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Archiv für Juni, 2022

Wann kommt die Vaterschaftsfreistellung?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 20. Juni 2022

Offener Brief an Lisa Paus macht Anliegen von Vätern deutlich

Auf Initiative des Bundesforum Männer – Interessenverband für Jungen, Männer & Väter e.V. fordern insgesamt 19 Organisationen aus der gleichstellungsorientierten Männer- und Väterarbeit Bundesfamilienministerin Lisa Paus in einem offenen Brief dazu auf, bei Vereinbarkeitsfragen Väter offensiver in den Blick zu nehmen und eine zweiwöchige Vaterschaftsfreistellung mit Lohnausgleich noch in diesem Jahr einzuführen.

In ihrem Koalitionsvertrag »Mehr Fortschritt wagen« einigten sich SPD, Grüne und FDP im vergangenen Jahr unter anderem darauf, Eltern dabei zu unterstützen, Erwerbs- und Sorgearbeit partnerschaftlicher aufteilen zu können. Ein zentrales Vorhaben in dieser Hinsicht ist die zweiwöchige vergütete Freistellung für Partner:innen nach der Geburt.

Genau eine solche Leistung ist als Vaterschaftsfreistellung (§4 paternity leave) bereits in der EU-Vereinbarkeitsrichtlinie verankert. Die Richtlinie definiert Mindeststandards zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für alle Mitgliedsstaaten der EU. Sie muss bis August 2022 in nationales Recht umgesetzt werden. Die Erwartung aus der Zivilgesellschaft war insofern, dass die vergütete Freistellung nach Geburt als erste große Maßnahme für mehr Partnerschaftlichkeit nun im Sommer kommt.

Jetzt aber verweist die Bundesregierung darauf, die Vaterschaftsfreistellung aufgrund der in Deutschland geltenden umfassenderen Regelungen bei Elterngeld und Elternzeit nicht im Rahmen der Umsetzung der Richtlinie einführen zu müssen. Geplant sei demgegenüber, die im Koalitionsvertrag verabredete „zweiwöchige vergütete Freistellung für die Partnerin oder den Partner nach der Geburt eines Kindes“ in einem eigenen Gesetzgebungsverfahren auf den Weg zu bringen – immerhin angestrebt noch für das Jahr 2022.

Ein hartes Datum zur Einführung dieser wichtigen familien- und gleichstellungspolitischen Leistung ist damit vom Tisch. Auch ist nun politisch erst mal offen, wie diese Leistung konkret ausgestaltet sein wird. Und im Gegensatz zur EU-Vereinbarkeitsrichtlinie, wird Vaterschaft im Wortlaut der Leistung nicht mehr explizit in den Fokus genommen. Dabei wäre aus unserer Sicht gerade dies notwendig, um die gleichstellungspolitische Bedeutung von Vätern hervorzuheben. Viele Väter wollen heute mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und sich partnerschaftlich einbringen. Sie sind ein selbstverständlicher Teil der Familie und von Anfang an wichtig. Daher müssen Väter bei politischen Maßnahmen, die sie betreffen, auch deutlich als Zielgruppe adressiert werden.

Gemeinsam mit allen am offenen Brief Beteiligten fordert die LAG Väterarbeit NRW die Bundesfamilienministerin deshalb auf, den Koalitionsvertag ernst zu nehmen und durch die schnelle Einführung der Vaterschaftsfreistellung eine partnerschaftliche und gleichstellungsorientierte Familienpolitik zu stärken. Dazu sind in dem Offenen Brief Eckpunkte zur Ausgestaltung formuliert.

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Bringing Baby Home – Väter im ersten Jahr nach der Geburt

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 16. Juni 2022

‚Bringing Baby Home‘ lautet der Titel der aktuellen Studie des britischen Fatherhoodinstituts. Dabei wurden empirische Daten über Väter und Vaterschaft im Vereinigten Königreich im ersten Jahr nach der Geburt untersucht. Wer sind die Väter, wie agieren sie, was beeinflusst ihr Handeln, welche Wirkungen auf Kinder und Mütter haben sie und wie gehen die Gesundheitsdienste mit ihnen um.

