Legende oder Realität? Wie das DJI die Väter sieht
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 20. Juli 2016
Gibt es sie wirklich, die aktiven jungen Väter, die eine partnerschaftliche Beziehung führen, ihre Kinder großziehen und nebenbei das Familieneinkommen verdienen? Die aktuelle Ausgabe des Forschungsmagazins „DJI Impulse“ des Deutschen Jugendinstituts untersucht den Wandel der Vaterrolle und die Bedingungen, die ihn fördern oder bremsen können.
In seinem Intro schreibt der Thomas Rauschenbach, Direktor des DJI: „… seit einigen Jahrzehnten wird er immer mal wieder gesucht, der »neue Vater«, der so viele Wünsche erfüllen soll: ein partnerschaftliches Familienmodell leben, im Alltag für die Kinder da sein, die Berufstätigkeit egalitär mit der Mutter der Kinder teilen, die Sorge für ältere Familienmitglieder mit übernehmen und zugleich zum Haushaltseinkommen wesentlich beitragen. Ein wissenschaftlicher Zyniker mit gutem Gedächtnis könnte sagen: »Den neuen Vater suchen sie schon ewig, aber sie finden ihn einfach nicht.« Auch das Deutsche Jugendinstitut (DJI) hat sich an dieser Suche immer mal wieder beteiligt, zum Beispiel mit einer großen Befragung in den späten 1980er-Jahren, die damals in einer Frauenzeitschrift mit dem Titel »Neue Väter – alte Chauvis?« vorgestellt wurde und Aufsehen erregte. Oder vor einem knappen Jahrzehnt bei einem vieldiskutierten Forschungsprojekt über »Wege in die Vaterschaft«. Also alles schon mal dagewesen?“
Diese rhetorische Frage kann ich mit einem klaren JA beantworten. Die Erkenntnisse sind alle schon mal gewonnen worden. Väter suchen seit langem nach Möglichkeiten, Arbeitszeiten zu reduzieren, mehr in Familie präsent zu sein und das Aufwachsen ihrer Kinder aktiv zu begleiten. Dies ist schon bei der Diskussion um die Einführung des Mutterschutzgesetzes 1979 im Bundestag thematisiert worden, immerhin acht Jahre vor der von Rauschenbach erwähnten Befragung für die Zeitschrift Brigitte.
Das Dilemma für die Väter ist, dass sich an den Rahmenbedingungen nur langsam etwas ändert. Trotz Einführung von Elterngeld und „Vätermonaten“ im Jahr 2007, die Politik betont zwar den Erfolg dieser Maßnahmen, aber die Widersprüchlichkeiten innerhalb der Steuer- und Familiengesetzgebung und die nach wie vor wirksamen Zuschreibungen an Väter, die finanzielle Versorgung der Familie sicherzustellen, befördern nach wie vor eine (teil-) traditionelle Lebensführung.
In der aktuellen Ausgabe von DJI Impulse gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Frage nach, wodurch sich Väter heute von früheren Generationen unterscheiden und welche Rolle dabei die Eltern selbst, die Politik oder die Arbeitswelt spielen. Ein Artikel beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Traditionen und Auswirkungen der Väterpolitik in verschiedenen europäischen Staaten und den USA.
Die Beiträge sind allemal besser als es der Titel ist.
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