… aktuelle Informationen und Termine zur
Arbeit mit Vätern
Das neue Jahr ist schon fast drei Monate alt,
Ostern und die Zeitumstellung stehen an und die freien Tage können Sie
hoffentlich zum Durchatmen nutzen.
Dass dies dringend notwendig ist, zeigt eine
Umfrage im Auftrag der KKH Kaufmännische Krankenkasse. Demnach fühlen sich
aktuell 62 Prozent der Eltern mit minderjährigen Kindern häufig oder sogar sehr
häufig gestresst. Genau zwei Drittel sagen darüber hinaus, der Stress habe in
den vergangenen ein bis zwei Jahren zugenommen.
Eine weitere Folge dieser Entwicklung ist, dass die Geburtenrate von 1,57
Kindern pro Frau im Jahr 2021 auf rund 1,36 im Herbst 2023 gefallen ist. Auch
diese Entwicklung wird mit der Fülle an Krisen und der damit einhergehenden
Verunsicherungen erklärt.
Mit Blick auf Väter beunruhigt uns eine weitere Krise besonders: Im Januar
berichtete die Financial Times, dass Männer zunehmend konservativer wählen. Sie
erleben die Fortschritte in Sachen Geschlechtergerechtigkeit nicht als Chance
und Gewinn für sich, sondern offensichtlich zunehmend als Bedrohung. Dies war
für uns Anlass in der gerade abgeschlossenen Kurzbefragung nach Hintergründen
zu fragen.
Väterperspektiven
auf Gleichstellung und Familienpolitik
Beim
nächsten Werkstattgespräch am 11. April, um 15:30 Uhr, werden die Ergebnisse
der Kurzbefragung zu dem Blick von Vätern auf Gleichstellungs- und
Familienpolitik vorstellen.
Der Vorsitzende der LAG-Väterarbeit Hans-Georg Nelles wird gemeinsam mit
Dietmar Fleischer, der im Gleichstellungsbüro der Stadt Essen die Männer- und
Väterbelange vertritt, diese in aktuelle politische Auseinandersetzungen wie
zum Beispiel die ‚Vaterschaftsfreistellung‘ aka Familienstartzeit aber auch in
die Diskussionen um Unterhalts- und Kindschaftsrecht einordnen.
Dabei werden auch andere aktuelle Befragungen wie die von Plan International aus dem Sommer 2023 und Studien wie die vom Bundesforum Männer einbezogen.
Bitte merken Sie den Termin vor oder melden sich jetzt schon hier an.
Familienstartzeit
Die politische Diskussion um die
‚Vaterschaftsfreistellung‘ entwickelt sich zu einer unendlichen Geschichte. Der
Referentenentwurf befindet sich seit über einem Jahr in der Ressortabstimmung.
Um so mehr freuen wir uns darüber, dass Unternehmen von sich aus die Initiative
ergreifen und ihren Beschäftigten diese wichtige Zeit mit den Kindern
ermöglichen.
Gerade hat die Funke Medien Gruppe angekündigt, allen Partner*innen von Müttern
innerhalb der ersten 6 Wochen nach der Geburt 10 Tage Familienstartzeit zu bezahlen.
Zu Beginn des Jahres war Henkel mit dem Angebot von acht Wochen bezahlter
Freistellung ‚vorgeprescht‘. Bei der Lokalzeit des WDR am 25. Januar konnten wir die positiven Wirkungen dieses
Vorhabens erläutern.
Kinder, die
in ihrer Kindheit und Jugend aktive und engagierte Väter haben, profitieren in
ihrem weiteren Leben davon. Das Fatherhood Project, ein gemeinnütziges
Väterprogramm in den Vereinigten Staaten, das die Gesundheit und das
Wohlergehen von Kindern und Familien verbessern will, hat die Auswirkungen des
väterlichen Engagements in den verschiedenen Entwicklungsphasen der Kindheit
untersucht.
Das sind die10
wichtigsten Fakten, die im Rahmen der Forschungsarbeiten über väterliches
Engagement zusammengetragen wurden:
Väter
und Kleinkinder können eine ebenso enge Bindung eingehen wie Mütter und
Kleinkinder. Wenn beide Elternteile mit dem Kind zu tun haben, sind Säuglinge
von Anfang an an beide Elternteile gebunden.
Die
Einbindung des Vaters hat positive Auswirkungen auf die Gesundheit des Kindes,
wie z. B. einer besseren Gewichtszunahme bei Frühgeborenen und einer höheren
Stillrate.
Die
Einbeziehung des Vaters durch eine autoritative Erziehung (liebevoll und mit
klaren Grenzen und Erwartungen) führt zu besseren emotionalen, akademischen,
sozialen und verhaltensbezogenen Ergebnissen bei den Kindern.
Kinder,
die eine enge Beziehung zu ihrem Vater haben, gehen mit doppelt so hoher
Wahrscheinlichkeit aufs College oder finden nach der Highschool einen festen
Arbeitsplatz, haben eine um 75 % geringere Wahrscheinlichkeit einer
Teenagergeburt, eine um 80 % geringere Wahrscheinlichkeit, ins Gefängnis zu
kommen, und eine um die Hälfte geringere Wahrscheinlichkeit, an
Depressionssymptomen zu leiden, als Kinder, die dies nicht haben.
