommen.

Eine Dokumentation von Dorothee Kaden und Christine Rütten (2007)

Sendetermin, Donnerstag, 21.05.2009, um 18.00 Uhr

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Und anschließend

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‚Am Ende konnte und wollte ich nicht mehr mit ihm …’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 9. Mai 2009

Im Gespräch mit Spiegel Online äußert sich Philipp Daniel Merckle über die Beziehung zu seinem Vater und den Verfall eines Vorbilds:

‚… SPIEGEL: War Ihr Vater als Vater präsent?

Merckle: Die Rollenaufteilung daheim war klar. Mein Vater war fürs Unternehmen verantwortlich, meine Mutter für die Familie. Als am Ende das Imperium zu zerfallen begann, mag er sich auch gefragt haben: Was bleibt dann noch von mir?

SPIEGEL: Ihre Mutter war für Religion, Gefühl und Werte zuständig, Ihr Vater für Geschäft, Profit, Ratio?

Merckle: So kann man das wohl sehen.

SPIEGEL: Trotz Ihrer Zweifel sind Sie nach dem Pharmaziestudium beim Pharmagroßhändler Phoenix eingestiegen, einem Kerngeschäft des Familienimperiums.

Merckle: Damals beobachtete ich vor allem die unternehmerische Seite meines Vaters. Eingebettet in die Familientradition von Großvater und Urgroßvater. Mit diesem Bild vor Augen übernahm ich meine erste Verantwortung als Geschäftsführer.

SPIEGEL: Kurz nachdem Sie 2005 die Führung der Ratiopharm-Gruppe übernommen hatten, wurde bekannt, dass der Konzern Ärzte und Apotheker geschmiert haben soll. Sie schmissen zwei Geschäftsführer raus und entschuldigten sich für den „systembedingten Sumpf“, den Sie vorgefunden hätten.

Merckle: Ich konnte solche Verhaltensweisen weder persönlich vertreten noch sah ich sie als Erfolgsfaktor an. So wollte ich Ratiopharm nicht führen, auch wenn die Konkurrenz vielleicht ähnlich verfuhr. Ich wollte den alten Verfehlungen klare Richtlinien entgegenstellen. Das war nicht leicht umzusetzen in einem Umfeld, das sich da gar keiner Schuld bewusst war …

SPIEGEL: … weil Ihr Vater dieses System mitinstalliert haben muss?

Merckle: Vielleicht bin ich einfach zu idealistisch in die Führung dieses Unternehmens gekommen. Aber ich wollte die Fehler wenigstens ändern. Das war mein Job …

SPIEGEL: … bis Ihr Vater Sie im März 2008 wieder aus der Führung drängte.

Merckle: Das war ein schleichender Prozess. Wenn ich nach außen meine Standpunkte erklärte, musste ich mir intern anhören: Wie kannst du nur … dann müssen wir uns ja auch noch daran halten! Mein Bruder Ludwig meinte, wenn ich was ändern wollte, würde ich ja zugleich der Familie vorwerfen, in der Vergangenheit Fehler gemacht zu haben. Ich argumentierte dagegen an, dass man ein System nicht heimlich ändern kann, nur weil man fürchtet, dabei irgendjemandem auf die Füße zu treten. Eigentlich dachte ich, mein Vater müsste stolz auf mich sein. War er aber nicht. Am Ende konnte und wollte ich nicht mehr mit ihm und er nicht mehr mit mir. Aber auch da wurde über vieles nie offen gesprochen. Es herrschte eine Kultur der Sprachlosigkeit.

SPIEGEL: Und Sie schwiegen mit?

