Tillmann Prüfer
ist Vater von vier Töchtern und lebt mit seiner Familie in Berlin. Er
ist Autor des Buchs ‚Vatersein, Warum wir mehr denn je neue Väter
brauchen‘ und der Zeit Kolumne ‚Prüfers Töchter‘. Bei der Eröffnung
derAusstellung ‚kinder machen Väter – Väterbilder im Wandel‘ am 16. Mai,
um 19 Uhr, im KAP1 in Düsseldorf, wird im Gespräch mit dem Vorsitzenden
der LAG-Väterarbeit darlegen, warum Feminismus eine große Chance für
Väter ist, auch ihr Schweigen zu brechen und aus dem aktuellen Buch
lesen.
Ergänzen Sie bitte den Satz ‚Vater werden ist …‘
das Größte, was man im Leben erleben kann, besser wird es dann nicht mehr.
Welche Eigenschaften fallen ihnen beim Wort ‚Vater‘ ein?
Ein Vater soll der sein, der seinen Kindern Zuversicht vorlebt, der
zeigt, dass das Leben mit allem was es bietet, bewältigbar und
spannend ist. Er soll trösten können und nahbar sein – und er soll
vermitteln das dort immer jemand ist, auf den man sich verlassen kann.
Kurz: Er soll da sein (all das kann eine Mutter übrigens genauso gut).
Was sollte Mann beim Vater werden unbedingt beachten?
Man soll sich gut darauf vorbereiten, genau wie man sich auf alle
andere wichtige im Leben vorbereitet. Am besten zusammen mit der
Partnerin.
Was würde Ihrer Meinung nach Vätern in Zukunft das Vater sein erleichtern?
Wenn Sie von der Idee befreit werden, dass ein guter Familienvater auch immer ein Vollzeit-Familienernährer sein muss.
An welches Erlebnis mit Ihrem Vater erinnern Sie sich am liebsten?
Als er mir sehr überzeugend davon berichtet hat, dass er als Pirat in der Karibik gearbeitet hatte, bevor er wegen des Kinder seinen Job gewechselt hatte.
Die steigende Lebenserwartung führt zu dem Phänomen, dass
Großeltern eine sehr lange Zeitspanne zusammen mit ihren Enkelkindern
verbringen können. Diese Entwicklung wirft die Frage auf, ob und wie Familien
diese Möglichkeit, der von den verschiedenen Generationen gemeinsam verbrachten
Zeit nutzen.
Großväter und Großmütter gestalten heute diese
generationenübergreifen- den Beziehungen gezielt und aktiv. Dabei sind die
Großeltern-Enkelkind-Beziehungen meist von Wärme und Nachsicht geprägt. Diese
intensiven gegenseitigen Kontakte entstehen, obwohl die verschiedenen
Generationen heute meist getrennt voneinander wohnen.
Während man im Bereich der internationalen Forschung viel
Literatur zur Großeltern-Enkelkind-Beziehung finden kann, ist dieses Thema in
Deutschland bisher wenig untersucht worden. Studien aus Deutschland beschränken
sich häufig auf den Aspekt der Enkelkinderbetreuung und haben nicht so sehr die
Beziehung an sich im Fokus.
Familiale Beziehungen haben sich von Zweckgemeinschaften hin
zu einer emotionalen Beziehung, welche von Liebe, Zuneigung und Kontakt auf
Augenhöhe geprägt ist, entwickelt. Dieser Prozess betrifft auch die
Generationenbeziehungen. Gleichwohl spielen wechselseitige Unterstützungsleistungen
zwischen den Generationen eine wichtige Rolle, auch wenn die Generationen nur
noch selten im gemeinsamen Haus(-halt) leben.
Dementsprechend hat sich in der Familienforschung immer mehr
der von Hans Bertram geprägte Begriff der „multilokalen
Mehrgenerationenfamilie“ durchgesetzt. Die internationale Forschung legt nahe,
dass sich die räumliche Distanz unweigerlich auf die intergenerationellen
Kontakte insbesondere im Alltag auswirkt. Trotz des getrennten Wohnens der
verschiedenen Generationen ist die emotionale Nähe zwischen den Generationen
sehr hoch, was auch als „Intimität auf Distanz“ bezeichnet wird.
Mit Hilfe von Sekundärdatenanalysen und Experteninterviews hat die DJI Studie „Generationenübergreifende Zeitverwendung: Großeltern, Eltern, Enkel“ die nachfolgenden Fragen beantwortet.
