Erstellt von Hans-Georg Nelles am 23. August 2012
Nach einem Gesetzesentwurf sollen nichtverheiratete Väter demnächst leichter das Sorgerecht für ihr Kind bekommen. Doch die geplante Neuregelung hat viele Kritiker.
Ein Beitrag der ARD Sendung plusminus.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 18. August 2012
Gehen Paare auseinander, geraten häufig auch ihre Kinder in eine schwierige Situation. Für Marie Theres Kroetz Relin und Franz Xaver Kroetz wurde die Betreuung der drei gemeinsamen Kinder zunächst zum Streitpunkt, als sie sich nach 14 Jahren Ehe scheiden ließen. „Wir haben’s dann trotzdem gut hingekriegt“, sagt Marie Theres rückblickend.
Für Katrin und Sascha dagegen gab es nach der Trennung von Anfang an keine größeren Schwierigkeiten. Die beiden haben geschafft, was nur wenigen Eltern gelingt: Sie begegnen sich mit Respekt und kümmern sich abwechselnd im festgelegten Rhythmus um die beiden gemeinsamen Töchter. Bei ML mona lisa berichten die Eltern am Samstag, den 18.08.2012 um 18.00 Uhr im ZDF von ihren persönlichen Erfahrungen.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 23. Juni 2012
In Großbritannien gibt es im Rahmen der derzeitig laufenden Neuformulierung der Familienpolitik eine 95 prozentige Übereinstimmung darüber, dass das Sorgerecht im Falle einer Scheidung oder einer Trennung gleichmäßig auf Väter und Mütter aufgeteilt werden sollte. Dies hat eine Umfrage von YouGov ergeben.
- 84% sind der Überzeugung, dass beide Elternteile gleiche Rechte bei der Sorge für ihre Kinder haben sollten
- Lediglich 9% meinen, dass die Mutter mehr Rechte bei der Sorge ihrer Kinder haben sollte und
- nur 2% denken, der Vater sollte mehr Rechte haben.
Die Rechte des Kindes, den Kontakt zu beiden Eltern nach einer Trennung oder Scheidung aufrecht zu halten, sind mit den Regierungsvorschlägen zur Ergänzung des Children Act 1989 gestärkt worden. Alle Änderungen unterstützen die Familiengerichte in England und Wales bei der Ansicht, dass dem Kindeswohl am besten gedient ist wenn es in regelmäßigen Kontakt mit beiden Eltern verbleibt
Die neue Politik zielt auf die Quelle des Konflikts, der immer dann erwächst, wenn die Kinder, die in die Obhut der Mutter gegeben werden, daran gehindert werden, ihre Väter zu sehen. Es gibt in der britischen Öffentlichkeit eine überwältigende Unterstützung dafür, dass beide, Mutter und Vater die Verantwortung für die Erziehung der Kinder teilen müssen, mehr als 80 % sind der Überzeugung, dass Väter im Leben der Kinder unabdingbar sind
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 11. Juni 2012
Jesper Juul im Gespräch mit Victoria Schneider vom Kölner Stadt Anzeiger über Schieflagen nach Trennungen und Väter die Unternehmenskulturen verändern.
‚… Oft genug entsteht aber auch eine Art Schieflage, Mutter und Kind gegen Vater und umgekehrt.
JUUL Das ist natürlich furchtbar. Viele Eltern sind ja super-super-super-egoistisch, wenn es zur Trennung oder zur Scheidung kommt. Da spielt natürlich das Geld auch eine Rolle.
Und man will sein Kind behalten. Meistens geht das zugunsten der Mutter aus, ändert sich das vielleicht in Zukunft?
