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Archiv für die 'Elternzeit' Kategorie

Deutschland geht (ein wenig) voraus

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 1. Juni 2016

Jahn Bävman - mencare Schweiz

Johan Bävman - mencare Schweiz

Mein Beitrag für die aktuelle Ausgabe der Schweizer Männerzeitung zur Elternzeit in Deutschland. Ein Rückblick und ein Ausblick:

Sie beginnt vor 37 Jahren, die Geschichte der Vätermonate und des Elterngeldes in Deutschland. Sie ist eine lange Geschichte, eine Geschichte mit verschiedenen kleineren und größeren Zwischenetappen. Und sie beginnt eben – auch wenn es der Name nicht vermuten lässt – mit dem Mutterschaftsurlaub. Der im Sommer 1979 in Kraft getretene Mutterschaftsurlaub stellte in erster Linie eine Erweiterung der Mutterschutzfrist auf sechs Monate dar. Die Idee damals: Die Mütter sollten unter Beibehaltung ihres Arbeitsplatzes mehr Zeit zur Verfügung haben, sich um das eigene Kind zu kümmern. Von Seiten der sozialdemokratisch-freisinnigen Koalition war allerdings damals schon geplant, auch Vätern eine zweimonatige Schutzfrist zuzugestehen. Diese Möglichkeit wurde aber im Laufe des Gesetzgebungsverfahrens verworfen, weil dann eine Zustimmung des Bundesrats erforderlich gewesen wäre – in dem damals die Opposition über die Mehrheit verfügte. Und das war ein Umstand mit Folgen.

Schritt eins: Mutterschaftsurlaub

Bundesarbeitsminister Herbert Ehrenberg (SPD) bezeichnete das Gesetz zwar damals als Beitrag zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Andere kritisierten aber schon damals, dass die Väter nicht miteinbezogen wurden: «Mit der Einbeziehung der Väter hätte man deren Verantwortung für die Kindererziehung verdeutlichen können», argumentierte beispielsweise eine Parteikollegin und ergänzte: «Es wäre ein guter Beitrag zur Auflockerung der starren ­Rollenverteilung gewesen.» Nur mit einem Modell für beide Geschlechter könne man die Frau vor Diskriminierung im ­Arbeitsmarkt schützen, argumentierten auch andere Parteikollegen damals schon – und: Väter hätten die Pflicht und das Recht, sich um ihre Kinder zu kümmern. Die Argumentationslinien – die mehr als 25 Jahre später bei der Einführung des Elterngeldes abermals angeführt werden sollten – wurden also von den Regierungsparteien schon im Jahr 1979 klar benannt.

Auch viele Medien kritisierten damals die Einseitigkeit des Mutterschaftsurlaubs. So unterstützte die Zeitschrift «Emma» die Klage eines jungen Vaters beim Bundesverfassungsgericht, der sich anstelle seiner Partnerin vier Monate um sein Kind kümmern wollte. Die Klage wurde abgelehnt. Auch in der «Zeit» wurde das Gesetz aus demselben Grunde kritisiert: «Eine halbherzige Reform, weil der Gesetzgeber sich offenbar an eingefahrenen Vorstellungen über die Aufgaben von Müttern und Vätern orientiert.» Der Gesetzgeber habe damit möglicherweise – wurde im Artikel weiter argumentiert – gegen das Grundgesetz verstoßen. Denn: Dieses postuliere schließlich die gleiche Behandlung von Männern und Frauen.

Schritt zwei: Bundeserziehungsurlaubsgesetz

Die Kritik blieb nicht ganz wirkungslos. Denn das im Herbst 1985 verabschiedete Bundeserziehungsurlaubsgesetz war ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung «Elternzeit». Das Gesetz wollte durch Bezahlung eines Erziehungsgeldes einem Elternteil vereinfachen, sich der Erziehung eines frischgeborenen Kindes zu widmen. Für Mütter und Väter sollte mehr Wahlfreiheit zwischen Erwerbs- und Familientätigkeit geschaffen sowie die Erziehungskraft der Familie gestärkt und gesellschaftlich anerkannt werden. In seiner Begründung der Gesetzesvorlage argumentierte CDU-Familienminister Heiner Geissler damals, dass immer mehr gutausgebildete Frauen einen Beruf ausüben wollten. Eine Mutter solle weiterhin die Möglichkeit haben, das eigene Kind zu erziehen, statt es in gesellschaftlichen Einrichtungen erziehen zu lassen. Insbesondere alleinerziehende Mütter stünden vor dieser Notlage.

