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Archiv für die 'Politik' Kategorie

Väter können mehr als Bratkartoffeln

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 16. März 2014

Am Donnerstag, den 6. März 2014 empfing die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Manuela Schwesig in ihren Berliner Dienstsitz Aktive aus der nichtamtlichen Gleichstellungspolitik. An dem Empfang nahmen auch zahlreiche Kollegen aus der Mitgliedschaft des Bundesforum Männer teil. Schwesig hob zu Beginn ihrer Grundsatzrede die Bedeutung zivilgesellschaftlicher Akteurinnen und Akteure hervor, denn “Gleichstellung ist nicht allein mit Gesetzen zu erreichen”.

Die Ministerin setzte vorsichtige Akzente, indem sie darauf verwies, dass sie als ihren Staatssekretär im Bundesministerium mit Ralf Kleindieck von einem erfahrenem Mann in Sachen Gleichstellungspolitik unterstützt würde. Mehrfach unternahm sie den Versuch, auch Jungen, Männer und Väter konzeptionell mit in ihre politische Vision mit einzubeziehen. Im Vergleich zu den richtigen und wichtigen frauenpolitischen Vorhaben blieb dies allerdings ganz überwiegend im Ungefähren.

Schwesig versuchte an lebensnahen Beispielen aus dem eigenen Erleben zu verdeutlichen, dass auch Väter mit in den politischen Blick genommen gehörten. Leider zeigte sich gerade daran, dass hier noch ein deutliches Mehr an Sensibilität für die geschlechterpolitische Perspektive auf Jungen, Männer und Väter möglich und nötig ist:

Als 1974 in der DDR Geborene und dort Aufgewachsene, habe sie die gleiche Teilung von Erwerbsarbeit und Hausarbeit zwischen Frau und Mann für selbstverständlich gehalten. Sie selbst habe sich immer gefreut, wenn ihr Vater den Kindern Mittwochs Bratkartoffeln briet, da sie die so gerne mochte. Dies sei aber auch das Einzige gewesen, das er kochen konnte.

Paritätische Aufgabenteilung befürworten wir als Bundesforum Männer auch. Die Ost-West-Sensibilität ist sehr begrüßenswert. Aber statt eines schnellen Lachers auf Kosten der Väter, wäre schadlos möglich gewesen, das wichtige Thema der gerechteren Arbeitszeitverteilung als gemeinsames Anliegen von Frauen und Männern, von Vätern und Müttern zu verdeutlichen.

Viele wichtige gleichstellungspolitische Themen wurden herausgestellt. Vielfalt wurde dabei jedoch kaum sichtbar. Nicht alle Menschen leben in Vater-Mutter-Kind-Ehen oder sehnen sich genau danach. Homosexuelle oder Menschen mit Migrationserfahrungen blieben in der gleichstellungspolitischen Grundsatzrede der Ministerin unsichtbar. “Selbstbestimmt leben”, für Schwesig ein zentrales Leitmotiv ihres politischen Handelns, sollte aber auch für mehr als nur eine Gruppe erkennbar sein.

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Auch Väter protestieren für Hebammen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 10. März 2014

Nächstes Jahr stellt mit der Nürnberger Versicherung die letzte noch verbliebene Haftpflichtversicherung für Hebammen ihr Angebot ein. Für freiberufliche Hebammen heißt das: Ab Sommer 2015 können Hebammen praktisch nicht mehr in der Geburtshilfe tätig sein. Denn ohne Haftpflichtversicherung dürfen sie nicht arbeiten. Die Versicherungsprämien haben sich in den letzten zehn Jahren nach Angaben des Bundes freiberuflicher Hebammen (BfHD) ohnehin schon verzehnfacht – obwohl die Anzahl der Schadensfälle deutlich abgenommen hat. Der BfHD fordert eine grundsätzliche Neustrukturierung der Haftpflichtversicherung mit Obergrenzen für die Haftung.

Als „absurde Situation“ bezeichnet Martina Klenk, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes (DHV) die Versicherungssituation. Für Schwangere, Paare und Eltern werden sich erhebliche Einschränkungen ergeben: Ohne Haftpflichtversicherung dürfen weder Geburten zuhause, im Geburtshaus, noch als Beleghebamme im Krankenhaus durchgeführt werden. Auch die Betreuung der Schwangeren sowie die Wochenbettnachsorge dürfen Hebammen nicht mehr leisten.

