Elternzeit von Vätern fördert partnerschaftliche Aufgabenteilung
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 14. März 2013
Im Interview mit Annette Prosinger erläutert Volker Baisch in der ‚Welt‘ die Ergebnisse der Trendstudie ‚Moderne Väter‘ und erklärt, warum die Elternzeit von Vätern zu einer partnerschaftlicheren Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit in Familien führen könnte.
… Die Welt: Mehr als ein Viertel der Väter nutzt die Elternzeit. Ist das viel oder wenig?
Baisch: Nur sechs Jahre nach Einführung des Elternzeitgesetzes ist das eine enorme Steigerung: von fünf Prozent im Jahr 2007 auf jetzt knapp 30 Prozent. Vor allem aber hat die Elternzeit eine gesellschaftliche Diskussion ausgelöst, die uns bestimmt 20 Jahre weiter gebracht hat. Heute würde es kein Politiker mehr wagen, sich abfällig über Männer zu äußern, die sich mit ihren Frauen die Betreuung ihrer Kinder teilen. Und auch in den Unternehmen erkennt man allmählich: Der Kollege ist nicht nur Mitarbeiter, der ist ja auch Vater. Das war vorher überhaupt kein Thema.
Die Welt: Trotzdem haben wir immer noch eine der niedrigsten Geburtenquoten in Europa.
Baisch: Die Elternzeit ist ein Instrument, um eine partnerschaftlichere Aufgabenverteilung zu fördern.
Die Welt: Zur Steigerung der Geburtenquoten taugt sie also nicht?
Baisch: Wenn die Politik sich davon mehr versprochen hat, hätte sie die Kinderbetreuung mehr ausbauen oder berufliche Perspektiven und Sicherheiten für die Eltern schaffen müssen, so dass die Leute in den Staat und seine Familienpolitik mehr Vertrauen haben können. Aber für die jungen Familien hat das Elternzeitgesetz viel gebracht. Die Väter heute sind viel mehr in Betreuungsaufgaben eingebunden. So ist es heute nicht mehr ungewöhnlich, dass Väter die Eingewöhnung des Kindes in die Kita übernehmen.
Die Welt: Aber drei Viertel der Väter, die Elternzeit nahmen, blieben nur zwei Monate zu Hause. Und jeder Dritte Vater dachte gar, dass ihm mehr Zeit nicht zusteht.
Baisch: Ja, dieses Ergebnis unserer Studie hat mich auch erstaunt, man hätte mittlerweile doch erwartet, dass sich das besser rumgesprochen hat.
Die Welt: Vielleicht ist das nur eine Ausrede?
Baisch: Das glaube ich nicht. Viele Väter haben uns gesagt, dass sie nach den zwei Monaten gern noch länger daheim geblieben wären. Dass sie es dann nicht getan haben, hat unterschiedliche Gründe wie etwa die finanzielle Situation oder das Unverständnis der Arbeitgeber. Aber auch die Frauen spielen dabei eine Rolle. So sagen zwei Drittel aller Frauen: „Ich möchte die zwölf Monate.“ Was völlig verständlich ist aufgrund des Stillens, der Körper muss sich erholen, das ist ja eine enorme Umstellung. Andererseits möchte die Frau zumeist auch eine egalitäre Partnerschaft. …“
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