Was das Fatherhoodinstitut herausgefunden hat, bestätigt eine bedauerliche Tatsache: Die Gesundheits-Systeme sind nicht darauf ausgerichtet, neue Väter anzusprechen und zu unterstützen, obwohl es eindeutige Beweise dafür gibt, dass ein routinierter Umgang mit ihnen in der Perinatalperiode dringend erforderlich ist. Es gibt drei klare Gründe, die für eine bessere Unterstützung sprechen:

  1. Die körperliche und seelische Gesundheit der Väter hat erhebliche Auswirkungen auf die künftige Gesundheit und das Wohlbefinden des Kindes. Zu den negativen Folgen für das Kind, die nachweislich mit den Eigenschaften und Verhaltensweisen der Väter zusammenhängen, gehören ein erhöhtes Risiko für Fettleibigkeit, Atemprobleme und eine beeinträchtigte kognitive Entwicklung.
  2. Mütter wollen und können von einer besseren Einbindung des Vaters profitieren, indem sie bessere Geburtsergebnisse und -erfahrungen, eine bessere Unterstützung bei der Erholung nach der Geburt und bei der Aufnahme und Fortsetzung des Stillens sowie ein größeres Potenzial für eine Aufteilung der Betreuungsaufgaben erhalten
  3. Die Perinatalperiode ist ein „goldener Moment“, um Gesundheitsprobleme und Verhaltensweisen der Väter selbst zu erkennen und anzugehen.

Die Studie sowie eine Zusammenfassung der Ergebnisse finden Sie hier.

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16 Jahre Vaeter.NRW

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 8. Juni 2022

Interview mit Andreas Haase und Alexander Bentheim

Lieber Andreas, du hast gemeinsam mit Alexander Bentheim das Portal vaeter-nrw.de aufgebaut. Kannst du dich noch daran erinnern, wie Ihr an den Auftrag gekommen seid?

Andreas Haase Ja. Es gab einen Fachtag im Jahr 2005 zum Thema Väterarbeit in NRW auf der Basis der Untersuchungen von Martin Verlinden. Diesen hatten wir als männerwege GbR für das Ministerium konzipiert und organisiert. Er war in der Vernetzung der Akteure in der Väterarbeit so erfolgreich, dass das Ministerium danach an diesem Thema weiterarbeiten wollte. In einem Brainstorming-Workshop im Spätsommer 2005 mit uns und Martin Verlinden entstand dann die Idee eines Portals, auf dem alle wichtigen Informationen und Anregungen für Väter und Fachpersonal gebündelt werden sollten.

Alexander Bentheim … neben Martin Verlinden war zeitweilig noch Robert Richter dabei, um Optionen für eine arbeitsteilige Umsetzung zu beraten. Die Freischaltung des Portals fand dann am 12. Mai 2006 in Anwesenheit von Armin Laschet, damals NRW-Familienminister, statt.

Welche Erwartungen hat das Familienministerium mit dem Väter-Portal verknüpft?

AH Das Ministerium wollte damals vor allem (jungen) Väter Hilfestellungen geben, ihre Vaterrolle im Sinne einer zugewandten Erziehung auszuüben. Eine weitere Erwartung war sicherlich, dass durch die Bündelung aller Aktiven im Bereich Väterarbeit in NRW, dieses Thema hoch professionell nach außen getragen werden konnte.

Was waren eure persönlichen Ziele beim Aufbau und der Betreuung der Webseite?

AH Meine Ziele bestanden darin, sowohl für die Väter als auch für das Fachpersonal die bestmöglichsten Informationen bereitzustellen, um einerseits die Väter zu motivieren, ihre Vaterrolle anzunehmen und so auszugestalten, dass es dem Kind, ihnen selber und der Familie zu Gute kommt. Zum anderen sollte das Fachpersonal im Bereich Väterarbeit angeregt werden, durch neue Ideen ihren Arbeitsbereich weiterzuentwickeln und sich selber zu reflektieren.

AB Ich fand es spannend, jahrelange Erfahrungen vieler in der Väterarbeit Engagierter in einem ministeriellen Vorhaben konzentriert bündeln und zugänglich machen zu können – exemplarisch in dieser offiziellen Form erstmals und mit Reichweite auch über NRW hinaus. Mein persönliches Ziel war, die Auftraggeber*innen von der Notwendigkeit einer Ermutigung von Vätern für ihre Belange, und natürlich auch der Sichtbarmachung ihrer verschiedenen Lebenslagen, zu überzeugen. Dass wir neben der Zielgruppe Väter parallel auch Fachkräfte und Multiplikator*innen mit entsprechenden eigenen Inhalten direkt erreichen konnten, fand ich folgerichtig und in der hier mit dem Ministerium gemeinsam geteilten Wahrnehmung sehr angenehm.