Väter
spielen eine entscheidende Rolle in der kindlichen Entwicklung. Die Abwesenheit
des Vaters wirkt sich negativ auf die Entwicklung vom frühen Säuglingsalter
über die Kindheit bis ins Erwachsenenalter aus. Der psychologische Schaden, der
durch die Abwesenheit des Vaters in der Kindheit entsteht, bleibt ein Leben
lang bestehen.
Die
Qualität der Vater-Kind-Beziehung ist wichtiger als die Anzahl der gemeinsam
verbrachten Stunden. Auch getrennt erziehende Väter können sich positiv auf das
soziale und emotionale Wohlbefinden der Kinder sowie auf die schulischen
Leistungen und die Verhaltensanpassung auswirken.
Ein
hohes Maß an väterlichem Engagement ist mit einem höheren Maß an
Kontaktfreudigkeit, Selbstvertrauen und Selbstbeherrschung der Kinder
verbunden. Bei Kindern mit engagierten Vätern ist die Wahrscheinlichkeit
geringer, dass sie sich in der Schule auffallen oder in der Pubertät riskante
Verhaltensweisen an den Tag legen.
Die
schulischen Leistungen von Kindern mit engagierten Vätern sind deutlich besser
und die Wahrscheinlichkeit, eine Klasse zu wiederholen, ist um 33 % geringer
als bei Kindern ohne engagierte Väter.
Väterliches
Engagement reduziert die Häufigkeit von Verhaltensproblemen bei Jungen und
verringert gleichzeitig die Kriminalität und die wirtschaftliche
Benachteiligung in einkommensschwachen Familien.
Das
Engagement von Vätern verringert psychologische Probleme und die
Depressionsrate bei jungen Frauen.
Eine Kindeswohlgefährdung festzustellen, ist für die abklärenden Sozialarbeitenden anspruchsvoll. Selina Steinmann hat in ihrer Abschlussarbeit für den Master in Sozialer Arbeit Abklärungsberichte analysiert und festgestellt, dass oft nicht das Kind im Fokus steht, sondern in erster Linie die Mutter. Ein Grund dafür sind die Rollenbilder in den Köpfen der Abklärenden.
«Trotz zehn Jahren KESB sind Kindeswohlabklärungen bis
heute uneinheitlich und wenig transparent», sagt Selina Steinmann. Sie
arbeitet als Sozialarbeiterin und führt Mandate im Kindesschutz. 2022 hat
sie das Master-Studium in Sozialer Arbeit an der Hochschule Luzern abgeschlossen.
In ihrer Master-Arbeit untersuchte sie Abklärungsberichte zu Kindeswohlgefährdungen
und ging dabei der Frage nach, welches implizite Wissen in den Entscheidungsprozessen
erkennbar ist.
Unreflektierte Rollenbilder entscheiden mit
Bis heute fehlten verbindliche Qualitätsstandards für
Abklärungsprozesse, bedauert die junge Aargauerin. Die von ihr analysierten
Texte der Abklärenden seien alltagssprachlich gehalten und es scheine wenig
sozialarbeiterisches Fachwissen durch. Sie konnte herausarbeiten, dass
die Entscheidungsprozesse vor dem Hintergrund eigener Rollenbilder, besonders
jenem der familiarisierten Kindheit, abgehandelt werden. «Im Modell der
modernen Familie ist nicht mehr vorgesehen, dass das Kind mehrere Sorgepersonen
hat.
Die Erziehung und Betreuung – und damit das Sicherstellen
des Kindeswohls – wird vor allem der Mutter zugesprochen», erläutert Steinmann.
«Der Vater wird oft erst als Sorgeperson in Betracht gezogen, wenn die Mutter
ausfällt.» Erst wenn die Abklärenden die Mutter als nicht mehr erziehungsfähig
ansähen, nähmen sie den Vater und das erweiterte soziale Unterstützungssystem
(Großeltern, freiwillige Angebote der frühkindlichen Bildung, Betreuung
und Erziehung wie Kitas usw.) in den Fokus. Das Ziel von Maßnahmen sei stets,
die Mutter so zu unterstützen, dass sie in ihrer Rolle handlungsfähig bleibe.
Auf eigenen Füßen stehen, selbstbestimmt leben, für das
Alter vorsorgen – das ist manchmal schwerer als gedacht. Denn wer Kinder hat
oder Angehörige pflegt, bringt viel Zeit für Fürsorge und Haushalt auf. Zeit,
die etwa im Beruf fehlt. Das hat langfristige Auswirkungen auf das Einkommen,
den Aufbau von Vermögen oder die Rente.
Das Bundesfamilienministerium und das Center for Responsible
Research and Innovation (CeRRI) laden Sie herzlich zu einem Austausch über Ihre
Erfahrungen mit der eigenen wirtschaftlichen Eigenständigkeit ein.
In insgesamt fünf Lebenszeit-Labor wollen wir mit Ihnen
erarbeiten, was Frauen und Männer brauchen, um wirtschaftlich eigenständig zu
leben. Melden Sie sich jetzt für die Teilnahme in Windeck am 19.