Wie gestaltet sich die Kontaktstruktur zwischen
Großeltern und Enkeln? Gibt es Unterschiede zwischen Großmüttern und
Großvätern? Gibt es Unterschiede zwischen Enkeln und Enkelinnen? Unterscheiden
sich die Kontakte zu Kindern von Söhnen zu denen von Töchtern
Wie ist die Qualität der
Großeltern-Enkel-Beziehung? Wie lässt sich die gemein- sam verbrachte Zeit
beschreiben? Welche Themen verbinden Großeltern und Enkel? Ergeben sich
Unterschiede aus der Perspektive der Großeltern und der der Enkel?
Was sind Einflussfaktoren auf die
Kontakthäufigkeit zwischen Großeltern und Enkel und die Qualität der Beziehung?
Welche Rolle spielen Merkmale von Großeltern und Enkel, wie Alter, Geschlecht
und Wohnort, aber auch der Gesundheitszustand der Großeltern? Wie relevant sind
sozioökonomische Faktoren, wie Bildung, Einkommen und Erwerbstätigkeit von
Großeltern und Eltern? Welche Bedeutung haben die Eltern für die
Großeltern-Enkel-Beziehung? Welche Bedeutung hat beispielsweise die Einstellung
der Eltern zu Großeltern allgemein und die Beziehung zwischen Eltern und
Großeltern?
Die Großelternrolle wird von den meisten Betroffenen als
positiv erlebt. Die große Mehrheit der Großeltern bezeichnet ihre
Großelternrolle im Jahr 2014 subjektiv als sehr wichtig (55,8 %) oder wichtig
(36,2). Im Vergleich zur Einschätzung der Wichtigkeit der Großelternschaft im
Jahr 2008 bleibt dieser Wert stabil hoch. Verschiedene Studien haben gezeigt,
dass eine positive Großelternidentität sowie emotionale Nähe zwischen
Großeltern und Enkeln mit Wohlbefinden und psychischer Gesundheit, z. B. einem
höheren Selbstwert und geringer Depressivität einhergehen.
Dieser positive Effekt gilt sowohl für die Großeltern selbst als auch für die Enkelkinder. Engagierte Großeltern können dazu beitragen, familialen Stress, elterliche Doppelbelastung oder Vernachlässigung der Kinder zu reduzieren, insbesondere bei zwei vollerwerbstätigen Elternteilen oder bei alleinerziehenden Vätern oder Müttern.
Während das Geschlecht von Großeltern und Enkelkindern bei
der Ausgestaltung des Kontaktes keine Rolle spielt, ist das Geschlecht der
Eltern von Bedeutung: Großeltern haben häufiger Kontakt zu Enkelkindern von
Töchtern. Neben dem Geschlecht der Eltern ist auch der Familienstand der Eltern
entscheidend. Zu Enkelkindern von alleinstehenden Söhnen haben Großeltern am
wenigsten Kontakt. Die Eltern spielen eine wichtige Mittlerrolle für den
generationenübergreifenden Kontakt. Wie häufig Großeltern Kontakt mit den
Eltern der Enkelkinder haben, wirkt sich selbst bei jugendlichen und jungen
erwachsenen Enkelkindern auf die Kontakthäufigkeit aus. Und auch die Qualität
der Beziehung zu den Eltern beeinflusst, wie häufig der Kontakt mit den Enkelkindern
zustande kommt.
Das Vorhandensein eines Partners wirkt sich sowohl in der
Großeltern- als auch in der Elterngeneration positiv auf die
Großeltern-Enkelkind-Beziehung aus, was darauf hindeutet, dass Beziehungen
innerhalb von Familiensystemen eine gewisse Tendenz zur Kongruenz aufweisen.
Geschlechtsunterschiede gemäß der „Kin- Keeper“ Theorie wurden zum Teil auf
Großeltern- und insbesondere auf Elternebene gefunden
Auch wenn Großmütter die Beziehung zu ihren Enkelkindern
etwas positiver einschätzen und mehr Freude in ihrer Rolle als Großeltern
empfinden, zeigen auch die Großväter ein großes Engagement im Kontakt zu den
Enkelkindern. Enkelkinder haben somit die Chance, sowohl zum Großvater als auch
zur Großmutter eine enge Beziehung aufzubauen.