Das ruft auch immer mehr Väter auf den Plan, die sich von „ihrer“ Hebamme gut betreut und in ihrer Situation als Partner der Schwangeren gestärkt gefühlt haben. Sie beteiligen sich zu Tausenden an der neuen Petition auf www.change.org. Und binden die Fotos ihrer Kinder an die „längste Nabelschnur Deutschlands“.

„Geburt ist nicht mehr nur Frauensache“, so Karsten Knigge, Geschäftsführer des kidsgo-Verlag und von www.vaeter-zeit.de: „Die meisten Väter finden es gut, wenn eine Hebamme, die sie schon aus der Geburtsvorbereitung kennen, die Geburt betreut. Denn in der besonders intimen Situation der Geburt ist es notwendig, dass ein Vertrauensverhältnis aller Beteiligten vorhanden ist.“ Darum bin ich sicher“, so Knigge“, „dass die Zahl der beteiligten Väter weiter steigt – bei den Geburten und beim Protest!“

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Mehr leben, weniger arbeiten – Arbeitszeitverkürzung muss wieder auf die politische Agenda

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. März 2014

Der Deutsche Frauenrat und das Bundesforum Männer nehmen den Internationalen Frauentag 2014 zum Anlass, um den Vorschlag der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Manuela Schwesig, für ein neues Arbeitszeitverständnis gemeinsam zu unterstützen. Deutschland braucht die Debatte um eine (geschlechter-)gerechtere Neu- bzw. Umverteilung von produktiver, reproduktiver und gesellschaftlicher Arbeit. Auch Arbeitszeitverkürzung muss wieder auf die politische Agenda. Die Neudefinition des „Normalarbeitsverhältnisses“ darf nicht länger tabu sein.

„Eine neue Arbeitszeit-Debatte ist dringend notwendig, auch wenn die ablehnenden Reaktionen aus der Mitte von Politik und Wirtschaft uns das Gegenteil nahelegen wollen“, sagte dazu Hannelore Buls, Vorsitzende des Deutschen Frauenrates. Insbesondere die Arbeitszeit für Eltern mit kleinen Kindern habe mit dem Schwesig-Modell einen wichtigen Impuls bekommen. Es sieht für diese Gruppe eine Senkung der Arbeitszeit auf 32 Stunden/Woche vor, die aus Steuermitteln ausgeglichen werden soll.

„Dieser Vorschlag muss auch im Interesse von Vätern voran gebracht werden“, so der Vorsitzende des Bundesforum Männer, Martin Rosowski. „Trotz des politischen Versprechens ein aktives gesellschaftliches Vaterbild zu fördern, stehen gerade Männer vor den Blockaden rigider Arbeitszeitstrukturen und der überkommenen Rollennorm des ‚Vollerwerbers‘, wenn sie Vaterschaft und Beruf bewusst vereinbaren wollen.“

Daher halten der Deutsche Frauenrat und das Bundesforum Männer eine generelle Neubewertung und -verteilung ökonomisch orientierter und gesellschaftlich notwendiger Arbeit für dringend erforderlich. Mit der ökonomischen Unabhängigkeit der/des Einzelnen muss auch das Konstrukt „Familieneinkommen“, in dem in der Regel der Mann das Haupt- und die Frau das Nebeneinkommen erzielen, endlich aufgelöst werden. Eine solche Ungleichverteilung von Einkommen und Aufgaben zwischen den Geschlechtern verhindert bis heute eine echte Wahlfreiheit für Frauen wie Männer.

