In diesem Jahr haben sich bundesweit so viele berufstätige
Väter für ihren Nachwuchs freigenommen wie noch nie: Wie aktuelle Daten der KKH
Kaufmännische Krankenkasse zeigen, waren es in den ersten sechs Monaten 2021 zu
rund 25 Prozent die Männer, die Kinderkrankentage beanspruchten.
Dass die Papas zunehmend intensiver bei der Erziehung und
Betreuung ihrer Kinder mitmischen, ist auch der Corona-Krise geschuldet. Mehr
als die Hälfte ihrer Kinderkrankentage mussten KKH-versicherte Väter aufgrund
der Pandemie in Anspruch nehmen. Seit Anfang des Jahres ist dies möglich, auch
wenn der Nachwuchs nicht krank ist, aber dennoch zu Hause betreut werden muss.
Dies war in den vergangenen Monaten beispielsweise bei Corona-bedingten Kita-
und Schulschließungen der Fall. Aber auch schon zu Beginn der Krise und in den
Jahren zuvor war der Anteil der berufstätigen Männer, die sich für ihren
kranken Nachwuchs freinahmen, stetig gestiegen. So lag die Quote im ersten
Halbjahr 2020 bereits bei etwas mehr als 22 Prozent. 2019 vor der Pandemie
blieben gut 21 Prozent der Familienväter für ihren Nachwuchs zu Hause, 2009
waren es gerade einmal rund 13 Prozent.
Spitzenreiter sind aktuell die Väter aus Hamburg mit einem Anteil von knapp 33 Prozent. Sie lösen die Papas aus Sachsen ab, die derzeit auf dem zweiten Platz rangieren (30,5 Prozent). Es folgen die Väter aus Niedersachsen mit rund 29 Prozent. Sie waren sonst häufig im Mittelfeld zu finden. Auf dem letzten Platz liegen im ersten Halbjahr 2021 die Väter aus Bayern mit knapp 21 Prozent.
David Juncke hat an dem gerade erschienen Väterreport mitgewirkt. Bei der Fachtagung der LAG Väterarbeit am 16. November wird er zentrale Ergebnisse präsentieren.
Herr Juncke, welche Botschaft verknüpfen Sie mit dem aktuellen Väterreports?
Vielen Vätern ist es heute wichtig, Zeit mit der Familie zu verbringen und die Familien- und Erwerbsarbeit mit der Mutter partnerschaftlich zu teilen. Die Umsetzung dieser Wünsche wird jedoch zum einen durch äußere Rahmenbedingungen, zum anderen durch die Haltung der Väter selbst erschwert. Die Covid-19-Pandemie stellte Familien zusätzlich vor Herausforderungen, eröffnete jedoch gleichzeitig Chancen. Prognos untersuchte im Auftrag des Bundesfamilienministeriums die Wünsche der Väter von heute, deren Umsetzungsmöglichkeiten, Chancen und Hürden. Die neue Veröffentlichung ist ein Update und knüpft an die Väterreports vergangener Jahre an.
Was sind zentrale Ergebnisse des Väterreports Update 2021?
Während der Covid-19-Pandemie kümmerten sich viele Väter um die
Bildung und Betreuung ihrer Kinder. Die Erfahrungen, die Familien,
Politik und Wirtschaft in der Pandemie gemacht haben, können in Zukunft
zu einem Treiber dafür werden, dass mehr Eltern partnerschaftlich
Familie und Beruf vereinbaren können. Der Väterreport von Prognos
untersuchte in diesem Zusammenhang, was sich Väter in Familie und Beruf
wünschen und ob sie diese Wünsche inzwischen häufiger umsetzen. Welche
Rolle spielen dabei Arbeitgeber oder betriebliche Rahmenbedingungen? Und
welche Veränderungen und Chancen brachte die Covid-19-Pandemie mit
sich? Hierzu wertete Prognos aktuelle und repräsentative Befragungen und
amtliche Datensätze aus.
