Wenn Väter abends arbeiten
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 2. Mai 2018
Abend- und Nachtarbeitsstunden von Vätern und Müttern haben negative Auswirkungen auf das Verhalten und die emotionale Stabilität ihrer Kinder. Die WZB-Forscher Jianghong Li und Till Kaiser haben zusammen mit Matthias Pollmann-Schult von der Universität Magdeburg Daten von 838 Kindern im Alter von sieben bis zehn Jahren ausgewertet. Sie können zeigen, dass Eltern mit familienunfreundlichen Arbeitszeiten zu mehr Strenge und negativem Kommunikationsverhalten wie Schelten oder Schreien neigen. Für Mütter wie Väter gilt: Der Erziehungsstil beeinflusst entscheidend das Wohlbefinden der Kinder.
Das Team um Jianghong Li griff auf Daten der Studie „Familien in Deutschland“ zurück, einer Erweiterung des vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung verantworteten Sozio-oekonomischen Panels (SOEP). In den Jahren 2010 bis 2013 gaben Mütter und Väter Auskunft über die Entwicklung ihrer Kinder und über ihre jeweiligen Erziehungsstile. Die Untersuchung ist die erste, die beide Eltern, ihre Perspektiven und Arbeitszeiten, gleichzeitig in den Blick nimmt.
Weit folgenreicher als Wochenendarbeit sind Abend- und Nachtschichten der Eltern. Von den befragten Vätern arbeiten 23 Prozent regelmäßig nachts und 40 Prozent abends, unter den Müttern tun dies 11 beziehungsweise 28 Prozent. Die Auswirkungen auf die Kinder wurden in vier Bereichen gemessen: Hyperaktivität, emotionale Probleme, auffälliges Verhalten und Probleme mit Gleichaltrigen. Für alle Bereiche wurden negative Folgen der familienunfreundlichen Arbeitsstunden festgestellt, am deutlichsten im Bereich des kindlichen Verhaltens. „Das ist insofern bedeutsam, als Verhaltensstörungen in jungem Alter ein höheres Risiko späterer Straffälligkeit, Drogengefährdung oder schwieriger Bildungs- und Berufsverläufe mit sich bringen“, gibt das Autorenteam zu bedenken.
Wie komplex der Familienalltag ist, zeigt sich an einem interessanten Detail der Untersuchung: Abend- und Nachtarbeitszeiten des einen Elternteils führen auch beim anderen Elternteil zu einer Veränderung des Erziehungsstils. Insbesondere für Männer von Frauen mit familienunfreundlichen Arbeitszeiten lässt sich dieser „Spill-over-Effekt“ zeigen. Gleichzeitig hat der väterliche Erziehungsstil noch deutlichere Konsequenzen für die Entwicklung des Kindes.
Die Ergebnisse der Studie von sind in dem Aufsatz „Evening and night work schedules and children’s social and emotional well-being“ in der Zeitschrift „Community, Work and Family“ veröffentlicht.
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