Deutscher Frauenrat und Bundesforum Männer fordern deshalb:

  • Kürzere, familiengerechte und lebensphasenorientierte Arbeitszeiten, die sich dem Lebensverlauf anpassen und auch unterhalb des derzeitigen Vollzeitniveaus ein Existenz sicherndes Einkommen für Männer und Frauen gewährleisten.
  • Jede/r muss durch Erwerbstätigkeit selbständig und so leben können, dass dabei genügend Freiraum bleibt, um Sorge für sich selbst und andere (Familie, Kinder, Kranke, FreundInnen oder auch soziales Engagement) zu übernehmen, aber auch an Kultur teilzuhaben.
  • Eine neue „Norm“ einer 30-Stunden-Woche, um alle Menschen im Erwerbsalter existenzsichernd beschäftigen zu können. Dabei müssen Arbeitsverdichtung und erhöhter Leistungsdruck durch eine ausreichende Personalbemessung verhindert werden. Das Schwesig-Modell kann dabei ein erster Schritt sein.
  • Eigenständige Existenzsicherung muss existenzsichernde Altersvorsorge für Männer und Frauen einbeziehen, wobei Erwerbsarbeit sowohl verringert als auch erhöht werden kann. Weiterlesen »

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Die Gesellschaft ist nicht ‚Väterlos‘!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 23. Februar 2014

Im Interview mit der Plattform MiGAZIN äußert sich Kazim Erdoğan, Gründer des Vereins „Aufbruch Neukölln“ unter anderem zur Bedeutung von Vätern in der Erziehung und wiederholt die These von Mitscherlich ‚Wir leben in einer vaterlosen Gesellschaft. Dem möchte ich an dieser Stelle widersprechen. Die Situation hat sich in den vergangenen 50 Jahren deutlich verändert. Väter sind sich ihrer Bedeutung zunehmend bewusst und wollen ihre Rolle wahrnehmen. Die in der Gesellschaft teilweise sichtbare „Väterarmut“ wird durch widersprüchliche Erwartungen und unpassende Rahmenbedingungen ständig reproduziert, ist also „hausgemacht“ und kann verändert werden.

Ja, also wir leben in einer vaterlosen Gesellschaft. Die Väter ziehen sich aus Erziehung und Bildung zurück. Die Kinder von uns werden in den Kitas und Grundschulen 99 % von Erzieherinnen und Lehrerinnen unterrichtet, erzogen und betreut. Jedoch brauchen wir für die Erziehung und Betreuung unbedingt auch Väter.

Eine Erziehung und Bildung ohne Väter ist eine Erziehung und Bildung auf nur einem Bein – dass das nicht gut gehen kann, wissen wir alle. Wir müssen die vielen Väter mit ins Boot holen. Gerade die Jungen brauchen ihre Väter als Vorbilder. Wir wollen, dass die Väter und Männer mehr mitwirken, in allen gesellschaftlichen Bereichen, deshalb gründeten wir eine Vätergruppe.

Wir treffen uns jede Woche. Wir reden über alle Themen, die im Leben eines Menschen eine Rolle spielen. Wir reden über Kindererziehung und Gewalt. Aber auch über Begriffe wie Ehre, Erziehung, die Rolle der Frau, Islam, Christentum und das leidige Thema „Integration“, was ich ja als Integration gar nicht bezeichnen will. Wir reden über Inklusion und Partizipation und gesunde Ernährung. Wir laden aus unterschiedlichen Institutionen Fachleute ein, die uns aufklären. Es gibt also kein Tabuthema, das wir nicht behandeln.

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Der Tanz um die Teilzeit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. Februar 2014

Zu Beginn des Jahres hatte Familienministerin Manuela Schwesig vorgeschlagen, Eltern eine partnerschaftliche Erwerbsarbeitszeitreduzierung von jeweils 32 Stunden zu ermöglichen, die Gewerkschaften haben eine Familienarbeitszeit von 30 Stunden ins Spiel gebracht. In der vergangenen Woche haben sich auch die Arbeitgeber in die Debatte um familienfreundlichere Arbeitszeiten eingeschaltet.

Während DGB und Schwesig betont haben, dass es sich bei Ihren Vorschläge um „vollzeitnahes Arbeiten“ und ausdrücklich nicht um Teilzeit handeln soll, möchten die Arbeitgeber Teilzeit deutlich ausbauen – und die Elternzeit im Gegenzug drastisch kürzen. „Nehmt uns beim Thema Familienfreundlichkeit in die Pflicht, aber überlasst es uns, dafür Lösungen zu finden“, sagte Ingo Kramer, Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA).