Betrachtet wurden die Väter aus verschiedenen Perspektiven: in ihrer
Rolle in der Familie, im Beruf und in Zusammenhang mit der
Covid-19-Pandemie. Eine Sonderstichprobe untersuchte Väter, die heute
nicht mehr mit ihren Kindern zusammenleben. Diese Gruppe von Vätern war
in der bisherigen wissenschaftlichen Literatur unterrepräsentiert. Die
Ergebnisse zeigen, dass sich auch für diese Väter das Leitbild von
Vaterschaft verändert hat.
Kann die Pandemie auch als Chance für väterliche Engagement betrachtet werden?
Die Ergebnisse zeigen, dass Väter heute ganz andere Rollenbilder,
Erziehungsziele und -prinzipien haben als früher und sie haben auch die
Chance, diese zu verwirklichen. Viele Väter wollen sich mit den Müttern
die Familien- und Erwerbsarbeit partnerschaftlich teilen – auch nach
einer Trennung. Staatliche Leistungen wie Elterngeld und Elternzeit, die
von immer mehr Vätern genutzt werden, unterstützen partnerschaftliche
Vereinbarkeit. Auch die Unternehmen haben erkannt, dass sie ihr Angebot
betrieblicher Personalpolitik auch auf Väter ausrichten müssen, um
Vorteile bei der Mitarbeiterbindung und -gewinnung zu haben.
In der Pandemie kam es zeitweise zu einer unfreiwilligen Reduzierung der
Erwerbstätigkeit von Vätern. Über flexible Arbeitszeitmodelle,
Homeoffice und Arbeitszeitreduzierung konnte ein Teil der Väter erstmals
erproben, wie ein partnerschaftliches Familienmodell im Familienalltag
funktioniert. Auch Unternehmen zeigten sich in den Hochphasen der
Pandemie aufgeschlossen und unterstützen Familien durch eine innovative
Vereinbarkeitspolitik.
Im Amt für Gleichstellung und Antidiskriminierung ist eine
Stelle im Rahmen des städtischen Diversitymanagements mit dem Schwerpunkt
Jungen*- und Männer*arbeit zu besetzen. Diese Stelle wirkt sowohl innerhalb der
Stadtverwaltung als auch in die Stadtgesellschaft hinein.
Ihre Aufgaben u.a.:
Verankerung
einer gendersensiblen Jungen*- und Männer*perspektive als
Querschnittsaufgabe in der kommunalen Gleichstellungsarbeit
Vernetzung
mit Akteur*innen der Jungen*- und Männer*arbeit auf kommunaler und
regionaler Ebene
Förderung
der Vereinbarkeit von Familie, Privatleben und Beruf und Stärkung von
Männern* in ihrer Rolle als Fürsorgende
Beratung
von Beschäftigten und Bürger*innen
Entwicklung
und Umsetzung von Projekten, Veranstaltungen und Schulungen
Mitwirkung
an Stellenbesetzungsverfahren.
Ihr Profil:
abgeschlossenes
Bachelorstudium (Soziale
Arbeit/Sozialpädagogik/Sozialwissenschaften/Gender Studies/Diversity
Studies/Psychologie) oder vergleichbare Qualifikation
berufliche
Erfahrung und fachliche Kompetenz im Bereich der Jungen*- und
Männer*arbeit
Erfahrungen
in der Projekt- und Netzwerkarbeit und in der Arbeit mit
Multiplikator*innen
persönliche
und theoretische Auseinandersetzung mit Gleichstellung, Diversity und
Intersektionalität sowie biografischer Bezug zur Gleichstellungsarbeit
sicheres
Auftreten, analytisches und strategisches Denken sowie hohe
Kommunikationskompetenz und gute schriftliche Ausdrucksfähigkeit
selbstständiges
und strukturiertes Arbeiten, Flexibilität in der Arbeitszeit-gestaltung
sowie hohe Belastbarkeit.
