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Archiv für die 'aktive Vaterschaft' Kategorie

Papa kann das am besten, was ihm vor der Geburt an Kompetenzen zugeschrieben wird

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 19. August 2021

Partnerschaftliche Aufgabenteilung geht nur gemeinsam, das ist ebenso selbstverständlich wie der blaue Himmel bei Sonnenschein. Trotz dieser Erkenntnis und entgegen dem Wunsch der überwiegenden Zahl junger Väter und Mütter wirken traditionelle Rollenmuster nach wie vor mächtig.

‚Don’t fix the WoMen‘ heißt es zurecht. Individuelles Wollen ist notwendig, strukturelle Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Diskurse aber nach wie vor prägend. Vor diesem Hintergrund ist es bedeutsam, Wirkungen und Mechanismen von dem, was Vätern und Müttern an Erwartungen zugeschrieben wird und sich nicht nur in deren Haltungen und Überzeugungen, sondern vor allem im familiären Handeln widerspiegelt, nicht zu verleugnen und nach dem Motto ‚das nicht sein kann was nicht sein kann‘ aus der Welt zu schaffen. Der Elefant, und in diesem Fall das Phänomen des ‚maternal Gatekeeping‘ ist virulent.

Der Begriff ist erstmals 1989 in der Dissertation „Toward a reconceptualization of paternal involvement in infancy: The role of maternal gatekeeping” von Ashley Howard Beitel beschrieben worden. Inzwischen verzeichnet Google Scholar gut 3.000 wissenschaftliche Arbeiten zu diesem Thema.

Nicht nur vor diesem Hintergrund halte ich es für abwegig, dass aus dem Spiegel Schwerpunkt dieser Woche ‚Papa kann das schon alleine‘ eine Bühne des Geschlechterkampfs konstruiert wird. Worum geht es in dem Beitrag ‚Papa von Mamas Gnaden – Worunter moderne Väter leiden‘?

Die Überschrift spitzt sicherlich thematisch zu, in dem Text wird das Anliegen aber als Erleben und Empfinden von konkreten Vätern bzw. Expert:innen und Praktker:innen wie Marc Schulte vom Papaladen in Berlin oder Simon Bohn von der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, dargestellt und wiedergegeben.

Und dann kommen im letzten Drittel des Beitrags folgende verallgemeinernde Aussagen: „Und wie es so ist mit der Mehrheitsdynamik: Mütter rühmen sich großer Weisheit, wenn es um ihre Domäne geht. Sie halten es nicht aus, wenn der Vater dem Kleinkind den gestreiften Pulli zur karierten Hose anzieht. Sie runzeln die Stirn, wenn er vom Einkaufen eine andere Windelmarke mitbringt als sie. Stellen Väter ihren Kindern Fragen, antworten gern stellvertretend die Mütter.

Die Mutterliebe? Für Väter eine fürsorgliche Belagerung, eine Festung. Im Vaterland sprechen alle die Muttersprache. »Maternal Gatekeeping« heißt das Stichwort, das viele Frauen als Kampfbegriff empfinden. Sie begegnen der neuen Väterlichkeit auch deshalb mit Misstrauen, weil sie über Jahrhunderte die Erfahrung gemacht haben, dass im Zweifelsfall doch wieder vieles an ihnen hängen bleibt. Warum also, fragen sie sich, wollen Männer jetzt eigentlich gefeiert werden für etwas, was Mütter schon immer getan haben?“

‚Maternal Gatekeeping‘ wird losgelöst von inhaltlichen Bedeutungen als ‚Kampfbegriff‘ eingeführt und es wird ignoriert, dass er ein wissenschaftlich sehr umfangreich untersuchtes psychologisches Phänomen beschreibt, das sich nicht für einfache Schuldzuweisungen eignet.

Aber es gibt immer Menschen, die über das angebotene Stöckchen springen und sich in den sozialen Medien wider besseres Wissen selbst wiederholen. Ich erinnere mich noch gut an die Diskussion beim Väterkongress Anfang 2017 in Bielefeld. Dort hatte Frau Prof*in Lieselotte Ahnert in ihrem Vortrag ‚Wieviel Mutter braucht ein Kind? … und kommt es überhaupt auf den Vater an‘ auch zum ‚Maternal Gatekeeping‘ umfangreich Stellung bezogen. Die Postings auf Twitter und anderen Kanälen wiederholen teilweise dieselben, dort widerlegten Behauptungen.