Ja, „Teilzeit“ hat in Deutschland ein schlechtes Image. Sie sei etwas für einfache Jobs, verantwortungsvolle oder gar Führungsaufgaben in Teilzeit, das ginge überhaupt nicht. Zudem hat das 2001 eingeführte Teilzeit- und Befristungsgesetz einen „Geburtsfehler“. Es ist zwar möglich, in Teilzeit zu wechseln, aber es besteht kein Anspruch auf die Rückkehr in eine volle Stelle. Experten sprechen in diesem Zusammenhang von der „Teilzeitfalle“.

Im Koalitionsvertrag ist vorgesehen, einen gesetzlichen Anspruch einzuführen, der es ermöglicht, von Teilzeit zurück in Vollzeit zu wechseln. Und genau das passt den Arbeitgebern überhaupt nicht. Sie möchten nicht die Vollzeit kürzer, sondern die durchschnittliche Teilzeitarbeit länger gestalten. „Es wäre ein Riesenfortschritt, wenn Teilzeitarbeit künftig nicht mehr – wie heute – im Schnitt etwa 18 Wochenstunden Arbeit bedeutet, sondern zum Beispiel 30 Wochenstunden möglich sind, wenn Eltern es wollen“, sagte Kramer. Zwischenfazit: Arbeitgeber und DGB halten eine wöchentliche Arbeitszeit in Höhe von 30 Stunden in bestimmten Situationen für angemessen.

Am 3. Februar legte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung die aktuellen Zahlen „Arbeitszeitwünsche von Frauen und Männern 2012“ vor. Demnach beträgt die tatsächliche durchschnittliche Arbeitszeit in regulärer Teilzeit bei Männern bereits bei 26,2 und bei Frauen bei 24,9 Stunden wöchentlich. Gewünscht werden 29,4 bzw. 25,6 Stunden.

Es wäre wesentlich hilfreicher, die Arbeitszeitfrage nicht zu einem Tanz um den „Vollzeitstatus“ verkommen zu lassen, sondern anzuerkennen, das Menschen, Männer und Frauen in der Situation als Väter oder Mütter, Söhne oder Töchter  oder als Freunde und Partner, in verschiedenen Lebenslagen passende Arbeitszeiten brauchen. Und, egal ob es nun Voll-, Teil- oder Familienzeit heißt, diese in einer Bandbreite zwischen 20 und 50 Stunden liegen kann.

Passende Rahmenbedingungen wie eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung und eine widerspruchsfreie Familienpolitik können Väter und Mütter unterstützen, das Leben mit Kindern zu organisieren. Wenn die Arbeitgeber erreichen wollen, dass Mütter mehr Erwerbsarbeit leisten, müssen sie akzeptieren, dass Väter ihren Anteil an der Fürsorgearbeit erhöhen. Die Pläne der Bundesregierung, eine partnerschaftlichere Aufgabenteilung innerhalb der Elternzeit zu ermöglichen, dienen auch den Interessen der Unternehmen. Mit ihrer Forderung nach einer Verkürzung der Elternzeit auf ein Jahr erweist die Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände ihren Mitgliedern einen Bärendienst

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Väter und Elternzeiten in Nordrhein-Westfalen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 4. Februar 2014

20140203_113314Väter in NRW gehören nicht zu den Spitzenreitern, was die Inanspruchnahme von Elternzeit angeht. Mit inzwischen 20,2 % werden sie nur von Vätern im Saarland unterboten. Woran das liegt wollte die zuständige Ministerin Ute Schäfer wissen und hat gestern in Düsseldorf die Studien von FFP und Prognos präsentiert.

In ihrem Eingangsstatement äußerte sich die Ministerin zu den wesentlichen Ergebnissen: „Die Prognos-Studie zeigt anschaulich, dass der Hauptgrund für die unterdurchschnittliche Nutzung des Elterngeldes durch Väter in der niedrigen Erwerbsbeteiligung der Mütter liegt. Mütter mit Kindern sind nur zu 34,7 Prozent in Nordrhein-Westfalen erwerbstätig.“ Was zu ergänzen wäre und im überwiegenden Maße mit einer geringen Stundenzahl.