Was Sie sonst noch wissen sollten:
Die Einstellung erfolgt unbefristet im Arbeitsverhältnis zu
den Bedingungen des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst (EG 12 TVöD)
Die Stadtverwaltung Düsseldorf verfolgt offensiv das Ziel
zur beruflichen Gleichstellung von Frauen und Männern. Als moderne
Landeshauptstadt setzen wir auf qualifizierte Bewerber*innen, um gegenwärtig
und in Zukunft einen ausgewogenen Anteil von Frauen und Männern in unserer
Verwaltung sicherzustellen. Wir wollen weibliche und männliche Fachkräfte
gleichermaßen ansprechen und ermutigen sich zu bewerben.
Eine Teilzeitbeschäftigung ist grundsätzlich möglich.
Die Landeshauptstadt Düsseldorf nimmt die berufliche
Integration nach dem SGB IX ernst. Bewerbungen von Schwerbehinderten und
Gleichgestellten werden bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt.
Bewerbungsfrist und Kontakt:
Bitte bewerben Sie sich online bis zum 04.11.2021 über den Button „Jetzt bewerben“. Bei Rückfragen bitten wir um Angabe der Kennziffer 01/02/02/21/01.
Ansprechpartner/in: Silke Bräuer, Telefon (0211) 89-21 225,
Moskauer Straße 27, Zimmer 515.
Schwangerschaft und Geburt sind auch für Väter eine große
Herausforderung. Zur Unterstützung fehlen Vorbilder und eine Gesprächskultur.
Die LAG-Väterarbeit fordert deshalb seit langem eine zweiwöchige
Vaterschaftsfreistellung nach Geburt des Kindes mit Lohnersatz als einen
wichtigen und vor allem auch geeigneten Schritt, aktive Vaterschaft zu fördern.
Um werdende Väter gezielt zu erreichen, beteiligt sich die LAG-Väterarbeit nun auch an der Erzählcafé Aktion „Respekt, Mann. Du wirst Vater!“. Die Aktion will bewirken, dass jeder Mann mit gutem Gefühl Vater werden kann. Deshalb unterstützt die Aktion Väter mit einer kostenlosen Info-Broschüre. Kurz und bündig wird auf den Punkt gebracht, was Männer beim Vaterwerden wissen sollten, auch um selbst gesund zu bleiben.
Im Väter-Erzählcafé können sich Männer mit Männern
austauschen, voneinander lernen und ihre Erlebnisse bei der Geburt verarbeiten.
Jeder kann mitmachen und ein Erzählcafé zu Schwangerschaft und Geburt
veranstalten. Initiiert und betreut wird die Erzählcafé-Aktion durch Dr. med.
Stefanie Schmid-Altringer und Lisa von Reiche. Gefördert wird die Initiative
durch Hebammen für Deutschland e.V.
Die Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit in NRW
veranstaltet am 16. November eine Online Tagung mit der Überschrift ‚Lockdown
als Chance?. Was ist damit gemeint?
Im Rückblick auf das Frühjahr 2020 und den Beginn des Jahres
2021 kommen uns zunächst die Einschränkungen und Schließungen von Schulen und
Kindertagesstätten in den Sinn, die zu großen Mehrbelastungen in Familien
geführt haben. Corona hat dabei wie ein Brennglas gewirkt und an vielen Stellen
deutlich gemacht, was gut läuft und was nicht.
Wir wollen mit dieser Tagung noch einmal die Lupe darauf richten, was ‚gut‘
gelaufen ist, welche Erfahrungen Väter gemacht haben, die sich, zu Beginn
vielleicht unfreiwillig, in Familie engagiert haben und welche Wirkungen diese
Erlebnisse auf ihr Vatersein haben.
Und der Titel der Tagung hat ja noch einen zweiten Teil: ‚Weichenstellungen für
mehr väterliches Engagement‘. Es wird darum gehen, Konsequenzen aus diesen
‚Learnings‘ zu ziehen und zu schauen, wo strukturelle Hindernisse beseitigt
werden können um dieses Engagement auf Dauer sicher zu stellen und mehr Vätern
das zu ermöglichen, was sie wollen, sich gleichermaßen in Familie und Beruf zu
engagieren und in beiden Sphären erfolgreich zu sein
Was erwartet die Teilnehmenden am 16. November konkret?