Merckle: Ach, wissen Sie, es gab da auch absurde Momente. Nachdem ich bei Ratiopharm aufhören musste, hat mein siebenjähriger Sohn mal seinen Großvater gefragt: Hast du Papa jetzt nicht mehr lieb? Seine Antwort an den Enkel war, so was frage man nicht. Dabei sind das doch völlig normale, verständliche Fragen, habe ich gesagt. Aber auch das verstand er nicht. …’

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Väter wollen nicht die besseren Mütter sein …

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 29. März 2009

… sondern gleichberechtigte Partner, die alle anfallenden Aufgaben auf ihre Weise erledigen. Die Frage, ob sie dennoch die besseren Mütter sein können, hat zahlreiche Autoren und Autorinnen in den vergangenen 20 Jahren beschäftigt. Angeregt durch den Beitrag ‚ Väter-Kinder sind anders’ von Bettina Seipp in der heutigen Welt am Sonntag, habe ich mich auf Spurensuche begeben:

‚Studien haben ergeben, dass „vaterlos“ aufwachsende Jungen zum Beispiel zu „Persönlichkeitsstörungen“ neigen, dass sie ein „geringeres Vertrauen zu sich selbst und zu anderen“ haben und in ihrer „psychosozialen Entwicklung“ beeinträchtigt sind. Außerdem neigen sie „häufiger zu Regelverletzungen in der Schule“, besitzen ein „weniger differenziertes Urteilsvermögen“ und verhalten sich „aggressiver“ als Kinder, um die sich der Vater aktiv kümmert.

lothar_simmankHeute hat sich der Zeitgeist allerdings ganz neuen Parolen verschrieben. Da heißt es etwa: „Väter können gute Mütter sein“ oder sogar „bessere Mütter“. Immer lauter wird vor allem aber nicht nur von Feministinnen der „Rollentausch“, das Dasein des „Hausmannes“ propagiert. Dies sind hilflose Versuche, die Welt auf den Kopf zu stellen. Väter, die versuchen, „gute Mütter“ zu sein, sind keine guten Väter mehr.’

Diese Zeilen stehen in der gleichen Zeitung, allerdings schon im Dezember 1986. 1994 erscheint ein Buch von Lothar Simmank mit dem Titel ‚Väter sind die besseren Mütter’. Diese Überschrift, allerdings in Frageform, greift auch Rainer Stadler in seinem Beitrag für SZ Wissen auf, in dem er sich mit allein erziehenden Vätern beschäftigt.

‚Mindestens ein Vorteil der Väter hingegen ergibt sich nicht aus der Lebenssituation, sagt Warren Farrell, Psychologe und Männerrechtler aus San Diego: Sie zeterten vergleichsweise selten über die abwesende Mutter, wenn der Nachwuchs dabei ist. Eine Umfrage unter amerikanischen Kindern ergab, dass 54 % der allein erziehenden Mütter schlecht über den abwesenden Vater reden, aber nur 12 % der allein erziehenden Väter über die abwesenden Mütter.

Zudem sind Väter eher bereit, das Sorgerecht mit den Müttern zu teilen, was viele Psychologen sowieso für die am ehesten kindgerechte Lösung bei einer Scheidung halten.’

Warum Väter die besseren Mütter sind belegt Ralf69er in seinem Blog an einem Beispiel:

‚Stellen wir uns folgende Situation vor: Jeweils ein Vater und eine Mutter ziehen unter den gleichen Voraussetzungen ein Kind groß.Nach 3 Jahren ist das Kind ein glückliches, aufgewecktes, gesunden und durchweg fröhliches Kind.Nun fragt man beide Erzieher (also Vater und Mutter), ob alles in Ordnung ist:

Der Vater zeigt mit dem Finger auf sein Kind und sagt: “Das Kind ist glücklich, intelligent, der Arzt ist zufrieden, die Verwandtschaft ist zufrieden, ich bin zufrieden, das Kind ist fröhlich: PASST SCHON!‘

Die Mutter nimmt das Kind auf den Arm und sagt: “Heute Morgen hat es geweint als es hingefallen ist, dabei hab ich doch extra gesagt, dass es nicht so schlimm ist und es getröstet …

bessere_muetterDie ultimative Antwort auf die Frage gibt es aber bei Yahoo. Dort gehört die Frage: ‚Sind Väter manchmal die besseren Mütter?’ zu den gelösten Fragen. Die bevorzugte Antwort lautet: ‚Es gibt „gute“ Väter und es gibt „gute“ Mütter … wie umgekehrt … was ja auch relativ ist …’

Und was sagt der Fachmann dazu? Der Väterforscher Fthenakis glaubt, dass Väter das Selbstwertgefühl der Sprösslinge positiv beeinflussen, sie seien für ‚die psychosoziale und intellektuelle Entwicklung des Kindes eine unverzichtbare Ressource‘. Denn: ‚Vaterschaft ist keine Kopie der Mutterschaft.‘

So ist es!