Väter zu unterstützen, ihrer Aufgabe in Familie gerecht werden zu können, heißt also in erster Linie Mütter in Erwerbsarbeit bringen, um mehr Vätern eine (längere) Elternzeit oder eine vorübergehende Reduzierung der Arbeitszeit überhaupt zu ermöglichen. Zusätzlich braucht es Ermutigung und passende Rahmenbedingungen in Unternehmen und Gesellschaft, zu denen vor allem auch die Akzeptanz der Wahrnehmung von Fürsorgeaufgaben durch Väter gehört.

Vor diesem Hintergrund empfinde ich die Berichterstattung über die Studien und ihre Konsequenzen verwunderlich und teilweise sogar befremdlich. Den Vogel schießt für mich Florian Pfitzner, NRW Korrespondent der Neuen Westfälischen ab. In seinem Blog Westsidestorys schreibt er unter anderem:

„Links antäuschen, rechts vorbeiziehen – junge Väter in Nordrhein-Westfalen beherrschen den familienpolitischen Übersteiger wie sonst niemand in Deutschland. Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Arbeitsteilung im Haushalt? Partnerschaft auf Augenhöhe? Hört sich alles prima an, und lässt sich vor allem nach außen wunderbar beschwören. Doch wenn’s ernst wird, kneift der moderne Mann in NRW.“

Ich frage mich, ob Pfitzner die Studienergebnisse überhaupt zur Kenntnis genommen hat.

Das NRW und das Saarland die Schlusslichter bei der Elternzeit von Vätern sind, hat übrigens auch etwas mit der gemeinsamen Industriegeschichte von Kohle und Stahl zu tun, die die Einstellungen zur Erwerbstätigkeit von Frauen und dem Vorrang der Mutter bei der Kindererziehung bis heute prägen.

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Familie versenken

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 30. Januar 2014

Die Plattform ATKearney 361° möchte nichts Geringeres als „Die Neuerfindung der Familie“. Dazu kommen regelmäßig Autoren und Autorinnen zu Wort, die auch abseits des Mainstreams Positionen darlegen und Provokationen formulieren.

Das gerade auch die in der Vergangenheit, gelinde formuliert, widersprüchliche Familienpolitik einer Neuausrichtung bedarf, steht ohne Zweifel. Insbesondere bei den sich gegenseitig widersprechenden finanziellen Anreizen: Ehegattensplitting und Betreuungsgeld auf der einen, Elterngeld und Väterbeteiligung auf der anderen Seite, sind Reformen erforderlich. Und dass die im vergangenen Jahr durchgeführte Offensive beim Ausbau der Kinderbetreuung nur der Anfang war, ist unbestritten.

Die vorhandenen Instrumente stehen dem Wunsch von Vätern und Müttern, sich Erwerbs- und Familienaufgaben partnerschaftlich aufzuteilen und dafür verlässliche Bedingungen vorzufinden, teilweise diametral im Wege.

Das die neue Familienministerin diese Gedanken aufgreift und die im Konzept ‚Partnerschaftliche Familie als öffentliches Gut‘ formulierten Grundsätze mit politischen Vorschlägen unterfüttert: einer Eltern-Teilzeit mit finanzieller Abfederung zur Ermöglichung neuer Entwicklungsperspektiven für junge Väter und Mütter, ist genau das, was dem Anspruch einer Neuerfindung gerecht wird.

Dass es dazu andere Meinungen gibt und diese ebenfalls Gehör finden müssen, ist völlig in Ordnung. Sie sollten aber ihren eigenen Ansprüchen gerecht werden.

So bezeichnet Klaus Zimmermann, Direktor des Instituts zur Zukunft der Arbeit in Bonn, in seinem Beitrag ‚Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf‘ die angedachte Eltern-Teilzeit als fatal. „Denn wir müssen in Zukunft mehr arbeiten, nicht weniger. Abgesehen davon, dass derartige Modelle insbesondere für mittelständische Betriebe kaum praktikabel sind, verteuern sie zudem zumeist die Arbeitskosten und führen eher zum Verlust von Arbeitsplätzen.
Statt falsche Anreize und sogar neue Subventionen zu schaffen, sollten alle verfügbaren Mittel in eine bessere Betreuung investiert werden – quantitativ, aber auch qualitativ. „