Rückblickend betrachtet, hat das Projekt die Wirkungen erzielt, die erreicht werden sollten?

AH Ich kann nur für die Jahre 2006 bis 2009 dazu etwas sagen, da wir das Väterportal nur bis 2009 gepflegt haben. In dieser Zeit entstand aus meiner Sicht eine gute Vernetzung der Väterarbeit in NRW sowie viele Idee in der Väterarbeit, um Väter mit ihren Anliegen zu unterstützen. Zudem konnten wir m.E. viele Väter durch das Väterportal erreichen, um ihnen auf diesem Wege viele Anregungen und wichtige Informationen rund um ihre Vaterschaft zu vermitteln.

AB … aus meiner Sicht wären fundiertere Wirkungsanalysen in den Zielgruppen wünschenswert gewesen, weil »gefühlte» Erkenntnisse oder rein statistische Daten zur Nutzungsfrequenz des Portals allein nicht ausreichen, um die Frage valide beantworten zu können.

Wie müsste eurer Meinung nach heute, im ‚Social-Media‘ Zeitalter, ein Portal aussehen, dass Väter anspricht und begleitet?

AB Es müssten sicher mehr Apps und Tools für Smartphones zum Einsatz kommen, um die zu verbreitenden Informationen schneller, prägnanter, übersichtlicher zur Verfügung stellen. Auch Bildmarken und andere kommunikative Elemente spielen heute eine größere Rolle als vor 16 Jahren. Ich denke, dass Väter einen guten Mix aus praktischer Information und auch unmittelbarer Interaktion schätzen würden.

AH Da kann ich leider nicht viel zu sagen, da ich derzeit die Bedürfnisse der Väter, wie eine Informationsaufbereitung aussehen sollte und ihren Umgang mit ‚Social-Media‘ nicht ausreichend genug kenne.

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‚… gleichermaßen ist es wichtig, Väter in ihrer Rolle zu bestärken‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 2. Juni 2022

… diese Aussage haben die Grünen in ihrer Stellungnahme zu den Forderungen der LAG Väterarbeit anlässlich der Landtagswahl am 15 Mai getroffen.

Auch vor der Wahl im Mai 2017 haben wir den Parteien 7 Fragen zur Väterpolitik gestellt. Seinerzeit haben die Grünen auf die Frage ‚Welche Hindernisse müssen ausgeräumt werden, damit es Männern ermöglicht wird, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu leben?‘ geantwortet „Wir müssen die Denkstruktur in unserer Gesellschaft verändern. Das bedeutet, durch Kampagnenarbeit auch weiterhin die Rollenverteilungen zu thematisieren. Die Wirtschaft muss vor allem Männern ermöglichen, diese Rolle zu übernehmen, ohne dass Nachteile entstehen.“

Aber auch die CDU äußerte sich ähnlich „Wir möchten Unternehmen dazu ermutigen, familiengerechte Arbeitszeitmodelle zu implementieren und Betriebskindegärten einzurichten. Hier hat das Land Nordrhein-Westfalen mit seinen Behörden als öffentlicher Arbeitgeber eine Vorbildfunktion.“

Die 2017 von der LAG Väterarbeit skizzierten Herausforderungen bestehen nach wie vor und wir sind gespannt, wie sich eine Regierungsbeteiligung der Grünen auf die ‚Denkstruktur‘ der Landesregierung auswirken wird.

Politik für Väter in NRW

Ist das Schwerpunktthema der LAG im m Mai und Juni. Im Vorfeld der Landtagswahl hat die LAG Väterarbeit 5 Forderungen aufgestellt und alle im Landtag vertretenen Parteien um eine Stellungnahme gebeten. Die Antworten haben wir auf unserer Webseite dokumentiert und am 11. Mai kommentiert:

„Zumindest bei drei Parteien ist eine verbale Aufgeschlossenheit vorhanden und es bleibt abzuwarten, wer mit wem koalieren wird bzw. kann und was dann auch tatsächlich vereinbart wird.

Die LAG Väterarbeit wird diesen Prozess in jedem Fall kritisch begleiten und wir werden die Parteien an ihre wenn auch vagen ‚Zusagen‘ erinnern.“

Bei dem Werkstattgespräch am 30. Juni werden wir einen ersten Blick darauf werfen, was bei den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und Grünen vereinbart worden ist bzw. was sich an Ergebnissen abzeichnet.

