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Dürfen sich Väter mehr Zeit für Familie nehmen?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 18. Juli 2023

Vor einem Monat hat die Veröffentlichung von Umfrageergebnissen der Organisation ‚Plan International‘ großen Wirbel verursacht. Begriffe wie ‚Retraditionalisierung‘ und ‚Rollback in Sachen Geschlechtergerechtigkeit‘ waren noch die harmlosesten, die mit den Antworten der befragten Männer im Alter von 18 bis 35 Jahren in Verbindung gebracht wurden.

Bei den Vorstellungen zur Aufgabenteilung in der Familie sehen 52 Prozent der jungen Männer ihre Rolle darin, im Beruf genug Geld zu verdienen, die Zuständigkeit für die Carearbeit weisen sie ihrer Partnerin zu.
In seiner Stellungnahme hat der Vorstand der LAG Väterarbeit die Frage gestellt, ob diese Rollenerwartung wirklich aus der Welt ist. Das Gerangel um die Familienstartzeit, die als Vaterschaftsfreistellung im Koalitionsvertrag verankert ist, Kürzungen im Bereich des Elterngeldes und ausbleibende Reformen im Familienrecht wecken Zweifel am politischen Willen.

„Wir müssen wieder mehr arbeiten“ wird Michael Hüther, Direktor des arbeitgeberfinanzierten Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), im Spiegel zitiert. Er will dem Fachkräftemangel mit längeren Arbeitszeiten entgegenwirken. Es brauche eine Ausweitung der individuellen Arbeitszeit im Jahr, „nicht den unrealistischen Traum der Viertagewoche“. Bereits im Jahr 2023 würden 4,2 Milliarden Arbeitsstunden fehlen.

An anderer Stelle haben sein und andere Wirtschaftsinstitute vorgerechnet, dass eine Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit von Müttern mit Kindern unter 18 Jahren um eine Stunde einen jährlichen Zugewinn von mehr als 100 Millionen Stunden bewirken würde.

Eine aktuelle Veröffentlichung zeigt auf, wie es um die Nutzung dieser ‚Stellschraube‘ für die Volkswirtschaft und die Möglichkeiten für Väter zur Reduzierung ihrer Erwerbsarbeitszeit im Sinne einer geschlechtergerechten Aufteilung von Care- und Erwerbsarbeit bestellt ist.

Die Erwerbsbeteiligung von Müttern in Deutschland ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten zwar angestiegen. 2022 gingen 73 Prozent aller Mütter mit minderjährigen Kindern in Westdeutschland und 75 Prozent aller Mütter in Ostdeutschland einer bezahlten Tätigkeit nach, die meisten von ihnen jedoch in Teilzeit. Bei der Einstellung zur Müttererwerbstätigkeit zeigen sich nach wie vor erhebliche Unterschiede, wie die neue Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) belegt. Demnach ist die Einstellung gegenüber einer Erwerbstätigkeit von Müttern stark vom Alter des jüngsten Kindes und der Herkunft der Eltern abhängig.

Darüber hinaus wurden auch die Einstellungen zur Erwerbstätigkeit von Vätern erfasst. Die Mehrheit der befragten Männer und Frauen spricht sich hier für eine Vollzeiterwerbstätigkeit aus. Ist das jüngste Kind in der fiktiven Konstellation zwei Jahre alt, findet eine Teilzeiterwerbstätigkeit von Vätern zwar durchaus noch Zustimmung – ab einem Alter von vier Jahren aber nicht mehr. Frauen befürworten zudem eher als die Männer selbst eine Teilzeitbeschäftigung von Vätern.

Diese Erwartungen erfüllen Väter vollumfänglich. Väter von kleinen Kindern mit einer Vollzeitstelle arbeiten durchschnittlich 44 Stunden pro Woche. Und die Ausgangsfrage lässt sich momentan leider nur mit ‚NEIN‘ beantworten.

Quelle

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