So kommen wir nicht weiter. Birk Grüling entwirft in einem Beitrag für Men’s Health Dad eine Vision, wie es gelingen könnte: „Richtiger wäre es, wenn wir uns gegenseitig aus dem Teufelskreis helfen und an einem Strang ziehen. Ohne Misstrauen, ohne Zwietracht, dafür gemeinsam. Dann hätten wir vielleicht eine so mächtige Lobby wie die Automobilbranche, einen so starken Zusammenhalt wie Bundesligavereine. Bildungs- und Familienpolitik hätten plötzlich oberste Priorität. Kinderbetreuung und Hausarbeit würden höchste gesellschaftliche Anerkennung genieße. Zeit für die Familie einzufordern, wäre kein Grund für berufliche Diskriminierung und Vereinbarkeit kein Problem mehr.“

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Väter im Lockdown – die nicht erzählte Geschichte

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 11. Mai 2021

Das ‚Fatherhood Institute‘ stellt heute seine Studie „Lockdown Fathers, the untold story“ vor. Die Studie ist die erste, die detailliert aufzeigt, wie Großbritanniens Väter den Lockdown im Frühjahr 2020 erlebten: was sie taten, wie sie sich fühlten und welche Auswirkungen das auf ihre Kinder hatte.

Einigen ging es natürlich besser als anderen. Sie können alle Details in den Berichten auf der Website nachlesen. Aber in Kurzform ist die Geschichte so.

Väter:

  • verbrachten mehr Zeit mit ihren Kindern
  • bauten stärkere Beziehungen zu ihnen auf
  • halfen bei Hausunterricht und Hausaufgaben
  • wurden besser in der Kindererziehung
  • gewannen an Selbstvertrauen
  • haben mehr Einsicht in die Rolle ihrer Partner bei der Kinderbetreuung gewonnen
  • erledigten mehr Hausarbeit.

Die große Frage lautet also: Wie gehen die Geschichten weiter?

Quelle

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Eltern als Team – Ideen eines Vaters für gelebte Vereinbarkeit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. Mai 2021

Das ist der Titel des ‚konstruktiven Buches‘ von Birk Grüling, Jahrgang 1985 und selbst Vater eines Sohnes. Konstruktiv in dem Sinne, dass er Vereinbarkeit für möglich hält und sich vor dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen selbstkritisch mit den Möglichkeiten und Hindernissen auseinandersetzt. Diese subjektive Perspektive wird ergänzt durch die Perspektive von 16 Praktiker:innen, Coaches, Therapeut:innen, Trainer:innen und Personalverantwortlichen sowie zahlreichen Vätern und Müttern, die ihr Ringen um eine gemeinsame Lösung beschreiben.

„Eltern als Team“, das ist die Übersetzung des seit langem geäußerten Wunschs junger Mütter und Väter nach einer partnerschaftlichen Aufteilung von bezahlter Erwerbsarbeit und unbezahlter Familien- bzw. Care-Arbeit. Vereinbarkeit geht nur gemeinsam, wenn überhaupt.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass sich ebenfalls Journalist:innen, Marc Brost und Heinrich Wefing mit „Geht alles gar nicht“ und Susanne Garsoffky und Britta Sembach mit „Die Alles ist möglich-Lüge: Wieso Familie und Beruf nicht zu vereinbaren sind“ ganz anders positioniert haben.

Aber auch Grüling macht an dieser Stelle keine falschen Versprechungen. Vereinbarkeit ist kein Sprint, den Mann oder Frau mal eben abläuft, sondern ein Marathon, der den permanenten Austausch zwischen Vater und Mutter erfordert. Und damit beginnen die werdenden Eltern am besten vor der Geburt.

Damit meint der Autor nicht nur die ‚Geburtsvorbereitung und den „Nestbau“, er skizziert quasi als Vorbereitung auf die Vereinbarkeit für eine gemeinsame ‚Familienvision‘ die natürlich voraussetzt, dass auch der werdende Vater eine Vorstellung davon entwickelt, welcher Vater er sein möchte. Wie dieser Visionsentwicklungsprozess aussehen kann, beschreibt er sehr anschaulich. „Die erste Frage für dich wäre also: Welches Bild von mir als Vater … habe ich selbst?“ und dabei geht es natürlich auch um die Auseinandersetzung mit den Erfahrungen mit dem eigenen Vater bzw. der eigenen Mutter.

Die Hinweise und Fragestellungen die Grüling an dieser, aber auch an vielen anderen Stellen formuliert, sind ein passendes Angebot und verleiten wirklich dazu, sich auf die entsprechenden Situationen und Herausforderungen einzulassen und im Anschluss daran, das Gespräch mit der Partnerin zu suchen.

Apropos Partnerschaft, dass es nicht nur um eine möglichst optimale und gleichberechtigte Aufgabenteilung geht, sondern um die Pflege einer Beziehung und die Selbstsorge, macht er in einem eigenen Abschnitt deutlich. Wie wichtig dies ist, macht das Zitat zu Beginn dieses Abschnitts deutlich, dass Jeder und Jede kennt, die schon einmal geflogen ist: „Im unwahrscheinlichsten Fall eines Druckverlusts falle automatisch Sauerstoffmasken aus der Kabinendecke … Atmen Sie normal weiter. Helfen Sie danach Kindern und hilfsbedürftigen Menschen.“ Nur in dieser Reihenfolge gelingen Beziehungen, Vereinbarkeit und Erziehung von Kindern.