Am Vormittag wird es zunächst zwei Beiträge geben: David
Juncke von der Prognos AG wird zunächst aktuelle Zahlen und Fakten aus dem
gerade veröffentlichten Väterreport vorstellen, Anne Buschmeyer vom Deutschen
Jugend Institut wird diese ‚Fakten‘ mit Ergebnissen aus qualitativen Interviews
mit Vätern, die sie 2020 und 21 geführt hat, ergänzen. Anschließend diskutieren
die beiden gemeinsam mit einem Elternpaar, das sich schon vor der Pandemie
Erwerbs- und Familienarbeit partnerschaftlich aufgeteilt haben, deren Auswirkungen
auf Väter und Mütter.
Am Nachmittag geht es dann in einer ersten Runde um Ideen und Visionen für die
Gestaltung von entscheidenden Lebenssituationen von Vätern. Als
Impulsgeber:innen haben wir Autor:innen gewonnen, die sich intensiv mit dem
jeweiligen Thema auseinandergesetzt haben.
In einer zweiten Runde geht es dann darum, aus den Ideen konkrete
Weichenstellungen für mehr väterliches Engagement abzuleiten und die Schritte
zu ihrer Verwirklichung zu definieren.
Welche Konsequenzen werden die Ergebnisse der Tagung
haben?
Als Ergebnis der Fachtagung werden wir für die Bereiche: ‚Geburt
& Gesundheit‘, ‚Bildung & Erziehung‘, ‚Recht & Beratung‘, ‚Erwerbs-
& Care Arbeit‘ sowie ‚Gleichberechtigung & Beteiligung‘ konkrete Ansätze
für mehr väterliches Engagement haben. Diese ermöglichen Vätern und Müttern, denjenigen
die sie begleiten und beraten vor allem aber denjenigen, die Rahmenbedingungen
(mit-) gestalten, vermeintliche Sachzwänge und andere Faktoren, die nicht zu
den ‚erwünschten‘ Zielen führen, zu korrigieren und Weichen anders zu stellen.
Wir als Landesarbeitsgemeinschaft sind vor fünf Jahren unter anderem
angetreten, Vätern Wege in die Familie zu erleichtern. Wir werden diese
Ergebnisse für unsere Lobbyarbeit nutzen, im kommenden Jahr sind ja auch
Landtagswahlen in NRW. Darüber hinaus werden wir die konkreten Vorschläge auch
im fachlichen Austausch mit anderen Verbänden und Institutionen zur
Verbesserung der Arbeit mit Vätern nutzen.
Für die Teilnahme an der Tagung
werden keine Kosten erhoben, eine Anmeldung ist hier möglich:
Ein Vater aus ärmlichen Verhältnissen macht sich zu Fuß auf den Weg ins 300 Kilometer entfernte Belgrad, um für das Sorgerecht für seine Kinder zu kämpfen. Mit berstender Ruhe inszeniert Srdan Golubović diesen Roadtrip, in dem Goran Bogdan als schweigsamer, stoischer Held glänzt.
Bei dieser Veranstaltung wird es darum gehen, Lebenssituationen und
-ereignisse, in denen väterliches Engagement beeinflusst wird, zu
identifizieren und diejenigen, die Väter in diesen Phasen begleiten und
beraten mit denen ins Gespräch zu bringen, die gesellschaftliche und
politische Rahmenbedingungen mitgestalten.
Dabei werden die Erfahrungen, die Väter und alle anderen, in der Corona
Pandemie, während der Lockdowns mit Schul- und Kitaschließungen, im
Homeoffice und in der Ausübung systemrelevante Berufe gemacht haben im
Vordergrund stehen und die Chancen der Learnings dieser 18 Monate
ausgewertet.