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Weichflöten bei Wickelpedia

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 21. März 2009

Pünktlich zum Erscheinungstermin seines Buchs ‚Wickelpedia – Alles, was man(n) übers Vaterwerden wissen muss’ bekommt Constantin Gilles in der Süddeutschen Gelegenheit, seine Ansichten über Väter und Männer zu äußern und sich entgegen der Ankündigung nicht als moderner, sondern als suchender Mann, zwischen Modernität und Konservativismus oszillierend, zu präsentieren.

Der freie Wirtschaftsjournalist Constantin Gillies hat zwei kleine Kinder und arbeitet Teilzeit.

sueddeutsche.de: Männer, die in ihrer Vaterrolle aufgehen, bezeichnen Sie als „Warmduscher“ oder „Weichflöten“. Warum sind Sie so gemein?

Gillies: (lacht) Ich glaube, dass manche Leute ihrem eigenen Gesinnungsterrorismus erliegen. Selbst bei Nieselregen sind sie auf dem Spielplatz, füllen das Sandförmchen 30, 40 Mal. Wenn die mir nachher sagen: „Das Schönste was es gibt, ist, Zeit mit meinem Kind zu verbringen“, denke ich mir: Das glaubt Ihr doch selbst nicht! Vielleicht mangelt es mir ja auch an Phantasie, aber ich finde, hier wäre mehr Realismus angebracht.

sueddeutsche.de: Beschreiben Sie doch mal den Unterschied zwischen dem konventionellen und dem „neuen“ Typ Vater.

Gillies: Der „alte“ Typ Vater lernte sein Kind vor der Pubertät kaum kennen, weil er den ganzen Tag arbeitete. Früher hatte er, wenn überhaupt, eine Nebenrolle. Inzwischen will er eine Hauptrolle spielen und ein bisschen mehr mitmachen, bei allem. … Dass der Vater die Zeit zwangsweise im ersten Lebensjahr beim Kind sein muss, halte ich für Quatsch. Das ist genau die Zeit, in der das Kind mit dem Vater überhaupt nichts anfangen kann.

sueddeutsche.de: Reden wir doch mal davon, was die Väter eigentlich wollen.

Gillies: Ich glaube, die Väter sind geprägt von einem diffusen Gefühl. Die Zahl der Väter, die wirklich nur noch Teilzeit arbeiten wollen, ist verschwindend gering, weil sie insgeheim ahnen, dass das eine Menge Arbeit nach sich zieht.

sueddeutsche.de: Was ist Ihrer Meinung nach die größte Angst der Männer in Bezug auf ihre Vaterrolle?

Gillies: Dass sie aufgerieben werden zwischen der Aufgabe als Hauptverdiener und als Bezugsperson. Die Theorie von der Work-Life-Balance funktioniert einfach nicht, und selbst wenn es einem gelingt, bleibt es wahnsinnig anstrengend.

sueddeutsche.de: Haben Väter wirklich so wenig zu lachen mit ihren Kindern?

Gillies: Ganz ehrlich: Erst mit zwei Jahren fing es für mich an, lustig zu werden. Vorher war das richtig harte Arbeit, und die hat zu 95 Prozent des Tages keinen Spaß gemacht. Väter wären besser bedient, wenn sie ihre Kinder im Alter von zwei bis drei Jahren betreuen würden, da hätten alle was davon. Davor interessieren sich die Kleinen nur für Wesen mit Brüsten.

sueddeutsche.de: Sie sprechen von „Spaß“ – die Mütter können sich den Luxus nicht leisten, zu sagen: keine Lust auf Säuglingspflege.

Gillies: Sie tun sich dafür auch wesentlich leichter. Es ist nunmal so, dass sich ein Mann an seine neue Rolle erst einmal gewöhnen muss. Ein Tag mit dem Kind ist für uns extrem schwierig, weil wir bei Null anfangen. Die meisten Mütter beherrschen das von Natur aus.