Weitere Themen sind Elternzeit, Bedeutung und Auswahl von Kinderbetreuungseinrichtungen und die Routine, die sich irgendwann einstellt. Grüling spricht in diesem Zusammenhang auch von den „Drei Säulen der Vereinbarkeit“ und macht deutlich, dass sich zwar jedes werdende und gewordene Elternpaar für ihren Weg entscheidet, dass die Gestaltung der Rahmenbedingungen keineswegs nur Privatsache ist.

Diese eröffnen Möglichkeiten oder engen sie ein. Das fängt bei Regelungen im Steuer- und Sozialversicherungsrecht an, geht über die Kinderbetreuung und hört bei Regelungen zur Arbeitszeit noch lange nicht auf. Die „30 Stunden Woche“ taucht an vielen Stellen als Option auf und es wird deutlich, dass diese in der Lebensphase mit kleinen Kindern, der Weg sein kann, „Mental- und Financial Load“ gerecht zu verteilen und Väter und Mütter in die Lage zu versetzen, als Team zu agieren.

„Noch nie standen die Chancen besser, mit alten Werten zu brechen, der Last des alleinigen Ernährers zu entfliehen und die eigene Vaterrolle neu und anders zu gestalten.“ Lautet eine der Kernaussagen des Buchs, dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der Erfahrungen, die Familien in den vergangenen 14 Monaten gemacht haben. Der Ratgeber von Birk Grüling ist bestens dazu geeignet, die richtigen Lehren aus dieser Zeit zu ziehen und sich als werdende oder gewordene Väter und Mütter mit der eigenen Zukunft als Eltern und Paar auseinanderzusetzen.

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‘You Don’t Need To Be Superheroes’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 26. April 2021

In der wissenschaftlichen Literatur und in den Medien wird zunehmend über den modernen aktiven Vater berichtet, der sich gleichberechtigt in die Erziehung und die Versorgung seiner Kinder einbringen möchte. In dem Kim Bräuer vom Lehrstuhl Arbeit und Organisation initiierten Projekt soll in Erfahrung gebracht werden, was Väter in Deutschland bewegt. Das Bild des modernen Vaters steht dabei dem traditionellen Vater als Brotverdiener gegenüber. Das Projekt möchte diese beiden Bilder von Vätern erweitern und vielfältige Lebenslagen von Vätern erfassen.

Dafür wird eine quantitative Onlinebefragung und eine Interviewstudie durchgeführt.

Dabei interessieren die Initiatoren unterschiedlichen Vorstellungen von Vaterschaft, mögliche Praktiken zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die individuellen Herausforderungen von Vätern. Bisher gibt es nur wenige Studien, die sich explizit mit der subjektiven Perspektive von Vätern befassen, weshalb wir diese in den Fokus unserer Studie stellen. Sie möchten erfahren, wie Betriebe, politische Akteure, Väternetzwerke und Beratungsstellen Väter dabei unterstützen können, ihren Ansprüchen an sich als Vater, Partner und ggf.  als Arbeitnehmer gerecht zu werden. Es geht unter anderem um folgende Fragen:

  • welche Vorstellungen Männer von ihrer Vaterschaft und ihrem Familienleben haben
  • wie Sorge- und Erwerbsarbeit in den Familien aufgeteilt werden
  • mit welchen Problemen sich Väter konfrontiert sehen
  • ob sich neben dem traditionellen und dem modernen Vater weitere Typen von Vätern ausmachen lassen

Aus aktuellem Anlass spielen nicht zuletzt die besonderen Bedingungen des Familienlebens in Zeiten der Corona-Pandemie und innerfamiliäre, wie betriebliche Herausforderungen und Potentiale des Lockdowns eine wichtige Rolle.

Hier geht es zu der Befragung.

Quelle

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Väter packen (mit) an

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 29. März 2021

Viele Väter übernehmen während der Corona-Pandemie gemeinsam mit der Mutter die zusätzliche Betreuung der Kinder. 44 % übernehmen in der Krise mindestens die Hälfte der Kinderbetreuung. Das sind 5 Prozentpunkte mehr als vor der Pandemie.