Die damalige Opposition sah das ähnlich, hielt den staatlichen Unterstützungsbeitrag aber für viel zu tief. So konstatierte die SPD-Abgeordnete Renate Schmidt: «Die Wahlfreiheit bleibt auf dem Papier stehen, solang Mann und Frau nicht die gleichen Einkommenschancen haben.» Dass die finanzielle Ausstattung des Erziehungsurlaubs nicht geeignet sei, Väter zur Beteiligung zu bewegen, betonte damals auch die Abgeordnete Doris Wagner von den Grünen: «Der Einkommensverlust für Väter müsste viel deutlicher abgeschwächt werden.» Das Bundeserziehungsurlaubsgesetz ist dann wenigstens in den folgenden Jahren noch mehrmals verlängert worden; auch die Bezugsdauer des Elterngeldes ist verlängert und Einkommensgrenzen sind erhöht worden. Im Jahr 2000 ersetzte man die Bezeichnung «Erziehungsurlaub» dann schließlich durch «Elternzeit». Weiterlesen »

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Mehr Väter, mehr Familie!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 30. Mai 2016

Es ist Zeit für Väterzeit! Am 24. Mai haben die Dachverbände «Travail.Suisse»,«männer.ch», «AllianceF» und «ProFamilia» zusammen mit weiteren Organisationen die Initiative «Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen Familie» lanciert. Die Initiative verlangt einen Vaterschaftsurlaub von zwanzig Tagen, der im ersten Jahr nach der Geburt am Stücke oder in Einzeltagen bezogen werden kann.

Die Juninummer der Männerzeitung begleitet die Lancierung der Initiative – und bekennt sich ganz klar dazu, dass diese Initiative nur ein erster Schritt sein kann. Sie analysiert den Schweizer Vorstoss durchaus auch kritisch, zieht Vergleiche mit anderen europäischen Elternzeit-Modellen – und zeigt auf, wie Deutschland und Österreich mit dem Thema umgehen.

Vaterschaftsurlaub: Die Schweiz bleibt zurück Wieso die Schweiz in Sachen «Elternzeit» ein Nachzügler ist; was die kürzlich lancierte Volksinitiative «Für einen 20-tägigen Vaterschaftsurlaub» daran ändern könnte – und was nicht.

Elternzeit: Deutschland geht voraus Spätestens seit vergangenem Sommer verfügt Deutschland über eine der umfassendsten Elternzeit- und Elterngeld-Regelungen Europas. Die politischen Eliten bauten die Möglichkeiten für die Väter in den vergangenen vierzig Jahren schrittweise aus. Ein Rückblick – und ein Ausblick.

Der Fehler im Geldsystem Männer sollten sich emanzipieren, vom Geld. Denn: Geld ist ein Irrtum.

Generation Hochleistungssex Viele Jugendliche von heute haben Hardcorepornos gesehen, bevor sie Händchen gehalten haben. Besseren Sex haben sie deshalb nicht. Im Gegenteil: Frust und Angst sitzen tief.

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Vaterschaftsurlaub jetzt!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 24. Mai 2016

VaterschaftsurlaubStellen Sie sich vor: Sie werden Vater – ein einmaliges Erlebnis. Doch wie regeln Sie die Absenzen mit Ihrem Arbeitgeber? Heute kennt das Arbeitsrecht für Ereignisse, die Sie persönlich betreffen, ein Anspruch auf «übliche freie Tage». Wie lange diese Zeit ist und ob sie bezahlt wird, ist nirgends geregelt. Das heißt, de facto hat die Schweiz weder einen bezahlten noch einen unbezahlten (expliziten) Vaterschaftsurlaub. Doch nach der Geburt muss die Mutter gepflegt werden, Geschwister brauchen Zuwendung und Fürsorge und das Neugeborene möchte seinen Vater kennenlernen dürfen – und zwar richtig.