Mit Blick auf das Geschlecht der Eltern lassen sich
Unterschiede feststellen. Großeltern geben häufiger an, mindestens
wöchentlichen Kontakt zu Enkelkindern von Töchtern (46 %), als zu Enkelkindern
von Söhnen (33 %) zu haben. Dies zeigt, dass insbesondere die Töchter darum
bemüht sind, den Kontakt zu ihrer eigenen Herkunftsfamilie aufrecht zu erhalten
und auch ihre Kinder in dieser Richtung prägen. Hinzu kommt, dass im Falle einer
Scheidung der Eltern die Kinder oftmals bei der Mutter aufwachsen. In ihrer
Rolle als Alleinerziehende ist die familiäre Unterstützung durch die Großeltern
besonders hilfreich.
Auch in einer anderen Studie berichten die Enkelkinder, mehr
Kontakt zu Großeltern mütterlicherseits zu haben. 52 Prozent der Enkelkinder
geben an, ihre Großmutter mütterlicherseits mindestens wöchentlich zu sehen
(siehe Abb. 14). Beim Großvater mütterlicherseits ist der Prozentsatz mit
mindestens wöchentlichem Kontakt mit 44 Prozent bereits deutlich geringer,
liegt jedoch trotzdem noch höher als die Angaben zu den Großeltern
väterlicherseits (Großmutter: 39 %; Großvater: 34 %).
Für volle Parität sind weitere gesetzliche Maßnahmen erforderlich
Wie Destatis heute berichtet, hat sich die Zahl der Männer
mit Elterngeldbezug im Vorjahresvergleich um 10.000 oder 2,1% erhöht. Dagegen
ging die Zahl der leistungsbeziehenden Frauen um 32.800 oder 2,3% zurück.
Dadurch stieg der Anteil der männlichen Bezieher an allen Elterngeldbezügen
(Väteranteil) im Jahr 2022 auf 26,1 % (2021: 25,3 %). Der
kontinuierliche Anstieg des Väteranteils hat sich damit fortgesetzt. Im Jahr
2015 hatte er noch bei 20,9 % gelegen.
Der Väteranteil gibt den Anteil der männlichen Bezieher an
allen Elterngeldbezügen an. Er würde also genau 50 % betragen, wenn bei allen
Kindern sowohl der Vater als auch die Mutter gleichermaßen Elterngeld beziehen
würde.
Die Stellschrauben, die eine Entwicklung zu dieser
partnerschaftlichen Aufteilung beschleunigen können, sind hinlänglich bekannt.
Da die Weichen unmittelbar nach der Geburt gestellt werden, ist eine voll
bezahlte ‚Vaterschaftsfreistellung‘ in Höhe von mindestens 14 Tagen, wie in der
EU Vereinbarkeitsrichtlinie vorgesehen, ein erster Schritt.
Der zweite wäre eine gleichmäßige Aufteilung der für Väter
und Mütter vorgesehenen bezahlten Elterngeldmonate, mindestens aber eine
deutliche Ausweitung auf 4 Monate, wie auch vom Bündnis Sorgearbeit fair
teilen, gefordert. Dazu muss auch noch eine Angleichung der 2007 festgelegten
Elterngeldbeträge an die Preisentwicklung sowie eine Vereinfachung der Anträge erfolgen.
606 000 Bezieherinnen und Bezieher von Elterngeld
planten im Jahr 2022 die Inanspruchnahme von Elterngeld Plus, und zwar
38,7 % der berechtigten Mütter und 16,1 % der Väter. Seit seiner
Einführung wird das Elterngeld Plus somit immer stärker nachgefragt.
2016, im ersten Jahr nach seiner Einführung, bezogen 20,1 % der Mütter und
8,2 % der Väter Elterngeld Plus. Zwar fällt das Elterngeld Plus in der
Regel monatlich niedriger aus als das sogenannte Basiselterngeld, wird dafür
aber länger gezahlt.
Der Vollständigkeit halber auch die weiteren in der
Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes veröffentlichten Zahlen: Die
durchschnittliche Dauer des geplanten Elterngeldbezugs lag bei den Frauen im
Jahr 2022 – wie schon im Vorjahr – bei 14,6 Monaten (2020: 14,5 Monate; 2019:
14,3 Monate). Die von Männern angestrebte Bezugsdauer war mit durchschnittlich
3,6 Monaten dagegen deutlich kürzer und hat sich im Vergleich zu den
vergangenen Jahren sogar leicht verringert (2019 bis 2021: 3,7 Monate).
Spitzenreiter im Bundesländervergleich mit einem Väteranteil
von 30,2 % im Jahr 2022 war – wie im Vorjahr – Sachsen, gefolgt von
Thüringen (28,4 %), Bayern (28,3 %) und Baden-Württemberg
(28,3 %). Am niedrigsten lag der Väteranteil 2022 – ebenfalls wie im
Vorjahr – im Saarland (20,8 %).
