Es ist wieder Winter, eine Zeit, sich mit Büchern zu beschäftigen, selber zu lesen oder Kindern oder Erwachsenen vorzulesen. Christian Meyn Schwarze sucht seit 20 Jahren den Vater – und nun auch altersbedingt – den Großvater in der Literatur.
Einige Bücher macht er ‚lebendig‘ und gestaltet in
Büchereien die sogenannte ‚Papa-Zeit‘ – eine Mischung aus einer Lesung und
einem kleinen Erlebnis – einer Aktion oder einer Bastelei. Papas und Opas
erleben zwei intensive Stunden und dann leihen noch Bücher aus und Papa liest
zuhause vor.
Um den richtigen Vorlesestoff für Papas zu finden, verfasst er die Papa-Lese-Liste. Sie enthält lieferbare Titel, in denen ein Vater oder ein Großvater eine wichtige Rolle spielen. Manchmal auch ein anderer Mann, der für die Entwicklung eines Kindes eine bedeutsam ist.
Und damit Väter auch etwas mit ihren Kindern unternehmen,
gibt es auch eine Reihe von ‚Beschäftigungsbüchern‘ für diejenigen, die noch
Anregungen brauchen.
Damit das ganze jetzt ein bisschen bunter wird, hat er diejenigen Titel, die seit Juni 2021 neu dazu gekommen sind, blau eingefärbt. Und druckfrische Titel des Frühjahrs 2022 sind grün markiert.
„Damit
die Corona-Krise nicht zur familiären Krise wird, hilft nur eines:
reden, reden, reden.“ Das hat David Hanisch, Agenturchef, Vater von zwei
Kindern und Teilnehmer der Paneldiskussion als Resümee geäußert.
Bei der Fachtagung am 16. November ist viel geredet worden. Damit die
Teilnehmenden, aber vor allem diejenigen, die nicht dabei sein konnten,
noch einmal in Ruhe nachhören können, was die zahlreichen Väter in dem
Film ‚Corona#Changes#Families‘
die beiden eingeladenen Expert*innen, Jan Braukmann von der Prognos AG
und Anna Buschmeyer vom Deutschen Jugend Institut, geäußert haben,
veröffentlichen wir die verschiedenen Beiträge auf unserem Youtube Kanal.
Weitere Stellungnahmen von Vätern und Müttern finden Sie hier.
Die Eröffnungsrunde
der Fachtagung: Vorstandsmitglieder der LAG Väterarbeit im Gespräch:
Stephan Buttgereit, Jürgen Haas und Hans-Georg Nelles zu den
Herausforderungen und Erfahrungen in der Arbeit der letzten 20 Monate
‚Engagement von Vätern – Entwicklungen, Bedeutung und Rahmenbedingungen‘ Jan Braukmann von der Prognos AG. Vortrag von Jan Braukmann
bei der Fachtagung ‚Lockdown als Chance? – Weichenstellungen für mehr
väterliches Engagement‘ der LAG Väterarbeit in NRW am 16. November 2021
Corona als Brennglas – Herausforderungen und Empfehlungen für Väterliches Engagement. Vortrag von Anna Buschmeyer
bei der Fachtagung ‚Lockdown als Chance? – Weichenstellungen für mehr
väterliches Engagement‘ der LAG Väterarbeit in NRW am 16. November 2021
Corona Changes Families
– … und auf einmal saßen wir zu Hause. Auswirkungen von Corona auf das
Familienleben und die Aufgabenteilung zwischen Vätern und Müttern.
Panelgespräch mit den beiden Keynotegeber:innen Jan Braukmann und
Anna Buschmeyer sowie David Hanisch, Vater von zwei Kindern, der sich
schon vor Corona mit seiner Frau Erwerbs- und Familienarbeit
partnerschaftlich aufgeteilt hat.
Die Highlights der Fachtagung ‚Lockdown als Chance? – Weichenstellungen für mehr väterliches Engagement‘ am 16. November 2021 in 10 Minuten zusammengefasst.
Hans-Georg Nelles vertritt das Väterexpertennetz Deutschland VEND-eV in der LAG und ist auch deren Vorsitzender.
Ergänzen Sie bitte den Satz ‚Vater werden ist …‘
das spannendste Projekt, auf dass Mann sich einlassen kann und bei
dem alle Beteiligten gemeinsam wachsen, auch wenn sie schon oder irgend
wann einmal Erwachsene sind.
Welche Eigenschaften fallen ihnen beim Wort ‚Vater‘ ein?