Deshalb fordern Organisationen der Zivilgesellschaft und Arbeitnehmendenvertretungen seit Jahren einen Vaterschaftsurlaub. Leider brachten weder der parlamentarische Weg noch der Druck auf privatwirtschaftliche Unternehmen den entscheidenden Durchbruch. Doch die gesellschaftliche Akzeptanz steigt: 2015 führte das Link-Institut im Auftrag von Travail.Suisse eine repräsentative Studie durch – mit sonnenklarem Resultat: 81% befürworten einen bezahlten Vaterschaftsurlaub. Damit war die Volksinitiative geboren.

Der Verein «Vaterschaftsurlaub jetzt!» hat am 24. Mai 2016 die Volksinitiative „Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen Familie“ lanciert. Die Initiative fordert einen bezahlten Vaterschaftsurlaub, der seinen Namen verdient: 20 Tage – flexibel zu beziehen innert einem Jahr nach der Geburt. Denn ein Vaterschaftsurlaub ist:

  • Notwendig: Die Geburt eines Kindes ist ein großer Schritt. Für einen gelungenen Start braucht es präsente Väter. Und zwar alle, nicht nur die, die sich einen unbezahlten Urlaub leisten können.
  • Zeitgemäß: Heutige Väter wollen von Beginn an Verantwortung übernehmen. Bedingung für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist, dass die nötigen zeitlichen Freiräume zur Verfügung stehen.
  • Bezahlbar: 20 Tage Vaterschaftsurlaub kosten auf dem Lohnzettel pro Monat nicht mehr als eine Tasse Kaffee. Vaterschaftsurlaub – ein großer Schritt für die Väter, ein kleiner für die Sozialversicherung.

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‚Mein Mann sagt gern …‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. Mai 2016

In einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel zum Muttertag äußert sich Familienministerin Manuela Schwesig auch zum Thema Elternzeit von Vätern:

„… Muss sich Ihr Mann wegen seiner Elternzeit in der Kita oder auf dem Spielplatz komische Sprüche anhören?

Mein Mann hat erlebt, dass manche am Anfang skeptisch reagiert haben. Das war schon 2007 so, als er nach Julians Geburt Elternzeit nahm. Damals waren gerade die Partnermonate eingeführt worden, das war noch neu. Jetzt war das für viele auch ungewöhnlich, dass er sich ein ganzes Jahr lang um unsere Tochter kümmern will. …

Gibt es auch positive Reaktionen?

Absolut. Immer häufiger sprechen ihn andere Männer an, sind interessiert, wie seine Erfahrungen sind, und beglückwünschen ihn. Es ist wichtig, dass es einfach mal auch Männer machen. Väter, die sich Zeit für ihre Kinder nehmen, sind keine Schwächlinge, sondern starke Männer, die zeigen, dass neben der Berufstätigkeit auch die Familie wichtig ist. Mein Mann sagt gern: Es gibt kein Unternehmen, das pleitegegangen ist, nur weil ein Vater in Elternzeit gegangen ist. …

Was können Väter eigentlich nicht, was Mütter können?

Ich finde die Vergleiche falsch. Ein Vater ist nicht eine Mutter zweiter Klasse. Unsere Erfahrung ist, dass sich beide gut um die Kinder kümmern können, dass man Dinge unterschiedlich, aber deshalb nicht schlechter macht. …

Viele Mütter tun sich schwer damit, die Kinder in die Verantwortung der Väter zu entlassen. Irgendwo ist da eine Stimme, die sagt: Eigentlich bin ich der bessere Schutz. Woher kommt das?

Mein Mann und ich sind beide so aufgewachsen, dass unsere Eltern berufstätig und gleichzeitig für uns Kinder da waren. Für uns war das selbstverständlich. Wir haben die partnerschaftliche Aufgabenteilung von Anfang an praktiziert, seit Julians Geburt. Wenn der Vater von Anfang an an Bord ist, ist es auch als Mutter einfacher loszulassen. …“

Dass die Ministerin (auch) auf persönliche Erfahrungen (ihres Mannes) zurückgreift macht ihre Aussagen sicherlich authentischer, problematisch ist in meinen Augen aber, auf dieser Grundlage allgemeine Erkenntnisse abzuleiten.

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Revolution in Vaterland

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 24. April 2016

„Ich will nicht werden, was mein Alter ist!“, sang Rio Reiser 1971 auf dem ersten Studioalbum der Band Ton Steine Scherben – eine Absage an das Rollenmodell vom Vater als Familienoberhaupt, ewigen Malocher und Ernährer und an eine Generation von Männern, die das Kinder großziehen weitgehend den Frauen überließ. Heute, zeigt eine Studie im Bundesfamilienministerium, geben rund 70 Prozent der Väter an, sich stärker als ihre eigenen Väter für ihre Kinder zu engagieren. Fast 80 Prozent wünschen sich mehr Zeit für ihre Familie, jeder zweite würde dafür seine Arbeitszeit reduzieren.