JUUL Ja, mehr und mehr Väter übernehmen Verantwortung. Das gilt auch für das Zusammenwohnen. Wenn ein Vater immer alles seiner Frau überlässt und nur Polizist spielt, dann hat er möglicherweise gesetzlich das Recht, seine Kinder zu sehen. Aber er hat sich nicht als Vater qualifiziert. Und das erleben viele dieser Wochenend-Väter. Sie fühlen sich nicht wohl mit ihren Kindern. Man kann nur so und so oft in den Zoologischen Garten gehen oder dieselben Disneyfilme ansehen. Und dann? Was macht man? Viele Väter sind in der Praxis unfähig. Die haben das Potenzial zur Erziehung, aber sie haben das nie gemacht. Und dann stehen natürlich die Frauen da und sagen: Okay, ich habe mit dem 15 Jahre zusammengelebt und ich war immer eine alleinerziehende Mutter. Er hat das Geld verdient und alles, aber natürlich gehören die Kinder mir. Weil er keine Qualifikationen hat. Unsere Gesellschaft ist außerdem sehr maskulin geprägt. Nur nicht dann, wenn es dazu kommt, dass Väter eigentlich fünfzig Prozent der Familien haben sollten. Ich glaube, dafür müssen die Männer sich qualifizieren.
Zeit für einen Rollentausch?
JUUL Ich war gerade in Schweden, da ist mein „Mann und Vater“ Buch herausgekommen. Die Schweden sind anderen Ländern da Jahre voraus. Dort gibt es diese Väter schon seit Jahren mit großer Selbstverständlichkeit. Damit ändert sich auch die Kultur in Unternehmen. Wir bekommen Führungskräfte, die ein halbes oder sogar ein ganzes Jahr mit dem Kind zu Hause waren. Sie haben feminine Werte. Denn diese Männer sagen: „Jetzt habe ich etwas über Menschen gelernt, jetzt weiß ich viel mehr über das Leben.“ Und ich habe mit ein paar Unternehmensberatern in Stockholm geredet, die sagten, sie sehen, dass die Stimmung in Sitzungen ganz anders sei. Die Top-Manager sind plötzlich auch Väter, das ist gut.’
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 9. Juni 2012
Die Verantwortung beider Elternteile für ein Kind auch nach einer Scheidung hat der Katholische Familienverband Österreich (KFÖ) am Montag betont. „Das Wohl des Kindes schließt das Recht des Kindes auf beide Elternteile ein“, appellierte Präsident Alfred Trendl. So müsse auch bei der geplanten Gesetzesnovelle zum Thema Obsorge und Besuchsrecht „dem Kindeswohl zentrales Augenmerk geschenkt“ und eine „Doppelresidenz rechtlich ermöglicht“ werden.
„Doppelresidenz“ bedeute, dass Kinder nach einer Scheidung im annähernd gleichen zeitlichen Ausmaß bei den Vätern und Müttern wohnen, so Trendl. Dies sei nach derzeitiger Gesetzeslage nicht möglich: Es muss bei einer Scheidung der Wohnsitz für den Nachwuchs festgelegt werden.
Eine Änderung dieser Regel wäre eine „Win-Win-Situation für beide Elternteile“, weil auch der zweite intensiver in die Kinderziehung eingebunden und der erste stärker entlastet wäre, so Trendl. Außerdem sinke das Risiko einer Entfremdung des Kindes vom getrennt lebenden Elternteil.
„Statistik Austria“ hat am Montag die Scheidungszahlen für das Jahr 2011 veröffentlicht. Große Unterschiede zum Vergleichsjahr 2010 gab es nicht. Demnach wurden 2011 genau 17.295 Ehen rechtskräftig geschieden, das sind um 147 (0,8 %) weniger als 2010. Die sogenannte „Gesamtscheidungsrate“ – laut „Statistik Austria“ die „Wahrscheinlichkeit, mit der jetzt geschlossene Ehen bei unverändertem Scheidungsverhalten durch eine Scheidung enden werden“ – blieb 2011 mit 43,02 % auf dem Niveau von 2010.
Insgesamt 19.451 Kinder – davon 13.347 minderjährig – waren von den Scheidungen ihrer Eltern betroffen. Am häufigsten betroffen waren Sprösslinge im Volksschulalter (3.368) und 14- bis 18-Jährige (3.369). Die durchschnittliche Kinderzahl pro geschiedene Ehe lag damit bei 1,12. Die mittlere Dauer der 2011 geschiedenen Ehen war mit 10,7 Jahren um zwei Monate länger als 2010. Innerhalb des ersten Ehejahres wurden 1,6 % geschieden.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 17. Mai 2012
Der Männerkongress 2012 will die in den Wissenschaften bislang vernachlässigten Folgen von Trennung und Scheidung für Männer und Kinder – insbesondere aus Sicht der betroffenen Väter und Jungen – in den Vordergrund rücken. Beziehungen sind für alle Menschen von grundlegender Bedeutung.
