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Oma und Opa sind gefragt

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Montag 6. März 2023

Veränderungen in der Enkelbetreuung, das Wohlbefinden von Eltern und das Wohlergehen von Kindern waren die Kernpunkte der von der Stiftung Ravensburger Verlag angestoßenen Studie, deren Ergebnisse im Sommer des vergangenen Jahres präsentiert wurden

Oma und Opa gefragt? war die Ausgangsfrage des zweijährigen Projektes, mit dem sich ein Team aus Familien- und Bildungsforscherinnen am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB Wiesbaden und Berlin) befasst hat.

Für den Zusammenhalt der Generationenuntereinander hat die Frage, inwiefern Oma und Opa gefragt sind, eine wichtige Bedeutung: Die Betreuung der Enkel durch die Großeltern kann zum Zusammenhalt der Enkel- und Großelterngeneration beitragen, aber auch zum Zusammenhalt der Eltern- und Großelterngeneration.

Im ersten Teil der Studie geht es um die Frage, wie sich vor dem Hintergrund familienpolitischer Veränderungen die Betreuung durch Großeltern über die Zeit veränderte. In welchem Zusammenhang stehen Großelternbetreuung und Kita-Betreuung? In einem zweiten Studienschwerpunkt wurde die Frage beantwortet, in welchem Zusammenhang eine Großelternbetreuung und kindliche Entwicklungsmaße sowie elterliche Zufriedenheit stehen.

Als Ergebnis ihrer Untersuchung halten die Forscher*innen fest, dass die Betreuung der Enkel durch Großeltern in Deutschland seit vielen Jahren ein bedeutsamer Bestandteil der Betreuungswirklichkeit von Kindern zwischen null und zehn Jahren ist. Im Detail zeigt sich, dass bei Kindern im Krippenalter die Großeltern sowohl am Vor- als auch Nachmittag eine Bedeutung haben, während es bei älteren Kindern die Nachmittagsbetreuung ist.
Neben der planmäßigen Unterstützung sind Großeltern auch für die Betreuung in Notfällen relevant. Ungefähr 60 Prozent aller Großmütter und 40 Prozent aller Großväter unterstützen im Notfall bei der Betreuung ihrer Enkelkinder.
Zusätzlich betreuen Großeltern im Bedarfsfall. Wird die Großelternabfrage nicht auf eine regelmäßige Betreuung beschränkt, sondern umfasst auch eine Betreuung „nach Bedarf“, gibt rund die Hälfte aller Eltern von unter Dreijährigen und etwa 55 Prozent der Eltern von Kindern zwischen drei und sechs Jahren, die noch die Kita besuchen, an, dass die Großeltern normalerweise eine Kinderbetreuungsfunktion übernehmen.

Wenn Großeltern bei der Kinderbetreuung mitwirken, kann man bei Müttern zwei Effekte beobachten: Sie sind zufriedener mit der Kinderbetreuung und mit ihrer eigenen Freizeit. Ihre Zufriedenheit mit der Kinderbetreuungssituation steigt um 14 Prozent an. Dieser Effekt geht auf Eltern mit Kindern im Kindergartenalter zurück – für diejenigen mit Grundschulkindern ist er nicht festzustellen.

Bei den Vätern sind die Effekte auf die Zufriedenheit im statistischen Sinne nicht so stabil. Die Zufriedenheit der Väter mit der Kinderbetreuungssituation steigt um 21 Prozent, wenn ihre Kinder von den Großeltern betreut werden. Die Kinderbetreuung durch die Großeltern senkt jedoch die Zufriedenheit der Väter mit ihrer Karriere um 7 Prozent.

Die Effekte der Betreuung der Großeltern auf die Kinder entspricht nicht denen, die einer Kita mit einer hohen Qualität zugesprochen werden. Dies wird damit erklärt, dass Kinder in Kitas mit Gleichaltrigen agieren, die Kita einen expliziten Bildungsauftrag hat und dort pädagogische Fachkräfte beschäftigt sind.
„Der Befund, dass wir kaum Effekte im Mittel aller Kinder messen können, zeigt aber auch, dass eine Großelternbetreuung nicht zu einer größeren Entwicklungsauffälligkeit von Kindern oder Ähnlichem beiträgt. Vielmehr kann vermutet werden, dass diese gemeinsame Zeit mit den Großeltern Wirkungen zeigt, die eher mittel- bis langfristiger Natur sind.“

In ihren Schlussfolgerungen für die zukünftige Kinderbetreuungspolitik, beschreibt die Studie auch in den kommenden Jahren einen großen Bedarf, dass Familien auf diese „Betreuungsressourcen“ zurückzugreifen. Für Familien, deren Großeltern nicht mehr leben oder zu weit weg wohnen, müssten diese Ungleichheiten im Zugang und der Verfügbarkeit von intergenerationalen Unterstützungsleistungen durch ehrenamtliche und professionelle „Großelterndienste“ begegnet werden.

Großelternbetreuung ist, so ein weiteres Ergebnis, in den letzten Jahren trotz Kita-Ausbau weitgehend konstant geblieben, sie ist eine wichtige Komponente im Leben von jungen Familien und hilft den Eltern. Eltern, die sie nicht nutzen können, wünschen sich in großem Maß eine stärkere Einbindung von Oma und Opa. Erwerbstätigen Eltern stehen weiterhin vor großen Herausforderungen – selbst wenn die Kita-Betreuung noch weiter ausgebaut wird.

Sie sind vor allem auf eine familienfreundliche Arbeitswelt angewiesen. Eine Arbeitswelt die Möglichkeiten bereit hält, auf Notfälle und ungeplante Bedarfe reagieren zu können. Eine familienbewusste Unternehmenskultur ist von großer Bedeutung und wird in Zukunft noch an Bedeutung zunehmen.

Link zum Download der Studie

Quelle

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