Wenn die Politik das Ziel der Chancengleichheit für Frauen und Männer
am Arbeitsmarkt ernsthaft verfolgen will, sollte sie an der Aufteilung
der Sorge- und Erwerbsarbeit in der kritischen Lebensphase der
Familiengründung ansetzen, empfiehlt das Deutsche Institut für
Wirtschaftsforschung (DIW) in seinem aktuellen Wochenbericht.
Eine vielversprechende Maßnahme wäre, die Partnermonate beim Elterngeld
auszuweiten. Die derzeit zwei Partnermonate (von 14 Monaten Elternzeit
für beide Elternteile insgesamt) wurden 2007 eingeführt und haben dazu
geführt, dass deutlich mehr Väter Elternzeit nehmen als zuvor.
Überwiegend tun sie dies jedoch nur im Umfang des gesetzlichen
Minimums von zwei Monaten, während Mütter überwiegend zwölf Monate
Elternzeit nehmen. Die Partnermonate sollten daher schrittweise erhöht
werden, bis eine Quote von 50 Prozent (sieben von 14 Monaten) erreicht
ist.
Eine andere Möglichkeit, die längere Inanspruchnahme der Elternzeit
von Vätern finanziell zu fördern, wäre eine zeitlich absinkende
Lohnersatzrate beim Elterngeld. Beispielsweise könnten beide Elternteile
für sieben Monate Elterngeld mit einer Lohnersatzrate von 80 Prozent
beziehen, danach würde die Lohnersatzrate auf 50 Prozent gesenkt werden
(für maximal vier Monate). In diesem Modell, das der Sachverständigenrat
des 9. Familienberichts vorgeschlagen hat, wäre das Elterngeld beider
Elternteile insgesamt am höchsten, wenn beide Elternteile eine
siebenmonatige Elternzeit wählen.
Aber auch andere Bereiche des Steuer- und Transfersystems müssten
reformiert werden, um eine gleichmäßigere Aufteilung von Erwerbs- und
Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern zu fördern. So gehen vom
Ehegattensplitting – insbesondere in Kombination mit der steuerlichen
Behandlung der Einkünfte aus Minijobs – erwiesenermaßen negative
Erwerbsanreize für verheiratete Frauen aus.
Daher sollte einerseits eine Reform des Ehegattensplittings beispielsweise hin zu einem Realsplitting mit niedrigem Übertragungsbetrag umgesetzt werden. Zusätzlich sollten die Minijobs – bis auf mögliche Ausnahmen für Schüler*innen, Studierende und Rentner*innen – abgeschafft werden. Diese Maßnahmen hätten nicht nur wichtige gleichstellungspolitische Wirkungen, sondern sie wären auch wirksame Mittel, um dem Arbeitskräftemangel entgegen zu treten.
Am 20.
Februar 2023 haben das Following Young Fathers Further-Team und die North East
Young Dads and Lads (NEDYL) das „Think Dad! Vorgestellt. Das
Toolkit wurde gemeinsam mit jungen Vätern entwickelt und richtet sich an
Fachkräfte und Dienste, die ihre Arbeit mit jungen Vätern (bis 25 Jahre)
verbessern wollen.
Dieses interaktive Toolkit enthält Ressourcen, Aktivitäten
und Ratschläge, wie Sie väterintegrative Ansätze in der Praxis anwenden können,
die sowohl Müttern und Kindern als auch Vätern zugute kommen. Das Toolkit
stellt die Stimmen und Erfahrungen junger Väter in den Vordergrund und bietet
darüber hinaus Anleitungen für eine bessere Unterstützung von Vätern im
Allgemeinen.
Dieses Toolkit wurde von North East Young Dads and Lads mit
Unterstützung des Forschungsteams Following Young Fathers Further der
Universität Lincoln entwickelt. Dem Co-Creation-Team gehörten die jungen Väter
und Peer-Forscher Robert Oughton und Jordan Richardson von North East Young
Dads and Lads an, die sich beide für die Verbesserung der Elternschaft und der
Unterstützungserfahrungen junger Männer engagieren, die in jungen Jahren Eltern
werden.
NEYDL ist ein einzigartiger Jugendhilfedienst, der jungen Männern und jungen Vätern helfen will, eine aktive und sinnvolle Rolle im Leben ihrer Kinder, in der Familie und in der Gesellschaft zu spielen. Das Projekt „Following Young Fathers Further“ (FYFF), das vom UKRI Future Leaders Fellowship Scheme finanziert wird, ist eine vierjährige qualitative Längsschnittstudie an der Universität Lincoln, die den Erziehungsverlauf und den Unterstützungsbedarf junger Väter (unter 25 Jahren) untersucht.