Der Qualität des Miteinanders von Männern und Frauen wie auch von Eltern und ihren Kindern kommt eine herausragende Bedeutung zu. Sie beeinflusst persönliche Gesundheit und Lebensqualität sowie auch das gesellschaftliche Klima. Trennungen und Abschiede sind einerseits unvermeidliche biografische Wendepunkte, sie können insofern auch notwendige Reifungsschritte markieren.
Werden Beziehungen jedoch unter konflikthaften oder sogar traumatischen Bedingungen getrennt, führt das für alle Beteiligten häufig zu leidvollen Erschütterungen ihres Lebensgefüges. Die Folgen können schwerwiegend und langfristig sein, besonders wenn keine präventiven oder andere professionellen Hilfen zur Verfügung stehen. Einfache oder gar einseitige Täter-Opfer-Zuschreibungen verstellen dabei den Blick auf die komplexen emotionalen und gesellschaftlichen Problemlagen, mit denen auch Väter und Jungen umgehen müssen.
Der zweite Männerkongress 2012 an der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf bringt Wissenschaftler und Fachreferenten zusammen, die das Thema der Elterntrennung mit seinen vielfältigen Facetten und Folgen auch für die betroffenen Kinder aus historischer, psychoanalytischer, soziologischer, medizinischer und juristischer Sicht darstellen werden.
Informationen zum Programm des Kongresses, der am 21. Und 22. September stattfindet sowie eine Anmeldemöglichkeit gibt es hier.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 9. Mai 2012
Bundeskanzlerin Angela Merkel, Schirmherrin des sozialen Businessplan-Wettbewerbs startsocial, hatte im April zur Preisverleihung an die überzeugendsten Wettbewerbsprojekte in das Bundeskanzleramt eingeladen. Ziel des bundesweiten Wettbewerbs startsocial ist es, soziale Ideen und Projekte mit dem wirtschaftlichen Know-how freiwillig engagierter Experten zu unterstützen und so das zivilgesellschaftliche Engagement in Deutschland nachhaltig zu fördern. „mein papa kommt“ und sechs Bundessieger erhielten jeweils ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro.
Rose Volz-Schmidt, Initiatorin und Geschäftsführerin der wellcome gGmbH: „Familie – so die gängige Meinung in Deutschland – ist Privatsache. Wie schön, dass der Preisträger „mein papa kommt“ eine komplett andere Vision unserer Gesellschaft vorlebt. Sie haben ein Herz für „Familien mit zwei Elternhäusern“, wie Sie sie nennen. Sie übernehmen mit einem innovativen, mutigen und sehr pragmatischen Projekt Verantwortung für Familien in Turbulenzen nach einer Trennung oder Scheidung und helfen vor allem den Kindern damit.“
Das Projekt „mein papa kommt“ vermittelt seit 2009 bundesweit Gastgeber, die kostenfreie Übernachtungszimmer für Väter oder Mütter anbieten, deren Kinder nach der Trennung der Eltern in einer anderen Stadt leben. Das Projekt stärkt alleinlebende Väter und Mütter in ihrer Elternschaft und fördert den Bindungsaufbau zum besuchten Kind oder Jugendlichen. Es senkt die Besuchsschwelle und mindert das Armutsrisiko bei alleinlebenden Vätern und Müttern, da diese finanziell entlastet werden.
Das Angebot von „mein papa kommt“ wurde über die Vermittlung kostenfreier Übernachtungsplätze hinaus um das Konzept „SpielRaum für Familien mit zwei Elternhäusern“ für besuchende Eltern und ihre Kinder erweitert. Bundesweit haben sich bisher 310 Gastgeber und 117 Eltern registriert. Wöchentlich erreichen die Initiatorin neue Anfragen. Selbst aus dem Ausland werden Eltern an Gastgeber vermittelt, um ihre Kinder in Deutschland zu besuchen.