Die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie führten daher in vielen Familien dazu, dass die Aufgabenteilung zwischen den Elternteilen partnerschaftlicher wurde. Immerhin 19 % der Eltern geben an, dass sie sich die Kinderbetreuung nun gleicher aufteilen. Bei 60 % der Eltern blieb die Aufteilung trotz der Pandemie insgesamt gleich. 21 % gaben allerdings an, dass die Aufgabenteilung insgesamt ungleicher wurde.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass auch nach der Corona-Pandemie viele Familien dieses „neue“, partnerschaftliche Modell beibehalten werden. Immerhin 44 % der Eltern, bei denen sich die Aufteilung der Kinderbetreuung hin zu einer partnerschaftlichen Aufgabenteilung entwickelt hat, wollen diese Aufteilung auch nach der Pandemie beibehalten. 43 % der Väter haben ihren Arbeitgebenden darauf angesprochen, dass sie wegen der Kinderbetreuung an ihren Arbeitszeiten, ihrer Arbeitsweise oder ihrem Arbeitsort etwas verändern möchten. Damit haben sie seltener das Gespräch gesucht als die Mütter.

Interessant ist, dass die Väter, die nicht mit ihren Arbeitgebern sprachen, dies fast nie mit einer negativen Reaktion seitens der Arbeitgebenden begründen. Nur 7 % geben an, dass sie davon ausgingen, dass der Arbeitgebenden kein Verständnis für sie haben würde.

Grundsätzlich haben die Kontaktbeschränkungen auch indirekt dazu beigetragen, dass Väter und Mütter Betreuungsprobleme anders lösen können. Knapp jeder dritte Vater arbeitet seit dem Inkrafttreten der Kontaktbeschränkungen mehr von zu Hause. 16 % geben an, dass sie zu anderen Zeiten arbeiten als vorher.

Unternehmen sprechen sich mehrheitlich gegen eine Retraditionalisierung der Elternrollen aus und damit für aktive Väter, die mit der Mutter gemeinsam die Kinderbetreuung übernehmen. 78 % stimmen der Aussage (eher) zu, dass in der Krise deutlich wird, wie wichtig es ist, dass sich Väter an der Kinderbetreuung beteiligen, damit nicht nur Mütter ihre Arbeitszeiten reduzieren.

Interessant ist, dass dabei keine relevanten Unterschiede zwischen den Branchen deutlich werden: Sowohl die Mehrheit der Unternehmen aus eher männer-dominierten Branchen als auch Unternehmen mit hohen Frauenanteilen geben an, aktive Vaterschaft zu unterstützen. Ebenso lehnt auch branchenübergreifend eine breite Mehrheit ab, dass Väter in der Krise auf die Elternzeit verzichten.

Quelle

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‚Väter sind ein Schlüssel, damit Vereinbarkeitsmodelle gelingen‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 3. März 2021

„Es bedarf einer mutigen Reform“ – Interview mit PD Dr. Martin Bujard (Präsident der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft Familie, eaf) über die Rolle der Väter in Vereinbarkeitsmodellen von Familie und Beruf

Herr Bujard, die eaf bündelt die vielen evangelischen Institutionen im Bereich Familie und gibt ihnen eine Stimme gegenüber der Politik. Dabei geht es um Kinderrechte und Kinderschutz, um Unterstützung für Familien und um Elternschaft mit all ihren Anforderungen und Bedürfnissen. Was macht die Tagung „Männer Leben Beruf“ für Sie als Präsident der eaf interessant und wo sehen Sie die Berührungspunkte?

Martin Bujard: Die Debatten um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf werden vielfach auf Frauen, auf Mütter reduziert. Dabei sind Väter ein Schlüssel, damit Vereinbarkeitsmodelle gelingen. Das ist lange unterschätzt worden, auch die Politik hinkt hier teilweise hinterher. Wir dürfen Männer nicht als „Bystanders“ in diesem Diskurs betrachten, der sie eigentlich nichts angeht, sondern müssen sie mit hineinholen. Das genau macht die Tagung, indem sie Väter in den Mittelpunkt stellt. Das ist gut! Denn wir brauchen bei diesem Thema mehr kulturelle Akzeptanz, vor allem auch bei den Arbeitgebern.

Im Einladungstext wird nicht nur auf Väter, sondern genereller auf die „Bedürfnisse eines veränderten Männerlebens“ Bezug genommen. Wie nehmen Sie diese wahr?

„Das Männerleben“ gibt es natürlich nicht, aber es gibt schon gewisse Generationenerfahrungen, die sich in der Tat verändern. Die mittlere Männergeneration hat jetzt 13 Jahre Elterngeld erlebt – diese Möglichkeiten hatten ihre Väter – die Großvätergeneration – nicht. Leider nutzt nur ein gutes Drittel der Väter Elternzeit. Diejenigen aber haben in der Elternzeit erfahren, dass es beglückend ist, sich in die Familie einzubringen, die Fürsorge für die Kinder mit zu übernehmen. Väter arbeiten zum Teil mehr als Männer ohne Kinder im Beruf, mit Familienarbeit kommen viele auf bis zu 60-70 Stunden pro Woche, um aktive Väter zu sein. Wie Mütter sind sie in der Rushhour des Lebens, wenn die Kinder klein sind. Häufig können Väter ihren Wunsch, ein aktiver Vater zu sein, aber nicht so umsetzen, wie sie möchten. Die noch jüngere Männergeneration ist mit einem egalitären Weltbild groß geworden: Sie möchten die Dinge gern partnerschaftlich regeln und für beide ein erfüllendes Berufs- und Privatleben realisieren. Aber sobald Kinder da sind, stellen sie fest, dass Wunsch und Wirklichkeit nicht leicht in Einklang zu bringen sind.