In den letzten Jahren haben sich Männer zunehmend in Organisationen und Vereinen zusammengeschlossen, um ihren Wunsch nach einer aktiven Vaterschaft politisch zu vertreten. Im Gegensatz zu anti-feministischen Gruppen, die einer konservativen Rollenverteilung der Geschlechter nachtrauern, kämpfen die neuen Väter für eine partnerschaftliche Aufteilung der Familienarbeit. Doch in der Praxis bleiben Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung zwischen Vätern und Müttern in Deutschland ungleich verteilt.

Das Radiofeature von Tabea Grzeszyk und Lotta Wieden versucht zu klären: Woran liegt das? Welche gesellschaftspolitischen Veränderungen könnten Abhilfe schaffen? Und was macht eine gute Vater-Kind-Beziehung überhaupt aus?

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Vätermonate im internationalen Diskurs

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 9. April 2016

Nach der Einführung des Elterngeld Plus und der vier Partnerschaftsbonusmonate ist die Diskussion hierzulande merkwürdig ruhig. Erste Zahlen belegen, was ExpertInnen im Vorfeld der Einführung der neuen Regelungen geäußert haben: Diese werden aufgrund ihrer Komplexität kein Selbstläufer wie die zwei Partnermonate im Jahr 2007 werden. Es bedarf Kommunikation und aktive Ansprache von Vätern, Unternehmen und denjenigen, die diese beraten und unterstützen können.

International hat der Diskurs um die „Papamonate“ an Fahrt aufgenommen. So hat San Francisco kürzlich als erste Stadt in den USA seinen Beschäftigten eine 6wöchige Elternzeit bei vollem Lohnausgleich zugesichert. Der ebenfalls in der Stadt ansässige Kurznachrichtendienst Twitter räumt Vätern und Müttern ab Mai 20 Wochen bei voller Bezahlung ein.

Welche Wirkungen die ‚Väterzeit‘ neben der Bedeutung für die Entwicklung der Kinder und die Vater-Kind Bindung hat, macht eine im Februar vorgelegte Studie des Beratungsunternehmens EY und des in Washington ansässigen Peterson Institute for International Economics deutlich. In ihr wurden u.a. die Konsequenzen der ‚Papazeiten‘ in fast 22.000 Unternehmen in 91 Ländern untersucht.

„Perhaps surprisingly, mandated maternity leave is not correlated with female corporate leadership shares, though paternity leave is strongly correlated with the female share of board seats.” Das für die Auftraggeber überraschende Ergebnis, der Zugang zu Vätermonaten bzw. –wochen hat eine signifikante Auswirkung auf den Anteil von Frauen in Führungspositionen oder anders ausgedrückt: In dem Maße wie Väter an das Unternehmen gebunden werden, geschieht dies mit Frauen an Haushalt und Kinder.

Vor diesem Hintergrund startet in der Schweiz, unterstützt von Gewerkschaften und männer.ch im Mai eine Unterschriftensammlung zur Durchsetzung einer Volksabstimmung über die Einführung eines Papamonats. Repräsentative Umfragen deuten an, dass sich derzeit ca. 80 Prozent der SchweizerInnen dafür aussprechen. Es bleibt aber spannend.

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Einflussfaktoren auf die Arbeitszeitdauer von Vätern nach den Elterngeldmonaten

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. April 2016

Einflussfaktoren ArbeitszeitdauerAuf der Basis der Sowitra Elterngeldstudie haben Dietmar Hobler und Svenja Pfahl eine Analyse der unterschiedlichen Einflussfaktoren vorgenommen um unter anderem herauszufiltern, welche die Entscheidung von Vätern, nach der Elternzeit ihre Arbeitszeit zu reduzieren tatsächlich beeinflusst. Eine Teilzeitbeschäftigung des Vaters mindestens zwei Jahre nach der Geburt des Kindes wurde dabei als ein starker Indikator für eine partnerschaftliche Arbeitsteilung des Paares bei der Kinderbetreuung und der Hausarbeit, die sich über einen längeren Zeitraum nach den Elterngeldmonaten erstreckt, angesehen. Das Ergebnis dieser Betrachtung lautet:

Väter, die ihre Arbeitszeit nach den Elterngeldmonaten (EGM) reduziert haben, sind auch längerfristig, d. h. mindestens zwei Jahre nach der Geburt des Kindes, weitaus häufiger teilzeitbeschäftigt als Väter ohne unmittelbare Arbeitszeitreduktion nach den EGM. Die Tendenz zur längerfristigen Teilzeitbeschäftigung steigt dabei mit dem Umfang der vorausgegangenen Arbeitszeitreduktion an. Väter, die bereits zu diesem frühen Zeitpunkt ihre Arbeitszeit in höherem Umfang reduzierten, arbeiten auch längerfristig häufiger in Teilzeit. Das bedeutet: Eine starke Reduzierung der Arbeitszeitzeit gleich im Anschluss an die EGM scheint längerfristige Arbeitszeiteffekte besonders zu begünstigen.

Die längerfristige Teilzeitbeschäftigung des Vaters wird zudem durch weitere soziodemografische Faktoren beeinflusst:

– Väter, die bei der Geburt ihres Kindes, für das sie erstmals EGM nutzen, bereits über 40 Jahre alt sind, zeigen auch längerfristig eine höhere Bereitschaft zu einer Teilzeitbeschäftigung. Hier kann vermutet werden, dass sich die Väter im fortgeschrittenen Alter – wie in den Arbeitshypothesen formuliert – bereits beruflich etabliert haben und sich damit eher zutrauen, das „Risiko“ einer Teilzeittätigkeit auch längerfristig auf sich zu nehmen.

– Auch das Vorhandensein weiterer Kinder im Haushalt begünstigt eine längerfristige Teilzeitbeschäftigung der Väter. Dieser Befund ist überraschend, denn er steht im Widerspruch mit der gängigen These einer Retraditionalisierung der Geschlechterrollen mit der Geburt weiterer Kinder.

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Die Väterzeit ist ein Signal

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 28. Januar 2016

männer.ch, TravailSuisse und weitere Organisationen fordern eine zeitlich flexible, 20-tägige Väterzeit. Sie soll wie der Mutterschaftsurlaub über die Erwerbsersatzordnung finanziert werden. Die Väter sollen während des Urlaubs 80 Prozent des Lohns erhalten. Markus Theunert, Generalsekretär von männer.ch, begründet im Interview mit „20 Minuten“ die Initiative:

„… Nun lanciert Männer.ch zusammen mit anderen Organisationen eine Volksinitiative für einen 20-tägigen Vaterschaftsurlaub. Was erhoffen Sie sich davon?
Es wäre nicht nur eine unverzichtbare finanzielle Unterstützung für die junge Familie, sondern ein Signal an alle: Der Vater ist heute im Leben des Kindes selbstverständlich von Anfang an dabei. Die Gesellschaft gibt ihm Zeit – erwartet aber auch, dass er diese nutzt, um sich Kompetenzen anzueignen und seine Frau zu unterstützen. In einer leistungsorientierten Gesellschaft ist es wichtig, auch Beziehungs- und Betreuungsarbeit zu würdigen und zu fördern.

Die zuständige Nationalratskommission lehnte am Freitag einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub mit der Begründung ab, die Familiengründung sei «eine private Angelegenheit», in die sich «der Staat nicht einzumischen habe».
Das ist ein Scheinargument. Der Staat kann sich gar nicht aus dem Privatleben der Menschen heraushalten. Mit dem 14-wöchigen Mutterschaftsurlaub schafft er heute Anreize, dass die Frau zu Hause bleibt. Der Kampf gegen den Vaterschaftsurlaub ist rein ideologisch motiviert: Man will nicht, dass sich Männer und Frauen die Hausarbeit 50:50 teilen, getraut sich aber nicht, das zu sagen. Deshalb kommt man mit diesem verstaubten Argument.