Ins gleiche Horn stößt heute Michael Hüther, Direktor und Mitglied des Präsidiums beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln. „Statt ein solches steuerfinanziertes Teilzeitmodell durchzuboxen, wäre es familienpolitisch ratsam, in Deutschland endlich eine qualitativ und quantitativ gut ausgestattete Kinderbetreuungsinfrastruktur voranzubringen. Gute Betreuungsangebote – höhere Geburtenrate – diesen Zusammenhang haben schon viele wissenschaftliche Untersuchungen belegt.“

Von einem neuen Paradigma der Familienpolitik sind beide Einwände weit entfernt. Dass wir gute Betreuungsplätze brauchen ist unbestritten. Aber Erwerbstätigkeit als Arbeit und die Wahrnehmung von die Wahrnehmung von Familienaufgaben als selbstverständlich vorauszusetzen, ist wirklich alte Denke.

Nicht die Eltern-Teilzeit, sondern die Ignoranz der Herren Professoren den Bedürfnissen von Vätern und Müttern gegenüber, in bestimmten Lebensphasen mehr Zeit für ihre Kinder zu haben, ist fatal. Erstens, weil dies auch Arbeit ist und zweitens, weil es ein qualitativ hochwertiges Betreuungssystem und verantwortungsvolle Väter und Mütter braucht, damit auch in Zukunft Kinder in diesem Land geboren werden. Sonst lohnt es sich nämlich überhaupt nicht, mehr zu arbeiten!

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Partnerschaft auf Augenhöhe ist der Schlüssel für ein gelingendes Familienleben

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 26. Januar 2014

Was sich Familienministerin Schwesig von Vätern wünscht, hat sie am 9. Januar in einem Interview mit dem Tagesspiegel formuliert:

„… Tagesspiegel: Was trägt Ihr Mann dazu bei, damit das funktioniert?

Manuela Schwesig: Viel. Mein Mann hat seine Arbeitszeit reduziert und arbeitet zudem einen Tag von zu Hause aus. Für uns ist die Partnerschaft auf Augenhöhe bei Kindererziehung und Beruf der Schlüssel zu einem glücklichen Familienleben. Deshalb können wir beide Familie und Beruf in Einklang bringen. Die Väter haben heute den Anspruch, nicht nur zum Gutenachtkuss nach Hause zu kommen.

Tagesspiegel: Wünschen Sie sich, dass viele Väter dem Beispiel Ihres Mannes folgen und zurückstecken zugunsten der Partnerin?

Manuela Schwesig: Ich weiß, dass viele Väter dazu auch bereit sind und das auch gerne machen würden. Das Problem ist, dass sie für diesen Wunsch in der Arbeitswelt noch oft belächelt werden und Chefs glauben, wer die Familie so wichtig nehme, missachte deshalb seinen Job. Ich will, dass niemand wegen seiner Kinder auf den Job verzichten muss, weder die Mutter noch der Vater. Deshalb will ich als Familienministerin die Partnerschaftlichkeit unterstützen. Meine Vision ist die Familienarbeitszeit. Das bedeutet, wir müssen Vollzeit für Eltern neu definieren. Vollzeit sollte für Eltern mit kleinen Kindern nicht 40, sondern zum Beispiel 32 Stunden sein.

Tagesspiegel: Das müssen Sie uns erläutern.

Manuela Schwesig: Es darf kein Nachteil sein, wenn Eltern kleiner Kinder ihre Arbeitszeit reduzieren. Ich wünsche mir eine Arbeitskultur, in der Arbeitgeber auf die Bedürfnisse junger Familien flexibel reagieren. …“

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Väter in der Schweiz – Alter 34, Rest unbekannt

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. Januar 2014

In dem aktuellen Newsletter äußert sich Markus Theunert, Präsident von männer.ch, über den Forschungsstand zu Vätern und zur Einführung einer Väterzeit in der Schweiz:

„29 Jahre alt war der Schweizer Durchschnittsvater im Jahr 1979 bei der Geburt seines ersten Kindes. Im Jahr 2012 ist er bereits 34 Jahre alt. Diese Information veröffentlichte das Bundesamt für Statistik (BfS) Anfang Dezember.