Januar 2024 an!
Sie brauchen keine Vorkenntnisse oder spezielles Wissen –
Wir möchten uns mit Ihnen über Ihre alltäglichen Erfahrungen, Wünsche und Ideen
austauschen!
Die Lebenszeit-Labore sind für alle! Egal welches
Geschlecht, Alter, sexuelle Orientierung, ob mit oder ohne Kinder, ob im Beruf,
in Elternzeit oder Rente, ob in Beziehung oder allein – wir interessieren uns
für Ihre Perspektiven und Erfahrungen.
Sie erhalten eine Aufwandentschädigung inklusive
Reisekostenerstattung von 100 €. Ihre Kinder können Sie gerne mitbringen,
wir stellen vor Ort kostenlose Kinderbetreuung bereit.
Datum: Freitag, 19. Januar 2024
Uhrzeit: 13:00-17:00 Uhr
Ort: Windeck-Schladern (NRW), voraussichtlich im kabelmetal
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.
In unserer Kurzumfrage im 4. Quartal des vergangenen Jahres haben
wir nach Bekanntheit, Sinn, Nutzen und Wirkung von Väternetzwerken gefragt.
Die erst Frage zielte auf den Bekanntheitsgrad von Netzwerken
für Väter.
Gut 90 % der Antwortenden bejahten diese Frage. Die
Antworten der Nachfrage „wenn ja, welche?“ ergeben eine fast vollständige Aufzählung
der größeren Väternetzwerke in NRW aber auch darüber hinaus:
Väter in Köln e.V., Vaterwelten, Conpadres (Vaeter-ggmbh.de),
Vätertreff Väteraufbruch, einfach Vater, LAG Väterarbeit NRW, ManyDads, DRK
Familientreff, Die Netzwerke im Kontext der Familienbildungsseminare und
Angebote der Vater-Kind-Agentur des Institut für Kirche und Gesellschaft, interkultureller
Vätertreff Essen- Katernberg, offener Vater-Kind-Treff in der Villa Rü in Essen
Rüttenscheid, esperanza Väterberatung im Erzbistum Köln mit inzwischen 11
Väterberatern in der Schwangerschaftsberatung, Väter u Männerarbeit des SKM
Bundesverbandes, Arbeitsstelle Männerseelsorge der dt. Diözesen, Bundesforum
Männer, Väterexpertennetz VEND e.V., Männer.ch, DMÖ – Österreich
Die 2. Frage lautete: An welchen Orten sind Ihrer Auffassung
nach Väternetzwerke sinnvoll?
Knapp 80 % der Antwortenden halten mit den Betrieben/ Unternehmen
den Ort, an dem sich Väter tagsüber ‚aufhalten‘ als sinnvoll für die Schaffung
von Väternetzwerken. An zweiter Stelle werden Kindertagesstätten, an dritter mögliche
Angebote der Familienbildung genannt.
Ergänzend werden Stadtteilzentren, Nachbarschaft; Lokal-
Landes- und Bundespolitik, große Institutionen, Gewerkschaften, Gremien der
Arbeit- und Dienstgeber*innen, Landschaftsverbände, Beratungsstellen,
Sportvereine und Schulen angeführt
Bei der dritten Frage nach dem Nutzen von Väternetzwerken
haben wir vier Antwortmöglichkeiten vorgegeben. Der größte Nutzen wird von über
95 % der Antwortenden im Austausches mit anderen Vätern gesehen, gefolgt von der
Möglichkeit, von der Erfahrungen anderer Väter zu profitieren, das Rad also
nicht selber noch einmal erfinden zu müssen.
Weiterer Nutzen wird insbesondere in der Stärkung des
friedlichen Zusammenhalts der Gesellschaft, durch die Begegnung von Männern in
einem Setting der Gleichstellung gesehen. Aber auch darin, gemeinsame
Erlebnisse zu organisieren: Väter-Kinder-Tage, Wochenenden und Zeltlager. In
der gegenseitigen Unterstützung. Auch auf der Großväter – Väter Linie nutzt ein
Austausch und aktive Unterstützung gerade auch in der Care-Arbeit.
Väter können darüber hinaus durch Netzwerke ihr Vatersein und
ihre Lebenskontexte sichtbarer machen und in der Gesellschaft auf die Bedeutung
von Vaterschaft hinweisen.
Die vierte Frage zielte auf die Wirkung von Väternetzwerken
auf die Väter und die Ausgestaltung ihrer Vaterschaft.
Der bedeutendste Effekt wird in der gegenseitigen Ermutigung,
Vaterschaft auch zu leben gesehen. An zweiter Stelle wird die positive Wirkung
von Väternetzwerken auf eine partnerschaftliche Aufgabenteilung genannt,
gefolgt davon, dass Väter dort auch Vorbilder, Rolemodels finden können.