… vom Wortstamm her bedeutet Vater ‚nähren, hüten, schützen‘. Das ist
quasi die Beschreibung der traditionellen Vaterrolle. Heute wollen
Väter aber mehr sein als Ernährer der Familie. Sie wollen die
Entwicklung ihrer Kinder von Anfang an aktiv begleiten und eine
Hauptrolle in ihrem Leben einnehmen.
Was sollte Mann beim Vater werden unbedingt beachten?
‚Vater werden ist nicht schwer‘ hat Wilhelm Busch vor über 150 Jahren
gedichtet, aber machen sich Viele die Entscheidung fürs ‚Vater werden‘
nicht leicht. Es gibt Einiges zu beachten und ändern tut sich danach
fast Alles. Aber darauf kann Mann sich vorbereiten, alleine, gemeinsam
mit der Partnerin und anderen werdenden Vätern. Es ist wichtig für sich
als Vater und gemeinsam als Eltern positive Vorstellungen und Bilder zu
entwickeln. Also eine Vorstellung davon, wie man Vater sein möchte.
Anschließend können Bedingungen geschaffen und Entscheidungen getroffen
werden, die eine Verwirklichung der (gemeinsamen) Vorstellungen
ermöglichen.
Was würde Ihrer Meinung nach Vätern in Zukunft das Vater sein erleichtern?
… wenn Vätern von Anfang an die Kompetenzen und Bedeutung
zugeschrieben wird, die sie für die Entwicklung ihrer Kinder haben und
ihnen auch die Zeit zugestanden wird, die Vatersein braucht. Es braucht
aber auch passende Rahmenbedingungen in Gesellschaft und Unternehmen
sowie von Seiten der Väter mehr Gelassenheit und Zuversicht.
An welches Erlebnis mit Ihrem Vater erinnern Sie sich am liebsten?
Das sind die Fahrradtouren die er mit uns unternommen hat. Außerdem
habe ich einem Haushalt ohne Auto erfahren, (trotzdem) mobil sein zu
können.
Ihr aktuelles Buch hat die Bestsellerautorin Nicola Schmidt
gemeinsam mit ihrem Partner Klaus Althoff geschrieben und ist mit dem
Untertitel ‚Dein Weg zum Kind‘ versehen. Damit stapeln die beiden tief, erstens
beschreiben sie eine Vielzahl von Wegen und Möglichkeiten zum Vatersein und
zweitens beinhalten diese Pfade auch die gemeinsamen Schritte zum Eltern und
Familie werden, in welcher Konstellation auch immer, aber mit der Aussicht auf
eine gleichberechtigte und partnerschaftliche Aufteilung von bezahlten und
unbezahlten Aufgaben und Arbeiten.
Dass dieser Weg schon lange vor der Geburt anfängt,
schreiben die beiden schon im zweiten Absatz des Vorworts: ‚Wie gut sich alle
Beteiligten … schon vor der Geburt vorstellen können, eine Familie zu sein,
sagt viel darüber aus, wie es später sein wird. Es gilt also, die wichtigen
Informationen rechtzeitig zu haben, die Weichen frühzeitig zu stellen und
‚kluge‘ Entscheidungen zu treffen.
Und dafür liefern Schmidt und Althoff auf den folgenden 235
Seiten eine wahre Fülle an Ideen, Wissen, Anregungen und Erfahrungen in einem
inhaltlich und grafisch sehr ansprechenden Format.
Das Buch behandelt in drei Kapiteln Schwangerschaft, Geburt
und Wochenbett wobei die ersten 9 Monate in sieben Abschnitte aufgeteilt sind.
Der siebte beschäftigt sich unter der Überschrift ‚Cool bleiben‘ mit
Terminüberschreitung und Übertragung. Innerhalb dieser Anordnung gibt es
verschiedene inhaltliche Blöcke, die sich in jedem Abschnitt wiederholen: ‚Das
sollten Väter vorher wissen‘, ‚Wissenschaftscheck‘, ‚Übungen‘ und ‚So sieht es
aus‘. In letzterem beschreiben Klaus und/ oder Nicola ihre Ansichten zu den
zuvor behandelten Themen und geben persönliche Erfahrungen weiter.
Neben diesen großen Blöcken gibt es kleinere Merkposten, die
sich direkt an die werdenden Väter richten bzw. Erfahrungen und Fragen von
Vätern wiedergeben: ‚Was hättest du gern vorher gewusst?‘, ‚You have a new
message‘ sind Impulse aus der Perspektive des ungeborenen Kindes. Eine ‚Not to
do Liste‘ fasst die Empfehlungen der Autor*innen prägnant zusammen sowie ‚Dein
Clan‘. In dieser Rubrik werden Ansprechpartner und Vertrauenspersonen für die
Väter und deren Bedeutung benannt.