Ich denke, dass ist nicht der einzige Punkt an dem Herr Gilles irrt, aber es ehrt ihn, dass er seine Erfahrungen und Ansichten ehrlich aufgeschrieben hat und öffentlich vertritt.

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Der Vater als Vorbild verschwindet

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. März 2009

Was erwarten Jungen vom Leben? Arbeit und Selbstverwirklichung sind nicht ihre wichtigsten Ziele. Sie wollen eine Familie gründen, in der es emotional und materiell keinen Grund zur Sorge gibt. Das zeigt eine 2009 veröffentlichte Studie, die sich ganz den jungen Vertretern des männlichen Geschlechts widmet.

Obwohl die Familie zentral ist, hat der Vater als Vorbild aber fast ausgedient. Noch 1995 bezeichneten 35 % der Jungen den eigenen Vater als Vorbild. Zehn Jahre später sind es nur noch 16 %. Der Verlust der Vorbildfunktion trifft aber nicht nur die Väter: Auch Sportler und Filmhelden beeindrucken Jungen nicht mehr so wie früher. Aber Sportler sind immerhin noch für 28 % ein Vorbild. Väter dagegen nur für 16 %, Musiker für 14, Computerexperten für 7, Filmhelden und „extreme Typen“ gleichauf für 5 %.

Vorbilder müssen es besser können

Das von Vätern vorgelebte Verhalten ist also nur noch für eine kleine Gruppe von Jungen attraktiv. Wie muss ein Mensch aber sein, um für Jugendliche als Vorbild zu gelten? In erster Linie kompetent. Als „Grund für das Vorbild“ gaben 25 % der Burschen an, es „kann viele Dinge besser als ich“. Sie finden Vorbilder auch gut, wenn sie viel wissen (10 %). Beliebtheit spielt eine geringere Rolle, ebenso das „coole Aussehen“ oder „wird bewundert“. Kompetenzen sind eben besser als Angeberei.

Hier hat sich offenbar die Einstellung der Jungen verändert: Während in eine Studie aus dem Jahr 1998 noch Beliebtheit und „gute Sprüche“ die wichtigsten Kriterien für ein Vorbild waren, müssen diese heute etwas können und viel wissen.

„Jungen – Sorgenkinder oder Sieger?“

Für die Studie „Jungen – Sorgenkinder oder Sieger?“ wurden 1635 Jungen im Alter von 14 bis 16 Jahren befragt. Die Themen der Studie sind breit gefächert: Von Freizeitbeschäftigungen bis Körpergefühl und Gewaltbereitschaft wurde das Selbstverständnis der Jugendlichen Untersucht. Dem Bild von Jungen als Problemkindern widerspricht eine positive Lebenseinstellung. Die meisten der 1635 befragten Jungen gaben an, gut gelaunt und zufrieden zu sein. Sie sind überzeugt von sich und glauben, ihre Ziele im Leben erreichen zu können.

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‚Ruckzuck steckt man im Schlamassel’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 23. Februar 2009

Im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt äußert sich Lisa Ortgies, Fernsehmoderatorin über neue Väter und ihre persönlichen Erfahrungen.

‚… Abendblatt: Hat es die heutige Frauengeneration denn nicht leichter?

Ortgies: Die Einstellungen verändern sich leider nicht so schnell wie die gesetzlichen Bedingungen. Wir haben eine Familienministerin, die unglaubliche, schnelle Fortschritte realisiert hat. Dabei wird aber vergessen, dass die versprochenen Krippenplätze im Moment nur auf dem Plan stehen, dass wir in einer Interimszeit leben, die besonders anstrengend ist. … Der neue Vater wird ausgerufen, tatsächlich aber zeigen Umfragen wie die Bertelsmann-Studie, dass die meisten sich nach wie vor als Alleinverdiener sehen. Andererseits finden die Männer, die jetzt Elternzeit wollen, fast luxuriöse Bedingungen vor. Gleichstellung wäre aber fifty-fifty, nicht zwei Monate und zehn Monate.

Abendblatt: Wie haben Sie das geregelt?