In den ergänzenden Antworten wurde unter anderem angeführt,
dass Väternetzwerke der Vereinzelung der Familien etwas entgegensetzen und die ‚toxischen
Nebenwirkungen der kleinbürgerlichen Ehe‘ entschärfen können. Väter können es
als Entlastung erleben, wenn Sie wahrnehmen, dass auch andere Väter Probleme
mit der Vereinbarkeit haben. Außerdem
bekommen sie auf diesem Weg viele Informationen über das ‚Familienfeld‘,
die ihnen eine argumentative Auseinandersetzung auf Augenhöhe mit ihren
Arbeitgebenden und in der eigenen Partnerschaft ermöglicht. Und auch ganz
wichtig, die Sichtbarkeit der Vaterschaft im Lebensalltag und somit in der Gesellschaft.
Mit der fünften und letzten Frage haben wir den
Familienstatus erkundet.
‚Wir
sind der Zunder, der das digitale Lagerfeuer entfacht‘ Die Mission der drei
Gründer Heiner Fischer, Martin Noack und Gunter Beetz ist es, Väter auf ihrem
Weg zur aktiven Vaterschaft zu unterstützen und dabei zu beraten, ihre Balance
zwischen Beruf und Familie zu finden.
Sie engagieren sich leidenschaftlich dafür, Männer in ihrer Vaterrolle zu
stärken, damit ihre Partnerinnen ebenfalls ihre berufliche Entwicklung
verfolgen können. Vaterwelten ist ein Ort für Vernetzung, Austausch, Wachstum
und so viel mehr.
Welche
Angebote sie in den letzten beiden Jahren dazu entwickelt haben, welche Rolle
Familienbildung und -beratung dabei spielt und wie auch die Mitglieder und
Partner der LAG-Väterarbeit von dem Angebot profitieren können, haben Heiner
und Gunter am 6. Dezember im letzten Werkstattgespräch dieses Jahres
präsentiert.
Im
ersten Teil ihres Beitrags skizzierten die beiden die strukturellen
Herausforderungen vor denen Väter und Mütter stehen, die es anders machen
wollen:
Die
alte Vaterrolle aus den neunzehnhundertfünfziger Jahren steckt ja noch in den
Köpfen. Die Rolle der Mütter als primäre Bezugspersonen war gesetzt, obwohl
diese nach dem Krieg den Wiederaufbau mit vorangetrieben haben. Als die Männer
aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt sind die Frauen zurück an den Herd
gedrängt worden. Den Vätern wurden die Kompetenzen, eine Beziehung, eine
Bindung zu den Kindern aufzubauen abgesprochen und die Rolle des Ernährers, der
für die wirtschaftliche Absicherung der Familie zuständig ist, zugeschrieben.
Für
Gunter Beetz ist das ein wichtigen Punkt: „Ich erlebe das immer wieder. In
den Geburtsvorbereitungskursen sind alle Väter hochmotiviert, das Ganze
umzusetzen, dann kommt das stressige erste Jahr, ich nenne das immer ‚den
Autopiloten‘, in den Familien dann manchmal reinrutschen. Und dieser Autopilot
ist halt nicht so programmiert, wie man das gerne hätte, sondern der läuft noch
mit einem ganz alten Betriebssystem und das ist so mehr oder weniger immer noch
so wie vor 50 Jahren.“
Das
Zugriffsrecht bei der Erziehung liegt bei der Mutter. Das sind die
gesellschaftlichen Erwartungen, die wir haben und die von allen anerkannt
werden, sei es in der Familienbildung oder wenn Frauen Karriere machen und
Mutter werden, dann kehren sie in der Regel in Teilzeit zurück, weil dann ist
die Erwartungshaltung, die Mutter kümmert sich um das Kind. Das drückt sich
auch in der Sprache aus: es heißt bemuttern. Wir bemuttern unsere Kinder.
‚Bevatern‘
gibt es leider noch nicht das Wort, obwohl wir uns das ja vielleicht alle
wünschen. Das muss halt erst erarbeitet werden, kultiviert und errungen werden.
Und es hängt auch noch von dieser Kultur ab, wie und wann man als Mann
(sozialer) Vater sein darf.
Vor
diesem Hintergrund ist Vaterwelten entstanden. Vaterwelten ist in erster Linie
eine Community Plattform, auf der Väter, Unternehmen und die Angebote der
Familienbildung zusammenkommen. Wandel entsteht so nicht nur für die Väter,
Familien oder Unternehmen, sondern soll für die ganze Gesellschaft angestoßen
werden.
Der
Beitrag, den Vaterwelten für diesen gesellschaftlichen Wandel leisten möchte,
basiert auf drei Säulen. Der Haltung, einer gemeinsamen Sprache und einem
sicheren Raum. Dazu führte Heiner Fischer unter anderem aus: „Es reicht nicht
mehr aus, nur Workshops zu machen oder Vorträge zu halten. Wir müssen
strukturell etwas verändern für echte Gleichberechtigung, für Vereinbarkeit
müssen wir Väter in ihren Kompetenzen in den Familien stärken und da.
Vaterwelten an. Mit Vaterwelten haben wir eine Möglichkeit geschaffen, die
Bedürfnisse oder die Wünsche der Väter da abzuholen, wo sie auch entstehen,
also direkt bei den Vätern selbst.“ Und weiter: „Vaterwelten ist eine Community
Plattform und die Community schaffen wir, indem wir digitale Lagerfeuer
anbieten. Digitale Lagerfeuer sind Video-Meetings in geschützten Räumen, wo nur
Väter teilnehmen.“
Bei
dem Angebot, das Vaterwelten Familienbildungsstätten macht, gibt auf Wunsch
eine Landing Page, das ist eine Seite, wo Interessierte sich Informationen und
Kontaktdaten ansehen können. Dort können auch die Angebote für Väter sichtbar
und Termine buchbar gemacht werden.