Unsere Kurzbefragung ist zwar nicht repräsentativ, gibt uns
als LAG-Väterarbeit aber wichtige Anhaltspunkte, wie unsere Mitglieder und
‚Follower*innen auf den verschiedenen Kanälen ‚ticken‘, wo wir mit unserer
Arbeit ansetzen können und welche Herausforderungen und Stolpersteine noch
bewältigt bzw. aus dem Weg geräumt werden müssen. Vielen Dank, dass Sie sich
auch diesmal beteiligt haben.
Bei der dritten Frage ging es um die Einschätzung von
Elternzeit, Elterngeld und der in Deutschland noch nicht geregelten
‚Vaterschaftsfreistellung nach der Geburt.
Diese gesetzlichen Regelungen werden in ihrer Wirkung auf die Vater-Kind
Bindung durchweg als positiv eingeschätzt, 97 % der Antwortenden stimmen der
entsprechenden Aussage voll und 3 % teilweise zu.
Was die Anzahl der für Väter und Mütter reservierten Monate
angeht sind 81,5 % der Überzeugung, die Anzahl sollte die gleiche sein,
lediglich 11 % lehnen dies ab. Auch ‚berufliche Gründe‘ als Argument gegen eine
Elternzeit werden von einer großen Mehrheit nicht mehr akzeptiert, lediglich 6
% haben hierfür noch Verständnis.
Die in einer EU-Vereinbarkeitsrichtlinie vorgesehene und von
der Bundesregierung jetzt für 2024 geplante ‚Vaterschaftsfreistellung‘ schätzen
92,4 % als Möglichkeit für Väter ein, von Anfang an Fürsorgeaufgaben zu
übernehmen.
Bei der vierten Frage ging es um
die Einschätzung der Bedeutung von Vätern und Mütter für die Entwicklung von
Kindern, auch nach einer Trennung.
Väter sind für die Entwicklung von Kindern
genauso wichtig wie Mütter
Väter übernehmen grundsätzlich die Hälfte der
Kinderbetreuung
Väter und Mütter teilen sich Erwerbs- und Familienarbeit
partnerschaftlich auf
Auch nach einer Trennung sollen sich Väter
gleichermaßen an Betreuung und Erziehung ihrer Kinder beteiligen können
Mehr als 98 % der Antworten sind voll (83 %) oder teilweise
(15 %) der Überzeugung, auch nach einer Trennung oder Scheidung sollten sich
die Väter gleichermaßen an Betreuung und Erziehung ihrer Kinder beteiligen
können.
Die Frage, welchen Umfang die Beteiligung ausmachen soll,
wird jedoch nicht so einmütig beantwortet. Aber immerhin 56 % stimmen der
Aussage, Väter übernehmen grundsätzlich die Hälfte der Kinderbetreuung voll und
knapp 23 % teilweise zu. 21 % lehnen dies ganz oder teilweise ab.
Bei der ‚weicheren‘ Frage nach einer partnerschaftlichen
Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit zwischen Väter und Müttern ist die
Zustimmung größer: 86 % sprechen sich dafür und 14 % dagegen aus.
Was die Bedeutung von Vätern für die Entwicklung von Kindern
angeht, sind 98,5 % der Überzeugung, dass Väter genauso wichtig sind wie
Mütter.
Der Anteil von Männer an den Teilnehmenden war mit knapp 79 % größer als der der Frauen (18 %)
… dass bekommen jugendliche Väter eher selten zu hören. Eine Vaterschaft in ihrem Alter wird als riskant und unverantwortlich betrachtet. Ohne abgeschlossene Ausbildung und vielfach in prekären Lebensverhältnissen Vater zu werden gehört sich nicht. Wenn schon Sex, dann bitte mit Verhütung.
Jugendliche Väter werden beschämt und ihre Vaterschaft wird
problematisiert, gesellschaftlich anerkannte positive Bilder existieren nicht. Das
war und ist die Ausgangslage des Verbundprojekts ‚… jugendliche Väter im Blick‘.
Die Projekte in Osnabrück, Rheydt und Düsseldorf machen jungen Männern
niedrigschwellige Angebote und tragen dazu bei, dass die jungen Väter
von
bestehenden Hilfsangeboten erreicht werden und ihre Ressourcen für ihre Kinder
einsetzen können. Gleichzeitig wird eine gesellschaftliche Debatte zur Bedeutung
jugendlicher Väter angestoßen
Bei dieser Fachtagung werden die beiden Keynote
Speakerinnen, Dr. Kim Bräuer und Prof. Anna Tarrant zunächst ihre aus
wissenschaftlicher Perspektive und praktischen Erfahrungen mit jugendlichen
Vätern gespeiste Expertise vortragen.