Ergebnis dieser Tagung sind konkrete Ansätze, die es einerseits Vätern
bzw. denjenigen die sie begleiten und beraten ermöglichen,
Entscheidungsabläufe ‚transparenter‘ zu gestalten und andererseits
denjenigen, die Rahmenbedingungen (mit-) gestalten, erlauben
vermeintliche Sachzwänge und andere Faktoren, die nicht zu den
‚erwünschten‘ Zielen führen, zu korrigieren und Weichen anders zu
stellen.
Programm
Ab 9.00 Uhr Login der Teilnehmenden
9.30 Uhr Eröffnung und Einführung
Videogrußbotschaft Andreas Bothe, Staatssekretär MKFFI
LAG-V Mitglieder im Gespräch: Hans-Georg Nelles, Stephan Buttgereit und
Jürgen Haas zu den Herausforderungen und Erfahrungen in der Arbeit der
letzten 18 Monate.
10.00 Uhr Keynotes
Engagement von Vätern, Entwicklung, Bedeutung und Rahmenbedingungen
David Juncke Prognos AG
Corona als Brennglas – Erfahrungen von Vätern und Chancen/ Ansatzpunkte für Veränderungen mehr väterliches Engagement
Anna Buschmeyer, Deutsches Jugendinstitut München
11:20 Uhr Pause
11:35 Uhr Videoimpuls: Portraits von Paaren und ihren Erfahrungen in unterschiedlichen Familienkonstellationen
… lautet der Titel des #Vaeter Buchs von Benjamin Wockenfuß,
dass an diesem Freitag erscheint. Grafisch ist es ein Hingucker und auf den
zweiten Blick fällt auf, dass es eigentlich mindestens zwei Bücher sind. Am
einen Ende ist ein in sieben Kapitel gegliederter ‚Wissens-Input‘ wie es der
Autor nennt, am anderen Ende ist eine wunderbare ‚Power-Papa & Kreativ-Kid
Geschichte, die von Stefanie Messing bebildert ist. In der Mitte des Buches ein
analoges Planungstool für die ersten 22 Tage #TollerPapa.
Man kann das Buch aber auch einfach umdrehen und dann ergibt
sich eine andere Reihenfolge und eine andere Perspektive. Das gibt den Anspruch
und die Haltung von Ben, so tritt der Autor den Lesern und Leserinnen gegenüber,
ganz gut wieder. Sein Buch soll kein Fachbuch sein und die fachlichen
Erfahrungen die er weitergibt sind seine Erkenntnisse, seine Wahrheit und seine
Gefühle.
Das besondere an dem Buch ist, dass es nicht nur an
verschiedenen Stellen an fachlich fundierte Texte verweist, die per QR-Code
leicht zu erreichen sind, sondern auch in den sozialen Medien über den im Titel
formulierten Hashtag eine Community für #Vaeter eröffnet und diese zum aktiven
Austausch ihrer Erfahrungen einlädt.
Die im Untertitel vorsichtig formulierte These ‚Erziehung
ist (auch) Männersache‘ bildet, versehen mit einem Ausrufezeichen und dem
Zusatz ‚… Echt?‘ ist auch die Überschrift zum Kapitel 1. Der Autor positioniert
sich hier aber eindeutig: ‚Jeder Mann kann Erziehung!‘ „Ein Vater ist mehr als
nur ein Assistent der Mutter. Er hat eigene/ andere Fähigkeiten, die Kinder
dringend brauchen.“
So ist es, aber so einfach ist es leider nicht. Lernen tut
Mensch dass, was er tut und es gibt weder die geborene Mutter noch den
geborenen Vater. Das was einen tollen Papa, einen (hinreichend) guten Vater
ausmacht wird gelernt, indem ich es mache und von anderen abgucke. Das was Mann
macht oder besser lässt hängt vielfach von gesellschaftlichen und eigenen
Erwartungen und gegenseitigen Rollenzuschreibungen ab. Wockenfuß führt noch
weitere Faktoren an, die den Lernprozess und eine gelingende Erziehungsgestaltung
beeinflussen: Aktives Mitfühlen, Verantwortung annehmen und aushalten und trotz
Uneinigkeit ein Elternteam bleiben.