Gerade
arbeiten die drei auch daran, die Plattform als App herauszubringen, so dass
ein Vater, der mit seinem Baby über der Wöchnerin Station geht, vielleicht an
einem Plakat mit einem QR Code vorbeikommt, sein Handy zücken kann und mit
Hilfe des QR Codes direkt in der Vaterwelten Community seiner Stadt landet.
Wenn
Sie mehr über Vaterwelten erfahren und den Link zur Aufzeichnung der
Präsentation erhalten möchten, klicken Sie bitte hier.
Wie teilen Paare die Haushaltstätigkeiten auf? Welche Vorstellungen haben Jugendliche? Und weshalb kann man auch mit einer als ungerecht empfundenen Aufteilung zufrieden sein? Dazu wurden in einer Online-Erhebung 1.577 Personen zwischen 16 und 88 Jahren befragt. Zwar repliziert die Studie des Österreicher Instituts für Familienforschung das bekannte Bild weiblicher Mehrarbeit, erkennt aber auch Generationenunterschiede. Nicht zuletzt spielen Gefühle eine Rolle: Personen, die mehr emotionale Zuwendung in ihrer Partnerschaft erhalten, berichten über eine größere Zufriedenheit mit der Arbeitsteilung.
Das in der Studie verwendete Modell zur Simulation von
Zufriedenheit mit der Arbeitsteilung identifiziert drei Wirkdimensionen, welche
die Zufriedenheit beeinflussen:
die praktizierte Arbeitsaufteilung im Haushalt,
das Austauschverhältnis emotionaler Zuwendung
und
der realisierte Gerechtigkeitsanspruch.
Darin zeigt sich, dass eine ausgeglichene Arbeitsaufteilung
bei Routinetätigkeiten im Haushalt die Zufriedenheit beider Geschlechter stark
positiv beeinflusst. Doch „halbe/halbe“ im Haushalt ist nicht allein
ausschlaggebend. Der realisierte Gerechtigkeitsanspruch der Arbeitsaufteilung
hat wesentlichen Einfluss auf die Zufriedenheit. Selbst wenn die Arbeit im
Haushalt ungleich verteilt ist, ist ein Großteil der Männer, aber auch der
Frauen, mit ihrer Aufteilung zufrieden, sofern sie keinen besonderen Wert auf
eine gerechte Aufteilung legen.
Nicht zuletzt spielen auch immaterielle Gefallens Leistungen
eine Rolle: Personen, die mehr emotionale Zuwendung vom Partner/von der
Partnerin erhalten, berichten eine größere Zufriedenheit mit der
Arbeitsteilung. Das gilt für Frauen mehr als für Männer. Im Sinne der
emotionssoziologischen Austauschtheorie ist das kein neues Ergebnis, es
unterstreicht aber, wie komplex und auch fragil die Zufriedenheit dort ist, wo
soziale Beziehungen in Liebe begründet sind.
Der MännerWege
Fragebogen – beantwortet von Hans-Georg Nelles
Fotos: Ahmed Akacha, pexels.com
Was war oder
ist dein persönlich-biografischer Zugang zur Väterthematik? Was dein
politisch-thematischer Zugang?
Ich habe drei Zugänge zur »Väterthematik«. Der erste sind meine persönlichen
Erfahrungen und Auseinandersetzung mit meinem Vater und meinem Großvater
mütterlicherseits und der Entschluss, zumindest zu versuchen, es »besser« zu
machen. Der zweite Zugang war dann meine eigene Vaterschaft. Ich wollte auf
jeden Fall Vater werden; da es unerwartet schnell »geklappt« hat, bin ich dann
mit 27 Jahren, mitten im Studium, zum ersten Mal Vater geworden. Der dritte
Zugang war dann eine interne Stellenausschreibung meines damaligen
Arbeitgebers, es wurde ein Mann für das Projekt »situationsgerechte und
passgenaue Qualifizierung für Mütter und Väter im Erziehungsurlaub« gesucht.
Ich habe die Stelle bekommen und konnte die »Mütterzentrierung« dieses Themas
Stück für Stück irritieren und bin heute einer der »Dienstältesten« in diesem
Feld.
Was waren
damals und sind heute deine zentralen Themen in der Beschäftigung mit Vätern?