Kommt hier Ihr Konzept der „dynamischen Familienarbeitszeit“ ins Spiel, mit dem Sie im Tagungsprogramm angekündigt sind?

Ja, das Konzept sieht vor, eben diese Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu reduzieren. Vereinbarkeit findet im Lebenslauf statt. Wenn die Kinder sehr klein sind, ist der Bedarf an Zeit für Fürsorge sehr groß. Heute sieht das dann meist so aus, dass Mütter halbtags Erwerbsarbeit nachgehen und Väter voll und mehr arbeiten. Deshalb schlagen wir mit der dynamischen Familienarbeitszeit einen Korridor vor, der etwa bis zum Schuleintritt der Kinder greifen soll und in dem beide Elternteile 60-90 Prozent, also in vollzeitnaher Teilzeit arbeiten. Ganz wichtig wäre, dass dabei die unterliegenden Vorstellungen von Karriere bei den Arbeitgebern sich ändern. In der Rushhour des Lebens muss es für Männer und Frauen möglich gemacht werden, bei temporär reduzierter Arbeitszeit keine Karriereeinbußen zu erleiden und partnerschaftlich Familie zu leben. Wir lesen seit Jahren die immer gleichen Ergebnisse in Umfragen, dass Männer mehr Zeit für die Familie möchten und viele Frauen gern stärker am Berufsleben teilhaben würden. Das müssen wir nun endlich in die Realität umsetzen, da bedarf es einer mutigen Reform.

Quelle

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Aus der Krise lernen – Väterarbeit nach Corona

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 19. Januar 2021

Am 16. Dezember hat der zweite ‚harte‘ Lockdown begonnen und nicht nur der Jahreswechsel gibt Anlass, eine erste Bilanz der ‚Learnings‘ aus der bisherigen Zeit mit Corona zu ziehen.

„Eltern sind in der Corona-Zeit mehrheitlich nicht in traditionelle Rollen „zurückgefallen“. Meist blieb die Aufteilung der Kinderbetreuung zwischen den Elternteilen unverändert, in etwa jeder fünften Familie wurde die Aufteilung gleichmäßiger, in ebenso vielen Familien aber auch ungleichmäßiger. Die zusätzlich anfallenden Betreuungsaufgaben haben Mütter und Väter vielfach gemeinsam geschultert.“ heißt es in der kürzlich veröffentlichten Broschüre ‚Familien in der Corona Zeit‘ des BMFSFJ.

Die  britischen Zeitung Guardian beurteilt die Auswirkungen von Corona noch optimistischer: „Das Jahr 2020 verändert die Art und Weise, wie die Gesellschaft Vaterschaft sieht, und könnte nach Ansicht von Forschern, Wirtschaftsführern und Aktivisten die tiefgreifendste Veränderung der Betreuungsaufgaben seit dem Zweiten Weltkrieg bewirken….“

So oder so wird es aber darauf ankommen, genauer auf die Situationen in den Familien und die Erfahrungen der Väter und Mütter zu schauen, und die richtigen Konsequenzen daraus zu ziehen und die jetzt sichtbar werdenden Effekte nachhaltig wirksam werden zu lassen.

Väter & Corona – die positiven Erfahrungen aus der Krise für eine geschlechtergerechte Gestaltung der Zukunft und die Arbeit mit Vätern nutzen

In der gesellschaftlichen Diskussion der Corona Pandemie und ihrer Auswirkungen standen angesichts von Schul- und Kitaschließungen und anderer Einschränkungen vor allem die Herausforderungen und Belastungen für Familien im Vordergrund. Die Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit in NRW hat die Entwicklungen von Anfang an im engen Austausch mit ihren Mitgliedern und in zahlreichen Gesprächen mit Vätern verfolgt und sieht neben den Mehrbelastungen und Problemen für Väter und Mütter auch positive Erfahrungen aus der Krise. Damit diese bei der Arbeit mit Vätern aber insbesondere auch bei der Gestaltung der neuen ‚Normalität‘ genutzt werden kann, möchten wir sie in den folgenden sieben ‚Corona Lektionen gelernt‘ Punkten zusammenfassen: 

1.      Zusätzliche Herausforderungen
Väter und Mütter sind in vergangenen Monaten mit neuen Herausforderungen konfrontiert worden. Mühsam ausbalancierte ‘Vereinbarkeiten’ sind durch die Schließung von Kitas und Schulen oft wie ein Kartenhaus zusammengefallen. Väter und Mütter sind je nach Branche und Tätigkeitsfeld als systemrelevant eingestuft, in Kurzarbeit geschickt oder konnten im Homeoffice weiterarbeiten. Zusätzlich zu den Sorgen um die Betreuung und Beschulung der Kinder kamen vielfach die um die finanzielle Absicherung der Familien und in allen Fällen die um die Gesundheit, die eigene, die der Kinder und vor allem die der älteren Familienangehörigen. Diese Herausforderungen sind von vielen Familien gestemmt worden, in einer Zeit, in der Beratungs- und Unterstützungssysteme, wenn überhaupt, nur per Telefon zu erreichen waren. 