Zu allen drei Punkten bietet er dann praktische Tools an, die
dazu anleiten, sich mit seinen eigenen Positionen und Haltungen
auseinanderzusetzen und diese auch zu visualisieren. Am Ende dieses und jedem
der folgenden 6 Kapitel gibt es ein ‚Fazit to Go‘ einen Einseiter, auf dem die
wichtigsten Aussagen noch einem kurz und grafisch ansprechend zusammengefasst
werden.
Die einzelnen Abschnitte sind jeweils in sich abgeschlossen
und das Buch kann kreuz und quer gelesen und bearbeitet werden. Dazu fordert
der Autor auch explizit auf, es sei ein Arbeitsbuch und das Notieren von
Gedanken und die Verschriftlichung von Routinen erleichtere den Blick auf das
Wesentliche. Dazu bietet Wockenfuß an vielen Stellen neben den im Buch
skizzierten analogen auch digitale Werkzeuge an und stellt deren Vorzüge
heraus. Das macht er auch in Bezug auf die digitalen Medienzugänge für Kinder: „Durch
digitale Medien, wie etwas Spiele-Apps, haben Kinder die Chance, kreative Gestalter:innen
statt lineare Konsument:innen zu sein. Ein großer Schatz!“
Die im Kapitel 4 dargestellte ‚Einfachheit im Vatersein‘ und
dem Plädoyer für Langeweile aus der Kreativität erwächst getreu der Gleichung ‚Weniger
ist Mehr‘ erinnert mich an eine zentrale Aussage aus dem 2015 erschienen Buch ‚Geht
Alles gar nicht Warum wir Kinder, Liebe und Karriere nicht vereinbaren können‘
von Marc Brost und Heinrich Wefing:
„ … Auch früher gab es Erwartungen an Väter …, aber sie
waren klarer und eindeutiger, weil es auch klare und eindeutige Rollen gab. Heute
dagegen gibt es unendlich viele Erwartungen, weil es unendlich viele
Möglichkeiten gibt, … ein guter Vater zu sein, und deswegen scheint es das
Beste zu sein, einfach alle Erwartungen zu erfüllen.“
Benjamin Wockenfuß zeigt einen ‚einfachen‘ Weg auf, mit
diesen Erwartungen und Möglichkeiten umzugehen. Nicht nur zu Hause mit der
Familie, sondern auch im Beruf. Er schlägt hier einen neues Verständnis dafür
vor, wie Arbeitswelt und Vatersein zusammengehen können. „Welche Position in
meinem Selbstbild übernimmt meine Arbeit eigentlich? Wie sinnstiftend ist sie
für mich?“ Die praktischen Vorschläge an dieser Stelle sind meiner Auffassung
nach eher auf Väter mit gut abgesicherten Jobs zugeschnitten. Diejenigen die
zwei oder drei prekäre Jobs zur Absicherung des Lebensunterhalts haben, stellen
sich die Frage „Brauche ich wirklich eine Vollzeitstelle“ wohl nicht.
Eine gute Zusammenfassung formuliert der als Experte in
Kapitel 6 zitierte Organisationsberater Hendrik Epe: [es] … wird deutlich, dass
ich (m)eine Rolle als Vater … darin sehe, Ambiguitätstoleranz vorzuleben. Es
gibt nicht den einen, richtigen Weg in der Erziehung der Kinder, ebenso wenig
wie es die eine, richtige Art und Weise der Gestaltung der Arbeitswelt der
Zukunft gibt.
#TollerPapa liefert jede Menge Anregungen für Väter, diese
ambivalenten Möglichkeiten zu entdecken, eigene Positionen zu bilden und sich gemeinsam
mit den Kindern weiter zu entwickeln und der Papa zu sein, den man selber als
Kind gebraucht hätte. Das Wendebuch zum Preis von 18 € ist eine tolle
Investition sowohl für werdende als auch schon vor langer Zeit gewordene Väter.