1997 und in den Jahren unmittelbar danach ging es zunächst darum, in
Unternehmen und Gesellschaft Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Väter mehr
wollen als Ernährer zu sein. Während die erste Männer-Studie
von Helge Pross aus dem Jahr 1978 noch
belegte, dass alles in traditioneller Butter ist, machte die sieben Jahre
später durchgeführte Brigitte-Studie
»Der Mann« schon deutlich, dass sich
zumindest ein Teil der Männer und Väter auf den Weg gemacht hatte. Davon zeugt
auch »Das Väterbuch« aus dem Jahr 1982. Aber trotz dieses, auch durch die
Einführung des Erziehungsurlaubs im Jahr 1979 beflügelten ersten Aufbruchs der
Väter hat es noch weitere 20 Jahre gedauert, bis die Diskussion im Mainstream
angekommen ist. Ich habe aber den Eindruck, dass – ähnlich wie in einer KiTa,
in der jedes Jahr die gleichen Themen neu diskutiert werden – auch das
Bewusstsein und vor allem die Haltungen zur Bedeutung von Vätern und
Vaterschaft nur langsam durchsickert und immer wieder neu begründet werden muss.
Wie hat sich
dein Engagement für Väter entwickelt, ggf. verändert?
Mein Engagement in diesem Themenfeld hat sich im Laufe der Zeit von der
unmittelbaren Arbeit mit Vätern in den verschiedensten Zusammenhängen hin zu
einer »Lobby- und Beratungsarbeit« für Väterthemen entwickelt. Als Referent in
der Geschäftsstelle der LAG
Väterarbeit NRW und in der Koordination des
Verbundprojekts »Jugendliche Väter im Blick« stehen außerdem Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung
im Vordergrund.
Das für dich
nachhaltigste gesellschaftliche/historische Ereignis – auch im Kontext deiner
Arbeit?
Das nachhaltigste Ereignis war die Ankündigung von Renate Schmidt im Herbst 2004, in der nächsten Legislatur einen
»Vätermonat« nach schwedischem Vorbild einführen zu wollen. Nach der NRW-Wahl
2005 kam alles anders, und nach einer vorgezogenen Bundestagswahl brachte Ursula von der Leyen als neue Familienministerin zwei Partnermonate ins
Spiel und die gesellschaftliche Diskussion in Sachen Väter entwickelts eine bis
dahin ungeahnte Dynamik, die uns »Väterarbeitern« einen kräftigen Rückenwind
und nach der Einführung des Elterngeldes zum 1. Januar 2007 auch eine große mediale
Aufmerksamkeit bescherte.
Eine wichtige
persönliche Erfahrung im Zusammenhang mit deinen privaten und/oder beruflichen
Beziehungen?
Männer können ja angeblich nicht reden, erst recht nicht über ihre Gefühle, so
die landläufige Zuschreibung. Im Rahmen meines ersten Väterprojektes habe ich
in verschiedenen NRW-Unternehmen Väterrunden organisiert. Väter aus diversen
Branchen kamen in einer verlängerten Mittagspause zusammen und haben über
Herausforderungen ihrer Vaterschaft gesprochen. Am Ende der 90 Minuten, die wie
im Fluge vergingen, waren alle jedes Mal erstaunt, dass Mann – obwohl sich alle
vorher nicht kannten und es nichts (Alkoholisches) zu trinken gab – so intensiv
ins Gespräch gekommen ist und auch über Sorgen, Nöte und Schwächen geredet hat.
Drei
Eigenschaften, die dich in deiner Arbeit oder Beziehungen zu anderen ausmachen?
Ausdauer, Optimismus und Kooperationsbereitschaft.
Was ist für
dich »Erfolg« in deiner Auseinandersetzung mit Väterthemen? Hast du Beispiele?
Wenn ein Vater – auch gegen eigene Zweifel und/oder Widerstände aus dem
familiären oder betrieblichen Umfeld – sich die (Eltern)Zeit nimmt, die er
haben möchte, und gestärkt durch die eigenen Erfahrungen auch andere (werdende)
Väter in seinem Umfeld dazu inspiriert und ermutigt.
Was gibt dir
persönlich Sinn und Erfüllung in deinen beruflichen und privaten Beziehungen?
Dass ich eigene Erfahrungen und Erkenntnisse weitergeben kann und durch die
Arbeit mit den Vätern permanent dazulerne und auch selber in Frage gestellt
werde. Das gilt insbesondere auch in der Beziehung zu meinen Kindern und den
Enkel*innen.
Was ist dir
(mit) gelungen, worauf bist du (zusammen mit anderen) vielleicht auch stolz?
Da fallen mir zuerst die drei thematischen Netzwerke ein, die ich mit
engagierten Kollegen gegründet habe: 2005 das Väter-Experten-Netz VEND-eV. Gemeinsam mit Eberhard Schäfer und Martin Rosowski haben wir dann 2007 angefangen, Partner und
potenzielle Mitglieder für ein Bundesforum
Männer zusammenzubringen; im November
2010 gab es dann die offizielle Gründung. Das dritte Netzwerk ist die schon
genannte LAG Väterarbeit NRW, die wir gemeinsam mit 22 Organisationen nach zwei
Jahren Vorarbeit im Januar 2016 gründeten.
Mit welchen
Institutionen und Personen warst du gerne beruflich oder privat verbunden oder
bist es noch?
