Väter in Elternzeit bei Roche Pharma
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 12. November 2012
Das Unternehmen auf ihrem Karriereportal Väter in Elternzeit porträtieren, ist leider noch eine Ausnahme. Das Unternehmen Roche aus Mannheim gehört dazu und der Fachinformatiker Marcus gibt Auskunft über seine Erfahrungen als Vater in Elternzeit:
‚… Warum haben Sie sich dafür entschieden, Elternzeit zu nehmen?
Ich kannte das Thema Elternzeit bereits aus den Medien. Als klar war, dass wir Nachwuchs erwarten, habe ich mich dann genauer informiert. Dass ich mich letztendlich für die Elternzeit entschieden habe, hat auch mit Gesprächen mit meinem Vater und anderen aus dieser Generation zu tun. Sie haben mir erzählt, wie sehr sie im Nachhinein bedauern, zu wenig Zeit mit ihren Kindern verbracht zu haben. Ich möchte an der Erziehung und Bildung meines Kindes Anteil haben – deswegen habe ich Elternzeit genommen.
Wie lange waren Sie daheim?
Ich war drei Monate in Elternzeit – der Großteil der Väter, die Elternzeit nehmen, sind meist zwei Monate daheim. Dabei darf man den finanziellen Aspekt nicht unterschätzen. Wenn man in Elternzeit ist, bekommt man 67 Prozent seines Netto-Gehalts, allerdings maximal 1.800 Euro. Meine Frau war 12 Monate in Elternzeit, einen davon konnten wir gemeinsam daheim verbringen. Ich habe also zwei Monate größtenteils allein für meine Tochter gesorgt.
Wie war das?
Am Anfang zugegebenermaßen sehr schwierig. Es war sehr gut, dass ich einen Monat Zeit hatte, mich einzugewöhnen. Daheim für ein Kind zu sorgen ist genauso stressig und belastend wie der Arbeitsalltag im Büro. Ich behaupte, jeder bekommt das hin, man sollte keine Angst davor haben. Und man wird viel schneller „entlohnt“, das eigene Kind gibt einem so viel zurück. Mir fällt keine Situation während meiner Elternzeit ein, in der ich den Geschäftsalltag vorgezogen hätte.
Was haben Sie mit Ihrer Tochter unternommen?
Wir waren so oft es ging draußen – das hat mir auch gesundheitlich sehr gut getan. Wir sind spazieren und schwimmen gegangen, das liebt meine Tochter. Und immer, wenn es die Zeit zugelassen hat, haben wir die Großeltern besucht, die etwas weiter entfernt wohnen. Außerdem hatte ich viel Kontakt zu anderen Eltern und habe neue Freundschaften geschlossen.
Wie haben Ihr Chef und die Kollegen reagiert?
Mein Chef hat selbst zwei Kinder, er ist ein Familien-Mensch und hat meine Entscheidung begrüßt. Und da wir neben dem Support hauptsächlich Projektarbeit machen, konnte er mein Fehlen auch sehr gut einplanen. Unter den Kollegen gab es schon ein wenig Neid, vor allem bei den jungen, die selbst noch keine Kinder haben. Sie denken dann, dass man so eine Art zusätzlichen Urlaub nimmt. Und die Kollegen mit älteren Kindern bedauern, dass es die Möglichkeit, Elternzeit zu nehmen, nicht schon früher gab.
Anscheinend hat Ihnen die Elternzeit so gut gefallen, dass Sie nun wieder daheim sind?
Ja, seit dem 1. Juni bin ich wieder in Elternzeit. Damit habe ich meine Frau unterstützt, da sie gern wieder Vollzeit arbeiten wollte. Ich arbeite zehn Monate lang in Teilzeit, während meine Tochter in der Kita ist. Die restliche Zeit betreue ich sie. Ich bin sogar international unterwegs. Das funktioniert meistens ganz gut, weil sich meine Projekte zeitlich sehr gut planen lassen.
Haben Sie Sorge, dass die Elternzeit einen „Karriereknick“ nach sich ziehen könnte?
Ich muss zugeben, dass ich mir diese Frage schon oft gestellt habe. Inzwischen denke ich mir: Wenn es Auswirkungen haben sollte, dann muss ich diese nun mal auf mich nehmen. Für mich ist auch Kindererziehung eine Art Karriere beziehungsweise Entwicklung, weil das gar nicht so einfach ist. Und die Erlebnisse mit meiner Tochter kann mir keiner mehr nehmen. …
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