In den vier Workshops am Nachmittag haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich mit den in verschiedenen Projekten gemachten Erfahrungen insbesondere mit dem Blick auf die Zugänge zu und die Erreichbarkeit von jungen Vätern auseinanderzusetzen und neue Ansätze kennenzulernen.
Niudad.ch will Männer auf ihre neue Rolle als Vater
vorbereiten.
Vatercrashkurse, Tests und Checklisten – die neue Plattform
Niudad.ch soll werdenden Vätern dabei helfen, sich auf ihre neue Rolle
vorzubereiten. Wie der Dachverband der Schweizer Männer- und
Vaterorganisationen Männer.ch in einer Mitteilung schreibt, starte der
Schweizer Durchschnittsmann bislang mit wenig Wissen, Vorbildern und Vernetzung
ins Abenteuer Vaterschaft– so auch Metin (36). .
‚Für werdende Väter gibt es kaum Angebote und Ressourcen‘
Er wurde letztes Jahr Vater von Zwillingen. ‚Die ersten
Wochen waren sehr anspruchsvoll.‘ Vor der Geburt seiner Söhne habe er sich
nicht vorstellen können, was es brauche, um ein engagierter Vater zu sein, und was
man bei der Kindererziehung alles beachten müsse. ‚Für werdende Väter gibt es
kaum Angebote und Ressourcen. Alles, was ich damals gefunden habe, war zu
Finanzen und Versicherungen, nicht zum Vatersein selbst.‘ Wie er sagt, wusste
er während der Schwangerschaft seiner Partnerin nicht, wohin mit seinen Fragen.
‚Ich habe in meinem näheren Umfeld nicht viele Freundinnen und Freunde, die
Eltern sind.‘ Einige Informationen habe er sich online zusammengesucht.
‚Viele haben Mühe damit, über ihre Ängste und Fragen zu
sprechen‘
‚Es ist heute immer noch so, dass sich Frauen viel stärker
aufs Elternsein vorbereiten als Männer‘, sagt Thomas Neumeyer, Leiter
Kommunikation von Männer.ch. Regelmäßige Arztbesuche und Beratungen der
werdenden Mutter seien Gründe dafür. Zudem sei ein Großteil der zur Verfügung
stehenden Literatur zu Kind und Geburt auf Frauen ausgerichtet.
Jungen Männern fehle es hingegen oftmals an Gelegenheiten,
sich über die zukünftige Rolle auszutauschen. ‚Auch haben viele Männer Mühe
damit, über ihre Ängste und Fragen zu sprechen.‘ Diese würden vielfach einfach
totgeschwiegen. ‚Das muss sich ändern.‘
Mit der Plattform Niudad.ch wollen Neumeyer und sein Team
deshalb den Austausch unter neuen Vätern aktiv fördern und ihnen in Kursen und
Beratungen die Möglichkeit geben, von den Erfahrungen anderer zu
profitieren.
Studie der TU Braunschweig und FH Kiel gibt Einblicke in
Selbstbild und Selbstverständnis von Vätern
Wie nehmen Väter sich selbst und ihre Familie wahr? Haben
sie Probleme, Vaterschaft und Berufstätigkeit zu vereinbaren? Wie sieht es mit
der Geschlechtergerechtigkeit und der Arbeitsorganisation im Familienalltag
aus? Diese und andere Fragen untersuchten Sozialwissenschafter*innen der
Technischen Universität Braunschweig und der Fachhochschule Kiel in ihrer
Studie „VAPRO – You don’t need to be
Superheroes“.
Die Rolle von Vätern ist in den vergangenen Jahren immer
mehr in den gesellschaftlichen Fokus gerückt. Debatten wie
#dazuhatpapanichtszusagen, Diskussionen um einen 14-tägigen Vaterschutz und
nicht zuletzt die Erweiterung der Elternzeit um zwei Vätermonate spiegeln diese
Entwicklung wider. „Trotz der vermehrten Diskussion um die Rolle von Vätern ist
diese seit einigen Jahren nicht mehr umfassend wissenschaftlich untersucht
worden. Diese Lücke wollten wir mit unserer Studie schließen“, erklärt Projektleiterin Dr. Kim Bräuer von der TU Braunschweig.