Außer den bereits genannten Netzwerken und Personen ist für meine Arbeit mit
Vätern Harald
Seehausen aus Frankfurt besonders
wichtig, er beschäftigt sich seit den 1980er Jahren mit Väterarbeit und mit dem
Aktionsforum
Männer und Leben haben wir im Zeitraum 2005 bis
2016 sechs Impulstagungen in Frankfurt organisiert. Ein weiterer Kollege, den
ich über die Arbeit in der Fachgruppe
Väter des Bundesforum Männer kennen
und schätzen gelernt habe, ist Holger Strenz aus Dresden. Er hat mir Zugänge zu den Anliegen und
Sichtweisen von Vätern in den »neuen« Bundesländern eröffnet.
Was hat die
Männer/* ausgemacht, mit denen du gerne zusammengearbeitet oder Zeit verbracht
hast?
Diese Kollegen hatten ebenfalls Interesse daran, Anliegen von Vätern
voranzubringen, Väter zu ermutigen und sie bei ihrem Vatersein zu unterstützen
– und weniger daran, sich damit selbst zu profilieren und in den Vordergrund zu
stellen.
Hast du eine
Lebensphilosophie, ggf. ein Lebensmotto?
Es ist immer besser, mehr als zwei Möglichkeiten zu haben.
Wo liegen für
dich die hartnäckigsten Widerstände gegen dein Verständnis vom Umgang mit
Väterthemen?
Die größten Widerstände sehe ich für mich in einer nach wie vor
»mütterzentrierten« Familienpolitik, die die Bedeutung von Vätern für die
Entwicklung von Kindern nicht sieht oder sogar leugnet. Dies fängt bei der
Anerkennung der Vaterschaft an und hört bei der Erwerbsobliegenheit beim
Unterhalt noch lange nicht auf.
Dieser «Mindset« erschwert es Vätern (und Müttern), gleichberechtigte und
geschlechtergerechte Vaterschaft nicht nur zu wollen, sondern auch zu leben.
Was treibt
dich – trotz manchmal widriger Umstände – weiter in deiner Arbeit an?
Mein (fast) unerschütterlicher Optimismus und die Erfolge, die ich im Rückblick
auf über 25 Jahre doch beschreiben kann.
Welches
Projekt würdest du gerne noch umsetzen, wenn du die Möglichkeiten dazu hättest?
Und was möchtest du gegen Ende deines Lebens erreicht haben?
Mit meinen gut 66 Jahren bin ich ja schon in der »Verlängerung«, um die
laufenden Projekte gemeinsam mit den Kollegen gut abzuschließen. Ich kann mir
gut vorstellen, im Anschluss daran gemeinsam mit Vätern in und aus prekären
Lebenslagen in einem Projekt Wege und Möglichkeiten zu erkunden, wie
Vaterschaft auch unter widrigen Umständen gelingen kann. Und ja, zufrieden bin
ich, wenn paritätische Elternzeiten als Katalysator für eine gleichmäßige
Aufteilung von Mental Load und Financial Load wirken, Care und Erwerbsarbeit also
geschlechtergerecht aufgeteilt sind bzw. aufgeteilt werden können.
Um die
Sparauflagen im Etat des Familienministeriums zu erfüllen, hatte Lisa Paus vorgeschlagen,
die Einkommensgrenze beim Elterngeld ab dem 1. Januar 2024 auf 150.000 €
abzusenken. Beschlossen wurde nun, die Einkommensgrenze schrittweise zu senken:
Bis Ende März 2024 soll sie beim aktuellen Niveau von 300.000 Euro an zu
versteuerndem Einkommen bleiben. Dann bis Ende März 2025 soll ein
abgesenktes Niveau von 200.000 Euro gelten. Erst ab April 2025 soll eine
niedrigere Einkommensgrenze von 175.000 Euro gelten, also 15 Monate später und mit
175.000 statt nur 150.000 Euro wie ursprünglich geplant. Väter und Mütter
sollen so mehr Zeit bekommen, sich auf die Änderung einzustellen.
Auch bei der
Aufteilung der Elternzeit sind von 2024 an Änderungen geplant. Es bleibt zwar bei
der maximalen Bezugsdauer von 14 Monaten. Diese soll aber nur noch beansprucht
werden können, wenn die Eltern innerhalb des ersten Lebensjahres des Kindes maximal
einen Monat parallel nehmen. Mindestens einer der Partnermonate muss allein
genommen werden. Bei Mehrlingsgeburten soll diese Änderung nicht gelten.
„Durch die Einschränkung des Parallelbezugs von Elterngeld
ermutigen wir Väter, sich mindestens einen Monat allein als Partner zu nehmen“,
sagte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Sönke Rix. „Dies wird sich
auch nachhaltig auf die Aufgabenverteilung zwischen Paaren auswirken. Denn wo
Väter schon früh die alleinige Verantwortung für Familie und Hausarbeit
übernehmen, nehmen sie sich später auch mehr Zeit dafür und entlasten so die
Mütter.“ Ähnlich äußert sich auch die Grünen-Familienpolitikerin Nina Stahr. Die
Neuregelung erfülle nach Auffassung von Rix auch die im Koalitionsvertrag vereinbarte
‚Stärkung der gemeinsamen elterlichen Verantwortung‘.