Ein weiterer Punkt sind die Kosten: Eine 20-tägige Papi-Zeit ist nicht gratis zu haben.
Der Bundesrat rechnet pro Woche Vaterschaftsurlaub mit Kosten von 70 bis 110 Millionen, also 280 bis 440 Millionen Franken für 20 Arbeitstage. Selbst wenn alle Väter davon Gebrauch machen würden – wovon ausgehend von den Erfahrungen im Ausland leider bei weitem nicht auszugehen ist – betrügen die Kosten nur einen Bruchteil der Kosten der Heiratsstrafe-Initiative der CVP. Zudem macht ein Vaterschaftsurlaub volkswirtschaftlich Sinn: Nicht nur, weil die Frauen dann mehr arbeiten könnten, sondern auch, weil die Geburtenraten die Sozialversicherungen der Zukunft sichern.

Die Erfahrung zeigt, dass die Schweizer an der Urne nicht gerade grosszügig mit sich selber sind. Die Initiative für sechs Wochen Ferien etwa wurde abgelehnt. Glauben Sie wirklich, dass Ihr Anliegen Erfolg haben wird?
Ja, davon bin ich überzeugt. Es geht hier nicht um Grosszügigkeit oder darum, dem Vater einen Gefallen zu machen. Es geht um den in der Verfassung verankerten Gleichstellungsauftrag: Studien zeigen, dass es primär von der Beteiligung des Mannes zu Hause abhängt, wie stark die Familiengründung der Karriere der Mutter schadet. Und zweitens geht es auch um die Beziehung zwischen Vater und Kind. Es ist erwiesen, dass dieses Band lebenslang gestärkt wird, wenn der Papi am Anfang präsent ist.

Reichen 20 Tage dafür aus?
Diese kurze Zeit macht schon enorm viel aus. Natürlich müssen sich die Männer auch später am Leben ihres Kindes beteiligen, aber im ersten Lebensjahr wird das Fundament dafür gelegt. …“

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14% der ‚Neueinsteiger‘ entscheiden sich für Elterngeld Plus

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 27. Januar 2016

Im dritten Quartal 2015 haben in Deutschland insgesamt 885.000 Personen Elterngeld bezogen. Davon waren 83 % (738.000) Mütter und 17 % (147.000) Väter. Dies teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis der Bestandsstatistik zum Elterngeld mit. Die Statistik liefert erstmals auch Daten zum neu eingeführten Elterngeld Plus. Eltern, deren Kinder ab dem 1. Juli 2015 geboren wurden, können zwischen dem Bezug von Basiselterngeld (bisheriges Elterngeld) und dem Bezug von Elterngeld Plus wählen oder beides kombinieren. Die Bezugsdauer für Eltern kann sich hierdurch erheblich verlängern, denn aus einem bisherigen Elterngeldmonat werden zwei Elterngeld-Plus-Monate.

Für die überwiegende Mehrheit der Beziehenden (rund 800.000 Personen) galt noch die frühere Rechtslage, sodass Elterngeld Plus für diesen Personenkreis nicht in Betracht kam.

Von den Beziehenden, deren Kind ab dem 1. Juli 2015 geboren wurde, entschieden sich bislang knapp 14 % für die Inanspruchnahme von Elterngeld Plus. Spitzenreiter beim Einstieg in das Elterngeld Plus ist das Land Thüringen; hier entschieden sich bereits 23 % der Berechtigten für die neue Art der Inanspruchnahme.

Für Mütter, die sich gegen die Inanspruchnahme von Elterngeld Plus entschieden, lag der durchschnittliche monatliche Elterngeldanspruch bei 772 Euro, während Müttern, die durchgängig oder zeitweise Elterngeld Plus beantragten, durchschnittlich monatlich 472 Euro Elterngeld gewährt wurde. Dafür war aber die voraussichtliche durchschnittliche Bezugsdauer von Müttern ohne Elterngeld Plus 11,7 Monate, während sie bei Müttern mit Elterngeld Plus 20,6 Monate betrug.

Da nur 46 % der Elterngeld beziehenden Väter gleich nach der Geburt des Kindes in den Elterngeldbezug einsteigen, sind Väter von ab dem 1. Juli 2015 geborenen Kindern bisher nur teilweise statistisch erfasst. Spannend ist auch die Frage, wie viele Väter und Mütter im Anschluss, oder während der regulären Elternzeit, den Partnerschaftsbonus in Anspruch nehmen werden.

Die Online-Veröffentlichung zu den Leistungsbezügen im 3. Vierteljahr 2015 steht zum kostenlosen Download zur Verfügung.

