Ein Plädoyer für die 20-Stunden-Woche
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Freitag 11. Mai 2018
… hat Teresa Buecker auf der diesjährigen Blogfamilia am 5. Mai in Berlin gehalten. Es ist keine neue Erkenntnis, dass die Perspektiven von jüngeren Vätern und Müttern, insbesondere von denen, die marginalisierten Gruppen angehören, im politischen und gesellschaftlichen Diskurs fehlen, denn sobald man für Familienmitglieder sorgt, bleibt weniger Zeit für den Austausch mit anderen.
Darauf haben bereits 1986 Harald Seehausen und Ernest Jouhy in ihrer Schrift ‚Blühende Technik – welkende Seelen‘ hingewiesen, in der sie die Auswirkungen des technisch sozialen Wandels auf die Lebenswelt von Eltern und Kindern hingewiesen haben und eine bezahlte Freistellung von Vätern und Müttern zum Beispiel für die Tätigkeit als Elternbeiräte in Kitas gefordert haben.
Buecker greift die Gedanken von Seehausen und Jouhy auf, dass Menschen als Ausgleich für die ‚tiefgreifende Entwertung, Entfremdung und psychischen Belastungen‘ durch Arbeit ‚neue Formen der Selbstverwirklichung wie des sozialen Netzes von Beziehungen‘ brauchen:
‚Eine meiner politischen Botschaften ist also, dass wenn wir nicht bald damit beginnen, alle weniger zu arbeiten – Menschen ohne Kinder profitieren auch davon, die brennen oft auch ohne Kinder aus und haben wenig Zeit für andere sinnvolle oder schlicht wohltuende Dinge – dann hat es langfristige und schädliche Folgen für unsere Gesellschaft. Es ist nur unter sehr hohen Kosten machbar.
Auf der Strecke bleiben wir selbst als Menschen, und obwohl wir unsere Arbeit gern machen und unsere Kinder (oder pflegebedürftigen Eltern) gute Betreuung haben, leiden wir, uns fehlt die Zeit. Partnerschaften leiden und zerbrechen – ganz oft auch, weil die gesellschaftlichen Strukturen diese Partnerschaften nicht tragen können. Natürlich müssen auch endlich die Rahmenbedingungen für Alleinerziehende, Getrennt-Erziehende und Solo-Eltern besser werden, aber viele Beziehungen hätten nicht zerbrechen müssen, wenn wir endlich die Bedingungen schaffen, in denen die Menschlichkeit und emotionalen und körperlichen Bedürfnisse wieder wichtiger sind, als Produktionskraft zu sein.
Wir müssen arbeiten und von diesem Einkommen gut leben können, ohne dass ständig alles zu viel ist, ohne dass wir gesundheitliche und seelische Grenzen überschreiten. Man kann es nicht schönreden, so, wie viele von uns leben und leben müssen, ist krank. Es macht krank. …‘