Fachtagung zur paritätischen Doppelresidenz
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Freitag 5. Oktober 2012
Am 20. September veranstaltete der Väteraufbruch in Köln (VafK) beim Landschaftsverband Rheinland eine Fachtagung zum ‚Wechselmodell‘, bei der Prof. Dr. Hildegund Sünderhauf einen Überblick über den Stand der internationalen Forschung zum Aufwachsen von Kindern in elterlicher Doppelresidenz, sowohl im Hinblick auf die Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung, wie im Hinblick auf die positiven Perspektiven und Möglichkeiten, die sich aus einem Modell gelebter elterlicher Parität auch für die Mütter und Väter selbst ergeben, gab.
Im heutigen gesellschaftlichen Geschlechterrollendiskurs steht die Auflösung tradierter Rollenstereotypen ganz oben an. Gesellschaftliches Leitbild ist heute die gleichgestellte Teilhabe von Frauen und Männern an Beruf, Familienleben, Hausarbeit und gesellschaftlicher Verantwortungsübernahme. Durch die gesellschaftlichen Leitmilieus wird in einem breiten Konsens um die verstärkte und vermehrte Teilhabe von Männern am Familienleben, der Kindererziehung, der Hausarbeit und um eine Umverteilung der Aufgabenverteilung zwischen Beruf und Familie geworben und diese gefordert.
Gerade die Funktionsträger der sozialen, beratenden, verwaltenden und juristischen Berufe reagieren in der Trennungssituation und bei der Gestaltung von familiären Nachtrennungsverhältnissen oft geradezu reflexhaft im Sinne vergangener und tradierter Rollenklischees und Familienbilder, die zum geführten Geschlechtsrollendiskurs und zur gesellschaftlichen Wirklichkeit der heute gelebten Lebens- und Familienmodelle gar nicht passen.
Ein zweites mächtiges Stereotyp ist daneben wirksam: die Zuordnung des Kindes zu nur einem betreuenden Elternteil, bei weitgehendem Ausschluss des anderen Elternteils von alltäglicher Betreuung und Alltagsleben mit dem Kind.
Die moderne Sozialisationsforschung belegt jedoch die gleichrangige Bedeutung der Beziehung des Kindes zu Mutter und Vater für seine gesunde Entwicklung und die Wichtigkeit des durch die Dreiecksbeziehung zwischen Mutter-Vater-und Kind sich vollziehenden Triangulierungsprozesses.
Nach systemischem Verständnis endet Familie nicht mit Trennung und Scheidung. Die Trennungsfamilie bleibt weiter Familie. Es gehört heute zu den gesicherten Erkenntnissen über Trennungskinder, dass sie dem Erhalt des Familiensystems herausragende Bedeutung beimessen. Familie hört mit dem Trennungsprozess nicht auf, sondern geht von einer Form in eine andere über.
Freitag 5. Oktober 2012 um 21:40
Herr Nelles, dass ist ein so toller Text!
Ich möchte Sie wissen lassen, dass insbesondere das „systemische Verständnis“ von Familie, also dass „Trennungsfamilie weiter Familie bleibt“, vom geltenden Kindschaftsrecht in der BRD nicht einfach ignoriert wird, sondern massiv bekämpft wird.
Der sogenannte „Verband (sogenannter) alleinerziehender Mütter …“ agitiert seit Jahrzehnten steuerfinanziert genau hiergegen an. Dieser Verband übt und formt strukturelle Gewalt gegen Trennungskinder und der Väter aus durch Definitionshoheit im sozialen Diskurs.
Er etabliert Begriffe wie „Ein-Eltern-Familie“, „familienferner Elternteil“, „Alleinerziehen ist ein Erfolgsmodell“ usw.. Er behauptet, dass es für Trennungskinder das Beste sei, wenn diese möglichst wenig Kontakt zum Umgangselternteil hätten (einmal die Woche? bei einem Säugling? Das soll großzügig sein?). Er betreibt massiv Lobby-Arbeit gegen Grund- und Menschenrechte von Vätern (Ein Mann muß einen Antrag stellen, um sein leibliches Kind erziehen zu dürfen? um den Lehrer fragen zu dürfen, wie es sich in der Schule macht?).
Danke für ihre tolle Arbeit, danke, dass sie den VAFK in ein positives Licht rücken. Sicher wissen Sie, dass Radikalmisandristinnen wie „Emma“, Edith Schwab, Katja Dörner, Thomas Gesterkamp, diese Väter (und einige Mütter) am liebsten in die extrem Rechte Ecke stellen würden, um sie damit mundtot zu machen. Eine Handreichung zum fairen Geschlechterdialog sieht anders aus, als das Verhalten der im vorhergehenden Satz genannten.