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Väter in NRW wünschen sich Zeit mit ihren Kindern

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 11. Januar 2016

Die jungen Väter in NRW haben einen großen Wunsch nach Zeit mit ihren Kindern. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die die Meinungsforscher von Infratest dimap im Auftrag der WDR-Redaktion „Hier und Heute“ in Nordrhein-Westfalen durchgeführt haben. Demnach hätten fast alle Väter, die Elternzeit genommen haben, gerne noch länger Elternzeit genommen (82 %). Vier von fünf Vätern sehen ihre Kinder unter der Woche zwei oder mehr Stunden pro Tag; jeder dritte Vater sieht sein Kind sogar vier oder mehr Stunden an einem normalen Werktag. Das Vaterbild habe sich deutlich gewandelt im Vergleich zur vorherigen Generation, sagen 81 % der Väter. Und das ist gut so, sagen 91 %. Allerdings haben nach wie vor nur wenige Väter für ihre Kinder ihre Arbeitszeit reduziert (19 %).

Die Väter von heute nehmen teil an ihren Kindern – und sind präsent

Die Väter von heute nehmen teil an ihren Kindern – schon in der Schwangerschaft und bei der Geburt. 86 % der Väter in NRW sind unmittelbar bei der Geburt dabei. 62 % begleiten ihre Partnerin zum Schwangerschaftskurs – mehr als ein Drittel geht zu allen Terminen mit.

Es gibt klassische Papa-Aufgaben zuhause bei den Kindern. In Erziehungsfragen hat aber oft noch die Mutter das letzte Wort

Wenn die Väter da sind, dann lesen sie vor allem die Gutenachtgeschichte vor und bringen ins Bett (76 %) – eine klare Papa-Aufgabe. Eher bei der Mutter liegt nach wie vor die Aufgabe, die Kinder bei Krankheiten auch zuhause zu betreuen (und dafür im Notfall einen Arbeitstag abzusagen) – das machen nur 30 % der Väter regelmäßig. Dafür sind die Väter bei der Rollenaufteilung in der Erziehung sehr tolerant. In 70 % der Fälle hat die Mutter das letzte Wort – und stört das die Väter? Nein! Sagen 90 %.

Noch ist in der Arbeitswelt kaum Platz für einen „neuen Vater“

68 % der Väter haben für ihr zuletzt geborenes Kind keine Elternzeit genommen – aber nicht, weil sie nicht wollen. 60 % dieser Väter hätten das gern gemacht. Und: Fast alle Väter, die Elternzeit genommen haben, hätten gern noch länger Elternzeit genommen (82 %).
Was den Vätern bei ihrem Wunsch nach mehr Elternzeit im Weg steht: Entweder wollte die Partnerin die Elternzeit ganz ausnutzen (38 %). Mindestens gleichbedeutend sind aber berufliche Gründe (37 %). Nur wenige Väter reduzieren für die Kinder ihre Arbeitszeit. (19 %). Wenn sie dies tun, dann vor allem bis 20 % (45 %). Auffallend ist, dass dies vor allem die jüngeren unter den befragten Vätern sind.

Vater sein heute ist etwas ganz anderes als noch vor 30, 40 Jahren

Das Vaterbild hat sich sehr stark verändert im Vergleich zur vorherigen Generation, sagen 81 %. Und das ist gut so, sagen 91 % der befragten Väter in NRW. Heute sei man ein guter Vater, wenn man „Beruf und Familie miteinander vereinen kann“ – sagen 56 %. Das ist die Aufgabe. Dass er „für den Unterhalt der Familie sorgen“ müsse, sehen nur noch 12 % als Aufgabe eines guten Vaters.

Auch als Vater kann Mann attraktiv sein

Windeln wechseln, Flasche geben, Kinderwagen schieben, Kind tragen – schadet alles nicht dem Image. Attraktivitätseinbußen werden nicht befürchtet – der Zeitgeist ist mit den Vätern. 96 % der befragten Väter in NRW haben damit kein Problem. Und 73 % der Väter sind mit ihren Kindern auch emotionaler geworden.

Befragt wurden 1.037 Väter in NRW mit Kindern unter 10 Jahren im Dezember 2015. Die Reihe „Hier und Heute“: Väter – die neuen Helden, stellt einige dieser neuen Väter vor: am Montag, 11. und 18. Januar 2016, jeweils um 22.10 Uhr im WDR Fernsehen.

Quelle

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