2.      Care- und Betreuungsarbeiten
Sowohl bezahlte als auch unbezahlte Care- und Betreuungsarbeiten sind ungleich zwischen Vätern und Müttern aufgeteilt. Dies hat unter anderem mit Bezahlung und Zuschreibungen dieser Tätigkeiten zu tun. Bereits die Zeitverwendungsstudie hat aber gezeigt, dass Väter und Mütter in der Summe der bezahlten Erwerbs- und unbezahlten Care- und Betreuungsarbeiten gleich viel Zeit aufwenden. Die Berichte von Vätern, vor allem aber die in den letzten Monaten durchgeführten Studien zeigen auf, dass sich Väter mit zusätzlichen Zeitanteilen an Care- und Betreuungsarbeiten beteiligen, insbesondere, wenn sie in Kurzarbeit oder Homeoffice und ihre Partnerin in einem systemrelevanten Beruf tätig ist. Die Erzählungen der Väter, diese Erfahrungen seien eine Bereicherung gewesen, wollen wir für eine gerechtere Aufteilung von bezahlten und unbezahlten Tätigkeiten nutzen. 

3.     Beziehung zu den Kindern
Kinder wünschen sich in allen Befragungen mehr Zeit mit ihren Vätern und auch diese wollen von Anfang an für diese da sein und sich aktiv an deren Erziehung beteiligen und das Aufwachsen begleiten. In der Vergangenheit haben wir bei unseren Angeboten eine Unsicherheit der Väter gespürt, ob sie über ausreichende Kompetenzen in der Betreuung insbesondere der jüngeren Kinder verfügen. Diese Kompetenzen können sie erwerben, indem sie Zeit mit ihren Kindern verbringen, sich auf diese einlassen und so eine Beziehung zu ihnen aufbauen. Diese Erfahrungen haben Väter während der Krise machen können und sich dabei zunehmend als wirksam und bedeutend für ihre Kinder erlebt. Diese Erfahrungen werden auch das Ausmaß des zukünftigen väterlichen Engagements bestimmen, es wird aber darauf ankommen, sie einzubeziehen und passende Rahmenbedingungen zu schaffen. 

4.     Partnerschaftliche Arbeitsteilung  
Aus den Wünschen junger Paare, sich Erwerbs- und Familienarbeiten partnerschaftlich aufzuteilen wird nach der Geburt des ersten Kindes häufig eine mehr oder weniger traditionelle Arbeitsteilung, die Väter in die Ernährerrolle und Mütter in die sorgende Sphäre verweist. In der Folge sinken Zufriedenheit und Partnerschaftsqualität mit weiteren negativen Wirkungen auf das Engagement von Vätern.  
Diese Kreisläufe sind in den vergangenen Wochen vielfach durchbrochen worden. Den Vätern und Müttern, denen es schon vor der Pandemie gelungen ist, eine partnerschaftliche Arbeitsteilung zu leben, berichten zwar am häufigsten von extremen Belastungen, wollen aber keineswegs zurück zu einer klassischen Arbeitsteilung. In den zahlreichen anderen Fällen ist die traditionelle Arbeitsteilung, in die man vielfach ‘hineingerutscht’ ist, wieder zu einem Aushandlungsthema geworden. Wir wollen Väter dabei unterstützen, ihre Wünsche nach einer Reduzierung von Erwerbsarbeitszeiten auch umzusetzen 

5.      Stärkung des familiären Zusammenhalts
Die Bewältigung der Herausforderungen ist selbstverständlich nicht ohne Krisen und Konflikte verlaufen. Väter und Mütter sind in den vergangenen Monaten häufig und für längere Zeiträume über ihre Grenzen hinaus gegangen und mit den Erfahrungen auch gewachsen. Die Stärkung der Resilienzen ist eine wichtige Erfahrung für den Zusammenhalt von Familien.  
Wir wünschen uns selbstverständlich keine Wiederholung dieser ‘Lernsituation’ durch einen weiteren ‘Lockdown’, werden aber Väter und ihre Familien dabei begleiten, ihre Erfahrungen aufzuarbeiten und für die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen nutzbar zu machen. In den Fällen,, in der die Krisen in der Familie eskaliert sind, gilt es hinzuschauen welche Unterstützungsangebote nötig sind um Krisensituationen konstruktiv meistern zu können.