Dass Männer in der Schweiz immer länger warten bis zur Vaterschaft erstaunt kaum. Dass das BfS diese Daten im Jahr 2013 zum ersten Mal veröffentlich umso mehr. Nicht nur die späte Erhebung dieser Daten spricht Bände – auch die Art der Datenerhebung ist skandalös: Die Daten gelten nur für die Gruppe der verheirateten Väter. Über die ledigen Väter gibt es keine Angaben.

Das heißt: Die Schweiz ist ein echtes Entwicklungsland, was das Wissen über die Väter angeht.

  • Wie viele Väter gibt es insgesamt im Land?
  • Wie viele Kinder hat der durchschnittliche Vater?
  • Wie viele Männer haben Kinder mit verschiedenen Frauen?
  • Wie groß ist der Abstand zwischen Erst- und Zweitgeborenem?

All das wissen wir nicht. Entsprechend lausig sind vertiefende qualitative Fragen untersucht, beispielsweise jene nach den Gründen für oder gegen eine Vaterschaft.

männer.ch wird sich der Frage annehmen, wie diese Lücke geschlossen werden kann. Und hoffen, dass der Bund zumindest in dieser Frage etwas Sensibilität für Väter zeigt. Die bundesrätliche Position in Sachen Vaterschaftsurlaub lässt allerdings wenig Gutes hoffen: Obwohl die Regierung in ihrem Bericht Ende Oktober acht spannende Varianten für Vaterschaftsurlaub und Elternzeit aufzeigt, will sie keine einzige davon weiter verfolgen.

Der Bundesrat, so lässt er verlauten, sei der Ansicht, dass die Einführung eines Vaterschafts- oder Elternurlaubs zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht erste Priorität hat. Für uns schon.“

Ich bin mir nicht sicher, ob die aufgeworfenen Fragen für Väter in Deutschland zu beantworten sind.

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Flensburgs Bürgermeister nimmt zum 2. Mal ‚Vätermonate‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 21. November 2013

Die Spitzenmeldung auf der Webseite der Stadt Flensburg setzt ein ermutigendes Zeichen:

„Seit 2007 haben in Deutschland auch Väter die Möglichkeit, in den ersten Lebensmonaten ihres Kindes sowohl Elternzeit als auch Elterngeld zu beanspruchen, um den Familienzusammenhalt zu stärken und gut mit dem Berufsleben in Einklang zu bringen. Nutzen tut dies auch Flensburgs Bürgermeister Henning Brüggemann, der sich zum 25. November in seine 2. Elternzeit verabschiedet und damit ein Zeichen setzt.

Bürgermeister Brüggemann zeigt sowohl im Beruf als auch in der Familie gern Verantwortung. Dazu gehört z.B. auch, Rahmenbedingungen zu schaffen, um die optimale Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben – zum Wohle aller Familienmitglieder – zu gewährleisten.

Gut so, denn laut Umfragen empfinden viele Mütter eine längere Auszeit im Berufsleben als Karrierekiller. Gleichzeitig wünschen sich zahlreiche, moderne Väter in der frühen Lebensphase ihres Babys ganz persönlich da zu sein.

Flensburgs Bürgermeister und Familienvater Henning Brüggemann hat sich nun bereits zum zweiten Mal entschieden, vorübergehend Themen wie Haushaltskonsolidierung und kommunalem Finanzausgleich den Rücken zu kehren und sich stattdessen vermehrt Tätigkeiten wie Windelwechseln, Singen und Spazierengehen zuzuwenden.

Übung darin hat unser Kämmerer bereits aus der Elternzeit, die er noch vor kurzem für seine ältere Tochter Edda beansprucht hat. Die „große“ Schwester ist aber seit ihrem Eintritt in den Kindergarten aus dem Gröbsten raus. Diesmal ist ihr kleiner Bruder Tamme an der Reihe, für den sich „Papa“ nun vom 24. November bis zum 24.01 2014 frei nimmt.

Bürgermeister Brüggemann will mit seiner 2-monatigen Elternzeit ein Zeichen dafür setzen, dass die Stadtverwaltung das Thema Gleichberechtigung ernst nimmt und man sich in jeglicher beruflicher Position eine Auszeit für die Familie gönnen kann. „

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