Im Rahmen der VAPRO-Studie befragte das Team um Bräuer und Prof. Dr. Kai
Marquardsen von der Fachhochschule Kiel 2.200 Väter online und führten 55
qualitative Interviews. Dabei berücksichtigten sie neben rechtlichen und
biologischen Vätern auch Pflegeväter, Väter in Co-Parenting-Konstellationen und
homosexuelle Väterpaare. Außerdem wurden nicht nur die Männer selbst befragt,
sondern auch die (Eigen-)Darstellung von Vaterschaft in sozialen Medien
analysiert.
Das Bild vom Vater, der mit seinem Einkommen die Familie
ernährt und mit den Kindern höchstens am Wochenende spielt, ist passé.
Tatsächlich ist es Vätern heute vor allem wichtig, ihre Kinder „empathisch und
verständnisvoll“ zu erziehen. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der
VAPRO-Studie. Das Ideal des emotionalen Vaters ist weit verbreitet. So ist es
fast 60 Prozent der Väter am wichtigsten, dass sie ihrem Kind bzw. ihren
Kindern Zuneigung zeigen. Der Trend zu vermehrter aktiver Vaterschaft sei klar
erkennbar, so die Wissenschaftler*innen. Dabei engagieren sich die Väter am
häufigsten in der Kinderbetreuung, indem sie zum Beispiel mit den Kindern
spielen. Deutlich seltener übernehmen die Väter aktive Erziehungsmaßnahmen.
Das Bild vom Vater als Ernährer dominiert nicht mehr
Ein Großteil der befragten Väter hat sich von dem Bild des
Vaters als Ernährer gelöst. Nur rund 12 Prozent von ihnen halten es für ihre
wichtigste Aufgabe, der Familie finanzielle Sicherheit zu bieten. „Die von uns
befragten Väter haben angegeben, dass ihnen monetäre Werte nicht so wichtig
seien, wie soziale oder emotionale Werte“, erklärt Prof. Dr. Kai Marquardsen.
In diesem Zusammenhang kritisierten viele der Interviewten ihre eigenen Väter
unter anderem als „zu bestimmend“, als „abwesend“ und „mit der Arbeit zu
beschäftigt“. Sie nutzen ihre Väter als „negatives Vorbild“ und betonen, dass
sie selbst als Vater bewusst anders handeln würden.
Dennoch sind fast 85 Prozent der Väter wöchentlich 40
Stunden oder mehr erwerbstätig, während fast drei Viertel der anderen
Elternteile nicht oder maximal 30 Stunden in der Woche arbeiten. Trotzdem nimmt
fast jeder zweite Vater an, dass er sich genauso viel um familiäre
Angelegenheiten der Kinderbetreuung kümmert, wie der andere Elternteil.
Lediglich jeder zehnte Vater übernimmt die meisten Aufgaben der Familienarbeit.
Dies sind vor allem Väter, die ihre Erwerbstätigkeit beendet oder deren Umfang
reduziert haben, um mehr Zeit für ihre Familie und die Versorgung der Kinder zu
haben.
Viele Väter, auch das ist eine Erkenntnis der Studie, geben
an, ihren eigenen Vorstellungen guter Vaterschaft nicht gerecht zu werden.
„Hier zeigen sich Parallelen zur Mutter als Allrounderin, die im Job
erfolgreich sein muss und gleichzeitig liebevoll die Kinder und ihre Verwandten
umsorgt“, erklärt Kim Bräuer. „Der Trend geht also weg von der ‚klassischen‘
Rollentrennung hin zu einem ‚Alle-erfüllen-alle-Rollen‘ und dieses möglichst
perfekt. Dabei erleben die Väter nicht nur einen Work-Family-Konflikt. Es
scheint auch darum zu gehen, sich in ihrem Freundeskreis, in Vereinen oder bei
der Versorgung der Eltern einzubringen und ihren Kindern auf diese Weise
soziale Werte vorzuleben,“ so Bräuer.
Väter bloggen nicht über Armut
Im Rahmen ihrer Studie haben die Sozialwissenschaftler*innen
die Instagram-Accounts von sieben sehr populären Väterbloggern und deren Bild
von Vaterschaft analysiert. Hier herrscht das Ideal des zumeist weißen, aktiven
Vaters. Vaterschaft in Armut oder Vatersein mit Migrationserfahrung würden
hingegen kaum thematisiert, erklärt Prof. Marquardsen. „Das lässt sich damit
erklären, dass Armut mit Scham behaftet ist und Väter in Armutslagen sich –
auch virtuell – nicht offenbaren wollen. Väter, deren Leben von einem geringen
Einkommen geprägt ist oder die auf Leistungen vom Staat angewiesen sind, finden
unter Väterbloggern also niemanden in ähnlicher Lebenslage.“ Auch unter
#ichbinarmutsbetroffen fanden die Wissenschaftler*innen nur wenige Berichte von
Vätern in Armutslagen.