Ergänzend bietet das Projekt Zugänge zu Angeboten der familienbezogenen Erwachsenenbildung, der schulischen Elternarbeit sowie der Begleitung von Lebensübergängen. Rose Volz-Schmidt: „Das macht Mut, gibt Gelassenheit und damit die notwendige Energie, um das zu bleiben, was man ist: Ein Elternteil, der für sein Kind da sein möchte.“
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 14. April 2012
Bei Trennung und Scheidung verlieren Männer nicht nur die Partnerin, sondern in den meisten Fällen wird sich auch ihr Lebenszusammenhang mit den Kindern drastisch verändern. Die Umstellung zum „14-Tage-Pappi“ ist nicht leicht, zumal der getrennte Vater neben der Erwerbsarbeit zumeist auch ein neues Zuhause aufbauen muss.
Da Männer mit der Partnerschaft meist auch die Beziehung zu den gemeinsamen Freunden verlieren, sind sie in dieser Krisenzeit häufig sehr einsam und stehen den Veränderungen zumeist hilflos gegenüber. Für solche Getrennten Väter wird eine Betroffenengruppe angeboten. Ralph, einer der drei Moderatoren, spricht aus eigener Erfahrung: „Getreu dem Motto ‚Geteiltes Leid ist halbes Leid‘ ist diese Selbsthilfegruppe eine erste Anlaufstelle und bietet jedem Mann die Möglichkeit, mit verständnisvollen Zuhörern offen reden zu können.“
Die Selbsthilfegruppe für Getrennte Väter trifft sich ab dem 19.4.2012 alle vierzehn Tage donnerstags in den geraden Kalenderwochen von 19.30 bis 21.30 Uhr im Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Nordallee 9, in Trier. (Weitere Termine: 3.5.2012, 17.5.2012, 31.5.2012, 14.6.2012, 28.6.2012)
- In den Treffen sollen folgende Themen angesprochen werden:
- Welche positiven Perspektiven entwickeln wir in der veränderten Situation?
- Wie den Trennungsschmerz verarbeiten und mit dem Kind/den Kindern wieder freudig umgehen? Wie den Umgang mit bedrohlichen Terminen, Briefen, Anrufen, Regelungen meistern?
- Ist eine einvernehmliche Scheidung, eine Mediation möglich?
- Besuchsrecht und Besuchszeiten; wie ausgewogene Umgangszeiten erreichen?
Die Teilnahme ist kostenlos. Jeder Betroffene ist herzlich und ohne Voranmeldung willkommen.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 8. April 2012
Die Wiener Psychotherapeutin Martina Leibovici-Mühlberger erläutert im Interview mit der Kleine Zeitung, warum Kinder die ersten Opfer im Scheidungskrieg der Eltern sind.
‚… nach Trennungen [spielen sich häufig] Dramen ab. Steht in solchen Fällen tatsächlich noch die Liebe zum Kind im Vordergrund?
MARTINA LEIBOVICI-MÜHLBERGER: Die Liebe zum Kind ist ein Thema, das in der ganzen Obsorgestreitigkeit zu kurz kommt. Das viel zitierte Kindeswohl schaut sich nämlich keiner aus dem Auge des Kindes an. Man hat vielmehr das Gefühl, das Kind degeneriert im Konflikt der Eltern zum Objekt, über das gestritten wird. Sehr häufig sind diese Obsorgestreitigkeiten also Stellvertreterkonflikte, in denen es eigentlich um Macht geht. Das Kind wird zum Symbol, wie man Macht ausüben kann über den anderen Elternteil. Das eigentliche Problem dahinter ist, dass der Paarkonflikt von der elterlichen Verantwortung nicht sauber getrennt wird.
Kommt es häufig vor, dass getrennte Eltern die Dinge derart aus dem Ruder laufen lassen?