6.     Andere Formen der Erwerbsarbeit Auch außerhalb von Familien haben Väter neue Erfahrungen machen können. Arbeitsorte, -zeiten und -abläufe haben sich in vielen Bereichen grundlegend verändert, in anderen ist schlagartig die gesellschaftliche Relevanz von vielfach unterbezahlten Tätigkeiten deutlich geworden. Die Väter, die zeitweise oder ganz im Homeoffice arbeiten konnten (oder mussten) wünschen sich, dass sie diese Möglichkeiten auch weiterhin zumindest an zwei bis drei Tagen pro Woche nutzen können, um mehr Zeit für Familie und Kinder zu haben.  
Darüber hinaus geht es auch um Verantwortungsübernahme und Selbststeuerung, die letztlich Auswirkungen auf Abläufe und Kulturen in den Unternehmen haben werden. Dass die Arbeit im Homeoffice kein Ersatz für eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung ist ja auch eine Lernerfahrung der letzten Monate. 

7.     Wege der Arbeit mit Vätern  
Die Krise und die damit einhergehenden ‘Coronaschutzverordnungen’ haben auch unmittelbare Auswirkungen auf die Arbeit unserer Mitglieder gehabt. Einrichtungen haben geschlossen und selbst nach der Wiederöffnung ist Vätern der Zugang verwehrt oder nur streng reglementiert. Hygienekonzepte führen dazu, dass offene Angebote kaum noch möglich sind. 
Diese Rahmenbedingungen haben zu einem Lernschub bei der Nutzung von neuen, insbesondere digitalen Zugängen zu Vätern geführt und damit auch Vätern, die schon vorher keine Angebote vor Ort gefunden haben, Möglichkeiten zur Teilnahme eröffnet und Schwellen gesenkt. Nach anfänglichen Unsicherheiten finden Beratungen zunehmend per Video statt und auch bei thematischen Veranstaltungen und Weiterbildungsangeboten sind wertvolle Erfahrungen mit dieser Form des Zusammenkommens und Austauschs gemacht worden, die die zukünftige Arbeit mit Vätern erweitern können.  

Ich bin mir bewusst, dass es auch zahlreiche Väter und Mütter gab, die andere Erfahrungen gemacht haben, weil der Partner bzw. die Partnerin nicht zur Verfügung standen, prekäre Lebenssituationen und unsichere Arbeitsverhältnisse sich während der Pandemie noch verschärft haben und diese oder andere Rahmenbedingungen zur Verschärfung von Konflikten beigetragen haben. Diese Familien brauchen auch weiterhin passende Beratungs- und Unterstützungsangebote. 

Aber auch dabei lohnt sich der Blick auf die oben skizzierten Gelingensfaktoren. Diese wollen wir auch in Zukunft durch die Arbeit der LAG-Väterarbeit in NRW sowie der 26 Mitgliedsorganisationen stärken, um Vätern Wege in die Familie zu ebnen, Kindern eine gelingende Entwicklung und Partnerschaften zufriedenstellende Beziehungen zu ermöglichen. 

Ihre Erfahrungen sind gefragt

Das ist eine erste Zwischenbilanz, die wir aus zahlreichen Gesprächen und Zoom Konferenzen mit Kollegen und Kolleginnen zum Jahresende ziehen. Wir sind uns bewusst, dass Sie und andere Menschen auch ganz andere Erfahrungen gemacht haben können bzw. andere Konsequenzen aus diesen Erfahrungen ziehen können.

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Papa im Stress – Bin ich ein guter Vater?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 12. November 2020

Der Anspruch von Boris an sich selbst ist sehr hoch: Der zweifache Vater will zu Hause und bei der Arbeit alles geben, „das Beste aus meinem Leben rausholen“, auch wenn das heißt, dass er in manchen Nächten nur drei oder vier Stunden schläft.

Das letzte Mal mit einem Freund unterwegs war Boris vor drei Jahren, erzählt er. Er möchte gerne, dass seine Kinder später von ihm sagen „dass er ein toller Papa war, der Beste“. Dafür hat Boris seinen gutbezahlten Posten als Facharbeiter bei einem großen Pharmakonzern gegen einen Job bei einem Mittelständler getauscht. Er ist jetzt nicht mehr täglich drei Stunden auf der Autobahn, aber das heißt für die Familie auch: weniger Geld.

Seine Frau geht deswegen wieder arbeiten. Er steht nun um vier Uhr morgens auf, um am Nachmittag wieder zu Hause zu sein – dann geht seine Frau arbeiten und er versorgt die beiden Kleinkinder. Das ist ein täglicher Spagat. Laut Väterreport des Bundesfamilienministeriums fänden es 60 Prozent der Väter ideal, sich den Alltag partnerschaftlich zu teilen, verwirklicht wird es aber nur von 14 Prozent.