Ortgies: Indem wir uns abgewechselt haben. Mein Mann ist fest angestellter Unternehmensberater, er hat bei beiden Kindern mehr als zwei Monate Elternzeit genommen und in der „Emma“-Zeit war er in Teilzeit.

Abendblatt: Haben Sie ihn dazu überreden müssen?

Ortgies: (lacht) Nein, meiner hat sich das Etikett „neuer Vater“ wirklich verdient. Aber dahinter steht auch eine erprobte Verhandlungs- und Streitkultur. Wenn man ständig um Lebenspläne verhandelt und aufpassen muss, dass beide am Ball bleiben mit ihren beruflichen Plänen – dann ist das im Alltag sehr anstrengend. Aber es gibt in meinen Augen keine Alternative. Und unabhängig von meinem Beispiel gibt das neue Unterhaltsrecht ja die Richtung vor: Eine Frau, die sich von einem Hauptverdiener abhängig macht und beruflich zurücksteckt, geht ein enormes Risiko ein. …’

Ich denke, die Väter, die den Allein Ernährer abgeben und familiär zurückstecken, gehen ebenfalls ein hohes Risiko ein: sie sind in ihren Möglichkeiten eingeschränkt und ein Scheitern der Partnerschaft ist wahrscheinlicher als bei einer beide Seiten zufriedenstellenden Aufteilung der anfallenden Arbeiten und Aufgaben.

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Gute Nachrichten und statistische ‚Tricks’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 19. Februar 2009

‚Immer noch gibt es Genörgel’, schreibt Susanne Gaschke auf der Titelseite der aktuellen Zeit, ‚zwei kümmerliche Monate seien kein richtiges Engagement. Abwarten! 73 Prozent der 15- bis 42-jährigen Männer wünschen sich laut Allensbach-Familienmonitor 2008 eine Ausweitung der Vätermonate. Mehr kinderlose Männer als je zuvor würden gern eine Familie gründen. Zwei Drittel der Bevölkerung beobachten in ihrem privaten Umfeld ein verändertes Fürsorgeverhalten moderner Väter – und fast ebenso viele finden das gut. Wenn irgendwo in dieser Gesellschaft etwas gewaltig in Bewegung ist, dann bei den Vätern.’

Damit zielt sie wohl auch auf einen Beitrag von Wolfgang Michal im Blog Carta. Dort versucht er unter der Überschrift „‚Babyboom’ & ‚Neue Väter’ – Die statistischen Tricks der Ursula von der Leyen“ die Erfolge der Familienpolitik als Klamotte aus der Trickkiste zu entlarven und die neuen Väter als ‚Nullnummer’ darzustellen. Dass er dabei genau den Äpfel – Möhren Vergleich anstellt, den er wenige Zeilen zuvor der Ministerin unterstellt hat, stört ihn dabei überhaupt nicht.

Einer Statistik, die man selber ‚gefälscht’ hat, kann Mann ja trauen. Mir gefällt da die Haltung der Rheinischen Post aus Düsseldorf besser, die sich vor drei Wochen vorgenommen hat, jeden Tag eine gute Nachricht auf der Titelseite zu veröffentlichen. Vor einigen Tagen ging es um die Väter.

‚Für die neue Väterrolle gibt es mittlerweile auch prominente Vorbilder: Der vielbeschäftigte WDR Wissenschaftsmoderator Ranga Yogeshwar hatte im vergangenen Frühjahr Teilzeit eingereicht. „Ich hatte von vielen älteren Menschen gehört, dass sie sich mehr Zeit für Kinder nehmen würden, wenn sie noch mal von vorne anfangen könnten. Ich wollte nicht, das mir dies auch passiert. Meine Generation hat die Chance, die ewige Diskrepanz zwischen Beruf und Privatsphäre aufzulösen. Nur wenn möglichst viele Väter auch Zeit für die Kinder einplanen, können wir der Familie den Raum geben, den sie braucht.“

‚Die Erkenntnis, dass auch Männer für ihre Familie Zeit brauchen, wird sich in der Welt der Wirtschaft umso zuverlässiger durchsetzen, je öfter sie sich diese Zeit nehmen’, bestätigt auch Gaschke.

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