LEIBOVICI-MÜHLBERGER: Das kommt schon vor. Es eskaliert natürlich jetzt auch häufiger als vor einer oder zwei Generationen, weil sich das Rollenverständnis verändert hat. Mit einem Rollenverständnis, das der Frau und Mutter die Sorge ums Kind und die Betreuung zuordnet, ist natürlich im Scheidungsfall auch die Rolle weitergeschrieben. Im Sinne von: Der Vater ist ein Zahlvater – oder ein Rauszahlvater – und die Mutter ist mit der Versorgung des Kindes weiterbeschäftigt.
Es handelt sich also um ein gesellschaftliches Problem?
LEIBOVICI-MÜHLBERGER: Wir haben viel getan, um eine neue Väterlichkeit und männliche Identität zu propagieren und dem Kind die frühe Beziehung zu beiden Elternteilen zu ermöglichen. Und wir haben die Männer stark unter Druck gesetzt, sich dem neuen Rollenmodell anzupassen. Das geht so lange gut, wie die Familie und Paarbeziehung intakt ist. Ist das nicht mehr so, werden diese Väter oft entsorgt. Ich habe in der Praxis eine Reihe von wirklich gebrochenen Männern gesehen. …‘
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 30. März 2012
Kinder dürfen vom Staat nicht bestraft werden. Das Strafrecht lässt sie in Ruhe bis sie 14 Jahre alt sind, so steht es im Gesetz. Die Realität sieht aber anders aus: Das Strafrecht sperrt sie zwar nicht ein, aber Kinder und Jugendliche sind, wenn Vater oder Mutter inhaftiert werden, mitbestrafte Dritte.
Eine Lobby haben diese Kinder nicht. Im Vollzugsalltag kommen sie allenfalls in den kärglichen Besuchsstunden vor: Statt eine Stunde im Monat, das ist der gesetzliche Mindestanspruch, gewähren die meisten Haftanstalten, um den Kontakt zur Familie zu erleichtern, eine Stunde in der Woche – unter Aufsicht. Eine psychosoziale Betreuung der Kinder von Gefangenen durch den Strafvollzug existiert nicht. Ob sich Jugendämter oder Schulpsychologen um sie kümmern, bleibt dem Zufall überlassen. Die Fachzeitschrift Forum Strafvollzug hat dem Thema ihre aktuelle Ausgabe gewidmet.
Und so sieht der Alltag aus: Gegen eine Beschuldigte wird ein Haftbefehl erlassen. Die Polizei nimmt die alleinerziehende Mutter am Vormittag fest. Als ihr Sohn von der Schule kommt, erzählt ihm die Oma, was passiert ist. Erst nach Tagen darf er die Mutter besuchen. Er ist schockiert: „Mama, wo ist dein Bett?“ Er weiß nicht, wann sie wieder zu Hause sein wird; sie kann es ihm auch nicht sagen.
In der Regel sind allerdings nicht Mütter, sondern Väter eingesperrt: 95 % der Strafgefangenen in Deutschland sind Männer. Es gibt keine Statistiken darüber, wie viele davon Kinder haben; nach Schätzungen sind es zwei Drittel. Das bedeutet: In Deutschland sind 20.000 Familien mit Kindern und Jugendlichen davon betroffen, dass ihr Vater im Knast sitzt.
Die verbleibenden Familienmitglieder geraten in einen „desorganisierten Zustand“. Fast die Hälfte der Mütter, so das Forum Strafvollzug, versucht dann, die Kinder zu täuschen: Sie erzählen, der Vater sei „auf Montage“, „im Krankenhaus“ oder „auf Kur“. Der Zeitpunkt der Rückkehr wird dann immer weiter hinausgeschoben. Die Kinder zweifeln an der Zuverlässigkeit des Vaters, viele werden psychisch auffällig.
Vereinzelt gibt es aber ermutigende Projekte: In der Justizvollzugsanstalt Leipzig haben inhaftierte Väter zusammen mit Mitarbeitern des Psychologischen Dienstes das Kinderbuch »Wir treffen uns im Traum – Eine Geschichte über Papa im Gefängnis« entwickelt. Es handelt in Bildern und Texten von dem kleinen Mädchen Alessa, dessen Vater ins Gefängnis muss.
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