Das dies von den betroffenen Männern und Vätern komplett anders gesehen wird, macht unter anderem die kürzlich veröffentlichte Studie des Bundesforums Männer deutlich. „Politik muss Männer auch in ihren eigenen gleichstellungsrelevanten Bedarfen ernst nehmen. Wer das nicht tut, verspielt ihre Zustimmung und erhöht das Risiko, sie an die Gegner von Gleichstellungspolitik zu verlieren“, kommentiert Dag Schölper, Geschäftsführer des Bundesforums Männer, die Studie.
Die im Koalitionsvertrag geplanten Maßnahmen einer
geschlechtergerechten Familienpolitik bekommen von der Ampel ein ‚Rotsignal‘:
die Vaterschaftsfreistellung aka Familienstartzeit, die zum 1. Januar 2024
kommen sollte, steckt immer noch in der ministeriellen Abstimmung und in Sachen
Elterngeld gibt es außer Sparmaßnahmen keine Entwicklungsperspektiven.
Selbst der im 9. Familienbericht skizzierte Vorschlag, von
den 14 Monaten Elternzeit jeweils 3 Monate dem Vater bzw. der Mutter zuzuordnen
und 8 Monate der freien Verteilung zu überlassen (3-8-3 Modell) ist nicht
aufgegriffen worden. Der Anreiz für eine partnerschaftliche Aufteilung dieses
Modells besteht darin, dass es für die ersten 7 Monate jeweils 80 % des
Nettogehalts geben soll, ab dem 8 Monat die Lohnersatzquote dann auf 50%
absinken sollte. Der Höchstbetrag des Elterngeldes sollte auf 2.016 € festgelegt
und Monate, die die Partner bzw. die Väter mindestens nehmen müssen auf zwei
erhöht werden.
Das wäre ein bescheidener Schritt hin zum Ziel einer
gerechten Aufteilung von Erwerbs- und Pflegtätigkeiten gewesen, im Hinblick auf
die vielfach geäußerten Wünsche junger Väter und Mütter erscheint er aber als
politisch mutlos und ermutigt Väter zu wenig, ihr Erwerbsverhalten nachhaltig
zu verändern. Selbst das vom Familienministerium geförderte Bündnis Sorgearbeit
fair teilen fordert eine 7-7 Regelung beim Elterngeld: 7 Monate für die Väter
und 7 Monate für die Mütter.
Jürgen Haas ist seit vielen Jahren als Koordinator der Väterkindagentur im Bereich der Evangelischen Kirche von Westfalen in der Familienbildung tätig. Ihm ist Vernetzungsarbeit und die Kooperation mit andern für die Belange von Vätern und Kindern sehr wichtig. Als Supervisor, Gestalttherapeut und wissenschaftlicher Referent hat er zahlreiche Zugänge zur Männer- und Väterarbeit und ist selbst leidenschaftlich gerne Vater und Großvater von zwei Töchtern und einem Enkelkind.
Ergänzen Sie bitte den Satz ‚Vater werden ist …‘
… eine wunderbare Herausforderung und ein nachhaltiges Erlebnis.
Welche Eigenschaften fallen ihnen beim Wort ‚Vater‘ ein?
Was sollte Mann beim Vater werden unbedingt beachten?
Nach meiner nun fast 30 jährigen Erfahrung ist es wichtig immer mit dem eigenen Kind empathisch und nachhaltig in Kontakt zu bleiben und dies auch in sogenannten schwierigen Zeiten. Für mich beginnt diese Nähe und die von Verantwortung und Liebe getragene Verbundenheit vor der Geburt und gilt ein Leben lang, durch alle Lebensabschnitte und -phasen meines Kindes, bzw. meiner Kinder. Dieser Kontakt setzt gemeinsame Zeit voraus, für die es wichtig ist zu kämpfen, um konsequent Zeiträume und Zeitfenster zu sichern. Ich finde es wichtig elterliche Verantwortung gemeinsam zu tragen und trotz der Diversität mit Blick auf Einstellungen und Ansichten gemeinsame Wege zu suchen. Diese Grundhaltung sollte ggf. auch über die Partnerschaft hinaus (Stichwort: Trennung) Gültigkeit haben.
Was würde Ihrer Meinung nach Vätern in Zukunft das Vater sein erleichtern?
Die Anerkennung von Care-Aufgaben als wichtigen gesellschaftlichen und nachhaltigen Beitrag und als elementare Voraussetzung für eine partnerschaftliche Aufteilung von Erziehungsverantwortung. In Konsequenz bedeutet dies für mich die Festschreibung und Umsetzung von politischen Maßnahmen und Rahmenbedingungen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und zur finanziellen Absicherung von Familien.
An welches Erlebnis mit Ihrem Vater erinnern Sie sich am liebsten?
Mein Vater war Küchenmeister und hat leidenschaftlich gerne gekocht. An jedem Sonntag hatte ich die Gelegenheit ihm beim Kochen zuzuschauen und ihn dabei zu unterstützen. Es hat mich sehr beeindruckt, wie er mit Gewürzen „jonglieren“ und Geschmacksnuancen komponieren konnte. Das er mich daran teilhaben ließ und mir die Dinge liebevoll und mit viel Geduld erklärte, hat bei mir Spuren und wunderschöne Erinnerungsbilder hinterlassen, an denen ich gerne meine Kindern in Geschichten und Erzählungen teilhaben lasse.