Apropos ‚Clan‘, insbesondere Klaus Althoff betont an
verschiedenen Stellen seiner Statements immer wieder die Bedeutung einer
Vätergruppe in der sich Männer über ihre Anliegen, Ängste und Hoffnungen
austauschen können. Vor und auch nach der Geburt: ‚Was aber … ganz wichtig ist,
ist der Austausch mit anderen Vätern. Wir Männer reden oft so wenig – vor allem
wenig miteinander und über die Dinge, die uns schwerfallen und belasten.‘ Er
lädt die Männer deshalb dazu ein ‚Väterbanden‘ zu bilden.
Auch an anderen Stellen greift er auf seine Erfahrungen als
Personalentwickler zurück. Der Weg zum Vatersein ist ein Change Prozess. Beim
Eltern werden geht es, vor allem im Hinblick auf die Fragen, wer macht was, zu
welchem Zeitpunkt und in welchem Umfang auch um einen Teambuildingprozess bei
dem Erfahrungen aus dem Projektmanagement genutzt werden können. Diese Begriffe
werden von beiden Autor*innen situationsbezogen und praxisnah mit Inhalten
gefüllt und im Managementtraining bewährte Methoden wie der Dialogspaziergang
auf den Alltag werdender Eltern übersetzt. Sie betonen immer wieder, wie
wichtig die Entwicklung eine geteilten Vorstellung von dem Leben zu Dritt für
eine gelingende Vater-, Mutter- und Elternschaft ist.
Neben pädagogischen und biologischen Themen werden aber auch
ganz praktische insbesondere für nicht verheiratete Väter bedeutsame Dinge
angesprochen: Es ist wichtig, rechtzeitig über eine Vaterschaftsanerkennung und
gemeinsame Sorge zu sprechen und die erforderlichen Schritte rechtzeitig in die
Wege zu leiten. Das gleiche gilt für Absprachen über Aufteilung der Elternzeit.
Entgegen der lange Zeit von der Familienpolitik propagierten 12 plus 2 Regelung
betonen Schmidt und Althoff die Bedeutung der frühen Elternzeit des Vaters und
treten auch für die ‚Vaterschaftsfreistellung unmittelbar nach der Geburt ein.
Im Kapitel Geburt weisen die beiden zum einen besonders auf
die Bedeutung einer Geburtsvorbereitung für Väter hin, diese senke das Risiko
für operative Geburtseingriffe. Wohl auch, weil Väter in der Lage sind, unter
der Geburt gegebenenfalls ihre Schutzfunktion für die Partnerin wahrzunehmen.
Zum anderen thematisieren sie das Risiko einer postpartalen Depression für
Väter. Die Zahlen aus den angelsächsischen Ländern weisen eine hohe Bandbreite
auf, wohl auch, weil Väter nicht durchgehend auf diese gesundheitliche
Belastung gescannt werden. In den deutschsprachigen Ländern wird dieses
Phänomen erst allmählich wahr- und ernst genommen. Die umfassende Behandlung
des Themas in diesem Band wird dazu sicherlich auch beitragen.
Auch wenn im letzten Abschnitt das Thema Fehlgeburt aus der
Perspektive der Väter, die mit dem Thema in der Regel alleingelassen werden,
thematisiert wird, eine ganz wichtige Botschaft steckt für mich einige Seiten
davor. Es ist die Sache mit der Performanzschere. ‚Es ist nämlich so, dass
viele Väter durchaus über die notwendigen Kompetenzen verfügen, um ihre Kinder
liebevoll zu versorgen. Das Problem ist aber oft, dass sie diese Kompetenzen
nur unzureichend nutzen. … Klafft die Performanzschere erst einmal auseinander,
ist es schwierig, sie wieder zu schließen und die väterlichen Kompetenzen im
Alltag einzusetzen.‘ Auch dass ist ein Appell, von Anfang an aktiv dabei zu
sein und durch gemeinsames Tun väterliche Kompetenzen zu entwickeln und
anzuwenden.
Das Buch von Nicola Schmidt und Klaus Althoff ist für mich
nach dem 2005 ebenfalls im Gräfe und Unzer Verlag erschienen ‚Das Papa
Handbuch‘ von Robert Richter und Eberhard Schäfer ein zweiter Meilenstein, der
den Weg der Väter zu ihren Kindern nicht nur beschreibt, sondern Väter
ermutigt, diesen Weg auch zu gehen und die Rolle im Leben ihrer Kinder zu spielen,
die diese brauchen.