Es sei schwierig gewesen, für Interviews Kontakt zu
Betroffenen herzustellen, da diese in besonderer Weise unter dem Druck
gesellschaftlicher Normalitätsvorstellungen stünden, erklärt der Kieler
Sozialwissenschaftler: „Selbstverständlich finden wir auch unter Vätern in
Armutslagen eine Vielfalt im Erleben von Vaterschaft. Aber im Unterschied zu
anderen Vätern ist für sie vor allem die materielle Versorgung der Familie
wichtigeres Thema. In unseren Interviews wurde deutlich, dass für sie
insbesondere Herausforderungen auf materieller Ebene eine Rolle spielen, die
bei Vätern in gesicherten Verhältnissen kein Thema waren “, so Marquardsen. „Insgesamt
besteht bezüglich des Erlebens von Vaterschaft von Vätern in Armut aber weiter
dringender Forschungsbedarf. Nicht zuletzt wissen wir noch zu wenig darüber,
welche kurz- und längerfristigen Einflüsse gesellschaftliche Krisenereignisse
wie Corona oder eine steigende Inflation auf die Praxis gelebter Vaterschaft in
verschiedenen Milieus haben.“
Handlungsempfehlungen für die Praxis
Ziel des Projekts war es auch, Handlungsempfehlungen für
Arbeitgeber*innen, Koordinator*innen von Väternetzwerken und politische
Akteur*innen zu entwickeln, um die Lebenslagen von Vätern sichtbarer zu machen
und ihre Situation und die ihrer Familien nachhaltig zu verbessern.
Väterarbeit, so die Empfehlung der Forschenden, solle sich verstärkt auf deren
alltägliches Handeln beziehen. Es gehe weniger darum, ein neues Bild von
Vaterschaft zu vermitteln, als die Väter stärker in alltägliche Aufgaben
einzubinden, erklärt Bräuer: „Es wäre denkbar, Väter aktiv als Elternsprecher
anzufragen, Väterschwimmkurse anzubieten oder sie aktiv zum Beispiel in
Elternchats anzusprechen.“ Unterstützung wünschen sich die
Wissenschaftler*innen außerdem durch entsprechende familienpolitische Reformen.
„Das würde es vielen Vätern leichter machen, spezielle Angebote der
Arbeitgeber*innen auch tatsächlich anzunehmen.“
Studiendesign
Die VAPRO Studie hatte eine Laufzeit von zweieinhalb Jahren
und wurde von der Stabstelle für Chancengleichheit der TU Braunschweig und dem
Braunschweiger Zentrum für Gender Studies finanziert. Die Forscher*innen
wählten einen Methoden-Mix und werteten 55 qualitative Interviews, eine
Online-Umfrage mit bundesweit 2.200 Teilnehmern und sieben Instagram-Accounts
von Väterbloggern aus.
Das ist die Grundüberzeugung der LAG Väterarbeit und deshalb
setzt sie sich dafür ein, Rahmenbedingungen in Gesellschaft, Betrieben aber
auch Familien so zu gestalten, dass Väter aktive Vaterschaft leben und der Vater
sein können, der sie sein wollen.
Das schließt konkrete Angebote für Väter, politisches
Handeln auf kommunaler und Landesebene ebenso ein wie Öffentlichkeitsarbeit und
Kampagnen in den sozialen Medien. Zu Beginn des neuen Jahres hat die LAGV
deshalb eine Kampagne zum Thema ‚Väter sind wichtig, von Anfang an!‘ gestartet.
Mindestens zweimal pro Woche beleuchten Beiträge auf Facebook und Instagram die
Bedeutung von Vätern und die Rahmenbedingungen von Vaterschaft insbesondere im
Kontext von Erwerbsarbeit.
Im Rahmen dieser Kampagne führt die LAGV auch eine
Kurzumfrage durch, deren Ergebnisse ebenfalls genutzt werden, um Väter in NRW
zu ermutigen, ihre Vorstellungen von Vaterschaft auch zu leben.
Bitte beteiligen Sie sich an der Umfrage und teilen den Link
bzw. den QR Code dazu. Die Beantwortung dauert 2 Minuten.
Ebenfalls laden wir Sie herzlich ein, die Beiträge auf Facebook und Instagram
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