Immer im Hamsterrad, rund um die Uhr funktionieren – 40 Prozent der Väter fühlen sich laut einer Familienstudie der AOK zeitlich überlastet und 82 Prozent der Kinder zeigen Stresssymptome, so eine Studie der Uni Bielefeld.

Quelle

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Neue Papa-Lese-Liste

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 15. Juni 2020

Christian Meyn-Schwarze hat die letzten Wochen genutzt, um die Papa-Liste, eine seit 19 Jahren erscheinende Liste mit Büchern, in denen Väter eine Rolle spielen, auf den neuesten Stand zu bringen.
Einer seiner Empfehlungen ist „Mein Papa – der Alleskönner“ aus dem Schaltzeit Verlag von S. Barroux

„Das ist jetzt ganz nachhaltig: Reparieren statt wegwerfen, selber basteln statt kaufen – in der eigenen Werkstatt etwas Kreatives basteln – vielleicht sogar ein Rennauto für die Tochter. Früher hatten die Männer einen Hobbykeller mit tausenden von Sachen und ganz viel Werkzeug. Und manches Kind hat den Hobbyraum geerbt.

In diesem großformatigen und großartigen Bilderbuch geht es also um einen Papa, der mit seiner Tochter ein Geheimnis hat: Die Hütte hinten im Garten ist eine „Geheimwerkstatt“ und die Erzählerin darf ihrem Papa helfen, reicht Schrauben und Muttern, Bohrer und Dübel, Zangen und Schlüssel an. Papas Schätze sind in Dosen und Schachteln gesammelt. Und jedes Werkzeug hat seinen Platz, an der Wand sind die Umrisse zu erkennen und wir suchen auf der Werkbank den Fuchsschwanz und die Bohrwinde mit Kugellager.

Das ist einfach großartig erzählt, wie eine alte Handwerkskunst im eigenen Hobbyraum an die Tochter weitergegeben wird. Und ein lobenswertes Beispiel, dass Kuckucksuhren oder Fernseher repariert werden können. Die wachsende Zahl der Repair-Einrichtungen zeigt, dass „reparieren statt wegwerfen“ voll im Trend liegt. Und wenn Kinder lernen, wie ein Loch im Fahrradreifen geflickt werden kann, dann können sie später auch die Welt verändern. Auf dem letzten Bild sehen wir ein Foto von Opas altem Werkzeugkoffer – der Papa und seine Tochter setzen also eine Familientradition fort.

Dieser Alleskönner-Papa ist einfach ein Bilderbuch-Papa und motiviert alle Väter, ihren Kindern den Umgang mit Hammer und Säge zu zeigen. Ich bin begeistert und vergebe fünf goldene Schrauben.

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Väter kümmern sich in der Krise mehr um ihre Kinder

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 29. Mai 2020

Während der Corona-Krise übernehmen mehr Väter die Verantwortung für die Betreuung ihrer Kinder als vor der Krise. Das zeigt die Statista-Grafik auf Basis einer Umfrage der Väter GmbH. Danach gaben 48 Prozent der befragten Väter an, dass die Hauptverantwortung für die Kinderbetreuung zwischen beiden Partnern in etwa gleich aufgeteilt ist. Für die Zeit vor der Krise gaben dies lediglich 40 Prozent der Befragten an. Dazu passend sank die Zahl der Väter die angaben, dass ihre Partnerin bzw. ihr Partner während der Krise hauptsächlich die Betreuungsverantwortung übernimmt. Auch gaben mehr Väter an, dass sie hauptverantwortlich sind für die Kinderbetreuung.

Der Gründer und Geschäftsführer der Väter GmbH, Volker Baisch, sieht in der Umfrage auch einen Beitrag zur gesellschaftlichen Diskussion über die Frage, ob die Corona-Krise ein Rückschlag für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern darstellt: „Ich denke auch, das die Rollback-Diskussion gerade nicht sehr hilfreich ist – nicht für Mütter und auch nicht für Väter. Beide machen gerade einen unglaublichen Job, denn ich spreche täglich mit vielen Vätern und Paaren.“

Die Ergebnisse anderer Umfragen, denen zufolge hauptsächlich die Mütter während der Corona-Krise im Beruf kürzertreten, um sich um Haushalt und Kinder kümmern zu können, stehen dazu nicht im Widerspruch. Wenn täglich fünf bis acht Stunden Betreuung in Kita oder Schule entfallen, müssen diese Zeiten zuhause aufgefangen werden. Die Krise kann eine Chance dafür sein, dass ein partnerschaftliche Aufgabenteilung von Erwerbs- als auch Familienarbeit in Familien künftig noch besser gelingt, wenn diese bewusst und ‚gerecht‘ geteilt werden.

Quelle

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