Rückblick

Am 5. Mai berichte Alexander Stathopoulos, Geschäftsführer des Verbands Binationaler Familien in Frankfurt, beim Werkstattgespräch der LAG Väterarbeit von den Erfahrungen des Arbeitskreises Migrationssensible Väterarbeit (MiseV) in Hessen.

Nach seinem Vortrag entspann sich eine interessante Diskussion, deren wichtigste Punkte wir in einem Bericht zusammengefasst haben.

Väter profitieren vom Austausch mit anderen Vätern. In Frankfurt existiert seit 2020 eine Vätergruppe, die sich aus Vätern mit unterschiedlichen Herkünften zusammensetzt. Diese ‚globale‘ Zusammensetzung hat sich als gewinnbringend für alle Beteiligten herausgestellt.

‚Herkunftssprache ist Herzenssprache‘, für den Fall, dass Väter über zu geringe deutsche Sprachkenntnisse verfügen, kann zunächst auch eine sprachhomogene Gruppe angezeigt sein, aber Menschen verstehen sich nicht automatisch gut, nur weil sie eine gemeinsame Sprache sprechen. Die Gemeinsamkeit entsteht in der Regel in beiden Varianten über das Vatersein und das Interesse, sich mit den eigenen Kindern zu befassen. Väter haben in der Regel auch positiv darauf reagiert, wenn sie auf Spielplätzen angesprochen und auf die Vätergruppe hingewiesen worden sind.

Ausblick

Am 19. Juni ist Internationaler Vätertag. Bis zu diesem Sonntag wird auch die vor einem Jahr gestartete Petition zur Einführung einer ‚Vaterschaftsfreistellung‘ laufen. Was, insbesondere nach einem Interview der ehemaligen Familienministerin Anne Spiegel. Nach einem Selbstläufer aussah, erweist sich jetzt doch als schwierig. Im aktuellen Referent*innenentwurf zur Umsetzung der EU- Vereinbarkeitsrichtlinie ist dieses Vorhaben nicht erwähnt.
Bislang sind mehr als 9.000 Unterschriften zusammengekommen. Gemeinsam können wir bis zum Internationalen Vatertag ein deutliches Zeichen setzen. Dafür benötigen wir gerade jetzt Eure und Ihre Unterstützung, zeichnen Sie bitte die Petition.

In den beiden Sommermonaten Juli und August werden wir uns mit dem Thema ‚Väter und Kinder als Opfer häuslicher Gewalt‘ beschäftigen. Am Donnerstag, den 17. August wird Tobias Schiefer in einem Werkstattgespräch über die Erfahrungen in der Düsseldorfer Gewaltschutzwohnung ‚Freiraum‘ berichten

Alle Beiträge und Terminhinweise finden Sie auf der Webseite www.lag-vaeterarbeit.nrw

Termine

14. Juni 2022, Online Member Meeting der LAG Väterarbeit

30. Juni 2022, 16 bis 17:30 Uhr, Online Werkstattgespräch ‚Migrationssensible Väterarbeit‘

Nordrhein-Westfalen hat gewählt und die beiden Gewinner*innen der Wahl, CDU und Grüne haben am vergangenen Wochenende beschlossen, Koalitionsverhandlungen aufzunehmen. In Sondierungsgesprächen haben sich die beiden Parteien auf Eckpunkte geeignet die in einem 12 seitigen Papier zusammengefasst worden sind.

Im Abschnitt ‚ ‚Kinder, Jugend, Familie, Frauen und Vielfalt‘ tauchen die Begriffe Väter und Mütter nicht auf, das Papier konzentriert sich auf „zentrale Aspekte für die Zukunft Nordrhein-Westfalens“, die in den Koalitionsgesprächen ergänzt werden sollen.

In dem Werkstattgespräch am Donnerstag, den 30. Juni werden wir einen ersten Blick auf die Ergebnisse werfen und nachfragen, was die zukünftige Landesregierung unternehmen wird, um eine partnerschaftliche Arbeitsteilung in den Familien auf Landesebene zu stärken und Väter zu ermutigen, mehr Verantwortung in Familie zu übernehmen.

Zu dieser Veranstaltung können Sie sich hier anmelden:

https://www.surveymonkey.de/r/LAGV_20220630

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